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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920905011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-05
- Monat1892-09
- Jahr1892
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di d« -aoptetzpedttio» oder tz» t» StadR 9»sbck »ob bei, Borort»» «richtet»» >»«« »obeslelleu ab,»holt: vtertelMritch ^14.50, det »w«tmalt«r tägttcher ZofteUoug tn« H«»I » bchO. Durch dt« Post bezogen für Deotschtaod o»d Oesterreich: viertel,übrltch 8^—. Dirrrtr täglich« Kieuelnndienduug t»t Littlaud: monatlich ^ 9.—. Di« Morgen-Nnczab« erscheint täglichV,7 Uhr^ di« Abeud-AuSgabr Wochentag« ö Uhr. NeZ«c1io» v«H Lnkditioa: Ä»h«»»e«,afit 8. Die Ettxdltloa ist Wochentag« »uanterbrvchra geosoet vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. /Male»: vtt« Ar»«'» Dort««. «Alfred Hahn), Universität-straße l. Laut« L»sche. tatharineustr. 1«. pari, »ad Söntg-platz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertioaSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile LO PU Reclamen unter dem RedactionSstrich «ge» spalten» 50^, vor den Familiennachrichl«, (6 gespalten) 40-4- Größere Schriften laut unserem Prel«» verzeichniß. Tabellarischer und Ziffer»! atz nach höherem Tarif. ^dtra-Brtlagcn (gefalzt), nur mit der Mar;en-Ausgabe, ohne Postbtsorderuug M.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmelchlnk für Inserate: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annadmestellea >« «1»« halbe Stund« früher. Inserate sind stet» an di« Expeditt««» zu richten. Druck und Verlag von E- Polz ia Leipzig. 453. Montag den 5. September 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Aprechverkehr mit Meißen. Zwilche» den Ltadt-Fernsprechriiirichtungen in Leipzig und in vlarkranftSdt und der Stadt-Frrnsprrcheturichiu,lg in lütettzrn ist — unter Vorbehalt de« jederzeitigen Widerruf« — der Sprechverkehr eröffnet. Tie Gebühr für da« gewöhnliche Gespräch bi- zur Dauer von 3 Minuten beträgt 1 .4 Vcr»:chnt>se der Thcilnebmer an der Stadt-Fernsprecheturichiung i» Meißen werden bei dem Stadt-Fern- sprechamte in Leipzig verlaust. Leipzig, 31. August 1802. Der Kaiserliche cster-P-stdirrktar. Walter. Ausschreibung. Für den Anbau der 10. Bürgerschule in Lelpzlg-Dolkmartdors sollen nachstehende Arbeite» vergeben welden. 1) Zimuierarbeilen, 2) Stetnmeharbeilen, 3) Kiempnerarbeiken, 4) Dachdeckerarbeiten, 5) ikisenorbeiie, (walzeiserne Träger), 6) Blitzableitung und Kttngelanlage, 7) Malerarbeiten, 8> Tischlerarbeiten, S Schlofferarbeilen, 10) Maler und Anstreicher. Di« Anfchlag-forinulare nebst Bedingungen können im Bureau de» Architekten Herrn Fr. Hannemann, Alle irisier 10, gegen Zah- luna von 1,00 entgegen genommen »irden. Die Angebote sind versiegelt und mit entsprechender Aufschrift »erleben bi« 6. September Abend 5 Uhr, Rathhau» ll. Obergeschoß, Hochbauamt, Zimmer Nr. ü, einzureicheu. Leipzig, am 31. August >802. Ter Rath »er Stadt Leipzig. Id. 3845. vr. Georgt. Donudvrf. vermiethungen. Ja den nachgenanntcn, der Stadtgenieinde gehörigen Grund- stücke» sind folgende Miethräume gegen viertel«, dez. halbjährige Kündigung anderwett zu vermieihen: I) Markt Rr. 1 — RathhnuS — ». das Bühnengewülbe Rr. 10 am Markte, d. da« Verkaufsgewölbe Nr. 25 am Nafchmarktr, v. da« Vcrkaussgewülbe