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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921001014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892100101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892100101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-01
- Monat1892-10
- Jahr1892
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i> B« tz»»ptrrVeditio» oder dm t» Etabb. bezirk u»d den Vorort«» errichtet«» AvS. »-bestell«, ,d,,h»t»r vtertet,Lt,rltch^L^ vei jweimaliaer ttgllcher Z»K«Uu»g i»1 Ha»1 -M Lchll Durch dt» Pos» bezog«» für Deutsch taub »»d Oestrrrrich: virrt«t,S-rlich 8.—. Dtrect« tägliche Kreuzbaadsendullg t»1 Lu«la»dr «onatltch ß.— orgen-Ansgabe. Dt« Msrgen^luSgab« erscheint täglich'/,7 Nh^ dir «beud.»u«^b« «scheutag« ü Uhr. Rekctio« vu- Lrpeditiov: S»da»»«r«affe 8. DieTrpeditio» ist Woche» tag» »»»»terbroche« geätzt« °o» früh 8 btt «bmd, 7 Uhr. Filiale«; VH» Me»« s Lerti«. (Alfred Hahn), UaiversitätSstra^e », 8-«i« Asche. «al-ariLeustr. 14, part. »ud »SÄgäplatz V. eiMM.MMaü Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertiousPreiS Di: 6gespaltene Pctitzcile 20 kleclamen unter dem Redactionssirich (!ge» spalten) ü0.^, vor den Fo.iililieuuachrlchlei» (6 gespalten) 40.^. Grössere Schrillen laut unserem Preis- Verzeichnis». Tabellarischer und Zisfernjatz nach höherem Tarif. Ktztra-Beilagen (gesalzt), nur mit de« Lcoro.e». Ausgal e, ohne Postbesorderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Inlerake: ribend-ÄuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Auegabc: Nachmuicigo 4 Uhr Sonn- und Festtags früh '/,!< Uhr. Bei den Filialen und Annahinestelleu je ein« kalbe Stunde früher. Juserat« siud stets an die Expedition zu richten. Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig. 5V2. Sounabend den 1. Oetobcr 1892. 86. Jahrgang In Leipzig nehmen Bestellungen auf das Leipziger Tageblatt entgegen sämintliche Zei tun gsspedi teure, sowie die Hanptexpedition: Iostannesgasse die Filialea: Katharinenstratze 14, Königspiatz ^ und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 4 Mk. 50 Pfst. für das IV. Quartal 1892 — abgeholt werden: Arudtstraste 35 Herr L. v. Kittel, Colonialwaarenhandlung. Peterskirchlsof 5 Herr Lax Buchbinderei. Beethovenstraste 1 Herr ^Ileaü. ketor, Colonialwaarenhandlung. Pfaffendorfer Ztraffe 1 Herr I rlt/ N>l»«'i', Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraffc) Herr Norm. 1lL88ke, Coloniallvaarenhandlung. Ranstsches (^»isschen O Herr I iit tli'. I'i^diul', Coloiliallvaarenhandlung. Fraukfurter Ttrahe 11 Herr kri»8t Lro8, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter Lteinweg 1 Herr 0. lai-rt In»ani», Coloniaiwaarenhandlung. Löhrstraste 15 Herr kduarü LvtLLr, Colonialwaarenhandlung. Lchülrenstrafte 5 Herr .kill. Iren, Colonialwaarenhandlung. Marschnerstraste O Herr kaul 8clrrelder, Drogengeschäft. LOestplalr 3L Herr II. Iftltiic!», Cigarrcnhandlnng. Nürnberger Toaste 45 Herr A. k. 41breclit, Colonialwaarenhandlung. 4)o»kftras;e «Ecke Berliner Straße) Herr («. ^auke, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Ttrahe 35 Herr V. Linier, Cigarrenliandlnng. in Anger-Crottendorf Herr ködert 6re!ner, Zweinaundvrfcr Strafe 18. in Plagwiü Herr 11. llrilt/mrinn, Zschochcrsche Straße 7 a. - Connewitz Frau Gelier, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Reudnitz Herr IV. I'n^MiMi», Marfchallstraße 1. - Gohlis Herr Dl», krittelte, Mittelstraße 5. - - Herr NernI». >VeI»er, Müyengeschäft, Leipziger Straße 6. >> Lindena« Herr L. Vutberlet, Cigarren-Handlung, Markt 22. - Thonberg Herr N. I1rint8eli. Neihenhaincr Straße 58. » Neustadt Herr 1. Leber, Eisenbahnstraße S. - BolkmarSdorf Herr 0. 