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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920926017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892092601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892092601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-26
- Monat1892-09
- Jahr1892
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4» der Hanptrxpeditto» od« de» t» Stadt» betirk und den Vororten errichtet»» An«» gabrstrkle» abgeholt: vierteljährlich^llt-50, bei zweimalig«,: täglicher Zustellung int hau» -6 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland »ud Oesterreich: vierteljährlich >6 8.—. Direct« tägliche Kreuzboudjenduug in« Ausland: monatlich S.— Die Morgeu-Autgabe erscheint täglich'/,? Uhr, hi» Abend-Ausgab« Wochentagt 5 Uhr. LÄartion und Lrpeditto«: AahanncSgaffe 8. Die Tnxditio, ist Wochentag« uaunterbrochen geöffnet MH 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: vttt Me««'« Lartim. («lfreh Haha)» Universität-straß« 1» Laut« Lösche, Katharinen str. 1«, pari, und «Lutgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. HMr «Malt Anzeiger. Drgan für Politik, LocalgeMte, Handels- und GeschWverkehr. InsertionSprekS Die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg.' Neclamen unter dem NedactionSstrich (4 ge« spalten) üOaZ, vor den Familiennachrichlen (6 gespalten) 40-H. Gröbere Schriften laut uujerem Preis» verzeichnib- Tabellarischer und Ziffernjatz ' nach höherem Tarif. Extra-veilagen (gefalzt), nur mit der, Morgen-Ausgabe, ohne Posibesörderuiig 80.—, mit Poslbejörderung 70.—. Ännahmefchluß für Znseratr: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Lei den Filialen und Aunadinestclleu je ein« halbe Stunde früher. Aasrrat« sind stet« an di« Expedition zu richten. Druck »nd Verlag von E. Polz ia Leipzig. 482. Montag den 26. September 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. vratzberzogthum Sachsen-Weimar. Verkauf von Eichen-Ltammhol). In dem Grossherzogl. Forstrevier Allstedt werden im Wirth- schastrjahr 1802/03 er. 700 edw Eichen-Stammbotj zum Verkauf somtuea. lieber Beschaffenheit, Lagerung, Abfuhr und Bcrkaufs- hediogungen giebt die Grossherzogl. Forstrevierverwaltung zu All- >edt (Grossherzogthum Eachien) nähere Auskunft. Der Lag des Berlausstermtus wird uoch besonders bekannt gemacht werde«. Weimar, de» 24. September 1892. Die Lrotzherzogltchk Aorstinspection. Pslittsche Tagesschau. * Leipzig, 25. September. Die voS heute vorliegenden Blätter beschäftigen sich, welch« politische Richtung sie auch vertreten mögen, m erster Lime mit dem AuSgang der Löwenberger Reichstags» Wahl, in der bekanntlich der freisinnige Candidat EhterS mit einer starken, der oationallibrralr v. BoguSlawSli mit einer schwachen Zahl von Stimmen dem conscrvativ-klerikalen Laodrath HoUäufer unterlegen sind. Begreiflicherweise sind die Deutschfreisiunigen, die den Wahlkreis im Jahre 1800 erobert hatten, über den Verlust um so niedergeschlagener, je mehr sie sich anderwärts um das Centrum verdient ge macht haben. Dieses und die Conscrvativen frohlocken, und die Natioualliberalen suchen sich über die Niederlage ihres Candidaten, so gut es geht, zu trösten. Di« „Nat.