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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920908024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-08
- Monat1892-09
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Tabellarischer und Ziffernsas nach höherem Tarif. ikrtra-veilagrn (geiaiz»), nur mit der Mor len-Ausgabe, ohne Poslbesärd.rung 60—, mit Postbesordernug 70.—. Ännalimelchluk für Inserate: Abend-Ausgabe: Borinittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 1 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,0 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen l« ein« halbe Dttmde früher. Inserate sind slels an die Ertzeditta« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Donnerstag den 8. September 1892. 8«. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 8. September. Die „ Nationallibcrale Eorrespondcnz" schreibt: Tie Notbwendigkcit einer Reorganisation des offi cio sen PreßwesenS ist durch den HuldigungSartikcl der „Rordd. Allg. Ztg." an daö Eentrum wieder aufs Schärfste dargelhan. Es geht doch schlechterdings nicht an, tag ein Blatt, welche» sich noch immer widerspruchslos den Anschein ofsiciöser Inspiration giebt und bierin durch gelegentliche Mittheilungcn aus RcgierungSkreise» unterstützt wird, der artige Aussehen, Aergerniß und Aufregung erzeugende Kund gebungen bringt, in denen Jedermann die Auffassung der Regierung über die gegenwärtige Situation zu erkennen glaubt, um hinterher zu erfabren, daß hier nicht» al» eine icdc» politischen TacleS und jeder Bedeutung entbcbrcnte Tagesleistung eines beliebigen Schriftstellers vorliegt. Das verwirri und erregt die öffentliche Meinung, stiftet großen Schaden uud fördert am allerwenigsten die Interessen der Regierung. Die letztere hat ibre Beziehungen zur Presse vollständig verwildern und zerfahren lasse». Das Mißtraue» und die Abucigung, die inan mit Recht gegen osficiöses Preß treiben bat, werde» »och am Meisten dadurch gemildert, daß die Beziehungen der Regierung zu der TageSpudlicistik in möglichst össentlichcr und unzweideutiger Art austreten, daß die Welt bestimmt weiß, an diesem und jenem Ort, in Formen, die keinen Zweifel über den Ursprung zulassen, die Meinungen und Absichten der Regierung erkennen zu können. Jetzt tauchen bald da, bald dort, oft in scbr zweifelhaften auswärtigen Blättern, in Eorrcspondenzen, die auS den verschiedenartigste» Quellen gespeist werde», auch in ciiibeimischen Zeitungen, die einige Fühlung mit der Regie rung haben oder zu haben sich den Anschein geben, Artikel auf, deren wahrer Ursprung und politische Bedeutung oft schwer zu bcurtheilcn ist, die aber der Regierung in die Schuhe geschoben werden und mancherlei Unheil stiften, wie soeben die Leistung der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". Verwirrend sind auch die halbocrbürgten und sich oft wider sprechenden Angaben über den Inhalt wichtiger in Vorberei tung begriffener Gesetzvorlagen; unwürdig ist daS tropfen weise Verzapfen des Inhalt» von Gesetzentwürfen durch einzelne private Publicistcn, die in ibrem ErwerbSinteressc allerlei dunkle Beziehungen zu RcgierungSkrcisen anSnutzen. Es müßte hier endlich einmal Wandel geschafft werden. Tie Regierung hat ihr anerkanntes Blatt im ..Reichs- und Staatöanzeiger" für amtliche sowohl als nichlamlliche Mitlheilungen. Genügt ihr das nicht, bedarf sic noch eines andern Blattes, bei dem sic nicht für jedes Wort die Verantwortung übernimmt, das in