4. >aumann, Cvnradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den Ä. Oktober, Vormittags nur bis V,V Uhr geöffnet. L»p«Ntt«o ües 1-olprilAer l'LsvdlLtee«. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die Au» «ud Atfahrt für dir am 2. »nd S. Vctsber e. stattfinvrndcn Rennen brtrrffciiS. 1) An diesen Lugen ist Nachmittags von I—6 Niir der Scheiben- weg vom Schleuniger Weg ad bis zum Jvhannapark-Wege sür den öffentlichen Fahr- und Reitverkehr »nd vom Schleußiger Weg« bis zum Uetlciisteg auch sür de» Außve» kehr aesprrri. 8) Die Anfahrt kann von alle» Straßen erfolge», nur bleibt sür dieselbe der Weg durch da« Scheibcndolz gesperrt. Dietingen Wogen, deren Insassen an der Tribüne aus- steigen wollen, dabei, links von der an der Tribüne errichteten Einfriedigung hintereinander und nichr nebeneinander an. zuiahren; dicienigen Wagen, welche mit Karlen versehen sind und direet nnch dem Wagenplatz sahrea wollen, haben rechts an der Einfriedigung vorüberzuiahre». g) Bis zum Schluß der Rennen haben sümmtliche Wagen durch da« Scheibenholz adzusahre». 4) Nach Schluß der Rennen haben die zur Rückfahrt bestimmten Wagen ausschließlich aus der Westseite der Einfriedigung an- brz. vorüberzusahren. Das Vorfahren vor der Front der Tribüne ist verboten. b) Nachmittags von 1—0 Uhr darf aus dem Schlcußigcr Wege kein Wagen halten. tz) Für Fahrten nach der Rennbahn haben sich die Droschken- kutscher das Fahrgeld im BorauS bezahlen zu lassen. Zuwiderhandlungen werden mit Beldstras« bit zu 30 oder mit entsprechender Vast bestraft. Leipzig, am 2!). September l892. Der Rath und das Palizeiamt der Ltaüt Lechzia. l).L.3596. vr. Georgi. Bretschneider. Bekanntmachung. Da eS z» unserer kenntniß gekommen ist. daß verschiedene Per- sonen sich die Pezeichniiiig „Verkaufs-VermiHler" mit Bezug ans die städtische Markthalle veigetegt baden, so bringen wir, um Irrtbumern vorzubeugen, hierdurch wiederholt zur Kennlniß, daß in der städtischen Markthalle als im Vcrtragsverkältnisse mit der Stadt stehende stä»ttfch< vkrkausS-Vrrmtttlcr nur die verren ckak» 8okeUoax und Lr»»a Il»o»1«lo zugelassen sind. Dieselben haben eine Lautlou von je 10000 ^ll bei unserer Stadt-Lasie hinterlegt. Leipzig, den 28. September 1892. Der Rath der Ttadt Leipzig. I)r. Georgt. Lindner. Bekanntmachung. Nach der Brkanuttnacbimz der Königlichen Braiidversichcrung«. Kammer vom 12. d. M. sind, da infolge der durch die vielcn »n lausenden Jahre stattgesuiideiien Brände veranlaßtcn stark.» In- anspruchnahme der Mittel der Landesbrandversicherungs-Easse ein Erlaß an den vrandarrstchrruitgS-Uetträgen sür den zweite» Termin dieses Jahres nicht rintrete» kann, die Urandcasicnbciträge bei der «edäudeaerstcheruagS-Adtheiluug in der gnetzlich Ic. stimmten Höh, von et« and eine» hatdea Vfennig vou jeder Einheit zu erholen. Die Hausbesitzer bez. deren Stellvertreter werden deshalb auf- gefordert, ihr« Beiträge spätrftenS dtnnrn 8 Tage«. von dem Fälligkeitstag«, dem 1. Octvber, ab gerechnet. -u die betressenden Zahlstellen unsere- Stodtsteueramtes zu bezahle». Nach Ablauf dieser Frist tritt grg«» dt« Säumig«» das gesetz- lich« B«ttreibuag4v«rsabr»a ei». Lripztg, am 28. September 1892. Der «ath der Stadt Leipzig. Vr. Beorgt. Koch. Beschluß. Das U»fg«b»tS»erfadre» bezüglich der Prioritätsobligationen der Ob»rscht«fis«hrn Eiseabahn Lit. L. Nr. 870 über >000 Tblr. — 3000.