01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920903016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-03
- Monat1892-09
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Tabellarischer und Zisssujatz uach hohereui Tarif. »o»o»— tsytra-Brikaqen (gesalzt), uur mit de» Morgen-Ausgabe, ob ne Posrdeförderuag -» 00.—, mit Postbesorderuug ^ 70.—. Ännahmkschluß für Inserate; Abead-Au-gabe: Bormitlag» 10 Uhr. Margev-Äu»gade: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag» srüh '/,9 Uhr. Bei den giltaleu und Aniiadmeslellen i» «1» Halde Stund« srührr. Inserat« stad sie!« an dt« Grtz»hitl<t» zu richten. Druck oud Verlag von E. Polz la Leipzig. 45V » Sonnabend dm 3. Scptcinder 1892. 86. Jahrgang- Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpcdition ist morgen Sonntag, den 4. September, Vormittags nur bis V-9 Uhr gcvfsuet. LxpeiUtlnn <1k81.eip/lxer ^»Lkedlatte^. Amtliche Bekanntmachungen. Lkkauntmachuu-. Der osficitll« Anjang der dteljützrigeu Vi,chaelt»««tte fällt auf deo SS. G«pte«ße« und «« «adigt di«f«lb« mit dem IN Oct»ber. Wädreud dies»« 3 Wochen können all« iu- und anSlnutzischc» Handeltleute, Fabrikanten uud ihctverbtrelbend« ihre Waarea hier öjsentlich feiibietea. Doch kann »er Graßhantzel in »er bisher übltchrn Weise berrit« in »er zum «»spucke» bestimmten varwachr, vom 19. Lrpkcmber an, betrieben werden. Dn» AtiSpackrn der Waarea ist den Inhabern der Meßlocal« in den Hörnern ebenso wie den in Buden und aus Ständen seil, kältenden Verkäufer» kn der Woche vor der Välicherwoche gestattet. Zum Einpacken ist da» Ossenhalten der Meßlocal» t» »rn Häusern auch tu der Woche nach der Zahiwoch« «rlaubt. J«d« srithere Eröffnung, sowie jede« längere Offenhalteu eine» solche» verkaufslocal««, ebenso da« vorzeitige AuStzacken an den Stäudeu und au den Bude» wird, außer brr sofortigen DchlteNuna jede«««!, selbst b«t »er ersten Zuwiderhandlung mit «tu« Veldstrase bi« zu 75 ^ oder entsprechender Haft archndtt «erde». «-«wärtige» Svediieureu ist von Mbtpllomtttcht» LSsung de« Waareoverschluffe« an bi« Sa»« d« Loch« »ach d«r Zahlwvch« da« VpAiitioutgefchüft hi«r gestattet. Leipzig, d«R 21. Juli 1892. Der Math »er Stad» Leipzig. ve. Trönditn. «orche. Lekanutmachung. Die Metzblrse skr »1, Le»rrt«»ustrie tu nächster Mtchaeli«- messe wird Dt«n«tag, »eu 20. September b«. A» Nachmittag« »on 2—4 Uhr im Saale d«r „dienen Bors«" hier abgehaitra werdea. Leipzig de, 21. J»N 1892. Ser »ath »er Stadt Letpztg. De. Tröadlt». Morche. Lekanutmachung. Die vcwerbekammer ,n Leipzig bat beschloffen, zur theilweiseu Deckung ihr«« Lerwaltuna-aufwande- für da« laufende Jahr aus je»« Mark d«« für da« Einkommen in Spalte <i de» Einkommensteuer-Kataster« (Einkommen an« Handel und Gewerbe) »ntfallendea Eteuerbetraat „ eine» Anschlag »oa » Pfennige» erheben zu lassen. Dieser Zuschlag, welcher mit dem auf de» SO. September d. I. fallenden Hebeterinine der staatlichen Einkommensteuer erhoben iverdeu soll, ist von den zur Gewerbekammer wahlberechtigteu Gewerk- treibenden de» Sammerbezirk« (Leipzig, Markranstädt, Taucha. Zwenkau und di« zur königl. Amtshauplmannschast Leipzig gehörenden Landgemeinden), deren bezügliche« Einkommen «X) ^4 überstetgt, zu eatrichlen. Leipzig, den 20. August 1«SS. Ste Semerbekammer. D. A. Oehler, Vors. Herzog, Secr. Lekanutmachung. Di« Entschädigung kür die vom 1V./L0. Juni bl« mit 2. Ju dieses Jahre» >:, N«u«I»1tn in der Ehauffee