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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920913018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892091301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892091301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-13
- Monat1892-09
- Jahr1892
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EüööNNkUlkulAHktID > E» h« Hanptrxpedttto» Her de» im Stadt« beztrt und den Vororte» errichtete» >u»- -abrslklle» abgeholt: vterteliährlichX4 50, »ei zweimaliger täglicher Zustellung mg Lau- >l üchL Durch die Post bezöge» für Deutschland aud Oesterreich: vierteliäbrlich >ch 6.—. Direct» tägliche ltreuzbanLjendung tut Luslaub: moaatlich 9.—v Die Morgen-LuSgab« erscheint täglich'/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag- b Uhr. Nedartto» und LrneLitio«: I»tza««e»»asse 8. Dir Trpedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bi» Abend- 7 Uhr. Filiale»: Ott« klemm'« Sartiuu («lfre» H«hu), Uuiversitätssttaße 1, L«ut» Lösche. Kathariuenstr. 14, patt, uad Söaig»plqtz 7. Morgen-Ausgabe. 'ciWgcrÄUtlilalt Anzeiger. Likgan für Politik, Localgcschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. JnserttoaspreW Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstttch (4 ge« spalten) 50-ä. vor den Familieauachiichtr» i6 gespalten) 40^. Gröbere Schrislen lau» unserem Preis« verzeichuiß. Tabellattscher und Zisserusa» nach höherem Latts. -o»s- Extra-Beilagen (gesalzt), aor mit der Morgen-Ausgabe, obne Poslbesörderong >4 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschlvß für Inserate: Abend-All-gabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: Nachmittag» »Uhr. Sonn» und Festtag» früh '/,9 Uhr. Lei de» Filialen und Annahmestelle» je «io» halbe Stund« früher. Inserat« sind stet» an di» Erßehiti«tt zu richten. Druck aud Verlag vou E. Pol» tu Leipzig. ^° 468. DienStag den 13. September 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Angesichts der in Hamburg und in Rnsrland noch immer fortdauernden Choleraepidcmie und der durch die Mittheilungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts bekannt gegebenen zahlreichen Verschleppungen der Krankheit nach anderen Orten haben wir uns zu dem Beschlüsse genöthigt gesehen, die -ierjährrge rMchaelisinesse ganz anrfallen zn lassen, und es hat die Königlich Sächsische Staatsregiernng hierzu die erforderliche Genehmigung erthcilt. Leipzig, am 12. September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. ln. 8859. vr. Georgi. Ass. Lampe. Lekanntmachung. Au» gesundheitspoli,etlichen Gründen wird hie Einfuhr von vutter, frischer Lchwct»»lebrr und frischen Därmen ans Stadt und Staat Hamburg, sowie au» Altona bi» aus Wettere» für den hiesigen Stadtbezirk verboten. Tiefe« verbot gilt auch für solche Falle, wo dte Etnsnhr nicht direet au« den genannten Orken, sondern unter Be nutzung einer Zwischenftatton geschieht. Zuwidrrhaildlnnqrn gegen vorstehende» verbot fallen unter 8. LL7 de» «cichs-Stras-Grsryduch». Leipzig, dea S. September »892. ^ . Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L -. S27 be» Reichst tras^esetzbuch» lauiet: Wer di« «bsperruug«- oder «ussichtr-Mahregeln oder Einfuhr- verbot«, welch« vou der zuständigen Behörde zur Verhütung der Einfuhren» oder Verbreiten» einer ansteckenden Krankheit ungeordnet worden sind, wissentlich verletzt, wird mit Besänguiß bi» »n zwei Jahren bestraft. Ist infolge diesrr Verletzung «iu Mensch von der ansteckenden Krankheit ergriffen worden, so tritt «eftt-gutbstr-f, vou drei Mouate» »t» zu drei Zehre» «tu. Sekakutmachung. verlarr» gegangen stad dir Arbett-Hsicher der Arbeiterin Henriette Luise Brust, grd. 19./L. 187L ta Groß« Döbern (Grotz-Döbern 1892): de» Laufburschen Leopold Georg Karthe, geb. 81^12. 