Sir. 30 an der Ecke vom Naschmartle und Calzgaßchen; L) RaschmarN Rr. 4 — Alle Vars« — das Gewölbe Nr. 3; 3) Dalzgäiichen Rr. 2 eine Hosniederlage; 4) Retch-straße Rr. 1 — Lellier » H«f — ». ein Hausstand, d. eine geräumige Wohnung in der IN. Etage, o. eine große Hostvohnung in der I. Etage; b) «clchSft.aße Rr. 9 die I. Etage; 5) Utndumhlruftrasje Rr. 7 ». da» 1. nach der Briiderstraße z» gelegene Ber- kousSgewölde, d. eine kleine Wohnung in der HI. Etage; 7) Petersftetnwea Rr. 17 — «rünr Linde — eine kleine Wohnung; 8) Marschallftraszr Rr. 3 — Fruertvedrdepat — in Lripzia-Reudnitz eine Hostvohnung i» der I V. Etage; 9) Llarastragc Rr. li» in Lripzig-Reuichuneseld »ine Wohnung in der I. Etage; 10) Kurze Strahe Rr IS — etzemal. Rntdbaua — in Leipzig - Plagmttz eine groß« Wopaung in der Ul. Etage; II) «euirindrauil-strasze Rr. « in Leipzig Ltndrnau eine Wohnung im Parterre recht«. Miethgeluche werden aus dem Rathhanf«. 1. Etage, Zimmer 8, «ntgegeiigenvmmen. Leipzig, den LS. August 1892. Der Ratd der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Krummbiegel. Gefunden Sekauntmachnnz. Ter Viehmarkt am 10. und dr» Jahrmarkt am 12. und 13. Lrpicmdrr saUr», brz. aus Notiere <i»i»rdni>i,,i. der t6rsnl,rSni,g der öfsruillchc» Grsundhrt» wegrii aus. Eiseuberg, L-A., den 3. «rplrmder 1802. Der Ltadtrath. Elan,;. Lekaunlmachung. Im Arbeit», und Landarmcnhause z» Koste» sind die ArbeilSlrilste von ca. 130 männlichen und ca. 90 weiblichen Eorrigenden, welche bisher mit Cigarren-Fabrikalio» und anderen gewerblichen Arbeiten befchäfitgt waren, zn beliebigen industriellen Arbeiten — und zwar im Ganzen oder getheilt — unier günstigen Bedingungen zu vergeben. Anfragen und Angebote sind bis zum 20. 9. 92 zu richten an die Tirrction. oder alt herrenlos anaemeltet refp. abgegeben wurden in der Zeit vom 16. bi« 31. August 1892 folgend«, zum Theil vermuthlich auch gestohlene Gegenstände: ein» goldene Danieuutzr mit Kette, ein galdener klrmmrr, 2 goldene Broschen, ein» Dameiiuhrkette, mehrere Armbänder, darunier ein breite» goldene« tKlirderarmband und Evralle» armbänder, ein goldener Ohrring, eine Granalnadel, «ine Brille, ein Klemmer, «in goldener Tamenring. ein« Münze, ein Porte monnaie mit 3 und solche mlt geringeren Beträgen, einige Leihbautscheine, eine Brieftasche, eine Mappe mit einer größeren Anzahl Stotenhesteu, eia Paar Damen- und ein Paar Herren- Glacehandschuh«, eine Frauenlchürz«, eia schwarzer Frauen, umdang, ein Paar getrag. Kindertnopssliefel, ein Paar neue Kinderdalbschuhe, ein Paar Herreuschuh-Schäste, ein Paar neue Schaftstiefel, ein Taschenmesser, 3 Schachteln Stahlfedern, ein Rollbanduiaß, ein größere« breite« Hundehaisband von weißem Metall, «ine Anzahl Schlüssel, einige Spazierstöcke, mehrere Schirm«, et« Tack mit Kleidung-stucken. eine große grau- leinene Leck», 2 Pferdedecken, 2 Peitschen, «in Holzeimer, ein Puppenwagen, rin« Schrotleiter und eia zugeslogeuer Lanakiea- Vogel. Znr Ermittelung der Elgeuthümrr wird die« hierdurch bekannt germuht. Glttchzeitig fordern wir auch Diejenigen, welch« in den Monaten I»U »nd August vor. Jahre« Fuudaegenstäud« bei un» abgegeben habe», ans, diese Gegenständ« zurückzusordrrn, anderasall« hierüder de« Rechte» gemäß verfügt werden wird. Letpztg, den 1. September E. Dn« Voltgeiamt der Stadt Leipzig. Vretschueider. Ml. Xerrtlieks Vv^irksvereine IsHip«ix-8tri6t unä -I^anä. ä. L. 8»ptdr., Ldonck» '/,ck Ode, t» »ol« 4«r 1. 