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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189209251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-25
- Monat1892-09
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1892
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» ÄüotMkmrulAprelA ber Hanptexpedltion oder den t» Gtadk» dezirk und den Vororten errichteten SuS« vabestellen abgeholt: vterteljährlich X4.b(h bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haut » ü.30. Durch di» Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: viertel,Lbrltch >>t 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandsenduag iut Autlaud: monatlich ^4 9.—> TleMorgni^knSgabe »rscheint täglich '/,7Nhr» die Adeud-Autgabe Wochentags b Uhr. NrLaction m»d ErpeLitiou: Lohanursgasst 8. DIeErveditioa ist Wochentag-; ununterbrochen gtüjsuel von früh 8 bis AbeudS 7 Uhr. Filialen: Lttt lklemma Lortim. (Alfred Hahn), UuiversitätSstraß» 1, Lonta Lösche. Kaihariueustr. 14. pari, und SSuigSplatz L ZnsertiouSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 P'g. Neclamen unter dem NedactionSstrich (4ge- spalten) üo-ij, vor de:, gamilienuachrichiea (6 gespalten) 40-^. Größere Schriften laut unserem Preis« Verzeichnis. Tabellarischer und Zisscrnjatz nach höherem Tarif. bptra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung ^l 60.—, mit PostbesörLeruug >4 70.—. Anzeilser. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels' «nd Geschäftsverkehr. Ännahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag; 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,!> Nbr. Lei den Filialen »nd AiinabmesicUeil ;e eine halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Erpedltlo» zu richten. Druck Mtd Verlag von E. Polj ia Leipzig. 4SI. Sonntag den 25. September 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch» Scn 28. September 1802, Abcuds v'/, Uhr tm Bttznngssaalc am Naschmartte. Tagesordnung: I. Bericht deS Deriassungs- und Finanzausschusses über Mit« theiluugeu der Rathe« bez. de- Abkommens mit Herrn Polz wegen deS Verlagsrechtes des Leipziger Anzeigers. II. BeÄcht de- Finanz- und BersasslingsoilSichufseS über Ein ziehung der Direcwrstclle und Neuordnung der Gehalte sür die Buchhalter-, Einnehmer« und Expevienlenstelle beim Lagerhofe. Hl. Bericht deS Finanzausschusses über: Anstellung eine- HilfS- geistltchen sür die Parochic Leipzig-Reudnitz. IV. Bericht deS BauauSschusscs über: ». Verwendung von 1113 ^l wegen Ncuhersiellung der bisher an Herr» Mittentzwey vermietheten RLume im Grundstücke Steichsslraße Nr. 32; d. Mittheilungen de- RatheS zu der vom Collegium zur Beschlußfassung ausgcsetzten Position 13 „außerordentlich" in Conto 31 d«S diesjährigen HauShaltplanes. V. Bericht de- Bau- und OekonomieausschusseS über: Mit- theilunaen de- Rathe« aus deu Antrag des Collegiums wegen Versteigerung de- ArealeS deS fr. Voiglländer'jchen Grundstücks. VI. Bericht de» Bau-, Oekvnomie- imd VersassuiigSaiiSschusseS über ortsstatutarische Bauvorschristen „offene Bauweise" für die im Stadtbezirke Leipzig-Lindenau und zwar zwischen der Leutzschcr Straße und der städtischen WaldparceUe Nr. 708 einerseits und der Friesenjtraße uud der Leutzschcr Flurgrenze andererseits gelegenen Baublöck». VH. Bericht d«S Schul- und BauauSschusseS über provisorische Einrichtung voa 4 Schulclassenzimmera