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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920927010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892092701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892092701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-27
- Monat1892-09
- Jahr1892
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s» ß« H—pteptzeditto, ob« de» i» Stad» deztrk «d de» Varort», errichteten «u» v°dks««lle» ab,»holt: vteneljährlich^l 4.50z ki yveimnltaer täglich«» Za st »Na», tn» Hans 5.50. Durch dt« Post bezöge» für Dentschland aad Oesterreich: v>kNel,adrlich ü.—. Dtrert» täglich« KkeuzdandieuLuag in« An-laud: mounUlch ^4 9.—, DttMorgen-Autgobe «scheint täglich'/,7 Uhr, dt« Lbend-An-gab« Wochentag» 5 Uhr. Le^ariiov und ErprMoo: A«tz«»urS,aff» 8. DttErpedttton ist Wochentag» annntrrbrochril g«äffa«t »« früh 8 bi» «beud» 7 Uhr. Filialen: vtt* «le««'» e«rtim. (Alfred Hahn), UniverMtssttaß, L«»i» Lüsche. Katharine» str. 14, part. and K-nkg-tzlatz L Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Jnsertio»Sprei- Die ögespaltme Petitzeile LO keclamen unter demRedactlonSstrich <4 ge» spalten) 50-4 > vor Len oumiilenuachrichie» (6 gespalten) 40-4- Gröbere Schrillen laut unserem Preis- derzeichniß. Tabellarischer und Zissernjatz »ach hühcrem Tarij. Extra-veil,tgrn (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, odne Pofibesörderuug 60.—» mit Posldesörderung <0.—. Äunalfmeschlllß für Insrrale: Abeud-Au-gabe: Vormittag» 10 Ubr. Marge n-AuSgad«: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und AunahmesteUeu ze ein» halbe Stunde früher. Ltlserat« sind stet» au die iiktie-Iti««» zu richten. Druck aud Verlag von E. Polz ln Leipzig. Dienstag den 27. September 1892 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wegen Einlegung von Wass«riettuug»röhc«a wird »«« 87. diese» Mauats ad die vanptstratze »u Lettzetg-Kleinzschocher, auf d«r Streck» vom Schleuniger Weg bi» zur Plagwitzer Straße, während der Dauer der Arbeit für aller» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 26. September 1802. Der Nath der Stadt Leipzig. H 17330. vr. Georgt. Stahl. Viebstahis-Lekannlmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine silberne Ankcruhr mit Sekunde, in S Sieinen gebend, mit anhüngender tzgurtettr mit vergoldrte», Schieber in Herzsor», und gvidttle« Olrdat»«« mit männlicher Ghvtvgraphle, am 21. d. M^ 2) eine stlberne Ae««»t»ir-Anker-Uhr mit Secvnde und gravirter Rücksette, sowt« aahängender ruudgliederiger Rickelketle mit Bettelmünz» und der Figur »tue» Schornsteinfeger», einer Letter re. am 21. d. S) »io» t«mtak»r Damennhr mit La1«ikette, am iS.d. M: 4) «tue filtzerne Rcm»»t»ir-Utzr — Savonett — mit Srcund«, glatt«r Rückseite und Taimttette, vom 22. bi» 23. d. M.; 5) ritt« ftldertte <hiiuVcr-Rem«nt«ir Uhr, auf 8 Steinen gehend, mit abgegriffenem Goldrand, Secunde, einem Desect tm Zifferblatt und anhüngender Rtckelkette, an, 22. d. M.; 6) eine Spieldose, 65—70em lang, ca. 20 cm hoch, 10—15 cm breit, 12 Stücke tpieiend, darunter „Die Kloster-Glockeu", „Der Beltristudeat" und „Herz, meiu Herz, »varum j« traurig", am 30. d. M.: 7) t2 Std< fildtNte Kaflerlöflrl» gebraucht, die Hälft, mit blumen- und blattähnlicher, die Hülste mit thurmähnlicher Bev ziernng, einer der letzte«» »tt eingravirte» versth«». vom 15. bis IS. d. M.: 8) eine flache. schriggltrdrlge goldene Utzrlettr, am 17 d.M. ; 9) et« Uutsorm-Vkoutrl der Thüringer Bahn mit bellgrau, wollenem Kutter uud preußische« Wappen aus den Knöpfen. am 1». d. 10) et« Ta««er»Nederzieder