etwas freierer Weise de» Preßzweckeu der Regierung dient, so stände schwerlich etwas im Weae^ auch ei» solches Blatt zu schaffen, das bei etwa» freierer Bewegung doch als eine Quelle zuverlässiger Information über die Anschauungen der leitenden Stellen betrachtet werden könnte. Früher diente solchen Zwecken die seit langen Jahren cingegangene „Pro- vinzialcorrespondenz", nach der man jetzt bisweilen eine gewisse Sehnsucht empfindet, wenn man angebliche RezierungS- Itimnien im „Pcster Lloyd", in der „Poiit. Eorrespondcnz", i» der „Nordt. Allg. Ztg" und sonstwo vernommen hat. Es wird damit ein sehr zartes und schwierige» Thema be rührt, aber die gegenwärtig herrschenden Zustände fordern dazu heraus. In Uebcreiustimmung mit unserer Forderung, die Regie rung möge stch über den Eharakter des Sonnabend-Artikel» der „Norbd. Allg. Ztg." im „Reichöanzeiger" unumwunden erklären, schreibt die „Kölnische Zeitung": „Wenn der Artikel, der die Regierung so schwer geschädigt hat, nicht osficiä» ist, so hat die Regierung dem Lande gegenüber die Pflicht, ihn unzweideutig zu verleugnen." In demselben Sinne äußert sich die „Vossische Zeitung" wie folgt: „Es entsteht »»»mehr die Frage, von welcher Stelle die „Nat.-Ztg." ermächtigt worden ist, den halbonittichcn Charakter LeS Artikels der ,.N. Allg. Z." zu bestreiten, beziehungsweiie ob sic aus dein ReichSkanzlcranile oder etwa aus einem ander» Ministerial- bnreau ihre Information rmpsaiigcn hat. Co lange nicht da« Erstcre auf irgend eine Weste bestätigt wird, wird der Glaube sort- beslchcn, daß die „Nordd. Allg. Ztg." ihren Artikel nicht veröffentlicht haben würde, wenn sic nicht das Be wußtsein gebabt Hütte, sich in Uebcreinsliminung mit den Auffassungen des Grafen Eaprivi zu befinde». Daß diese sich nicht immer mit jenen einzelner seiner preußischen Mlnistercollegc» decken, ist »ine bekannte Tbalsache, die zur Ver wirrung der össenltichcn Meinung nicht wenig beiträgt." Die Angelegenheit Gladst onc-Laboucköre will immer »och nicht zur Ruhe kommen. Ganz »ouerting» hat Glatstonc an eine» Herrn in Lcigb da» folgende Schreiben gerichtet: „Labouchöre'S Abstimmung über die Apanage» der königlichen Familie ist kein H'nterniß gewesen, um ein Mitglied der gegenwärtigen Verwaltung zu werden. Verschiedene Mit glieder derselben haben ähnlich gestimmt. Es ist nicht wahr, daß die Königin cS abgelebiit hat, Labvucköre zu einem Amt zu eriien»en. Niemand kau» ablchnen, waü ihm nicht vorgeschiagen worden ist. I»i vor liegenden Falle fehlte cö an einciu solchen Vorschläge. Dafür bin ich verantwortlich. Ich bade den Vorschlag nicht gemacht wegen gewisser Vorfälle, welche sich auf LabouckörcS Stellung und Beschäftigung beziehen, welche in keiner Weise seiner Ebrc zu nahe trete», aber cs nicht als geziemend er scheine» ließen, daß er ein Amt unter der Krone bekleiden sollte." — DaS Verhalte» Gladstone's gegen Labouchöre hat übrigens dem letzteren bei seinen Wählern keinen Eintrag gelba». Ter ExecntivauSschuß des liberalen und radi» calen Vereins von Northampton hat einstimmig fol genden Beschluß angenommen: „Daß diese Executive daö wärmste Loh hat für die glänzende Verlbeidigung der Tcmokralie seitens des Abgeordneten Labouchürc. Der Aus schuß freut sich über die Treue, welche LabouckSre an die Partei kettet, trotz der ihm widerfahrenen persönlichen Be leidigung, daß seine Däcnsie so wenig anerkannt worden sind, und eö gereicht ihm zu großer Befriedigung, daß Herr Labouchöre in Folge dieses