vemeinde-, Grenz». Kohlgarten-, tiuchengarten-, Krai Prinz-, Leipziger, Marschal-, «alhhauo-, Seite»-. Lei» felder und Schul strafft etnquartlrt gewesenen Truppen vo «öntgliche» 19. Insanterte-Acaimrnt Nr. 134 lau» in d, nächsten 14 Tagen bet unserem Ouanteramt, Naschmarkt Nr. im Erdgeschoß link», Zimmer Sir. 30 («Ue« Polizeigebaude) erhob, werden. Ter da« Ouorkterbillet Vorweisrnd« giU al« zur Empsangnahn berechtigt. Leipzig, am 29. August 1892. . Ser »ath »er Stadt Leipzig, ack X/A. 13298. I>c. Georgt. Lamprrcht Bekanntmachung. DI« Entschädigung für die vom 2 bi« mit 15 Juli und vom 13. bis mit 28. Juli d.J. in Leipzig-Reudnitz in der Augustr»-, Borvitz-, vhaufser-, Fel».. Heinrich., Kohlgarten-, Lontsen- und Wurzrner Strafze, iowte am Tau-chenwege emquarllrt ge- wesenen Truvpen vom »öniglich 19. Jusantkrte - Regiment« Nr. 1t4 kann in den nächsten 14 lagen bei unserm Onartieramt, Naschmarkt Nr. 2 im Lrdgeschoh Unk», Zimmer Nr. 30 (Alle» Politrigebäudt) erhoben ivcrbea. Der das Ouariterbtllet Vorwriseud« gilt «l« zur Emvsangnahme berechtig«. Leipzig, -m 29. August 1392. Ser Rath »er Stadt Letpztg. »ä X./tl. 1S299. vr. Georgt. Lamprecht. Sekaunlmachung. Dt« Gntkchiidtguna für die vom 2. dt» mit 1L. Jnlt und vom 1k. »i» mit 2k. Juli p. I. tu Leipzig-NriiSntt» in der Auaustru-, Shanffee-, -eldstratze, am Gerichtoweg. in der Heinrich-, Lontseuftraste und am Tänbchenwrg einquortirt amwsenea Truppe» vom lilnigltch 8. Infanterie-Regiment der. 197 kann in de» nächste« 14 Togen bei unserem Luarlier- ainte, Naschmark» Nr. 2, tm Erdgeschoß link», Zimmer Nr. 30 (altes Polizeiaedäud«) «hoben werden. Der da» Qaartirrbillrl Vor»eisend« gilt al« z»r Empfangnahme berechttat. Äpzig. «n 2». «»gast 1S9». -"L'S.W-SL^. Scluinatmachinlg. Nachdem durch Verordnung des riönlglichen Ministerium» des Innern vom 31. August diese» Jahres die Abhaltung von Jadr- u»d Viehmarkten verboten worden ist, inacben wir hierdurch bekannt, das; der Noß- und Viediuarkt, welcher Tonnerrlag, den 8. September dieses Jahres in L-volkmarSdorf abgehaltcn werden sollle. nicht slatlfindet. Leipzig, am 1. September 1392. Ter V ath »er Siaöt Leipzig. IX. 15943. vr. Äeorgi. Stahl. Bekanntmachung. Die Lieferung des Schreib-, Pack- und Copir-Paviers, der Akten deckel uud der Briefumschläge für den Bestrk der Ober-Postdirection Leipzig soll vom 1. Januar 1893 ab gelheilt oder ungelheilt neu vergeben werden. Der jährlich« Bedarf beläuft sich auf etwa 425 Ries Kanzlei- Papier, 300 Ries Eonceptpapier, 1400 Ries Pmkvavier, 100 Ries Kopierpapier, 10 Nie» Actendcckcipapier und 600 000 Stück Brief umschläge. Die Bedingungen können in der Kanzlet der Kaiserlichen Ober» Pojldirecllon eiugeseden oder von dieser gegen Einsendung einer Schreibgebühr von 60 ^ bezogen werde». Die Angebot» sind nanlirt in viriiegeltem Umschlag« mit der Aufschrift „Angebot aus Lieferung vou Papier rc." bis zum 5. October 1892, vormittags 11 Uhr, an die Ober. Pondireciion in Leipzig einzusenden, wo zur angegebenen Stunde die Eröffnung der eingegailgenen Angebot« in Gegenwart der etwa erschienenen Bieter stat:ii»den wird. Leipzig, den 29. August 1392. Ter Kaiserliche Lber-Postdireet«». Walter. Mitische Lagesschau. * Leipzig, 2. September. Die .Nordd. Allg. Zig.' veröffentlicht eine Betrachtung über.den russischen Roggen und den deutschen Markt, die, wenn sie osficiosrn Ursprung» sein sollte, die erfreuliche (Aewitzheit böte, daß die Rrich-regierun^ in handel-politisch,,, Dingen