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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.10.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921003020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892100302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892100302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-03
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Eli B« L»»-t«ipediffo« od« de« t» Stadt» lbeztrt «»d de, Vororte« errichtete« A»S» vabestellen «bgeholt: vierteljährlich »ei zweimalioer täglicher Zustellung i«t S»»t >l 5L0. Durch di« Post bezöge« für »«»Ischlltud »ud Oeslerreich: vtcrlkiiokrlcch ^ . Direct« täglich« Kreuzdandsendung i>» >«Sl«ld: wo n«Mich Di« Morgensu-gab» erscheint täglich '/,7 llhr, di« Abead-AitSgabe Wochentags t> Uhr. NeLartio» »uL LrpeLitioa: S»tz«»r«rafie 8. At iktteditioo ist Wochentag» unuvterbrochn» geöff««t vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filiale«: Dtl« Mt««'« Lartim. tAlfreV Ha-«)» U»iv«rs>tät»slrab« 1, Laut» Lösche. Rathariurupr. ich pari, «»d KSnigspIatz 7. Abend-Ausgabe. UchMerTagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels - «nd Geschäftsverkehr. JrrsertiimSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pkg!' keclame« unter demRedactton»j>rich (4gt« fxalua) 50-^. vor den Famillenuochkichle» <6gehalten) 40^,. Größer« Schrillen laut unserem PreiS- Vcrzelchaib. Tabellanicher und Zifferajatz «ach HSHeren, Tarif. Optra-veilagra (gekalzts, nur mit der Morgen-Äutgabe, obne PoslbesSrderung SO.—» mit Poslbesürderung «0.—- ^nnahmtschluß für Inserate: tzlbrod-Au-gabe: Bormittag» 10 Uhr. Morge a-Au-gad«: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr Bei den Filialen und Annahmestelle» >e ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stet» a« di» Oxtzedtttan zu richte«. Druck and Verlag von E. Pokz in Leipzig. .A 5««. «ss^sssss—W» Montag den 3. Oktober 1892. 86. Jahrgang Limiten und Wollen. -M». Nach einer im „Economiste EuropScn" erschienenen Aufstellung über die Stärkeoerbältnisse der europäischen Heere Verfügt Oesterreich-Ungarn bei einer Bevölkerung von 41 345 329 Seelen über eine Friedensstärke von 337 418 Mann, e« hält somit auf l0000Einwohner 72Mann im activen Heeresdienste, in den cs jährlich OL 000 Rekruten entstellt. Die HcereSauSgaben, einschließlich der für die Flotte, beziffern sich auf 384 823 420 Franc», oder 10,2L Francs pro Kopf, und beansvruchen 9.2 Franc» der auf tio Einwobncrziffer fallenden jährlichen Steuerquotc. Italien, das 30 158 408 Einwohner zählt, unterhält einen Friedensstand von 204 000 Mann, also aus 10 000 Einwobner 81 Mann. Eü stellt jährlich 120 000 Rekruten ein, verausgabte für Heeres- und Marinezwecke im letzten Jahre 302 Millionen Francs, oder 12 Francs durchschnittlich per Kopf der Einwobncrziffer und damit 13 Franc» der auf die Einwohnerzahl fallenden jäbr- lichen Steuerquotr. Deutschland endlich zählt rund 50 Millionen Einwohner, unterhält eine FriedcnSpräsenz von 477 423 Mann, mithin 102 Mann aus je 10 000 Einwohner. Der HeereShauSbalt beansprucht eine Ausgabe von 721 >25 000 Francs, d. h. 13,75 Francs pro Kopf der Einwobnerziffer, und 17,5 Franc- der auf den Kopf repartirten jährliche» Steuerquote. Dabei ist es im Begriffe die Zahl der jährlich eiazustellenden Rekruten auf rund 275 000, also fast ans den FriedenSstand der gesammteu österreichisch-ungarischen Armee zu