tactijchc» Fehlers sortsahren kann, unabhängig der Sache des Volkes zu diene», worin er sich bisher so sehr ausgezeichnet hat." Hierzu bemerkt die „St. James Gazelle": „WaS Labouchöre sür das Volk gc- than hat, möchten wir wissen." Das Schicksal der Expedition Hodister bleibt auch nach den neuesten in Brüssel eingelrosscncn Nachrichlc» vom Longo noch unaufgeklärt. Ein vom DistrictScoimuissar Gallin herruhrender, das Dalum des 20. Juni tragender Bericht tbcilt mit, daß der genannte Eoinmissar aus die .Kunde der Arabcrunrubcn am Lomami mit dem Dampscr „Pille d Anvcrs" am 21. Juni von Basoko ausbrach, um der Expedition Hodister Hilfe zu bringen oder doch wenigstens sich über ihren Ver bleib zu inforniire». Unterwegs erfuhr er, daß alle Agciilcn, welche sich in Vena Kamba befanden, mit Ausnahme von zweien, nach de» Stanley Fällen in Sicherheit gebracht waren. Er kckrtc also ui» und schlug ebenfalls die Richtung nach den Stanley-Fällon ein, wo er ein Mitglied der Hodistcr- Expediiion und zwei StaatSagentc» traf, von denen er hörte, daß seit dem >0. Mai leine Kunde von Hodister mcbr ei» getrosten sei. Die Factorei in Lbomo, wohin Hodister um den 15. Juni herum znrückkekrcu wollte, war mittlerweile geplündert und cingeäschert. In wesentlicher Ucbcrcinsiimniung damit befindet sich ei» Bericht des HandelSsnndicats vom Katanga. Drei Agenten dieses SynticatS mußten sich, als sie in die Nähe von Nvaugwe gekommen waren, vor den Banden des AraberhäuptlingS Munic Moara, dessen Macht derjenigen Tip» Tips nicht »achstcht, znriickziehcii. Gleichzeitig wie in Nyangwe brachen auch in dem ani Ober läufe des Luataba gelegenen Riba Riba Araberunrubcn a»S, bei denen zwei europäische Agenten daö Leben verloren. Als Hodister daö Vorgcsallene ersubr, brach er mit drei europäische» Begleitern »ach Nnangwc aus. um mit Munic Moara, der ibm von einer frühere» Reise bekannt war und der ihm gastfreundliche Ausnabinc versprochen batte, ein Einvcrnebmcn zu erzielen. Er verließ Bona Kamba mit seinen drei weißen Begleitern und 85 Trägern am 8. Mai, und seit diesem Tage ist er ver schollen Aus diesen Nachrichten erbellt immerbin. daß eine Beglaubigung der schlimmen Meldungen, welche den Unter gang der ganze» Expedition signalisirten, nirgend» vorliegt und daß insbesondere, auch entgegen der diesbetreffs ver breitete» Versio», die Expedition Hodister in keiner Weise a» »'em Araberausslande im Eongogebietc Schuld trägt. Schon wiederholt batte der belgische General Brialniont früher Unterredungen mit dem SnItan Abdul Haniid. Die Uulerbattung wurde stet» durch einen Dolmetscher ge führt, welcher die in arabischer Sprach« gestellte» Fragen de» SnttanS i» das Französische übertrug, die Antworten des Generals in daö Arabffchc übersetzte Diesmal bandelt cS sich um eine wichtige Frage. General Brialmont, welcher seiner eigenen Angabe nach „die Donauinüntunge» ebenso gut kennt wie die Schcldeiiiiindung ", hat auf Wunsch des Sultans einen vollständigen Ver- tbcidiguiigsplaii für die Türkei auSgearbcitct. Bei der jetzigen Anwcsciibeit dos Generals in Konstan- tiuopol wird dieser VertbeidiguiigSpIan dem Sultan zur Entscheidung iiuierbreitet und erliefst der General dessen Gcnelttiiigung. Dabei verdient Erwähnung, daß auch die Befestigungen Rumäniens, besonders Bukarests, nach den Brialmont'schcii Plänen ansgefükrt worden sind. In Bukarest haben unter der Leitung Brial»iont'S die ersten entscheidenden Bcrsuchc mit drehbaren Pauzerthüriuen statt» gesunden. Dabei