Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920924012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892092401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892092401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-24
- Monat1892-09
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
DlAIMttMMtDPrtW 1kl ßtr H«»ptexpebitto» »der de» im -itadt- kbezirk und de» Vororte« errichteten «ul» Ladestellen abgeholt: vterteljLhrlich^l^ bei zweimaliger täglicher Zustellung in> Hau» -4l ü.Stl Durch die Dost bezogen filr Deutschland und Oesterreich: vlertcljäbrilch 6.—. Tirecte tägliche Kreiizbandseadung i»s Ausland: monatlich 9.—» Die MorgNi-AuSgab« erscheint täglich'/,? Uhr, di« Abend-Ausgabe Wochentag» 5 Uhr. NeLartion uv- Lrpe-ittoa; JohauneSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geössaet von früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. Filiale«: vtt« ««»«'» «»rtim. (Alfred Ha»«). Universität-straß, 1, Louis Lösche. Katharinen str. 14, pari. and König-Platz ?„ Morgen-Ausgabe. HriäcrMMaü Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesMt, Landels- «nd GcsMstsveM YusertlonSpE Die Ogespaltme Petitzeile 80 PU Reklamen unter demRedoction-slrich (4ge» spalten) bOij, vor den Fnmilieuuachrlchtea (6 gespalten) 40^. Größere Echristen laut uiiserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffer»!»? nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung ^4 60.—, mit Postbesörderung ^4 70.—. Äunahmeslhluß für Jasrrate: Ab»»d-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,S Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestelle» je ela» halb« Stunde früher. Inserat, sind stet» a» dt, Gx-tditioa »u richten. Druck «md Verlag von E. Potz in Leipzig. Zur gefälligen Lcachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SS. September, Bormittags nur bis V»9 Uhr geöffnet. LxpvtMlon Ü68 l,tz!pL!x6r ^nxLlriatte». Sonnabend den 24. September 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Wege» Reinigung der Geschäftsräume bleiben Montag, Sr» 2«. dirseS Monat», »t« Etadtcafse und Ste ErtstungSbuchhaUeret gefchlosien. Leipzig, «, L3. September 1892. Der Rath Ser Stadt Let-»i». vr. Georgt.Junck. Nicolaigtimnasium. Dt« Ausnahmeprüsnng der für Michaelis angemeldeten Schüler findet Montag, den s. Deiodcr, von 8 Nhr au statt. Papier und Feder sind milzubringen. Nachträgliche An- oder Ab meldungen nehme ich in der Fcricnwvche persönlich nur Ton»- adend, «e» 1. Oktober, vorm. 10—12 Uhr in meiuem Dienst zimmer entgegen. Leipzig. W. September 18SL. vr. Otto A»»ww«I. 4) 1) Archidiakonu» Die. vr. Suppe, Bnrgstraste 1. Erster TiakonuS und DivisionSprediger lue. vr. ». Crtkgcrn, Goltschedslraße 5, III. Zweiler TiakonuS vr. krSiner, Burgstraße 8. II. bei St. Nikolai: Pfarrer v. Hölschrr, Nceolaikirchhos 4, Erdgeschoß. ArchidiakoiiuS 1>r vitikau. Nicolalklrchhos 3, II. Erster Diakonus Schuch, Nicolaikiichhvf 8, III. Zweiter Liakonus (Lbrling, Nicolailirchhos 3. II. III. bei St. Matthäi: Pfarrer I). Kaiser» Sprechzimmer in der Matthäikirche von 12—1 Uhr. ArchidiakoiiuS Pescheck, An der Pleiße 9x. I. Erster Diakonus Iäe. I»r. Bnchniald, Packhosstraß« 3. Zweiter TiakonuS Frilzsche, Gustav Adolphstraße 23, III. IV. bet Lt. Prtrt: Pfarrer v. Hartung, Albertslrahe 