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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920903026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-03
- Monat1892-09
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Was diese „Frühlings- Lerche" unter Lenzeslust und LenzeSprackt versteht, das klang auö ihrem und ihrer Genossmnen Trillern deutlich hervor So ziemlich Allem, was die deutsche Gesittung ausmacht, ist in Mainz der Krieg erklärt worden. Sich bei dem Einzelnen aufzuhallen, verlohnt eigentlich nicht, denn darin hat die „Germania" Recht, daß diese Katholikenversammlungen im Grunde immer das Gleiche verlangen und bedeuten. Die diesjährige unterschied sich aber von vielen ihrer Vorgängerinnen durch die Entschiedenheit, um nicht eine» anderen Auödrnck zu gebrauchen, mit der die Forderung aus trat, mit den» ganzen nationale» Bilduiigslrödcl zu Gunsten des UltramontanismuS ausznräumen. Da die Herren eine gute Witterung haben, so ist ihre Dreistigkeit symptomatisch für die Zeit. Am letzten Bersammluugslage hatten u. A. die „meisten deutsche» Dichter" an de» Kosten der Unter haltung mitzulragen, deren Religiosität und Sittlichkeit vor dem Richterstuhle des vr. Lieber nicht zu besteben vermochten. Wer sich etwas in ullramontaner Literaturgeschichte umge- than hat und besonder« die unter den „Stimmen von Maria-Laach" erschienenen Monographien über unsere großen Dichter kennt, wird sich über die Mainzer Kritik nickt ver wundern. Weniger üblich war cS bisher, auck die griechiscken und römischen Schriftsteller, wie vr. Schädler es getha», als „klassischen Unrath" der Vcrdammniß prciszugcben. Selbst verständlich forderte man in Mainz conlessloneUe Gh»>- nasien — diese nolhweudigc Voraussetzung der geistigen Entmannung der akademischen Jugend. Leute, die vor rer Milte der sechziger Jahre in einigen süddeutschen Staate» solcke, wenigstens thatsächlich conscsiwnellc Gymnasien kennen gelernt haben, wisse», was dieses Verlangen zu bedeuten hat. Freilich sind, was in Mainz zu erwähne» vergessen worden ist, aus jenen katholischen Gymnasien auch diejenigen Männer bervorgegangen, die in den hinter uns liegenden kirchliche» Kämpfen die Führung gegen die ultramontane Herrschaft über die Mirtclsckillen übernommen haben Sie kannten deren verderbliche Wirksamkeit. Herr Vr. Schädler erachtet das heutige Gymnasium schon durch die Thatsache gerichtet, daß sich kürzlich irgendwo in Baden ein Unterprimaner ver lobt hat. Wenn ein solcher Fall als typisch gellen soll, dann wüßten wir auS der Zeit der katholisch-confcssicncllcn Gymnasien noch mit ganz anders gearteten, „typischen" Fällen zu dienen, nicht am wenigsten mit solchen, die auS den Beziehungen von Klerikal-Seminaricn zu Gymnasien bcrauSgewachsen sind Verlobungen kamen allerdings damals nicht vor, wie sich denn auch der kürzlich wegen unnennbarer Handlungen vom Änn enlsernte geistlicke Lehrer an der aus schließlich von Jesuiten geleiteten «ctmlu umtuUmr zu Feld kirch in Vorarlberg nicht — verlobt hatte. Wenn der Frühling des Herrn vr. Lieber angebrochen sein wird, werden wir übrigen« auch in Deutschland Iesuitenschulen als erste LenzeSgabe begrüßen dürfen. In der Erklärung, daß der zurückgezogene Iesuitcnaiitrag wicderkcbren werde, wird