Rußland gegenüber eine» der Sach lage entsprechenden Standpunn «oiummt. DaS Blatt th.lt dar, daß Rußland, der traditionelle Roggenlirserant Deutsch land», für den man ibn auch bei u»S anrusehen gewöhnt ist, gar nicht ist. Erst seit verhältnißmäßig kurzer Zeit bat die russische Rvggenerzengung ein großes, säst an da- Monopol streifende« Uedergewicht auf dem deutschen Markt erlangt. DaS Rogzenauösuhroorbot hat Deutschland veranlaß!, wieder seine früheren Bezugsquellen auszusuchen und dabei Hai sich herau-gesteUl, daß Deulschland de- russische» Roggens so gut wie gar oicktt bedarf. Vou den rund 4l4 voll t, die Deutschland im ersteu Halbjahr 1302 cingefübrt hat. waren nur 83 000 russische Waare. Die überwiegende Menge kam auS Amcrika, der Türkei (68 OOY t), Frankreich, Oesterreich, Bulgarien u. s. w. Die .Nordd. Allg. Ztg." bemerkt dazu mit Recht, daß Amerika, die Balkanstaaten und Kleinasien nach Bollendung der dort im Bau begriffenen Verkehrswege ihre Leistungs fähigkeit noch bedeutend steigern werten. DaS verflossene Jahr mit seiner schlechten einheimischen Ernlr, der eine nahezu ebenso schlechte vorangegauzen war, hat gezeigt, daß wir rn Bezug auf unsere Ernährung Rußland unter abnorm ungünstigen Verhältnissen entbehren können, geschweige renn unter normale». Die Thalsachc ist dazu angcthan, daS russische Interesse an einem Abkommen mit Deutschland in demselben Grate zu steigern, in dem sie Deutschland in seiner nicht ablehnenden, aber reservirlen handelSpolilischen Haltung dem östlichen Nachbarn gegenüber zu bestärken geeignet ist. Jo der großen Hantwerkerteballe, welche anläßlich einer Interpellation des EcnlrumS in der letzten RcichSlagSscssion statigesunden, stellte, wie mau sich erinnern wird, der LiaalS- secrelair von Boetlichcr, indem er unerfüllbare Forderungen, wie den JnnungSzwang und den obligatorischen Befähigungs nachweis, entschieden ablehnle, eine Reibe positiver Maß nahmen zur Hebung des Handwerkerstandes in Aus sicht. Dieselben sollten ibeilS im einzelstaatlichen Verwaltungs wege, »Heils durch die ReichSgcsetzgebuug zurAnSsührung kommen. Aus dem Verwaltungswege sollten ». A. die bercchliglcn Klagen über die Eonsumvercine, die Gcfangciienarbeit und daS S»b- imssroirSwtsen abgestellt werde». Die Reichügcsctzgebunz sollte mit Vorlage» über die Abzahlungsgeschäfte uno über den Hausirhaubel, mit der Ausvebnuiig der Unsallversichcrung auf da» Handwerk und einer weiteren Ausgestaltung der Be stimmungen der Gewerbeordnung im Jnleresse einer Besse rung de» LehrlingSwesenS beschäftigt werden. Auch eine gesetzliche Vertretung des HandwerlerstandeS (Handwerlcr- lammcrn) wurde für Preußen in Aussicht gestellt. Wie die ,N. L. E " hört, sind auf allen diese» Gebieten die Vor arbeiten seitdem in rüstigem Fortschrerten begriffen, und cS ist mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß einige rer hier in Aussicht gestellten Maßnahmen bereit- in allernächster Zeit zur Au-sübr»»g gelangen. So sollen die Gesetzentwürfe über die Abzahlungsgeschäfte und den Hausirhandel uabczn voll endet sein. Tic in Aussicht gestellten gesetzgeberischen und administrativen Maßregeln, welche berechtigten Wünsche» und wohlverstandenen Interessen des Handwerks enlgcgeii'oinmeii. werden die Zustimmung Aller sinken, denen die Erhaltung eiue« kräftigen und leistungsfähigen Handwerkerstandes am Herzen liegt. In den französischen Regierungskreisen steht man den Vorgängen in der