von hellgrauem Stoff, mit grüne» Stetnanßkn-pfra, schwarz- und wetßgestretste« Futter, vier äußer«, Lasche», sowie et» Laschentnch .A Ü. gr». am IS. d. Mg 11) et« Wmter-Uedrrztetzer vo» helldranae» starke» Stoff »it HMearrtrl»» «olleae» Kutter, «tuer Reihe bbersponaener Knöpfe mtt verdeckt» Batterie d»»k»ibra,«m Lammetkage, uud Leder, hevkel, srtt Mitte vor M; 1») et«« Pappschachtel mtt 12-14 Stück -erren-Hrmtze», ^ L 1—14" gezetchuet. t»eitlei«e«ea m Ü. ». dt« d. Mg 18) «t> Uxterdett mtt roch. u»d »oeitgestrrifte« Inlett, seit Mitte ». M.: 14) ein Vandtvage«, Nein, vierrädrig, blanaestriche», mtt gran- gestrichenem Kasteuanffatz und neuem Boden, et« a«gh«»d, schwarz- und araugefleckt, alatlhaarig, am 22. d. M.: 15) 7 Stück Vantnchea, l«b»»d, ar-ufarblg, >»r» Lheü mit geschlitzte» Obren, vom 20. bis 21. d. M.; 16) et« Atnpervtrrtel, rechte« Htntertheil, am 20. d. M. Etwaig« Wahrnehmungen über de» Verblieb der gestoh Gegenständ« »der über den Lhäter sind »ngesäumt bet »aser« Lrimtaal. Abtheilang z»r Anzeige zu bringe». Leipzig, am LS. September I8SS. Da« Palizeia«» der Stadt Leipzig. vretschrrrtder. N. Die sociaUflische Dkwegung in Frankreich. Frankreich ist von jeher der Mittelpunkt der socialistischrn Bewegung gewesen. Dort hat sie schon im Marz l87l eine grsahrdrohrnde Gestalt angenommen, uud e» hat nicht an versuchen gefehlt, aus« Neu« von Reden zu Thaten über »ugehen. Dir neueste Phase der Bewegung waren die An schläge der Anarchisten in Pari» und zuletzt die Unruhen in Carmaux. Die Regierung ist sich de« Ernste- der Bewegung bewußt, wie die jüngsten Reden Carnot'«, Loubet « und der Präsidenten der beiden Häuser de- Parlament- beweisen. Der Sinn aller officirllen Reden am 22. September war etwa der: Dir Verhältnisse entwickeln sich in Frankreich zusehend» nach der günstigen Seite, nur di« soriale Frage läßt un- nicht zur Ruhe kommen, wir müssen also an ihre Lösung mit Ernst und Festigkeit hrrantrrten. Die Socialisten sind in Frank reich besonder« dadurch gefährlich, daß sie eine Reihe von Abgeordneten als Schützer und Vertreter ihrer Interessen zur Seit« haben, die ohne irgendwelche Prüfung der Sach läge immer für die socialistischrn Arbeiter gegen die Arbeit gebrr Partei ergreifen und sich mit au-ständigen und ge waltthätiaen Arbeitern gegen die Regierung verbinden. Diesem Verfahren gegenüber ist die Regierung wehrlo«, weil r« an Gesetzen fehlt, den socialistischrn Abgeordneten Schranken zu ziehen. Sit berufen sich auk ihre Zmnunität und haben außerdem rin» sehr rrhrdluveu Lheü der öffentlichen Meinuu- hinter sich. Eine sehr beachten-wrrth« Kundgebung ist dir Rede de« Bürarrmeister« von Marseille beim Empfang der zum Gr- werkschaft-couareß entsandten socialistischrn Gemeindrvertreter au- ander» Städten Frankreich«. Er sagte: Die beutige Gesellschaft, Handel, Industrie und Knust sind vollständig von der Energie, der Intelligenz u>»d dem guten Willen der Handarbeiter abhängig. Dann stellte er Marseille zur Ver fügung der übrigen socralistischen Stadtvertretungen und äußerte die Hoffnung, daß eine Verständigung der socialistischrn Ge mrindrräth« Frankreich« die Lösung der Arbeiterfrage beschleu oigen «erd«. Wenn der Bürgermeister von Marseille die Wahrheit gesagt bat, dann befindet sich Frankreich schon heute unter der Herrschaft der Handarbeiter; denn wenn es lediglich von dem guten Willen dieser Claffr abbäng«, wie sie da- Loo« der übrigen Gesellschaft einrichten will, dann herrscht in Frankreich nicht mehr da- Gesetz, sondern di« nackt« Gewalt. Alle« wa« da- Laad an Vertretern