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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920919021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892091902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892091902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-19
- Monat1892-09
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Diese Erklärung, der da» leitende Organ der badischen (Zeiitrumsparlei zugestimmt bat, vcr- antaßte die „Nationalreitung" zu der Frage, wie der Dentschsreislnn darüber rächte. Die Antwort in jetzt seitens de» Herrn Eugen Richter mit dankenswerther Offenheit gegeben worden. Er sanctionirt VaS ultramontan- drutschfreisinnige Bündnis; mit der Begründung, daß dir deuischsrelsinnige Partei, wie jede ankere parlamentarische Partei tyun müsse, dabin strebe, sich in eine ausschlaggebende Stellung zu bringen. Damit ist da« Festhalten an der grundsatz losen, lediglich auf den Erwerb von Mandaten ausgehenden deutschsreistnnigen Taktik feierlich proclainirt. Der Deutsch- freist»» wird, wie bisher, nicht» dagegen ein,»wenden baden, wenn die Nationalliberalen ihn gegen Centrumscandidaten unterstütze». er selbst aber wird sortfahren, dem (Zentrum Abgeordnetensitze auf nationatliberate Kosten zn verschaffen. Ein Berliner Blatt hat da» in der unge»,rtcsten Weise aus gesprochen mit dem Hinzufügen, daß die National- liberalen, wenn sie wirklich liberal feie», die Deutsch- freisinnigen unterstützen müßte» und keinen Einspruch erheben dürften, wenn der Deutschfreistnn mit de», (Zentrum die Nationallibcralrn nur bekämpfe. Wenn »ns Jemand für diese Zumuthung einen treffenderen Aus druck al« Unverschämtheit zur Verfügung stellt, so wolle» wir un» denselben gern aneiznen, wir unsererseits vermögen keinen zu finden. Dle Gerechtigkeit gebietet indessen, Nicht unerwähnt zn lassen, daß der druischsreisinnigen Unbefangenheit ein MildrrungSakuNd in der Selbstverleugnung zur Seite steht, mit der ein Thtil der llationalliberalen Presse di» Beringungen eiller Annäherung an denDeutschfreisinn erörtert hat.Diese ging so weit, vast sie unter völliger Nichtbeachtung drutschfr«>stiinrgrr Beschimpfungen die Zurückweisung derselben durch befreundet« Organ» tadelte. Hoffentlich gereicht Viesen natioiiaUibcrale» Organen di« abermalige Bewährung de» Sprichwortes: „Der sich grün macht, den fressen die Ziegen" zu dauernder Beherzigung. Man hat bei dieser Gelegenheit auch erfahren, daß Herr Richter rin Zusammengehen lediglich in Bielefeld, wo Stöcker zu stürzen wäre, an geboren hat. Es war da» sehr klug, den» die Vertreibung Stöcker'- würde dann der dentschsrrisinnige» Parteileitung großen Dank ciutragrn. Indessen hat der Liberalismus denn doch noch andere» unsere« Erachtens viel gefährlichere Frinde, als den Antisemiten Stöcker. An einrr klerikal conservativen Reaktion da« conservative Element zu bekämpfen, baS dirigircnde klerikale Element hingegen zn stärken, mag parteipolitisch nütz lich sein, muß dem ehrlichen Liberalen aber als Gipfel der Thorheit erscheinen. Die letzte» Excesse de« UltraniontaniSmuS haben übrigen» selbst einen Stöcker zu Protesten heraus gesordert, unempfindlich gegen sie hat sich nur Herr Richter gezeigt. Noch ist der Streit zwischen CentrumSfreunden und -Gegnern innerhalb der conservativen Partei nicht entschieden und jedenfalls ist, bevor die« geschieh», kein Grund vorhanden, den freisinnigen Cottcurrenten de- Freiherr« v. Hammerstein um die ultramontanc Gunst