allerdings, und dieö ist politisch nicht ganz unwichtig, nickt gesagt, daß die Wiederkehr schon für die nächste Session zu erwarten sei. Es eilt auch nicht. Wenn, wie cS der badiscke Pfarrer Wacker gctba», in der aufreizendsten Weise über die Zurücksetzung der deutschen Katholiken in der höchste» Staatsverwaltung geklagt wird und dieser Beschwerde die Erklärung folg», man wünsche eitcnS des EentrumS keine Katholiken in de» höchsten Staats- 'lcllen — so ist das eine Leistung, die von keinem Jesuiten übertrcffcn werden konnlc. Wobei nickt erst bemerkt zu werte» braucht, daß nntcr „Katholiken" nur Ccittrum.inäuner verstanden werte»; gläubige Katholiken, die aber allerdings nicht den Winken des Herrn vr. Lieber folgen, haben, nament- lich auck in Baden, hervorragenden Antheil an der obersten Staatsleitung. Der Eifer, mit welchem das Eabinet Giolitti an die Durchführung der von ibm übernommenen Aufgabe geht, im Wege praktischer Reformen in allen Verwaltungs zweigen den administrativen Apparat zu vereinfachen, und dem chronischen Testest entgegen zu arbeiten, beginnt bereits seine Früchte zu tragen und das Vertrauen der Bevölkerung auf die Tbäligkeit der Regierung z» erhoben. Ohne von dem durch seinen Vorgänger eingesübrlen System der äußerste» Sparsamkeit in allen VerwaltnngSzweiaen abzu geben, bistet sich Herr Giolitti davor, dieses System zu übertreibe». Die PrvduclionSkrast des Landes zu beben, den arbeitenden Elasten die Möglichkeit für die günstigere Ge staltung ihrer Existenz durch Arbeit »nd Verdienst zu bieten, das ist neben einem praktischen, weisen Sparsystem der Weg, welchen die Regierung zur Beseitigung des Deficit« cinschlägt. Während das bis zur Knickerei getriebene System der äußersten Sparsamkeit Luzzatli'S, der Eigensinn, mit welchem Letzterer sich selbst den produetivsten Auslage» widcrsetzte und in dem Wort „Sparen" allein die Panacöe für alle Roth der StaatSsinanzen erblickte und dadurch den Lebens nerv der italienischen Staatsverwaltung unterband, ist das Ministerium Giolitti davon entfernt, ledig lich aus Doctriiiarismus, vor fruchtbringenden Ausgaben zuriickzuschrccken. Die natürliche Folge davon ist, daß ProductionSkiast de« Lande« dadurch sichtlich gehoben wirk und die Hilfsquellen des Staates schon jetzt reicher stießen. Während dei dem früheren System mit den Auslagen auch die Einnahmen des Staates abnabmeu, so daß letztere stcis hinter den ausgestellten Berechnungen zlirückbliedc», zeigt sich »un die erfreuliche Erscheinung, daß, stilrein Giolitti die Zügel der Regierung ergriffen, die E»>- nabmen in fortwährender Zunahme sind, so daß in den letzten zwei Monaten die im Voranschläge für diese Zeit berechneten Einiiahmcn von den tbalsächlicken Eingängen übertrofsen wurden. Man darf der Hoffnung Raunt geben, daß, wenn die Dinge sich in dieser Art wcitercntwickel», jeder neue Stcuerzuschlag für da« nächste Budget vermieten werden und daß es möglich sein wird, daö Deficit mit den vor handenen Mitteln zu decken. Ein weiteres Resultat der Finanz- verwalluiig des EabinctS Giolitti ist cS, daß auch der Staats- crebit Italien« sich in bcinerkenSwerlber Weise gehoben bat, waS sich unter Anderem auch in dem jetzigen Stande der SiaatS- rentc im Auslaute und namentlich in Paris