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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920909010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-09
- Monat1892-09
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NLo»«eme«tSpre1- G» 1« H«ipterv«ditto» ob« d«n tm Stadt« «ettrk »ad den vororkn «richtete» Au«- vabefielle» abgeholt: vierteljährlich^14.Ü0. bet zweimaliger täglicher Zustellung tut Hau« ^ b.So. Durch die Post bezvaen sür Deutschland und Oesterreich: vierlestährlich >^l 6.—. Direct« tägliche Kreujbandsenduug t»< Ausland: monatlich ^4 9.— DlrMorgeu-Autgabe erscheint täglich'/,7 Nhr, dt« Adend-AuSgade Wochentag» b Uhr. Rrbactio» vu- LrpeLUioa: Aohaunesgaffe 8. Dt« Tnxditioa istWocheatag» uaunterbrochet» g«Sff«t vou früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Ltt« Lke»«'« Eoritm. (Alfred Hahn), Ulliverfitütsstrah» 1, L««t» Lösche. Satharineustr. 1«. pari, und Sönigthlatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Insert! onSprei-. Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Neclamen unter demNedactionSitrich ((ge- jpaileu) üo-j, vor den Fauccueuilachlichiel ^6geipa.len) 40^. Größere Echristen laut unserem PrelZ« vcrzecchniß. Lcwellarücher und Zißeraja- nach höherem Tarif. 6ptra-Beilagen (gefalzt), nur mit bed Morgen - ÄuSqade, ohne Postbeförderung ^2 60.—, mit Postdesörderung ^l 70.—- Ännalsmelchluß sür Inserate:' Vlbe»d«Au?gabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgeo»Au«gflbe: Nachmittag» 4 UHL Soun» und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle«» i« eltt« halbe Stunde jrüher. Inserat» sind stet» an di, Sr»röttt»ch zu richten. Druck oud Verlag von L. Polz k» Leipzigs Kreitag den 9. September 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach tz. 14 des Meldereflulativs sür die Stadt Leipzig vom 4. December 1890 sind, wie hiermit in Erinnerung gebracht wird, die in Privathäusern absteigenden Fremden, sogenannte Besuchsfremde» sobald sie länger als 3 Tage liier verweilen, spätestens am 4. Tage von erfolgter Ankunft an vom Ouartierwirth beim Meldeamt Ablh. II. oder der betreffenden Polizeibezirkswnche mündlich oder schriftlich mittels des vorgeschriebenen Formulars anzumeldeu. In Ergänzung dieser Bestimmung wird hiermit für die Dauer der z. Zt. in Hamburg herrfchenden Choleraepidemie angeordnet, daß die aus Hamburg oder Altona, sowie die aus Rußland hierher kommenden und in Privathäusern absteigenden Fremden in jedem Falle und auch dann, wenn sie kürrere Zeit als 3 Tage hier verweilen wollen, in ganz gleicher Weise, wie dies nach ß. 12 des Melderegulativs bezüglich der in Gasthäusern oder Herbergen absteigenden Fremden vorgeschrieben ist, vom Onartiergeber alsbald am Tage der Ankunft oder doch, falls diese nach 3 Uhr Nachmittags erfolgt, spätestens am folgenden Morgen bis 10 Uhr beim Meldeamt Abth. II. oder der betreffenden PolizeibezirlSwache anzumeldeu sind. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung, für deren Befolgnna ebensowohl die Quartier, geber wie die Fremden selbst verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu 50 Mark oder entsprechender Hastftrase geahndet. Hausbesitzer, welche davon Kenntnis) erhalten, daß sich in ihren Grundstücken derartige Frcmde unangemeldet aufhalten, werden zu Vermeidung eigener Verantwortung veranlaßt, hiervon sofort Anzeige z» erstatten. Leipzig, am 7. September 1892. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. 0. k. 3311. Bretschueider. Eröffnung -es Fernsprechbetriebs mit Leisnig und Grimma. Am 0. Sevtbr. «Kd i« Lrt«,it,. »ri«««. »Mi»»» »»» S»i»»ig»ni ... Es bkritat dt« Gebühr für da» gewöhnlich« Gespräch bi» zur Da»« von S Minuten zwischen Leitnig und Grimma Ü0 Let»ntg und Wurzen KO Leisnig und Leipzig 1 zwischen Grimma und Wurzen bO -4, Grimma und Leipzig tO Leipzig, 7. September 1893. Der »«iserltch« vherp«st»irrct«r. Walter. tSekanutmachung. Za der am 11. k. w. de» Nachmittag» stattfindenden Mockenweihe werden alle lieben Glieder unserer Kirchgemeinde hierdurch sreund- iichst eingeladen und zugleich herzlich gebeten, ihre Freude an dieser Feier durch Schmücken »er Häuser kund geben zu wollen. Lctpziö'valkmar-dars, de» 8. September 1892. D»» >tntze»»«rstan». Lekanutmachuu-. Dir Autgai« »,n Sh»«gog»nk»rten findet Arritn», den ». Petzt««» er, vormittag» 10—lL Uhr in der Gemeindecanzlet (Lynagogengebände, 1 Trepp» hoch) statt. Wir bitten, bet Abholung der Karte» di« »tShertgrn Karten und di, diesjährigen Gemetnveftruerquittungeu mitzubrlngen. Leipzig, den 4. September 1898. Der Vorstand der Israelitischen ReligionSgemeinde zu Leipzig. Bekanntmachung. Höherer Anordnung zu Folge wird hiermit da» sür den 10. -. Monat« in Penig geplant« SttstuogSseft »e« Sichfischen Aadsahrcr-Bunüe» »erboten. Pruig, den 8. September 1892. Der Ltavtrith. vr Weber, Bürgermeister. Die Lolumlmsfeier in Genna. Gegenwärtig sind im Hafen von Genua KritgSschisfc fast aller Nation«» versammelt um ihre Theitnahme an der vierten SLcularfeirr de« weltbewegenden Ereignisse« der Entdeckung Amerika« »u bezeigen. Die Bereinigung oer Kriegsschiffe vieler Mächte in dem italienischen Hofen ist ihrem Wesen und ihrer Bestimmung noch einem historischen Gedenktage geweiht, der mit den politischen Beziehungen der Gegenwart und ihrer Entwickelung außer Zusammenhang steht, aber die Theilnahme an der Feier ist den auswärtige» Mächten doch nur ermöglicht durch die friedliche Weltlage, und insofern hat die Flottenknndgedung einen politische» Hinterarund. der, abgesehen von dem historischen Anlaß, sich der öffentlichen Aufmerksamkeit empfiehlt. Italien ist diejenige unter den europäischen Mächten, deren Stellung vielleicht die schwierigste ist. Al« Mitglied de« Drei bundes gehört Italien dem mitteleuropäischen griedenö- bunde an, und als Nachbar Frankreich« und ihm stamm verwandte« Staat«wesen ist e« genölhigt und wohl auch theilweis« geneigt, mit dieser Macht freundschaftliche Be ziehungen zu pflegen. Erst jüngst sind die Savoyarde», also dir Bewohner de- Heimathlande« der italienischen Königsfamilie, als echte Glieder der französischen Nation gefeiert worden, und nicht weniger hoch gingen die Wogen der nationalen Begeisterung bei der Ganbalvifrier in Nizza. Da war von keiner Italia irrvcksnt» die Rede, die Heiß sporne der Opposition im italienischen Parlamente und Franzosensreunde erster Ordnung, wir Imbriani und Cavallotti, hatten nicht« gegen die als Tbatsache ihnen ent gegen tretende Berschmelznng Savoyen« und Nizza«, ehe maliger italienischer LandeStbeile, mit Frankreich ein- zuwenden, während ihnen die Zugehörigkeit von Triest und Trient zu Oesterreich al« ei» unerträgliche« Unrecht gegen Italien erscheint. Da« sind