-4 »ad Nr. »7087 über 100 Thlr. — 300 wird eingestellt. Dar a»t d« 1L. April 1883 aaberaumte Tenni» fällt weg. >»M»^ dl» >8. G»päembrr »882. KäutgltcheS Amtdgericht. Bekanntmachung. von Maatag, den L. Drtaber dl«. I«., ab wird zur Ber. tilgung der Ratte« iu de» städtisch«» gemauert«» Schteutz«» Gift ausgestellt werden. Wir fordern deshalb alle Besitzer bczw. Verwalter von hier gelegenen Grundstücken hierdurch aus, in ihren Ärundstückrn, namentlich aber iu d«n Privotschleuße» a»? gleichzeitige Bertilguug der Ratten bedacht z» sein. Leipzig, de» 28. Septrmbrr 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. la. ä»4S. vr. Georgi. Rüling. Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die Rot;- kraukhett bei einem dem Kohlenhändler (stzri Drvmolvr gehöiigc» Pferde feslgcstellt worden ist, welches in dessen an der Eu!ritzsck,er Straße aus dem Areale des Thüringer Bahnhofes geicgeucu Stalle eingestellt war. Leipzig» den 30. September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 5313. Vr. Georgi. Vr. N. Bekanntmachung. Jnr Besitze eines gewerbsmäßigen Taschendiebes ist unter?ln- deren, eine goldene Ankcruhr Nr. 49131 mit tÄummischutzriiig ge- sundcn worden, welche möglicherweise om 30. August dieses Jabres aus dem Liiideiiauer Jahrmarlie gestohlen worden ist. Ta eine Anzeige über den Diebstahl bisher nicht erfolgt ist, wird der cuva Bestohlene hierdurch ausgcsordert, sich bei der uiilerzcichncteu Behörde zu melden. Leipzig, am 28. Skpteniüer 1892. tlöutgltchk Staatsanwaltschaft. vr. Dürbig. Spanien. Spanien ist und bleibt ein Näthscl für daS übrige Europa, in keinem andern Lande sind UebcrraschuiiHen so an der Tagesordnung wie dort. Bor Kurzem halten die Markt weiber in den eLlädlcn die Macht i» Händen, bald darauf wurde ein starker Erfolg der Negierung bei den Wahle» der Provinzial - Junten gemeldet, und gestern wurde aus Saragossa berichtet, daß die Militairbehördcn dasollst umfassende Maßregeln wegen der Feier zum Andenken an die Rcvolulion des 30. September 1868 treffe». Nebenher wird das Gerücht von einer Erkrankung des König« zum so und so vielten Male für unbegründet erklärt. Seit dem Tage der Entthronung der Königin Jsabella find 2l Jahre verflossen, aber dir Fortschritte, die Spanien in dieser langen und erergnißrcichcn Zeit gemacht hat, sind sehr gering. Zu weilen scheint cS so, als ob Spanien nicht nur tormell, sondern auch tatsächlich in die Reihe der Berfassiingsstaateu eingctrctcn wäre; dann kommen aber wieder solche Rückschläge, daß man fast die Hoffnung auf eine durchgreifende Besserung der spanischen Berbältnisse verliert. In Spanien sind die meisten Ereignisse von Betreuung das ErgcbnißvvnSlimmuiigc»; ruhige Erwägung der Sachlage ist nur selten oder nie fest- rustellen. König Alton« war gewiß ein tüchtiger und trotz seiner Jugend zielbewusster Regent, aber kur; vor seinem Tode halte er noch eine Mililair Revolution zu unterdrücken. General Lopez Tominguez hielt sich sür befugt, in öffent licher Kammersitznng an seinen Tegcn zu schlagen und ibn gegen seine politischen Gegner in die Waagschale zu wcrsc». Einige Jahre später erklärte cS ein anderer General sür sein gulcs Recht, sich uni Politik zn kümmern und seiner Stellung als Senator durch seinen mililairischen Rang eine besondere Bedeutung zu geben, die den Interessen der Regierung zuwiderlies. Uebrrhaupt ist in der Armee noch vielfach ric Meinung verbreitet, daß der Fahneneid den Soldaten nicht zum uiibcdingtcu Gehorsam gegon daö Staatsoberhaupt vcr- pflichle, sondern daß dieses mehr oder weniger von dem gute» Willen der Armee abhängig sei. Sogar bis in die Kreise der Negierung reicht diese Auffassung hinein und ist nicht auSzurvtlen; da« Prätorianerthum ist während des Bürgerkrieges den Soldaten so tief in Fleisch und Blut übcrgcgangen, daß es noch heute. 