näher zu treten. Kommt die klerikal-konservative Neactton, so kommt auch die Annäherung der liberalen Parteien, freilich über die Köpfe der superklugen deutschsreistnnigen Taktiker hinweg. Nicht so sehr di« Thatsache, daß Ludwig Kossnth von der Stadtvrrtretung in Pest zum Ehrenbürger gewählt wurde, al- vielmehr die Umstände, unter welche» sich diese Wahl vollzog, bilde» in der ungarischen Hauptstadt den Gegenstand lebhafter und wenig erfreulicher Erörterungen Für dir Wahl Kossuth'S zum Ehrenbürger stimmten 118 Mit gliedcr der Ctadtvertretung^ was bei einer Gesammt-Mit- gliederanzabl von -100 höchstens eine kleine Minderheit aus- macht. Gegen die Wahl stimmte» im Ganzen 60 Stadtvrrtreter, und die« ist eine noch winzigere Minderheit. Aus diesem Zablenmißverhällnisse ergiebt sich die Frage: wo waren die übrigen 220 Sladivertreler? Nun, diese Ware» „ab wesend". In diesem letzteren Umstande liegt, wenn man will, der demonstrative Charakter dieser Ehrcn- bürgerwabl. Man kan» nicht sagen, cS habe sich um einen unterzeordnclen Fall gehandelt, den die Mehr zahl der Stabivertrctcr leicht verschlafen konnte, da die Agi tation für diese Wahl schon zuvor ganz offen und schwung haft betrieben wurde. Dieser Vorfall bringt lebhaft jene Vorgänge in der sogenannten Kossuthbcwcgung in Erinnerung, an welche Koloma» TiSza scheitern mußte. Er wollte be dingungsweise ziigebc», daß das ungarische Staatöbnrgcrrecht für Ludwig Koffnth gewahrt bleibe, er wurde aber in einem Ministerrathe von seinen (Zollrgcn niedergcstimmt und mußte aus der Regierung scheide». Daß in der Wahl Kossuth'S znm Ehrenbürger eine Demonstration liegt, erscheint außer Zweifel. Weniger klar liegt vor Augen, gegen wen sich die Spitze dieser Demonstration kehrt. Die dynastische» Gefühle der Bevölkerung von Pest auch nur im Enlseriitcstcn in Zweifel zu ziehen, wäre geradezu albern. Selbst die Blätter der außerstcn Linken belheuern, daß die Loyalität gegen die Dvnastic jedem Ungarn, welcher Partei immer er angehörc» möge, iin Blnlr stickt und über jeden Zwciscl erhaben ist. Diese Blatter wolle» auch versichern, daß der Wahl Kossuth's zum Ehreiibürger vo» Pest keinerlei politische Bedeutung bci- rumcffen sei, da es sich hier lediglich um einen Act geschicht licher Pietät bandele. Diese Versicherung ist indessen nicht so buchstäblich zn nehmen wie die LolialitätSberbcuerung gegen das Herrscherhaus. Eine politische Bedeutung bat der Wahl act auf alle Fälle, nur ist in diesem Augeiibticke noch nicht abzusehen, worin sie sich äußern wird. Mit dem Verlauf der Festlichkeiten in Genua sind die fra»zosei»sre»Nd1ichen Radikalen i» Italien am wenigsten zusriedeu Di« Herren batten sicher darauf acrechuet, bei dem Empfang der französischen Flotte eine hervorragende Rolle spielen zn könne». Aber cuistatt dessen hat sich, in richtiger Würdigung ihrer politischen Ohnmacht lind BcdeutungSlosiglcit, kein Mensch um sic gekümmert. Felicr Cavallotti, der eigen- zu Ehren der französischen Flotte wieder einmal den Pegasus bestiegen und eine» bom bastischen Aufruf an die Fraurosen vom Stapel gelassen hat, mußte den Schmer; erleben, daß seine Phrasen gänzlich un beachtet blieben. Admiral Rieunier hat sich die kuudgediings- lustigrn Republikaner nachdrücklich vom Halse gehalten unk noch gestern eine ihrer zudringlichen Abordnungen durch seinen Adjutanten kurz abserti^en lasten. Wenn darum durch deu Besuch der französischen Flotte in Genua wirklich ritte Besserung der Be