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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920928012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892092801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892092801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-28
- Monat1892-09
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«bormeruentspreiS D» h« tzanptrxpedltto» oder de» im Stadt bezirk und den Bororte» errichtete» Aus- oabestelleu abgeholt: vierteljährliche« 4.50, bet zweimaliger täglicher Zustellung iu- Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung tu» Ausland: monatlich 8.—» Tie Mvrgen-Au-gabe erscheint täglich'/,7 llhr, dir Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Nedactioa uad Lrpedition: Johaunr«,affe 8. Die Ervedition ist Wochentag- ununterbrochr» geojsnel voa früh 8 bt» AbeudS 7 Uhr. «o»c» i Filiale»: vtt< klemm » Lorttm. iAisretz Hahu). UaiversitätSstrabe 1, Laut« Lösch-. kakharinenstr. 14, Part, «ad KSakg-pkatz 7. Morgen-Ausgabe. UchMrLllgMM Anzeiger. L>WN fSr Politik, Localgeschilhte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Die Kqffpaitene PetitzeUe 20 Ag. Reklamen unter dem Redartion-strich (4ge» spalten) bO-H. vor den Familieanachrichlr» (6 gespalten) 40 ej. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis). Tabellarischer und Zissernsatz »ach höherem Tarif. vrtra-Veilaar» (gefalzt), nur mit he« Morgen»Au-gade, ohne Poslbesörderung 60.—, mit Poslbesörderung ^l <0.—. Ännahmkschluß für Inserate: Abeud-An-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine Halde Stund« früher. Inserat» sind stets an die Expedition zu richten. Druck aud Verlag voa E. Polj in Leipzig. 496. Mittwoch» den 28. September 1892. 8«. Jahrgang ist infolge Eintritts idreS am 1. November diese» von 800 auSgestallele Amtliche Bekanntmachungen. Nirolaigymnajium. Die Aufnahmeprüfung der für Michaelis angemeldctcn Schüler findet Montag, drn 8. Lctobcr, vo» 8 Uhr au statt. Papier und Feder sind mllzubringen. Nachträgliche An- oder Ab- Meldungen nehme ich in der Fecicnwoche persönlich nur Sonn- abcn», den 1. Lctobrr, vorm. 10—12 Uhr in meinem Dienst, zimmer entgegen. Leipzig, 22. September 1802. Or. Otto Xaommel. Bei dem Unterzeichneten Stadtrathe derzeitigen Inhabers bei dem Mititair Wahres di« mit einem JahreSgehalte Stelle eine» Eassen-Asslsteutcu anderweit zu besetzen. Geeignete, im Cassenwesen nicht unerfahrene Bewerber und namentlich solche, die mit der Bearbeitung vo» Tismcmbratioiis- fachen und mit dem Grundsteuer»»«!«» vertraut sind, wollen ihre Gesuch« uuter Beifügung vo» Zeugnissen längstcu» bis zum 6. Ortober laufcuörn Jahres bei uns einreichen. Limbach, am 26. September 1892. Der Stadtrath. Or. Goldenberg. Etr Aufgebot. Al» Erben der am 27. Mai 1891 zu Großkorbetha verstorbenen, verehelichten Landwirth Johann Gottfried Patzschke Wilhelmine Ernestine geborenen Blume find bisher solgende Personen leaitimirt: 1) Der inzwischen verstorbene Landwirth Johann Gottfried Patzschke, der Ehemann der Erblasserin, 2) dl« unverehelichte Maria Elisabeth Köhler zu Berlin, ei»« Schwester brr Mutier der Erblasserin. Alle Diejenigen, welche nähere oder gleich nahe Erbansprüch» aus de« Nachlaß der Frau Patzschke erheben, werden ausaesordert, sich spätestens bis zum 20. Januar 1893 schriftlich oder zu Protokoll deS Gerichtsschreiber« bei dem Unterzeichneten Amtsgerichte zu melden uu» zu legitlmtren, widrigenfalls die Erbbescheinigung für