Gegensätze, die unendlich schwer auSrualeichcn sind und stet« offene Wunden am Leibe Italien« darstellen. E« ist klar, daß die Anwesenheit französischer Kriegsschiffe im Hase» von Genua in den Tagen vom 8. bis zum 13. September de» Angelpuiicl der ganzen internatio nalen Feier bildet, und daß die Blicke der Welt mit gespannter Aufmerksamkeit die Borgänge in Genua zunächst mit Rücksicht auf die Beziehungen Italien« zu Frankreich beobachten. E« ist aber durchaus nicht ausgeschlossen, daß die Feier den ihr zukommenden kosmopolitischen Charakter behält, und daß allen Gäste» Italiens in Genua die gleiche Ausmerksamkeit erwiesen wird. Flollcnbeiuche sind schon früher zwischen Italien einer seits und Oesterreich-Ungarn, Frankreich unk England anderer seits auSgelauscht worden. Fiume, Toulon und Bcnetig haben der Eiilwickelnng srenndschastlichcr Beziehungen zwischen den Marinc-OssicicreorpS der aciiaiinten Staaten Borschub ge leistet, eö tnüpsen sich für die Bcthciligten angcncbme Erinnerungen an die genannten Orte. Solche Be rührungen der verschiedenen Nationen habe» unter den Um stände», wie sie erfolgen, entschieden dem Frieden günstige Wirkungen. Es kann selbst den französische» Marincossicicren, die heute im Hafen von Genua sich ausbalte», nicht der Ge danke aussicige», daß sic dereinst im Bunte mit ihren italie nischen Kamcradc» in die Lage kommen werden, der öster reichische und deutsche Flotte als Feinde gegenübetZllstehcii. DaS hindert schon die Eollision der Mitlelmeer-Interessen, die durch die französische Schutzhrrrschaft über Tunis zu Ungliitstc» Italiens verschoben worden sind. Der freiind- schastliche Verkehr zwischen den Mitglieder» der französischen »nd italienischen Flotte ist nur im Frieden denkbar, und des halb ist jede Begegnung der italienischen und sraiizösischen Flotte als ein Zeichen friedlicher Weltlage zu begrüßen. Auch die Amerikaner haben die Gelegenheit benutzt, um Italien in Genua ihre Sympathie zu bezeigen, obwohl der Streit wegen der Morde in New-OrleanS eine Zeit lang dir Beziehungen zwischen dem Königreich Italien und der »ord- amerikanischen Union getrübt hatte. Die auswärtige Politik diese« Bundesstaates ist stet« darauf gerichtet gewesen, mit den europäische» Mächten in Friede» zu leben, wie dies Präsident Harrison noch in den letzten Tagen ausdrücklich hcrvorgehobeu hat. Ti« gesamurte Fiottentundgebmig im Hafen von Genua findet unter so glückverheißenden Zeichen stair, daß man sie im Interesse der Aufrcchlhallung des Welt friedens nur mit Freude »nv Zustimmung begrüßen kann. Daß auch russische Krirg-schisfe sich daran betoeiligen werden, ist bisher nicht gemeldet worden, aber Nußland pflegt solchen inter nationalen Veranstaltungen überhaupt fern zu bleiben, cS sei denn, daß e« ein besondere« Interesse daran hätte. Amerika ist nicht das Land, wohin Rußlands ZukunsiSpläne zielen, dort haben sich Engländer und Deutsche vereinigt, um ein große« entwickeliingssähige« StaatSwescn zu grünten. Da gegen liegt Rußland« Zukunft in Asien, und wenn dort eine große russische Eisenbahn eröffnet wird, wie die transkaspische, dann werden die übrigen Bölkcr dazu ein geladen; für die Belbeiligung an der vierten Säcularfeicr der Entdeckung Amerika« fehlt e« Rußland an dem er forderlichen Interesse. Die Ereignisse der letzten Zeit, unter denen die HungerS- noth