8Rr»«r»«d»i». Ititldetlangva »a« äer V«rte»»«»»-Oommi»ion v«d«r 4i« äentttod« DdLÜgkott d«i äuedrucd ä» 0doine» t» V»Mi». vr. »tngnl. vr. »«11. politische Tagesfchau. * Leipzig, 5. September. Die Reichötagöwabl in Herford-Halle bat leider z» dem Sieg de» Freiberrn von Hammerstein, de« extremsten Berlreler« der bochrcactionaircn Riä'tnng in der conserva- tiven Partei, gesiibrt, und zwar gleich im ersten Wablgang. Der säst ausschließlich evangelische Wahlkreis gehört vermöge der dort namentlich im Landvolk ungemein stark herrschenden bochorthodoren religiöse» Besinnung zu de» festesten Siheg der durch Herrn von »llrist-Retzow und noch schärfer durch Herrn von Hammerslein vertretenen polnischen und kirchlichen Richtung. Mit Ausnahme der Legislaturperiode 187l—77, wo da« Mandat in nationallibcralen Händen sich befand, war der Wahlkreis stets Lurch einen konservativen der schärfsten Prägung vertreten. DaS ürgebniß der Wahl vom l. September kann also an sich »ich! Wunder nehmen, so bedauerlich eS auch ist. Bei der jüngsten Wahl wurden abgegeben: 7630 conservative, 3160 nationalliberale, >878 freisinnige, l784 socialdcmokratische und etliche zer splitterte Stimmen. Herr von Hammerstein bat also mit einer Mehrheit von 30V bis 400 Stimmen gesiegt. Bei der Wahl von 1890 wurden abgegeben 7899 conservative, 2i68 nationalliberale, 1286 freisinnige und 2l9l social demokratische Stimmen. ES haben also die Eonservalive» einen Rückgang von etwa 250, die Socialdcmvlralen einen solchen von etwa 400 Stimmen erfahren, die National liberalen haben um 1000, die Freisinnigen um 600 Stimmen zugeiiomnien. Was den über die Wabltallik entstandenen Streit unter den liberalen Parteien belrisst, so bat sich nur wieder bestätigt, daß die Nationalliberale» den Freisinnigen an Stärke erheblich überlegen sind und daß, wenn man sich aus eine einzige liberale Candidalur verständigen wollte, dies nur eine nalionaliiberalc sein könnte. In Bunde hat Herr Richter eine höchstpersönliche Niederlage zu verzeichnen; die dortigen Deutschsrcisinnigen in ihrer großen Mehrheit haben sich nicht um den Machispruch der „Freis. Zig" gekümmert und nationalliberal gewäblt. Der Nationalliberale TelinS erhielt dort 290, der Dculschfreisinnige Büskühl »»r 78 Stimmen, 52 weniger als Freiherr von Hammerslein In dem anderen, in den letzten Tagen wiederbesetzlcn Reichs» tagSwahlkrei«, in Sagan-Sprotlau, ba» die Stichwahl z>im Sieg des deutschfreisinnigen Eanditalen geführt E» wurden gezählt für den freisinnigen Eandikaie» I», Müller 8379, für den conservaliven v. Klitzmg 7361 Tiimmen. Auch hier ist keine Veränderung in dem politische» Ebarakler der Vertretung erfolgt. Ter Wahlkreis war znieyi und in ec» meisten neueren LeaiSlalurperiodcn freisinnig vertreten Bei der Slichwahl im Jahre >890 wurden 10 »50 freisinnige »»r 6223 conservative Stimmen aufgebracht, ein Niiierschiek, der sich bnuplsächlich a»S der Haltung de« EciilrumS erklärt Der bezeichnendste Vorgang bei dieser Wahl war das s.harie, säst fanatische Hervortreleu der Ullramontanc» zn (Vaiuücn der conservative» Partei, da« klerikal-conservativc Wahtbiiut »iß in seiner