18 Jahre nach der Wieder- ausrichlung der Monarchie, sortbestcbt und daß Maria Ehrisliiic, die Königin Regent,», niemals sicher ist, durch eine» Mililair Aufstand, em sogenanntes Proiiunciamiento, gestürzt zu werken. . Die Hauptstütze der Monarchie in Spanien ist die Hoff- n»ng aus die glückliche Entwickelung d«S iu»aen König« AlsouS XlH. zu einem tüchtigen Regenten. Diese Hoffnung wird getrübt, wenn fortwährend Gerüchte über seine Kränk lichkeil in Umlauf kommen, deren Grundlosigkeit oft genug erwiesen worden ist. Der sechsjährige Knabe ist kein Muster von Orsuudhrit, das hat seine schwere Erkrankung vor einigen Jahren gezeigt, die ibn an den Rand de« Grabe« brachte, aber nachdem er die Gcsabr überstaiiten hat, ist seine körperliche Entwickelung ungestört vor sich ge gangen, c« wird sogar von glaubwürdiger Seile mitgetbeckt, daß der junge König keinerlei krankhasle Anlage habe. Uebcr irgend eure Spanien betreffende Angelegenheit die lautere Wahrheit zu erfahren, ist zwar außerordentlich schwer, aber im Punete de« Gesundheitszustandes de« König« stehen auch österreichische Quellen zu Gebote, und diese erscheinen als durchaus zuverlässig, abgesehen von den Berichten, welche der deutsche Botschafter m Madrid darüber hierher ge langen läßt. Die wundeste Stelle Spanien« sind di« Finanzen, die in der Tbat sehr viel zu wünschen übrig lassen. Des halb bat sich auch Sa^asta eifrig bemüht, einen Finanz- plan aufznstcllkil, der sür den gläubigen Hörer oder Leser viel Verlockende« hat. Es fragt sich nur, ob er so, wie er ans dom Papior steht, auch zu verwirklichen ist, und darüber walten begründete Zweifel ob. Ucbrigenö liegt der Hauplwcrlh dieses Finanzplancs darin, daß er als Mittel dienen sollte, dem ehemaligen Ministerpräsidenten die Rückkehr an die Spitze der Regierung zu ermöglichen. Da nach dem Ergebnis; der letzten Junten-Beabl dazu keine Aussicht vorhanden ist, so hat auch der nene Finaiizplali seinen Werth verloren, EanovaS dcl Easlillo wird vorläufig die ClaatSgcschästc weiter besorgen, bi« irgend ein »nerwarlelcS Ercigniß ein- tritt, wie cö in Spanien schon so oft geschehen ist. Bon der anarchistischen Bewegung ist cS seit längerer Heit in Spanien wieder ganz still geworden, und auch die eLocialistc» Halle» gegenwärtig Rübe. In Barcelona, dem Hanptherdc der socialistischen Aueschrcituiigen, bestehen wieder geordnete Zustände, die feiernde» Arbeiter sind zur Arbeit zurückgckebrt, »nd dem Anschein »ach waren die Arbeit gebcr von Schuld a» dem großen AuSstandc nicht frei- zusprechen; die Löhne waren lhat>ächlich zu gering, so daß auch die Behörden einen Druck aus die Arbeitgeber ansgcübt haben, billige Zugcsländissc zu macken. Der General Eapilain von Barcelona bat sich durch seine geschickte und versöhnliche Hallung ei» großes Verdienst um die Zurück jührung gesetzlicher Zusläntc in der großen Fabrik- und Haiidelssiadr erworben, in welcher die republikanischen Agi tatoren stel« eine wirtsamc Tbätigkcit entfaltet habe». In neuester Zeit schien cS, als ob Spanien a»S seiner Erstarrung durch die klnrul e» in Marokko ausgcrültcll werte» sollte. Nachdem c« aber Mulch Hassan gelungen ist, den Aufstand Haman'S zu uittcrdrncke», itt diese Frage von der politischen Tagesordnung abgesctzt, und Spanien hat wieder