re. tm Grundstücke Schiilslraß« k ia L^-Lonnewitz. Vlll. Bericht deS SchulausschusseS über: a. Einrückung von zwei SchulhauSmänueru in die 8. Stufe der 0. GchaltSclasse de» Nonnalrtai»; d. Streichung von srei werdenden Sieben in der 14. BesoldungSclajse der Volk-schullehrcr und Vennevrung der Stellen der 18. BesslduugSclaffe um ebenso viel Stellen; o. Neuregelung der Lehrergehalte an deu städtischeu höheren Tchalaustalteu mit Ausnahme der Gymnasien. Lekanutmachung. Wegen der Lufschvttnng von Knack wird vo« H-. tz. MtS. ab der WinSmnhieuweg, «F der Streck« vom Bayerischen Platz bis zur IohaaniSallee, w-i-reud der Dauer der Arbeit für alle« Klhrverkryr gesperrt. Leipzig, am 23. September 1882. Der Rath der Stadt Lrtpztg. H. 17208. vr. Georgt. Stahl. Lekanntmachung. In Gemäßheit von tz. 17 der Leipziger Sparcassen-Lrdnung Verden die al« abhanden gekommen angezeigten a. Sparbücher Serie II Nr. 72868, 167 668. 211ÜLÜ, d. QuittungSschetne über die Sparbücher Serie U Nr. 83 134. 178 ÜÜ8. 19-613, 211449 hiermit sür ungiltig erklärt. Leipzig, den 23. September 1892. te Verwaltung de» Leihhauses und der Sparkasse. AuLloojung Ler Lörsenbau-Anleitze. von unserer 4'/, Aaleih« find bei der notariell vollzogenen Aus- loosuna di» Nummern 186. 8L6. 728. 787. gezogen worden. Dieselben werden den Inhabern mit der Aufforderung gekündigt, den llapitalbetrag gegen Rückgabe der Schuldverschreibung und der dazu gehörigen ZinSletst« bei der Lllgem. Deutschen Lredit-Anstalt am SI. December d. I. tu Empfang zu »ehmea. Leipzig, 1. September 1892. Dt« Handelskamwer. A. Thieme, Vorsitzender. I>r. Gensel, S. Üirchen-Neubau Leip)ig-volkmarsLorf.^ Sudwisfion sür Schlosserarbkiten. Die zum Bau erforderlichen Ardetteu sollen vergeben werden, vlanquet» sind im Baubureau gegen 0,b0 zu entnehme». Be dingungen uud Zeichnungen sind daselbst einzusehen. Die Offerten sind bis Donnerstag, den 29. September, Mittags l2 Uhr aus genanntem Baudureau versiegelt und mit der Ausschrist .Lnbmissia« »um »trchen-Ncuba« tu Leipzig-Volkmarsdars" vcrsehen einzurrichc». Der Kirchravorstand behält sich die Auswahl unter den Sub mittenten, sowie da- Recht vor, «iazelne Arbeiten anderweitig ver geben zu können. Leipzig-BolkmarSdorf. de» 19. September 1892. ,D«r Kirchruvarftaud. Pastor Weicksel. Genala's Programm für die ^inanzpolittk Italiens. Seit das Königreich Italien besteht, ist die Finanzver waltung stets der Angelpunct der italienischen Politik gewesen, cs sind von allen Seiten Vorschläge und Anstrengungen ge macht worden, um da« Gleichgewicht im Staatshaushalt hcrzustellen, aber da« Erreichte steht in keinem Verhältnis; zu dem unerläßlichen Bedürfnis Es liegen Anfänge vor, An läufe zur Besserung der Zustände, aber cs geht aus alle» bekannten Thaisachen hervor, daß die Resormcn nicht an der rechten Stelle in Angriff genommen sind. Kur; vor dem Rücktritt Rudini'« ist man sich endlich darüber klar geworden, daß der RegierungSapvarat vereinsacbt werden muß, wen» dem Staate unnütze Au-gaten erspart und die Verwaltung wirksam eingerichtet werden soll. CriSpi batte im Lause seiner Amtsführung entdeckt, daß die socialen, besonder« die bäuer lichen Verhältnisse in der Romagna der Neuordnung bedürfe», wenn die Gesammtwoblsabrt nicht Schaden nebmon solle, und jetzt ist die Erleuchtung über den Arbeitsnnnistcr Genala gekommen, daß die Au«gaben für StaatSbaulen