ist ein Zwischenfall der Erwähnung Werth. DaS Ministerinm Fröre - Orban hatte dem ,GeneiHl Brialniont a»S Furcht vor Neclamattvnci, aus wärtiger Mächte de» erbetenen Urlaub nach Rumänien verweigert, woraus der General sich Urlaub »ach Deutschland erbat, erhielt und sich nach — Bukarest begab. Nach Brüssel ttirückgekchrt, wurde er wegen dieses Vergebens gegen die DiSciplin zur Strafe aus Brüssel versetzt, bald aber ans dcö Königs Wunsch zum GciieralstabSchcs ernannt. Das jetzige klerikale Ministerium hat ikn vetabschiedcl, weit or bei der MaaSbescstigling seine Anschläge dreifach überschritt. Dieses Vorgehen verschaffte ibm einen Brüsseler Depuiirlon- sitz, und als entschieden liberaler Dcputirtcr wird er noch eine große Nolle spielen, denn er tritt sür den persönlichen Militairdicnst, das allgemeine Stimmrecht und den »ncut- gcltlichcn obligatorische» Bolksschulniiterricht ei Nach laiigwierige» Verbandlnngen, die mehrmals in Ge fahr standen, abgebrochen zu werde», ist bekanntlich endlich ein Handelsvertrag zwischen Frankreich und der Schweiz abgeschlossen worden. Thatsäcklich wenigstens ist cö ein Vertrag, ossicioll wird cS aber auf den Wunsch Frank reiäiS, dem sich die Schwei; nur ungern und mit Widerstreben gefügt hat, nur ein „HandclSüberciiikomincu" genannt. Daß Frankreich auf diese cigcntbümlichc Form so großes Gewicht gelegt hat, ist nur zu erkläre» durch de» vom französischen Parlament unternommene» Feldzug gegen die Handels verträge. Als die Verhandlungen der französische» Kammer zum Abschluß gebracht und die Sätze des neuen Tarifs cndgiltia fcstgeslcllt waren, machte das Ministerium zwar einige Vorbehalte in dem Sinne, daß cs sich nicht ge bullten erachtete, nunmehr auf de» Abschluß von Handels Verträge» ganz zu verzichten, eö ist seines Einflusses auf die Kam »lern aber doch so wenig sicher, daß cS nicht gewagt hat, sein Abkomme» mit der Schweiz ei»cn Vertrag zu nennen. Und um die Empsiiidlick'kcit »och mehr zu schonen, bat cS turcbzuscyen gewußt, daß die Erinäßigungcii eine» Reibe Zollsätze, die das „Arrangement commcrcial" vorsiebl, nickt m den Text des Abkommen», sonder» i» eine Anlage ver wiesen sind, also keinen Bcsiankihcil de» Abkommens bilden. Durck NoienanSIausck bat sich jede der beide» Regie» ungcn verpflichtet, ibrem Parlamente die Zoller,näßiguugcu vor- zuscklagen, über die sich beide verständigt haben. Tie fran zösische Regierung will dadurch den Schein wahren, daß die Kammern völlig selbstständig Beschlüsse sassen und die Zoll- ermäßigungk», die ihnen die Regierung vorlcge» wird, in Form eines französische» Gesetzes beschloffcn werken Vor einige» Monaten konnte man wirklich einmal glauben, daß die fremden Gesandten in Peking einen diplomatischen Erfolg errungen hätten. Ten» ans ibre nachdrückliche» Vor stellungen bi» wurde endlich der Verbreitung der scham lose» Ebristen- und frcmdci,feindliche» Maner- a» sch läge und Flugschriften Einhalt gctban. Der Hanpt- ttbeltbätcr Tsckob ba» mußte seine» Geburtsort Tsckiangscha, die Hauptstadt der Provinz Hunan, verlasse» »nd alle« dort Vorgefundene Material für Herstellung solcher Schandschristen wurde zerstört. In der Tbat, ein großer Erfolg! mochten manche auSrnsen, die den äußerst zähen passive» Widerstand chinesischer Diplomaten kenne». Die Freude sollte nicht lange daner» Tenn jetzt kommt die Nachricht, daß in der auch in Hunan, nordwestlich von Tscbangscha gelegene» Stad« Tscbang- teb su, während der kürzlich dort slattgesnndciicn