vollauf Muße, sich mit seinen inneren Angelegenheiten zn bc schäsligeii. Da« gesckicbt aber keineswegs, wie der Verlaus der Juntawahlc» erkennen läßt, bei welchen die politische Gleichgiltigkeit der Bevölkerung iu beschämender Weise zu Tage trat. Ein Sticrgcsecbt ist eine Angelegenheit von Wichtigkeit, dabei werde» dicLcidcnschafleii dcrZnschauerangcstachclt. Wenn i» irgend einem Tbcilc dc« Lande« ei» Mililatr-Ausstand au« bricktt, dann ist die össcntliche Aufmerksamkeit daraus gespannt, welchen Verlaus die Sache nehmen wird; gebt sic schief, dann erklärt sich die össcntliche Meinung säst einstimmig sür die Begnadigung der Schuldigen, wie überhaupt jeder Verbrecher in Spanien zahlreiche Vcrtbeidiger findet, die seine Slras losigkcit erzielen möchten. Mit der Rechlösichcrhcil ist c« übel bestellt, mit der gcsamnttcn Justiz nicht viel besser; Jeder sucht sich womöglich selbst Recht zu verschaffen, »nd wenn der Dolch dabei blutige Ernte gehalten bat, so kräkt in ber Regel kein .sg>abn darnach, be sonder« wenn eS sich um Ehebruch hantelt. In dieser Be ziehung ist die össcntliche Meinung i» Spanien noch weit duldsamer als in Frankreich. Eine große Zahl der spanischen Bevölkerung lcbl gedankenlos iu de» Lag hinein, lümmctt sich nicht um össentliche Angelegenheiten, oder wen» sie eS tlmt, am »urechlcit Ort, »nd folgt dabei stet« den Weisungen der Führer. Mit dem Parteinnterschiedc ist c« cigcnthiimlich bestellt; im Ganzen und Großen ist der Spanier bigott und monarchisch gesinnt, sür welche» Vertreter der Monarchie er Partei ergreift, hängt von Umständen ab, republikanisch wirb er nur zcilwei>c, wenn sich sür ihn kein anderer Ausweg zu bieten icheint. Aber sei» Rativnalstol; ist groß, und wenn Gefahr vorhanden ist, daß deutsche Kriegs schiffe die Karolineninseln besetzen, dann ist ganz Spanien sofort kriegsbereit. * Deutsches Reich. X. V Leipzig, 30. September. Seit Jabren sind wir daran gewöhnt, in kürzesten Fristen Frankreich und Ruß land gegenseitige FreundschaftSbezeugnngen auSlauschen zu tzebrn, die, namentlich von Frankreich gesucht, eine oft an den Haaren berbcigczogcnc Gelegenheit abgcbc» müssen, Europa de» Grad der Intimität der Beziehungen zwischen den beiden . Staaten zn beweisen. Bald muß das Meer den Schauplatz abgcbc». ans dem sich die russisch französischen VcrbrnderuiigS- feste abspicleii, bald sind es Zweckcsscn, bei denen bis dal,iu kaum gekannte »lilitairischc Größen sich berufen suhle», in schwülstigen Tischreden die enge Freundschast zwischen dem autolralischcu Zarenreiche und dem republika nischen Frankreich zu feiern. I» neuester Zeit giebt sich sogar der sonst so ruhige Präsident Earnot dazu her, Thcalercsfecte hcrbcizusührcu, indem er einen iu russischer Raliouallracht cvstümirtc» Gami» au sei» vou Lieoe für Rußland übcrgucUciidcS Herz drückt. Wie wohl- tbiiend sticht hiergegen die schlichte Einfachheit ab, mit der sich soeben ei» Unternehmen abspicll, in dem ohne jede- äußere Gepränge und ohne jede von oben herab gegebene Anregung daö Gefühl gemeinsamer Interessen zum Ausdruck kommt, wie dies in dem von Ofsicicrcn der österreichi schen und deutschen Armee begonnenen ritterliche» Wcttka m p f e geschieht. Während die Russen und Franzose» sich gegenseitig ancssen und anrcdcii, legen die Qcstrrrcichcr und die Dcutlchcn de» Schwerpunct ans Leistungen, welche, wen» sic auch dem Reitsport diene», doch eine recht ernste Probe körperlicher Kraft und Ausdauer bilden. Wir begrüßen in dem Untcruchmcil aber nicht nur die sportliche Leistung, sondern