-Lib. Eorr." tbut die- in folgender Darlegung, die BeherzigenSwrrthes für alle Gesinnungsgenossen enthält: „Der Ausgang der Löwenberger ReichStagswahl ist ia jeder Hinsicht bedauerlich. Um da- Persönlich« vorweg zu nehmen, ver hehlen wir de» peinvolle» Eindruck nicht, den es in weitesten Kreisen machen mutz, daß für ein« so bedeutende Autorität auf nitlitairischem Gebiete, wie Generaltieutenant von BoguS- law-ki, der sich in anetgenniitzigrr Weis« angesichtt der Wichtigkeit der bevorstehende» Reichstag-Verhandlungen über groß« Mtlitai» organifationSfrageu znr Verfügung gestellt hatte, inmitten der radikalen Strömungen tu unseren Wählerschaften überhaupt, nicht nur tu jenem uiederschlesischen «reise, so geringe Aussichten nützlicher Mitarbeit au parlamentarischer Stelle sich bieten. Ul» wohl anch l» LSwenberger «reis, bei besserer Würdigung der i,u Stillen geschehenen landrathUche» Wahlbetreibuug eine namhaft gcötzere Stimmenziffer für jenen ansgezetchnetea Fachmann sich erzielen lassen; dl« Beeinflussung der Gemeindevorsteher und der Caal-Inhaber war — was ruhig zuaestanden sein möge — von den leitenden LomitSs im Kreis« selbst unterschätzt worden oder eS fehlte in dem vorgerückten Stand« des WahlgcschäfteS di« Erlenntniß der rechten Mittel und die Entschlossenheit, dieselben zu ergreifen, um di« nöthtg« Gegenwirkung zu erzeugen. Bester, das, dies offen dargelrgt wird, damit für künftige Fäll« Li« erforderliche Lehre daraus gezogeu wird. Aber auch dann war höchstens zu erreichen, datz es zu einer Stichwahl »wischen den anderen beiden Landidatcn kam. Für di« höher« Einsicht, daß das Ansehen des Reichstags befestigt und gestärkt werden könne und müsse durch die Wahl einer so hoch- angesehenen Persönlichkeit »uh etuer so anrrkannten Autorität ist bedauerlich weutg Raum übrig in dem Parteigezänk de- Tages und da- ist es, was, nicht um der Partei, sondern in diesem Falle um des Reichstag«, also unserer werthvollstea constitutionellen Einrich tung willen, nicht lebhaft genug beklagt werden kann. Ebenso sehr mutz die Aufmerksam keil auf die unverhSUuissmässtg schwache Wahlb«th»tltg«ug gelenkt werden. L« sind rnnd zwei- tausend Stimmen weutger abgegeben worden, als am 21. Februar 1890, im Ganzen haben nur 60 Procent ihr Wahlrecht aulgeübt. Wo dafür die Erklärung zu finden ist, kann nicht zwetselhaft sei». Di« politische Verwirrung, welche durch durch da« Fangballspiel mit Nachrichten über die bevor- siehead« Militairvörlage und die beabsichtigten Steuer- resormeu im Reiche uud tu Preußen non schon seit Monaten be- trieben wird, hat bei dem zahlreichen Element der Lauen und Un schlüssige« die Lust an einer thätigeu Tdeilnahme an öffentlichen Dingen erst recht nicht aufkommen taffen. Die Besorgnis,, da» aus einem Eintreten gegen de» Landrath örtlich« Nacktheit« entstehen könnten, hat sich daz» gesellt und ein wettere« Contingcnt von der Urne serngehalten. Endlich ist auch der Streit unter deubeidenliberaleuParteten — wir haben schon gesagt, durch wessen Schuld uud lassen die- jetzt aus sich beruhen — deftiger gewesen, als es dem politischen Zwecke enisprach fledensall» hat dieS den leidigen Erfolg gehabt, datz viele, dem chaneiwesen in der Regel fernstehend« Elemente liberalen Charakter lich abqestossen, statt nach der einen oder anderen liberale» Seile hin aug,zogen fühlten. Wenn dem Deulschsreisinn 1700 Llinmicu zu seiner »johl von 1800 fehlen, so ist dies hoffentlich auch für ihn ein Beweis, dich eS jetzt „genug des grausamen SpielcS" sei, Haff den Liberalen in NieLerschlesien Andere-, Bessere- geboten werde» muß, als es diesmal wieder der Fall war. Auf natioualliberaler Seite — peeoatur enr» et Ultra muionl — wird die Nutz- auweudung wohl ebenfalls gezogen werden, in Hirschberg, wi« in Greissenberg. Geschieht dies nur. so bat der politisch gewiss bedauerlich« Erfolg des strammen