Industriestadt Earmeaux ziemlich ratb« und hilflos gegenüber. Bckanllich ist die Ge- meindeverwalmng jener Statt seit den jüngsten Eomiminat. wählen in di« Hände der rcvolulionairc» Arbeiterpartei ge fallen, die nun keine Gelegenheit vorübergcben läßt, ibr Mulhchen au den verhassten Bourgeoi» zu kühle» und alle Autorität mit Füße» tritt. Natürlich bat die social- revolntionaire Gemeindcralt smebrbeit einen der Ihren, den .Genossen- Ealignac, zum Bürgermeister erwählt, und dieser benutzt oder richtiger mißbraucht seine neue Würde zur Jnscenirung ein.« systematischen «gilalion-feldzuge« gegen alle«, wa» dem Stande der Arbeitgeber an- gekört. Selber bisher in den Gruben von Earmeaup arbeitend, hängt» der neugebackene Bürgermeister al«b»lv seine alte BernfStbätigkeit an den Nagel, um dem seiner Leitung rorjaUenen Gemeinwesen zu zeige», was die Männer der schwieligen Faust an maßgebender -stelle leisten können, beanspruchte aber mit der den .Genossen- eigenen Logik, daß die GlUbengeseUichast ibn nach wie vor bedielte und nament lich auch bezahlte, als wen» er regclmäuig zur Arbeit käme. Tie Gesellschaft tbar, was jeder reelle 2lrbeitgcber an ihrer Statt gclhan haben würde, sie lohnte den Mann einfach ab, entfesselte abcrtadurcheinenSturm der Entrüstung gegen sich,der geradezu anarchische Zustände in Earmeanz im Gefolge balle, da der Pöbel sich gcberdele, als wenn er schon im Vollbesitz der unumschräuflen Herrschaft über Leben und Eigenlhnm der besitzenden Elasseu wäre und seinem wüsten Treiben uni so weniger Zwang anthat, als er lvußle, daß die in den Händen ibreS Genossen, des Bürgermeisters, ruhende Polizeigeivalt sich nicht gegen das .souverauic Volk" kehren würde. Der Grubenoerwaltung aber wurde die Entlassung eines unregel mäßigen Arbeiter- zu einem Eapstalverbrechen gegen die Majestät dcS allgemeinen SlimmrcchtS ausgclcgt, und wenn daS Allerärgsle bisher nech vermieden blieb, so ist daS nur der Erwägung z-.iznschreiben, daß der Arbeitcrstaat zur Zeit noch vor den Touren von Carmeaur seine Grenze findet, und daß jenseil» auch noch Leute, ja sogar Behörden wohnen, die ebciifallö ein Wörtchen mitzurcdcn und als lctzte- Hilssmitlel Soldaten und Kanonen zur Verfügung haben. Wer weiß aber, wie lange diese Erwägung de» Pöbel von Earmcanp »och im Zaume hält, wen» die Slaatsautorität daS Schauspiel der augenscheinlichsten Zaghaftigkeit und Hilf losigkeit tarbielet: Tic Arbeitgeber stehen aus ihrem guten Recht, von dem sie keinen Zoll breit opfern werten; cS ist nicht mcbr wie Pflicht und Schuldigkeit der Negierung, a»ch einer republikanischen, ruhige Staatsbürger in Ausübung ihrer durch Verfassung uud Gesetz gewährleisteten Rechte gegen daS SanSculoUeittbum in ausgiebigster Weise z» schützen. Die sorlgcsetzle dilatorische Behandlung des Zwischen fall- seiten- der Pariser Regierung würde daher nur der Mulhmaßung Vorschub leisten, dag sic der Situation sich nicht mehr gewachsen füblt, und was das angesichts de» hoch gradigen Anschwellens der revolutionaire» Strömung in Frankreich bedculet, brauchen wir wohl nicht de» Näheren darzuthun. Ton Tag zu Tag mehren sich dir gewaltsamen Urb er- fälle, denen die Deutschen in Mähren durch die Czechcn auSgesetzt sind. Man kann kaum noch ein öster reichisches Blatt in die Hand nehmen, ohne nicht in der oder jener Form Mitlheilunge» über neue Epcesse, LedenSbedro- hiinge», Verwundungen :c. darin zu finden. Hand in Hand mit diesen Vergewaltigungen