38, I. Archidialonus SrU. Alberistraßc 38. II. Erster Diakonus Thiriue, Albertstraße 38, III. Zweiter Diakonus vcckarvt, llaroliiienstraße 17, II. V. de? der Luthe» lirchc: Pfarrer H. von Sehbewitz, tu der Nüsterei, Hauptinann- straße 3, Part. Diakonus vr. A. Jeremias, in der Sakristei der Luthcrkirche. VI bei der St. AnSrea-gemclndc: 3) NListlicher^äN>.idt..ArndN.ra^ 1) Pfarrer T» auzschcl, in der Erhalle der Johann, L) TiakonuS Rüting, voSpitalslrav« --- Letvlig. den 17. August E z..p„,..t,n».Nt«r 1- v. Pank. „ 'Der auf den 28. d. M. anberann^Wiksc»'""« '«"» zu de... S»-. besondere Bekanntmachung erfolgen Echleiz. den 21. September ^ ^^tz^„„r,,,«evorstaud. Vr. Sturm. Lan-Äreal in nächster Näh. des vohnhos» und der Hart»ma,d««s. schdn gelegen, hat billig za verkauscn ^ ^ K^dtratd »U Zwenkau. an Sekauutmachuug. Die L««»ld«ng »um evangelisch-lutherischen Eonstr»a»d««- vuterrtcht in Alt-Lripzig betreffend. Dt« Elter» derjenigen Kinder, welche in dem kommende» Winter Eonfirmanden-Untcrricht bet einer der evaugclisch-lulherilchea Kirchen Alt-Leipzig» empfangen sollen, bez. deren Sieüvertreter werden hiermit ersucht, dt« Anmeldung der Eonfirmanden bei den zum Eoafirmanden-Unterricht berechttglea Geistlichen, soweit et »tcht schon ,«« September d. «achmMag» »wische» 4 uub v Uhr, und »war, wenn möglich, prrfönttch unter Zuführung dt» Kinder, mderusall» schriftlich bewirken zu wollen. Dt« Wahl de» Geistlichen steht den Eltern frei. Wo nicht be sonder« seeisorgerliche Beziehungen vorhanden sind, ist e» wüuschenS- werth, daß di« Anmeldung bet eine.» Geistlichen desjenigen Kirch spiel» geschehe, innerhalb dessen die Eltern wohnen. Bei der Anmeldung ist et» Nachweis «er Taufe de» Kinde», durch ein Laufzeuguitz oder «i»e Bescheinigung tm Familienbuch, beizubriugen. Die Geistliche» sind gebunden, bei der Annahme von Tonfir manden die zulässig« Zahl nicht zu überschreiten. Diejenigen Confirmanden, welch« bei keinem bestimmten Geist- lichea «»gemeldet und zur Annahme gelaugt find, werden dem Pfarrer des Kirchspiels, in welchem st« wohnen, mit dem Ersuchen zugewtesen werden, für ihr« Aufnahme bet einem Geistlichen d«S KirchsvtelS Sorge zu tragen. Söhne und «chter, welche außerhalb Alt-Leipzig wohnen, be- dürfen zur Ausnahme in den Tonsirmanden-Unterricht in Alt-Lecpzlg einer von den Eltern zuvor rinzuholende» GeuehmiguagS-Beschei...- gung deS zuständigen OrtSpfarrerS. Zur Entgegennahme vo» Lonfirmanden-Amnrlduage» fl»d bereit und berechtigt: l. Set St. ThomS: 1) Superintendent und Pfarrer v. Pauk, Thomaskirchhof 22. 10V Mark Belohnung Heute Vormittag zwischen 10 und'/»U Uhr ist auf dem von Dölitz nach Conn^ Fußwege zwischen den Ueberdrülkungen der Bayerischen und der Verbindungsbahn, und zwar nuges 1 30 Schritte vor der letzteren, von einem unbekannten Manu eine Dame ihrer dunkelgrünen -edena, i, in welcher sich 3 bis 4 Hundertliunkscheine, 10 bis 12 Fünfmarkscheine, ein ungefähr ^0 -vc in verschiedener Münze enthaltendes Geldtäschchen und eine Lisitenkarteutasche befunden yavel, beraubt worden. . ^ ^ Ter Thäter, welcher plötzlich ans dem Walde hervorgcsprnngen ist und der Dame die -afly^ gewaltsam aus der Hand entrissen hat, dann aber durch das Apitzschholz entflohen ist und seinen 41. eg entweder nach der Waldschänke oder der Hohe» Ärücke