Vollendung. Freilich hat c« in diesem stall keine glänzende Probe seiner Ärast und Leistungsjäh,gleit abgelegt. Die „Nordd. Allg. Ztg." kündigte vor einigen Tagen an, ihre Ansicht über die Katholikenvcrsammliing auSiprechc» zu wollen, wenn deren Verhandlungen beendigt seien. T iesen Vorsatz hat da« Regierungsorgan nunmehr verwirklicht; eS schreibt an leitender Stelle Folgendes: ,,Dte unverändert« Bedeutung, welche trotz allen Wandel« der Zeilen Li« deulichen Kaiholikciitage behalten habe», läßt da« Jnxresse gerechtfertigt erscheinen, welche« auch der in diesen äugen t« Mainz abgehobene» 39. Geiikkalveriaiiimlung denijcher Katholiken zugewandl worden ist. So reich aber auch das Maß diese» Jnlerejie« vielsach sein sollte, so scheint doch nicht wenigen Fällen parteiische Voreingenommenheit verhindert zu baden, daß dasjenige Ergebniß de« Katholikentage» richtig erkannt werde, woraus es vor Allem ankommt. Wie fast in jedem Jahre, Hut auch in diesem cln Tbeil der Presse Anstoß genommen a» dem Ton, in welchem alt» Forderungen von Neuem und neue Aiilitgen in aller Weise vorgebracht worden sind. Statt sich einfach daran zu Hallen, daß, wie der Zgv,ck dieser Versammlungen, auch ihr« Zusammensetzung Wege der Taktik empfiehlt, die von anderen Parteien um deswillen nicht begangen werden, weil sie Einrich tungen. wie «S die katholischen Generalversammliinge» sind, »iniach nicht haben, überdietel man sich lieber in vermeintlich sehr genaue» Abwägungen der Veränderung der Tonart, in welcher geredet wurde, oder im Abmesje» der Distanz der Ziel« und, von vorwiegend trugeriichen Vorauch'etzunae» ausgehend, gelangt man zu nicht« weniger al« richtige» Schlüssen. Die Rücksicht ausden propagandisltschen Zweck, den di« Versammlungen verfolgen, dringt e« mit sich, baß nicht jedes Wort in denielben aui die Goldwaage gelegt, baß die Ziele möglichst wett gefleckt werben und oet dem aiigeschlogene» Loa mehr an den Thetl des Publicum» gedacht wird, ber Polin ich uabesangen „nd nicht« weniger al» blastrt ist. Stellen dabei solche Tdeilnedmer vielfach idr« reifere Erkenntnis, zurück, die durch Ihre Paria,nenlarifch« Vergangenheit und ihre Sicklung im Leben und tn der Gefellfchost in der Lnge sind, den Zusammenhang mancher Dinge tn einem anderen Licht» zu erkennen, al» er t» der teftllchen Erleuchtung und Beleuchtung der Katholiken tag« sich darbietet. so ist da» »in Opfer, dessen Größe nicht wohl imterfchätzt werde» kann, iniosern mit in Anjcl tag gebracht wird, welch ein werdende» und erzieherische» Moment darin liegt, wenn der Edelmann mit dem Bürger »nd der Priester mit dein Laien sich einmal aus denielben Standpunct stellt. Je mehr man den Verlaus auch de« die«, sähetpe» Kathollkr,»»,«« t» dies« u»d«fa»>»»»» I9«ts, be trachtet. und davon absieht, die zu den einzelnen Fragen ein genommene Stellung im elnieitige» Parteiinlcress« z» verwcridc», um so eher wird man auch im «lande sein, diejenige Wahr nehmung in ihrer volle» Tragweite zu würdige» und al« da» ent- chiedc» wichtigste Ergebniß der Versammlung zu schätze», die darin lieyt, daß, wie Gras BaUestrem sehr richtig hcrvorkob, die Einig keit Aller, und insbesondere auch de» gesammien Lentrums, in jo glänzender Weise ans« Neue in die Erscheinung trat, wie kaum >e zuvor der Fall gewesen. Kommt damit