und die Eholera die vornehmste Stelle einnehmen, haben »« gefügt, daß der Gegensatz zwischen dem Dreibund und dem Zweibund wenigstens äußerlich an Schärfe verloren bat, obgleich wir von Zeit zu Zeit daran erinnert werden, daß diese Veränderung nur vorübergehender Natur ist, wie die Conferenz in Aip-lcS-BainS bewiest,, hat. Aber glücklicher weise sind die Verhältnisse stärker al- der menschliche Wille, und e« ist schon so mancher wobl vorbereitete Plan unaus geführt geblieben, weil die Verhällnisse die Ausführung ver boten. Gerade die Eolumbusseier erscheint so recht dazu ge eignet, den friedliche» Vertebr der Völker untereinander zu fördern, sie lenkt unsere Gedanken auf die Thatsacbe, daß ein großes Slaatöwesc» auf dem vor 400 Jahre» entdeckten Erdiheil sich aus Neiiien Anfängen überwiegend in friedlicher Weise entwickelt bat; denn der Krieg zur Befreiung der Sclaven im Ansange der sechziger Jahre diese« Jahrhundert« 8«. Jahrgang ' ' - will »icklS bedeuten in Anbetracht der Zeit, die ibm vor anging und folgte. Tie nordamcrikanischc Union ist auü- schlicßlich ein Ackerbau-, Industrie- und HanLelSftaat. der allerdings auf der Vernichtung der Eingeborenen beruht. Die AanlecS haben Fehler, die wir nicht »achahmcn werden, aber die Kraft ihres UiiteriiebmungSgeisteS und die '»e- barrlichkcit, welche sie bei Urbarmachung und Eivilisir. ug ungeheurer Gebiete bewiesen haben, kann uns wobl zum Muster dienen. Die ganze Lebensweise in Amerika ist schneller und intensiver als bei un« in Europa, der Wett bewerb nimmt dort ganz andere großartigere Formen a» , Eiseiibabiicn , Städte - Gründuiiaeii, Häuscrbauten, Handels - Verbindungen, Industrie-Anlagen tragen den Stempel des Riesigen a» der Stirn. Ein WachSthum der Bevölkerung, wie e« in Chicago und San Francisco beob achtet wird, siebt einzig da in der Welt, und der Höhepunkt der Entwickelung scheint noch nicht erreicht zu sein. DaS ist eine natürliche Folge der Schrankenlosigkeit, welche die neue Welt dem lhateiidurslige» unteriiclimtiide» Mann für die Eiilscütliiig seiner Kräfte und Mittel gewährt, aber was die Sohne »njerer Zeit i» Amerika erreiche», ist trotzdem der höchsten Bewunderung werth. * Deutsches Reich. * Leipztn. 8. September. I»i amtliche» Tbeil der „Leipz, Ztg." wird Folgendes milgclbeilt: Die in Leipzig erscheinende „Neue Deutsche Zeitung- hat in ihrer Nummer vom l7. August unter der Aufschrift „Iudenflinten in Sachsen" einen Aussatz gebracht, welcher angebliche Mängel der de» den jüngst stattgefiiiidciic» Uebungen de« BcurlaubienslandeS verausgabt gewesenen, auS der Löwe'i'chen Fabrik stammeiidc» Gewehre behandelt. Eine nach Beendigung der Ucbung-n vor- genommene genaue Durchsicht der in unreparirtem Zustande zurückgcliefcrtcn Gewehre hat dagegen ergeben, daß sich nicht -nur die von Steyr, sondern auch die von Löwe gefertigten Gewehre bi« auf kleine vorzunchiiiendc Reparaturen in gutem »nd gebrauchsfähigem Zustande befanden. Tie auö den sorg» fälligst angeseriiatcn Revision« Uebcrsichten sich ergebenden Mängel beschranke» sich ausschließlich auf Fehler, welche selbst bei der genauesten Ausertigung sich nicht vermeiden iasse», bei der Abnahme nicht erkennbar sind und erfahrungsgemäß erst bei der Indienststellung sich Heraus stellen. AuS einer ausgestellten Tabelle, in welcher die an den jetzt verausgabt gewesenen