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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920907023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-07
- Monat1892-09
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Ter Mainzer Katholikentag oder vielmehr die Belobigung, die seinen Ausschreitungen durch ein Regierungs blatt zu Tbeil geworden ist, bält wie selbstverständlich die czesamiute Presse in Atbem. Etliche unheilbare Optimisten im liberale» Lager halten die Möglichkeit offen, daß die „Nordd. Allg. Ztg." ihren Lobgesang ans das Ecntrum auf eigene Faust augeslimmt habe. Indessen auch bei diesen ist der Wunsch der Pater des Gedanken-, ernstlich kann Niemand bezweifeln, daß die Regierung mir dem viel berufenen Artikel ihres Lciborgans den Faden wieder ange knüpft bat, der durch die Entschließung über da- Schicksal der Schulgesetze scheinbar wenigstens zerrissen wurde. Die meisten liberalen Zeitungen ziehen die Eonsequenz der Lage, indem sie auf die Nothwendigkeit eines einträchtigen Z u- sammenzcbens der liberalen Parteien Hinweisen. Bei den nationalliberalen Organen ist das selbstverständlich, sie folgen hierin nur den Spuren deS verehrten Führers von Bennigsen, der in der vorigen ReichStagSscssion eine Stärkung des liberalen BürgerthumS durch Zurück- drängcn der trennenden Momente für dringlich erklärt hat. Iunkerübermuih hat bei jener Gelegenbcit spöttisch von einer Rütliscene gesprochen und der opferfreudige Edelmann Gras Aallestrcm bat sich in Mainz den Ausdruck angeeignet. Wir unsrerseits haben gegen den Vergleich mit dem Zusammen schluß der Eidgenossen nicht das Geringste einzuwenden, da wir auf der andern Seite die Geßlcr am Werke sehen, die geistige und bürgerliche Freiheit zu knebeln und was uns noch bedrohlicher dünkt, den jungen deutschen Einheits staat zu untergraben. Allem Anschein nach entbehrt indessen der Iunkerspott über das Zusammenwirken aller Liberalen der tbatsächlichen Berechtigung. Doutschfrcisinnige Blätter, die erfahrungsgemäß mit ihren selbstständigen Regungen un beachtet bleibe» und wenn sie ausnahmsweise einer Recti- sicirunz gewürdigt werden, sofort klein bcigcben, solche Blätter erörtern allerdings die Nothwendigkeit, der klerikal conserva- liven Neaction einen festen Damm entgcgenzusetzen. Herr Richter aber, und auf ihn kommt es zur Zeit noch an, sucht nach wie vor daö Eentrum warm zu halte». Er verhöhnt die nationalliberale Presse, weil sie über den programmatischen Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." ein „großes Halloh" erhoben und möchte seinerseits dieje Auslassungen „nicht zu tragisch" nehmen. Vertrauen zur Regierung ist es entschieden nicht, was den deutschfreisinnigen Partcileiter bestimmt, eine solche Auffassung zu hegen, sondern Furcht vor dem Centrum. Die preußische Schulvorlagc hat der großmüthige liberale Politiker offenbar schon vergessen, ibre Wiederkehr und über haupt Eoncessionen an den Ultramontanismus vermag er ich gar nicht vorzustcllen, denn er rechnet dem Eentrum vor, aß die Regierung ihm für seine Unterstützung, insbesondere ür die Bewilligung der Milirairvorlazc in, Reiche „absolut gar nichts" bieten könne »nd an die Existenz eines König reichs Preußen, sowie etlicher anderer deutschen Einzclstaaten findet eS Herr Richter für den Augenblick zu vergessen angezeigt. Für die unerhörten Anmaßungen der Ultramontanen in Mainz hat die „Frcis. Ztg." ohnehin