die oben bezeichnet«» Erben ausgestellt werdeu wird. Weiftzcufel«, den 19. September 1892. köutglichc« Amtsgericht, Abtheilung M. Me Rede Lielcknecht's in Marseille. Auf dem Arbeitercongreß in Marseille bat Liebknecht als deutscher Dclegirter eine Rede gehalten, welche dem Minister Loubet so wichtig erschien, daß er die Ausweisung de» Redners in Erwägung gezogen hat. An Klarheit und Deutlichkeit lassen die Worte Liebknecht- nicht- zu wünschen übrig, sür ihn giebt cö keine Nationen, sondern nur Besitzende »nd Proletarier, die Arbeiter aller Länder bilden den Capitalisten gegenüber nur eine einzige Nation. Das ist der allgemeine Theil der Rede, der besondere ist dem Verhältniß zwischen den Socialistcn Deutschland- und Frankreichs gewidmet und gipfelt in dem Satze, daß der Krieg zwischen beiden Ländern ohne Zuthun der Sociafisten auSgcsochten worden sei; die deutschen und französischen Socialisten stellten mit den Socialisten der übrigen Länder eine einzige große Armee dar, die bereit sei, den letzten Blutstropfen für die Sache deS SocialiSmuS zu opfern. Eigentlich hat Liebknecht mit diesen Aussprüchen nichts Neues gesagt, nur die Gruppirung ist besonders wirksam und der Anlaß verdient besondere Beachtung. Wenn die französischen Socialisten unter sich sind, dann triefen ihre Reden vom Blute der Bourgeoisie; daran ist mau gewöhnt und läßt sich dadurch nicht auS dem moralischen Gleichgewicht bringen. Wenn aber der Führer der deutschen Socialistcn in einer französischen Versammlung zum Kampfe deS Prole tariat« gegen die Capitalisten aufruft, so macht das einen tiefen nachhaltigen Eindruck auf die Hörer und ihre Ge sinnungSgenossen, und die Wirkung einer solchen Brandrede ist ganz unberechenbar. Dem entsprach denn auch die Haltung der Versammlung, deren hervorragende Mitglieder Liebknecht beglückwünschten, umarmten und Hochrufe auf ihn auS- brachten. Neu und unerhört ist an der Rede Lieb knecht'S nur die formelle Kriegserklärung des Prole tarialö an die Vertreter deS Capitals, in der Rede ist kein Wort von einer friedlichen Anseinandersetzung zwischen den beiden Gegnern enthalten, Alles deutet auf den baldigen Kampf hin, der bereits beschlossene Sache ist. Daß auch die französische Regierung solchem Beginnen nicht leichten Herzen- zuschaut, ist sehr erklärlich, sie strebt vor allen Dingen nach Ausrcchtbaltuncz deS nationalen Geistes in der Armee, socialistisch gesinnte «Loldaten können ihr nichts belfen, sie kann nur Kämpfer gebrauchen, die sür die Sache Frankreichs zu sterben bereit sind. Die Verbrüderung deS Proletariat- aller Länder ist der Tod der Vaterlands liebe und der nationalen Begeisterung, und weil diese Empfindungen mit der Volksseele eng verbunden sind, deshalb bat der Socialdcmokrat v. Vollmar in richtiger Erkenntniß dieser Thatsache das Zugcständniß au die deutsche Social demokratie gemacht, daß im Falle eines Krieges die Social dcmokratcn ihre Pflicht als deutsche Soldaten thun müßten. Diese Auffassung von der Notbweudigkcit nationaler Pflichten findet in der L»«bknecht'schen Rede keinen Platz, der Socialist Liebknecht'scher Gattung hat nur eine Pflicht, und die ist die Vernichtung de» CapilaliSmuS als Ergelmiß des Kampfes der Besitzlosen gegen die Besitzenden. Wie dieser Kamps orzanisirt werden, wa« nach seiner Beendigung an die Stelle de» früheren Zustande- treten soll, darüber vermag Herr Liebknecht keine Auskunft zu geben, ebensowenig wie er sie in Halle und Erfurt zu geben