1878 in Borna (Leipzig 3065 1891); de» LrechölcriehrlingS Wilhelm Otto LkhMüNN, geb. 7.,w. 187b in Leipzig (Leipzig 15 203 92); Le» Arbeiter» Emil Franz HuraSkh, geb. LS./11. 1874 tu Taucha (Paun-dorf 1889); de» Arbeiter» Ferdinand Hermann Robert Gustav Hcrsurth, geb. 3./2. 1874 in Thonberg <Bolkmar»dorf 67/1888) und de» Arbeiter» Georg Alfred Felix Müller» geb. 8./8. 1673 in Leipzig (Leipjig 246/1889). Mr bitten, dies« Arbeitsbücher im Auffindang»s-lle Nasch- markt 2, Erdgeschoß, abzuliesern. Leipzig, «m 9. September 1892. Der Rath brr Stadt Leipzig. vr. Georgi. Petzoldt. Lekanutmachnug. Die Lu-gab» vou Sonagogenkatte» findet Dten»tag, de« 18. September» vormittag» 10—12 Uhr iu der Gemeindekanzlei (Synagogengebäude, 1 Treppe hock) statt. Wir bitten, bei der Abholung der statten di« bt-herigru starte» und di« diesjährigen Gemeindesteuerquittungeu mttzubttngeo Leipzig, de» 12. September 1892. Der Vorftaud der Israelitischen ReligionSgemeinde -u Leipzig. öekanntmlichuilg. An» gesnndbritSpolizeiltchrn Gründen wird hiermit für den Bezirk der Stadt Leipzig die Einfuhr von gebrauchter Leib- und vettwäsche, gebrauchte» Kleidern, Hadern »nd Lumpen aller Art »nd VelzadiäUrn (Stücken) ans Ruszland, Stadt inid Staat Hamvnrg «nd ans Altona v« rll»e»t«>» Diese» verbot gilt auch für solche Fälle, wo die betreffen den Gegenstände nicht direct aus den genannten Orte» und Ländern, sonder» unter Benutz»»« einer Zwischenstatton etnaeführt werden. Es gilt zwar nicht für dte Wäsche «nd Kleider von Reisende», doch empftchlt e» sich, auch mit diesen Gegen ständen vorsichtig nuizngrhrn und sie so bald als möglich zur Desinfektion in den öffentlichen Dal»pjdeSinfrrti»na- apparat (GeorgenhauS) zu bringen. Zuwiderhandlungen gegen dieses verbot iintertiegen der Strafandrohung de» unten abgedrucktrn 8. L27 de» Straf- aesetlducds. »?ripttg, dra ». September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. 8. 327. Wer die Absperrung»« oder AufsichtSmahregcln oder Einfuhr verbot«, welche von der zuständigen Behörde zur Verhütung de» Einsühreu» oder Verbreiten« einer ansteckenden Krankheit angeordnet worden sind, wissentlich verletzt, wird mit Grsängnth bi« zu 2 Jahren bestraft. Ist in Folge dieser Verletzung ein Mensch von der ansteckenden Krankheit ergriffen worden, so tritt Gefängnihstrafe vou 3 Monalc» bi» zu S Jahren «iu. chwarz- und gclbcarrlriem wollenen Futter, Sammetkragen und Ketlchenhenkcl, am 7. d. M: d^M VrLme-G»rdi»ctt, je 4", w lang, vom s. bis 11) ein Ballen mit weißem kletderzeug, slgnirt „1l. L e. 5157", am 20. v. M.; 12) eine Wagcnplane von grauem Segeltuch, ca. 5 m lang und 3' , m breit, n.it dem Zeichen „-1. 1 ozei" versehe», vom bi» 6. d. M ; 13) eine Winde. — sogen. Kettenreitcl — mit Ncincm Testet an der Ho'.zbekleibung, vom 5. bis 6. d. M. Nacht»; 14) ei» Trntonio Rover mit Ledersattcl und brauner Sattel- lösche, mit 2 Schildchen mit der Ausichrist „8oi»KI L Xaumaun, 1)ros,len" und „liruiio /irr^ivbel, st-eip-iix", am 5. d. M.; 15) ein Handwagen, -tradrig, blaugestrichen, mit Leitern, Schoßkelle und eisernen Stemmleisle», ein Lord und mehrere Hotzlmasze, am 6. d. M.; 16) rin Kinder Handwagen, vierrädrig, dunkelbla» gestrichen, mit Leitern und Holzdeichsel mit Quergrisf. am 9. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Tdäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal- Ablheiluiig znr Anzeige z» bringen. Leipzig, am 12. September 1892. Las Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschueider. N. Diebstalils-Sekaimtmachullg. Gestohlen wurde laut vier erstatteter Anzeige: 1) eine silberne Rewontoiruhr mit Goldrand und Secunde — in letzterer ein kleiner Sprung — mit anhüngender Nickclkette mit Haken, am 29. v. M.; 2) eine silberne Svlinber-Remontotruhr mit Goldrand, ge ttefter Rückseite, Secunde, Blumenmalerei aus dem Zifferblatt und den Nummern 7571 und 726, am 4. d. M.; 3) eine silberne Remontoiruvr mit Secunde, geriefter Rück- feite, mit den eingravirten Buchstaben „ü. 0." und mit anhängeuder kurzer Talmtkettr» am 5. d. M.: k-t) eine silberne Sylinderuhr, fast neu, mit Goldrand, dunklem Zifferblatt mit bläulichem Rand, Seeuud« und mit Reparatur- nummer 2703 8, am 3. d. M.; b) «lue alte gotbrue Herren-Savonettuhr mit geriefter Rück- seit« und Schildchen. Anfang Juli d. I.; 6) eine golbrne Hrrren-Remontoir-Nhr mit defekter Feder aud Gehäusenummer 9280, sowie «ine goldene Schiüffel-Uhr mit der Abbildung «lue» Hause» und dem e,»gekritzelte« Namen „IVolk- raw Luutrs , vom 2l. bi» 29. v. M.; 7) eine goldrne Damen-Lylinder» Uhr mit Fabrlkaum-ner 2426, am 9. d. M.: 8) ein MannS-Jacket von dunkelgrauem gestrclstcn starken Stos, mit schwarzwollenem carrirten Futter, am 3. d. M.; 9) ein Wiutkrübcriieher von grünlichem glaiteu Stoff mit einer Reih« schwarzüberipounener Knöpfe mit verdeckter Batterie, Die nordlimerikamsche Schuhrollpolilik. Eine Acusterung in dem Schreibe», welche» Präsident Harrison neulich an seine Wähler gerichtet bat, ist bisber nicht gebührend beachtet worden, weil gleichzeitige Ereignisse, die u»S näher berührten, die össenllichc Aufmerksamkeit in höherem Maße beschäftigte». Harrison erklärt cö als den Zweck der schutzzöllnerischen Tarife, die amerikanischen Lohne auf ihrer Höhe zu erhalten und zu verhindern, daß sie aus die Stufe der europäischen Lohne hcrabgcdrückt werden. Das ist eine Seite der Frage, die biSbec »och nicht zur Sprache gekommen ist. Man war bis jetzt der Meinung, bah die Mac Kinlcu-Bill die europäische Aussubr von Jndustricerzeuznisstn nach Amerika vermindern, theilweise unmöglich machen sollte, während die amerikanische Gctrcidc-AuSsuhr nach Europa ihren ungestörten Fortgang nehmen konnte. So war der vortheil für Amerika in doppelter Weise gewahrt, weil die Zölle die Einnahmen de» Staates vermehrten, ohne die Epportfähigkcit Amerikas zu schädigen. DaS Beispiel der Union fand Nachahmung in Frankreich, auch dort suchte man die Einfuhr fremder Industrie-Erzeug nisse zu erschweren, während man bestrebt war, den Erport aus der bestehenden Höhe zu erhalten. Gegen diesen Anschlag auf die Industrie Mitteleuropas wehrte sich der Dreibund durch dir Handelsverträge, an welchen sich auch Belgien und die Schweiz bctbeiligke», und gegenwärtig ist der Anschluß Serbiens und Rumäniens an diese Verträge mit der nölhigen Rücksicht auf die Besonderheiten der vcrtragSslaalen im Werke. Die Zeit ist »och z» kurz, um die Wirkungen dieser Verträge schon jetzt beurtbcile» zu können, aber so viel ist klar, daß der erleichterte Austausch