die Lpeculalion der Parteigewi» „sucht, die seit Jahr und Tag immer von Neuem eine» Zerfall de« Eentrums voraussieht »nd i» Rechnung stellt, auch diesmal wiederum nicht aus die Koste», so sollte die nüchterne Erwägung, wie schwer die Einigkeit de« CentruiilS nach wie vor politisch in» Gewicht fällt, um so mehr davon abballcn, die Be deutung der Stellungnahme der Versainiiilung zu einzelnen Frage» und Forderungen allein i» Beiracht zu ziehen und a» diesen Punclcn mit parteiischer Kriiik eiiizuictzen, al» dadurch nur der Unterschied noch scharicr marlirt werden kann, der zwischen de», Ecntrum, das einig ist und einig bleibt, und denjenigen Parteien besteht, die vom Eentru», nicht Da« lernen wollen, wa« ihnen vor Allem z» lernen noch Ihäte." Wir lasse» der „Rvrdd. Mg. Z." die Hobe Meinung von der „unveränderten Bedeutung, weiche trotz allen Wandels re, Zeiten die deutschen Katholikentage behalten haben;" wir lassen ihr auch die ehrsurchlSvoUe Bewunderung für die „in so glänzender Weise aus'S Neue in die Erscheinung" gcrrclcnc Einigkeit des EentrninS. Aber wir müssen dagegen Ver wahrung einlege», daß die Iesuitcn-Taktik, um „propa gandistischer Zwecke" willen die .weisere Erkenntniß znrückzn stellen", als ein verdienstvolles „Opfer" gefeiert wirk, dein bas „werbende und erzieherische" Moincnl >»ncwob»I, daß der Edelmann mit dein Bürger und der Priester mit dem Laien sich auch einmal auf denselben Ciandxunct stellt" — nein, in »ichiSwürtigcr Heuchelei sich zu stellen vorgiebt. Wir müssen serner dagegen Verwahrung cinlegen, daß die Hoffnung aus einen Zerfall deö Ecnlruin- eine „«peenialio» der Parleigcwiniisttchl' ist. Wir sind mit dein Fürste» BiSmarck der Meinung, daß der Bestand einer inter- »alionaten, kirchlich-consessienelle» parlanieiiiarischc» Partei nach wie vor, oder vielmehr heule in höhere», Grade als je zuvor, eine Gefahr sör das Vaterland bildet. Der »cne En S ist hierin andere . Ansicht, bas wisse» wir bereits. Als etwas N-meS «ber lekrl un- der Leilarlikct des ofsiciLsen Blattes, daß das „Ehristenib»»,- der aegeiiwärligen Regierung den Anschluß an die Jesuiten Moral glücklich erreicht hat. BemerkenSwerlbe Vorgänge spielen sich gegenwärtig in den leitenden Kreisen der russischen Politik ab Eine ganz inerkwürdigr Noie, eine Art Steckbrief ist es. welcher durch die „New. Wr." Herrn von Gier« nach Aix-lcs VainS »achgeschicki wird. Der Minister sei kraut, die Leitung der auswärtigen Geschäsie sei serincll dem Ge bcimraid Lchiscbli» übertragen und der Schwerpunet der auswärtigen Politik Rußlands liege »ach wie vor in Peters burg. „Tic Besuche, die die stanzöslsche» SlaalSmänncr, welche den Präsidcnlen »ach Ebambüry begleiten, in Aix les Ba,»« inackUii sollten, lömie» daher nur al«ei»Acl ausgesuchter Höstich keil-betrachiel werden, welcher beweist, wie tlark in Pariser Regicrungslreiicn der Wunsch ist, keine Gelegenheit vorüber- aeben zn lassen, ihre liefe» Evmpaibie» für Rußland zuin AuStrnck zu bringen; weiter aber können kiese Besuche nicht« dedenlen." Das soll mit andere» Worte» wohl sagen: was Herr von Gier» auch mit französischen Ministern sprechen mag, bade lediglich einen privaten Ebaralier unk könne als cssieiell gar nicht in Betracht kominen. A»S welche» Gründe» inan sich ;» diese,» Vcrnicrk reranlaßl siebt, ist