wußte. Darauf kommt e- ihm aber auch gar nicht an, ihm genügt eS, wenn er die Gemüthcr erhitzt und große Aufregung erzeugt. Gerade für die leicht erregbaren Franzosen hat er io Marseille den rechten Ton angeschlagen und die wirk samen Worte gewählt: „Allgemeine Verbrüderung deS Profi» tariat- aller Länder", „kein Chauvinismus, sondern Kamps der internationalen, revolutionairen Demokratie gegen das Capital", kein Kanwf zur Erreichung nationaler Zwecke, sondern „Krieg der Besitzlosen gcaen die Besitzenden" — Las klingt nach etwa-, verheißt die Verbesserung der materiellen Lage der Besitzlosen und di« Unterdrückung der verhaßten Bourgeoisie. Liebknecht nennt da« Capital den Todfeind der Arbeiter, der di« zu« letzten Blut«trops» bekämpft werden müsse. Wie aber, wenn der große Kampf der Besitzlosen gegen die Besitzenden, den ! Liebknecht entfesseln will, nur die Bestimmung hätte, die Rollen zu wechseln und das Capital in die Hände deS Prclctariat« zu liefern? Liebknecht bat sich ja einmal darüber ausge sprochen, wie er sich den licbcrgaiig auö dem gegenwärtigen Zustand in die socialistischc Organisation der Menschheit denkt. Nachdem da- Teeret erlassen ist, durch welches der neue Zustand emgcführt wird, sollen die Proletarier bessere Wohnungen bekommen, ohne aber darum die Capitalisten in die Keller und auf die Böden zu verweisen. So menschen- srcunkliche Empfindungen hatte aber Herr Liebknecht nur in Deutschland, wenigstens schien er sie zu habe», in Frankreich bat er seine wahre Natur hcrvorgckebrt, in Marseille war Krieg der Besitzlosen gegen die Besitzenden die Losung, die Möglichkeit eines friedlichen Ausgleichs der bciterjeiligcn Interessen wurde gar nicht mehr erörtert. Wir glauben nicht, daß der Ausruf zum Kampfe, den Liebknecht erlassen hat, ernste Folge» haben wird, dazu fehlt cS den Socialbemokraten aller Länder, insbesondere Frank reichs, an der nötbigen Organisation, und die cntgcgen- stcbenken Hindernisse sind vorläufig noch unüberwindlich. Jeder Versuch, die öffentliche Ordnung durch socialistischc Gcwaltthaten zu stören, würde sofort durch die stehenden Heere unterdrückt werden, und das Ergebniß der Anstrengungen von socialiftischcr Seite würde nur die Ansütlung der Gefäng nisse mit Ruhestörern sein. Eine wirkliche Gefahr de- SocialiSmuS für die öffentliche Ordnung wäre erst möglich, wenn die Heere sccialistisch durchseucht wären, und davon sind wir noch sehr weit entfernt. Namentlich die Franzosen sind sür Kriegsruhm, für Alle-, was ihre Nation zu Lob und Anerkennung verbisst, weil empfänglicher als für socialistischc Lehren. Von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit Hallen ja auch die politischen Versammlungen der Republikaner Wider, und wenn Die, welche diese Ideale als ihr höchste- Gut betrachten, auch noch so wenig davon spüren. Zn einem geordneten StaatS- wcsen kan» eS nicht geduldet Werren, daß der Proletarier sich daS Capital, das er zum angenehmen Leben braucht, gewaltsam aiicignet. und ein Staatöwesen ebne Capital oder ohne Geld ist überhaupt nicht denkbar. Der große Kampf zwischen dem Proletariat und den Capitalisten ist ein Pbautasie- gebildr, er hat immer bestanden, insoscrn Jeder sich durch die ihm zn Gebote stehenten Kräfte so viel Capital zu vcr> schaffen sucht, als ihm aus gesetzlichem Wege zu erreichen mög lich ist, ab er ein Kamps, der es aus Beraubung der Besitzenden ab sicht, hat gar keine» Zweck, weil nach der Vergießung vcn Strö men Blutes