Prüfungen wieder viele ganz ähnliche Aufrufe angeschlagen worden sind, die an Schamlosigkeit ihre» Vorgänaer» nichts »achgcbcn. Unk nun wird sich wobl dasselbe alte Spiel wiederholen Die zniiämst zuständige» Mandarine sind natürlich de» Bitten der Missionare »m Unterdrückung solcher frevelhaften Auf reizungen gegenüber vollständig taub, bis nach langen, langen Weiterungen von oben bcrab endlich ei» dabingebender Befehl erfolgt: mit was sür einem allgcniciiie» Erfolge, das haben wir jetzt gesehen. Man »inß wirtlich neugierig sei» zu er fahre», was die Gesandten in Pcling nun wohl macken werden. Deutsches Ncich. Brrltn, 7. September. Ter ArbcitSst osf für den Landtag wird in der nächsten Session mit Rücksicht ans die Stciiervorlagc» so viel wie irgend möglick heschränkl werden, wozu alle Ressorts die Hand biete» werden. Außer diese» Gcictzentwürseii, die dem Abgeordnelenbanse glcick »ack der Eröffnung ziigehe» werten, und dem Staatsbanslialt werden »och in Aussicht gestellt: Vorlagen über die Erweiterung de« Eisenbahnnetzes, über Ausbesserung der Lage der VoUSschul- lchrer, über Umgestaltung des MädchenschulwcsciiS, über den Vorsitz in de» katholischen Kirchenverstände» der Rbcin- previnz, vielleicht eine Verlage über das öfsciillichc Wasser- recht und das Eeinptabilitätsgcsetz Damit dürste der Ar- bcitSstess der Hauptsache nach erschöpft sei». t'Il. Berlin, 7. September. Der Eifer, mit dem die Socialdemokratic sich im vorigen Jahre bei den Stadt- vcr ordnete nwah len in Berlin betbeiligte, scheint sich doch etwas abgckülilt zu habe». Ai» 27. Eeptember stehen uns drei Ergänzittigüivahlen znr Stattvererdneteiivcrsamm- liiiig, und zwar für die von den Socialdcmokraten besessenen Mandate >m 15., 25. und 26. Bezirk, bevor; bekanntlich legten seiner Zeit die damaligen soeialdcmekralischc» Stadt verordnete» Tutzancr, Höhne und Sabvr ihre Mandate nieder, weil Herr Singer und seine ihm znjuhelnke mächtige Eligue der Ansicht war, daß ersterc sich etwas vergeben hätten, weil sic der Tranerscicr sür de» verstorbene» Forcken- bcck bcigcwohnl. Die „Gcnosscn" in ihrer großen Mehrheit (nicht allein Unabhängige) sind »un der Ansicht, daß von einer Wahlbetbeilignug diesmal »»bedingt Abstand zu nehmen sei, denn die Fraelio» im Rothe» Hans habe der Gesammt- Feuilleton. Das höchste Gut. Is Roman von A. von Gcrsdorff. Na<rer»<k »erboten. TaS Leben ist der Güter höchstes nicht, Der liebet größtes aber ist die Schuld. Erste« Eapitel. „Nur ein Mädchen! Aber scbr niedlich." Al« da« Klopfen an seiner Zimmcrtbür ertönte, war der Mann, dem diese Botsckiasl gebracht wurde, jäb von seinem Stuhl eniporgesabrcn. Mit mächtig pochendem Herzen, keine« Laute« fäbig, batte er die große, kräftige Hand auf die arbeitende Brust gepreßt. Zu viel King an der nächsten Secnnde. Sein heißester Wunsch, seine stolzeste Hoffnung sollten Er füllung oder Vernichtung erfahren TaS, wofür er gearbeitet, gestrebt, gelebt, weite Zukunsispläne entworfen, stolze Lust schlösser gebaut hatte, das, was er aus Erden sein höchste« Gut nenne» wollte, der Sobn sollte c« sein, der Erbe seine« Namen«, seiner Arbeit, seiner Gesinnung, den er von seiner Gattin erwartete. Nun war die große Stunde da. Glück oder Unglück batte an seine Thür gepocht. Da« Klopsen wiederholte sich dringender, und jetzt, sich am Schreibtisch wieder niederlassend, erzwang er ein ruhige« „Herein". Eine kleine Frau in mittleren Iabren, mit einem mütter lichen Ausdruck in dem runden