im Betrage von vier Milliarden die Quelle aller finanziellen Schwierig keiten sind. Ergänzen wir da« Bild der italienischen Finanz- winhschast noch durch die versohlte Colonialpolitik Mancini«. die Italien viel« Millionen gekostet hat» so komiucn wir zu dem Schluffe, daß Italien di-ber nur ein Versuchsfeld für Epperrmrnte auf allen möglichen Gebieten gewesen ist ebne fest«», «i»h«itlichen Plan, der mit Brbarrlichkeit durch- gejühn« ward«» war«. «« ga» »in, Zeit, m welch« Italien triumphirtc, weil der ZwangScourS des Papier geldes aufgehoben war, aber seitdem ist nichts mehr geschehen, was die Hoffnungen auf Verbesserung der Finanzen hätte belebe» können. Statt aber dem Nebel auf den Grund zu gehen und Ersparnisse cinzuführen, begnügte inan sich taiuit, Grunde sür die Verschlechterung der Finanzen auszusuchen. Nur gegen die Colonialpolitik wurde im Parlament eifrig geschürt, und als mau damit nicht aus Ziel kam, mußten die Aus gaben für Miiitairzwccke berballe», um die schreienden Mängel in der Finanzverwallung uud ibre Planlosigkeit zu verdecken. An Entschuldigungen fehlt es Tcnen nie, welche die Schuld an liebeln trage», und so ist denn auch in Italien stets von der allgemeinen Krisis gesprochen worden, unter welcher alle Staate» leiden; sür die thencrc und schlechte Verwaltung, sür den überlasteten Bantcnclat, für die »»- nützcn Cvlviiial-AttSgaben und sür alle anderen finanziellen Mißgriffe hat man schließlich die Ausgaben sür daö Heer als Sünbenbock benutzt. Nachdem man sich aber davon überzeugt bat, daß diese Klagen grundlos sind, daß Italien vielmehr hinter andere» Staaten in dieser Beziehung weit zurück stellt, bat man sich die Mühe gegeben, den wirklichen Sachverhalt fcstzustellc», und da ist man denn zu dem Ergebnis; gelangt, daß der eigentliche Sitz de« UcbclS nicht da liegt, wo man ibn bisher gesucht bat. lind hier ist der Puuct, an welchem die politische Bedeutung der Rede Genala's in Cremona bervor- tritt. Er fasst nämlich, daß cS schmerzlich gewesen sei, die Ausgaben sür HcercSrwccke angesichlS eines Bante»- ProgrammS von vier Milliarden zu erhöbe», aber cS sei thöricht, das als eine Folge des Dreibundes anznsehcn. Tic Lage der Verhältnisse dränge alle Staaten Europas, selbst die Schweiz, die Niemand bedrohe, zu Rüstungen, uud zwar in größeren, Maßstabe als Italien. Diese Erklärungen fallen um so mehr iuS Gewicht, als sie zehn Tage nach den Festen in Genna abgegeben wurde», bei welchen der König von Italien dem französischen Admiral Rieunicr die grösste Freundlichkeit und Znvor- konimcubcit erwiesen bat. Die Aufmcrksamlcit, welche Frank reich Italien durch die Sendung von vier Kriegsschiffen zur Begrüßung deS Königs Humbert in Genna zu erkennen gab, ist als solche i» vollem Umfange gewürdigt worden, aber die beslchrnoeu Bündnisse werden dadurch in keiner Weise berührt. Daö hat auch ein Theil der Parffee Presse oingesobci, und vor Trugschlüssen gewarnt, die man aus den Vorgängen in Genua ziehe» lönntc. Wenn auch die italienischen Finanzen der Verbesserung bedürftig sind, so brauchen sie doch keineswegs Italien wehr los zu machen. Die Franzosen bewundern die italienische» Schlachtschiffe und rühmen die italienische Flotte als die erste der Welt. DaS ist nach sranzösischer Art übertrieben, aber dies Urtbcil zeigt doch, daß Frankreich die Widerstands fähigkeit Italien- nicht unterschätzt. Der