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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920928027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892092802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892092802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-28
- Monat1892-09
- Jahr1892
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N-o<meme«tSpret- V» d« Hauptexpeditton oder den im Stadt, betirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Directe tägliche Kreuzbandjenduog int Ausland: monatlich e! S.^ Die Morgenausgabe erscheint täglich'/,? Uhr, die Abeud-Ausgab« Wochentags 5 Uhr. Nedactioa und Expedition: I,ha««e»gaffe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: Ltto klemm « Tarti«. <«l?re» Hahn), Unlversitätsstraste 1, LoniS Lösche. Sotharinenstr. 14, hart, und Königsplatz 7. Abeud.Ausgabe NWM Md TaMaÜ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels und Geschäftsverkehr. JnsertiouSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf-) Reklamen unter demRedactiontstrlch (tat» spalten) bO^j, vor den Familiennachrlch»» (6 gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem Prels« vcrzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. S?tra-Veila«e« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, Mlt PosibtsörLerung 70.—. Ännahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,S Uhr. Bei dcu Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Eptzetzitt«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. .N M. Mittwoch den 28. September 1892. 8K. Jahrgang s ° .„nll, nia» das Aboiincment auf das IV. Quartal Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes neue 1892 -aldgefälligst erneuern. . , m,inaerlol,n für zweimaliges tägliches Zutragen Der Abonnementspreis beträgt wie bisher pro Quartal 4 Mk. 50 Pf., um. -Zu g y 5 Mk. 50 Pf., durch die Post bezogen O Mk. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtlichcZeitungsspediteure, sowie ^ Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 4 Mk. ^v'lorlll, Buchbinderei. Arndtstraste 35 Herr L. 0. Llttol, Colvnialwaarenhandlung. Petersklrchstof » ^ ^N ebet', Colonialwaarcnhandlung. Beethovenstraße 1 Herr ^I»eo6. Retvr, Colonialwaarenhandlung. Pfaffendorfer ^rrag . - Colonialwaarenhandlung. Brühl (Ecke Gocthestratzc) Herr Neun. Ae88ke, Colonialwaarenhandlung. Ranftsches tvaßmc»» ^ RiirrLlmrmn, Colonialwaarenhandlung. Frankfurter Straße 11 Herr Lrnst Arvs, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter ^ ^ Colonialwaarenhandlung. Löhrstraße 15 Herr Lüuaril Hetzer, Colonialwaarenhandlung. Schützenftratze » - ^ (Vjaorrcnhandlung. Marfchnerstraße v Herr RrnR 8eI»reMer, Drogengeschäft. Westplaü ^7 Strane) .^crr «. Innke, Colonialwaarenhandlung. Nürnberger Straße 45 Herr A. L. 4R)relkIit, Colonialwaarenhandlung. 2-orkstraße 42 (Ecke ^eruner - - Zeitzer Strafe 35 Herr V. Lüster, Cuzarrenbandlmig. tZrütrinnnn, Zschochersche Straße 7 a. in Anger-Crottendorf Herr Robert «reiner, Zweinaundorfer Strafe 18. rn Plagwitz Dcrr N. Marschallstraßc 1. ^ ^ ---- »» - ^.... - ^euvnitz ^ v^nIl^VLker, Mutzengeschäst. Leipziger Straße 6. - Thonberg Herr R. Rüntseb, Neitzenhamer Strane 58. - Bolkmarsdorf .6err «. 4. >tummnn, Conradstr. 