von Kunst and Wissenschaft, von Handel und Industrie aufzuweiscn hat, steht unter Le« Einfluß der .Energie' und .Intelligenz' von Handarbeiter«, sie tonn» schall» und walten nach Le- liehen, »,d Vas Haupt der Verwaltung einer großen blühenden Stadt stabet da« ganz i» der Ordnung uud fordert die übrig» gl«ichaesin,t«n Vertreter französischer Städte auf, "ch mit der Stadtvertret»»g Marseille« »brr die Lösung der Da- ist denn doch ein llnsiig, dcr nicht scharf genug zurück- aewiesen werden kann u»d dcr allerdings geeignet ist. die Rcgieruiig mit bangcr Sorge wegen der Zukunft zu er füllen. E« gehört unzweifclbast zu de» Rechten der fran zösischen Prascctcn, fcden Ucbcrgrisf dcr Sladtvorstände aus Gebiete, die ihrer Zuständigkeit entzogen sind, zurück- zuwcisen, aber die leidige Furcht vor einem Kammer» Votum, da- die bestehende Negierung stürzt, verhindert den Minister de- Innern, von seinem Rechte den vollen Gebrauch zu machen. Ein Bürgermeister, der socialistische Grundsätze bat, kann in Frankreich nicht verhindert werden, an einem Cvcialistencvngreß tbeilziinehmen. Es ist aber etwa« Anderes, wenn ein Bürgermeister in amtlicher Eigen» schast sich zum Förderer vo» Bestrebungen aufwirst, deren StaatSgesährlichkeit den Vorsitzenden dcr Parlamente cinleuchtel. Die Rede de« Bürgermeister- von Marseille beim Empfang dcr socialislischen Gemeinderälhe Frankreich- ist eine Brandfackel, d>« in das socialistische Lager hincingeschleudert ist und ihre zündende Wirkung nicht verfehlen wird. Diesem gefährlichen Anschläge auf den socialen Frieden FrankreickS gegenüber beschränkt sich die Negierung auf die Redensart, daß man an die Lösung ter socialen Frage heranlrelen müsse, anstatt den Bürgermeister von Marseille wegen Uebrrschreitung seiner AmlSbefugnisse abzusetzcn. Im Mai l87l hat Mac Mahon die Pariser Eomniune mit Feuer und Schwert auSaerottet, und im Jahre 1892 erklärt der Bürgermeister von Marseille ungeslrast, daß die Wohlfahrt Frankreichs von dem gute» Willen der socialislischen Handarbeiter abhängt und dag sich die socialistische» Gemeindcrätlie Frankreich- mit ihnen darüber ru verständige» haben, waS geschebcn soll. Da- ist ein Rück schritt, dessen verhängnißvolle Folgen nicht auSbleidcn können. Wir wolle» gern glauben, daß der GcwerkschastScongreß in Marseille die Worte de« Bürgermeister« nicht in ihrer vollen Bedeutung sich zu eigen gemacht hat, aber die Aufreizung, dir sie enthalten, ist offenkundig Vorläufig sind die zur Er örterung gestellten Resolutionen fast einstiminia angenommen und der Congreß ist dann am 24. September geschloffen worden, nachdem die Anarchisten einen vergeblichen Versuch gemacht hatten, ihn zu stören. Da- ist ein Zeichen, daß die Mitglieder de- Congreffe« trotz der Rede des Bürgermeister- den ursprünglichen Zweck de- Congreffe« bi« zu Ende fest ehalten und danach gehandelt haben. Wa- die versuchten Störungen der Anarchist» betrifft, so ist der Schritt vom Handarbeiter, von dessen guten Willen die Gestaltung der Zukunft abbängt, zum Anarchisten nicht groß. Gegenwärtig tagt in Marseille ein Arbeitrrconzreß. an welchem auch der deutsche Socialdemokrat Liebknecht als Drlegirter theilnimmt, und dieser Congreß hat den Beschluß gefaßt, den in der Hauptsache au- Socialisten bestehenden Gemeinderath von Marseille im Stadthause zu begrüßen Da- könnte al« reine Form ausgefaßt werden, wenn nicht der Bürgermeister so weit au- seiner amtlichen Stellung htrau-getreten wäre, daß er die Handarbeiter al- die Herren der heutigen Lage bezeichnet hatte. Wenn rin ähnlicher Vorgang