Gesicht, mar cingetreten und Halle sich bäntereibend genähert. „Nur ein Mädchen, aber sehr niedlich, Herr Senator", wiederbolte sie, wie in leichter Entschuldigung, als der glück liche Vater nicht gleich eine Antwort fand „Schön, Frau Kunkel, scbr schön. Es kommt von Gott, ibm sei Tank, daß Alles vorüber ist Alles vorüber", wieder bolte er halb mechanisch. „Sie sind wohl fertig hier bei meiner Frau?" „Jawohl, Herr Senator Frau Marku« befinden !, verhältnißmäßig. Nur da« kleine Fräulein muß n ck > Bad baden. Ein z» niedliche« Kätzchen, der Herr Papa werden seine Freude haben. Tanke, Herr Senator, zu gütig, danke untcrtbänigst." Senator Mark»« batte einige Goldstücke in die Hand der Frau gleiten lasse». Eö war eine hohe Summe, überraschend hoch. Frau Kunkel batte wohl »och nie so viel Gold dafür erhalten, einem Erdenbürger dies Iaiumerlhal erschlossen zu baden. Er hatte dieses Gold a»S einem besonder» Fach ge nommen. Lange Zeit batte er cö La liebevoll bewahrt uud ostmatS träumerisch betrachtet. Wenn er es zu berühre» ge dachte. war ibm ein Sobn geboren, so Gott wollte. Einen Augenblick zögerte er, aber dann schüttelte er leicht den Kopf und gab eS auch für die Tochter. „Wollen der Herr Senator nicht hinüber gehen?" „Iawobl, ich komme sogleich." Aber als er allein war, setzte er sich doch wieder nieder vor dem Tisch und starrte vor sich hin. Er war von großer, mächtiger Gestalt, sein leicht ergrautes Haupt erinnerte lebhaft au den Kopf Karl'ö des Ersten von England. Er war nicht mehr jung gewesen, als er sein Weib Marie zum Altar geführt. Zeit seines Lebens batte er nur an Erwerb, an Schassen und Haben getackt, und immer glaubte er sich noch nickt reich genug, ui» eine arnie Gouver nante beiratbon zu können, und konnte sich nicht reckt entschließe», seine Freiheit hinzugeben. Bisher war auch in seiner Familie immer nur Gold zu Golde gekommen oder tönender Naiiie zu gleichem. Er war sreidenkeut genug, sich daraus keinen Zwang zu macken, aber reiflich erwogen mußte c« werden. Endlich fchien c« ibm so weit, die jahrelange, schließlich etwa« spärlich gewordene Eorrespondcnz mit seiner künftige» Frau durch ein Wiedersehen anfziisrischeu Er fand ein matte«, verbliible« Weib, da« ibm mit etwa« hoffnungslosem Lackeln befangen begegnete Barinberzigkeit war eine starke Seite >m Herzen von Jan Wilbelm Mark»«, und e« schnitt ibm lies in« Herz, daß die« Weib und ibr Glück an seinem küble», vorsichtige» Zögern vielleicht verblübl .raren. Er batte seine Momente rascher und großer Entschlüsse, und ehr vier Docken »in n war die arme, geplagte Lehrerin die Gemahlin d«s '/ainburger Patricier«. E« giebt eine Liebe, die so biiigebknd, so selbstvergessen liebt, daß sie e« nur schwer begreift, wie ibre Wärme nicht zu erwärme» vormag. Ob Frau Mario dies je klar empfunden hat? Eie sprach cS nicht auS, ganz allinälig nur schwand daö Roth der Freude wieder von dem stillen Gesicht, ganz allinälig mir erlosch der erhöhte Glanz der großen braunen Auge», schwante» eie kleinen, eleganten Koketterien aus ihrer Toilette. Dann plötz lich wiederum nach Jahren, in denen beide Gatten oft in unansgcsprochencin Grolle des Mangels eines heiligen Liebes Pfandes getackt, fühlte sich die darbende Lichcsseimsncht der Frau uiioutiich befriedigt, die starre» Gedanke» tc-°> Mannes bewegten sich froh: Gottes Gnatc wollte sich ihres freud lose» Hinlcbcnö erbarmen. Ein Kind sollte >» dem alte», siiislern Patricierbause geboren werten. „Ein Sohn, c>» Gefährte, ein