zeigt. Diese Erfolge der Finanzpolitik de« EabiiielS Giolitti üben selbstverständlich ans die össenllichc Meinung de« Landes einen sehr günstigen Eindruck. Die Aussichten der Regierung für die bevorstehenden ParlameutSwahlen gestalten sich daker immer günstiger und man kann erwarten, daß es dem Eabinet Giolitti ge tingen wird, eine bedeutende, feste und verläßliche Majorität in der neuen Kammcr zu gewinnen. Gerückiweisc verlautet, daß die Neuwahlen am 23. und die eventuellen Slichwablcn am 3». October statlfinken, scdaß gegen Mitte November die neue Kammcr ihre Thäligkeit beginnen würde. Die Ansprüche Frankreichs auf das Protektorat über die Anstalten der deutschen Katholiken in Palästina sind jüngst wieder in einem Verfall zu Tage getreten, welcher sich in der Hafenstadt Kassa, am Fuße des Berges Karmel, ereignet bat. Daö dortige, von dem tcntsche» Palästina Verein gegründete »nd unterhaltene Hospiz, in wetckem deutsche Borromäcrinnen thätig sind, balle bei rer Ankunft der tcnlschcn Pilgcrkarawane und bei dem Besuch der Officicrc des Kriegsschiffe« „Loreley" die deutsche und die päpstliche Flagge aufgezogen. Der französische Vicc- consnl »abm daraus Veranlassung, an die Leitung des Hospizes die Aufforderung zu richten, sick der Aiisbisinng fremder Flaggen zu enthalten, da die religiösen Anstalle» in Palästina nur die Flagge ihrer Schutzmacht — und das sei Frankreich — verwende» dürsten. Die Hospizdircction gab daraus, entsprechend der ibr vom VereinSvorstandc für tolchcn Fall ertheilten Weisung, keine Antwort, sondern über mittelte das betreffende Schreiben dem zuständigen deutschen Bcrlissconsul Vr. Schröder i» Beirut, welcher seinen sran- zösischcn Evllcgcn ersuchte, dem französischen Vicecensul in Kaifa jede Ein Mischung in die Angelegenheiten dcS deutschen Hospizes zu unter) age». Der sranzösische Eonsnl erwiderte in entgegenkommender Form. Es ist zu erwarte», daß Frankreich »unmebr keinen Versuch mehr machen wird, deutsche Anstalten im Orient unter sein Protectorat zu Notlügen, zumal inzwischen aus Anlaß des Vorgehen« de« französischen MiiiiskeriilmS gegen die dcntschcli Lazaristen in Jerusalem sowohl der heilige Stuhl wie auch die Pforte daß Reckt des deutschen Reiches aus eigene Beschützimg der von den deutsche» Katholiken in Palästina erricktelen Werke ausdrücklich aner kannt haben. Dieser Schutz wirb, wie dankbar anzuerkcniien ist, in der cntgcgcnkemmcnbstc» »nb nachrrücklich)tcn Weise gewährt. Er bittet eine der besten Bürgschaften für den gedeihliche» Erfolg der dculscheu Bestrebungen im Morgcnlande. Die Generalacte der Brüsseler Antisclaverei-Con- ferenz batte unter Anderm auch die Errichtung eines internationale» Bureaus mit dem Sitze in Zanzibar vorgesehen, an welchem Delegiere aller der Tignatarmächte Tbeil nehmen können, welche darin vertreten zu sein wünschen. Die Ausgabe dieses Bureaus besteht iu der Sauuuluug aller Tocumente »nd Nachrichten, welche darnach angethan erscheinen, den Betrieb dcS Sclavenbantclö zur Sec einzuschränken bezw. zu unterdrücken, soweit dies innerhalb der Grenzen der inter nationalen Vereinbarungen überhaupt möglich ist. Seitens der belgischen Regierung wurden alsbald die nötliigcn Schritte zur Eonstiiuirlliig des neuen BurcauS in die Wcac geleitet