von Wcrlhen ans einem großen zusammenhängenden Gebiete Ersatz zn gewähren im Stande ist für die Verschließung anderer Absatzwege. In Frankreich liegt die Sache ander- als in Ncrdamerika, dort handelt eS sich um europäische Angelegenheiten, hier um trau« atlantische, Frankreich glaubt ohne die Einfuhr fremder In dustrie-Artikel bestehen zu können, weil eS selbst auf diesem Gebiete leistungSsäbig genug ist, nimmt aber andererseits an, daß die von den Schutzzöllen betroffenen Staaten sich nicht in gleichem Falle Frankreich gegenüber befinden, dessen Artikel sie auch unter den veränderten Verhältnissen begehren werden. Won» Harrison sagt, die Schutzzölle sollen die amerikanischen Arbeitslöhne aus ihrer biöhorigen Höhe erhalten, so ist nicht abzusehen, wie er diesen Satz begründen will. Um ein Beispiel anzusübren: die Wiener Perlmntlcr-Jndnstrie ist durch die Mac Kinlcy-Bill bis aus Weiteres vernichtet worden, weil sie ci den jetzigen Zollsätzen nicht mehr exportfähig ist und weil Amerika ihr Hauptabsatzgcbiel war. WaS haben die ameri kanischen ArbeilSlöl'ne mit der Wiener Perlmutter-Industrie zu tbun? Da in Amerika eine solche nicht besteht, wird wohl ür die amerikanischen Kunden der Wiener Perlmutter-Arbeiter kaum clwaS Andere« übrig bleiben, als daß sie den Zoll be- ahlen, um ihre Geschäftsverbindung aufrecht zu erhalle», weil >a an der Kaufkraft ihrer Abnehmer auch bei höheren Preisen nicht zn zweifeln istWie mit der Perlmutter-Industrie wird eS auch voraussichtlich mit anderen Industriezweigen leben, deren Artikel vor vor Geltung des neuen Zolltarifs auS Europa nack Amcrila eingesührt wurden, und die vorläufige GeschäslSstockung wird ihre Lösung in der Be willigung der durch die Zollerhöhung bedingten höheren Preise finden, aber aus die Höhe der Arbeitslöhne in Amerika bleiben die Schutzzölle ohne jede Einwirkung. Amerika exporlirt Getreide und Fleisch, namentlich Speck und Schinken und das sogciiannlc Eorned Beef, Baumwolle, Felle, Fische, Tbra», Tabak, Holz u. s. w. Industric-Artikcl aber gebe» wokl von Europa nach Amerika, nicht umgekehrt. Die Mae Kinlcubill ist ibrem Wesen nach eine Maßregel, welche dem Grundsatz enispricht: Amerika den Amerikanern. Ter Sinn der liehe» Schutzzölle ist: „Wir brauchen euren ganzen euroväischen Plunder nicht, waö wir nölhig haben, lönne» wir selbst sabricircn, wir sind nicht dazu da, nm einen Thcil Europas ernähre» zu Kelsen." Dagegen läßt sich vom amerikanischen Slaudpuncl nichts cinwenten, aber welchen Vorlhcil die amerikanischen Arbeiter davon haben sollen, ist nicht abzusehen. Wen» die Amerikaner bestimmte Iubustrie- Arlikct nicht mehr vou Europa beziehen können, so müssen sie selbst für deren Herstellung Sorge trage», eS wird also sur bestimmte Industriezweige neue Arbeitsgelegenbeit geschaffen, aber die vorhandene amerikanische Industrie wird dadurch iu ihrer LeistnngSsähigkcit nicht gestärkt, ganz gewiß wird dadurch die Höhe der Löhne nicht bcclnslnßt. Harrison spricht i» seinem Schreiben auch von einer Ueber- macht der mit Amerika in Wettstreit befindlichen europäischen HandclSmächtc, und bicr liegt offenbar die eigentliche Ursache der Mac Kinley-Bill. Amerika will sich vollständig un abhängig von de» Handels- und Industrie-Staaten Europas machen, eS will sich Europa tributpflichtig erhallen, ohne dafür eine Gegenleistung zu bieten. Es ist der Egoismus in der schlimmsten Ausdehnung, der sich in diesem Thun zu