erhöhen. AuS diesen Ziffern erhellt, wie wenig Oesterreich-Ungarn dazu beiträgt, die Wehrkraft deS Dreibundes auf der Hohe zu halten, um der Friedenspolitik desselben den gehörigen Nachdruck zu geben, obgleich die Bortbeile des BindnisscS für Oesterreich-Ungarn die nämlichen sind, wie für die beiten anderen Dreibundstaatcn. DaS Donaukaiserreich bat cs bisher verstanden, unter Hinweis auf die Nothwendigkeit einer Herabminderung seines „finanziellen" DeficitS, die Ausgaben für seine Wehrkraft auf das Mindeste zu beschränken, eö hat damit geradezu den beiden anderen verbündeten Staaten gegenüber ein „militairische«" Deficit geschaffen. Oesterreich- Ungarn verfüat sowohl über Menschcnmaterial, wie über finanzielle Hilfsmittel von genügender Stärke, um eine ge rechtere Brrtheilung der HeereSlastrn unter den Dreihund- staaten eintretrn zu laffen. Beide Reich-Hälften haben binnen ganz wenig Jahren ihre Cassenbestände von 100 auf 320 Millionen erhöht Bon diesen Summen entfallen 40 Millionen aus die Ueberschüsse des Jahres 1890 und etwa KO Millionen auf die des Jahres 1891. Eine Erhöhung der Friedens preisen; de» österreichisch-ungarischen Heeres auf 370 000 Mann würde allerdings eine jährliche Mehrausgabe von etwa 50 Millionen Mark bedingen, sie würde aber im Laufe der Zeit eine Kriegsstärke von 2 300 000 Mann sichern und damit der von dem finanziell wie nach der BcvölkerungSziffer viel schwächeren Italien im Kriegsfälle aufzustellenden Macht wenigstens beinahe glcichkommen. Mit Deutschland würde eS allerdings dann selbst im Verhältnisse zur Einwohnerzahl noch immer nickt concurriren können, da dieses nach dem neuesten Gcthaischen diplomatisch-statistischen Jahrbuch« über 4 200 000 Mann ausgebildeter Truppen im Kriegsfälle verfügt. In Oesterreich-Ungarn werden jährlich etwa 200 000 junge Leute als diensttüchtig au-geboben, davon gelangen mir 95 000 Mann zur wirklichen Einstellung und Ausbildung; die Folge hiervon ist, daß bei Eintritt einer Mobilmachung selbst die ältesten IadrcSclasien herangezogen werden müssen, um die CadreS der KriegSsormationen zu füllen, daß also junge krieaStüchtige Leute zurückbleiben, während die Familien väter ins Feld ziehen müffen, d. h. Oesterreich-Ungarn würde unter den jetzigen Verhältnissen gezwungen sein, dem gegne rischen Heere ungleichwertbigc Kräfte entgegen zu stellen. Die Verhandlungen über die Militairvorlage im deutschen Reichstage werden wohl Gelegenheit geben, das Mißverbältniß in den Leistungen der Dreibundstaaten auf militairischem Gebiete zu erörtern. politische Tagesschau. - Leipzig. 3 Oktober. Die in dem vorstehenden Aussatz ausgestellte Berechnung über die Stärkeverhältnisse des deutsche», tcS öster reichisch-ungarischen und dcü italienischen HcereS ist in der letzten Zeit schon wiederholt ausgestellt worden und hat zu der Bermutbung geführt, daß die bevorstehende Reise Kaiser Wilhelm'S nach Wien mit dem Wunsche in Verbindung stebe, eine Veränderung in dem Mißverbältniß der Dreibundstaatcn ans militairifchci» Gebiete hcrbei- zufübrcn. Ter Berliner Eorrcspondcnt der Londoner „Daily NcwS" will sogar wissen, Graf Eaprivi werde mit dem Grase» Kalnoky die militairische Frage diScutiren und An gesichts der Thatsache, daß Oesterreich-Ungarn aus Rücksichten der Sparsamkeit die Entwickelung seiner Armee vernachlässige, den österreichisch-ungarischen Staatsmännern klar machen, daß nicht bloS die Vorthcile der