sich in Deutschland abgespielt hätte, so kämen ängstliche Gemüther zu dem Schluffe, daß wir vor dem Anfang de» Ende« stehen. Ganz so fchlimm, wie die Sachen in Frankreich zn liegen scheinen, liegen sie nicht, denn im Reden beugen sich die Franzosen keinem Zwange, sie führen bei jeder Gelegenheit da- große Wort, ohne ihm mir gleicher Schnelligkeit die Thal folgen zu lassen, aber leider sind auch unbesonnene Thaten in Frankreich häufiger als ander«wo. Die socialistische Bewegung wird in Frank reich nicht so systematisch wie in Deutschland oder Eng land geschürt, wo ihr ditse Bezeichnung vorzugsweise zukoinm« sondern mehr sprungweise. Sie macht sich längere Zeit in prahlerischen Redensarten Lust, wie: .ES lebe die sociale Revolution!" „Nieder mit der Bourgeoisie!" Dann aber steigt sie plötzlich auf dir Straße hernieder und benutzt irgend eine vorhandene Aufregung, »in alle Unzufriedenen mit sich fortzureißrn In dieser Beziehung hat die Regierung feil dem Sturze Boulanger« eine anerkennenswerthr Tbatkrast entfaltet, weil sie jedem versuch, die Straße zu socialislischen Kundgebungen zu benutzen, mit voller Kraft cntgegengetreten ist. Da- ist ein Schutzmittel gegen Ausschreitungen, das aber nur so lange anwendbar ist, als die Organe der öffentlichen Sicherheit aus der Seite dcr Negierung stehen Ob da- immer der Fall sein wird und ob auch die Armee in allen ihren Theilen sich als unzugänglich gegen socialistische Einflüsse erweisen wird, steht dahin. Die Regierung betrachtet eS nach den neuesten Erklärungen ihrer Vertreter al- ihre Hauptaufgabe, dir sociale Frage zu lösen, aber dir dazu vorhandenen Anfänge sind gering. Es ist ein Invalidität«- und AlterS-Versorgung-gesetz für die Arbeiter in Vorbereitung, aber «S haben sich gewichtige Be denken gegen seine Annahme und Ausführung erhoben. Tie gegenwärtige Regierung verfügt über kein Mitglied von hervorragender Thatkraft, und eine- solchen brdürkte »-vor allen Dingen, wen« eine so schwierige Aufgabe wie die Lösung der sociale« Frage in die Hand genommen werde» soll. - Deutsche- Reich. Ol Berlin, 26. September. Di« socialdemokratischen Frauen und Mädchen streben immer rühriger die Gleich berechtigung mit den Männern au, und da diese im Ernst nicht daran denken, jene Forderung zu erfüllen, so ist ein deftiger Streit unau-bleiölich. Der Verein soeialdemokrati- schrr Frauen und Mädchen Mannheim- und Umgegend hat beschlossen, beim Parteitage zu beantragen: l) daß die foeial- demokratische Partei Deutschland- und insbesondere die ReichS- tag-sraction energisch dafür eintritt, daß den Arbeiterinnen da- unbeschränkte Recht der CoalitionS- und Berein-sreibcit eingeräumt wird; 2) daß die focialdemokratische Partei dahin ^ wirkt, daß zu Zeiten der Reichs- und Landtag-Wahlen auch Versammlungen für Arbeiterinnen rinbrrufen werden, um :gen die politische Rechtlosizknt der Arbeiterinnen zu pro- slirra und Aufklärung über politische Fragen io deren Reiben zu tragen; Z) daß die socialdemokratisch« Rcich«rag». fraction kasür «intritt, daß die Fabrikinsprction auch auf die Hausindustrie »u-gedebnt wird und für solche Gewerbe, in ^ in denen nur Fra«» beschäftigt sind, weibliche Inspector» an- -r-ell» »erd». — J»R»«rika bekämpfe, sich die Saoalde»». kraten und Anarchisten zwar auch mannigfach, doch maschircn sie auch niäit selten gemciniwastlich. Dies können sic auch, weil sic das gleiche Hauptziel verfolgen: die Beseitigung des beniige» Staates. AnS diesen« Grunde snngirlcn z. 9). in Chicago bei der dortigen .Arbeiterzeitung' abwechselnd Social- deinokraten und