kein Wort tcS Tadels zu sprechen sich erlaubt und sie ist hierin sogar hinter der „Kre»:zcitlliig" zurückgeblieben, da deren protestantisches Bewußtsein sich dabei trotz alledem noch immer kräftiger und widerstandsfähiger erwiesen hat, als die liberalen Ucber- zcugungen des Herrn Richter. Ohne ein allgemeines Bünde wird cS im Dcutschfrcisinn auch nicht anders werden, wie u. A. sein Verbaltcn in Baden beweist. Ungemein charakteristisch für das jetzige Wesen dieser Partei sind die heutigen Bemerkungen der „Freisinnigen Zeitung" zu der Wahl in Herford. Während sie gegen den Mainzer klerikalen Parteitag kein Wort hat und die Auö- nbrungcn der „Nordd. Allg. Ztg." als eine gucrntitö »ögligoablo behandelt, widmet sie einen langen Artikel der Beitreibung Stöckcr's aus seinem Wahlkreis Biclcseld- Hcrsord bei den in — einem Jahre stattsiiidciiden Wahle». -Lelbswerstäudlich sind auch wir der Ansicht, daß Alle« an die Verdrängung Stöcker» gewendet werden muß, abgz die Voraussetzung eines Zusammengehens selbst gegen einen Stöcker ist unseres Erachtens, daß der Dcutschsrcisinn die Gefährlichkeit der Lieber und Ballestrem praktisch ebenso wie die Slöcker'S anerkennt. TaS Vorstehende war bereits gedruckt, als uns die heutige Morgennnmmer der „Natioual-Zcilung" zuging, welche folgende Mittheilung bringt: „Wie wir von einer als zuverlässig erprobten Seite er fahren, bat die Negierung mit dem Hnldigungö-Artikel der „Rordd. Allg. Ztg." für daü Ecntrum schlechterdings nichts zu schassen. Es liegt insbesondere auch nicht, wie man hie und da angenommen, eine ungeschickte Verarbeitung einer ofsiciösei'. Parole, sondern durchaus eine Leistung des genannten Plattes aus eigene Faust vor. Ter Reichskanzler hat, wie u»S berichtet wird, von der Existenz des Artikels erst durch die übliche Berichterstattung über die Aeußerungen der Presse erfahren." In einem so wichtigen Falle, wie in dem vorliegenden, genügt es nicht, daß ein nicht-amtlicheS Organ „von einer al« zuverlässig erprobten Seite" angeblich den Thatsachen entsprechende Meldungen bringt. Stebt die Regierung dem Sonnabend-Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." wirklich fern, so mag sie das linverblüiiit im „ReichSanzeiger" erklären. Angesichts dcö bedeutenden Einflusses, den die Deutschen in de» Vereinigten Staaten von Nordamerika in Folge ihrer numerischen Stärke bei den bevorstehende» Prä sidentschastSwahlcn auSübc» werden, ist die bereits von uns gemeldete Begründung einer deutsch-amerikanischen Vereinigung und der von hervorragenden Deutsch-Ameri kanern erlassene Aufruf für die Wahl deS demokratischen Eandidaten Elevcland von allgemeinem Interesse. Der Aufruf, der in erster Reihe von Karl Schurz nnterschriebcn ist, lautet wörtlich: An unsere dcutsch-amerlkanischen Miibiirgerl Durchdrungen von der außerordentlichen Wichtigkeit der kommen den Präsidentenwahl, erachten wir e- als Pflicht, unseren deutsch- amerikanische» Mitbürgern die Gründe für unsere Ileberzeugnng vorzulegen, daß da- Wohl unsere- Adoptivvaterlandes die Er- wühiung Grover Eleveland's erfordert und daß er die Stimmen der deutschen Adoptivbürger verdient. Bor Allem möchten mir hcrvorheben, daß er ein durchaus ehrlicher Mann ist und daß ihm dieser Charakter anch nicht von seinen erbittertsten politischen Feinden bestritten wird. Niemand hat es je gewagt, auch nur den leisesten Zweifel in dieser Hinsicht zu erheben. Aus der Verwaltung