erkennen giebt, der aber noch niemals straflo» ge waltet bat. Alle menschlichen Verhältnisse beruhen auf Gegenseitigkeit, und wer glaubt, daß die Welt blo« dazu da ist, um seinen Interessen zu dienen, wird früher oder später darüber belehrt, daß er sich im Irrthum befindet. Entscheidet sich der Dankce für den Satz: „Amerika den Amerikanern", dann muß er sich auch darauf gefaßt niachen, daß Europa die Antwort giebt: „Europa den Europäern". Wir verfügen ja nicht über die schrankenlosen Gebiete der Union; aber wir haben in engerem Raume ein so ausgcbildeteS, vielgestaltiges staatliches Leben eingerichtet und cnlwickclt, daß wir - bei richtiger Benutzung unserer wirthschafilichcn Kräste auch ohne Amerika fertig werden können. Müssen wir auch Frankreich und Rußland auS der wirthschrstlicheu Gtincinsckast auSscheide», die gegenwärtig in Europa angeslrebt wird, so baden wir doch einen viel ver sprechenden Anfang gemackt, dessen Wirkungen j-s' in w- nig«» Jahren zeigen müffen. Eonderintercssen, die jetzt noch zum Theil die Oberhand haben, werden bald verschwinden, und man wird den großen Bortheil der Einigkeit erkennen in der Abwehr der Maßregeln, die bestimmt sind, die wirthschaftlichr Wohljahrt Europa» zu schädigen. * Deutsche- Reich. SS. Berlin, 12. September. Durch den Tod des Abge ordnete» Mever-ArnSwalde haben die Berliner Parla» mente einen allgemein beklagten Verlust erlitte«. Der lieben»- Feuillrtsn. Kabbalistische Magie. »erSotni. Diele Menschen leiden an einer gewissen Schwäche und Befangenheit in Bezug auf den Glauben an da» Göttliche und sehen Manche- al< Wirkungen auS der Geisterwelt an, WaS sich auf ganz naturgemäße Weise erklären läßt, vor einem Jahrtausend war da» weit mehr der Fall al» in unseren Tagen; dennoch haben wir selbst in Deutschland noch Gegenden, wo an die Heilkraft priestcrlichcr SezenSsprüchc und an Hexerei geglaubt wird. Wundergeschickten werden noch täglich erdacht und finden Glauben, auch wo der Erzähler nicht über deuverdacht einer absichtlichen oder unabsichtlichenTäuschnng erhaben ist. Daß der Unwissenheit Manche» wunderbar erscheint, wa» der entsprechend gebildet« Geist ganz in Ordnung findet, ist selbstverständlich, daß aber ein gelehrter Kirchenvater wie «ugnstinu», der durch allerlei Wunder die Angelsachsen bekehren wollte, von der ihm innewohnenden Kraft, Wunder in vollbringen, selbst überzeugt zu sein glaubte, beweist, daß sein Wissen ihn irre führte. Der Glaube an die Heilkraft geweihten Wasser» oder au die Sckmtzsähigkeit der Amulete wird aber noch in den Schatten gestellt durch da«, wa» viele Tausende von de» wunderlichsten Sagen der sogenannten »Professoren der höhern Magie" für Wahrheit hielten. So hat der „Zauberer" Jakob Philadelphia e« fertig gekrackt, unter Friedrich dem Großen zu gleicher Zeit durch vier Thore Berlin zu verlassen: dann schwang er sich an dem Faden eine» in die Lust geworfenen Bindfaden- knäuel» so hoch hinauf, daß er von den Zuschauern nicht mehr arsehea werdrn konnte, ließ gleich darauf seine Glieder stückweise hrrabfallen, damit sie sich, auf den Befehl seiner Augenwimpern, mit Rumpf und Kopf wieder vereinigen. Dem Zanberer soll die Luftfahrt sehr gut be kommen sei». Ebenso glaubte man, Philadelphia habe seinem Diener besohlen, ihn in Stücke zu zerhauen und di« an ein ander >«P»ßtr» Theil« neu» Monat« in ein«« Kasten liegen t» lass», den er selbst, nar dt«s«r Procednr, «it aromatischen Kräutern