Anarchisten als Redaclcurc. Die Begnadigung dcr Anarchisten Schwab und Ficldcn, die wegen des Ebicagver BombenaticutatS aus dem Hcumarktplayc lebenslänglich im Znchthanse sitzen, ist von den Socialdemokratcn beantragt und von dc» Anarchisten mit nnicrstüyt worden. Im November wird den wegen derselbe» Asfaire vor süns Jahre» um Tode verurlbcille» und hingerichtclen Anarchisten Engel, Fischer, Lingg, ParsonS und Spieß ein Denkmal errichtet werden, das ist wieder vornehmlich das Werk der Social- Lemokraten. Man bezeichnet dicfe Tobten auch nicht als Anarchisten in de» socialdeiiiokralifchc» Blättern, sondern als Arbeiterführer. Auch die Anarchistin Louise Michel ist in amerikanischen socialdcinokratische» Blättern wiederholt vcr- hcrrlicht worden. Nur die Eirkel der soeialteinokratischcn Führer in Deutschland darf kein Anarchist stören, denn bann ist er osort ein Polizeispitzel. — Während die focialdcmokratifchcn Führer in Deutschland eS nicht nur vertheidige», sondern sogar geradezu empsehlen, daß dcr Arbeiter dem B ran nt wein- trinke» huldige, weil die .AuSdeutrr" ihn dazu zwänge», denkt und handelt man in anderen Ländern ehrlicher. So hat der jüngst in Stockholm stallgefnntcn« socialdcmokralischc Kongreß sür Mittel- und Nordschweden sich für die Be- trebnngen dcr Mäßigkcitövcrciiie ausgesprochen, und ein hervorragendes socialdcinokratische» Blatt in der Schweiz bemcrkt dazu: .Da« ist bedeutsam und zu begrüßen, denn cS ist unumstößliche Erfahrung, daß die dem Trünke ergebenen Arbeiter fast nie in die Reihe» dcr orgauisirten Arbeiter und in den socialen BefreiniigSkamps eintretcn.' * Berlin, 26. September. (Telegramm.) Der „Reichs Anzeiger" publicirt die kaiserliche Entscheidung, wo nach den bei de» Negierungen beschäftigten Forst affe sso re n durch die betreffenden Präsidenten selbstständige Decernate »»ter eigner Verantwortlichkeit analog den Regierung« assefforcu übertragen werden sollen. — Die heute znsammen aetretcne Sachverständige»-Commission sür da- Reich» Seuchcn-Gesctz soll nach der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" zunächst folgende Fragen erörtern: Die Bezeichnung der Krankheiten, worauf da» Gesetz sich beiicheo soll, die Ermittelung dcr Krankheiten, Schutz,naßregelll im Inland«, Dc-infectiouSverfahren, Entschädigung-Pflicht, Ctrafvor» schritten und Ausnahmebestimmungen. Der Vorsitzende ist der Direktor de» NeichSgesundheilSamt- Köhler. — Bekanntlich bat mau mit der zweijährigen Dienst zeit im 4. Garde-Regiment, welche» in Spandau steht, einen versuch gemacht. Weit mehr, al« öffentlich bekannt geworden, haben die maßgebenden militairischen Kreife, namentlich der Kaiser persönlich, den eingeleitete» versuch mit lebhafter Theilnahme vtrsolgt, und e- darf als sicher angenommen werde», daß in der Begründung der neuen Mililairvorlagc die in dieser Richtung gemachtcn Erfahrungen ganz besonder- betont werden. Wa- »un aber, dcr .Magdeb. Ztg.' zufolge, hauptsächlich die betheiligten Kreise überrascht hat, sind die außerordentlich günstigen Ergebnisse, welche in Spandau mit den Mannschaslen zweisähriger Dienstzeit ge macht worden sind. Dem Kaiser ist darüber ein besonderer Bericht erstattet worden. — Um die Kraft der inactivrn Officiere auch in FriedeiiSzeiten für die Armee nutzbar zu machen und ihnen gleichzeitig die oft sehr nöihige materielle Erleichterung zu verschaffen, macht die ,FLln. Ztg." folgende Vorschläge: „Jetzt werden sowohl die höher» wie Li« unteren Lssicinr nn aushvrlich in Anspruch genommen durch Cvmmandirung zum Verhör oder Krieg-gericht und dadurch dein