zirhunge» zwischen Frankreich und Italien berbeigesührt werde» sollte, so wird das Verdienst varan ausschließlich tcm persönlichen Auftreten de- KönigSpaareS zufalle», in keiner Weise aber den täppischen KunvgrbungSvrrsuche» der Drci- huiidSgegner. — Einer der „Polit. Cvrr." aus Rom zu- gehend«» Meldumz zufolge herrscht in den politischen Kreisen der italienischen Hauptstadt die Annahme vor, daß, wen» auch der Besuch der französischen EScadrc i» Genna vielleicht eine Verbesserung des politische» Verhältnisse- zwischen Italien und Frankreich zur Folge haben sollle, eine günstige Rückwirkung derselben ans die bandetsdolitischen Beziehungen beider Staaten vorläufig nicht in Aussicht genonrinc» werden dürfe. Dein entsprechend werden auch alle Gerüchte vo» der Wieder anfnahine handelspolitischer Verhandlungen an iinterrichtctcr Stelle als vollständig »iibrgrüuvtt bezeichnet, tinv zur Illustrinttig der in Paris dieSsall» herrschenden Anschauungen wird darauf verwiese», daß dir seit mehreren Monaten seilen« Italiens fvrlgesehten Bemühungen, di« Aushebung des Eni fuhrverbotS für italienische- Rindvieh nach Frankreich zn er wirken, bisher rrsuliatlvS geblieben sind. Wie Mali au« London nieldei, erfährt di« „Daily New»", der nächste Schritt der irischen Regierung werd« die Nieder setzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Lage der ans ge wie sc nen Pächter sein. John Morley ist danach eifrig bestrebt, die Ziele des liberalen (ZabinclS, soweit sie Irlands Wokl betreffen, zn verwirklichen Die coiiservalivc Presse Londons sieht in Folge der radikalen Maßregeln Morlch'S die Zeit einer miuinschränkte» Herrschaft der irischen Nationatliga gekommen und bosst, daß diese Herr schaft „Morley und seine» Herren" gefährlich werde» dürfte. Morley gedenkt demnächst die übervölkerten Grasschasteu Ev»- neniara und Donegal zu bereisen. Höchst wahrscheinlich wird die Noth im kommenden Winter in diesen Grasschasteu wieder groß werde»; sollte» Nolhhauten erforderlich sei», so sollen sic in umfassciidcin Maßslabc »»ternominen werden; Gladstone bat hinu» bereits seine Zustimmung gegeben, lieber Irland soll»» aoer auch Schottlands Wünsche nicht vergessen werde». Der »cnc Secretair für Schottland Sir George Trcvclya» bat vor seinen Wählern in Glasgow das weitere Homerule - Programm der Regier»»); enthüllt. Schottland besitze einen eigenen Minister im (Zähmet und iin llnlerbanse. Ihm, als solchem, würde es leicht sein, Gesetzeiitivürse im Parlament ciiizuhringen, die der Mehrheit der schottischen Abgeordneten tvüiischcuswertb erschienen. Er (Sir George) sei stets der Ansicht gewesen, daß schottische Gesetze von Schotten gegeben werde» sollten, und diese Ukbeneilgiiiig habe er auch nicht geändert, seitdem er schottischer Minister geworden sei. Tic Einsührung des Russischen al« Unterrichts sprache in allen Schule», ohne Ausnahme, genügt dem (Znratvr dcS Dorpatcr Lehrbczirkeö »och nicht: es sollen den Schülern auch alle ibne» sonst ans anderer Quelle zufließeiiden geistigen Nabrnngsmittel abgeschnillen werten. Zn diesem Zwecke bat der Herr Curalvr einen Feldzug gegen die in den einzelnen mittleren «nd niederen Lehranstalten seit Jahren bestehenden, natürlich fast aus schließlich auS dclltschen Büchern bestehenden Schülerbibliotbekr» »nternvmuieii, welche er vernichten läßt. In seinem Eircnlar- schrciben heißt eS: „Der ganze Bestand und SlMaller-.der. tzauchch»»-MchOww dlliivüiekeu Hut gleichsam den Zweck (l), de« jugendliche« Leser« die