zn genommen haben dürfte, kann nur dahin beschrieben werden, daß er blond gewesen ist, schwarzen Hut, schwarzen Rock und graue Hose getragen und den Eindruck eines Arbeiters gemacht hat. Möglicher Weise ist derselbe mit einem Menschen identisch, welcher gegen 10 Uhr durch das Dülitzer Holz nach der Waldschänke zngehend gesehen worden ist. Letzterer wird als ein Mensch von ungefähr 80 Jahren, von kräftiger Gestalt, mit hellblondem Schnurrbart und frechem Blick, mit schwarzem Hut nutz Rock, sowie enganliegender Hose von englischem Leder bekleidet geschildert. , Indem wir hierdurch ersuchen, jede sachdienliche Wahrnehmung schleimigst zur Kenntnis) unserer Crimiualabtheilung zu bringen, sichern wir Demjenigen, durch dessen Angaben die Eruuttelung des Thäters gelingt, die oben auSgeworfcne Belohnung hiermit zu. Leipzig, am 23. September 1892. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Breischneider. Unsere Lundesgenossen und Feinde in Ostafritm. In neuester Zeit ist die Aufmerksamkeit auf die Häupt linge, mit denen wir in Ostafrika zu thun habe», durch zwei Berichte gelenkt worden, welche Otto EblerS und Lieutenant Gras Schweinitz über ihre persönlichen Erfahrungen mit osl- asrikaoischen Häuptlingen erstattet baden. Besonder- interessant und wichtig erscheint, was Graf Schweinitz, der doch im Kampfe gegen den Häuptling Sikli schwer verwundet wurde, über diese Machthaber im Allgemeinen äußert. In einem Briefe an seine» Bruder, den die „Köln. Ztg." im Aus zuge veröffentlicht hat, sagt er: „Die Sultane sind alle intelligente, vornrbme Leute, die nicht die Spur Lächerliches an sich baden ... Ich bade daS Dorf des Sultan« Wainda und daS Dorf Urguru besichtigt unk kann Dir versichern, daß viele Bauern in Deutschland nicht so angenehme Wohnungen habe». ... Ich habe mich bi« jetzt mit allen Sultanen befreundet, e» sind meist mächtige Herrscher, die weite Gebiete beherrschen, und der Bcrkebr mit idnen ist hochiulercssaiit. Ich war bei drei großen Wazogo-Sultaiicii, und heute ist eö der zweite große Wanieamwesi-Tultan, den ich kennen lerne." So u - theiit ein deutscher Officier, welcher einer alten aristokrati! , Familie angchört, über die afrikanischen Häuptlinge, und man kann tarauS entnehmen, wie falsch die Borslelliiugen sind, die in Deutschland über diese Leute verbreitet sind. Eine gewisse Berichligiing hatten diese Vorstellungen hier in Leipzig schon vor einigen Jahren erfahren, als der Solm King Bcll'ü aus Käme,»» sich hier im Zoologische» Garten zeigte. Auch dieser Häiiptlingösohn war eine imponirendc Gestalt, die sich mit Würde bewegte und durchaus nicht zum Lachen anregte, aber die Lage, in welcher er sich befand, war nicht standesgemäß, da ein echter Herrscher sich nicht damit einverstanden erklärt hätte, daß er mit wilden Thicren in demselben Garten ösfenllich zur Sä,an gestellt wnrte. ES scheint also ein Unterschied zu bestehen zwischen den Hänptlinge» in Ost- und West-Afrika. Der junge Häuptling Meli, der t.'