und von dem wüiischenSwerlhe» Erfolge gekrönt. Bis jetzt haben Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Portugal und Rußland ui Brüssel ibrc Geneigtheit, sich im inter nationalen Bureau von Zanzibar vertreten zu lassen, »otificirt und ihre an Ort und Stelle beglaubigten Eonsnlaragenlcn mit entsprechenden Weisungen versetzen. Da nach Art. 75 der Gcneralaete das Bureau als conslilnirt gilt, wenn drei Mächte ihre Vertreter ernannt haben, so siebt der alsbaldigen ErössilUlig seiner Wirksamkeit nichts mehr im Wege. Tie neuesten Berichte ans Belgrad lassen keinen Zweifel darüber, daß die Lage in Serbien sich immer kritischer gestaltet. Von radicaler Seite wird die Regentschaft teS Staatsstreiches beschuldigt, von liberaler Seile wird dagegen den Nadicalen vorgcworscn, sic hätten sich mit antitynasiischeii Plänen getragen, welche Ristitsck durch sei» Eingreifen reckt- zeitig zu vereiteln wußte. In Wirklichkeit liege» die Dinge so, daß Ristilsch drastischer Begründungen seines Vorgehens bedarf und daß er, wenn er gleich bisher keinen Staatsstreich begangen, doch immer mehr z» einem staaisstrcichähnlichcn Vorgehen gedrängt wird. Daß es ihm möglich sein werde, ans dem versassiingsmäßigc» Wege zu bleibe» und zu einer Ckupschtiua mit liberaler Mehrheit zu gelangen, glaubt Nic- mand. Sobald aber die Gewalt als einziges AnskunftSmittel übrig bleibt, dann wird auch nicht zu verhüten sein, daß die Radikalen zur Gewalt ihre Zuflucht nebmen, und hierin liegt die große Gefahr für die nächste Zukunst, denn je mehr sich die Gegensätze zuspitzen, desto bedenklicher werden die Ver hältnisse und desto eher wird cs dem aus die Zunahme der Verwirrung lauernden Prätendenten möglich sein, seinen An hang zu verstärken, und den Versuch zu machen, sich als Retter aufzuspielen. Das Hofdiner, welches vor einigen Tagen der Prinz Ferdinand gab, bildete eine» bedeutsamen Abschluß der Ausstellungs-Feierlichkeiten. Geladen waren dazu das gcsaiiimlc Ministerium, der Hofstaat dcS Prinzen, die officielletl RegicruiigSverlrcter bei der Ausstellung, darunter der türkische AussteUtingS-Eommissar Dsckcinal-Bey, die her vorragendsten ausländischen Aussteller und die Vertreter der Presse, im Ganzen etwa 50 Personen. Der Prinz saß zwischen Stai» dulow »nd Dsckemal Bey. Auch Reschid Bey, der Vakiis-Eominissarialö-Sccrctair von Sofia, war anwesend. Bei dem Dessert erhob sich der Prinz und hielt folgende Ansprache: „Meine Herren! Ich bi» glücklich darüber, heute an meiner Tafel die Special-Telegirten ineineS erlauchten LuzeratnS, deS Sultans, zu scheu, die gekommen sind, ui» die Anestellung in Augenschein zu nehmen. Ich bin von Dankbarkeit erfüllt sür diese« Zeichen des Wohlwollen« Sr. Maiesiat, meine« erhabenen Suzerains, gegen unS. Und nicht nur dafür sage iw meine» tiesgesühlten Dank, sondern auch sür die Gnade, die Se. Majestät Halle, indem er seinen Uater- Ihanen «rtanbl hat, hierher zu konime», »,» die Ausstellung zu be suchen. Ich crgreise daher mit Vergnügen diese Gelegenheit, nm meuie ticsgesühlie Dankbarkeit und Ergebenheit sür die erhabene Person meines SnzerciinS auSzndrücken. Ich trinke aus die Gesund heit Sr. Majestät des Sultans." Dieser Toast wurde von allen Anwesenden mit lauten, lang auballenden HurrabS