Hinweis des Ministers Genala auf die Rüstungen der Schweiz ist sehr benicrkcnöwcrtb, weil er damit in gemeinverständlicher Weise die Gefahren bezeichnet, ans deren Bekämpfung sich ein großer Tbcil Europas vor bereiten muß. Die Schweiz ist allerdings durch ibie von Europa anerkannte und verbürgte Neutralität grundsätzlich vo» der Tbeiliiahine an kriegerischen Verwickelungen a»S- geschlosscn, aber selbst in solchem Falle ist die eigene Kraft eines Lande- doch daS Hanptschiltzniittcl gegen etwaigen Ver tragsbruch. Tie Neutralität der Schweiz ist allerdings ver bürgt, aber ohne militairischen Schutz würde diese Neutralität doch eine Gestalt annehmcn, die der Schweiz Unannckmlich- keitcn dcreitcii konnte. Im Januar 1871, als die Armee Vourbaki'S über die Schweizer Grenze gedrängt wurde, be durfte die Schweiz deS militairischen Schutzes, um Aus schreitungen der französischen Truppen zu verhindern und sic zu entwaffnen. Heute liegt die Sache aber für die Schweiz ganz ander- als im Iabre 1871. Damals befand sich cin EorpS Garibalti'S in der Gegend, wo sich die Kämpfe zwischen General v. Werter und Bonrbaki abspielten, obwohl Italien am Kriege zwischen Frankreich und Deutschland officicll nicht Tbeil »abm, »nd die Schweiz batte alle Anwartschaft darauf, daß ibro Neutralität geachtet werden würde. Wenn heute ein Krieg in Europa anSbräche, dann würde Italien dabei voraus sichtlich eine wichtige Nolle Zufällen, und sür Frankreich wäre in diesem Falle die Besetzung inilitairisch wichtiger Pässe der Schweiz wünschcnSwcrlh. Verträge vslcgc» im Kriege nur soweit geachtet zu werden, als ibre Ausicchtbalinug den Krieg führenden Parteien nickt zu große Opfer auserlcgt, l» der Notb schwinden alle Rücksichten, und daS Verlange», de» Sieg über den Gegner zu erringen, wird zur alleinigen Richtschnur. Ter bleibende Eindruck der Rede Genala's ist der, daß die Regierung zwar die Absicht hegt, die Finanzlage des Landes durch zweckdienliche Reformen zu verbessern, daß sic aber tciiics- wcgö gesonnen ist, ihre BundeSpflichtcn gegen Deutschland und Ocstcrreick - llngarn durch übermäßige Hcrabkrückniig de- Miliiair-Etat« zu verletzen. Italien hält am Dreibünde fest, nicht weil er vor Jahresfrist erneuert und für weitere sechs Iabre verlängert worden ist, sciidcrn weil die Re gierung und die offentlicheMcinuiig von der Ueberzcllgiingdurch- vruiigen ist, daß derPlatz meinem Kriege für Italien ander-Leiic Deutschlands und Oesterreich Ungarns ist. Ter Dreibund bereitet sich aus diesen Krieg nicht in der sicheren Annabine vor, daß er dereinst zum Ausbruch kommen wird, soiitcru vielmehr >» dem Streben, ibn z» verhindern. Diese Meinung ist auch die herrschende in den maßgebenden Kreisen Italien-; aber einer so schleckt geschulten parlamentarischen Veilreliing gegenüber, wie sie in Italien besteht, ist cs außerordentlich schwer, politisch nothwendige Ausgaben zur Annahme zu bringe», deren augenblickliche Wirkung den Abgeordneten nickt einleucktet. Vorsorge zu treffen sür ein kommendes Ucbcl, ist nicht nach dem Sinne vo» Leuten, die vo» der Hand in de» Mund leben oder wenigsten- solche Wäblcr vertreten. Die Ausgaben sür da- Heer gelten in weiten Kreise» der italienischen Wäblcr als überflüssig, und mit diesem Bornrtheil wirb die Regierung so langt zu kämpfen baden, bi- eS ihr gelungen ist. da- Gleichgewicht zwischen Einnabmc