Gewehren durch Einstellea neuer Theile nöthig geworbenen Reparaturen mit solche» bei schon im Dienst befindlichen, auS den Fabriken Erfurt, Spandau und Steyr aclieserien Gewehren 88. sowie mit den bei ähnlichen Veranlassungen früher geprüften Gewehren ?l/84 in Vergleich gestellt worden sind, hat nach Proeenten be rechnet ergeben, daß die Löwe'schen Gewehre den Gewehren anderer Fabriken durchaus nicht nachstehe» und im Vergleich zu den Gewehren 7t 84 sich die Zahlen sür die Gewehre 88 meist sehr viel günstiger gestalten. Gegenüber der vou der „Neuen Deutschen Zeitung" ausgestellten Behauptung, daß bei einem Bataillon allein tüü Gewehre hätten zurüagestellt werden müssen, ist sesiaestcllt worden, daß bei dem betreffen den Bataillon nicht ISO sondern 1L Gewehre wegen meist ganz unerheblicher Reparaturen zum Umtausch ge langt sind. ss. Berlin, 8. September. Auf dem Mainzer Katholikentag bat der Gras BaUcstrcm unter Aneignung des bekannten Witzes des Grafen Zedlitz sich zu bemerke» gestattet: »Der Nütlibund reicht von Bennigsen bis Bebel". Die liberale Presse hat diese« Dielum ob seiner monumentalen Albernheit ignvrirt, und zwar schon ehe die „Nordd. Alla. Ztg." die Aussprüche des Grafe» als Ausflüsse cdelmännischer und opserwilligcr Zurückstellung der bcsieren Erkenntniß charak terisier nnd so in ihrer Bedeutung einigermaßen herabgesetzt Halle. Vcrtheidiguiigswrise aus dre demagogische Audlassung dcS CcutrumSsührerS einzugehen, steht in der Thal unter Feuilletsii. Theatralische Run-schau. Die Saisoa io Berlin ist mit einer Novität de« Lessing theater» eröffnet worden, welche eine freundliche Aufnahme fand: G- von Moser hat, entweder allein oder zusammen mit einem anonymen Mitarbeiter, einen Lustspielschwank: Der Lebemann geschrieben, rin lustige« Stück, welche« durch die gute Laune de« Dichter« gebalten wird, wenn die Intrizuc, wie im letzte» Act, etwa« au« dem Leim zu gehen drobt. Es ist eine Menge komischer Motive zusammengesucht und ver- werthet — aber so recht schlagkräftig und durchgreifend ist keines derselben. Der Held de« Stücke« ist ein früherer Lebe mann Schröder, der geheirathet und sich mit seiner jungen Frau auf rin Rittergut zurückgezogen hat. AuS Eifersucht — denn er kennt dir Welt und da« Leben, und er fürchtet die Lebemänner seine« Schlag«. Da schneit ihm gleich im ersten Act einer auf sein Gut, wa« zu allerlei Beängstigungen und einem komischen Abschluß Anlaß giebt. Selbst aus den Schullehrer de« Dorfe« ist er eifersüchtig. Den eigentlichen Herd der Lustspielverwickelungen bildet indeß die frühere Garyonwobnung Schröder'«, m welcher sein Kammerdiener sich häuslich niederarlaffe» hat, mit seiner Frau, von welcher der Herr und Gebieter nicht« weiß; denn er hat ibm verboten, zu heirathe». Seine Garyonwohnung kann Schröder nicht lo«wrrden: hier begegnet er einer pikanten Dame, welche sie «iethen will, einer Freundin feine« Freunde« Srebach — und dadurch aeräth er wiederum in den Verdacht galanter Abenteuer, wäbrcnv die Eifersucht S«ebach'« erregt wird. Im. dritten «et ist die Scene mit dem betrunkenen Schullebrer zu niedrig komiscb für «in Lustspiel. Drr Lebemann ist rin« jener kurzlebigen, str den täglichen Vllhnenbedarf geschriebenen Stücke, an dem sich ein anspruchslose« Publicum zu ergötzen vermag Aus gabe für rinr frinkomische Eharaktrrtarstelluag bieten sie