Alle- doch in kurzer Zeit wieder die frühere Gestalt annehmen würde. Es ist über dieses Thema schon so viel Tinte verschrieben worden,- daß man meine» sollte, endlich damit iiiiic halten zu könne», da aber von der andereii Seite stets die längst als unhaltbar erwiesenen Lehre» immer wieder ausgctischt werden, so kan» auch die Antwort daraus nicht auSbleibcn. Leute wie Liebknecht richten mit ihren Hetz reden mehr Schaden an, als sie jemals wieder gut mache» können, weil sic bei der urlheilslvsen Menge Hoffnungen er regen, die nie befriedigt werden können. * * vcrll», 27. September. (Telegramm.) Wie diel „Post" aus gut nnlcrrichlctcr O.ucllc erfährt, hat der Finanz minister über den Etat 1893 91 sich dahin ausgesprochen,! daß die Mchrsorderniigcn bedeutend, die Mindereinnahmen erheblich seien, so daß ein Deficit von 86 Millionen zu erwarten sein werbe. — Die liberale Stadtverordneten- sraction, welcher Or. Stryck als Mitglied angcbört, bat sich bcilte mit dessen Aeiißcruiig beschäftigt. Wählend der linke Flügel die Abtaiis»na verlangt, will sich die Mehrheit I der Fraktion, um einen Eelat zn vermeiden, mit einer Er länlermig der Aeußeniiig Or. Elrvck's über das Verbältnißj deS Oberpräsideiiten zur Berliner Stadlvcrordnetciischaft be gnüge». Trotzdem wird dir. Struck wohl sein Amt quittirc»! müstcn, da die Agitation gegen ihn »ick't nur in der Presse fortgesetzt wird, sonder» auch in der freisinnigen Wäblerschaft Unterstützung findet. Eine gestern stattgesundene Versamm lung der Obmänner und Vertrauensmänner im 1. und > * Pascn, 27. September. Nach einer Mittbeiliing d,' Kurycr" soll der CentrumSfübrer Graf Ballestrcm cn > ihm zu einer Pfarrstelle vorgcschlaaencn polnischen Geistlichen nicht acccptirt haben, „weit derselbe ein Polonisator sei, welcher unschädlich gemacht werden müsse". Der „Dzicniul" macht bicrzu folgende Bemerkung: „Dieses Spielen mit den Gefühlen der Polen, dessen sich Gras Ballcstrem schuldig macht, dürste sich einst in sehr ungünstiger Weise in Lbcrschlcsien bcmcrkbar machen, welches nur Dank den Stimmen der polnischen Bevölkerung dem Ccnlrum eine so ansehnliche Zahl von Abgeordneten zusübrt. Diese Be völkerung wird in nationaler und socialer Hinsicht immer reifer und wird cS nicht länger gestatten, sich von den EcnlruinSsührcrn als bloßes „Stimmvieh" gebrauchen zu lassen." * Ototha, 26. September. Die Wahlmänncrwahl zur Landtagswahl im dritlen Wahlbezirk war die intercssan 2. Wahlkreise hat sich in einer Resolution scharf gegen Stryck I ,sste von allen bisherigen. Von 89,» Wählern batten Deutsches Reich. ^ Berlin, 27. September. DaS Institut der Ge werbcinspeetorcn hat durch die GewerbeordnuiigSnovellc vom l. Juni l89l erheblich an Bedeutung gewönne». Mit der Ausdehnung der gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Arbeiter ist auch die Tbäuzkcit der zur Ucberwachmig der Beobachtung dieser Bcstimmniigen bestellten Beamten eine viel umsasscndcrc geworden. Daß dem entsprechend eine wesentliche Verstärkung deS InspectionSpersonalS cingetrctc» ist, bat die allgemeine Billigung gefunden; denn eine Bürg schaft sür die vom Gesetzgeber gewollte Durchführung der fraglichen Bestimmung kann eben nur in einer wirksamen Aussicht gefunden werden. Zugleich mit der intensiveren Ausgestaltung der Befugnisse der Gcwerbeinspectorcn wachse» aber auch die Ansprüche an die richtige Auslassung »nd Hand kabnng derselben. Inmitten der zwischen Arbeitgebern und Arbeitern bestehenden