AcbMiig und Liebe für Deutschland u«d di« Nichtachtung für Rußland ciiiznprclge», über welch' letztere« den künftigen Mi de« niss,scheu Saale« in vielen Bücher» vertebrte Nachrichten getheill »nd Urthrile abgegeben werde«, wie über «in bakdars. und auf sehr niedriger Cuiiiirstiife stehendes Land. Indem sch iwihwendig ec chle, die Berderbntß de- Geistes der lernenden Ingend ohne jeglichen Verzug ndzuschiieide», beehre ich mich, die Borsteher »nd Vorsteherinnen der mittleren Lehranstalten ergebenst z» ersuchen, sie »lüge» unverzüglich Anordnung treffen, daß aus den Schiller- bibliothcke» dcr von ihnen verwaiieten Anstalten diejenigen Bücher ruisenll werde», die nicht vom gelehrten Comitü de« Mnistcrti»»« ter Volksausklärnug guigehetßen sind, und künftig darauf achten, daß i» keiner Anstalt, sei es eine staatliche oder private, Bücher angeichafft »nd znm Leie» verlieh?» werden, anher denjenigen, die I» den .'tatalvgen aiigesiidrt sind, Welche ans Verfügung de« Ministerlums sik die Schülerbidilachekea der mittleren und niederen Lehranstalten herankgegeben werden." Wer wirb nicht neun Lesen dieser Verfügung dem Eurator hcistiiiinicn, wenn er dagegen auftritt, daß den Schülern Bücher in die Hand gegeben werde«, welche den russischen Staat hcrabsetzen und als einen barbarischen darstellen? Diese Beba»pliiüg ist jedvck «ine unwahre. Darum bandelt cS sich keineswegs. Die säliittitiichen in de» Sckülerbibliv- Ihekei' enthaltenen Bücher, gleichviel, ob sie in Rußland oder im Ausland crschienr», habe» die strenge russische (Zensur passirl und sind von dieser daraus geaicht, daß in ihnen nichts de», russisch«» SiaatSintereffe Widersprechende» ent halten sei. Das ist dem Eurator iebr wohl bekannt. Wenn er demnach verfügt, daß in jenen Bibliotheken nur vou dem Ministerinm approbirte Bücher vorhanden sein dürste», so beißt da« mit anderen Worten, sie sollen stur russische Bücher enthalten, denn da» Ministerium nimmt in den Katalog der Bücher für die mittlere» und niederen Lehr anstatten, außer kiwa einer dentschr« oder französischen Fibel, nur »«sstsche Bücher aus. Matt wird es dem (Znrawr znge siebe«» Müsse«, daß er seine mrhr at« schroffe Maßregel recht hüdsch zu verbrämen gewußt hat. Die russische Gagarin'sche Dampfschissfaüi lö- Gesellschaft, welche die HandelSbezichungen rwi'eheu N l, ßland und den B a l k a » l ä n v c r n pflegen soll, bat bisher in wirthschaftlichcr Beziehung wenig Erfolge ausiu- wcisen. Allerdings diente sic hauptsächlich de» politische» Bestrebungen der panslawistische» Partei; ihre in den Städten a» der imlercii Donau anaestelltcn Beamten waren die Ver mittler zwischen den bulgarischen Verschwörern und de» russischen Auftraggeber», ihre Dampfer beförderten die Flüchtlinge »nd die wegen Mordanschläge Vcrsolgten, und was an Waffen und Mnnitio» eingeschmuggelt wurde, ist nie genau be kannt geworden. Tic rumänische Negierung hat seit jeher ein wachsames Auge ans das Hauplgnarlier der Gesellschaft in Galatz; die dulgarische» Behörden lasten eö an Ausmork- samkeit gleichfalls nicht fehle», nur in Serbien war eine un- gchintcrlc Eiitfattimg möglich »nd gerade hier trug dcr Waarenverkebr nicht die Kosten des Betriebes. Zwischen Rußland und Serbien bestehen trotz aller politischen Sympathie keine HaiidelSbeziclninge» »nd selbst die Entsendung amtlicher Commissarc nach Belgrad zur Anbahnung eines Handels- Verkehrs waren bisher nicht von Ersolg gekrönt, (letzt soll ei» anderer Weg