gefüllt habe. Der Diener, der den Befehlen seines Meister- nachgekommen war, sei aber vor Ablauf der neun Monate zu neugierig gewesen, habe den Kasten geöffnet und in demselben ein bereits auSgebildete« Knäblein gefunden, das nach einem Zusammenzucken gestorben sei. — Graf Saint- Germain, der Großsprecher, der an mehreren Höfen Zutritt batte, war, so erklärte er, 350 Jahre alt, erhielt sich durch ein LebenS-EIixir in steter Zngendfrische und Kraft, machte Greisinnen jungen Mädchen gleich, verstand die Kunst, Gold und Edelsteine zu fertigen, kannte die Geheimnisse der Zukunft, und mit beiden Händen schrieb er zu gleicher Zeit, ohne daß ein Unterschied in den Handschristen wahrzunchmcn gewesen wäre. Er gab öffentliche Concerte, wobei er nur die Violine spielte und zwar so wunderbar, daß man zwanzig Instrumente zu hören glaubte. AuS einem von ihm erfun denen Kitt hat er einen Menschenkopf fertig gestellt, an de». Nicht« fehlte, al» die Sprache, und gerade war er dabei, diesem geringe» Bedürfnisse abzuhelfcn, als ihn der Tod ereilte. Wabrscheinlich hatte er vergessen, vo» seinem Elixir ju naschen. Und da» wurde geglaubt. Gras Saint-Germain Iiarb im Schlosse de- Landgrafen Karl von Hessen im Jahre 1795. — Iosepb Balsam o, ein elender Wüst ling, Gauner und Intriguant, der unter dem Namen Graf Eagliostro dir halbe Welt betrog und viele Per sonen au« den höchsten und gebildetsten Ständen täuschte, trat al» Geisterbeschwörcr auf und vermochte, da» bcbauplete er, die gcbeimsten Gedanken jeder beliebigen Person zu lesen und in dir Privatzimmrr bochflehender Staatsmänner zu blicken, wenn er auch viele Meilen davon entfernt war. Zu diesem Zwecke versetzte er seine sehr schöne Geliebte, Lorenza Frliciana, in einen magnetischen Schlaf, in welchem Zustande sic, aus seinen Befehl, alle Geheimnisse erfahren und Mauern durchblute» konnte. Daß Wunder unmöglich sind, bedarf keiner Erörterung, und für die Wissenschaft bat Goethe den Satz „DaS Wunder ist de» Glauben» liebste» Kind" nicht geschrieben; auch sei hierbei an den AuSsprnck Luther'» erinnert: „Die Wunder werke. so täglich in der Welt geschehen, sind größer al- die von Christo geschehen find, da er auf Erden lebte. Gott hat ihm etlich« klein« und seltsam« Wunderwerk« für- hehalten, »aß »r «« »nfkwck» »nd dnrch rin solch sonderlich Wunder weise und führe in die täglichen Wunder der weilen Welt" — Die in Magie ausgeartcle kabbalistische Weisheit zählte zu ihren Jünger» auch Menschen von sonst sehr hohem Werlh. Einer der aus gezeichnetsten Männer im Zeitalter Karl'ö dcö Großen, Hrabanus MauruS, der sich um die erste Bildung der Deutschen die größten Verdienste erwarb, in Fulda im Jahre 801 die erste öffentliche Klostcrschulc in Deutschland errichtete und der Lehrer der deutsche» Nation genannt zu werden verdient, weil er eS durchsetzte. Laß in deutscher Sprache gepredigt werde, der eS verstand, die deutsche Kirche vor den verderblichen römischen Eiuslüsscn zu schützen, soll als Jüngling von 18 Jahren im Beuediclinerllostcr zu Fulda einen Knaben auS Kitt verfertigt haben, mit dem er sich unterhalten und den er zu kleine» Dicnslvcrrichtunak» ver wenden konnte. Der Kitt, so beißt eS, bestand hauptsächlich auS pulverisirlem GlaS und der Wolle von lebenden Schafen; das Bindemittel blieb Gebcimniß. Sprache und Bewegung habe er bei der Puppe dnrch kabbalistische Zeichen erzielt, die er dem Knaben auS Kitt unler die Lederzunge legte. Als