erwidert. Hierauf erhob sich Dschcmal Bey und dankte in türkischer Sprache für die loyalen Worte, welche der Prinz gesprochen batte. Er fügte hinzu, daß er nickt versäumen werde, dieselben seinem er habenen Souverain zur Kennlniß zu bringen. Deutsches Reich. Q Verlin, 2. September. Es verdient doch bervoraebobrn zu werden, daß, während sämmtliche aus die jetzige Jahres zeit angeseyt gewesenen Versammlungen wissenschaftlicher und sonstiger Art wegen der Gefahr der Ausbreitung drr Cholera vertag! und aufgeboden worden sind, ganz allein die Mainzer Katholikenversaminlung die unerhörte Rücksichtslosigkeit gegen das Gemeinwohl beging, Tausende von Menschen in diesen Tagen zusammenströmen zu lasten. Laust die Sache nun wirklich gut ab. so ,st dies nicht die geringste Rcchtserliguna sür einen solchen ge meingefährlichen Mangel an Vorsicht, von dem auch die bcssischcn Behörden nicht sreizusprechcu sind. Tie sür Mitte Seplember nach Speyer in Aussicht genommenen General versammlungen dcS Evangelischen Bundes und der evangelischen Arbeitervereine Deutschlands sind wegen der Ebvleragesahr aus das nächste Jahr verschoben worben, ebenso wie zahlreiche wissenschajlliche Zusammcnlünste. Aber über dergleichen sind natürlich die Ultramontanen erhaben. — Die „Berl. Pol. Nackr." schreiben: In der Sitzung vom i«>. März 18'.N hatte der Reichstag eine Resolution an genommen, in welcher die verbündeten Regierungen ersucht wurden, in Erwägung zu ziehen, in wie weit die Unzuträg lichkeiten zu beseitige» wäre», welche sich bei Anwendung ein zelner Bestimmungen dcö MilitairpensivnSgesetzcS fühlbar gemacht haben. Diese Bestimmungen beziehen sich ans die Falle, in denen die Pensionen ruhen. Wie wir bereit« niitgethcill habe», soll beabsichtigt sei», eine Acndcrung hierin sür die niederen Mi litairclassen herbeizusühren. Indessen Fererlleton. Hannibal's mächtiger Lrrthum. Skizze aus dem Leben der Schwarzen. Von Philipp Berge«. A.chdruck verbell». (Fortsetzung.) „Wie, einem Fremden, Mädchen? Bist Du denn bebert und Haft alles Geschehene vergessen? >VI,.v> ein Jahr, rin Jahr lang haben wir un« so mächtig geliebt, wie — wie — nun, wie Antonius und Klcopatra, däs berühmteste Paar, welches die Gelehrten kennen!" „Wer? WaS?" hauchte Liberty und die alte Bewunderung schien noch einmal durchbrechen zu wollen. „Antonius, sagte ich. Er war ein früherer Präsident der Vereinigten Staaten und der größte weiße Licbbabcr der Welt, isie aber war eine Farbige, wie Du, Liberty, wir Du!" „Ab! Also hat sie keinen Nigger gebeiratbct. keinen Stockniager — und ick will auck, keinen. Wenigstens keinen so dunklen, wie Du. Hannibal ist weit Heller!" Nun wurde der Gelehrte ärgerlich. „Zum Teufel mit Deinem Hannibal. Er ist der verdammteste Tandy, Geck, Greßprabler, Zartsuß und Narr in der ganzen Gegend!" „Aber ersitzt nick» alle vier Wochen im Eolinty Gefängniß —" „Wie, Du falsche Schlange; habt Ihr — Tu und Deine dicke Mutter — nicht alle die Hübner, Enten, Gänse und Wassermelonen in Empfang genommen, deren Dirbstabl mich in« Gefängniß brachte? Um sür Euch zu stehlen, dazu war ich gut genug, he?!" „Ja", sagte Liberty schnippisch. „Dazu warst Du' gut genug!" „Und jetzt, Du Elende, willst Tu einen Andern heiratben —" .Da« ist nicht wabrl" „WaS — es