eingeschlagen werde», den man in Bulgarien aber auch »»r als Deckmantel für politische Pläne betrachtet. Es wird der „Voss. Ztg." gemeldet: Loilvo», 18. September. Aus Sofia wird de», „Standard" gemeldet, die rnisische Dninpsschtsssahrtsgeiellichast, deren Dampfer zwischen de» Dona», und den Schwarzen Meerhäsen verkehren, habe Il-ie» Tarif für Waareiitranoporl von Russland nach d>» Balkan- ländern wesentlich herabgesetzt und gebe a»ch damit »in. rn'sische WnaieiidepvlS in Belgrad und Rnsllchuk zii errichten. Tlesc Maßregel» würden in Bulgarien argwöhnisch betrachtet, weil diele vo» Naßlaad jüngst erniaaterlkii Hn»del-bezieh»agea »nr dazu dienen solle», die russischen Wühlereien in Bulgarien zu uiilerslützen Deutsches Reich. «» Verkitt, 18. September. Bei Gelegenheit der In- spection der 1 Infanleriebriaade in Lanaquaid (Nieder- üsttzsu») s»ßt« « seiner Erwiderung ans di« Anrede tze»Magist„t«»,rsta«dr» ungefähr Folgendes: „Wir WittelSbncher fühlen un« rin» mit dem Volke, wir sind leine ringewanderte Dtznostir, wir sind a»S dem Volke hervor- gegangen, wir sind mit ihm verwachse». Wir WittclSbachcr sind Bayern, Fleisch von Eurem Fleisch, Blut von Eurem Blut." Dieser Hinweis auf das Aiitochihoncnthiiiu dcS bayerischen KbnigShause» und auf andere „eiugcwniidertc" Dynastien vernehmen wir seit kurzer Zeit znm drille,! Maie ans dem Munde bayerischer Prinzen. Da er zweifellos nicht einer gr Wiste» Spitz« entbehrt, so wird r« gestattet sei», daran zit erinnern, daß da» von dem Prinzen Arnulf mit begreiflicher Genugtliuling frstgestellte Verbciltniß doch nur zu einem Thcilc der bayerischen Bevölkerung besteht. Mit den vor erst 80 Jahre» durch Napoleon I. zn Bayern gebrachten Franken in den drei nördlichen Provinze» und mit den Schwabe» im NegierNngSbczirk Schwaben und Neiibnrg ist die wittels- bcichische Dynastie nicht enger verwachse» als beispielsweise die yohenzollerische mit de» Rheinländern und Westfale,,. l'ttd — daS hrrvorznhebcn scheint ii» gegebenen Falle do» besonderem Interesse — gewisse Erinnerungen an ältere staatliche Gebilde sind in Franke» nnd Schwaben erst seit 1870 erloschen, in Festste der »»tcr Anführung kor Hobenzvller» verrichteten gememiaiiic» deutschen Großlhaloii. ueberdie» darf wobl daraus bliistewieseii werden, daß die jetzt ganz Bayern beherrschende Lime die frühere pfälzische ist, welche dem rechtsrheinischen Bayern völlig enlsrcinoel gewesen War unk vor Allem tuich einen Ncligiviiswcchsel in All bayern festen Bore» zn gewinnen trachtete. Daß ihr das Verwachsen, und zwar nicht nur mit der bai»varischcii Be völkerung, so überaus glücklich gelungen ist, scheint zn be weisen, daß dein A»toct>>honenll»ii» der Dynastie nicht jene große Bedeutung innewobn», die man ihm neuerdings in München mit so festlicher Vorliebe beilegt. Il Berlin, 18. September. Die verschiedenen preußischen Laiidarincnverhände sind gegenwärtig eifrig bemüht, Abkommen init geeigneten Anstalten zn treffen, in welche sie ii«»», " >' » ' , > »,«, »»»-» 10s Fe«ill«tsn. Vas hilchlle Go». Noniäil von N. von GerSdorff. Aachrruit rerkowi. (Fortsetzung.) Ja, seine Knabtnzimmer waren die alten geblieben. Hier war wobl nie ein Fuß cingelretcn, war nie ein liebevolle« Auge suchend »mhergeschwrist, im Geranken an den» dcr in der Ferne so mancherlei Gefahren gegenüberstand» sich fürchtend. Auch als kr vom Militairdienst zurückbam, war er Nlbig, ohne Wort» ohne Bemerkung hier wieder eingrzogr». Nur ein anderes Veit hatte er haben müssen, sehr groß und stark, für die mächtige Last seiner Gestalt. ES konnte Alle- hier so bleiben, für- Erste mußte nur da- Bett wieder kort. Er schlief auf keinem Bett mehr. Eine breite Gra-- matratzr auf vier runden, niedrigen .