und geschloffenen Vorgehens der Ullramouiaaen und Lonservativen auch sein GuteS; er weist au die Nothwcndigkeit eine- geräuschlosen organisatorischen Wirkens hin, und Ovar im Osten überhaupt, aus di« Notwendig, keit rechtzeitiger Verständigung mit allen Bezirken und Orten innerhalb eines jeden Wahlkreises und auf das Bedürsuiss regelmäßiger Arbeit und steter Bereit schaft. Inzwischen haben die Eonservattven mit 2500 eigenen und 2500 ultramontanea, im Ganzen also mit 5000 Elim- men des Mandates sich bemächtigt: ihre Mehrheit beziffert sich genau aus ein Drittel der Wahlberechtigten. Ob es ihnen angebracht erscheint, mit einem solchen „Siege" besonders zu prahlen mag abgewartet werdea Für diesen Fall würde eS ja genügen stets wieder in Erinnerung zu bringen, dass die Eoniervaliven selbst nur ei» Sechstel der Wähterschatt verirrten. Vollends lhöricht scheint »us di« „Kreuzzeilung" zu verfahren, wenn sie aus diesem Erfolg Eapital gegen Sie zweijährige Dienstzeit und iür reaktionäre Strebungen zu schlagen sucht. Der coniervativr Eandidat hat öffentlich in Greissenstein erklärt, daß er ebenso wie General von Bogusiawskt di« zweijährige Dienstzeit bevorzuge, und der konserva tive Wahlausruf hat dem Eenirum zu Liebe feierlich versichern müffe»^ daß der Herr Landrath all« voll-recht« unberührt lass«» Da in Batzrrn die «nsrrvativ« Partei nnr eine ver schwindend geringe Zahl von Anbängrrn bat. so suchen dort dir Ultramontanen ohne Rücksicht ans ihre intimen kon servative» Beziehungen außerhalb Bayern« gegenüber de» Socialdemokratrn Fühlung mit den verbündeten National- liberale» und Kreisbinigr» z» gewinnen. Im liberale» Laaer st« hierbei erfreulicher Weis« gerrnger Gegenliebe. Gerade in Bayern weiß jeder liberal und reich-treu Gesinnte nur allzu genau, wessen man sich von dem Centrum zu versehe» hat, und darum wird die für Anfang Lctober an gekündigte Vertrauensmänner-Bersammlmig der liberalen Wähler Münchens, indem sie jedes Landtagöwabl- cartel mit den „Patrioten" ablchnt, nur der im ganzen fände herrschenden Stimmung, so weit die Liberalen in Betracht kommen, Ausdruck verleihe». Sehr zutreffend bemerkt der „Fränk. Kur.", daß die Liberalen in München ich stark genug fühlen, lediglich im Vertrauen auf die eigene Kraft in den Wahlkampf einzutretcn und ein Compromiß mit den Ultramontanen abzulcbnen. Wenn der linke Flügel der Ultramontanen socialistiscbe Ziele fördern wolle, so werde das vielleicht auf liberaler Seite gar nicht ungern gesehen werden, weil eine solche Haltung, wie sic schon bei den letzten Reichstagswahlen bewiesen wurde, sonnenklar machen werde, wie weit eS mit den volltönende» Phrasen von conscrvaliver Gesinnung her sei, wie man sie in Bayern während der letzten ZandtagSsessioa im Abgeordnetenhaus« so osl gehört habe. In der europäischen diplomatischen Welt sind Gerüchte verbreitet, daß der russische Botschafter iu Paris, Baron Mohren heim, abberufen werken soll. Diese Gerüchte hängen ohne Zweifel mit dem Briefwechsel zusammen, der zwischen ihm und dem Führer der französischen Radikalen, Clemenceau, erfolgte. In gewissen Petersburger Kreise» ckeint man von der hierbei bewiesenen diplomatischen Geschicklichkeit deS russischen Vertreters, der seine ganze Stellung dem Umstande verdankt, daß er bei Hose und be- vndcrS bei der Kaiserin persona grnlissima ist, nicht sehr erbaut zu sein. Dieser Stimmung giebt der „Grashdanm", der übrigens schon öfter dem Baron Mohrenhcim etwas am ^euge zu flicken bestrebt gewesen ist, einen unverblümten uSdruck, indem er