der höchsten Ehrenstellen des Landes ist er jo rein wie Washington hervorgegangen. Zu seinen hervorragenden Eigenschaften gehöre» sein außer- ordentlicher moralischer Muth unü seine unerschütterliche lleber- zeugung-treue. In seiner Laufbahn als Gouverneur des Slaales New-Iork und als Präsident der Bereinigten Staaten hat er in der schlagendste» Wege bewiesen, daß er dieselben in ebenso bobem Grade besitzt, wie irgend einer der historischen Charaktere dieses Landes. Als Träger der execulivcn Gemalt stand ibm das allgemeine Wohl stets höher als das Partci-Interene. Er hat bei den wichtigste» Fragen nie gezögert, gegen tas Dränge» einer Parteigenossen »ach eigener, »»abhängiger U-berzeuguiig zu entscheide». Mehnach Hai er es erfolgreich „nlcriwinmcn, als die Leitung der Lcmolralischen Partei »ach seinem Ilrtheile ans alsche Wege zu sichren drohte, ohne Rücksicht ans zeitweilig Strö mungen der öffeiillichcn Meinung »nd auf die gegenlheilige «lellnng der Parteiführer Le» schädliche» Tendenzen uiierichrvcken entgegen- zuireten. Wir brauchen hierbei »nr a»s die Entschlossenheit zu verweisen, mit welcher er, trotz der vielfachen Neigung seiner Pariei im Süden und scrnen Westen zur freie» Eitbervrägung, ohne jedes ZauLeru vor Leu Gefahre» dieser Neigung in der aiisdrücküchstkil Weise warnte. Der stärküe Beweis seines selbstständigen Psi'chl- gcsühts liegt in der Tdatsnche, Last er als Präsident wie als zwei- maliger Prasidenlschastseandida! von denjenigen Iiandwerksmaßige» Politiker», bei denen das Selbsttvohl stets das Hauptziel ist, wie auch von den linlauterc» Elemciilen in seiner Partei überhaupt nie mals begünstigt worden ist. Nicht weniger hat Grover Eleveland sich durch ein ungewöhn liches Mast von politischem Scharisiiin und staatsmänniswer Bor- aussicht ausgezeichnet. Nicht allein hat er in seinem cnlichlvßeiie» Auftreten gegenüber der Silberirage davon einen gluiizenden Be weis gegeben; er hat sich auch durch sei» weises Verbauen in der Tarissragr eine der hervorragendsten Stelle» für alle Zette» in der Geschichte der Republik gesichert. Er erkannte, daß die Lchiitzvolilik, wie sie seit Jabren mit immer steigenden Fvrdcrungc» von der repnbiikanischtn Partei getrieben wird, ein stetig wachsender Schaden sei, dessen Hebung sofort und entschieden in die Hand genommen werden soltte, und furchtlos gab er dieser Erkenntnisi in seiner be rühmten Boljchalt an den Eongreß Ausdruck. Das Widerstreben gegen die von ihm besürwvriete Politik bei einigen der ecniiuß- rcichsteii Mitglieder seiner Partei ist bekannt. Seiner El»sicht nnd seinem Milche allein ist es zu danke», daß die Zvliresorm die Fahne geworden ist, linier der sich seine Partei einig geschämt und schon glänzende Siege erfochten hat und ohne Zwciset auch aus dem gegenwärtige» .Nampsc siegreich dervorgehcn wird. Wir fordern daher umerc Mitbürger zu ernster Arbeit auf, »m die Wahl Grover Cieveland'S zu sicher», des uiiavhängigen, einsichts vollen Staatsmannes, des wahren Patrioten, des ganzen Mannes. Wir wenden uns an die Teulsch-Ameritaiicr um so zuverjichltichrr, alS wir überzeugt sind, daß gerade ihnen seine Eandidalnr beson ders Zusagen sollte, als der wahre und »»millccknre Ausdruck des Volk-Willen-, der in Chicago mit Umsturz allen Parrcigebranchs, trotz der Opposition der Pcrlrclnng seines eigenen Staates, sowie der Politiker im Allgemeinen, so glänzend zur Geltung kam. Wir zögern um so