5o (Ecke Elisabcthstr.). Connewitz Frau Rlseber, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Gohlis Herr Hi. Rritrsebv. Mittelstraße 5. - Lindenan Herr Lü. R. AüIIer, Wettiner Straße 51. - Neustadt Herr R. Reber, Eiscnbahnstraße 5. Politische Tagesschau. * Leipzig, 28. September. Die bevorstebende Reise Kaiser Wilhelm's nach Wien, die sich fast unmittelbar an den Besuch des Kaiser« in Weimar anschließt, erweckt die Erinnerung an die viel- berufenen Vorgänge, die sich vor und nach der Reise de« Fürsten Bismarck zur Hochzeit seine« ältesten Sohne« ab- spielten. ES hieß damals, nicht nur der deutsche Botschafter in Wien, Prinz Rcuß, habe sich durch die ihm von dem Reichskanzler Grafen Eaprivi erlheilten Instructionen peinlich berührt gefühlt, sondern auch der Höfe in Weimar und Wien habe eine ähnliche Stimmung sich be mächtigt. Die Officiösen haben diese Gerüchte als haltlo« bingestcllt, ohne jedoch mit dieser Versicherung Glauben zu finden. In der Tbat fällt cS schwer, sich einznrcden, daß jene Instructionen in Weimar und in Wien auch nur mit Gleichgiltigkeit hingcnommcn oder gar als unerläßlich be trachtet worden seien. Entschließt sich jetzt der Kaiser aus eigenster Initiative, seinem Besuche nach Weimar einen solchen nach Wien folgen zu lassen, so liegt die Vermuthung nahe, daß cS der Wunsch Sr. Majestät ist, den letzten Nest einer etwa vorhanden gewesenen Mißstimmung zu beseitigen und vielleicht auch da« Urtheil zu vernehmen, das man sich sowohl am weimarischcn wie am Wiener Hose über die Form der Eaprivi'schen Instruction gebildet batte. Im ganzen Reiche kann man nur wünschen, daß diese eventuellen Absichten des Monarchen im vollsten Maße sich erfüllen. — Nicht über raschen kann cS, daß die Nachricht von dem bevorstehenden Wiener Besuche den Mißmuth der französischen Presse erweckt; aber staunen muß man darüber, zu welchen lächer lichen Auslassungen sich einzelne französische Blätter »ersteigen, um diesem Mißmnlb Luft zu machen. Vor Allem wird der doch schon bezüglich Italiens mißglückte Versuch, die italienische Be völkerung dadurch zu verhetzen, daß sie immer und immer wieder aus die angebliche Erhöhung der militairischen Lasten auf merksam gemacht wird, die ihr die Stellung Italiens im Dreibünde auserlege, auch Lesterreich-Ungarn gegenüber erneuert. Nachdem schon dieser Tage der „Siocle" mit der Meldung aufgetreten war, der Besuch bezwecke, Oesterreich- Ungarn zu einer Vermehrung seiner Wehrmacht zu veran lassen, tischt »uu auch der „Figaro" die Meldung aus, eS bandle sich darum, daß Oesterreich-Ungarn höhere Militairlasten aus sich nehme. Der „Gaulois" will wieder wissen, cS sei um Ab. änderungen des Handelsvertrages mitOcsterreich-Ungarn zu thun. Die Krone setzt aber den Ausstreuungen eine Auslassung des „Figaro" auf, wonach man in Wien von dem Besuche des Kaisers Wilhelm keineswegs erfreut sei, und zwar wird zur Begründung da« Zusammentreffen dieses Besuches mit dem Feiiillrtsn. Ritdslf von ptsttsckall'S, unseres hochgeschätzten Mitarbeiters, des gefeierten Dichters, neuester großer Roman „Dämmern»«»-»" wird an dieser Stelle vom 1. Octobcr d. I. ab zur Veröffentlichung gelangen. 