die Miene annimmt, an den Briefwechsel nicht glauben zu können. Cs liege vsfenbar eine Mystificalion, eine böswillige Fälschung vor, man könne u priori gor nicht annchme», daß ei» Vertreter Russland- im Stande sei, dem freunde Nvchcfort'S uud der Luise Michel in angegebener iDeise zu schreiben. „Llemeuceau hat geruht, zu verkünden, daß sein« Essm- pachie« für Rußland erwacht leten, alS der Kaiser die Marscill-ise stehend auhörte. Dieser „Anarchist" schreibt dein Baron Mohren- heim »tuen offenen Brief, und der Baron beeilt sich, ihm unser- täglich zu antworten, „wie sehr es ihn freue, dass dieser Eicinenceou Rußland mit seinem Wohlwollen beehre." Blellrlcht sei der Botschafter nicht abgenclgt, auch dem Freund Clemeneeau'- ln ahn- llcher Weis« zu schreibe». Man errölh« beim Lesen dieses angeblich von» Vertreter Rußland» stammenden Brieses, der in einem Tone gehalten sei, dt« arme Bittsteller anzuwenden vsiegten, wenn sie ein Gesuch an eine hochgestellte Persönlichkeit richteten u. s. w." Ob diese ebenso boshaften, als einer richtigen Euipsin- dung auSgesproffenen Bemerkungen an massgebender Stelle Eindruck machen werden, bleibt mimerhin fraglich, da man den Franzosen gegenüber jede» Stolz verloren.hat. Tic so häufig mit Ruhmredigkeit verkündete „Uuabhängigkeil" der russischen Politik hat eben in den russisch-französischen Be ziehungen ihren Halt und zugleich ihre Achillesferse. Wen» man die Marseillaise stehend anbört, dann muss man sich nickt scheuen, gelegentlich auch Herr» Clemenceau eine liefe Verbeugung zu machen. Der Diener darf sich doch nicht vor nehmer gcberden, als eS sein Herr gelhan. Die Gegner der englischen Occupatio» Egyptens dürften sehr wenig erbaut sein von einer Liede, welche der als richterlicher Beistand der egyptischen Negierung sungircnte englische Jurist Mr. Scott dieser Tage in seiner Hcimaih- stadt über Englands Leistungen in Egypten hielt. Von der fast gesamniten Londoner Presse Werken die Dar legungen Mr. Scott'S mit einem Beifall begleitet, der zeigt, dass sie der öffentlichen Meinung entsprechen, und daher kommt ihnen grössere Bedeutung zu. als man Kundgebungen rein privaten Charakter« in der Regel einzuräuinc» pflegt. Der immer wiedertcbrcnde Grundgedanke Mr. Scott'S ist, daß England durch seine militairischc Besetzung deS Nillankcs den Egyplcrn die größte Wohltbat erwiese» habe, daß aber die Segnungen der englischen Verwaltung, wenn nickt ganz, so doch zum größten Tbcil spurlos dahinschwinkcn würden, falls die Occupation ein vorzeitiges Ende erreiche. DaS «kom» pr»I>Ln>',um Mr. Scott'S deckt sich, wie man sicht, im Wesentlichen mit allen von früher her bekannten Auslegungen von autoritativer englischer Seile anlangcnd die Dauer der Occnpatic» Egyptens. Sie verwahren sich inSgesamml gegen die Annahme, als sei cö Englands Wille, sich definitiv im Nilthale feslzusetzc»; aber ebensowenig läßt sich aus ihnen ein bestimmter Termin entnehmen, bis z» welchem die Räumung der Nilposition erfolgen würde. Die Widersacher deö englischen Einfluß Monopols in Egypten müssen sich mit solche» allgemein ge haltenen Versicherungen begnügen und quittiren darüber, namentlich geschieht da- seiten« der mißvergnügten Pariser Publicistik, mit der Unterstellung, daß England sein Spiel mit Europa treibe, daß eS ihm mit der Räumung Egyptens nickt Ernst sei, sondern daß die englische Politik im Gcgentbeil danach trachte, Egypten bei passender Ge legenheit als OpcrationsbasiS dcbusS Wiedergewinnung des Sudan und Herstellung deS Zusammenhanges mit der