Gegensätze ist es die selbstverständ liche Pflicht eine- im Interesse des Gemeinwohls simgircndc» Beamten, daß er dem socialen Frieden diene Man hat oft gesagt, der Gewcrbcinspector müsse der Vertrauens mann der Arbeiter werden; ebenso sehr aber ist cs nolb wendig, daß er der Vertrauensmann der Arbeitgeber sei Beide Tbeile müssen das Vertrauen zu ihm habe», Last er obnc Voreingenommenheit nach der einen oder andere» Teile lediglich die gerechte Ausführung der gesetzlichen Vorschriften m Auge hat. Ist das der Hall, dann wird cS ihm ein L"<bteS sein, auch in Angelegenheiten, welche nicht auSdrück lich in den Kreis seiner Befugnisse gehören, vermittelnd zwischen Arbeitgeber und Arbeiter zu wirken und so die Her stellung eines für die beiden Theilc wie sür daö Gemeinwohl ersprießlichen Einvernehmens zu fördern. Dieser Zweck kan» aber niemals erreicht werden, wenn der Gcwerbcinspcctcr ci»- scitij^in der Rolle eine« Anwalt- der Arbeiter austrilt. Daß die Locialdemokralic eS so wünscht, ist selbstverständlich; sic möchte daS Institut der Gcwerbeinspectorcn wie eine staat liche Anerkennung und Organisation des ClasscngcgcnsatzcS behandeln. Ganz consegucnt fordert sie denn auch, daß die Gewerbeinspcctorcn von den Arbeitern gewählt wilden sollen. Gerade daran- aber erhellt, wie die Stel lung des GcwerbeinspcctorS ausgcsaßt werden muß, wenn derselbe nicht eine Handhabe zur Verschärfung des socialen KampseS werden soll. Derartige Betrachtungen sind schon wiederholt, namentlich durch Vorgänge in Bade», nahtgelegt worden; erneuten Anlaß dazu bietet da« soeben die Presse beschäftigende Vorgehen des GcwcrbeinspeelorS in Köln. Derselbe mag von Len besten Absichten beseelt sein, aber dir Weise, wie er sich durch Vermittelung eine« social demokratischen Parteiorgans den Arbeiter» als Anwart an geboten bat, ist eben derjenige Weg. den man nicht gehe» darf, wenn man zur Versöhnung der Gegensätze beitragen will. Es kann nicht Wunder nehmen, wenn die Arbeitgeber über dies Vorgehen lebhaft Beschwerde geführt haben, und cS ist lediglich in der Ordnung, daß der Regierungspräsident den Febler de« Beamten als solchen anerkannt bat. Man kann nur wünschen, daß durch die« an sich bedauerliche Vor kommniß die richtige Auffassung der Stellung des Gewerbe inspeclor« aesördert wird. ausgesprochen. — A»S Anlaß der glücklichen Geburt einer Prin ess in wird, wie die „Schics. Ztg." erfährt, an Allerhöchster ftclle die Begnadigung einzelner weiblicher Personen beabsichtigt, welche rechtskräftig zu Strafen vcrurlhcilt sind. Die Allerhöchste Gnadeiierrvcisung soll »amciillich Denjenigen zu Theil werden, welche auö Nolh oder Uebercilung »c. sich vergangen haben oder baS erste Mal mit den Strafgesetzen in Conflict gcratben sind. Die Erste» Staatsanwälte der Landgerichte baden die Aufforderung zur Berichterstattung erhalten. Auch ist Fürsorge getroffen, daß Strafaussetzung und Ctrasnnlerbrcchimg ausgesprochen werden darf, wen» ohne diese Maßregeln der Gnadcnact in den sonst dazu ge eigneten Fällen sich als unwirksam erweisen würde. — Im „Schwab. Merk." wird gegen den Versuch, den bayerischen PartieulariSmuS als Hinderniß der Reform der Mi litai rgcrichlöbar kc it auSzuaebc», lebhafter Einspruch erhoben. Vielmehr sei daS wesentliche Hindcrniß der preußische PartieulariSmuS, der sich gegen Oesscntlichkeit und Mündlichkeit des VcrsabrcnS, gegen ständige Gerichte und gegen Ausbebung de- BcstätigunaSrechteS sträube. Der „Schwab. Merk." schreibt