Dienst ent- zogen, und zwar nicht nur aus Stunden, sondern aus halbe Tage.... Sollte e« nun nicht möglich sein, inaktiv» Osfietere sür diesen Dienst heranzuziehen, indem sie den Regimentern unter der Verpflichtung z»m llntsormtrogen attachirl und durch einen naher zu bestimmende» Zuschuß zur Pension enlschädigt wurden? Zugleich könnlen sie in der 8tegi»ie»i«btklkidung«comi»issio» ver wandt werden, und bei dauernder Beschäftigung würde» sie sich «ine so genaue kkeunlntß dieser ArbeilSgebiele aneignen, daß sie erfolg reicher wirken könnten, alS die letzt stet- wechselnde» Herren. ES iit wiederholt von radicaler Seite getadelt worden, daß ganz junge Osfietere zum GerichtSdienst herangezogen werden in einem Aller, das sie alS Tivilislen noch lange nicht zur Entscheidung über so wichtige Frage» berechtigen würde. Um als Schösse zu fitze» und über die gewöhnlichsten inrisiischen Dinge de» Alltagslebens mit zu entscheide», muß dcr Deuische 30 Jahre alt sein; wer die Schärpe tragt, bedars dieser JahreSgrenze nicht. Ob die Thäligkeit älterer Osficlere hier, zumal bei der jetzigen Strömung gegen das Mllilair- gerichtSversahren. nicht durchaus vortheiihast sein würde, ist doch genauerer Prüfung werih. Vo» politiich geringerer Tragweite wäre die Beschäftigung in den Bekleidung-commissionen, aber für den Staat würde» sich auch hier niaiimgsache Voriheile ergeben. Die jungen Lsficiere besitze» nicht die Leiinluiffe, die ein yaiiploiann sich durch die jahrelange Vetchäsligung und Mühe in der «leider- wirthschaft der Compagnie erwirbt. Hai man doch scherzhaft gen,»int, daß »in Eoinpaguieches Schneider- und Schustermeisler ersien Range» sein müsse. Ein anderer Pnnct sei noch kurz berührt DieArtiiierle- Ossiciere vom Piatz in de» Festungen sind jetzt durch die Ver quickung ihrer Stellung mit derjenige» des Vorstandes des Ariillerie- depot« am gleichen Ort üderhaust mit Bureaugeichästen, die ihrer eigentlichen Bestimmung, die Bertheidigung der Festung nach allen Seiten hin im Frieden vorzubereiien, ganz fremd find Sie habe» eine unendliche Menge von Dingen zu erledigen, die ein inacliver Lificier al- Bureauvorstand ebensogut besorgen könnte, und dadurch würde sür sie rin« wesentliche Erleichleiuiig geichusse». — »tzer Gelegenhrit hat. zu beobachten, mit welchen Schwireigkeiten ein »»- vermögender Lfficter, zumal wenn er Familie bat, kämpfe» muh »m nach dem Austritt aus dem Dienst sich ein« Lziftenz zu schaffen, dcr wird zugestehe», daß durch die vorgejchlagea« Verwendung auch Bielen von Ihne» «ine Hilfe geboten wird, die sie mit Freuden er greifen würden. So Manchem würbe »S dadurch möglich, seinen söhn wieder deS König« Rock tragen zu lassen, waS ihm jetzt sein» Lag» verbietet, und der Verlust diese- tüchtigen Ersatzes wird vielfach in der Arme« bedauert." — In etwa vierzebn Tagen beginnen dir commiffarischen verathungen zwischen einein Vertreter de- FinanzniinisterS und Vertretern aller übrigen vrrwaltung-zwrigr über dir Staat-hau«halt->Ausstellungen der letzteren. Erst bei diesen vrratbungen ersadren die verschiednirn Verwaltungen, wie weit ihre Forderungen von dem ffinanzmiuister bewilligt oder abgelehnt »erden E« ist »»zwischen dnrch osficiöse Organ« de« Finanz»imster« dafür gesargt, baß »,« gc- Coiiiiiiiffare sich auf eine erhebliche Herabminderiing ihrer Anträge gefaßt macheii. Das ist »ui, ein:».,! ein Manöver, welches sich in jedem Jahre wiedcrbo!:. Kurz vor Beginn der LandtagSsession wird iiiinicr vn- kündigt, dcr allgemeine Stand dcr Finanzen krsorrcrc cinc Bkschiänkuiig der Ausgaben aus