geht der wirthschastliche Boycott, den das Ezcchcnlhum gegen daS Erwerbsleben der Deutschen in Böbmeu und Mähren immer systematischer uno in manche» Gegenden mit entschiedenem Erfolge organisirt uud zur Durchführung bringt. Sogar rein czectusche Aclicnunler- uehnluiigcn will man in den deutschen Gebieten installiren, um das Ezccheiitbum immer Weiler autbreile» und die Deutschen aus Böhmen hinauödrängea oder zu Bewohnern zweiicr Elasse hcrabdrücken zu können. Vorerst bereite» die Behörden, deren verdammte Pflicht und Schuldigkeit cS wäre, hier cinzuschrcitcn, diesem gemeinschäblichen uud gefährlichen Treiben durch energische» Einschreiten nicht ein rasches Ende, so daß trotz aller Mahnungen ihrer Führer den Deutschen doch endl-.ch die Geduld rcigea und sie zur Wicdervergellung schreiten könnte». Dana aber ist der Bürgerkrieg in Bödmen fertig und dann würden, so bemerken die .Münch. Neuest. Nachr.", auch wir Deutsche» im Reiche unseren Stammcsbrüder» in Oesterreich werktbätig bcispringcn und die bei unS wohnende» Neuhussilcn ebenso zum Lande hinau-jage», wie unsere Vorfahren den Althufsileu >n ec» obcrpsälzischen Gefilden tüchtig die Köpfe zerllopsten und sie i» de» böhmischen Hcpenkeffel zurückwarfen. Ta» mögen sich die Ezcchen in Oesterreich und bei u»S herausscn sehr wohl merke»! Die um HauS und Hof gekommenen irischen Pächter werken der neue» liberalen Regierung vermulblich noch viel zu schaffe» machen. Rach den während der Wahlbewegung den irischen Wähler» gemachten Versprechungen mu>> die Negierung, wenn sie nicht ihren Eredil ganz verliere» und die Vertreter Irland« sich zu Feinden machen will, absolut für die Pächter elwaS lhun. Namrntlich war cö ei» Mit glied der Gladstoiieanischeu Partei, Shaw LrsSvr«, welcher so weil ging, den unglückliche» Leuten die Zusicherung zu gehen, sie würden ihre Pullen Wiedersehen, sobald die liberale Regierung an das Ruder käme. Das war ein kochst vor eiliges Verspreche». Aber viele rickuetea sieb danach. Wenn man nur die Geographie au» der Welt schassen könnte, wenn die Engländer nur Irland, wie e» wirklich >st, sehen würden, wie viel Kummer und wie viel theatralisches Possenspicl würde auibören. Irland ist für England nur ei» Theater. Diese ver triebene» Pächter waren für die Engländer so lange interessant, wie sie Seencn aussührlen. Jetzt Hai England an etwas AudereS zu venleii, als an ihre prosaischen Leiden. Diese Pächter baden auf die Aufforderung der Führer des Feldzug-plan- thörichlcr Weise ihre Stellen ansgcgcl-cn. Die. welche sonstwie a»s- gewiestii wurden, sind in einer ganz anderen Lage. Ich glaube, cS ist etwas zu viel verlangt, daß daS irffche Volk auf ewig seine .verwundeten Solvalc»- unterstütze» soll. Man fragt vielleicht, vb eine Belohnung aus Unehelichkeit und Gesetzc-üoertreluug gesetzt werden soll. Diese Frage löst nicht». Die richtige Frage lautet, ob die Leute verhungern sollen. Wenn t>r Führer der liberalen Partei dem Feld- zug-plane gegenüber die vorsichtige Haltnng Pariiell'S an- genommen hätten, dann könnten sie ihre Hände in Unschuld waschen. Ta» ist aber nicht der Fall. Vom ersten bis zum letzte» Man» haben sie den Feldzug-plan verlheiLigt und crmitthigt, als ein Wort gcnügle, der Sache rin Ende zu machen. Die telegraphisch in Auszug gemeldete Au-lassuna der Petersburger .Nvivoje-Wrenija" über die Pamirfrage lautet wörtlich: In »li.tgrn aalländischen Blättern sind übertrieben» Verkchle über einen