Allianz, sondern auch deren Lasten gemeinsam zu tragen seien. Begreiflicherweise erregt diese Behauptung in der österreichischen »ud in der ungarischen Presse Mißbehagen. So schreibt der „Bester Lloyd": „Wir sind überzeugt, daß c» kein Kenner der Berliner Politik, kein mit de» Austastungen der B..lincr vertranter Lorreipondent ist, der so ungereimte» Zeug zusammengeichrieben hat. Man hat seiner Zeit, vor dem Besuche des Königs Humbert in Berlin, ähn lichen Unsinn über die deuticherie l» in Italien zu stellende militairische Forderung vorgedracht und e» hat Wochen gebraucht, ebe in der öffentliche» Meinung die satale Wirkung dieser absurden Meldung vollständig beieitigt wurde. Im gegenwärtige» Falle wird cS wohl io großer Müb« nicht bedürfen. Tenn wo gäbe es einen verminst!ge» Politiker in Deutschland oder Oesterreich-Ungarn, der ernstlich glaubte, daß Gras Uaprivi sich das Recht zusprcchen werde, Lesterreich-Ungarn bezüglich ieiner militairischcn Einrich tungen Borichristen zu ertheilen, und wo gäbe es einen, der die Absurdität der Behauptung, daß Leslerreich-ttiigarn au» Sparsam- kcitSrückjichtcn die »olbwendige Enlwickciuiig seiner Armee vernach- lässige, nicht sofort erkennen würde?" In der Tbat kann es keinem Zweifel unkerliegen, daß jede der verbüntclcn Mächte genau weiß, weitste Pflicht sie »i militairischer wie in jeder anderen Hinsicht gegen den Bund zu erfüllen hat. Und wenn auS winkschastlichen Gründen eine dieser Mächte in ihren mililairischen Vor kehrungen einmal hat zurückbleiben müssen, so bedarf eS sicherlich keiner persönlichen Intervention eines der drei Herrscher, um diese Macht zum Nachholen deS Versäumten zu veranlassen. Diese Erwägung kann aber den deutschen Reichstag nicht davon abbaltcn, Aufklärung darüber zu verlangen, welcher Art die Gründe sind, welche die denlschr Heeresleitung bestimmten, weniger Rücksicht ans die heimischen wirtbschastlickc» Verhältnisse zu nehmen, als dies von Seiten unserer Verbündeten geschieht. In Frankreich sind sebr ernste Ereignisse im Ent stehen begriffen. Durch den Widerstand, den der VerwallungS- ratb der Bergwerks-Gesellschaft in Earmaux den immer dreister werkenden Forderungen der socialdcmo- kratischen Bergarbeiter rntgegenstcUt, ist die französische Regierung, die es nickt gern mit den Arbeitern verderben möchte und deshalb in diesen Fragen schon seit längerer Zeit eine recht bedenkliche Schaukelpolitik befolgt, in nickt geringe Verlegenheit gcrathcn und scheint gar nickt zu wissen, auf welche Weise sie dem immer drobcndcr sich gestaltenden inneren Eonslict zu begegnen bat. Nach den neuesten Nachrichten greift der „TempS" die Regierung heftig an wegen ihrer schwächlichen Haltung gegenüber der zn- nebmenden socialistischen Gefahr. Mehrere republikanische Abgeordnete richteten die Aufforderung an die Regierung, mehrere socialistische Hetzer, welche den Bergleuten in Earmaux offenen Aufruhr predigen, strasgerichtiich zu ver folgen. Auf der anderen Seite protestirte der socialistische Dcputirte Gerville Rcacke in einem Schreiben gegen die Be schlüsse deS VcrwaltnngSratbeS in Earmanp und forderte die Regierung zu Zwang-maßregeln gegen die Gesellschaft aus, und der radikale Dcputirte Lockrcy beabsichtigte, bei der in der Kammer zu erwartenden Debatte über den Streik in Earmaux einen Antrag auf Verstaatlichung der Berg werke zu stellen. In dieser Weise stoße» die Gegen- äyc aus einander