zum Schluffe seiner AuSsübrungrn: „Man wünscht auch in Süddeutschland, Laß da« Verfahren einheitlich geregelt werde; aber man wünscht eine Siegelung nach moderne» Grundsätzen, ein Versahren, das auch nicht in einzc'aen Punet.u «i» Rückschritt wäre gegenüber dem, was man in Bayern var 22 Jahren erreicht bot. Enthält her allerseits verlangte Entwurf die nioderi.en Grundsätze, so mag immerhin der bäuerische ParticnIariSninS versuchen, gegen ein Reichsvbergerlcht in Militair strassachen sich zu erheben. Diese Einsprache wird scheitern an dem Widerspruch des ganzen deutschen Volkes, an der Mehrbeit des Reichstags und an der Mehrheit im Bundesrath, sobald Preußen einmal den modernen Griindsordcrnngen an ein Militairslrasvcri'akren »ach dem Vorbild de- bayerischen Strasvcrfabrens zugesliiiimt have» wird. Selbst Bayern wird dann alle» Grund baden, einem Reichs- vbergericlit znzusliiumen, wenn es sein bewährte» Versahren nicht nur behält, sondern selbst als Vorbild für daS ganze dentschc Reich anerlannt sicht." — In der Angelegenheit der letzten Berliner Ans weisnngc» Hallen wir eine Meldung der „Kreuz-Zeitung" wicdergegebcn, welche dem genannten Blatte angeblich vo» unterrichteter Seile zugegange» »var. Nunmehr erhält das Berliner Organ vom Polizeipräsidium nachstehende Bc richtignng: „In einem die kürzlich stattgchable Ausweisung russischer Studenten ans dein diesseitige» Etaatsgcbiele behandelnden Artikel der Nr. 416 der „strenz.Zeitimg" vom 23. d. M. findet sich die angeblich „von untcrrichletcr SeilG der Redaciion zugcgangenc Mitlbeilung, daß „der hiesige» Polizei aus eigener Wahr nehmung nichts bekannt geworde» sei, was die in Rede stehenden russischen Staalsangehärige» belastet halte, dagegen sei von aint- tichcr russischer Seite der preußiichc» Behörde initgcthcilt worden die betreffenden Personen hätten sich daran bcthciligt, gewisse aus russisch ein Gebiete entdeckte slaatsseindliche Anschläge vorzu bereiten." Diese Angabcn sind durchaus unrichtig. Von russischer Seite sind über die siiiis in Rede siebende» Personen keinerlei Miitheilungen hierbei: gelangt. Ihre Ausweisung ist vielmehr lediglich deshalb erfolgt, weil dieselbe» — durch diesseitig statt gehabte Beobachtungen und daraus veranlaßte Haussuchungcn fortgesetzter politischer Umtriebe im Julandc überwiese» worden sind/ — Die Nachricht, daß daS in Berlin erscheinende Pol nischc secialtemokratische Blatt, die „Gazelta Robot nicza", nach Obcrscklcsicn verlegt werde, um von dort aus daS Eeiiiriii» energischer bekämpjcn zu können, wird vom Vorwärts" für falsch erklärt. — Das sreisinuige WahlcoimIL iin I. Berliner Land tagSwahlkreisc hat einstimmig beschlossen, de» Wahlinäiiner» Herr» Rechtsanwalt Albert Tracgcr als Eandidale» vorzu schlage». Herr Tracgcr hat die Candidatnr dankend angenommen mid zugleich erklärt, daß er iiuniilehr aus daS Wiesbadener Mandat verzichten wurde. — Ter Gesandte in Weimar, Geh. Legationsrath v. TcrenthaN ist vom llilaub aus leinen Posten zuräclgclehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen. MavirittverSer, 27. September. Tic Coiiscrvaliven stellten^ für die Reichstag-- und LandlagScrsatzwabl im Wahl kreis Sliihm-Maricnwcrdcr den Major a. D. v. Dieskau aus. * Aus Vomnirr», 27. September. ^ ein Schreibendes CultuSmiuistcrS Or. Bosse an säinml lichc Lchrcrcvllegicn der Gymnasien Pommer»« erwähnt, in welchem er sich sehr abfällig über die Leistungen und Zu stände an den pommerschen