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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920930025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892093002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892093002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-30
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Zschochersche Straße 7 a. in Anger-Crottendorf Herr Robert «reiner, Zweinaundorfer Strapc 18. ur Plagwih ^>crr Marschollstraüe 1. - Connewitz Frau Riseber, Hcrmannstraße 23, 1. Etage. - Reudnitz -verr , Mntzengeschnst. Leipziger Strci - Gohlis Herr M. Rritx8eUe. Mittelstraße 5. - ?^?lr »:in 8eI. NeitwnIiamer Straße 58. - Lindenau Herr R. «utderlet, Markt 22. Cigarrcn-Handlung. - Thonberg ^cli R. Nr ! "zuimuiu, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). - Neustadt Herr 1. Reder, Eisenbahnstraße 5. - Volkmarsdorf Herr «. ^uun.r.»», ( , -o - Straße 6. Politische Tagesschau. * Leipzig, 30. September. Die „Germania" eröffnet aufs Neue den Kampf gegen daS Jesuitengesetz und bestätigt, daß dasselbe in der bevorstehenden ReickSlagösession rum Gegenstand der Ver handlung gemacht werden soll. Ob der Jesuitenantrag deS CentrumS wohl vor oder erst nach der Entscheidung über die Militairvorlage eingebracht werden wird? Bon der lieber» Hebung dieser so übermüthig gewordenen Partei zeugt eS, wenn ihr leitende« Organ ein bestehendes NeichSgesctz eine Schmach, ein schreiendes Unrecht, einen ewigen Schandfleck in der deutschen Geschichte nennt und behauptet, durch dasselbe werde allen geltenden Rechts- und Freihcitsbegriffen ins Gesicht geschlagen, den Katholiken der Fuß auf den Nacken gesetzt, die Kirche aus« Tiefste beleidigt. In einer Zeit, wo die römische Kirche so empfindlich ist, daß sie sich durch eine Kritik an der Trierer Rockanbetung in ihren geheiligten Einrichtungen beleidigt fühlt, hätten die Katholiken doch alle Veranlassung, sich ibrerseilS solcher groben Schmäbungen gegen die Gesetze des Staats zu cntbalten. Der neue Sturmtauf gegen daS Jcsuitcngesetz, dessen Aushebung daS Einzige ist, was durch die ReichSgesctzgebung den Ultramontanen noch geboten werden könnte, wird der politischen und parlamentarischen Situation jedenfalls eine neue und interessante Zuthat hinzusügen. DaS Schicksal des Antrags im Reichstag ist zweifelhaft, da die Stellung der conservativcn und der „freisinnigen" Partei in dieser Angelegenheit nicht binlänglich bekannt ist; ein Mitglied der letzteren bat soeben nock im Löwenbcrgcr Wahlkampf sich für Ausbebung des JesuitengeseyeS ausgesprochen, in der freilich erfolglosen Hoffnung, damit ultramontane Stimmen zu gewinnen. Aber auch wenn im Reichstag eine Mebrbeit für den EentrumSantrag sich finden sollte, so hat der Reichs kanzler durch seine bekannte ablehnende Erklärung im preu ßischen Abgeordnetenhause am 29. Januar d. I. sich so stark die Hände gebunden, daß an die Zustimmung des BundeSralhS jetzt gar nicht zu denken ist. Emen praktischen Erfolg kann sonach daS Centrum mit seinem Antrag jetzt nicht erzielen. Die Wirkung kann nur darin bestehen, die politische Lage noch mehr zu verwirren und die Regierung durch Opposition auf andern Gebieten, die durch die Zurückweisung des Jesuiten- antragS in den ultramontancn Wäblcrmassen eine gewisse