^oliknänsen, mit einem kurzhaarige» Ft« bedeckt, eine Weiße Wolldecke über sich, da« war sein Lager. K- war beute schon mit ihm gekommen Keine Leinwand, nicht ritt Kiffen unter seinem Kopf, nur eine barte, kleine Erhöhung, wie im Sarge eine Leiche bat. Viele Schwämme, Wasch- und Badesachen führte er mit sich, und so seltsam der Widrrspruck, auch klingt, er parflimirte da« ri-kalte Wassrr, da- er täglieb in Strömen über sich schüttete. Au- Widersprüchen, au« Gegensätzen schien er z» besiehe» Selbst sein «euhrre-. Sein höchste» Gut war sein Dille! Seme ungewöhnliche Klnghcit ließ ihn mit Geschick brr- mridrtt, »N einen Andern dabei vielleicht unnütz anzurrnne». Wa- er atzet wollte» dafür Wat ihm sein Leben kein zu Hoher Weh« bem edtr her, bir sriuen Willen kreuzteU, rr hätte vrrmüthl.ch ste und sich j„ denselben «bgruu» tzrstürz». M.chgst«, - Wahnsinnt ^ ' ' Er saß aüf dem alten Lcdersvpha mit d CritrnlcbneN, a»S denen die Wolle quoll. Nid hatte er aeklingelt uuv wartete nun ans ibn. Bor ihn, stand da« Licht, da- er mit stch genommen, «ud beleuchtete den kahlen, öde» Raum, dir Hunde- »Nd Pferde- bilber, die er als Knabe au- lratttd einem alten Journal geschnitten und mit Stifte» an dir Wand gedrückt batte, da« rohe kleine Bücherregal mit dem kleinen Pack halb a»S dem Einband gelöster Grammatiken. Sie hatten immer da gelegen. Plötzlich stand er auf »nd trat an da- Fenster; rr schlug die Vorhänge zurück und suchte euva- a» den Seiten. Natürlich. Auch da« war noch da. E- hatte sich keiner danach nmgesehtn, obwohl es da« einzige war. Da« einzige Bild seiner schönen, griechischen Mutter. Er nahm e» ab und trat damit an den Tisch, »nd der Lichtschein flackerte über dir Rassen Karben de« kleinen Pastell- bilde«. Welch' zarte«, kleine« Köpfchen mit den großen, schwarzen Augeff, Welch zerbrechlich feine Schultern! Welch hilflose Kinderhände, die den Straub fremdländischer Blütben »n dir mädchenhaft« Büste gedrückt hielten! „Süße, kleine Mutter! Gelitten —? Aber nicht lange — nicht lange." Wie seltsam veränderte da« seine» wrbmSthiae Lächeln da- knochige Gesicht diese« häßlichen Niesen. Wie schön waren dir »adrllo- gereihten Zähne, wie edei gewölbt der tlaßrothr Mund unter dem weichen bellen Bart! Die fast wilde Energie dcr zu stark vörkretdnden Kinn, kacken würde fast aemllkert durch da« traurige Lächeln der Erinnern-» »n die Mutter, deren er sich kaum mehr rntsann. „Ich will gewiß UiLt behaupten, daß ich «In gattwobl- grsälliger MaUn km, Herr ran der Neesen, oder daß ich gerade blind jede« Wort de- Alten Testament» glaube, aber Sie — «i« scheinen wirklich »in Atheist zu sein, »ud das ittgegtz« de« l, st-N H tkiit mir t»ch leid." Ein so durchdringender Blick richtete sich au« den schma^eschlitztkff Augen de« iungen MaUneS auf das lUttitz de« AlttU, daß dieser sein Haupt »bwaudee, wie in Berkgeuhtit, »tut geschäftliche utbereitUiig begangen zu haben. »Ein Atheist, Herr Senator?" „Nnn ja, ich mein», Sie scheinen gar nichts zn glauben. Da« kantt man stch natürlich nicht geben, aber —" »Herr Mark»«, ich deute, der große Geist hoch über imö wird mich einst au« diesem Grunde nicht verwerfen. Erlauben Sie mir, mich ZU erkläre», mir liegt a» Ihrer Meinung. Wenn sich ein denkender Mensch in