weniger mit diesem Appell an unsere Landstenle, als Las Programm der demolralistheii Partei bezüglich der Hauptfragen durchaus befriedigend ist. Es verlangt Resvrm des Eiviidiensles. Es befiirwvrlet absolut gleichwerlhige Circntationsmittel von Gold, Silber und Papier n»d die Abschaffung des verderbliche» söge». Thcrmaii-GesctzeS. Es will und wirb dem bestellenden Ranbjhnem der Schutzzollpolitik, Las nur zur Bereicherung der Jnduslriebesitzcr »nd der AiiSbeiltniig der Masse des Volkes dient, ein Ende machen und den Vcreiniglciiitaaten-HaiiShalt wieder nach dem guten Grund sätze einrichten, daß die Bedürfnisse des Staates allein das Maß der erhobenen Zölle zu bestimme» haben. Karl Schurz. Oswald Ottcndorser William Slcinwag. Henri) Billaro. Louis Windmiillcr. Gustav H. Schwab. Am Montag fand in Glasgow die Eröffnung des IahrcS-EongrcsseS der englischen Trate-UnionS statt. Seitdem svcialkcinokratischc Tcndcnzcn in de» Kreis der englischen Gewerkschaft-Vereine ihren Einzug gcliailen habe», ist es mil der früberc» Einbcillichkeit und Geschlossen heit der englischen Arbeiterbestreennge» vorbei. A» Stelle praktische» VorwärlSstrebenS und positiver Erfolge ist, genau so, wie das in Dcnlschiand in der sociaidcinokralischen Arbeitcr- wclt der Fall ist, die Herrschaft der rcooinlivnaircn Phrase getreten nnd hält weile Kreise der Arbciler in ihrem ver dummenden Banne sest. 'Von den Wortführer» der soeial- dcmokratischcn Tbeorim ist seiner Zeit anch die Be wegung zu Gunsten tcü achtstündigen Arbeitstages, wen» nicht hervorgcrnfen, so doch ans breitester agitatorischer Grundlage sortgesührt worden, zu dem Bchnsc, de» Achtstundentag für die gestimmte Production deS Landc» cbligatorisch zu machen. Diese Leute werden auch in den Glasgower Eongrestve»Handlungen das große Wort führen. Andererseits maiigeit cs den englischen Arbeitern aber denn dock, nicht so ganz und gar an Leuten, weiche soviel Ein- icht in die ökonomische» Gesetze der Welt entwickeln, daß sie von der Aussichtslosigkeit, ja Verderblichkeit der Schablo- nisiruiig des Problems der Arbciiszcitabmessllng tics durch drungen sind. Diese einsichtigeren Köpfe unter den Ar beitern Englands sichen auf dem Stantpunctc der praktischen Erfahrung und LebenSkliigheit, und sind entschlossen, ihre Meinung von den Gegnern nicht majorisiren zu lassen. Sie hoffen dabei ans den Rückhalt, den ihnen der praktische Sinn des englischen Arbeiters auch sonst schon in so manchen Fällen gewährt bat, indem sie ihm zifferinäßig »achwiesen, daß »nt warum diese oder jene äußerlich verlockend klingende demagogische Forderung der wahren Al beite» iutercssen schnur stracks znwitorläust. In, vorliegenden Fall dürsten sie ein sehr schwerwiegendes Argument zu ihren Gunsten in dem Hinweis ans die Eene»»,e»; deS Auslandes besitzen, der die Einsnbrnng der „drei Achten" in England allein und aus schließlich zum Vorlheil gereichen müßte. Sie sollen gewillt sein, den Vorstoß der Achtstundciiiiiänner durch Ein bringung deS Antrages zu parircu, den obligatorischen Acht stundentag für England bis zur allgemeinen Annahme diese» Tages auch seitens aller übrigen Enltnrnalioiicn zu vertagen, was praktisch ans seine Verschiebmig bis zu den griechischen Kalenden bina»Sla»fc» würde. Jedenfalls wird cS über diesen wie über so manchen anderen Puncr in Glasgow zu leidenschaftlichen AiiSeinandersetzuiigcn kommen, deren Interesse ein über die Grenze» des