Rechtfertigung erfabren würde, die Macht des EentrumS siiblen zu lasten. Große Rücksichtnahme aus die schwierige Stellung deS Reichskanzlers und Dankbarkeit sür seinen dem Ccntrum bewiesenen guten Willen liegt jedenfalls in diesem Vorgehen nicht. Ob Herr Liebknecht auS Frankreich auSgewiescn worden ist oder nicht, ist »och imiiier nickt völlig aufgeklärt. Ein Telegramm auS Lyon bestreitet entschieden, daß ein solcher Sckritt geschehen und Herrn Liebknecht auch nur nahe gelegt worden sei, seine Abreise zu beschleunige». In der Tbat hatte der Ehcs der Pariser Staatspolizei, Soinoury, einem Reporter deS „Paris" noch am Montag erklärt, daß alle AuSwcisungSgerüchte falsch seien. „Wir haben wenigstens bisher", soll Herr Soinoury geäußert haben, „keinerlei Grund, Litbknecht auszuweisen. Nichts in der beanstandeten Rede kann, trotz der sehr socialistischcn Tendenzen, eine solche Maßregel ver anlassen." Allerdings bezieht sich die Erklärung Svinour»'« auf Liebknecht'« socialisnschc Aeußcrungen, und »ach dem „Figaro" wäre der „deutsche" Abgeordnete nickt wegen dieser, sondern deswegen auSgewiesen worden, weil er sich über das Ver hältnis; Frankreichs zu Rußland i» wenig respektvoller, aber in scbr zutreffender Weise aussprach, und in puncto Zar und Rußland sind die Franzose» sehr cnipfiiidlich. UcbriaeuS babcu auch die socialislischen Meinungen Liebknecht s nickt überall dieselbe nachsichtige Bcurtbeilung gefunden, wie durch den Chef der französischen Staatspolizei. So z. B. erinnert der ehemalige Bautcnminister und Teputirtc TcluuS Mon- taud im „National" an die Anschuldigungen, welche das ehe malige Eomniunemitglied Protot gegen Liebknecht, als gegen einen Agenten der deutschen Negierung, erhob, der nur nach Marseille gekommen wäre, um den Patriotismus der fran zösischen Arbeiter labinzulcgcn. An solchen MacchiavclliSimiS auf deutscher Seite will DelunS-Mvnlaiid nicht glauben; aber die Naivelät auf Seite der Franzosen findet er doch unerhört. „Ohne Zweifel", schließt der ehemalige Minister seine Bemerkungen, „sind die Prediger des Brüderlichkcits- und deS socialislischen KoSmopolitiSinus nickt dafür bezahlt, um in unseren Arbeiterklassen das patriotische Gefühl abzu- schwächen. In Wirklichkeit schwächen sie cö aber ab und stiften daS größte Unheil an, daö ist unleugbar. Geben wir zu, daß sie cs gratis lhu», das ist Alles, was man ihnen zugestehen kann." Die schädliche Thätigkcit Liebknecht'S übt ihre Wirkung nicht allein auf den französischen, sondern auch auf den deutschen Arbeiter, was Herr Deluns-Montaud aus dem Auge verloren zu haben scheint. In Oesterreich hat die Session der Landtage, die wenig Erfreuliches zu Tage gefördert hat, ihren Abschluß gesunde». Ter nicdcröstcrrcichische Landtag hat sich bereits vertagt, nachdem Mechaniker Schneider noch mit einige» bereits er wäbntcn Brutalitäten dcbütirt batte, die allseitig- Entrüstung bcrvorgerufcn baden und das „Fremdcnblatt" zu der Bcinerkiiiig vcranlaßten, daß man in einem civilisirte» Lande außerhalb eines Irrenhauses derlei nicht vernehme. Bukawinaer Landtage ,st c« »n Pcrlausedcr^c' klich dal,in gekommen, daß sich d,e ruman.scke M"wr, a 'er in eine Majorität ,»ttai»vrpbo„rt bat, und "» Nische» Landtage baden vor Thorsperrc d,c ^»ngczcch n nrse, vetreffend