und Ausgabe ohne Rücksicht auf den Militairetat herdeizuführen. * Deutsches Reich. OI Berlin, 23. September. Seitdem cS kürzlich zwischen Alibängcrn der „Alten", der „Jungen" und der Anarchisten zu Prügeleien gekommen, ist c- bcinabe lebens gefährlich geworden, socialdemokralischen Versammlungen als Berichterstatter bcizuwobncn. Das bat eine am Donnerstag abgcbaltene Commniialwäblerversaminlung sür den lü. Bezirk bewiesen, wo der Berichterstatter Günther, den man wobl ür einen Anarchisten Hallen mochte, sofort bei seinem Ein tritt vo» einer Rotte umringt wurde, die den Eindruck von Zubältern machte. Mehrere dieser Leute dielte» Güntbcr'S Kopf und Rumps fest, die übrigen schlugen ans ibn loS. Der Mißbandelto soll Übel zugericklet sein. — Der socialdcmokratische Parteitag ist bekanntlich vertagt »nd eS läßt sich nicht vorauSbeslimmc». wann er abgeballen werden wird. An vielen Orten steht er aus der Tages vrtnling der Versammlungen und cs wird dabei gleichzeitig die Wahl der Dclegirtc» vollzogen. Hier bat man davon vorläufig Abstand genommen. Im socialdcmolralische» Verein z» Elberfeld wurde ein Antrag des RccblSanwaltS Land,'-: '.Der socialdemokralischc» ReichStagS-Fraclion zu empfehle», säniintliche einzelne Forderungen des zweiten Abschnittes des Parteiprogramms in die Form von Gesetzentwürfen zu bringe», »»> die Durchboratbling dieser sowie de- bereits vor- baiidcnen Arbciterschiitzglsctzcntwurfö in jeder Session deS Reichstag- zu erzwingen", aiigenommcn. Der Antragsteller hält seinen Antrag i» agitatorischer Hinsicht für scbr wcribvoll. Ferner sprach sich die Versammlung dafür an-, daß die Mai feier für ganz Deutschland am ersten Sonittag im Mai im nächste» Jahre stattsinde. lieber den Fall Geiser soll in cincr späteren Versammlung Beschluß gcsaßt werden. -- In einer Eoiiserenz vo» 3 t Dclegirtc» der soelaldemvkratischcn Partei im Reichstag-Wahlkreise Dort in und wurde der Rcdaelenr I)r. Diedcrich als Dclegirlcr sür den Parteitag gewählt. Betreffs des Abgeordneten von Volkmar nahm die Coiifcrcn; »achstebeiide Resolution an: „Der Parteitag wird ersucht, zu der regierungsfreundliche» Stellung des Abgeordnete» Vollmar, welche mit den revoliitionairci, Prineipien »nsercr Partei im denkbar schroffsten Widerspruche siebt, eine scharf abweisende Stellung cinzuiiebmeii." Z» dieser Resolution wurde dem Dclkgirtcn r:. gebundenes Mandat gegeben. — Die Franc» dürften aus dem nächsten Parteitage etwa- zahlreicher als sonst Vertreten sei». In Brcölau wurde Fra» Marie Knurrt, die Gattin des NeichStagSabg. Kniicrt, als Dclegirtc gewählt. — Daß die Socialdcmvkratcii wohl die Capitalistc», die Bour geois, nicht aber auch daS Capital baffen, wird durch ei» i» einem socialdcmokratische» Blatte enthaltenes Referat be stätigt. In drmsclbcii suche» die Socialdemokraton der Stadt So ran in der Nicdcrlansitz Capitalisten, die gewillt sink, sich an einem sveialdcinokratischeii Unternehmen zu betbeiligoii. Da öS den Socialdemokratcn i» genannter Stadt nickt immer gelingt, eine» Saal zur Abhaltung einer Versammlung z» bekommen, mochte» sic sich gern ei» eigenes Versamm ln ngölo ca l erbauen n»d daS Unternehmen »ach gciivsscn- schafllichcn Grundsätzen leiten. Sie werde» wobl kein Glück damit haben. — Die Parteileitung bat einen neuen Weg gefunden, aus dem sic möglicherweise eine Erlraclnnahinc erzielen kann. Sic bat nämlich