bri'ischen Interessensphäre in Ojtafrika zu benutzen. E« niuß anerkannt werden, daß manche der Ausführungen Mr. Scott'S wohl geeignet erscheinen können. Len arg wöhnischen Ahnungen der Pariser Conjecturalpolitiker frische Nahrung zuzusühren» denn der mehraenanntr Redner ist allerdings der Ansicht» daß die Wohlthaik» der englischen Occupation EgYplcnS nicht aus da» bisher Geleistete beschränkt bleiben dürften, sondern durch Wiederherstellung der egyplischcn Herrschaft über die Acquatorial- provinz ihrem Werke die Krone aussetzcn müßten. Tamil eröffnet sich denn freilich eine vorläufig gar nickt abscbbare Perspective für den Fortgang der englischen Occupation im Niltbale, angesickt» derer dic Franzosen gut thun dürften, sich in Geduld zu fassen, was ihnen ja auch um so weniger schwer fallen kann, al« sie selber ebenfalls beive Hände voll mit afrikanischen Dingen zu tbun habe», und durchaus keine» Anstand nehme», zuzugrrisr«, wo und wie es ihnen gerade paßt. ES wurde bereit- gemeldet, daß der derzeitige englische StaatSsccrelair für die auswärtige Politik, Lord Ro scbcry, eine Abordnung des Kirchen-Missionar-VercinS empsangen habe, welche die englische Negierung erstickte, binsichtlich deö festen Entschlusses der britischen Ostasrika-Gesell- sckast, Ende dieses Jahres sich aus Uganda zu- rückzuzichen, Schritte zum Schutze ihres Werkes daselbst zu ergrcisen. Der Sccretair deS Verein« verlas eine Denk- Ickrisr, welche betont, das anglodeutscke Abkommen von 1800, welche« Uganda innerhalb der britischen Eiuslußspbäre brachte, lege der Negierung die Verantwvrllichkeit ans, für die Ausrechrbaltung der Ordnung in Uganda zu sorgen. Lord Nosebcry aulwortcle, er vermisse bestimmte Vorschläge. Solle die Negierung eine Gesellschaft subvcntionircn, über welche sie keine Contrvle haben würbe, ober eine Schutz- Herrschaft über ein weit von der Küste gelegenes Land Herstellen oder Uganda mit dem Brilenreickc cinverleiben'? Die Negierung habe nicht nur daö Unternehmen der Missionare, sondern auch die Interessen der britischen Steuerzahler zu berücksichtigen. Ein Hiuestldri»gc» in- Innere von Afrika dürste eine Vage sckasscn, dic nicht weniger furchtbar als die des Sudan« sein würde. Von einer Verantwortlichkeit der Negierung für Uganda nach Abzug der britischen Ostafrikagcsellschasl könne nickt die Neve sei», er müsse seine Hand von jeder Verantwortlichkeit rein waschen. Lord Noscbery ver sicherte schließlich, das Cabinet würde die Frage in allen ihren Pbasen erörtern mit dem Wunsche, sowohl den Interessen der Missionare wie den Interessen de« Reiches Rechnung zu tragen. Diese Antwort tlingt nicht sebr hoffnungsreich für dic Missionare; sic zeigt auch, daß die britische Negierung klar die Schuld derselben an den unglücklichen Ereignissen in Uganda erkannt bat, daß sie auch Len beschönigenden Be richten LugarV'S keinen Glauben schenkt. Wie auS Aix-leS-BainS gemeldet wird, hat sich der Zustand de« Herrn von Gier« in den letzten Tagen immer schlimmer gestaltet, so daß die Acrzlc kaum noch Hoffnung aus Er kaltung und Wiederherstellung des Patienten zeigen. So lauter eine auch von anderer Seile Bestätigung findende Meldung, durch dic wohl nun immer freiere Badn für den provisorischen Leiter der russischen auswärtigen Politik, de» StockpanUawislen Schischkin, geschaffen wird. Wir baden deS neuesten Schritte« gedacht, womit Gehcimrath Schischkin seinen Anschauungen Ausdruck verlieben bat — der Note, welche er an die Pforte hinsichtlich Bulgarien? richtete. Damit hat er jedoch diS