die sprachliche Gleichberechtigung '» den tlicken Aemlcr», bervorgctretcn sind. Da die Nachici,wi> böhmische» Landtages günstigen Falls aber erst i» zwei der weiteren Be- Zwischen der ungarisck, eii Negierung und der römischen Curie werden die Gegensätze imiiier schärfer, da »>a» im Vatican in der Frage der Besetzung deö Agramer Erz biStbumS auch nicht das leiseste Entgegenkommen zu zeige» gewillt ist. Rom bat alle Candidalen Ungarn« abgelcbiit iiiid besteht mit aller Bestiinmlbcit darauf, daß das künftige Oberbaupt der kroatische» Kirche auch ei» Kroate sei. Der Papst, so heißt e«, füblc sich durch die inständige» Bitten der Geistlichkeit de« Landes erschüttert; man bade sich an ihn als den gütigsten Vater gewendet und ibm vorgcstcllt, daß er sich die Herzen eines der Kirche treuen Volkes nicht entfremde» dürfe, indem er ciucii Ungar zum LaiidcSbischvs ernenne. Unglücklicherweise -zieht cö unter den kroatischen Geistlichen, die überkaupt in Frage kämen, keinen, welcher der ungarischen Regierung treu und verläßlich erscheint. Wen sie an« diesem Kreise i» Vorschlag brachte, ward von der Euric als moralisch untauglich erklärt; in einzelnen Fällen wobl mit Recht, da ihr selbst eine dem Trünke ergebene Persönlichkeit »ambaft gemacht worden war. Es ist möglich, daß die Curie nur deshalb eine so bestimmte Haltung cinniniint, weil sie Ungarn in der Frage der gemischten Eben mürbe machen will. Bis jetzt ist übrigens eine Eoinpcnsation in diese» zwei wichtigen Angelegenheiten »och nicht zur Sprache gekommen. Der Papst erklärt lediglich, er fühle sich den Kroaten gegen über moralisch gebunden: er halte cs mit seiner Würde nicht sür vereinbar, sie zu täuschen und ihnen einen geistliche» Oberhirten zn gebe», der lediglich ein politisches Werkzeug in den Händen Ungarns sein solle. Aus Italien wird wieder einmal gemeldet, die Curie bade sich veranlaßt gesehen, de» Katholiken in Erinnerung zn bringen, daß daö vom Papste auSgcgangenc Verbot einer Bctkeilignng der Katholiken an den Wahlen »ach wie vor aufrecht bestehe. Diese iicncrliche Mahnung ist darauf zurück zufiibrcn, daß sich eine starke Bewegung zu Gunsten der Bctbciligung der italienischen Katholiken an den Wahlen bemerkbar macht. Es fragt, sich indes;, ob die Mahnung die im Vatican gewünschte Wirkn.cg haben werte; denn eS machen sich Anzeichen beiiierA-ar, daß daS in de» katholischen Kreisen Frankreichs anSgegebene Losungswort, dem Papste nur in kirchlichen Dingen zu folgen, sich aber in politischen An gelegenheiten ke»«.-B«rbask»nMinie rorschrÄ>en zu lassen^ auch unter den Knkholikcn Italiens Eingang ftzite. I» Engl and.beeilen sich die Parnelliten, ihre Wünsche und Forderungen zu svrinnlircii, bevor Gladstonc mit seiner Hviiicrnlc Bill vor das Haus der Gemeinen tritt. ES wird darüber aus London gemeldet: In einem Artikel in der „Ninetcenlh Century" kennzeichnet Job» Redniond die Stellung der Parnelliten zur Hoinerulcfrage. Nedinond jagt: Wir verlangen nicht die Aushebung der Union, sonder» eine Umgestaltung: mir verlangen nur ein gesetzlich vor- gejchricbenes Parlament mit einer diesem Parlament vcrant- wörtlichen Bollzugsregicrung, welches die Obergewalt des Rcichsvarlainciits unberührt laßt; indes; nur so weit, daß das Parlament sich durch einen parlamentarischen