Vereinigten Königreichs hinaus sich erstreckendes sei» dürste. Wir habe» ans unserer ungünstige» Meinung in Bezug ans de» Berner „FrjedenScongreß" kein Hebl gemacht nnd freuen >i»S, beute ein recht verständiges englisches Urtheil über den Eongreß citiren zu könne», welches mit unserer Auf fassung ganz übereil,stimmt. Zu den Verhandlungen des inlcrnalionalen FricdcnScongrcsscS in Bern bemerkt der „Observcr": „Tie Verhandlungen sind alle-, nur nicht fried lich. Der nationale Antagonismus zeigt sich in einer Bitter keit, welche es als hoffnungslos erscheinen läßt, ihn durch iiiteriiatioiiale Schiedsgerichte deizulege». Es scheint wirklich, als ob der einzige praktische Zweck solcher FriedenS- cciigresse darin bcslcbt, nationale Beschwerden, welche nur durch taS Schwert entschieden werten können, an den Mann zu bringe». Der erste Pariser Eongreß zäklte 56 Fran zose» unter seinen >»> Theilneliinerii, der zweite Londoner 71 Engländer unter seinen ll«>, aus dem drillen in Rom ab- gcbaltenc» waren von den l2" Tbcilncbinern 42 Serben und Rumänen, während nur 9 Tcntschc und 10 Franzosen anwcsciid waren. Solche Vcrsaiiiinlniigcn können nicht als repräsentativ gelte». Im Uebrigen ist es schwer zu verstehen, wie jemand erwarten kann, daß eine solche Frage, wie die über Elsaß Lothringen, welche die letzten 20 Jahre Europa säst erschöpft und dem Erdtbeilc ricscnbaste Rüstungen .auf- crlegt bat, sich durch ein internationales Schiedsgericht bei legen läßt. Dazu gehört eine heilige Einfalt." Für die Wahl des IesuitengencralS werden von spanischer Seite in der Tbat große Anstrengungen gemacht »nd lebhafte Hoffnungen ans daö Durckdringen eines nationalen Eandidaten gesetzt. Sämmtlichc spanische Ordens-Nieder lassungen wei te» hei der Wahl vertreten sein; die Provinzialen ans den Eolomen sind bereits nach Rom unterwegs, wo sie mit ihren Genossen auö dcm Muttcrlante zusamnientreffen werken. Unterdes) hat die Anwesenheit des Pariser Nuntius Ferrata in Rom, wie der „M. Z" geschrieben wirb, Auf sehen bcrvorgcruscn. Man will an den vsficiöS behaupteten, lediglich private» Zweck der Reise nicht glauben, sondern schreibt diese der beabsichtigten Berichterstattung über die Brr- Feuillrtsn. Hiillllibal's mächtiger Irrthum. Skizze aus dem Leben der Schwarzen. Von Philipp Berges. verSoim. (Schluß.) „Die Geschichte ist mindestens drei Dollar» Werth", ächzte die Alte, „ich bin ganz erschöpft. Doch nun kommt die Hauptsache. Hier nehmt diesen Stock und laßt ibn senkrecht fallen (eS geschah) — ab! die Spitze deutet nach Südwesten. Laß' sehen! Im Westen liegt Pleasantville, im Süden New Orleans im Sükwesten, hm, nichts als Felder. Doch halt! liegt nicht zwischen den Feldern noch irgend eine Wohnung ah. ich bab'S, sie sind gesunden. Tie großen Hunde Caesar und Solomon Snnffbox sind'», die Euch bestohlen haben. Deutlich jede ich ihre Besitzung vor mir liegen, durch Aeußcres und Innere- dringt mein Blick. Hier, bier ist eS. Im Geflügelstall hinter dem Hause Solomon'S sinket Ihr Eure Hühner!" „Es stimmt", sagte Hannibal ohne ein weiteres Zeichen der Verwunderung, „ich wußte eS im Voraus. Alle die Hunde wußten eS, die mir behilflich waren, die Diebe zu verfolgen, aber sie schwiegen ans purer Heimtücke und reiben sich binter meinem Rücken die Hände. Nur Gew'ßbcit wollte ich von Euch bade», obgleich ich den Dieben aus gewissen Gründen wahrscheinlich nichts zu Leide thun werte. E- ist gut, Alle, ich