>—lOjährige Sohn Mandara'S a»ü dem Kiliuiandscharogcbiet, der, obwohl er uvor mit de», deutschen Kronpriiizen Geschenke anögetauscht »alle, alle Deulscheu schlachte» wollte, wird von Otto Ehlerü auch ganz ander« geschildert wie die Häuptlinge, Pie ans der Karawaiirnstraße von Mpwapwa bis Tabora ihre Hcrrschast anSübe». Der Batcr Manpara hat seine Freute daran, daß ein »ech nicht zwölfjähriger Sohn und Nachfolger schon Ranbzügc auf eigene Hand anüsnhrt und init Beule beladen zurüiltchrt, während der andersgeartete jüngere Sohn Mandara'S vo» EblerS als ein AnShnnd vo» LicheliSwürdig- kcit und Wohlerzogenheit gerühmt wird. Eö stehen »ns »och andere Häuptlings Thpcn a»S Ost- Afrika zu Gebote, um unsere Kritik an dieser Spccieö vvr- z»nel»ne», wie der König von Uganda, der a» W.rnkelmnth „nd Unzuverlässigkeit seines Gleichen sucht, es bald mit den Katholiken und bald mit den Protestanten bält, aber man darf bei diesem vielgeplagle» Mann auch nicht außer Aebt lassen, mit welchen Schwierigkeiten er zn länipsc» hat. Er sah ich plötzlich von den Dcnlschcn aufgcgeben, als er mit Sicher heit darauf gerechnet hatte, sich ihrem Schutze anverlranen zn können und stand dann den Engländern gegenüber, deren Eonsessiv» ihm ebenso glcichgiltig war, wie er ihre Herrschsucht und ihren Eigennutz sürchtelc. Ein ähnlicher Vorgang bat sich in Witn vollzogen, wo der dortige Machthaber ebenfalls durch das Abkommen vom l. Juli 1890 plötzlich a»S einem Schützling Deutschlands zn einem solche» Englands geworden war. Solche Vortommnisse können die Achtung der Afrikaner vor Deutschland nicht stärken und befestige», und cs hat auch sicherlich keinen guten Eliidruck an der ostasrik.rnischcn Küste gemacht, daß der ReichScommissar v. Wissmanu nach der Besiegung von Buschiri und Bana Hcri, von Machemba an der Siivgrcnzc der deutschen Besitzungen »nd nach Abweisung der Gegner Deutschland- im Kilimandscharogebiet plötzlich durch einen Nachfolger ersetzt und zur Unlhätigkeit verurthcilt wurde. Wir können von afrikanischen Häuptlingen nicht verlangen oder erwarten, das; sie alle» Wandlungen iinseeer Evlonlal- politik mit vollem Verständnis; folgen. Selbst wenn sie aber sich dazu als befähigt erweisen sollten, so könnte cS nicht fehle», das; sie sich über das Geschehene ib> eigene« tlvthe-l bilden, und da« kan» nach Lage der Ve,lhi„w.^ nicht zn- stinimcnd laiiten. Tie ursprüngliche Entwickelung ist die gewesen, daß I>r. PeterS die Deutsch Os!»srik>>iiische Gesell- jchast gegründet und im Einverständnis; mit ihr eine Reihe von Verträgen mit den ostafrikanischcn Häuptlingen ab geschlossen hat, welche die Anknüpfung von HandetSvcrbin- dünge» z»m Zweck Hallen und auch von vornhercilt daraus angelegt waren, Deutschland einen gewisse» Einfluß aus die Feuilleton. Professor Larl Siedermann als Historiker und publicist. Eine Studie zu seinem achtzigsten Geburtstage (2K. September), vo» vr. Morttz Brasch. HI. kNachdnis «rrsetni.) Karl Biedermann al« Historiker hat in seinen verschiedenen Darstellungen einen Gcsammtzeitraum von 250 Jahren be handelt, und zwar umfaßt daS oben analpsirte Werk die Zeit von der Mitte de» N. bis zum Sckluß de« 18. Jahrhundert-, während er in dem vierbändiacn Werke, dem wir jetzt unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen, daS 19. Jahrhundert zum Object hat. Dasselbe erschien in zwei Abteilungen unter den Titeln: „1840 — 70. Dreißig Jahre deutscher Geschichte. Dom Thronwechsel in Preußen 1840 bis zur Aufrichtung de» neuen deutschen KaiserthumS" >2 Bde., 3. Tust. 1863, BreSlau, Verlag von S. Schott» ländcr), und „l815 — 40. Fünfundzwanzig Jahre deutscher Geschichte. Dom Wiener Congrcß bis »um Thronwechsel in Preußen" (2 Bde., Bre-lau, Verlaa von S. SchottlLndrr). Die letzten beiden Bände, welche auch später verfaßt wurden, obgleich sie eine vorangehende Periode behandeln, bilden offenbar eine Ergänzung nach rück wärts, so daß man aut thun wird, die beiden getrennten Werke al» rin» aunufaffen, welche« die wesentlichsten Momente der politischen Geschichte Deutschland- im t9. Jahrhundert (1815—70) umfaßt. Bon diesem GesichtS- puact gefaßt, erscheint r» dann allerdings sehr fraglich, ob in dieser Gesammtentwickelung die Thronbesteigung Friedrich Wilhelm'» IV. in Preußen ein Ereigniß von solcher Bedeutung für die deutsche Entwickelung gewesen ist, daß dasselbe einen Haupteinschnitt innerhalb derselben bilden kann. Doch wollen wir mit dem Verfasser über diesen Punct nicht rechnen und bemerken nur, daß, will man etwa für den Einheit-gedanken bedeutsame Abschnitte in der deutschen Geschichte diese» Jahrhundert» suchen, man ebenso gut oder vielleicht besser denZusammenschluß deSPreiißisch-HeMchen und de« Bayerisch-Württeoebergrr Zollvereins zu einem deutschen Zollverein (1833) oder die Katastrophe de» 14. Juni 1866, w» Preußen nach der letzten Abstimmung über seinen Antrag, betreffend die Luudesreformkrage, den BundeSver- tra» als erloschen erklärte, al» historisch bedeutsame Abschnitte «»sche» Io«. D^tz st»« dtrf»« >«ch»rlichkeit»»: de»» alle historischen Einthcilungen sind willkürlich und nur bcbnss Orientirung gemacht. In drn objectivcn Ereignissen selbst, welche durch eine zusammenhängende und nirgends unter brochene Kette von Ursachen und Wirkungen verbunden und bedingt sind, liefen weder Abschnitte noch Einlheilungen. ES »st ein lMponireiidcS historisch-politisches Gemälde, welches Biedermann in diesen vier Bänden von der deulscben Entwickelung in nnserm Jahrhundert entworfen bat. Wir sagen „entworfen". Denn zur wirklichen Durchführung der Geschichte dieses 60 jährigen Zeitraums hätte eS nicht vier, sondern zehn Bände bcdurst. Sebcn der Umstand, daß hier der ganze cnltur- und literargcschichtliche Theil Übergange» ist (und in dieser Hinsicht bilden die vorliegenden Bände de» stricte» Gegensatz zu Biedermann'« Werk über daS 18. Jabr- hunderl), und der Gang der politischen Ereignisse nach alle» seinen Neben- und Seitenwegen nachgcwicscn ist, erlaubte eine kürzere und gedrängtere Zusammenfassung. Aber auch die Tendenz und der Ton de- Werke- selbst jicßcn einen geringere» Raum zu. Der schlichte und anspruchlose, obwohl, wo «S die Sache erforderte, auch warme und gehobene Erzählerto» (wir verweisen hier nur auf die Schilderung der burschcnschafllicbc» Bewegung von 1819—1823), dessen sich Biedermann kier befleißigt, schließt von selbst alle langen rhetorischen Ergüsse an-, wie sie Treitschke's „Deutsche Geschichte i.n 19 Jahrhundert" ans weist. KarlBiedermann kann der pathetischen und patriotischen Tiraden, an denen Treitschke'» Buch nur allzu sehr leidet, völlig entbehren. Denn Iedermliin weiß, daß der Erzähler dieser Ereignisse, an denen er größtcntbcilS selbst im natio nalen Sinne mitgewirkt hat, einer unserer gcsinnnng-vollsicn Patrioten ist. Zu diesem maßvoll schlichten Ton des Wcrkc- (ein Abbild seine- Verfasser-) kommt, um