wäre nickt! " .Nein, denn ick habe ihn bereit» gebeiratbei!" „Du hast ihn behext, wie Du mich behext hast!" „Wohl möglich!" „Liberty, Liberty " ein plötzliches leise« Schluchzen unterbrach die Stimme, „komm mit mir. Ich Hab Tick so gewaltig lieb. Wir ziehen in einen andern Staat und niemals wollen wir über da« Vergangene sprechen. Entschließe Dick— denn jetzt sekcn wir uns zum letzten Mal. Wenn Du mich jetzt geben läßt, gebe ich für immer!" Kalt und schroff kam die Antwort zurück. „Darauf warte ich nur. Eine Minute warte ich noch. Wenn Du dann nicht sür immer gegangen bist, ruse ich meinen Mann!" „Also das ist Deine Antwort, Liberty?" Dann ist nur Ein« möglich: Du liebst mich nicht mehr, hast mich nie ge liebt, cö war Alle- Lüge, Verstellung, Humbug!" „Ja, das war es, ich liebe Dich nicht mehr, habe Dich nie geliebt — und nun pack Dick fort, denn wenn ich meinen Mann — hörst Tu? meinen Mann ruse, wird all Deine Gclcbrthcit Dich nicht vor der gewaltigsten Ladung Prügel schützen, die ,enialS irgend eine zweibeinige Crcatur zwischen diesen vier Psäblen empfangen dal!" Solomon ballte die rechte Hand, denn zwischen Daumen und Mittelfinger der linken — so schrieben die Zauber formeln cS vor — hielt er die großartige Schraube. „Nun denn, so magst Du zum Teufel fahren mit Deiner Hexerei, Deiner dicken Mutter und Deinem Niggerdandy Hannibal! Ha! Laß ihn kommen, den vermaledeiten Schurken, laß ihn kommen, den Geldprotz, den Prahlbans, den ochscn- köpsigen Narren, und wenn ich von ihm Prügel bekomme, will ich nie in meinem Leben wieder eine Wassermelone rauben. Er mich prügeln? Mich?! 8l>ov — ilrtt'n z>retl) goock! Mit gebundenen Händen prügele ich ihn ein Dutzend Mal über seine eigenen Felder, ihn und —" In diesen, Augenblick wurden im Stubeninneru Stiible gerückt und Liberin schickte sich an, die Ibür zu öffnen >Lvlomon verstummte. Eine Secunde kämpfte der „eiserne" Math Solomon« (er lag nämlick in der Schraube) mit seiner angeborenen Feigheit, dann siegte die letztere. Mit katzcnartiger Geschmeidiglcit schnellte der „Gelehrte" über die Diele zum Hokihor und verschwand im Dunkel drr Nacht. Lächelnren Gesicht-, al« ob nicht« geschehen wäre, trat Liberty wieder in die Stube zurück und ließ sich im Kreise ihrer Ver wandten nieder Hannibal Millstone, der glückliche Ehegatte der Viclum- worbene», nahm von seinem Weide keine Notiz. Tinge von großer Wichtigkeit schienen sich in seinem Kopse zu tummeln. Er batte sich erhoben, trank ein Glas geeister Eilrenen- Limonadc unk gab der dreibuntcrtpslliikigen Lady eine» beiin- lichcn Wink. Hun erhob sich auch diese und Beide schrillen aus demselben Wege zum Hause hinaus, den soeben der flüchtige Fuß des verschmäblen Liebhaber« genommen hatte. In dem tleincn, düsteren, nur vom Licht der Sterne spärlich durckheUIen Hofraume ließ die voranschrcitende Lady sich aus einer morschen Tonne nieder, die sofort in ein leises, klägliches Acchzen ansbrach. Hannibal selbst ging ein paar Mal in seinem Hof aus und ab, »in al-dan» vor der erwartungsvoll schweigenden Dame sieben zu bleiben. „Tbeure Mißstrcß Washington, oder jetzt vielmehr: thcurc Schwiegermutter", begann er zögernd, „ich di» ziemlich sicher, daß cs böchst frcnnbffch von (duck war, meinen Wink zu versuchen und mir