Zuianimensiob unterer Recognoteieunge-Ervedttton mit einem kleinen asabaiiischrn Posten ln Pamir verbrettet worden Unter Anderem bebaupten iene Zeitungen, da» «nsererfetll 1000 Mann unter Führung de» Odrlfte« Janow gestanden hatte» und daß der Zusammenstoß aus einem Gebiete erfolgt sei, da» von aiter»her den Afghane» gehörte. Demgegenüber sind wir in der Lage, au« glaub würdiger Quelle folgende zuverlässige Miilheilungen zu mache,,: Die Ablkcilung de- Obrislen Janow, welche auf Afghanen stieß, zählte 19 Ztosake». Ter Ort, an dem lbaljächlich ein unbeke-ilender Zu sammenstoß erfolgte, liegt beim See Jaschil-Kul und heim Sumatasch. Die Behanplung, daß die» allafghainscheS Gebiet sei, ist falsch; vor kurzer Zeit stand hier noch ein chinesischer Posten, der erst jüngst von den Afghanen verdrängt worden war. In, verflossenen Jahre hatte Obrisl Janow, als er Alilschur-Pamir besuchte, die voll« Möglichkeit, sich davon zu überzeugen, daß keinerlei Spuren einer Occupatio» de- Lande» durch die Afghanen mehr übrig waren, und Laß >enc» Oiebiet völlig außerhalb der Sphäre ihrer Besitzungen liegt. In keinem Fall hat der erwähnte Zusanimeiisloß größere Bedeutung, er ist vv» der au»la„bischen Presse offenbar in der Absicht aufgebauscht worden, unser Vorgehen in Pamir wieder auf die Tage-urdiuiug zu setze,,. Während de» Zusammenstöße» wurden leider drei unserer Kosaken verwundet." Auch aus tiefer russische» Kundgebung ergiebl sich, daß der Zusammenstoß jedenfalls auf nichtruss,schein Gebiete, soiidern auf einem zwischen Chinesen und Afghanen strittigen Territorium stattsand. Nach de» Grundsätzen russischer poli tischer Moral liegt darin wohl eiu begründetes Recht Ruß lands, daö strittige Gebiet sür sei» eigen zu erklären. Ucbrigen» führt ein commentirenver Leitartikel der .Nowoje Wremjä- das ganze Gerede aus eine gegen Glabstone gc- richtele Iiitriguc zurück. Sehr begreiflich; man erwartet in Petersburg von Glatstone noch sv wichtig,: Liebesdienste, daß jede Erschütterung seiner Stellung, zumal während der Flitter wochen de» neuen Regiments, unbequem ist. Wenn nötbig, wird cS daher an weiteren Dementis und an sreuubiicht» Redensarten auch struer nicht sehle». Französische Blätter, in erster Reihe der .Siöcle", haben eS sich, was bezeichnend ist, n>,öt nehmen lassen, ihr« Freude über die Angriffe au-zudrucken, welche die italienischen Blätter in de» letzten Tagen gegen Lkirerreich-Ungarn wegen der Weinzollfrage gerichtet haben. Der „Siäcl«- läßt e» sogar nicht daran fehlen, Italic» daran z» erinnern, wie unrecht e- gethau habe, in den Dreibund einzuircten. Jndeffen ist die Meinungsverschiedenheit, welche wegen der gedachten Frage entstanden ist, in Folge deo Entgegenkommen- der öster reichischen Regierung aus dem best«, Wege, ausgeg.ichrn zu werden. Anlaß zu der Streitfrage gab die ver,uchSwttse Inkraftsetzung der Weinclaufel im italienisch-öster reichische» Handelsverträge. Diese Elausel sieht bekanntlich eine Herabsetzung dcS WcinzollcS der beiden BertragSmächre in Italien von 20 aus 5,7? Frc-. vor. Aus Betreiben der apulischen Winzer bat die italienische Regierung an Oesterreich das Verlangen gestellt, die Elausel möge >» Krast gesetzt werden. DaS Wiener Cabinet willigte nach einigem Strauben ein, aber vorläufig nur sür eine VersuchSzcit von 3 Monaten, die am 27. August ihren Anfang genommen hat. Von Süd» italien gingen große Mengen Weine zu Schisse und zu Bahn nach Triest und Fiume ab. Am 27. August fanden sich etwa lOOOOO dl italienischen Weines an der österreichischen Grenze und harnen ihrer Verzollung, um dann ihren Weg in da- Innere der Monarchie verfolgen zu können. Da stellre sich aber berauS, daß die österreichische Zollbehörde nur auf solche Weine den ermäßigten Zollsatz anzuweudea gesonnen war, denen i) ein UrsprungSzeugniß von dem zu- ttändigen österreichischen Consul beigegeben war, die 2) einen Alkoholgehalt von höchstens 15 Gr. auswiejen, die 3) ein trockenes Eptract enthielten, das sich in bestimmten, für jede Weinart besonder« festgesetzte» Grenzen hielt, und die 4) in Fässer« tranSportirt wnrdcn Rur ein geringer Theil der italienische» Weine erfüllte diese vier Bedingungen, insbesondere waren neun Zehntel von ihnen nicht in Fässern, sondern in eigen- dazu hergerichieten WeinwaggvnZ und Weinschiffea versandt worden. Die österreichische» Zollbehörden er klärten sich angesichts dessen außer Stande, de» er- mäßigteiiZollsatzausvie italienischen Weine anwenden zu können. In -italien war man darüber begreiflicherweise nicht sonder lich erbaut. Die rabicale Presse und die apulischen Wähler des Signor Malleo Renaio Jmbriani schrien, daß Oester reich unter Mißachtung der Verträge die Einfuhr italienischen Weine- um jede» Preis verhindern wolle, und verlangen nichts weniger als Repressalien und einen frisch-fröhlichen Zolllrieg. Von ihrem FanaliSinuZ geblendet, vergaßen sie gänzlich, daß ein auf zwölf Iabrc unküubdarer Handels vertrag zwischen Italien und Oesterreich - Unzaru besteht. Ganz neuerdings bat Oesterreich-Ungarn jedoch ein weiteres Entgegenkommen gezeigt und durch eine weitere, an die Zoll behörde» ergangene Verfügung darf der ganze Weinzollftreit als völlig beigclegt betrachtet werden Deutsches Reich. -s. Berlin, l. September. Die „Nordd. Allgeni. Ztg.* kann entgegen einer allgemein verbreiteten Annahme ver sichern, katz hinsichllich der Einberufung de- Reichstages und des Landtages uud der denselben zu »lachenden Vorlagen keinerlei Gegensätze esistirt baden. Die Nordd. Allg. Zig -, die in ihrem vielbewegte» Dasein schon so viel ver sichert bat. kann unscrlhalben auch daS versichern, aber kein einigermaßen unterrichicler Mensch kann ihr cö glauben. Differenzen über die Frag«, ob tieMilitairvorlagc ru diesem oder lin nächsten Winter vorzulegcn sei, haben bestanden, uud zwar recht tiefgehende. Wenn da» ossiciöse Blatt sagen will, und der Wahrheit gemäß sagen zu dürfen glaubt, daß solche Differenzen nicht mehr bestehen, so hätte eS die Glaubwürdigkeit dieser Versicherung nicht durch die Vermengung mit einer offenbar falschen Angabe deeiiiträchllgeii solle». Viele Gläubige wird übrigen« die Versicherung de» Blatte- auch in dieser Ein schränkung nicht gefunden baben. E- bat nicht Len Anschein, als ob über die Einbringung der Mititairvorlage schon ent schiede» sei, und so lange die- nicht der Fall ist, so lange werten die entgegeiigeicyien Ansichten sich zur Geltung zu bringen suchen, ohne daß die« freilich nolbwendig zu Krisen, d. d. zu Miuisterkrisen führen müßte. Kritisch ist die innerpolitische Situation ja uiiausgcsctzl, wenigsten» insoweit man mit diesem Worte einen Zustand bezeichnet, dessen Er kaltung nicht auf drei mal virrundzwanzig Stunde» sür sicher erachtet werden kann. tt Berlin, l. September. Nach A 51 de« Unfall» oerstcherungSgtsetze« vom 5. Juli 1«K4 Hab«,
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