sür den ersten Oktober cino große Gcdächtiiißfeier zum Falle deS Soeialistc»- GesetzoS veranstaltet »nd dazu den Fecnpalast gewählt. Außer Conccrt »nd Ball soll vom „Verein sür volkSIbümlichc Kunst" ei» Festspiel: „Zwölf Iabre Verbannung" oder: „DeS AnSgcwicsciien Heimlcbr", episch - dramatische Dichtung in zwölf lebenden Bildern von C- M. Scävola, ansgesührt werden. Die Festrede wird der Abgeordnete Bebel kalten, derselbe Bebel, der im Iabre 1880 öffentlich erklärte, die meisten AuSgcwicscncn seien Lumpen! s8. Berlin, l 1. September. An der Wahl »nd Bestätigung de- Herrn Zelle zum Oberbürgermeister von Berlin ist gar nicht zn zweifeln. Um so mehr darf man mit Inter esse den weiteren Enthüllungen darüber, wie die Wahl zu Stande kam, entaegcnseben. Es konnte nicht uiibemerkt bleiben, wie die „Freis. Ztg." cS der besonderen Erwähnung sür wcrtb erachtete, daß die beiden FractionSgenoffc» Nicbtcr'S, Herr Iw. Bartl, und Herr Pros. Virckow, wegen Abwesenheit von Berlin an der eiitschcitcndcn Abstimmung im vorbereitenden Ausschuß nicht tbeilgenomnien hatten. Hiermit in ein Gegensatz berührt, der Herr» Zelle wobl auch veranlaßt batte, im vorigen Winter sei» LaiittagSiiiaiidat nieterzulezcii. Die Wabl Zclle'S zum Oberbürgermeister scheint »ach alledem gewissrn Wünschen der parlamentarisch sraclioncUen Leitung nicht entsprochen zn habe». * Berlin, 2t. September. (Telegramm.) DaS Befinden der Kaiserin und der neugeborenen Prinzessin ist an dauernd daS allerbeste. Tic drei ältesten Söhne kcS Kaiser- paarcS kebre» am 27. d M. an- Wilbelnisböhe nach dem Neue» Palais zurück. — Ter „Rcichsanzcigcr" publicirt eine Bekanntmachung de- Reichskanzlers, wonach die Ucbcrnabmc der Landesverwaltung des Schutzgebiete- von Ncu- Guinea durch tio Ne» Guinea-Compagnie am l. Scp tcmbcr erfolgt ist. — Die „Vossische Zeitung" vcnvabrt sich in ihrem Abcnd-Lcitarl>kel gegen die Aciißerung de- Tladl vcrordiictcnvvrsleberö Iw. Stryck, daß der Oberpräsitcnt Ackenbach der Ebef der Stadlocrordnelcn sei, und sagt, die große Mehrheit der Stadtverordnete» werde auch in Znkliiist über sich keinen Chef sehen, sondern nur den Himmel und da- Gesetz. — Ter „Hamb. Corr." erörtert die erheblichen Schwierig keiten, welche,, die M i l i t a l r v o r l a g c im Reichstage begegnen wird, und kommt dabei zn dem Ergebnis!, daß „nach den verschiedensten Richtungen" eine scbr geschickte »nd glückliche Hand crsvrberlich ist, um die Vorlage „durch- zulootsen". — Cs werden Klagen darüber laut, daß der Normal- ctat vom 4. Mai d I. eine so äußerst einseitige Durch führung erfährt. Während die unter /I aiigrfübrien An stalten, die vom Staate unterbalteu werden, bereit- den neugcregelten Gebalt sür ibre Lcbrcr beziehen, ist bi» jetzt auch nicht der leiseste Anfang gemacht worden, ui» den unter lt im Normaletat angeführte» Anstalten, welche SlaatS- rusch üsse beziehen, dieselbe Woblthat zukommen zu lassen. Bis beute ist den betreffenden Curatorien noch kein einzige- Schrift stück zugegangen, »n dem sie zu Verhandlungen über Neu regelung der Gekalter ausgefordcrt werden. Kein Wnur. wenn bei dieser Elaste von Lehrer», deren niangclhasle. i r kärgliche BcsoldniigSvcrbältnisse vor dem Landtage ganz l sonders bcrvorgehobcn wurden, doppelte Betrübnis; i be-, t e Nichterfüllung der erregten Hoffnungen herrscht. Was soll mit den lioo ovo .-k geschehen, die cmSdrllillich zur BM.