i» erster Lutte den Ansdruck inniger Beziehungen, die sich zwischen den Qssieiercorps zweier Armeen licrausgebildet habe», welche sich »och vor einem Vierteljabrhundert trotz enger Stainmvcrwaiidlschast auf da« Bitterste bctämpsleii. Ein warmer Empsang wird den deutsche» Ofsicicreli in Wien, den östorrcich ungarische» Herren in Berlin zu Theil werken, die, »in die Siegcspalmo ringend, mit flüchtigem Gruße an einander vorbei eilen müssen, um keinen Augenblick der ihnen zur Ausführung diese« bisher einzig in seiner Art dastehenden WettritleS karg bcmcssclicn Zeit zu verlieren, und cS wird sich bei diesem Empfange Gelegenheit sinken, die zwischen beiden Armeen jetzt bestehende enge Waffenbrüderschaft zn feiern. Da aber die österreichisch nngarischcn Qssicicre die deutschen Rcichsgrciizen beim Eintritt in »nscr engeres Valciland zuerst überschreiten, Hallen wir uns auch dazu berufen, ihnen da« erste Willkommen auf deutschem Boden zlizilrusoii. II Berti», 29. September. Die Dbatsache, daß gegen wärtig von der preußischen Negierung Erhebungen über die Krankenversicherung der Dienstboten veranstaltet werde», giebt den Gegnern der Invalidität«- und AUersvcrsichcrung Gelegenheit, gegen eine Einrichtung der letztet eil vorzugchen und deren Abschaffung zn verlange». Belanntlich unterliegen auch die Dienstboten der JnvalidilätS- nnd Allcrsvcrsichcr»ngSpslicht. Die Gegner de« Gesetze« vom 22. Juni >889 wünschen nun, daß die Dienstboten dieser Pstickl entzogen werden, weil die Jnvaliditätsversichernnz sür sie n ckt lasse. D iese Bchanplung zeugt von einer Verkeniinng der thatsäcl,liehen Bcrhättnisse. Daß die Dienstboten ebenso wce die Arbeiter bei Ausübung ihre« Berufes invalid werden können, wird nickt bestritten werden können. Sic würden den Gemeinden zur Last falle», wenn nickt die VersicherungS- anstalten ihnen nunmehr die Invalidenrente zahle» müßten. Aber wenn sie auch weniger häufig als andere Versicherte der JnralltirätSgefahr niilcrlicgcn sollten, so ist doch, ganz ab gesehen davon, daß das Gesetz den Versicherungsanstalten die Einrichtung von Gesabrcnclasseu frcigestellt bat, zu bedenken, daß die Dienstboten auch nach ibrcr Verheiralbnug vielfach ge zwungen sind, »eben dcni Manne in einer die VersicherungSpslicht bedingenden Stellung tbätig zu sein. Tie Frau kan» beispiels weise gezwungen sein, in einer Fabrik zu arbeilcn. Dann wird ihr, wenn sic hier invalid wird, der Umstand, daß sür sie früher in ihrer DicnstbolcnstcUrmg bereit« Beiträge gezahlt worden sind, bei Bemessung der Rente zu großem Vorlhcil gereichen. Jedoch wen» auch keiner diclcr Fälle eintrilt, so wirlt die Invalidität«- »nd AlterSvcrsichcrungSpslicht für die Dienstboten selbst noch immer insofern günstig, als durch die Beitragszahlung iu ihnen der Spartricb gckrästigl wird. Wenn eine versicherte weibliche Person eine Eue cingeht, bevor sie in den Genuß der Rente tritt, so kan» sie, aller dings erst »ach Verlaus von süns BeitragSjahren, also zuerst vom >. Januar 1896ab,Anspruch ausRückzakIung der von ihr ge leisteten Beiträge erbeben. Natürlich kann cö sich hier nicht um große Beträge Handel». Nehme» wir an, daß ein Dienst mädchen in Berlin sich »ach Verlauf von 10 VersichcrunaS- jahrcn verbeiratbet, so bat sie den Anspruch ans 32 .6 So gering die Summe an sich ist, zur Mitbeschassung der Aus steuer wird sie in den einzelnen Fällen gerne entgcgcn- genommcn werten. Jedenfalls werden diese Erwägungen zeigen, daß inan nicht ohuc Grund die Ticnsttxteu m deu
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