tanke Euch — und damit gvock live!" „Oovck dzo!" rief die Zauberin unterwürfig, sobald aber draußen der Hnsscblag des davonschreitenten RosieS ertönte, brach sie in ein Hobngclächter a»S. - Solomon und Caesar waren inzwischen in Pleasantville aiigekonimen »nd »äderten sich vorsichtig der Rückseite deS Millstone'schcn Hauses. Hier bereiteten sie sich zur Ans sübrnng ihre- Plane- vor. Selemrn steckte die umwickelte Schraube in den Mund, wcdnvch er raS AnSschcn eines von Zahnschmerzen geplagten Negerkönigs gewann, und Caesar griff zur Flinte. Leise stiegen sie vom Wagen, um auf allen Bieren in den Hof zu kriechen, in dem noch deutlich die Spuren der DievSzaad zu erkennen waren. Jetzt regte sich Nicht». Die Sonue stand schon tief am Himmel, lieber den schilfigen Ufern de» Sabineflnsse» und den gelblich blinkenden Wasserscheide» der MaiSpslanzungen schwärmten Myriaden spielender Mo»auit°S. Al» Alle» still blieb, schlichen die Brüder in» Hau», aus dem sie nach wenigen Augenblicken wieder bervortratc», nm rathlo» umher zu blicken. Da bogen sich plötzlich die Büsche an eiaer Seite de» Hofe» auseinander und da» bnbsche, schwarze Gesicht Libertys» ward sichtbar, die beim Anblick der Eindringliuge einen leisen Schrei anSstieß und zu entfliehen suchte. Aber e» war schon zu spät. Wie ein Wilder stürzte Solomon auf seine alte Geliebte lo», hob sic in seine Arme empor und entstob. Auf da» Geschrei der Nebcrfallcnen ward sofort die Schwiegermutter Hannibal» sichtbar, die dem fliehenden Räuber ohne viel Federlesens folgte, so rasch cS ihre .700 Pfund erlauben wollten, um ihm die Beute streitig zu machen. Sie machte ibre Rechnung indes; ohne Caesar, der jede Bewegung der Alten scharfängig verfolgte »nd behende hinter ihr her sprang. Im Nu hatten alle Bier den Wagen erreicht, den Solomon mit seiner zappelnden Beule eilig erkletterte. Auch die Alte brachte cS fertig, auf ei» Wagenrad zu steigen — und schon streckte sie die Hank nach dem Räuber au», da erhielt sie von hinten einen Stoß und siel grunzend vornüber in da« weiche Henlager des Wagens. Und nun ging» trotz Geschrei und Gewimmer fort inS Weite — vorn der Professor mit seinen, Raube, in der Mitte d»c ächzende Mr» Washington, und hinten der flintenbewafinete Caesar — fort in den sonnigen Abend, der Höhle der kühnen Räuber entgegen. Als der Hausherr spät Abend- bcimkebrte und da- Nest leer fand, sank er zuerst mit einem Seuszer der Erleichterung auf einen Stukl. Tann aber erhob er sich, hing die ganze, mübsani erworbene Eultnr seiner Nation an einen Nagel und tanzte draußen im Mendcnschein einen Freudentanz, wie ibn kein Massai Elnioran in den Wäldern deS dunkelsten Erd- tbeils schöner »nt wilder zu Stande gebracht hätte. IV. Seit den erzählten Ereignissen waren vier Worben ver flossen und Hannibal hauste immer nock einsam auf seinem Gütchen. Ter schlaue Trick, den er ersonnen balle, um die beiden Weiber los zu werden, war ibm gelungen. Die »ach de» 10 00«» Dollars lüsternen Gebrüder Snnffbox batten ibn von der schreckliche» Allen mitsamnit ihrer seinen Tochter befreit, ohne daß er eine» Finger zu rühren brauchte. Seine Freute über den gelungene» Streich war jedoch längst verschwunden und balle einem qualvollen Grübeln voll dunkler Zweifel Platz gemacht. Es war ibm höchst »»heimlich ;» Mulde. Nicht ein einziges Mal hatten die Betrogene» den Versuch gemacht, die Weiber zurnckzubringcn, nicht ein einziges Mai