18s Das höchste Gut. Roman von A. von GerSdorff. (Fortsetzung.) Nachtruck verton». ZweiundzwanzigstcS Eapitel. Der Tag war gekommen, an dem Dora-Maria in da« s?a»S ibreS Gatten treten sollte, »m an seinem Herzen die schwere Kunst zu lernen, die man Liebe nennt. Der Abend war beradgejtiegc», der schwüle Abend eine« übcrheißcn Früb ImgStageS. Am Himmel brannten seine letzten, düstcrrolbcn Frcudcnfcuer und verklärten sich wallend, wogend in La- kalte, reine Blaßgrün des nordischen AbcndhimmelS. Die Sonne war gesunken, ibr Geist schwebte noch über den Wassern; zitternd im bläulichen Silbcrschein grüßte der Abendstern von den Höben einer unbcgriffcnen Welt. Tora-Maria saß in ihrem Schlafzimmer, daS von dem de» Gatten durch ihr Toileticiizininicr und Badezimmer ge trennt war. Der nattrosa ArlaS, mit schwerer, orientalischer Goldstickerei bedeckt, war von den hohen Spiegelscheiben nicdcr- dir rothen Stadtvätcr etwas nach, nicht Dagcwcscneö vor bereitet - -ine f-ierliä'- und ösf-ntl.chc E'v.l ausc. Die Polizeipräsectur benachrichtigte zwar den Burger- meist«, daß diese festliche Handlung durchaus nicht zu den Amtsbesngniffcn der Stadtverwaltung gehöre und deshalb nickt gestattet werden tonne, mkeste» die rcvolutio- nairc Gemeindevertretung setzte sich über b'cse amtliche Weisung ganz einfach hinweg, c.n Verfahren, welches ,u »zeit in Frankreich an der Tagesordnung ist, und schritt am 22. September frischweg zur Thal. Vormittags ll Ubr erschien der Bürgermeister, umgeben von mehreren c-tadt- räthcn, im SitzungSsaalc des RathhauscS und alsbald ließ eine Musikcapelle die Marseillaise ertönen, die von allen Anwesenden stehend angehört wurde. Als die musikalische Einleitung zu Ende war, nahm der Bürgermeister das Wort zu einer kurzen Ansprache, in welcher dargclcgl wurde, die Eiviltaufe sei eingerichtet, um die Jugend dem klerikalen Einflüsse zu entreißen und ihr Grundsätze cinzuflößen, welche sie zu freien, würdigen Bürgern mache» würden. Hierauf ließ er ein. Ehepaar mit seinem Kinde, sowie Pathen und Pathin an den Tisch des SitznngS- saalcS heranlreten und verlas vor dieser Gruppe folgende Erklärung: „Heute, am l. Bcndomiairc dcö IahrcS tot der einen und »ntheilbaren französischen Republik, sind im Rathhanse von Saint-Denis vor mir, dem Bürger Moniierct, Präsidenten der Gesellschaft der Civiltaufe, der Bürger und die Bürgerin L., Vater und Mutter eines Kindes männlichen Geschlechtes, genannl Mathias, er schienen. Der Bürger und die Bürgerin Z. (die Pathen) einerseits und der Bürger und die Bürgerin X. (die Eltern) andererseits haben »»S die Erklärung abgegeben, daß sic für jetzt »nd für die Zukunft ibr Kind von der Voriiinndsck'ast der Kirche befreien wollen und daher auf die religiöse Ecrc inonic verzichte», daß sie ihm aber nichsdcslowenigcr eine zweite Fainilic zu sichern wünschen für den Fall, daß sic sterben sollten, ehe ihr Kind im Stande wäre, für seine Bedürfnisse selbst zu sorge», und daß sie cö dakcr der Für- sorge des Bürger« und der Bürgerin Z. ancuipfehlcn. In Folge dessen und im Namen der Menschheit übernehmen der Bürger und die Bürgerin Z. daher »loralisch und feierlich die Verpflichtung, nach den, Maße ihrer eigenen Mittel für die Bedürfnisse des Kindes in dem Falle aiis'zukvmnicn, wo cs ohne Eltern wäre, und versprechen cö in der Liebe zur