Gymnasien äußerte. Die conscrvalivc „Pommerschc Rcichspost" bemerkt dazu: „Das Bild, welche- da» iniiiislertelle Schreiben von unseren Gymnasien cnlwickelt, ist ein sehr trauriges; es kann solche Bui- sassung der Verhältnisse, wie sie in demselben zn Tage tritt, aus die Lehrer nur hcradstiinmend wirken; der Ausdruck der Be friedigung über den Niedergang unserer höheren Schulen »nd der allgemeine Tadel der Rohheit der pommerschen Jugend befrenikct sehr. Wir können nur wünschen, daß diese» Schreiben veröffentlicht werden möchte, zugleich aber auch die Ver- waltnugsbcrichle über die Gymnasien der anderen preußischen Pro vinze», damit wir durch Vergleichung hoffentlich zn bei» tröstlichen Schluß kommen, daß es im Wissentlichen der Eurialstil ist, welcher die« Bild geschaffen hat. Sollt» aber in Wirklichkeit da« höhere Schulwesen in Pommern so darniederliegen und unsere Jugend einer belonderen RoNkeii veriallen sein, dann freilich wäre es an der Zeit, daß eine kräftig» Neubclrbung der poiiiinerschen Gymnasien eintreten müßte: dann wäre der Rus nach einer Rssor> maston an Haupt «ad Glieder« »ollaas berechtigt.' 18t gestimmt, erheblich mehr als bei den übrigen Wablcn. Die Locialdrmokraten hatten alle ihre Mannen bsrau- gezvgtt,; trotzdem siegten die Ordnungsparleicn mit 80 Proc. der Stimmen. * Münster, 27. September. Auch in der Diöcese Münster sind die Verbantluiige» derSperrgcldcr-VerwcndnngS- EomMission abgeschlossen. Nach dem „Wests. Merk." sollen die Bewilligungen ans dem Sammelfonds so aus gefallen sein, daß ein ansehnlicher Betrag als Diöcesan- FondS rescrvirl wird, über dessen Zinsertrag behufs Ver wendung eine Vereinbarung zwischen dem Culluöininister und dem Bischof: zu erfolgen hal. * Köln, 26. September. Die hier erscheinende social- demokratische „Rheinische Zeitung" hatte im Juni d. I. folgende Notiz gebracht: Ter hiesige Gewerbe-Jnspcctor tbsslt »ns mit, daß er bei Wünschen der Arbeiter in Bezug auf Abänderung von Arbeit«- ordiiiingen, so weit solche Wünsche sich auf gesetzlichem und all gemein rechtlichem Boden bewegen, jederzeit gern bereit sei, ver mittelnd zwischen Arbeiter» und Unternehmern zu wirken. Auch ersucht er, ihm von gesundheitSgesahrdciiden Einrichtungen in einzelnen Fabriken, wie auch von allen berechtigte» Klagen über Betriebs- und Arbeit-Verhältnisse Mitlheilung zu machen, damit er im Stande sei, cingrcise» zu können. Um de» Arbeiter» Gelegen- beit zur Anbringung ihrer Klagen zu geben, ist der Gewerbe- Jnspeetor gern bereit, Sonntag- Morgens eine Sprechstunde in seinem Bureau einzurichten." Durch diese Mitthcilung sah sich der Vorstand dcö sercinö der Industriellen im Rcg.-Bcz. Köln ver anlaßt , an den hiesigen königlichen RegicrungSpräsidentcn unter dcni 18. Juni eine Eingabe zu richten, in der eS heißt: „Wir könne» es nicht unterlassen, bei Ew. Hochwohlgebore» über ein solches Vorgehen des Herrn Gewertc-Jnspeclor» Beschwerde zu fuhren und Ew. Hocknoohlgeboren zu bitte», geneiglcsl dafür Sorge tragen zu wollen, daß derarlige Vorkommnisse in Znkunsl vermiede» werde». Zunächst halten wir cs sür »nrichlig, daß der königliche Gewerbc-Jnipeeivr gerade ein soeialdeinokratisches Blatt zu einer sür die Arbeiter besnminieii Mittheilung benutzt. ES liegt lnerin mindkslcn- eine amtliche Anerkennung der locialdeinokraliichen Presse als Organ der Arbeiterschaft, was wohl kaum de» Absichten der königlichen Regierung entsprechen dürste. Was den Inhalt der Mittheilung belrijst, so