jetzt ebenso wenig Glück gehabt, wie mit seiner dreisten Ableugnung der Echtheit der von Jacobson auS den Archiven der russischen Gesandtschaft in Bukarest entwendeten Schriftstück:. Soweit dis jetzt Stimmen au« den verschiedenen Hauptstädten über diesen Zwischenfall vorliegcn, hat er dic diplomatische Welt ziemlich gleichgillig gelassen. Man neigt meist der Meinung zu, daß Herr Schischkin sich bei gewissen russischen Kreisen injmuire» und als einen Mann nach ihrem Geschmacke präsentiren will. Der ehemalige Chef de- „asiatischen Departements" will seine Vergangenheit nicht verleugnen und den Stil, iu welchem er als Vorstand jene« Departements gearbeitet bat, auch in die Leitung der anSwärlizen Angelegenheiten verpflanzen. Er dürste sich aber beute bereit- überzeugt haben, daß sein Theater donner die beabsichtigte Wirkung, Schrecken hervorzurusen, auch bei furchtsamen Gemülhern verfehlt hat.. Die türkischen Armenier sind bekanntlich schon seit einiger Zeit schwierig geworren, waS um so bedenklicher werden kann, als sich ihnen, wie bereits ein derartiger Fall vorliegt, auch ihre Erbfeinde, dic Kurven, im Widerstand gegen die türkische Staatsgewalt beigescllen zu wollen scheine» Die „Daily New?" lasse» sich vcn einem Eorrcspondcnlcn dessen Verlraueiiswürtigkeit allerdings nicht verbürgt ist Folgende« berichten: „Nach den letzten von Oberarmenien cingetrvffencn Nachrichten sind die Aufständische» im District Sassoun noch immer nicht von den türkischen Truppen unter drückt worden, sondern behaupten ibre Stellungen. Der Constict nahm im Tors Hodzvank seinen Anfang. Die Bewohner desselben, meistens Armenier, sollten den türkischen MilitairS eine Menge Maulesel zu TranSportzweckcn liefern. Ta dic Armenier nicht genug austreibcn konnten, so hieben die So! baten auf die Dorsdewobner binein, welche jedoch ihre An greifer zur Flucht zwangen. Das Mililair kehrte indcß in ver jtärkler Anzahl nach Hodzvank zurück und versuchte die von den Armeniern eingenommenen festen Stellungen zu stürmen. Ten Armeniern waren viele .Kurden und Landsleute aus der Nachbarschaft zur Hilfe geeilt. Einen ganzen Tag soll der Kamps gedauert haben. Am nächste» Tage wurde wieder bi« zum Mittag gekämpft. Dann durchbrachen dic Armenier und Kurven die Reihen der Türlcn, die in grosser Verwirrung, verfolgt von de» Siegern, flohen. Ein Theil der türkischen Truppen bezog eine verschanzte Stellung bei Silcn Agpiur, sic vermochten sich aber auch dort gegen die angrciscnde» Kurden nicht zu halte». Es gelang ihnen mit knapper Noth, nach ihrem Hauptguartier in Hazzo zu gelangen. Auf beiden Seiten bat eö viele Tobte und Verwundete gegeben. Ter ganze District Sassoun scheint unter Waffen zu flehen. Dic Regierung zaudert einen neuen Angriff zu befehlen." Deutsches Reich. Berlin, 25. September. Als der Tag der ReickS- tagS-Erössnung ist, wie wir zuverlässig hören, der 22. November in Aussicht genommen. — Die Deutsch- freisinnigen haben sich in neuerer Zeit bei Ersatz wahlen zum NcickStag wiederholt auf ihren, oft sehr neuen und vorübrrgebenken Besitzstand berufen und die Ausstellung nationatlibcralcr Cantikatnreii als eine schwere Herausforderung und ein arge- Unrecht behandelt, welche« da- Zusammengehen der liberalen Parteien aus« Aenßerste erschwere. Wo aber ist je von nationalliberaler Seite eine Garantie für den freisinnigen Besitzstand übernommen worben'? So weit ging nicht einmal da« Cartel mit den Conser- vativcn, welche- von beiden Seiten verschiedentlich durch löchert wurde. Und wann haben jemals die