Arbeit und zur Freiheit zu erziehen. Sie verpflichte» sich ferner, ihm die Enipsin- dungen der Brüderlichkeit cinzupstaiizen, um aus ibm einen guten Bürger und einen eifrigen Republikaner zu machen. Tic obengenannten Bürger und Bürgerinnen haben mit mir »ach rer Verlesung die gegenwärtige Erklärung unlcrzcichnct." Eltern und Pathen verbeugten sich nach Verlesung dcö mußte beim Herübertragcn aufgesprungen sein. Tödtlich er- blassend, mit wankenden Knien, sank sie einen Augenblick ans das Fußende des Divans, neben dein sie stand. Im nächsten Augenblicke wühlten ihre Hände in dem Inhalt deS Schränkchen«. Gott sei gelobt, da war das Kästchen, unversehrt. Sie sehle e« vor sich ans ihre Knie und drückte an der Feder. Gleich, heute, ,etzt noch, im letzte» Augenblicke cbc ,br sunger Gatte kam, mußle vernichtet werten, was sic vcr Nichten durfte. > " zurück""' Tocumcnte legte sie schaudernd hastig wieder kam ein Gegenstand, von dem üc hastig — ach sv "??^E"rl''h. so gegen ihren bewußten Willen — das uin- bullende Papier zerrte. ES war ein großes schönes Bild. Ein schlanker Mann in Uniform, darunter in großer charaktervoller c-ckrut: „Ewig getreu bis ten Tod w"' das Gleiche auch Dn beschworen hast — Dein Karl Aiiauil Graf zu Palla« Rothenthurm. ""Mit, schn!!^a"Ä' ""«öS, außer sichren Allem, was auf ibr schwaches Her, emgellurmt war. brach sie j» verzwc sclte« c-ch "chze.. ans: O. Du! Tn O.nal n.e.ncs Lele. s- fubllc „e sich berührt und snbr jäh empor. „.bewahren pflegte, stank dort ans dem Marmors»»- — ge- Vor ibr stank ibr Mann und ler.e ^ öffnet! 4.1c eiserne Zunge tcS schlosse- ragte weit vor; es ihren Händen gcglit-.cn war. wieder aus ihren S?>'>ch'" Distanzritte der Officiere herangezogen, indem daS französische Blatt von Befürchtungen faselt, die man in Wien wegen pangcrmanischer Demonstrationen auS diesem Anlasse hege. Den Gipfel de« UnsinnS erreichen aber die Ausführungen de« „Figaro" in der BetzauptuZg, daß aus der bevorstebendru Monarchen-Zusammenkunft da« Bündniß, statt gestärkt, ge lockert hervorgchen werde. Weiter läßt sich wohl die Teiiden;- macherei Derer, denen daö Bündniß ein Dorn im Auge ist, nicht treiben. Uebcr die Vorlegung eines Wahlgesetzes für das preußische Abgeordnetenhaus ist noch immer nichts Zuverlässiges bekannt, und eS scheint, daß die Regierung hierüber noch keine entscheidenden Beschlüsse gefaßt hat. Weder ist man bis jetzt über den Inhalt der beabsichtigte», durch die Steuerreform »othwendig gewordenen Aenderungen unterrichtet, noch ist mit Gewiß heit zu sagen, ob bereits in der bevorstehenden Landtags session eine Vorlage über diesen Gegenstand cingchcn wird. Es wäre zu bedauern, wenn das letztere nicht geschähe, »nd cS könnten dadurch ernste Schwierigkeiten für die Steuer reform erwachsen. Namentlich scheint das Eentrum von sicheren Bürgschaften in der Wahlrechlüfrage seine Haltung gegenüber den Stcucrvorlagen abhängig machen zu wolle». Von dieser Seite ist bereits ein jedenfalls der Erwägung würdiger Vorschlag aufgctaucht, der sich ohne Zweifel zu einem Antrag im Abgevrdnetenhause verkörpern wird: der Vorschlag, die beiden ersten Wählerclaffcn aus gewisse Proccntsatze der Gesammtwählerzahl scstzustellen. Auch in einer Broschüre von Ennecccruö