halte» sic sich in der Nähe der Haiinibai'schcn Besitzung jeden lasse», so daß die Bewachung des Hanfes ganz überflüssig geworden war. Diesem seltsamen Gcdadren innßte irgend ein duniies Gc- dcimniß zu Grunde liegen nnd Das war es, was Hannibal in bobem Grade beuniubigie. Er balle sich selbst überzeugt, daß di: beiden Franc» noch ans der Farm der Hübncrdiebe verweille» und sich- hier allem Anscheine »ach recht wobt sein ließen Hm, sclllc die Geschicblc ov» de» loooo Dollars am Ente dock» wabr, sollle er, Hannibal Millstone, ettva der Betrogene sein? Aber welchen Grund balle dann die Alte gcbabl. das Ganze abznlcngncn?! Unk wen» sie wirklich die Wahrbeit gesagt batte, d. h. wenn die Ammcngeschichte wirk lich ein Alnmciimärchcn war, weiche» Grund ballen dann die die beiden Lumpen Eaesar und Solomon, die Weiber bei sich zu behalten?! In solche» Gedanken und Zwcffcln stand Hannibal eines Morgens vor seiner Thür, als siw ein weißer Retter, der aufs Haar einem cchlen Eitybewonner glied, 'einer Farm näherte. Er trug einen grauen Enlmder, blanke Reilersiicscl und einen weiße» Hemtkragen Nur sei» Pferd machte keinen recht vertrauenerweckenden Eindruck, cs cnlpnpptc sich, nach dem der Fremde näher gekeimne» war, als ei» alles, labmeS Maultbier — allein dieser Umstand irrack» nicl't gegen den Fremde», denn er war ebne Zweifel mit der Pest angelem- mcn und batte da- Tbicr irgendwo geliehen. „Hallob, Sir!" rief der noble Reiter schon von Weitem, „ist dies der Weg nach Elear Springs?" „Er ist cS, Fremder", entgegnete Hannibal, „Ihr irrt »ichl. TicscS Torf liier beißt Pleasanlvillc, nnc daü nächste schon ist Elear Springs." Der Fremde hielt sei» Tbier an nnd zog ein Papier an der Tasche. „Dante Euch, Sir. Vielleicht könnt Ihr mir nun auch sagen, wie weit cS »och bis zur Shanl» der Gebrüder Solomon nnd Eaesar Snnffbox ist — an sic geht meine Sendling." Hannibal lächelte. „Aba. Ibr seid wahrscheinlich ein von Ncw-LricaiiS koniinciider Tl>crisf —" „Wahrbaslig, Ihr babt's erratben", sagte der Fremde er staunt, „ick, bi» wirklich ein Sheriff unk komme auö New- Orleans. Wie konntet Ihr das wissen, Sir?" „DaS ist nicht so schwer", lack'lc der Geldaristokrat, „die SnnssborcS sind berüchtigte Hnlaicrdicbe, und ein weißer Gentleman, der sic zu besuchen kommt, lann inchis Andere» sei» als ein Sheriff, wcl.ocr eine» der sauberen Brüder binter die eisernen Gardinen zu setze» wünscht." „Wer Ibr anch sei» mögct. Sir", cnlgeznclc der Sberiff, „alle Achtung vor Eurer Kennliiiß, aber diesmal täuscht Ihr Euch dock». Ich komme nicht, um die TnnssbereS selbst oder sonst etwa- von ibncn ;» holen, sonder» ich babc etwas zu bringen. Im Hanse dieser beiden Genlieme» lebt, wie Ihr vielleicht wißt, eine farbige jnngo Time, Namens Liberty Washington —" „WaS habt Ihr mit ihr?" stotterte Hannibal, den eine schreckliche Akiinng erfaßte. „Nichts Besonderes, ich habe ibr Io<»m> Dollar» zu bringen", sagte der Sheriff trocken. „Tic ist eine Nachkommin der Amine Washingtons und in dem Alter, wo ibr das Geld ansgezaklt werden muß, welches dieser große Patriot für die Familie seiner sarbiacn Nährmutter ge stiftet bat." Hannibal war so gran geworden, wie die Wand seine» Häuschen H'slig zilie nd trat er zurück und lehnte sich an re,, > aileuzaun. Wißt Zir, Sir, daß Liberty ver- heiralbet >st?" Der Tbcriss lackte laut ans. „Ich weiß cS, Dir, Ich weiß
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