Hrabanu» MauruS Fulda verließ, um in TonrS unter Aknin (Albin) seine Studien zu vollenden, bat er an die Puppe nicht mehr gedacht. Später soll der Kittlnabc von einem Schüler der Klvsterschulc ru Fulda gezeigt worden sein. Dieser Schüler war der später so berühmt gewordene Olfried, dessen poetische Evangelienharmonic, mit einer Znschrist in teulschen Versen (die ältesten mil Endreim», König Ludwig dem Deutschen gewidmet wurde. Dem jungen Otfried ist eS nur einmal gelungen, die kabbalistischen Zeichen richtig anzuwcnden; da eS ihm aber unbekannt war, daß diese Zeichen während der VcSperpredigt zu enlserncn waren, so bemächtigten sich die bösen Geister dieser Zaubergestalt und flogen mit ihr durch die Lüste, nm sie zu vernichten. —Hier sei eines sehr weisen Manne» gedacht, den viele Menschen bei dem liebzeworbeneii AuSrus: „Es giebt nichts Neue» unter der Sonne" auzuftthren belieben. ES ist Ben Akiba, rin berühmter südlicher Gesetz- und Mischnalrhrer, der umS Jahr >»« nack Ehristo in Judäa lebte. Da er sich erst im Mannesalter dem Studium widmete, wird ihm nachgesagt, er habe schon al» Knabe be stimmt« Ahnungen künftiger Ereignisse gehabt: namentlich Hab« «« gewußt, baß »r »inst eine« gewaltsamen Tode» sterben werde. Es ist jedoch nackgewiesen worden, daß die ihm bei» gelegten kabbalistischen Schriften sämmtlich untergeschoben sind. Akiba ist einer der wenigen Gelehrten, die al» ganz frei vom Aberglauben bezeichnet zu werden verdienen. An Wissen und Scharfsinn übertraf er alle sein« Zeitgenossen; auch waren sämmtliche Gründer der Mischna seine Schüler. Seine Reisen durch die damals bekannten Welltheilc unter nahm er, um die Lage seiner Glaubensgenossen zu ver bessern, doch ließ im Jahre 135 RufuS ihn binrichten, weil er sich an dem Aufstande des Bar Eockba (Sohn des Ge stirns, 4. Mos. 24, 17) betheiligte. Erläuternd sei hier bei- gejügt, daß das Wörtchen „Ben" im Arabische» und Hebräischen Sobn heißt: Ben Salomo, Ali Ben Hassan; analog dem deutschen —sohn, oder dem dänischen —se». Der Mensch ist geneigt, sich das Göttliche aus sinnlich an schauliche Weise anznpassen, er batte aber nicht immer eine hinreichende Kcnntmß von den Naturgesetzen und so ist eS gekommen, daß er in ihm räthselbaften Erscheinungen die Mitwirkung von Geistern wahrznnehmen glaubte; Träume oder gewaltige Naturereignisse^ die dem Lichte der Wissen schaft oder der nüchternen Erfahrung al» nothwrndig er scheinen, führten den Unwissenden zum Aberglauben, welchem nach und nach der ganze Apparat vou Beschwörungsformeln und Hexenprocrssen folgte. Ueberspanutrr, in verfolgung»- sncht auSartender Eifer kannte weder Milbe noch Schonung und die so entzündete Schwärmerei riß die Wüthcndcn fort, den Berdacht zu erwecken und zu verbreiten, daß AnderSalaubendr ihnen d»e Kinder rauben, um deren Blut zu RcliaionSzwccken zu verwenden. Dasselbe, wa» noch jetzt ein Mitleid erregender, ganz geringer, mit Blindheit und llnwissenbcit geschlagener Bruckthe>l der deutschen Bevölkerung den Juden Nachsaat, ganz dasselbe wird noch gegenwärtig den protestantischen Missionairen in entfernten Gegenden nach- aesagt — und eben dasselbe ist von den Heiden dra Christen überhaupt nachgesagt worden: eine große Lüge! „O glücklich, wer noch hoffen kann. «u« diesem Meer de» Jrtthum« auszntauchenl Wa« man nicht weih, da» eben brauchte man, Und «a« man «etß. kan» nm» nicht
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