über die (Steuerreform beißt eS: „In der Thal ist unzweifelhaft, daß die Stcuerrcsvrm die Grundlagen deö Drciclassenwahlrcchtes stark, und zwar zu Gunsten der Höchstbcsteucrten, zu Ungunsten nicht nur der ärmeren Elasten, sondern auch des Mittelstandes verschieben wird, ja zum Theil schon verschoben bat. Aber daraus folgt doch nicht, daß eine durch die Gerechtigkeit gebotene rationelle Vcrtbeilung der Steuerlast unlerlasscu werden muß, sondern lediglich, daß eine dieser veränderten Vertheilung sich an- passende Abänderung des Wahlrechtes, deren Nvtbwendigkcit auch schon jetzt Niemand bezweifelt, geboten ist. Ohne eine durchgreifende Abänderung dcö Grundgedankens des Drei classcnwahlrcchteS lassen sich drei verschiedene Wege der Ab- hilse denken." Näher geht der Verfasser leider noch nicht aus den Gegenstand ein. Der Gemeinderath von Saint-DeniS bei Paris nimmt den zweifelhaften Ruhm für sich in Anspruch, nntcr den Gemeindevertretungen Frankreichs die tollsten Streiche zu spielen. Zu dem Jubelfeste der ersten Republik hatten gelassen. Der große, halbrunde Raum war in denselben wundervollen Farben gehalten, der Boden zur Hälste mit einem Stoff von unschätzbarem Werthe, zur ander» Hälfte mit einem Teppich von weißen, langhaarigen EiSbärscllen bedeckt. TaS Lager, von mattrosafarbencm, goldgestickte»! AtlaS und köst lichen Spitzenschleiern umwallt, kaum den prosaischen Namen Bett verdienend, stand auf einer Estrade mit vergoldeten Löwensüßc». Alles Holz war durch weißen, tadellosen Marmor ersetzt; eine mattrotbc Riesciiampcl, mit reizenden, werth- vollen Malereien geschmückt, schwebte darüber. Ein einziges Bild, von Meisterhand gemalt, hing an der einen arcgcn Wand, Elsa mit Lohengrin im Brautgcmach. Und wahrend die junge Frau mitten nn Zimmer stand und staunend hinaus sab, flüsterte sie unwillkürlich bang: „Nie sollst Tu mich befragen " Sic trug ein loseS Gewand von Weißen Spitzen, mit offenen griechischen Aermeln und tziit weißen Schleifen ge schlossen. Ihr goldbraunes Haar siel in zwei losen Zöpsen ,lieber. Ibr Gesicht war so zart »nd blaß, ihre Augen so geisterhaft dunkel, ihr Mund so roth und voll. Berauschend schön! Wie im Traum ging sie nmbcr und staunte AllcS an. Plötzlich fuhr sic niit einem leisen Schrei zurück. Heiliger Gott, was war da«? Ihre Eaffcttc, ein kleiner Sckrank von tiiigekeglcr. knnst voller Arbeit, in dein sie alle- Wcrlbvollc und Wirblige ans- SckriftstückcS, fügten dcinselben ihre Unterschrift bei und nahmen alSdaiiu Platz. Ein anderes Elternpaar trat mit dem Säugling und den Pathen vor, und so wurde in neun Fällen die Eiviltaufe vollzogen. Der Bürgermeister fordert« darauf die Anwesenden auf, für die Verbreitung der Civil- laufe zu wirke» und ibm Nclibekchrte zuziiscnde». Er schloß die Handlung mit einem Hoch auf die Republik, daS indessen „acki Angabe der Augenzeugen keinen sehr feurige» An- klang fand. Der Telegraph meldet, daß Gladstonc beute in der englischen Hauptstadt aus Hawardcn ciiitrcffen und daß morgen ein Ministcrratb ftaltsindci, werde. Ucker die Tagesordnung dieser so überraschend schnell anberanmten Miuistcrbcralbuiig verlautet zwar noch nichts, doch kann mau wohl aiinchine», daß, abgesehen von lausende» Geschäften, die Vorgänge