mich so auS- zudrücke», die scheinbar kunstlose, im Grunde aber klug er sonnene Ecmpositio», der Ausbau de« Ganzen, der nur dem Gange der Ereignisse zu folgen scheint, aber doch auch eine solche Grnppirniig zeigt, die, da- Unbedeutende dein Bedeutungs vollen unterordnend und die Knotenpuncte scharf hervorhebcud, sich leicht und natürlich der Anschauung und dem Gedächt nisse einprägt. In diesem Sinne ist daS Bicderniann'schc Merk ein National- und Volksbuch im besten Sinne de« Worte-, welche« in keiner Handwerker- und Schul bibliothek, in keiner deutschen Familie, wie einst Grimm'S deutsche Märchen, fehlen sollte Auch hier kann man lagen: Introito, et kio vü aunt! Hier wird Euch erzählt von den Leiden und Kämpfen unserer Väter und Großväter für die Freiheit und die Einheit de» deutschen Vaterlandes Doch der Herr Verfasser möge entschuldigen, wenn ich neben den wabrlich vielen Lichtseiten de« Werke- auch auf einige (meiner subjektiven Ueberzcuguoa nach) Mängel hinzu- »elseu mir gestalt«. La ist zunächst bei der Darstellung de« VerfassungS-ConflictS zwischen den preußischen Liberalen und der preußischen Negierung die allzu geringe Würdigung der politischen und ethischen Motive, von denen damals die preußische Fortschritt-Partei sich leiten ließ. Ein anderes Moment betrifft die allzu kurze und bei der Wichtig keit der Sache, nur episodische Behandlung, welche die Entstehung und daS Wach-thum der Cocialdcmokratic in Deutschland in dem Pjcrke Biedermanns gesunde» hat. Die Rücksicht ans den beschränkten Raum durste nicht so weit gehen, eine der gewaltigste» »nd i» ihre» Wirkungen noch gar nicht absehbaren Erscheinungen im politischen Leben de- Jahrhunderts, mit der alle Parteien und alle Negierungen heute rechnen müssen, so obcnbin ab zuthun. Doch wird der letztere Punct in einer künstigcn „encn Auslage »in so mehr einer Erweiterung und Ergänzung bedürfe», als Biedermann« Darstellung (Be. II. ans im Ganze» 10 Seiten) nur „da- erste Auftreten der Socialdcniokratie in Deutschland" betrifft. Aber in den .30 Jahren, seit Ferdinand Lassallc'S Austreten im Jahre 186.3 bi- heute, hat jene Be wegung eine erschreckende Ausdehnung angenommen und ist ein höchst wichtiger Factor im politischen Parlcilebcn der Gegenwart geworden. Biedermann selbst erkennt diese- in- dircct auch an, indem er die stetig wachsenden Zahle», der sociali- stischcn Abgeordneten seit 187» statistisch dar legt. Doch muß man de-halb nicht aiinchme», baß Biedermann kein Interesse für die sociale Frage hat. Schon in den vierziger Jahren hat er. wie wir oben gesehen haben, „Vor- lesungen über SocialiSmuS und sociale Fragen" gehalten, wiewohl eS damals eine sociale Partei mit ei»«», bestimmten Programm in, heutigen Sinne noch gar nicht gab. Auch für daS, was wir beute die Frauenfraae nennen, " sich- wiesen, „Frauen Brevier" (1856) zeig,, eine Reihe von culturzeschichtlichcn Vorträgen über die Frauen i»id ih^e Verhältnisse zur Familie, zum Staate und zur Gc- sclischa,t. Diese Vorträge batte er hier in Leipzig vor einem Krei,e gebildeter Dame,, gebalten.