nicht leichi zu erainnktn. Will man nicht Herrn v. Gier« als bereit» enllassen bezeichne», so kann die Anelassung rer „Now. W». doch »ich! vc>bindern, daß die Worte de« auswärligc» Ministers, gleichviel ob er jetzt die Geschäfte leitet oder nicht, n»l einem gewissen Gewicht in die Waagschale sallcn Gier« soll ja doch aus seine» Posten »ach Le», Urlaube ziirücklibren, und dann würde er wohl in der Lage fein, einem etwaige» foliliscken Gedanlciiauslansche, den er mil sranzöstschcii Ministern geführt hätte, praklOche» Nach druck zu geben. Ster jürchiet man i» Petersburg, Herr von Gier» könnte manche bvchgehcnde» Envarliiuge» nieder zu dämpfen suche»? Iin Znfaiii»icnbang< mil rem Nunr lchreiben an die auswärtige» Vertreter Rußlands bezüglich der Verösseiuli Hungen der „Swoboda" muß ma» fa» ans den Gedanken kominen, daß Gebrimrath Schischiin r,c aus wärtige Politik nicht nur unabhängig von Herrn von Gier», sondern auch im Gegensätze zu diese», leitet. Tie „New Wr." sagt auch in dieser Beziehung: „Solch ein Beginn dcr Tkätigkeit de» Verweser» de» Minist« rium« des Answärligen berechligl zur Erwartung, daß wir i» eine Aera energische» Protestes gegen die zahllose» Verleum dungen Rußlands, wie ste die west-europäische Presse vcrbrcilet, enilrrlen. Unserer Ansicht nach ist da« ein sehr erfreuliches An- reichen, das weil mehr die gejvaiiiilcste Ausmeikiamkeit der Presse West-EurovaS verdient, al« Alle«, was anläßlich der vermulh- lichen Reise de» eine» oder anderen Ministers aus dem Gefolge de« Herrn Caruoi »ach Aix-lcS-Bain« vorgedracht und gesagt werden kau». Sehr ernst saßt die „Neue Freie Presse" diese Vorgänge auf. Nach Allem, so bemerkt Liefe« Blatt, ist darauf zu zählen, daß zunächst die auswärtige Politik Rust- landS nicht mehr in dem Sinne geleitet sein wird, in welchem Herr von Gier« sie geleitet hat, und c« fahrt daraus fort: Daraus läßt auch der Umstand schließen, daß nach ber Abberufung be- General» von Billaume und de» Oberste» Kutuscw die Mililair- BevollmächttAten Deutschland» in Petersburg und Rußland in Berlin künslig nicht mehr den Monaichen persönlich attachirt sein sollen. Mit dieser letzteren Veränderung erlisch! da« einzige nach übrig gebliebene Zeichen der sreundicbailliche» Beziehungen, welche seit ber Regierungszrit de» Zaren Nitolau« zwischen den Häfen von PelcrSburg »nd Berlin bestanden haben. Di« Kluft wird auf der einen Sette erweitert, während nach der andere» Sette hin den Franzosen ein Wink gegeben wird, wa» sie von dem Stellvertreter de» Herr» v. Gier« zu gewärtigen haben. Die HöstichPit, di« sie Herrn v. Gier« erweisen^ präjndicirt nicht dk» Hossnutigen, mil welchen sie an Herrn Schischtin adressirt werden. Und Herr Schischtin ist der Man», diese» Hoffnungen »inen Schein von Berechtigung zu verleihen, denn er braucht di« Unter- stutznug Frankreich«, wenn rr der rutstichen Orient.Politik einen energischeren Zug ouivrägen will. Er ist wiederholt und mit deion- derem Nachdrucke noch vor wenlgen Monalen, al« Herr v. GlerS dem Tod« nah« zu sein schien, von pauslowtsttscher Leit« al« der künitige Minister de» Acußern bezeichnet worden Turck, seine Wirk iamteit im Ni'ialiiaie» Devartenieni, welchem bekanntlich di äiient- polilik zugewieien »r. da: er sich bene» empfohlen, welche wünschen, dast