-> stclluiig dieser Lehrer-Kategorie vom Landtage bewilligt und für diese- Jahr schon >» den Etat eingestellt sind? Die Verhandlungen möge» ja ihre Schwicrigleiie» mit den ein zelnen Gciiicindcn baden; daß man sie aber noch nicht be gonnen, ist schier unbogreislich. — Iw. Zintgraff, welcher sich auf der Rückreise von Kamerun »ach Deiilschland befindet, ist aus den Kanarischen Insel» ciiigclroffc» und »»»iiil seinen Weg kircet »ach Berlin. Ob derselbe später wieder nach Kanicruil zurülltchren wird, erscheint mehr als zweifelhaft. — Ein Berliner Blatt will wissen, daß im Ministerium deS Innern seil einige» Tagen Erhebungen über die Feuer bestattungen stattsinde». Dieselben würden sich ans die bekannte Eingabe der Stadt Berlin beziehe», die mit Rücksicht auf die Cholera die tbcilweisc Fcncrbestattiiiig verlangt. Wie verlautet, solle» zahlreiche wissenschaftliche Gutachten hcran- gezogcil werde», »in daraus z» wirken, die im Gesuch geltend gemachten Argumente z» prüfen. Soweit die fragliche Anschauung des Grasen Euleiiburg i» Betracht kommt, bört das Blatt, daß er sowie Graf Caprivi entschiedene Gegner der Feuerbcstaltniig sind. Ebenso soll sich der Kaiser wieder holt scbr ungünstig über eine Aciiderung der Begattung ausgesprochen habe». — Gegenüber dem klerikalen Hanptorgan, der „Kölnischen VolkSzcitiing", die die Frage der Lcichcuverbreiinnng vom kirchlich-katholischen Slandsninct aus als eine offene behandelt batte, spricht sich die „Germania" sehr erregt gegen die Verbrennung der Leichen aus, die ans Haß gegen christliche Sitte und christlichen Glauben bervorgcgangcil fei. Die ..Germania" sagt: / a a , „Die Meinung, die Fiage sei eine essen-, ist eine irrige und alsche. Allerdings ist es richt-g. daß dir Bcsiattnnqsso.in nicht dogmatisch geregelt ist, aber für einen glmchlgeu ttaUiolilen ist et unerlaubt, für die Leicheiwerbrciiiiung zn wirken oder gar seihst Vcsiilttiiiungc» nbr- Brrrrruming der eigenen Lricho vdrr derjenigen cincS An zu iressen. So ist rnlichicrcn Lnich eine vom HI. Palergiligebriheiic und hcstüt.gt: Antwort or-i, hl. Officium« vom 10. Mai 1886." — lieber die kürzlich vorgenommenen Verbastilligen russischer und polnischer Studenten wird der ,N. Pr. Ztg." vo» nnlcrrichtetcr Seite geschrieben: „Tie Annahme, dag hier die Aufdeckung »chiüslijchcr tlmlrlche durch die dirsseitiae Behörde vorliege, isl u»hegkündet; iin Wegen- Ihril ist der hiesigen Polizei au- eigener Watirne!>in",ig „icl ls de- kann» geworden, was die in Rede stehende» rnstischeii Staats- oiigehürigk» belastet hätte. Tagen,-» ist von amtlicher russischer Seile der vreiisgichen 'Behörde iniigcihcill worden, die belresfeude» Personen hätten sich daran l-eihciligt, gewisse aus russischem Elebiet entdeckle slaaissciiidlichc Anschläge vor.znherciieii. Tle Nlchtigleit dieser Beschuldigung z» prüie», sah sich die hiesige Behörde außer Stande, zumal man rnssischerscsts genauere Angabe» über die' Art der gevlanie» verbrecherischen Handlungen nicht machte. Insofern eniichivg »ia» sich an inosigebcndcr Stelle, Le» bezeichneie» Nüssen die Berechtigung de» Anscaibattrs im preußische» Slaois- gebiet z» entziehe», ein Brauch, weicher bisher zwilchen säst allen enroväiiche» Staaten als feststehend galt. — Eine Berhastung hat somit' gar nicht stattgcsunden. Tie fünf davon bclrostciic» Nüssen wurden am Morgen durch Beamle