Pact binde, die oberste Cvntrolc gewisser irischer Angelegenheilen in Händen der irischen IlegiSlalur zu lassen. Gewisse Gegenstände, welche Neichsinleressen berühren, und gewisse andere Gegenstände, welch« Fragen der Glaubenssreiheii belrcsfen, möge» der irischen Legis latur vorenihalte» bleiben. Ter Reichsgejetzgebung muß volle, alleinige üvntrolc über alle nicht derartig vorbehaltenen irischen Fragen zusiehen. Der irischen Gesetzgebung müssen in erster Reihe dis Fragen, betreffend di« Polizei, das Gerichtswesen und den Bodenbesitz, unterstehen. Dies sind, kurz gefaßt, die Hanvipunete der Forderungen Irlands; andere Fragen sind billig Gegenstand einer Abmachung und eine- Vergleiches. Die AuSsübrungen Ncdmond'S bekunden ein gewisses Ent gegenkommen der pariicUilischcn Partei. Die „Daily New«" drücken Befriedigung über diese Anschauungen auö und er blicken darin de» Beweis, daß, wen» die Homcrulesrage dem Parlament vorliegen wird, die Parnelliten maßvoll Kandel» werden. Wenn nur nicht der Appetit beim Esse» kommt!, Immer mcbr stellt eS sich heraus, das; der von Ruß land bei der Pforte unternommene Schritt gar nicht in der Hoffnung uuteruoiiimen wurde, auf den Sultan großen Eindruck zu mache», sondern lediglich i» dem Wunsche, die etwaige Absickl eines EmpsangeS de« Fürsten von Bul garien durch den Sultan zn durchkreuze». Die russischen Blätter gestehen dies jetzt offen zu. So sagen die Petersburger „Wjedomosti" rund heran«, cö sei hohe Zeit gewesen, daß Herr von Nelikow »ack Konstan- linepel zlirückkcbrc, da eS seine Ausgabe sein müsse, FeuiUets«,. Ku««lf »«n Gottschnll'S, unseres hochgeschätzten Mitarbeiters, des geseierten Dichters, neuester großer Roman „Dämmerungen" wird an dieser Stelle vom 1. October d. I. ab zur Veröffentlichung gelangen. Das höchste Gut. L0j Roman von A. von GcrSdorsf. Nachdruck vertoini. (Schluß.) Mit ausgcrifsencn Augen und geöffnetem Munde starrte ihr Hopple nach. Sie schien gar nicht aus ihn geachtet zu babcn und eilte nur vorwärts, obnc Anballen, ohne Um schauen, als warte Einer mit höchster Ungeduld aus sie. Hopple erholte sch, stand einige Secunoen sinnend, ob er ihr folgen sollte, oder — und entschied sich sür das Folgen. Eine Stunde später wurde MauruS van der Neesen durch einen Brief überrascht, de» ein Junge abgegeben batte. Er erhielt nur eine einzige Zeile: „Der junge Gras Pallas Rothenlhurm ist nicht todt, er lebt. — Hafcngassc Die stille Hasengaffc hinab brauste ein Wagen. Der Herr, der ihn lenkte, sab a»S, wie das drobcnde Unheil selbst: riese gefurchte, vorspriiigciitc Stirn, dies scharfe Funkeln unter den starken Brauen, die auf die Unterlippe gepreßte» Zähne, die Art, wie er mit der langen Peitsche zwischen die sich aneinander drängenden Pferde hieb, denen der Schaum »m die Flanken spritzte — AllcS daS schien furchtbar für Den, dem dies wilde Zürnen galt. Da lag der breite, dunkle Strom mit seinem Masten wald, seinen mächtigen Schornsteinen und riescnbaftcn Schiffs körpern, sich scharf vom Kellern Himmel abbebend, aus schwankenden Laternen blutige, zuckende Licktcr über die schwarze Wasserticfe werfend. Der Wagen hielt mit jähem Ruck: Hafengaffe Nr. 13. MauruS sprang ab und warf dem Diener die Zügel zu. „Nach Hause", herrschte er. Tat, Wort war kaum verklungen, als