in Irland diejenige eingehende Erörterung sinke» werde», welche die schwierige Lage erheischt. Vor Allem wird die Frage zu löse» sei», wie die Regierung die Ansprüche' der ihrer Stelle» beraubten irischen Pächter zu befriedigen gedenkt. In der Versammlung, welche am letzten Sonnabend zu Eork statt- saud, erklärte der Schriftführer des PäckuervercinS, eS wurde zum Bürgerkriege i» Irland kommen, wenn die Regierung nicht bald Fürsorge träfe, daß die auS- gewicscnc» Pächter wieder ihre Stellen bekäme». Könne sonst nichts geschehen, so möge der Gcbeimrath 250 000 Lstrl. für '.000 aiiSgcwicscne irische Pächter bewilligen. Sonst bliebe nichts übrig, als die irischen Abgeordneten an szu sordc rn , Gladstonc nicht länger zu unter stütze». BcnicrkenSwerth war die Acußcrung O'EonnorS, die anSgewicscncn Pächter setzte» mehr Vertrauen in John Morlcp als in ibrc eigenen Abgeordneten. Der Beschluß der Versammlung lanletc: „Der Führer der Anti-Parnclliten, Justin McEarthi), möge sich mil dem Führer der Parnelliten, Job» Rcdmond, und kein Erzbischof Ervkc bcralbcn, damit gciiicinsam der in Paris liegende irische Fonds sofort zum Veste» der auSgcwicsciicn Pächter verwendet werde." Ob diese Anregung auf aiinstigen Bode» fallen wird, muß be zweifelt werde». — Der Londoner „Lbscrver", dessen Urtheil in England etwas gilt, schreibt: „DaS britische Volk hegt keine sanguinischen Hoffnungen über das Experiment Gladstoiic'S. Dciiuoch will man ihm die Ehance geben, ein anscheinend unlösbares Problem zu lösen. ViS jetzt babe» sich freilich die Bcsürchluiigcn, welche sich an die Rückkcbr Gladslonc'S geknüpft habe», nicht verwirklicht. Tic Zusaiiiiiiciisetziing deS Ministeriums hat allgemein be friedigt. Tik Mehrzahl der Minister war schon in sriihercn Gladstonc'schcn Ministerien und wird die Welt Sprachlos streckte sie die Arme flehend aus, halb auf di« Knie sinkend vor ihm. Ein seltsames, verächtliches Zucken hob den stolzen Bogen seiner Oberlippe, als er auf sic »icdcrsah. „Sei »„besorgt," sagte er freundlich, nickte ihr zu und ging ruhig hinaus. Welch' eine Nacht! Welch' eine furchtbare, unüberwindliche Nacht! Auf »nd nieder schritt daö ruhelose Geschöpf in dem goldenen Käsig, die Hände ans dem Haupte gefaltet, die offenen brciniciidcn Auge» ins Leere starrend. — „Selbst im Tod« »och — ei» Feind meines Frieden«", flüsterte sie. Lange saß sie aus dem Fußende deS DivanS, die Ellbogen auf die Knie, die Stirn in die Hände gestützt, und lanfchte. Er »iiißlc ja zurückkoiiiiiic». Er konnte cS doch nicht cr- tragcn, cs war ja »iiinöglich. Er, dessen überwallendc Zärt lichkeit, dessen betingiiiigSlosc Liebe, dessen säst tropische Gluth sic so ost erschreckt halten. Sie vergaß, daß cö unter den Männern einige gicbt und darunter vielleicht gerade die echtesten, die, je heißer sic lieben, desto härter »nd grausamer werden gegen ras Weib, welches sich so gewaltig ihres Ge fühlslebens hemäckiligl hat. lind er kam nicht. Al- durch eine Spalte der goldgestickten Vorhänge ein blasser Wests, r Mergeustralil schimmerte, hörte sie einen Wagen ans den O.uarcrn rer Rampc donnern. ^ie sleg ;„,» Fenster ".'"»rns lr.n uu ..'tcijcaiizugc an- dein Hanse und stieg ein.
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