n»rch«»< »icht; R« Helden sind ja keine Lebemänner mehr, sie haben al« solche abgewirtbschaftet. Der Champagner bat au«geschäumt und e« ist kaum ein fader Rest davon übrig geblieben. Dagegen war doch in Moser'« Lustspiel „Schulden" die Balleteuse Fannv Werner eine Lebcdame, der man nicht nachsagen durfte, daß sie mit z» blassen Farben colorirt sei; im Gczentheil, sic schien den Erfolg de« Stücke« zu bedroben und die Dichter desselben, Herr von Moser und sein Compagnon Herr von Trotha in Zittau, entschlossen sich zu sebr wesentlichen Milderungen. In dieser eckst«, cnstigain ist da« Stück »un an der Moscr'schen VcrsuchSblibne in Görlitz gegeben worden; Loch der Erfolg desselben war geringer als bei der ersten Auf führung, wo die ungestrichenc und noch nicht sittlich um- gescbminkte Fannv Werner ibr Wesen trieb; die Kritik meint, die Verfasser hätten den Champagncr in Limonade ver wandelt. Ob „Schulden" nun auch am Berliner Lessiiig- lheater zur Ausführung kommen werden, scheint »ocb nicht ganz sicher zu sein; der Director desselben, l-r. Blumcntbal, wohnte der Görlitzer Ausjübrung bei. In Berlin ist wieder ein glänzende« neue« Theater erstanden, da-Ronacher'sche Theater Unter den Linden, ein Lperellcn- und Ballettheater, jedenfalls in einer bequemen Lage sür den Strom der Flaneur», der unter den Linden vorüberflutbet und hier so leicht einmünden kann. Erbaut wurde da« Theater von den Herren Fellner »nd Helmer und zwar im Barockstil gegen Ende de« vorigen Habrhiindert«, den schon die reiche Fa«;ade zur Schau trägt. Tie Treppe de« Logen- stiegenhause« ist prächtig in carariscbem Marmor in ge schweiften Formen auSgesührt. die BaUustradcn in gelbem und violettem Marmor. Ter Tbeatersaal bietet in seinen eleganten Formen und im Glanze seiner Aus stattung einen überraschenden Anblick. Ein Parauet mit 800 Fauteuil», darüber in zwei Rängen ausgebante Logen — überall reich gescknörkelte Orrsmentik und weißer, rotber, goldener Fignrenschmuck. Die Bübne ist nicht sebr tief, aber breit; da« Podium tritt weit in den Tbeatersaal vor. An der Decke desselben befindet sich da» Bild de« Maler« Beit, welche« den Einzug der beilern Künste durch da« Branden burger Tbor darstellt, ein künstlerisch seine« Gemälde. Drr von Herr» Seid ach gemalte Vorhang stellt Friedrich den Großen in RheinSberg dar, wie er dem Tanz und der Musik im Kreise seines HvieS bultigt. Die bester» Künste, die in Berlin keineswegs eine Aschen- brödclrolle spielen, habe» nun eine neue glänzende Stätte ge sunden. Ob und inwieweit das Theater am Schisfbauerdamm der in Berlin etwas stiefmütterlich behandelten ernsten Muse dienen wird, muß die Zukunst lehren. In Franks»»» am Mai» ist eine Novität: „Eine Lcction" von Rovella gegeben worden, die indeß nur mäßigen Bei fall fand, obschv» die Aufführung frisch und gut zuiammcn- ging. Diese Leclion wird einem Grafen erlheilt, welcher von zwei Marquise» von Tolosana derjenigen, welche verhciratbet ist. den Hof zu mache» beschließt, »ach der bequemen Moral jener Sorte von Ton Juan«, zu welcher dieser Graf gekört. Sic zeigt sich anfangs spröde, erklärt da»» aber die seine werden zu wolle», sic sei frei »nd Willwe. DaS stört indeß die Berechnungen des Grafen; er tritt den Rückzug an. bi« er dann ersäbrt, daß die schöne, in der Tyat verbeiraltiete Fra» ihn nur zum Besten gebabt bat. Für