Freisinnigen, wenn sie einigen Erfolg zu haben glaubten, vor dem national- l,beraten Besitzstand achtungsvoll stillgehaltrn? Sorben be reiten sie in Baden wieder einen Feldzug im Bund mit den Ultramontanen gegen den nationalliberalen Besitzstand vor. Wenn eine gegenseitige Anerkennung des parlainentarin n Besitzstandes seiten« der liberalen Parteien stattsinbcn s : müßte sie auch cbrlich gehalten und burckgcsührt, nicht r den Nalionalliberalcn einseitig eine Znmnlhnng geni>>,ht werden, aus welche die Freisinnigen ibrersettS niemals cin- gegangen sind. So lange jene« nicht geschieht, müssen wir dem Anspruch auf Wahrung deS Besitzstandes jede Berechtigung absprcchen. Vrrltn. 25. September. Einige Blätter geben von der Ausfassnng an«, als würde durch die dem BundeSratbe zugegangcne Novelle zu den MilitairpensionSgesctzen nur beabsichtigt, die Verhältnisse der im Frieden pcnsionirten MilitairS auszubcssern. DaS ist ein Jrrlbum. Gerade der größte Theil der auS der Novelle entspringenden NcnauSgal cn soll den Kriegöinvaliden zu Gute kommen. Takin sind zu rechnen die Ausgaben, welche entstehe» an- der Erhöhung der KricgSzulage von 8 ans 0 ^ monatlich, infolge rück wirkender Kraft der anderweitigen Normirung der Summen, von deren Erreichung in der Civilstellung ab den früheren Militairpersoncn die Pension gekürzt wird u. a. m. Deshalb wird ja auch gerade der bei weitem bedeutendere Theil der Mehrausgabe» dem ReichS-Jnvaliden-FondS zur Last fallen, während ein verhältnißmäßig nur kleiner Betrag durch die Reichscinnabmen gedeckt werden soll. (D Berlin, 25. September. TaS neue Gesetz über die Gesellschaften mit beschränkter Haftung, welches vom Reichstage in der vorigen Tagung znr Verabschiedung gebracht wurde, hat sich schnell eine allgemeine Beliebtheit erworben und ist vielfach bereits für kleinere llnternebmungen zur Anwendung gebracht worden. Ist doch sogar zu einem AuSstellunczSzwecke in Chicago eine deutsche Erwerbsgcscllsckast mir beschränkter Haftung gegründet worden. Anch manches gewerbliche Etablissement, für welches die früheren Formen der ErwerbSgcscllschaslcn nicht geeignet waren, bat sich nunmehr die neue Form gegeben. Nur eine bestimmte Kategorie gewerblicher Unternehmungen, für welche ge rade mit die neue Gesellschaftsform geschaffen wurde, scheint sich der Bortbeilc, welches daS neue Gesetz bietet, ncch nicht im gewünschten Umjange bewusst geworben zu sein. Wenigsten- hat man in der Oeffentlichkeir nickt« davon ver nommen, daß Zuckerfabriken sich in irgendwie erhol Ucker Weise auS Acliengesellschafien in Gesellichasten mil bcjchräüklcr Haftung verwandelt habe». Und dock ist gerade iür diese die neue ErwerbSsorm von grösster Bedeutung. Vielfach sino nämlich die Zuckerfabriken darauf begründet, daß eine Anzahl von Landwirlben die Baupslickt eines bestimmten Ouantum« Rüben übernommen laben. Diese Fabriken harten früher au« Maiigel an einer besseren Gesellschaftsform die der Aclicngcsellschast gewählt, obwohl kein Grnno znr Ausgabe marktgängiger Papiere für sie vorlag. Nach einer NcichSgerichtSciitscheidung ist jedoch eine Verbindung der Verpflichtung zum Rübenbau mit der Mitgliedschaft als solcher bei einer AeUengcsellschast unmöglich. Tiefe Ver pflichtungen, welche doch die Grundlage der Vereinigung bilden, mußten deshalb in besonderen Verträgen festgesetzt werden. Ein Vorzug deS neuen Gesetzes vor dem Gesetz über die Aeticn- u. s. w. Gesellschaften ist nun der, dass bei der Gesellschaft niil beschränkter Haftung auch andere als Capital« cinlagcn