werden Ew. Hvchwvhlgeboren mit uns sich der Ansicht nicht verschießen können, daß derselbe nicht nur geeignet ist, das Vertrauen der Industriellen zur königlichen Regierung zu erschüttern, sondern auch das gute Einvernehmen zwischen Arbeit gebern und Arbeitern untergrabe» muß, indem der Arbeiler geradezu zur Teiiuncialivn seines Arbeitgeber- ausgcsvrdert »nd logar zum Richter über die Belriebseinrichiungen und Arbcitsvcrliällnisse ge macht wird. Im Interesse der gute» Ordnung bitten wir Ew. Hoch- wohlgebore» um eine geneigte Mitlbeilung über Jbrc ElcUung zu dem erwähnten Vorgehen des Herrn Gewerbe-Jnspeetors, damit wir den Industrielle» eine beruhigende Erllarniig geben können." Daraus ist dem königlichen RegicrnngSpräsitenlcn nach stehender Bescheid vom ll. Juli ergangen: „Tein Verein tbeile ich aus die gesallige Zuschrift vom 18. v. M. ergebenst mit, daß der Artikel der „Rbcinischen Zeitung" vom >. v. M. >1. >1. Köln, Len 3l. Mai, beginnend mit den Worten: „Der königliche Gewerbe-Jnspectvr n. s. w." weder aus meine Ver anlassung veröffentlicht ist, noch meinerseits gebilligt wird, »nd Last ich dein königliche» Gcwcrbc-Jnspeetor Jäger das Erforderliche er öffnet habe." * Wiesbaden, 26. September. Der General-Adjutant deS Kaisers General-Major v. Villau me au« Berlin ist zn längerem AnscnthaUc hier cingelroffcn. * St. Johann a. d. S., 26. September. In Bildstock fand gestern eine Bcrsammluiig der Socialdemokratcn deS Saarbczirlö statt. Hauptredner war Bebel, der i» einem zweistündigen Bortrag auScinandersctztc, daß die gesell schastliche» Zustände zum allgcmcinen„W eltkladdcradats ch" drängten. Der Versauimlung wohnten 660—8M> Personen bei. * Karlsruhe, 26. September. Der Ausschuß der deutschen VolkSpartci beschloß, den nächsten Parteitag im kommenden Frühjabr »nd zwar spätestens im Monat Mai nach Mainz cinzuberusen. * Slnttgart, 27. September. In rinrr geheimen Sitzung beider bürgerlichen Collcgien wurde, wie das „Neue Tagblatt" mitthcilt, gestern beschlossen, den Bürgermeister Or. von Hack, welcher sich gcmütks krank i» der Heilanstalt Winncntbal befindet, mit einem Nuhegebalt von 7000 aus fr »»cm Amte zu entlassen. Einstweiliger Steil Vertreter im Bürgermeister-Amte ist das Mitglied des Ge- meintcraihcS Or. Sckall. — Vorgestern starb in Fricdrichs- basen der srübere (in den Iabrcn von 1877 bis l881) ReichStagSabgeordncte von Buhler, bekannt durch seinen AbrüstnngSanlrag. * Otmünd, 27. September. An- der vorgestern Mittag ab- aehaltenen socialdemokratischen Volksversammlung, in welcher der Reichstagsabgeordncte v. Vollmar über die Bcslrebungeu der Socialdemokratie und die Bestrebungen der Centrunispartci sprach, sind dessen Auslassungen über das Centn»» bemerkenswerth: Da» Centruin habe sich in den ersten Jahren seines Bestehens volks- tbümlich (!) »nd demokratisch gezeigt; seitdem die Ultramontancn aber das Hcst in die Hand bekommen, betrachten sie sich als die einzigen Nvnnalmenschen der Welt. Die Socialdcmokraten haben seiner Zeit bei Abstimmungen über Ausnahmegesetze aus der Seite des Ceiitrum» gestanden; die heutigen Centrum», redncr wollen sich dessen nicht mehr erinnern. Seit einer Reihe von Jahren mache da» Centrum im Reichstage seine Abstim mungen von Zugeständnissen abhängig; einige Anstandsmillionen abgerechnet, bewilligen die Tentium-mitgliedcr die Vorlagen der Regierung anstaudslo«. An Stell« ÜSiadthorst'«, der als Führ«
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