Erbe von leincm Blut für seine Arbeit, seine Gesinnung!" dachte der Mann, zuversichtlich hoffend. „Ein Geschöpf zum Lieben", tackte die Frau und faltete segnend die blasse» Hände ans ibrem Herzen. Herzlicher nabte sich Ian-Wilbeli» seiner Gattin, »m viele Grade inniger fanden sich ihre Hände E« war i» Wahrheit eine gesegnete Zeit, wo Sonne und Wärme die verblühende Blume nen zu beleben schiene». So kam die Stunde heran, so war sie nun da. ..Ei» Mädcken, aber sebr niedlich " Ein bitteres Lächeln zog über des Manne« Gefickt, wie er die vergangenen grauen Iabre rasch an sich vorüber gleiten ließ, die stolze» Hoffnungen und zuversichtlichen Erwartungen de« letzten, die mit dieser Bot schaft nun all' ikr Ente erreicht hatten. Da pochte e« wieder an seine Dbür. Er stand rasch auf. Man kam ihn holen. E« war unverantwortlich von ibm, auf sich warten zu lassen am Bett seiner Frau, an der Wiege seine« neu geborenen Kinde«. Die Tkür wurde geöffnet, »nd ein Mädchen kam ihm auf halbem Wege entgegen. „Herr Senator, die Frau ist sehr schlecht, sie stöhnt immer so und ist blau in, Gesicht." „Heiliger Gott! Zum Arzt, so rasch Tu lausen kannst, oder nein, der Kutscher soll gleich mit dem Eoupe hi», und wenn der Hausarzt nicht da ist, zu einem andern." Mit starken Schritten eilte er hinüber nach den, Schlaf zimmer seiner Frau. Es war ein bobe«, duntlcS Zimmer mit schwersälligc», altorthllinlichen Eommoden und ricsenhaslon Eichonschräuto», deren messiugeiie Handgriffe und Schlösser in dom Tämmcrlicht der grün verschleierte» Lampe siiiiletton. Grüne Seide hing an dem vierpsoftigcn Himmclbctt schwor herab aus die braunen, glänzenden Dicloii doS Fußbodens. ES war Niemand im Zimmer außer de» beide» Wesen, die ans Erke» am engsten aneinander gefesselt Ware», Mutter und Kind. Tor Senator däiiipslc seinen barion Scknitt, als or oinlral. Einen flüchtigen Biick warf or ans die Wiege, die im Schutze des grünscidcnon Vorhanges dickt am Haupt der Miittor stand. Das winzige Köpfchen doS »eine» Menschen war kaum z» erkennen in den beschattete» Kissen, mir ein leises, schläfriges Gähne» tönte dem Vater entgegen. Er zcg de» Slnbl heran, der unfern stand, und beilgte sich gegen seine Fra». „Liebe Marie, D» süblst Tick sehr schwach, sagte mir die Tore", begann er halblaut TaS barte, cigciilbümliche Albmen, daS mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks ging, hörte einen Augenblick ans, als lausche die Einschlasciitc, imichaltend bei ibre», dunklen Tbun, dem geliet'tcstcu Ton aus Erden noch einmal. Er suchte nach ibrcr Hand. Schmal und mager, wunder- schö» in der Fori», lag sic ans rer Tccke der Wiege Un säglich müde und hilflos, kam cS ibm vor, sali diese Mutter- band ans, unk dock welche Liebe »nd Beruhigung schien von den ansgebrciietc» Finger» anSzngebcn. Er iiabm sie nicht fort vo» dem Platz, nach dem sie fick gestreckt. Das rasselnde Uhrwerk dcS Atbcms batte wieder in ein töniger Regelmäßigkeit eingesetzt. Sie schien cinznschlase» Aber dem Manne wurde so selt sam beklommen bei diesem Einschlascn „Marie, liebe Frau, ick fürchte —" Für sie nichts mebr ans dieser friedlosen Erko, nickt« mehr. Der harte, mühselige Gang des Uhrwerk« batte auSgcsctzt. Angstvoll beugte sich der Mann näber, er nimmt die Hand, die aus dein Zhmtc liegt, in die seine Kübl, matt, vbiie Gegendruck bleibt sie darin Zuin ersten Mal« im Leben. Möge er sich dessen nicht zu herb erinnern, wenn »r
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