und cS wird großer Anstrengungen eilcnö deS Ministerium- Loubet bedürfen, um auS dieser Lage mit heiler Haut bcrvorzugeden. Auch in anderer Richtung entstehen neue Schwierigkeiten und Ver wickelungen. Es ist bekannt, daß die Mcbrbcit der fran zösischen Depulirtenkammer sckutzzöllncrisch gesinnt ist. In zwischen hat, wie schon tclcgrapbiich gemeldet, in St. Etiennc der HandelSministcr Jules Rocke bei einer Bantelreec e>n vollständig sr cihändIcrischeS Programm entwickelt. Er vcrtkeidigte das Handelsabkommen »ul der Schive-z unk engagirte schon jcy! die Verantwortlichkeit deS gesammteu Ministeriums für dasselbe, so daß die Ablehnung durch die Kammer den Sturz des EabinctS bedeuten würde. Eine eigenartige Streitfrage in der Schweiz ist die sinigc über die össentlichc oder geheime Urtbeilö- äerathung der Gerichte. Es gicbt einzelne Eantonc, welche die Ocstenllicstteil eingesükrt staden, auch stestestt sic seit Iabren steil» höchsten eidgenössischen Gericht, leim BundeSgcricht in Lausanne. Der BundeSratk hat nun bei der Revision der Organisation der Rechtspflege Veranlassung genommen, an der Stelle der bisherigen Oeffcntlicstkcit die geheime Be- ralbung vorznscben. Tie nalionaträlhlichc Eommission aber, welche dieser Tage den Entwurs des BnndcsratheS vor- bericll', strick, diese neue Bestimmung und sprach sich mit 0 gegen 2 Stimmen für die Oeffcntlichkcit aus. Tiefer Anficht wird wohl auch die Bundesversammlung sein, wetcke in der Teccinbersitznung in de» Fall kemmt, den Ent wurf zu behandeln. Wetcke UrtkeilSbcraihnng die richtige ist, darüber ist man in der Schwei; verschiedener Ansicht. Im Allgemeine» sind die Advoeatc» und das rechtsuchcndc Publicum dafür, während sich baS Ricsttcrpcrsonal dagegen auslelmt. Ta, wo das Richterpersonal juristisch gebildet ist und sich in der rechtlichen Austastung und Beurtbcilung rer einzelnen Fragen schnell cingeweibt zeigt, zeigt sich gegen die Öffentlichkeit keine ernste Abneigung mehr , dagegen überall da, wo das Personal aus dem Laienpustlicm» auSgewähtt wird »ud stets eine ge wisse Besangeulicit zeigt, wenn es sich darum handelt, vor kr» Parteien, den Anwälten und de»» neugierigen Publicum fick auSzusprechen, ist die Zahl derer, welch« für die Oeffent- lichkeit cmlreten, eine geringe. Der Ständeralh hat sich schon in *>cr Sommerlagnng für die geheime Beratbnng entschiede», er wird aber wohl dem Druck des NationalratbeS, welcher für die Ocsientlicstkcit ist. nackgeben müssen und so den alten Zu stand, der seit 1871 besteht, bestätigen Kelsen. Sckon immer, wenn europäische Reisende und Forscher in den letzten Jahren ibre Schritte nach der ehemals türkische», jetzt laut dem Berliner FricdcnSvertrag unter österreichischer Verwaltung stehenden Provinz Bosnien lenkten, wnßten sic bei genauer Betrachtung von Land »nd Leuten nur Günstiges und VortbeilhafteS zu erzählen von dem Umschwung, der daselbst »nler dem neuen Regime stattgcfnndcn bat, ei» Um schwung, a» dem der österreichische RcichSsinanzministcr Baron von Kallay das wesentlichste Verdienst bat. Wie eS in Bosnien gegenwärtig auösieht, baS kann man wieder auS einem Reisebericht ersehen, den die „Neue Freie Presse" veröffentlicht. Es beißt in dem Bericht u. A.: „Wir halten kaum die Save überschritten, als die Zeichen der gewaltigen Veränderung erschienen und sich immer mehrten. Wer i» BoSnisch-Brood die Bosiicitstnlstahn besteigt, muß über die Massen- bastigkeit des Verkehrs staune», welcher jenem ans den benachbarten Linie» der ungarischen Staatsbahnen kaum »ainhast nachsleht. Die einheimische Bevölkerung stellt naturgemäß das Hauvicontingeiit. Ter stattliche Beg, der niit Gefolge und Dienerschaft aus der Possavina kommt, wo er aus seinen Gittern geweilt, um von seine» Kniete» die Trettna cinzukeben, sucht ei» Uonpö erster Ulasse aus, während die Landbevölkerung in ihrer bunten oriknlaliichen Tracht sich in die viert» Ulasse drängt und der heimliche Mittelstand die dritte Uiasse fällt: di« zweite Ulasse wird zumeist von den reuenden Europäern in Anspruch genommen. Au allen Stationen hcrricht reges Leben, überall strömen die hoch- gewachsenen, stämmigen Sühne de- Lande- herbei, orthodoxe »»»»„» M, !, - E>,i»»W>>> <>, Christinnen In der schwarzen, faltigen Pluderhose, die Zöpfe um den Fez gewunden, besteigen de» Zug, uniörmige Gestalten, das Gesicht mit dem Iaschmak, den Leib mit der Mahroma verhüllt, schic,p'.-n in die FrauenconpSS. Die Bevölkerung, auch die bäuerliche, stal den Wertst der Eijeiibastn rasch begriffe»: wo das Tampsrvß dahinbrau'l. verichwindel da« Traglbier, »nd die Landstraße dient nur „ikstr dem Nachstarverkedrc. Aber bald drängt sich dem Beobachter eine »och er freulichere Wastrnehmung aus. Die Millttur- und GcnLariiierie- Paironillcii, die noch vor wenigen Jahren unausgesetzt längs der Vast» streiften, um de» imgeslürie» Betrieb zu sichern, sind ver schwunden: »ne aus größeren Stationen taucht vereinzelt ein Sicher- heil-orga» aus. Ter Zustand der öffentlichen Sicherheit in den vecupirlen Provinzen ist eben ein ganz normaler geworden, die Zasti der Verbrechen ist keine größere, als in den europäischen Ländern, und man kann eine bosnische Landstraße mit der gleichen Sicherheit beschreitcn, wie eine Chaussee i» de» Alpen- ländern. Lang- der Bahn dehnen sich tu der Ubcne und an den saust aussteigcndk» Gelände,» Tullurslächc» au-, und eS bedarf nur eine- ffüchtige» Blicke-, um zu erkenne», daß viele Grundstücke steuie bebaut sind, die vor Kurzem wüste Strecke» bildeten, während andere i7bjeete, ans denen ehedem kümmer licher Kiikiirutzbau getrieben wurde, einer stöhercn Uuitur zugesüstrt wurdcn. Allinäiig kommen Zeichen des neu erwachten industriellen Lebens zum Borjchei». Aus einzelnen Slalione» erblick« man mächtige Faßdaube,Nager, in Toboj erhebt sich unterhalb der imposante» Burgruine die neu errichtete Zuckerfabrik, di« schon in der unmittelbar bevorsiebeiidcn Campagne den Betrieb ausnchmeil soll, und die großen SpirituSsässcr, die in dieser Station verladen werde», sind Zeugen der Leistungsfähigkeit der Tuzlaer SpirilnSfabrik, welche jährlich 200000 Guide» als Verzehrungssteuer an die bosnische LandcSeasse vdsührt. In Zeniea ist eine förmliche industrielle Uoionie entstanden: neben der Muistl'sche» Papierfabrik und dem Kohtenbergmerke, da« den Kohlenbedars fast de- ganzen Lande« liefert und einer »elterlichen Erweiterung «ntgegengcht, wird eben an der Errichtung eine« Walzwerke« gearbeitet, in welchem die Productc de« reiche» EijcnerzingerS vo» Bares vrriverthet werden sollen." AuSSpalagcbt der „Kreuz-Zeitung" über den Eonslict deS Obercommandirenden der südrus fischen Truppen Generals Dragomiroff mit dem Zaren die folgende interessante Notiz zu: Dragomiroff, der bekanntlich den großen Suwarosf zu copiren sucht, batte sich in einem Armeebefebl sebr drastisch und in echt russischer Ursprünglichkeit über die Untüchtiakeit seiner Truppen ausgelassen. Da« kam ganz unverfälscht dem Zarcu zu Obren, der nun von Dragomiroff verlangte, er solle sich in Zukunft salensäkigcr AuStrücke bedienen. Tragemiroff erklärte darauf, wen» feine Art und Weise mißsalle, welle er lieber seinen Abschied ncbmen. Groß ist die Freude vo» Gurke, der einen Feind und Reben- bublcr IvS wird. Ob die russische Arm« viel verliert, ist eine andere Frage. Dragomiroff war im Grunde doch — Komödiant! Bei der Präsidentenwahl in den Bereinigten Staaten von Nvrdalncrika fällt stets das Volum Lcö Staates New-Aork wegen dessen großer Wählcrzahl in hvkcin Maße in taö Gcwickil. Alle Zweifel über de» zu erwartenden AuSgang des Wablscldzngcs in dem genannten Staat scheine» nunnicbr beseitigt zu sei», nachdem der Senator und srübcrc Gouverneur Tavid B. Hill in der Academy vs Music zu Brooklyn vor looo bervorragenden Demokraten gesprochen bat. „Ich bin ein Tcnivkrat, Zren der Partei", w begann Hill, und schloß mit folgende» Worten: „Lassen Sic uns AtlcS, waö i» unseren Krästcn steht, für den Trinmpl, unserer Partei und die Wai^l nnscrcr auö- aczcichttelcu Bannerträger Elevelanv und Stevenson thun!" Tic Demokraten des ganzcn Landes jubeln Uber den großen Dienst, den ihr Gcnossc Hill dadurch der dcmo- iraliseticn Partei erwiesen hat, und cS iniißle mit mcrk- wurriacii Tinge» zugehen, wenn Elcvcland im Staate New Hort nicht mit bedeutender Mehrheit gewählt werden sollte. Die Ehance» stehe» überhaupt günstig für Elcvcland. Ein großer Tbcil der Geschäftsleute ist entschieden für Taris- refvrm und gegen de» Hochschutzzvll »nd zwar, weit sie mit dem Mac Kinley-Tarif recht traurige geschäftliche Erfahrungen gemacht haben. Das Mae Kmley Gesetz hat nur den greßen Monopolislen die Rcichthümcr des Landes anSgcl'csert. Das Fsuilleton. Dämmerungen. Roma» t» drei Bücher« von Rudolf von Gottschall. Zs Nechdeu« rer»»»». (Fortsetzung.) Enrico RiSpori bestieg wieder sein Pferd und fetzte seinen Ritt weiter sort! Wie anheimelnd erschien ihm diese deutsche Landschaft, nachdem er durch die unermeffencn Fluren und Einöden Nordamerika« gewandert. O, e- gab dort viele Gegenden von malerischem Reiz, gegen welche diese schlichten deutschen Tbäler, Wälder und Hügel nicht auskommen konnten ; aber baS Heimath-zesübl sog bier Nahrung auS Allem, wie bi« Biene au« dem Honig der Blumen: in jeder wechselnden Beleuchtung war ihm die Landschaft vertraut; irgend eine Iugendcrinnerung knüpfte sich an da« dunkle Gewölk über dem Waldhügel, an die über die Kornfelder stiebenden Schatten. Wie oft war der Kirchthurm, der dort gleichsam auS der Erde wuchs, ein Ziel der Sehnsucht tcS Knaben gewesen, für welchen der Jahrmarkt des Städtchens eine Fülle von Genüssen bot. Die Mühle dort im Thal mit dem flutbenken Silber ihrer Räder, vom Epbeu umrankt, unter boben Erlen war ein kostbare- Kleinod seiner Phantasie; dort wobnlr da« reizende kleine Müllermädchcn, daS er einmal seine Füße im Bawe baten sah, und wenn er von Elsen und Feen la-, so mußten sie von dem Kind der Mühle die Züge borgen .. und droben sah aus einer Waldlichtung das verfallene WirtbSbau», in welche« er die Abenteuer verirrter Wanderer, die Uebersälle der Strolche und Räuber verlegte, von denen ibm die schauerlich schönen Romane erzählten, die er a»S der Leihbibliotbel des Städtchen» entlehnte und im Stillen oft auf den Schulbänken las. Noch lagen Nebel in den Thälern; sie schwanden allmälig Von den funkelnden Wiesen. Die Blumen rüsteten sich au« mit dem Perlen- und Temantenschmuck, um die Schmetterlinge I würdig zu empfangen, die jetzt ans den Hecken berau-ffoben, I wo sie ein nächtliche-Lager gesunden; auch der Kohlweißling, I der sonst in nüchternen Gemüsebeeten beimisch ist, batte poetische Anwantluimen und machte mit den Bläulingen unk Pfauenaugen einen Ausflug zu den Blumen der Wiese. Weit konnte brr Reiter den Weg überschauen, den er zurückzulegen batte, bi« er in der Ferne einen Hügel in die Höhe klomm. Eintönige Pappeln bezeickneten ihn, bockragcnd, doch oft mit dürren Wipfeln und flctrrwisckartig zerspliffcncm Gezweig. Gleichviel; dem Ziel der Sehnsucht führten diese Begleiter zu. Morgenfrische ringsum . . warum hatte RiSpor, nie ein gleiches Gefühl i» Amerika, wo eS in unbegrenzte Fernen ging? Dort fehlte der Wicdcrschcin auS den Tagen der Kindheit, welche diesen über Thal und Berg gezogenen Linien gefolgt war, als führten sie zu etwa- unbegreiflich Neuem und Schönem, dessen Traum im Herzen wobntc. Er war früh anfgebrocken; denn e« war ein Ritt von mehreren Stunden, der ibn zum Ziel seine« Besuchs, dem Rittergut des Herrn v. Senden, führte. In früherer Zeit batten die Eltern öfter mit einander verkehrt. Doch seit dem der alle RiSpori sich immer mehr in seine gebeimniß- vollrn Erfindungen vertieft batte, war er menschenscheu ge worben und ani wenigsten erschien der Herr Baron v. Senden, ein leichtbcwezlicher, lebenslustiger Herr, als ein geeigneter Um gang für ihn. Enrico aber hatte durch gelegentliche Besuche noch die allen freundlichen Beziehungen ausrecht gehalten, und so wollte er nach seiner Rückkehr von Nordamerika auch einmal in HelmeSbeim vorsprechen. Blübte dock dort eine liebliche Märchenblume, de« Hause- Tochter Marie, die vor zwei Iabren, ebe Enrico seine Reise antrat, eben herauSivuck« au« der Kindheit und ibrcr zauberischen Frische. Sic mußte jetzt zur Jungfrau erblüht sein unr batte gewiß viel von ,enem Reiz und Zauber in da« neue Lebensalter mit hinüber genommen Wie freute sie fick früher stets seiner Ankunft, wie batte sie ibn in Hof und Park geleitet, ihm alle- Neue gezeigt und erklärt, was dort zu seden war, mit liebevoller Diemtbeslissenbeit. Dir Mutter kam hinterdrein und freute sich deS aufgeweckten Kinde«, da« ihr schon manche Mühen der Gastfreundschaft abnahm; denn Herr von Sende» war von einer Beweglichkeit, die ibm nirgends lange Ruhe gönnte; er »inßte bald vier, dato dort nachscbcn, wurde oft mehrere male in einer halben Stunde abbernsen ; cs herrschte in dem ganzen Schlöffe eine rastlose Gcschästigkeit »nd immer neue Fuhren brachten jüngst cingckaufte Bäume, Blumen, Statuen zur Verschönerung de« Garten«. Wie würbe Marie jetzt den Hcimgekebrten ausnehmen? Würde die Iungsrau nicht zögern, stirer innigen Freude so Ausdruck zu geben, wie c« da« Kind aetban? Und würde er diese Freude nicht vielleicht a»S kleinen Zügen rrratbcn können, in denen da« nicht ganz durch die mädchenhafte Scheu de herrschte Gemülb sich aussprach? Nicht bloS aus dem Ritt durch die heimathlichen Fluren .. auch in den Prairicn Nord amerikas, in den Schluchten seiner Feiscngebirgc, unter den Riesenbäilmen EalisornicnS halte er das Bild des Wieder sehens sich auSgemalt; es war da« Eigenste, wa« er in die ferne Welt mitgenommen, nichts von all dem Großen und Gewaltigen, was dort seinen Sinn und seine Pbantasic be stürmte, vermochte diese Toppelblütbc der Hoffnung und Erinnerung zu erdrücken, die stets von Neuem sich cmvor- richtete mit ihrem die Seele träumerisch berauschenden Dust Ter Weg führte in einen lieblichen Thalgrunk, durch den ein fröhlicher Bach sich wand; immer neue Bilder boten die fick verschiebenden Beracouliffcn, hier Berge mit Waldkronen, zu denen angebaute Felder rmporitiegen, weiterlnn steilere Felsen, über deren senkrechten Abstürzen sich bier und dort eine Burgruine erbob. Burgruinen — das war das alte Europa. In Amerika gab eS keine Spneen so ritterlicher Vergangenheit, nur die Blockbäuser der Wildniß waren dort die Burgen der Landeroberer. Enrico war weit davon entfernt, für die mittelalterliche Herrlichkeit zu schwärme«; aber er hatte doch ein anbeimelntes Gesübl, wenn er zu diesen Burgtrümmern emporschautc. ein Gesübl, daS stet- der Zusammenbang mit der Vergangenheit ergieb«. Todt unk öde ist das der Wildniß abgcrnngcne Neuland. Hier dem alten Europa bat der Gang der Geschichte seine Spuren aufgedrückt und das Wesen »bres Geistes bebt den Sinn und di« Gedanken der Menschen. Weit öffnete fick jetzt der Thalkcffcl, de» eine anmntbigc Rotunde oon Hügeln und böber ansteigende» Bcragestalten dabintcr »mgab: das freundliche Schloß von HelmeSbeim blickte ans bochragendcn Baumgruppen bervor; gewaltige Fichten schienen vor demselben Wackt zu ballen: bobe Wipfel von Eiciicn, Eichen, Linden und Bucken vcrschattelcn den freundlichen Herrensitz. Mit klopfendem Herzen rill Enrico durch die lange Akazicnallee, die aus das offene Tbor dcü VorboscS zu führte. Welcher Empfang würde ihm hier zuthcil werden? Im Schloßbof standen eine Menge Equipagen. Kutscher und Livröebedienlc drängten sich bunt durcheinander: die Tbore de« Herrenhauses selbst w.cren festlich mit o)uirIa»den geschmückt Irgend ein störende« Fest . . . nichts konntc Enrico unangenehmer sei»; er batte schon Lust, wieder »niznlebren. Was sollte er unter de» fremde» Menschen? Die Freude deS Wiedersehen« wurde ibm von ibnen grausam zerpflückt. Doch nein .. wenn es sich »in eine Verlobung, eine Hochzeit handelte. Ibn erfaßte ein unsagbares Bangen . . sollte er durch seine Reise in die Ferne ein Glück verscherzt baden, welches ihm dort stets leuchtend vor der Seele gestanden? Er mußte Gewißheit baden — »nd er crfnbr anch bald die tröstliche Kunde, daß es sich nur um ei» GeburlStagSscst des Herr» Barons handelte. So blieb ibm nichts übrig, als sich unter die Glückwünschenrcn zu mischen und nicht einmal im festtäglichen Gewand; dock er rechnete daraus, daß einem amerikanischen „Lederstrunips" hier manches zu Gute gebasten werden würde. Er trat in den Saal unter die Fracks unk Uniformen und nachdem er die Parole des Hinterwäldler« anSgc- gegeben, die sich alsbald berumsprach, ließ man ibn passircn, ohne über seine äußere Erscheinung sich ausznbalten; ja man wandte ibm von Hause ans rin größere« Interesse zu. De» Schloßberrn selbst brauchte er nicht lange zu suchen: denn er wand sich mit quecksilberner Beweglichkeit durch die Gruppen, überall die Funken seiner guten Laune anSstrcucnd, so daß lächelnde Gesichter seinen Pfad bezcichnctc» Al« er Enrico erblickte, zeigte er ansrichtige Freude, schüttelte ibm die Haud und stellte ibn den zunächst Stebenden vor. eFortsetzung folgt.)
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