Rußland aus der Baltau-Halhiniei zu einer aeliveren ch nit sich entschließe. Nun siehl Herr Schischfjn a» der Schnu lle ieiner Ambitio nen. und Herr v. G„rs wird iodtgesogt, noch bevor tdm das Porle- euille de« Acußer» lhai ächlich aus der Hand genommen ist. Was daraus zu folgern ist, branchl nicht aiissndtlich gelugt zu werde». Man muß sich daraus geiaht machen, daß Herr v. Gier« sehr bald auch nominell vo» Herrn Lchiichün obgelvst ,vi,d und daß mit ihm in Rußland abermals ein SlaatSiimn» vo» der Bildslache ver- äiwlndet, dessen Besirede» es war, du- russische Politik auf sried- licher Balm zu erbalten. Tic» ist der Sinn der Ankündigung, daß nicht in Aix-leö-Bains, sonder» in Petersburg der Schwerpunet der intiriialionalen Beziehungen Rußland« lieg! „nd daß Herr Ribot a»i die Tinge, weiche er von Herr» v. Gier» erfahren wird, keinen Werth zu lege» braucht. Tos Ohr de« Zaren hat Herr Lchischkt», Herr o. Obers ist nur ein stiller, kranker Mau», der den Thermen des vroveuzalijchcn Bades anvenraue» kann, wie ein Minister in Rußland in die Ecke g.stelll wird, wenn er dreizehn Jahre aus- rcchcnder Arbeit der Erhaltung de» Frieden- gewidmet hat." Die „Daily News" bringen an hervorstehcnder Stelle eine Miitbeilnnsf, deren volle Bedeutung mir einem mit den Bcrbällnissen »aber vertrauten kleine» Kreise vo» Männern lIuiiiil >sk, die oder charakleristisch für die Persönlichkeit Mr. Gladstone'S und hliisichtlich dessen ist, was man sich von ihr versehe» kann. Die Millheilnng lautet: „Wie wir höre», ist Herrn Slansseld kein Posten in dem neuen Mmlswriui» angebokeu worden, und die weitverbreitete An- gab«, er habe zum Boiaus ieine» Wuiisch «„»gesprvchen, kein Amt zu übernehme», ist ganz ohne alle B gründung. Die diesmalige völlige Umgehung Stan-feld'S, der seit viele» Iabrc». so anck' in, letzten Gladstvneanischen Eabinet. Mlnisterposle» bekleitcie, bat in der Tbat in den parlamen tarischen Kreisen Englands großes Ansschcn erregt. StanS- feld, der langjährige Freund Mazzini S, war neuerdings mit Erispi in Rem anss Frcnntschafilichstc znsaminengelrofsen, nachdem Gtatstoiie bcreilö gegen Eriöp, und die italienische Dreibunds Politik scharf losgelegt batte. Ein Anhalte- pnnct zur Bcurlbeilung dcr kommenden auswärtigen Politik Gladstone'S war schon damit gegeben. Seitdem ist rer Brief bekannt geworden, welchen der Premier vor einiger Zeit an de» „Eorricrc di Napoli" gerichtet hatte, worin er augenscheinlich die LoSlvsung Italiens vom Dreibund ferderte, nebenbei auch wissen ließ» daß er „weder eine» Drei- noch einen Zwcibund wünsche". Mit dcr letzteren Aeußerung ging er eigentlich noch über den berüchligten „OulidanoS" Artikel, den er in der „Eon- teuipcrary Review" veröffentlicht hatte, und dessen Urheber schaft nachträglich vv» seine» eigenen Verlegern verralhen wurde, »ech hinaus. Mcdr und mehr wird cö also wahr scheinlich, daß StanSscld'S Italien freundliche Ge- sinnnng ein Hauptgrund seiner Uebergebung durch Glad- stone war. Wer den Ebarakter des Premiers wirklich kenn», der mußte von vornherein sich sagen, daß Niemand leick'l wagen würde, ihm de» Wunsch, kein Amt zu über nehmen, e»va brieflich kund z» tkun. Die Antwort daraus würde dem Betreffende» wohl kaum angenckm sein. Glad- stone ist in dcr Opposition sebr gefällig gegen jeden Be