der Weil lind in der Weltgeschichte umsteht, wird er schließlich den unhcschcidciikn Glaube» a» die ilttsterblichkelt seiner kleinen Seele, mithin die kindliche Vor stellung von e!nr»l persönlichen Gott falle» lassen »liliscn; wen» aber derselbe deiikritde Mensch sich zurlickmendct und in seine eigene kleine GeisteSwrlt hiiiabskhaiil, wird er dort ein iinsaß sich Große- benirrkeit, das stch Gewissen nennt, und mit dem zweifelnden Verstaiitcsmenschen, Thomas geiiannt, wiid er stammeln: „Mein Herr »nd mein Gott!" Den» das, was er weder in der Weltregicrnng, noch in der Weltgeschichte, noch hoch über alle» Sternen zn finden vermochte, da« muß er staunend begreife» im Gefügt de« eigenen Geistes, den all gegenwärtigen, den allwissenden Galt. Da- sind zwei Waag- Ichalen, die sich i» meiner Vrnst das Gleichgewicht halten, »nd Über beiden schwebt em sonderbarer Druck, der sie immer in der Gleiche verharre» tästt. All' unser Wissen ist Stückwerk. Der nienschlicho Verstand soll nicht groß genug sein, da» Nn- vegreistiche z» begreifen. Ich glaub« an die Tbat und an den Willen, Herr Senator, ich glaube, daß Wir danach einst gerichtet werde»." Markus hatte mehr al- einmal schweigend da? Haupt geneigt. Bei de» letzten» mit bobrr Energie gesprochenen Worten sah er mit »lnrm fast müden Lächeln am „Die Tbat und der Wille, Herr van der NrefenI So spricht di« »tilgend, so soll sie sprechen Ich bin ein alter Mann — wa« Hab« ich noch zu wollen» was habe ich noch zu Ih»n?" Er stützt» träumerisch da« Weiße Haupt in die Hand. »Vorläufig mir nnr gütigst die Frage beantworten, die mich hierher führte, nnd von welcher eine IdkenverbinbiiNg un« anf rin so andrrc« Gebiet abschwriseN ließ", war dit ruhige, bescheidene Antwort. „Herr van der Neesen, ich bin vollkommen im Stand.- »nd bereit, Ihnen das Capital, da- Sie zur AnSsührung Ihrer Erfindung bedürfen nnd das Ihr Vater Ihnen rer weigert, zur Versiignng zn stellen. Es ist natürlich Gr ,ui '> »»möglich, die Maschinen, welche Sie iin GciOe - !-0i"!-! h' < PH int Geist: ans ihren praktischen Wert!» bin zu s u ! u. lhiik nicht«. Ich vertraue Ihne»." Dcr alte Mark»- stand ans und nmschs ss die dargeb, lene Hand »ist festem Druck. „Herr Senator, ich danke Ihnen für die beste Sttindc meines Lebens." Der alte Mann lächelte fast zärtlich. „ES werden bessere folge», mein junger Freund und Assoeiö" Der Senator war allein. E- war ganz dunkel geworden, aber er halte vergessen, nach Licht z» klingeln. Er saß starr aiisgerichtct in seinem Schrcibtischstubl und halte die gefalteten Hände ans de» Rand des Tische» gedrückt. Der alle, zerschellte, zerstobene Traum von dem höchsten Gut in seinem Leben stieg vor seine» müden alten Augen aus: „Ein solcher Sohn! E>» solcher Sohn!" bind dann subr er ans. Ein sonderbarer, überirdischer Glanz brach an- seinem in- Weite gerichteten Blick. Dan» riß er an dcr Schelle, als gelte es sein Leben. Hoppke, von seinem Tbcc nnnngenrbm ansaestöil. erstVen nnd brummte eine Franc nach dem Beseht deo vei lN Senator-. „Die Lampe, rasch. Hopple brnckii: verdrießlich die Lampe, und dcr Senator schrieb mit rascher, kräftiger Hand ei» Nabeltelegrami», La der > »glückliche Süberdieiier »och beute anss Haiiptamt tragen niiikie,'wofür er dann wenigstens sich den Inhalt der Depesche zn Gemittbe führte. „Ich sehne mich nach Dir. Komm' nach Hause. Dein Vater." „Na, na! Nun wird « also wieder lc-gch'n!" (Fortsetzung folgt.)
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