die HanStbür weit vor ihm geöffnet wurde, che er sich noch bcnicrklich gemacht batte. Er war überrascht, denn er war überzeugt gewesen, daß man ihm den Eintritt erschweren würde. Nun öffnete man ihm, als würde er erwartet. Wenn man mit voller Wutb und Gewalt gegen ein Hindernis; an stürmt, und es weicht plötzlich zurück, ehe man daran stößt, so ist das recht wobl geeignet, auch das beißestc Blut ge wissermaßen durch Verblüffung zu kühlen und eine leichte Beschämung zu erzeugen. Der Lcichcnbesorger PcterS stand in dem niedrigen Haus stur, die Hand ans der Tbürklinkc. Er sab weder überrascht, Noch erschreckt auS, nur sonder bar ernst. „Bitte ciuziitrctc», Herr van der Neesen." „Frau van der Neesen erwarten ibren Herrn Genial und bitten einzutretcii " Stumm, wie im Traume wandelnd, folgte MauruS dci Manne in die Küche. Neben dem Herde saß ein schluchzende We,b. Das war nicht seine Frau. Dann ging leise ein niedrige 4.hur ans: er stand in einem kleinen, scbr belle Raume, und die Thür schloß sich hinter ihm. "dorrten Mvrtcnkranze stand ei» scb e .^e'ßc. Mllc Lichter z» Häuptei, und zu Füße, Ein Rosciijtock dazwijche», über dag weiße Leintuch all' sein gestreut Unter .b.icii eine kleine, blasse Menschen knospe — die Leiche eines Kindes. ^«gelsköpschen aus tadellosem Marmor lag da Angcsich che,, „,,t seinen Goldbärckeu darüber aus de, st'llcr, vorwurfsvoller Lchmerzcnözug >., b-.e dFtcKw Lkd."' gelegi, al lag es^ ^ ans. die O.nal seines knrzc ^pro„e von gewaltsam errungene», Glück u» berauschender Liebe - und kalte dock nie eine glückliche ' stcbal't. Elend vom ersten bis zum lebte AugEck, war das kleine, überflüssige Dasein in der Knosp aenli,,'/ ^-"-7 ^-'sieben, de» Arm aus reu Belt-soste gcltiitzt. die ^t,r» in die Hank und starrt zu Bote» ' Gl-Lgi.Lest lüLst7Z^'..„7.L «it di Kein Wort ringt sich von seinen zuckenden Lippen. Verstummt stcbt er »eben ihr. Was auch batte er hier zu sagen? Wollte er seine Stimme erbebe» in der feierlichen Stille des Todes und mit ihr rechte» um die O.ual ibrcS Lebens? Dann klingt eS wie ei» Hauch zu ibm auf. „Wie habe ich cs geliebt mit tausend Schmerzen, mit tauscndsachcr Liebe! Nimm mein Herzblut tropfenweise für dies kleine Leben von »iciiicm Lebe»! Wie habe ick gezittert iii Seligkeit, wen» cö »lick saunte und sein Köpfchen am liebsten hierhin legte" — sic drückte die Hand gegen ibre Brust — „wie groß, wie verzehrend war das Erbarmen dieser Liebe— mein Kind, mein höchstes Gut?" Der Mann lauscht schweigend, mit geneigter Stirn. Und wenn'« sei» Astes gegolten hätte, er hätte jetzt nicht sagen könne», was er sühllc. Nur das Eine — das Eine, dieser trauernde» Mutter eine Entschuldigung bieten, daß er an dieser Ställe stand, die nickt sein Platz war. ^tuni», reichte er ibr den Brief bin mit der einen Zeile. Stnii,», Kob sie die Hand, auf das Haupt des tvttea Kindes dcntciid: ..Das ist der letzte Palla« Rotbentburin " .^ti» Lcucktc» brack a»S seinen Auge», ci» befreites tieses .lusarbmcu hob seine Brust, in der Schmerz uud furchtbarc- Baiigcii gekämpft ballen. Jetzt wußte er Alles, und dies war da« Schlimmste nicht. Und dein gewaltigen Fordern in seincm erschütterten Kerzen gehorchend, lnicte er neben dem Tvdlcnbctt ihres
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