liebigen, der sich ihm am Eisenbahnwagen oder mit einer schrittliche» Anfrage, sei sic auch der adsondcrlichstcn und abgeschmacktesten Art, nähert. Sobald er jedoch im Begriffe siebt, die Macht zn erlangen, oder in ihrem Besitze ist, zeigt er sich äußerst bochmütbig sogar gegen seine hervorragendsten Aint«- genossen. Gelegentlich löst er dann auch einmal ein Eabinet aus. ob»e sich mit ihnen nur vorher zu beratbcn. Irren wir nicht, so kam Herr SlanSseld, gleich einigen anderen Ministern, vor Jahren einmal ganz »irbcfange» ins Unter bau» in der Meinung, »och im Amte zn sein, als Jemand berantrat mit dem AuSruse: „Sie wissen, daß die Regierung abgetreten ist?" „Schlechter Scherz!" meinten die so An- geredelcn. Aber eS war doch so. Gl.rdstone batte au« eigener Machlvollloiiimenheit in einem Anfälle von Aerger das Eabinet aufgelöst. Einem solchen Autokraten gegenüber (dcr conser- valivc Lord BeaconSficld, das ist allgemein bekannt, hätte der gleichen nie gewagt) nimmt sich keiner heraus, nngesragl ans ei» Amt zu verzichten! Er hätte e« damit ans alle Zeilen hinaus mit Gladstone verdorben, der, obgleich das Ober haupt der liberalen Partei, koch i» der Behandlung seiner Parteigenossen i» WirNichlett ein äußerst intoleranter, gewalk- thätigcr Herr ist. Die Gegner dcr englischen Occupatio» Egyptens suhlen sich seit Uebernahme der britischen Staatsgeschäsie durch Gladstone von neuer Hoffnung beseelt. Sie wisse» oder glauben zn wissen, daß der neue Premier mit der egvplischc» Politik seines AinlSvorgängcrS durchaus nicht einverstanden ist und daß die Vorkbeite, welche England au« dem dauernden Verbleib seiner Truppe» im Rillhal« erwachsen, durch die möglichen Rachtbcile, welche dcr englischen Pottlik a»S ihrer Stellung in Nortasrika beim Eintritte internationaler Ver wickelungen droben, nicht ausgewogen werden. Also, folgern sic, muß da« Programm des jetzigen englischen Ministerin»,« betreff« der egyplischen Frage Eyancen biete», deren Ausnutzung die Perspective aus wenigsten« annähernde Wicderhcrstellnng einer Situation eröffnet, wie sie vor der Elabtirung de« britische» UcbcrgewichicS am Nit bestanden. Es wird gemeldet, daß die Pforte aus die erste Nachricht der Berusnng eines Ministerunis Gladstone hin in London ange- sragt habe, ob inan dort geneigt sei, in neue Verhandlungen behusS entgiltiger Lösung der cgyptische» Frage einjulreten. Ta« Londoner Eabinet bade granlwvrtct, vor April nächsten IabreS sei es außer Stande, der otlomanischerseilS gegebenen An- regnng »aber zu trete». Die Urheber jener Tendenznachricht scheinen selber einzusehen, daß sic mit dieser angeblichen Siellungnahme de« leitenden englischen Staatsmannes noch nicht viel gewonnen haben. BiS April nächsten Jahre» ist e« noch lange hin, und die parlamentarische Winlcr- sesston birgt den Kein» zu so vielen Zwischenfällen, daß Herr Gladstone auch ohne Hinzunabme der egyp- lischen Schwierigkeiten beide Hände voll zn thun be kommen dürfte. Man darf aber nicht vergessen, daß die Mehrheit, auf welche er sich stützt, nicht- weniger al« imposant, gleichartig und in sich gefestigt ist, daß ihre Ber- wertdiing im Sinne einer constanten, zielbewußten, gouverne- mentaten Aktion «io Kunststück bildet» an dessen Gelinge»
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