zum Gegenstände der Milglicdöpslicht gemacht werden können. Gerade für die genannte Kategorie von Zucker fabriken würde sich deshalb eine Anwendung deS neuen Gesetze- als außerordentlich zweckentsprechend und nützlich erweise». — Der Kaiser wird sich dem Vernehmen nach etwa eine Woche im Jagdschloß Rominien aufhalten und nach der Rückkehr von dort noch dreitägige Jagden in der Schorshaidr veranstalten. — Prinz und Prinzessin He in re ich von Preußen nebst Sohn werden am 1. Lctober an Bord der kaiserlichen Nacht „Knijerodler" sich »ach London begeben, uni der Königin von England und den zur Zelt dort anwesende» Mitgliedern der englischen Köaigssamilie einen mehrtägige» Besuch avzuiiatten. — Dem Biiudesratbe ist ein Gesetzentwurf, betreffend die Be gründung der Revision tn bürgerlichen Ncchtsstreitig- kctten, ziigegaugen. Ter Entwurf bestimmt, der „M. Z. znlolge, dass den Luudesgesetzen, deren Verletzung ungeachtet ihres beschräi'tle.i tveltungsbereichks. -usolge de» Verordnungen vom September l.MO und vom Juni 188,!, die Revision in bürgerlichen Rechlsslrei'.ig- feite» begründet, diiizittrete»: die grossherzoglich otbenburglschei, Gesetze für das Aürslcnlki»» Birkensctü übrr den EIae:it!m»iserwert> und die dringliche Belastung der Griindsiücke und Bergwerke vom 23. Marz lbt'.il und die Grundbiichordnling von demselben Loge, ferner die grossherzogl. oldenburg. Berggesetze sur las Fürsiculhliiu Birhi.sew vom l b.Marz I ssül. Auf die zur Zeit de» Inkrafttretens dies,-.« c»> je:.es anhängigen Sachen sollen diese Besiiminnngen keine Anwcnbli: , finden. Es hat damit folgende Bcwandlniss: Nach y. 5l l der Eiv:.- processordnung kan» in bürgerlichen Rectiteslreiligkellen daS mittel der Revision nur daraus gestutzt werden, dass die ange'oehle.., n Entscheinungen auf der Verletzung eines ReichogesetzeS oder eines Gesetzes beruhen, dessen Geltungsbereich sich über den Bezirk d,c- BerufungSgerichts erstreckt. In Ausführung des ii» 8. 6 deS EmsuhruiigSgcityeS zur Eivil - Pcocessordnung gewachte» Vorbehalte-, der Ausnahme» von jener Regel vorsiehl, sin) indes, schon in der Verordnung vom 28. September 187:» »i»d später in dem Gesetz vom 15. Marz 1881 eine grössere Anzahl von Landesgesehen bezeichnet, für welche, vb>cha» ihr Geltungsberelch über de» Bezirk de- VeruiungSgerichles hinaus sich nicht ernreckr, gleichwohl der Weg der Revision statthaft sei» soll. Eine solche Aiitbrhnung der Revision wurde bezüglich oller in Lein letztgedachien Gesetz« ausgesührie» Landc-gesetze und um deswillen für gerecht fertigt erachtet, weil dieselben »n Wesentlichen nur Nachbildungen der betreffenden preussischcli Gesetze, de» Allgemeinen Berggesetze« vom 24. Juni 1865 und deS Gesetzes über den Etgenthuineerwerö »nd die dringliche Belastung der Grundstücke, Bergwerke und selbst ständige Gerechtigkeit«» vom 5. Mai 1872, sowie der Grundbuch- ordniiiig von demselben Tage dorsleUcn. — RegierungSratd ElSner von Gronow, welcher tie letzten Monate in Litafrika weilte und anch die Wifsmann- Expedition nach dem portugiesischen Gebiet begleitete, bat seine ursprüngliche Absicht, den Zug nach dem Nvasiasce »litzumacheii, trankbeilsbalber ausgeben müsse» und ist, wie der „V. Zig." gemeldet wird, in Sorrrnto in Italien «in getroffen. — Wie wir bereit- meldeten, finden heute im NeichS- GesundheitSamt Besprechungen über den Entwurf eine- ahl» gemeinen Seuchen-Getetze- statt. Dieselben werden, wi« verlautet, unter dem Vorsitz de« Directors dr« Reich«-
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