da- AUcrnoll'wcndi.ftle Man hofft, daß die Tinge sich doch noch möglichst günstig aestallc» werden Jedenfalls wird allscilig erwartet, daß t,e Abstriche des FinanzministerS unter keine» Umständen d,e Justizverwaltung »ressen werden. Es ist Thanacfie, das; dcr Inslizininisler eine Erhöhung dcr Anzalil dcr Richter- stellen für Berlin beantragt hat. Wie die ,M. Z.' hört, hat sich der Iustizininistcr mit Rücksicht auf die obwaltende allgemeine Finanzlage schon ans eine sehr bescheidene Ver mehrung dcr Berliner Richterstellei, beschränkt. Es wird nicht anzunehmii, sein, daß auch diese Anträge keine Berück sichtigung finden werden. E« gilt hier wirklich, schweren Uebelstäiidcii abzubelscn. — Der ossiciöscu »Polit. Corr.' wird au- Berlin schrieben: „Im Anschluß an die Erörterung der bevorslebenben Fortsührnng dcr Steuerreform ist neuerdings auch die Frage der Abänderung deS Wahlgesetzes sür den preußischen Landtag vielsaä, in den Blättern besprochen wo»Le„. Es ist zwar nichts ZuverlafiigeS darüber bekannt, ob die SlaotSregierung die Absicht hat, schon in der jetzt bevorstehenden Session die sich aus der Umgestalluug der Sieiie-verhältiiisse ergebenden Modifikationen de» Wahlgesetzes vorznichlage», doch drängt sich von selbst die Erwägung ans, daß die geplanten Aeitderungen deS bisherigen Wahlgesetzes Loch kaum fiüher möglich sein werde», als z» dem Zeftpuncle, wo seslsieht, welche Aenderunne» durch di« Vollendung der Steuerreform i» den» bis herigen System der SlaalS- und Eoinmunatsicucrit eintiete». Für letzt könnten höchstens die durch die neue Eftikoimneiisteuer be reits kingetretkiien Veischiebiingen durch «in provisorisches »icsetz geregelt werden. I», Uebrigen wäre noch z» bemerken, daß die Wahlen zum nächsten Landtage, dessen Mandat mit dieser Session ablüust, von einer etwaigen Ueberweisniig der Grund- und Gebaude- fteuer gänzlich unbeeinstußt bleiben werde», da in keinem Falle eine solch« Ueberweisniig vor dem Jahre l895 in «rast trete» könnte. Mit Recht ist der gegen da« neue Entkomme,isieuer-Geietz erhobene Bvrwurs zuriickgcwikle» worden, dafi derselbe sich schon jetzt als resormbedürstig erweis», tnsosern das Ergänzungs-Gesetz über die Vermögenssteuer als eine Eorrectur desselben bezeichnet wird. ES ehvrt in der That ein sehr kurzes Gedächluifi dazu, «inen derartigen orwurs überhaupt zu erheben. Nicht nur tn den Motive» des ersten Lhetle« dcr Steuerreform, sondern auch tn den mündlichen AuS- sührungen des Ftnanzmtntsier» Miquel, war ausdrücklich darauf biiigewtesen worden, dafi sowohl die Uebenv-isung der wluiid- und Gebäudesicuer an die Gemeinden wir eine Scheidung de« s.uidirlen und unfundirteu Einkommens sür die Hrraiiziehiing »u den Steuer» t» Aussicht genommen seien. Da« statt der sehr schwer dntchzu- führende» Bcsie»erung de« fundirte» Einkommen« der Weg dcr Vermögenssteuer gewählt wnrde, kann nnr als eine Vereinfachung und Milderung angesehen werde». E« bestäligt sich übrigens, das, die kleinen Vermögen bi« zu einer gewissen Grenze von derVermögensstener nicht getroffen werde» sollen. Auch geht an« dcr Anlwort de« Finanz- minisiel« an di« rheinische» Bürgermeister hervor, dafi die Ver mögenssteuer nur physische Personen trifft, die Gesellschaften also ausgeschlossen bleibe». Dcr zweit« Thetl der Stcuerresvrnl ist iftcht nur bet der Erörterung deS ersten in seine» Haupllhcile» «»gekündigt, sonder» er entsprach auch mehrfach geänderten Wünsche» de« Ab geordnetenhauses. Betreff« der zu besolgeudcn Priiiclplen »nag sich auch in der Eilizelbearbeitiing manche- ander» gestaltet dabeu, doch