der politischen Polizei ans ihren Wohnungen abgeholt und mittelst Droschke nach dein Polizei-Präsidium gebracht. Tort hatten sic je nach der Zeit ihre- Eintreffen- einige Stunden zu warte», bi- ihnen i» der Mittags stunde durch einen höheren Beamten gcineinschaiilich der Aus weis»» gsbcsclii eingehändlgt wurde. Hierauf rrsvlgie ihre sosoriige Eittlassling; anteierse iS ist de» An'gcwlcsciitir genügend Zeit zur Ordnung ihrer Angelegenheiten gelassen." * Hitschberg l. Schl., 23. September. Bei der NeichStaczS- ersatzwabt im Wahlkreise Löwcnbcrg (5. Liegnitzer^ ist be kanntlich Hollcusscr (conservativ) mit 4032 Stimmen gewählt worden. EblcrS (freisinnig) erbiclt 3.',06, v. BoguS- lawski (naiionalliberal) -183 und Keller (Sccialist) loo Stimmen. Der Wahlkreis Löwcnbcrg isl fast bei jeder Wabl berumgeganzen. I87l standen 1021 conservative 2317 »alionaliibcralen Stimmen gegenüber; 1871 kehrte sich da- Vcrhältuiß uni: 4077 nationaUiberale gegen 2300 censervatwe Stimme»-, l-,77 kommt gar daS Cciilruin (2308 Stimmen) mit de» Natioiiallibcralen (3006 Stimmen) in die Stichwahl, in welcher die Natioiiallibcralen mit 7022 gegen 3317 Stimmen siegte»; 1878 siegte Pultkamer mit 0385 Stimmen, denen nnr l 187 »llraniontanc und 340 »ationalliberalc Wäblcr gegenüber standen; 1881: Pntikainer 42N, Ecnirnm 2302, Dculich- srcisinn 80 Stimmen; >884: Dcutschfrcisinn 417:!, Eons . vativc3I13, Ecntrum 22o 1, Slickwabl und Sieg de-Deuti - sreisiiiiiö mit 3110 gegen 1208 Stimme»; 1887: Cartcl : Oo::o gegen 3223 tcutschsreisinnige »nd ullramontaiic Stimme»; 1800; Tcutschsrcisinii 3278, Cartcl 42io, Centrnni I03> Stimmen; in der Stichwahl siegle der Dculschsrcisinn not 08 17 gegen 418l Stimmen. Man ersieht an- dieser Zn>- sanimciistellutlg. daß die natioiialliboralcii Wähler sich in dem . wechsclrcichci, Wahlkreis wiederholt ganz oder fast ganz ver slüchligt babcn Diesmal wurden die AliSsicblen deS national liberalen Bewerbers, des Generals Bogiislawski, am meisten durch die übertriebene» Ziffern geschädigt, welche über die Militairvorlage verbreitet wurde». Der Stiininnng, welche dadurch erzeugt wurde, ist cS zuznschreibe», daß das schwarze Cartcl iin ersten Wahlgang gesiegt hat. (K. Z.) 6tern. 24. September. Tie Socialbcmokraiie, welche hier eine nreigkiiste Tomüne aufgelchlagen zu habe» meinte, scheint bereilsö jetzt z» incrlc», daß die Trauben doch etwas „sauer" sind. Ist ' doch cine altgewohuie Erscheinung, Laß da. wo die „Partei" äußerlich mit Ler hervorragendsten Siegeszuversicht aultriit, ihre Aussicht-» am ungünstigsten stehen. La sich nun der hiesige soeiaidemolralische Moniteur zur Zeit aebcrdet, als ob seine Leiter in allen drei Wahlkreisen, wo sie bei Len Stichwahlen st, Frage kommen, bereits als gewählt gelten könnten, so dark man daraus mit einiger Gewißheit schlictzen, daß beim ersten Bkahtgauge scheu das ganze Lonlingent ousgebow» worden Ist. Wenn inan nc u weiß, daß z. B. im ersten uud zweiten städtischen Wahlkreise nur 00 Proc. wäbtten, so Hab,» di» bürgerliche» Rlchlungeii, auch wen» die Irci- »nnigeu der auewarls ausgegehenen oisicivie.,, aber nicht ossiciellen Ordre folgen sollten, immer noch recht gute Eriolge zu erwarten. Freilich muß Jeder sein« Pflicht erkennen, ivaS allerdings am 13. Eev- tember nicht der Fall war. Bei der Wahl au diese« Lahe si»Ic»
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