hierher zu folgen. Vielleicht hat Eure große Seele, die Gott segnen möge, auch bereits eine Ahnung von dem Zwecke dieser heimlichen Zusainmenkuiisl." „Unser Geschlecht hat sick, stets durch eine an« Wunder bare streifende Schlauheit ausgezeichnet, lbeuerster Schwieger sohn", entgegnete die breite, etwas heiser tönende Stimme drr Lady, „da« wißt Ihr Nur mein in Gott seliger Gatte, de» sie wegen eine« irrlbümlick begangenen RaubansallS >»it tödtlichem AuSgang trübe» in Siid-Earolina gehängt haben, nur er machte eine AuSnabmc. E» sehlten ihm die Elemente der Vorsicht, der Vorausberechnung, die mir und meiner Tochter in so bobem Maße zu Tdeil wurden. Ibr werdet noch beule «inen Beweis hiervon erhalten, denn ich kenne den Zweck dieser Zusammenkunst, dir ich vorauSgrscben habe, ganz gut. Auch ich muß Euch eine wichtige Eröffnung macken, nachdem Ihr gesprochen kadt, thrucrster Schwieger sohn; darum spuck« DaS, wa« Ihr mir zu sagen habt, nur immerhin, ebne lange Einleitungen au«, und Gott segne Eure Lunge!" Hannibal scharrte ungeduldig mit den Füßen. „Nun wohl", sagte er und keine dunklen Füge verzerrte» sich zu einem von Haß und Verachtung erfüllten Grinsen, „wenn Ihr'S also wißt, höchst thcure Schwiegermutter, wozu noch lange RedcnSarlen machen?! Ich habe meinen Tbeil deS EonlraclcS erfüllt, erledigt Ihr nun den Euren und gebt mir das Erbschaft« Documcnl!" „Ach! Bäb! R—rrrrrähü" Die morsche Tonne war eS, die diese angstvollen Töne auSsticß — ihre „Besitzerin" aber schwieg. „Ihr sinket mein Verlangen dock nickt unbillig, Mr«. Washington?!" begann Hannibal aus'S Neue, diesmal in etwa« ironischcin Tone. „Warum unS gegenseitig Flausen vormachcn?! Ihr wißt eS ohne Zweifel verteufelt wohl, daß ich Eure allerdings verdammt niedliche, aber auch bodenlos leichtfertige Tochter nie gebeiratbct, sondern mit Vergnügen dem diebischen Professor, ibrcm Liebl-aber, überlasten hätte, wen» Euer tbeure« Gebciinniß und die mit ibm verbundene hübsche Summe von Dollars nicht vorhanden wäre. Wenn Ihr aber wollt, so will ich ganz nach der Ordnung verfahren und unsere Abmachung Werl Hr Wort wiederholen " „Tbnl DaS^ Söbnchen, tbut Das", pflichlcte die fette Stimme bei; „Ordnung ist eines jener Elemente, die meinem seligen Manne fehlten, sonst wäre er niemals in seinen Stieseln gestorben!" „Also gut. Um eS kurz zu machen, laßt mich sagen, daß ich ein Auge ans Eure Liberty geworfen batte. Ihr be merktet meine Neigung und kamt heimlich zu mir, um mir die Mittbeiliing zu machen, daß Liberty ohne einen wirklichen Priester nicht zn baden sei, da sic lO VOO Dollar« besitze." „Ibr sprecht nur imnicr vom Geld, Hannibal Millstone", warf MrS. Wasbingto» ein, „alö ob eS Euch allein um den dreimal verwünschten Mammon zu tbun wäre wie? Das ist« auch, sagt Ibr?! Habähä! Ihr seid ein Spaß vogel, Schwiegersöknche» — — aber fabrt fort und sprecht auch von den anderen Mittheilungcn, die ich Euch machte. Es ist Musik für meine Obren!" „Weil « Euch Vergnügen macht, will ick'« tbun Ibr ent« deckte» mir, daß Ihr trotz Eure« schleckten Rufe« und Lebens wandel«, der Kart an den Landes-Gesängnissen vorbeisührt, au« bechangesehener Familie stammt, daß Ihr sozusagen au« aristokratischem Blute "
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