ist über die Hauplgesichispuncte kaum noch et» einsler Streit mög lich. Die Annahme de- Eiilkominensteuer-GesetzcS erfolgt» seinerzeit mit 308 gegen 36 Stimmen, ein Berhältniß, da- jevensall« be zeichnend genug ist." >V. v«n »cr russischen Grenze, 2t. Cepteinler. Da neue „russische Jusanteriegewchr", da» sogenannte „Dreiiiniengewehr", mit dem bereits die gesamnitcn Gar nisonen in den Grenzbezirken ausgerüstet sind, bat bei den letzten Manövern die erste Probe bestanden. Diese ist aber nach allgemeinem llrtbcil nicht bcfonder- aut ausgefallen. Einmal klagen die Ossiciere, daß ltie Mannschaften bei de» äußerst schnell auf einander folgenden Entladungen im Feuergefccht viel zu unruhig werden und in der Ausregulig die Herrschaft über sich verlieren. Dann aber versagte auch gerade «ui c»Ischc»Lcndcn Augenblick oft dcr Geivchr- inechaniöiiiuö, und cinc auffallend große Zahl von Läusen war nach einer vcröällnißmäßig nicht zu große» Zahl abgegebener Schlisse übermäßig erhitzt und zerspränge». Bei einzelnen Regimentern sollen die zersprungenen Länsc bis aus lu Proc. zu veranschlagen sein. Ferner »st auch ein Rückschlag von Pulvcrschlc»»» in die Schloßlheilc beobachtet worden, wodurch diese für ein längeres Gesccht bald unbrauch bar werten. In Folge des an den KriegSniinistcr erstatteten Berichts soll aus Anordnung de- Ministers sofort ein Anzabl von höheren Ossicicrcit und Sachverständigen zur Beratbnng über d»e Abhilfe der z» Tage getretenen Mängel zusammen treten. Einflußreiche Stimme» erheben sich bereits sür die Abschaffung des neuen GewehrsystemS und die Einführung eines anderen, während die noch der alten Kül»sow'sck>e» Schule anhäiigenden Generäle die Mängel sür bedkulniigolcS erklären, da nach ihrer Ansicht der Ausgang dcr znküiisligeir Schlachten von der tüchtigen Handhabung dcr Bajonette ab- hängeu wird. An- Echle-Gik-Holftktn, 25. September. Das Am! eines Propste« der Kieler Propste!, welche« durch das Ableben de» Propste« Jeß se,t reichlich dreiviertel Jahre» vacont ist, durste de,»> nächst wiederum besetzt werden. Bei der große» B.deuiniig diele- Posl.nS sür die durch Partetbestrebungen zrrfitzleu kirchliche» V,r- dältniffe Kiel« ist man in den betreffenden Kreiirn nicht blos in Eiel, sondern in der ganzen Provinz sehr gespannt aus die Erledigung dieser Vacanz Die Bedeutung der Propste, ist nicht bedingt durch ihre räumliche Gröh« — es gehören außer den Kirchen kiel« nur vier ländliche Kirchen zu derselben —, sondern dadurch, daß sie noch Ihrer Lag« uud Dignität die wichtigste Propste! der ganzen Provinz ist. Wie Alle«, wo« zum wtiihlchaftltcheii und ideellen Leben der Provinz gehört, Vorbild »nd Direktive a„S Kiel »mpsäiigt, so hat auch dal geistlich« „ud kirchliche Leben seit lang« au- Kiel die HÄlsamsteu Impulse empfangen. Die theologisch« Iacullüt der Universität, di« beiden höchsten «n.istlichei, der Provinz, da« kvangeliich-tulherisch« Eonfisl, rinn, hoben ihre» Sitz tn Kiel, und da« kirchlich« Wirk«, und der Ebarakier der tiieler Propstei wird durch alle diese Factoreu im reichste» Maße beeilt- flufit. Darum bedarf di« Propstei eine« kirchliche» Hauplc .', das auf der Höhe der Zeit in der Theologie, in der Wissenschaft überhaupt nnd besonder« auch in der Einsicht in di« ethischen Besl-ebungen de« socialen Leben- siebt. — Wen bat da« königlich« Eon- sistortum d«r znr sür diese« Amt vo Propst»! gehörende» so «2 di, Zntzt der t, Kr«g» /schlagen? Da der Propst au« ei st lichte it berufe» werden muß, > Geistlichen nicht grvjtz.
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