die langalbmige Auvsübrunq ist der Stoff nicht ausreichend. Im klebrigen eerubt dir Komik des selben aus Voraussetzungen, die doch nur in gewissen gesell schaftlichen Kreisen denkbar sind und deren liiiul-zxollt unser Publicum ablebnen sollte Das Berliner TbomaStbeater, dessen Director Iunkerman» uiilcr der Fabiie von Fritz Reuter in See sticht, hat de» nicht glücklichen Versuch gemacht, das plattdeutsche Repertoire durch ei» vlämcscbeS Stück zu ergänze:!. Das krciaeiige Lebensbild von Nestor de T bi,>rc, vonZicgcsar der deutschen Bühne allgeeignet, konnte keinen Bode» auf kerselbcn fassen und der gepriesene vlämcschc Dichter ernste« sich der deutschen Kritik gegenüber als uiizureichcur; sein Werk wurde von ibr als ein rohe» Machwerk vernrthciit. Der Lorbeer des von der belgischen Akademie mit dem Preise gekrönten Dichter« wurde in Deutschland arg zerzaust und ibm der Strohkranz de- Dilettantismus aus« Haupt gesetzt Vergeblich gab sich Iuntermann Mübe, durch treffliche Darstellung de« Haupt- belden, eine» verschuldeten Ministerialrathe«, da- Stück über Wasser zu halten Da« DriitsLe Tbcater in Berlin eröffnet« dir Saison mit Kleist'« „Prinz Friedrich von Homburg" und stellt einen neuen Goethe-CykluS in Aussicht; Barnay begann am Berliner Theater mit Lessing'S „Minna von Barnhelm", da« Residenz-Theater mit „Denise" von Duma«. Am Hoslbeater führte sich Adolf Klein als neu cngagirtc» Mitglied als Mephisto und Nalban ein. Herr Klei» war bekanntlich zuletzt am Lcssingtbeater engagirt. Der Leiter des Berliner Hosschauspiels. Max Grube, ist durch diese seine Tbätigicit so in Anspruch ge nommen, daß er sei» Rclleiisach als Darsteller nicht allein auSzusüllen vermag und sich nach einem Ersatzmamit umsehcu »ilitzie. Einen solche» bat er in Herrn Klein gcfiiudeii. Damit sind auch die Gerüchte widerlegt, daß Herr Msttcrwurzcr ein Engagement an der Berliner Hosbühue angenommen babe; er bleibt ein alljährlicher, stet« gern gesehener Gast derselben. An dem Hoflheater ist auch daS frühere beliebte Mit glied unserer Bübne, Herr Bischer, engagirt worden, der Verfasser niedrerer erfolgreicher Lustspiele, der nach seinem Abgang von Leipzig längere Zeit dem Berliner Lcssinglhratcr angedörte. Da« Drama von RichardVoß „Webe dem Besiegten", ein modernes Geschichtsdrama und als solche« besonderer Beach tung wertb, da dies Genre dramatischer Dichtung an sich berech tigter ist, al» die gesellschaftliche» Scnsalionsdramcn. welche Boß sonst bevorzugt, ist aus der Bühne des AiiSstrllungS- tkeater« in Wien von dem Ensemble de« Deutschen VolkS- tbeater« gegeben worden und zwar mit großem Erfolg. Das neueste Stück von Richard Voß: „Die Nuebcnbürtige" wird zuerst an unserem Lcivziger Tbcater in Scene geben. Paul Heyse hat ein neues Stück: „Das weiße Blatt" versaßt, welches in der nächsten Saison am Dresdner Hof- Iheatcr in Scene geben soll, nnd von Rodert«, dessen Schauspiel „SatiSsaction" die Runde über die deutschen Bühnen acmacdt, ist ein neue» Drama: „Cbic" zu erwarten. Die größere Tragödie scheint ganz ans den Aussterbeetat gesetzt zu sein; bevorzugt wir» von den Dichtern da« Schau spiel mit sociale» Tendenzen. Dagegen k»ilt auch da- Lust spiel zurück, da« meisten« nur al» Luslspcelschwank an« Licht drr ProscrniumSlamprn kommt. Rudolf von Gottkchall
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