*) In seiner zweiten völlig i mgearbciteten Auflage enthält da-Werk dveiundzwanzig Vor lesungen über die Frauen von höherer Bedeutung, über inlcr- es,an»cre Fragen an- dem Gebiete der allgemeinen Eullur- grschichle, des Gesellschaft-lebenS, der politische» und der K.inst. und L.tcrargcschichte. Es ist ein schöne» gcb'cgeiik!» Inhalt als anregender Form ES g,ebt in der überreich-,, Popnlarisirungö Literatur unserer Zeit wenige Bücher, ,n denen der Versuch, zwischen der strengen, nüchternen CulliirgeschichlSforschiing und den ans literarischen und ästhetischen Genus; binziclenden BildnnaS- bestrebung-o sur da« weibliche Geschlecht zu vermitteln, so *) L Aufl. 1881. Leipzig Verlag vo» I. I. Weber. gclnnzcn erscheint, wie in diesem Bicdcrmann'schcn Buche, welche« auch äußerlich durch gute Aiisstatlmig sich cmpsichlt. Besonders vcherzigenStverlh ist, wa« der Redner in der ein leitenden Vorlesung (S. l—>8) über „Wesen, Werth und Mittel wahrer Fraiiciibildung" sagt. Auch die dritte Vor lesung „Natur und Enltnr" (S. 45—66) enthält eine Fülle anziehender »nd sinniger Bemerkungen über das Verhältnis; dieser beiden Factorcn zum Menschen-, insbesondere Franen- lcben. lind so sind noch manche andere Capitcl, wie „Die Frauen in .Kunst und Literatur", „Erziehnngsberuj der Frauen", „Geschichte deS weiblichen Geschlecht»" u. s. w., welche der Lcclüre unserer gebildeten Damen nicht genug zu cmpfeblcn sind. Eine ethisch sociale, oder richtiger pädagogisch-sociale Tendenz zeigt eine kleinere Schrift Biedcnnaiin'S an« dem Iabre 1852, welche er unter dein Pseudonym Karl Friedrich vcrössenllicht batte, und die jetzt cbcnsall« in zweiter Auslage vorliegt: „Die Erziehung zur Arbeit eine Forde rung de« Lebe»- an die Schule"*). ES ist die Frage des ArbcitSilntcrrichtS in den Schulen, welche Biedermann schon vor 40 Jahren als eine Forderung der Zeit »nd ter veränderten Lebenöverhältnisse aufgestcllt batte, und der jetzt seit eincin Jahrzehnt c>st die osficiclle Pädagogik ibrc Auf merksamkeit zuwcndct. Biedermann hat hier wesciitlicb die Volksschulen, also die Kinder unserer Arbeiter- und Hand- werkcrbcvölkerung im Auge, und er sorninlirt seine Forde rungen aus eine Schulreform ebensowohl al« ein bringendes Postulat einer die körperliche Kräftigung deS Gcsä'lecbi- be tonenden Pädagogik, als wie als cn> nationale« Bedürfnis;. Professor Biedermann hat jetzt die Gcnugthnung, daß seine Wünsche und Ideen, die i» de» fünfziger Jahren als eine Utopie verlacht wurden, beute von de» Regierungen und vffieielleii Scüulräthen selbst gefördert werden. Dann »iöchlcn wir noch da- tüchtige populär - wissen schaftliche Werk Biedermanns erwähnen: „Deutsche BolkS- und (5 ult Urgeschichte für Scbulc und Hauö" (3 Tble. Wiesbaden l885, Verlag von I. F. Bergmann). DaS Bucti, welche« nicht blo« für Schulen und die Jugend bestimmt ist, darf vor Allem rin Faiiiilicnbuch im edelsten Sinne de- Worte- genannt werden. Die ethische Bildung nnscrcr Jugend kann, nachdem die sittlichen und ästhetischen E>»wilk»»ge» der Natur durch daS Forschiing-princip und die Methode seitens der Naliirwisscnschastcn zum Tbcil jetzt aufgehört haben, mir noch wesentlich durch den geschichtlichen Unterricht erzielt werden, hauptsächlich durch die Kenntniß von der Bedeutung mid dem Geist der Eulture lernen tc iu der Geschichte. <o kann die Kenutniß der historischen Staaten» Religionen, *) Leipzig 1883. Verlag »»» Helorich MaU-a«e
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite