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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921007026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892100702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892100702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-07
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M A» tzeuchtqvedtUo» oder de» t» Stad»« »e»tt »ad de» Vororte» errichtete» An»« «-bestelle» a»„holt: vi«t.l,ätzrlich-ch«chL »et »»»tmaliaer täglicher Zuftell»»« i»t Ha»1 LchL Lurch di« Post b«t»g»a für Deutschlaud u»d LesterreH: vierteljährlich -Al 8.— Ltrecte täglich« trrru»daudj«ndu»g tx Tullaud: Moaallich >ch S--^ Die «orgnt^l»S«»be «richei^ täglich ',.7U,r. die AbeX-AXgad» LocheutagS ö vvhr. Ved«r1ia» ,»d Lrpeditio»: 2«»»»»es,«ffr 8. DieGrpeditio» ist WocheatagS uauutrrbrochett geSffuch vo» früh 8 bl« Lb«»bS ? Uhr. Filiale,: vtt» «»»»'» «erti». (Alfred Hat»). UviversitätSstraß« 1, L««tA Lüsche, K-th-rtuevstr. i«, pari, »»d KSulgSplatz I, Abend-Ausgabe tGMr.Tllscblalt J«sertio«spreiS Hle 6 gespaltene Petitzeile 20 P^g) Reklame» »ater dem Nedactlonssinch (4gt- ft-alle») vor b«n gamilieniiachrichle» jü geipatten) 40^. Br-b-re Echrsslen laut unierem Preis« verzcichlliß. T-bell-riicher und Zissernsatz nach höherem Tarif. Srtra>vkil«gen (gesalzt), nur mit dt« Morgen. Au-gab». odne Posibtförderung ul tXb—, m>» Posidesorderung Ul 70.—. ,H° 5U. Politische Tagesschau. * Leidtis. 7. October. Die Erörterung der formalen Behandlung der Mili- tairvorlagr tritt heute etwa» in den Hintergrund, ihr Platz wird aber sofort von der DiScussion ihres militai- tairischen und finanziellen Inhalt« eingenommen, und zwar fiud eS vor Allem conservative Stimmen, welche sich darüber und zwar in durchaus entgegensetztem Sinne äußern — abermals ein Beweis, wir ssehr sich da- geplante Militair- gesetz von allen seinen Borgangern unterscheidet. Zn der „Cous. Corr." tritt ein „hochaiigesebcner Parlamentarier" für die zweijährige Dienstzeit der Infanterie ein. Selbst» verständigst aber mcht die zwcijährigeDienstzeil, die er nur unter sichtlichen «schmerzen acceptirt, Dasjenige, wofür er eigentlich plaidirt, sondern die Hecreöverstärkung, von der nun einmal nach Lage der Dinge die Verkürzung der Dienstzeit nicht getrennt werden kann Die Gründe, die der conservative Abgeordnete für die Nothwendigkeil einer Erhöhung der FricdenSpräsenz ansührt, sind durchaus dieselben, mit denen alle bisherigen militairischen Mehrforderungen motivirt worden sind. Es wird auf unsere geographische Lage inmitten zweier kricgSdräuender Nachbarn hingewiefen und gellend ge macht, daß nur eine ausreichende Kriegsbereitschaft Deutsch lands besten Feinde im Zaume zu halten im Stanke sei. Der Artikclschreiber, ein Großgrundbesitzer, hebt mit tiefstem Bedauern hervor, daß gerade die Landwirlh- schaft von de» Mrhreinstellung von Recruten am härtesten werde betroffen werden, erklärt aber gleichzeitig, daß er die Militairvorlage nicht unter diesem GesichtSpunctc, sondern lediglich unter dem eines für die Sicherheit kcS Vaterlandes nothwendigen Opfers beurtheilc» werde. Wir unserer seits brauchen nicht erst zu betonen, daß diese Aus einandersetzung und der in ihr enthaltene, überdies noch ausdrücklich ergehende Appell an die anderen Parteien die ernsteste und sympathischste Prüfung und keinesfalls jene frivole Zurückweisung verdient, wie sie von radikaler Seile zctzl und früher den Hinweisen aus die nothwcndigc Sicherung unserer Grenzen zu Tbeil geworden ist. Aber der conservative Parlamentarier, indem er die opferheischende Militairvorlage vornweg unter dem Gesichtspunkt de-VerlheidigungSbedürsnisscs acceptirt, läßt doch ein Moment außer Acht, welches die gegen wärtige Lage von allen andern früheren, zu Entscheidungen über Militairvorlagen drängenden«L>ituationen erheblich unterscheidet. Natürlich denken wir nicht an die augenblicklichen, von allen Seiten wahrgenommenen „friedlichen Adspecten". Das kann sich über Nacht ändern. Aber sicher ist, daß die europäische Lage sich nicht zu Ungunstcn verschoben hat, seit der Reichs kanzler und General Caprivi eine HrereSverstärkung, wie die jetzt geplante, nicht nur von sicv abwies, sondern sogar die darauf gerichteten Pläne mit bitterem Spotte verfolgte. Das ist ein der jetzigen Militairvorlaae anhaftende- Novum. Früher kam eS wohl vor, daß ein seine Mehrfortcrunzen »n harten parla mentarischen Kampfe verlheidigender KriegSministcr erklärte: „Jetzt werden wir wohl auf eine ganze Weile genug haben", aber vom militairtechnischen Standpuncle aus sich gegen weitere Er höhungen deS Friedensstandes direct zu verwahren und etwa gar in einer dem Herr» Richter abgelauschtrn AuSdruckSweisc, daö war bis zum November >800 kemem Kanzler oder Minister ein gefallen. War vor zwei Jahren ein Bedürfniß für eine Heere- Verstärkung, wie dir jetzt beabsichtigte, nicht nur nicht vorhanden, sondern wurde sogar eine derartige Truppenvermehrung als militairisch bedenklich gekennzeichnet, so kann diese Frage jetzt nicht wie bei früheren Gelegenheiten auf dir Autorität der militairischen Techniker hin bejaht werden; eS hat nicht nur die auch früher immer geübte strenge Prüfung im Einzelnen stattzufinden, sondern eS muß an die Prüfung selbst unter anderen Voraussetzungen als sonst herangetreten werden. Die- ist dem Parlamentarier in der „Eons. Corr." ent gangen. In seiuen Ausführungen streift er einen hoch wichtigen Punct, an dem eine Opposition nationaler Parteien gewiß nicht einsetzten dürste und würde, der aber Fr«»ll*ton. Anzeiger. Organ fiir Politik, LocalgeWchte, Handels- »nd GcMsMkehr. ÄnnatMkschlub für Inserate: Ab»»d-Au-gadr: Vormittag- 10 Ul>r. Marge» - Ausgabe: Nachmittag» - Uhr. Sonn, und Festtag- früh '«,S Uhr V»t d»» Filiale» und Annahmestellen zeein» Halde Stund« früher. A»ser«t» sind stet« an dl« Expediti«» »u richten. Druck »ud Verlag von S. Pol» ta Leipzig. Areita§ den 7. October 1892. 86. Jahrgang doch nicht so nebenher abgethan werden kann, wie eS durch den Eonservativen geschieht. Er sagt von der Militairvorlage: „Ein Object für irgend welche Eompensationcn auf anderen Gebieten ist sie nicht." Sie freilich nicht; wir glauben gerne, daß Graf Eaprivi nicht aus die Militairvorlage verfallen ist, nur um denl Eentruin die gemachten und zugcdachten Con» cessionen nicht umsonst gewähren zu müssen. Auf andere» Gebieten liegen vielmehr die Eompensationen für die An nahme der Militairvorlage, wenn sie das Eeutrum annimmt. UebrigcnS so ganz compcnsalionsseindlich ist der „bochan- gesehenr Parlamentarier" au« dem Osten auch seinerseits nicht gesonnen. Der Hinweis auf die der Landwirlhschaft an der Rccrutenvcrmehrung erwack,senden Lasten dient ihn, zur Erhebung der Forderung nach „Beseitigung aller der vcrhängniß- vollen Ursachen, welche die Auswanderung der landwirth- schastlichen Bevölkerung inS Ausland oder in die Städte (oder nach den „sächsischen" landwirtbschastlichen Bezirken! Die Red.) zur Folge haben." Mit anderen Worten: mit der Militairvorlage soll als „Eorrelat" die Verkümmerung der Freizügigkeit und vielleicht noch Andere- eingeschmuggelt werben. Neben dem oben erwähnten warmen patriotischen Appell nimmt sich diese kluge Vertretung von StandeS- intrresscn nicht gerade stilvoll an«. Soweit der gouverne- mentale Parlamentarier der „Evnsery. Corrcspondenz". Ganz anders lauten gleichzeitige Auseinandersetzungen der „Kreuzzeilung". Diese Zeitung ist eine grundsätzliche Gegnerin der zweijährigen Dienstzeit: daS ist nicht neu und neu sind auch ihre heute vorgcbrachten Elegengrünte nicht. Aber vollkommen neu und sehr überraschend ist eS, daß die „Kreuzztg." nunmehr die HeereSverstärkung, wie sie geplant ist, selbst unter der Voraussetzung der Beibehal tung der dreijährigen Dienstzeit, für bedenklich er achtet. Sie würde auch in diesem Falle „stutzig" geworden sein, und de», Herzog v o baden könne: staltsinden werde, die vicUeichr polil 'i S ^ aus gute „Wir beme.ken >"»»u..d°ß auch nach un,«,r^^«^ ^ in Quellen stutzende,. »"'«>»'» ^ s.,t "'Ehrung eine« «ul- Qbiaem angedeulcte» «emüdm^cn -u V R-r Thron. gleich« auch in politischer H'NNA. o 1,,,,» Rachkominen- "echte de» Herzog- von Lutt.berlanL und i-.^r --^„dcn schon, im Gange suid und dah u biti ^on man aller- Stellen keineo,veg- ür au«sich°^erlond hinge stark daran zweiselt, daß der Hc „ S „klangen werde. wennschon sich nicht leugnen >°sie,i wird' Los! em° ^ Form der Erledigung dieier "A'^.s<,n„»i-reciu>iche Selbst- Allen gewünschte politische und "fs ^aussind, ständiqkeit unjercS Landes tltwahrt ^ Welsen- Ulme die doch Ulcht zi» leugnenden .Hechle vk» viel sei .»dessen »och °ng'deutet daß man auch dort, w ^n saßt ist, über kurz oder lang eine»Wech,el derselben „cy vouzuo«. Muthloser — bemerkt die „Nat.-Ztg." zu dieser AuS- laffung — kann man sich nicht äußern, da »lan doch vMn bar keineswegs davon überzeugt .st, dav .-m-i°lch- Wkndung dem Land- zu... Heile gere.che» und den Wünschen dcr pol n,ch dcnksäbigc» Bewohnerschast enlspreche» mochte. Wir haben Wir haben mdUme An,7g7 ^.'^l'cheV'Rcsignation, und w.r wieter- „weil ibre (der verlangten Summe) Beantragung im Wider- holen, waS wir früher sagten: d)c Z"lassung er ^ ^ ' sprnch mit den Andeutungen Vertt/s über einen allmäligen die durch >br Verhalten den Anipnich aus ' ^ , ' ' lichc Stelliiiig im Reiche verwirkt bat, zur Regierung »> Braunschweig würde der welsische» Agitation in der preutzilchen Provinz Hannover den mächtigsten neuen Antrieb sieben, einerlei was der Herzog vom Eumberland oder sein Sobn „erklären" mag. Wie man sich mit derartigen Berichten absindct, das zeigt Herr Martin in Hessen ja in belehrendster Weise. Auch der König Georg ha« Proteste gegen ,cden Verzicht auf Hannover hinterlassen, auf dir man sich gegen einen solche» seitens seines Lohnes oder — da dieser wohl ausdrücklich keinen leisten wiro — seines Enkel« wird berufen können. Aufbau der Armee, im Widerspruch mit den Aeußerungen deS Reichskanzlers über die rugo clos uoinbros und mit den ÄuSsHH- rnngen stände, die bei den letzten ElatSberathnngcn von dem RegierungStische fielen, welche rin schrittweiscSVorwärtS- gchrn und systematisches Anbabnen neuer Schritte im Heer wesen empfehlen". „Oder", fragt die „Kreuzzeilung", „herrschen dort oben doppelte Anschauungen'?" Die „Nord. AUg. Ztg,", die in ihrer Abendausgabe eine Artikelserie gegen dir Aus- sührungen der „Kreuzzeilung" eröffnet, beantwortet diese Frage nicht und beschränkt sich vorerst auf eine sachliche Erörterung, im Verlause deren sie der Vermuthung Aus druck giebt, daß die verbündeten Regierungen sich aller dingS „nicht aus Vorliebe für die zweijährige Dienst zeit an sich, sondern aus politischen, unserem militai- rischen Verhältniß anderen Staaten gegenüber entnom menen Motiven entschließen dürsten". Die „Krcuzzeitung" wird sich damit nicht zufrieden geben, sie hat unter den nach ibrer Auffassung die Regierung bestimmenden politische» Motiven — i»nerpoliti)che, parteipolitische verstanden. Die „Nordd. Allg. Ztg." schließt ihre Entgegnung mit der Versicherung, „daß versucht werden wird, in mehr als einer Beziehung an die Ideen der preußischen älteren Wehrver- fassung, insbesondere an die der Reorganisation von tdi-t anknüpsend, diese ohne Bruch mit der Vergangenheit sort- zubildcn". Wie diese allgemeine Zusicherung zu verstehen ist, wird das Regierungsblatt wohl morgen auöeindersetzen. Je unablässiger trotz der Beseitigung der Zedlitz'schcn Schulvorlagc durch die Initiative der preußischen Krone und trotz der maßlosen Forderungen deS EentrumS die Gerüchte über Eonccssioncn wiederkchren, die in Preußen den Kleri- kaliSmu« zum Zwecke seiner „Versöhnung" gemacht werten sollen, um so begreiflicher ist eS, daß auch die Meldungen über neue Versuche zur „Versöhnung" der Welfe» Glaube» finden. So bemerkt die „Braunschweig. LandcSztg." zu dem Gerüchte, daß io Schönbrunn zwischen Kaiser Wilhelm Im Schooße des ungarischen Ministerium« sollten nach mehreren vorliegenden Meldungen llneinigkeiten wegen der kirchenpol > tischcn Fragen entstanden und eine EabinetSkrisiS bcrvorgerufcn sei», die den Austritt einiger Minister zur Folge haben werde. Man brachte mit dieser Angelegenheit die Reise des Ministerpräsidenlen Graf Sza- pary nach Gödöllö, wo er dem Kaiser Vortrag gehalten habe, in Verbindung. Jetzt erklärt ein dem Pester Eabinet nahe stehendes Organ, die „Ungarische Post", aus Grund autben- tischer Mitthcitungen versichern zu können, daß alle Behaup tungen von angeblich inncrdalb der ungarischen Regierung betreffs der EultuSresorm bestehenden Differenzen mit allen daran geknüpften Schlußfolgerungen, namentlich auch betreffs eventueller Personalverändernngen, jeder Begründung entbehren. DaS in Petersburg verbreitete Gerücht von einer bevor siebenden Zusammenkunft des Kaisers Franz Joses mit dem Zaren ist dekanntlich von Wien auS kategorisch tementirt worden. Wenn jetzt auch der „Daily Telegraph" dieses Gerücht erwähnt, so geschieht da« in einer Weise, die deutlich zeigt, daß man eS mit einer Erfindung zu thun bat. Denn in dem Berichte des „Daily Telegraph" wird erzählt, daß die angebliche Zusammenkunft «och nicht vereinbart sei» daß aber der österreichische Botschafter in Petersburg seine Bemühungen sortsetze, eine solche Zusammenkunft herbei zusühren, und hoffe, daß diese Bemühungen erfolgreich sein werken. Nun ist, wie bereits gemeldet, einerseits nicht dcr >lar i» Petersburg anwesend, andererseits weilt der iuer- reichische Botschafter auf Urlaub. Man ersieht also hie.ans, waS von der erwähnten Ausstreuung zu Hallen ist. Der Berichterstatter dcS „Daily Telegraph" war also sehr vor- sjchli,' wenn er seiner Meldung hinzufügle, daß die Be gegnung noch nicht vereinbart sei; nur hälle er sich das Wörtchen „noch" ersparen können, da, wie aus Allem hervor geht, bisher eine Anregung zu einer solchen Begegnung keiner Seile Vorgelegen zu haben scheint. Es ist bis jetzt nicht bekannt, welche Beschlüsse der fran zösische Ministcrrath in Betreff der Vorgänge in Earmauz gefaßt hat und in welcher Weise der daselbst ge störten öffentliche» Orbnung wieder zu ibrci» Recht verholten werten soll. Es scheint auf den ersten Augenblick kaum be grcislich, daß die französische Regierung in einer Sache, die an sich nicht» weniger als dunkel »st. sich nicht zur Tbat aus- raffcn kau» und in Earmaup einen Zustand duldet, für den Gesetzlosigkeit und Schreckensherrschaft die einzig zutreffenden Bezeichnungen sind. Es kandcll sich in Earmaup weder um Lvhnstreitigkeilen, noch um Zwistigkeiken wegen der Arbeitsstunden, »och um sonstige materielle Dinge, sonder» lediglich um dieFrage, vb dieDireclion dcrGrubcn die Berechti gung habe» soll, einen Arbeiter, der nicht seine Pflicht Ikul.dcr sich un keinerlei Regel und Ordnung ball, zu entlassen. Ein solcher Arbeiter ist der Bürger Ealvignae, zugleich Secretair de« GewerkvereinS odcr SyndiealS unk Bürgermeister von Earmaux. Es giebt auch anderswo in Frankreich Arbeiter, die zum Bürgermeister oder Beigeordneten gewählt worden sind und sich mit ihren Arbeitgeber» gütlich geeinigt baden über die Art und Weise, wie sich AmtSlbäligkeil und BcrusSIbätigkcit vereinigen lassen. An ankeren Orte» haben die Bürgermeister ibre Entlassung genommen und ihren Unterhalt auf andere Weise verdient. In St. Denis hat der Gcmcindcratk dem Bürgermeister 5000 Franken sür RepräsentalionSkosteii anS- von Dämmerungen. Roman in drei Bücher» von Rudolf von Bottschall, gz Aachtruil »erdete». (Fortsetzung.) „Gewiß . . zehntausend Mark davon müssen für die Wirth- schaft verwendet werden, um daS Nothdürftigste herzustellen, zu ersetzen und durchzufübren; ich will nicht, daß da« schöne Besitztbum zu Grunde geht." „Wie soll ich dann auskommen?" „DaS ist Deine Sorge! Schränke Dich ein! Dein Credit beruht auf diesem Gute." „DaS ist wohl wahr . ." „Hier gilt'« nicht zu entdecken, nein, zu pflegen, zu er halten. Tie Kräfte der Mutter Erde sind kein Grheiinniß, die fruchtbringenden Gewalten, Sonnenschein und Regen, allen Völkern bekannt. Man muß den Segen entbinden, der in der Scholle schlummert. Werde auch einmal dev alltäglichen Stoffmischung gerecht. Chemischer Dünger schafft keine Unsterblichkeit, aber volle- Gedeihen der Accker, wenn er recht verwendet wird. Ich habe die Cbemic de- Acker baues studirt . . schenke mir darin Vertrauen. Wenn auch einmal Monate lang kein Rauch aus Deiner Esse in die Lüfte wirbelt . „Nimmermehr.." versetzte RiSpori.. „keine Unterbrechung, jeder Atbemzug Leben ist kostbar sür mein Werk. Doch ich sehe rin, eS muß etwa- für da» Gut geschehen, damit mein Credit wieder wächst. Ich will einige Zeit gleichsam nicht vollen Dampf «eben, vielleicht ersetzt ein glücklicher Gedanke die fehlende Arbeit." Enrico drückte seinem Vater die Hand; ihm warS, als habe er einen kleinen Sieg über denselben rrsochten. Auch hoffte er zu besseren Bedingungen als dieser die unerläß liche Summe aufzolreibrn. Zwar erfüllte ihn die aber malige Schmälerung de« Erbe« für seine Familie mit Weh muth; doch er sah dies Unabänderliche ein. Und noch war nichts verloren; auch bei der gesteigerten Schuldenlast ließ sich daS Gut sehr wohl behaupten. Doch die Zukunft'? Er hoffte auf einen Sieg der Vernunft, und daß er allmälig Macht über den Vater gewinnen würde, besonders wenn er zunächst seinen Wünschen, wenigstens zum Theil, c»t gegenkomme. Mit den aetenmäßigen Nachweisen ausgerüstet, machte er sich bald aus den Weg. Als er in den Wagen stieg, stände» oben am Fenster die Mutter und der kleine Umberto und winkten ihm freundliche Grüße zu. Ein liebes Bild . . . das war die Heimathl O wenn doch diese alle glücklich werden könnten! Vierte- Capitel. Enrico fuhr in den leuchtenden Sommertag . . . Sorgen für die Zukunft, aber auch frohe Hoffnungen im Herzen. Sah er doch beim Vorüberfahrcn in der Ferne die Gruppe von Fichten, Eichen und Bucken, unter deren hockwipftligem Schutz das freundliche HelnieSkeim gebettet lag. DaS waren die Hüter eine- köstlichen Schatze«. Sein Herz schlug höher, wenn er der lieblichen Marie gedachte. Er hätte mit den Lerchen hinausjubeln mögen in den vlauen Himmel — und wenn eS in den Pappeln am Wca rauschte und dir Aehren auf den weilen Kornfeldern im Windhauch auf und nieder wallten und ver silberne Fluß mit seinen Windungen zwischen den Waldhllgeln im Sonnenglanz ausblitzte und hier und dort sich ein« duftige Fernsicht entschleierte — da war« ihm so frohgemuth um« Herz, da glaubte er die Stimme einer schönen Zukunft zu hören und da« Aufleuchten eine- ihm winkenden Glücke- zu sehen. Und wenn ein dumpfe- Gefühl von Bangigkeit sich darein mischte, so ließ er e« nicht aus- kommen; er preßte die Hand aus» Her,. Der Qualn, auS der Esse de- Vater- sollt« seinen Glücksstern nicht verdunkeln. Als er im Hotel zum golden-n Anker angekommen war und die breiten, von riesigen Kirschlorbeern bewachten Stufen binausstiez, da hörte er aus dem Vorstur de» Stockwerke« über sich eine welternde Stimme . . . eine Stimme, die in ibrer Irampsbastcn Steigerung durch Mark und Bein ging. E« war ein Ausbruch böchste» Zorne« — und alsbald stogen dem Ankömmling die Stufen herab entgegen ein Kellner, rer an den Kübel eine- KirschlorbeerbaumS auprallte und durch den harten Anprall in nnliebsainer Weise da« Gleichgewicht wiedcrfand, und ei» Hausknecht, dem beim jaden Herabsallrn eine ganze Ladung von Röcken mit der Bürste und dem Klopsstock aus der Hand glitt. Das grollende Unwetter oben verlor sich inzwischen hinter der zugtscblagencn Thür eine« Gastzimmers. „WaS giebt es denn ?" fragte Enrico Len ihn begleitenden Oberkellner. „Irgend eine Kleinigkeit. Gras Febrrnthal bat seine schlimmen Stunden. Es ist ein sehr zornmüthigcr Herr, und wenn ihm etwa« in die Quere kommt, kennt er sich selbst nicht. Doch r« ist einer unserer Gäste, die am meisten daraufgehen lassen . . und da muß man schon Manche« mit in den Kauf nehmen." Die feindselige Gesinnung, welche Enrico gegen den hoch- fahrenden Grasen hegte, wurde durch diesen Zwischenfall nur verstärkt. Ei» vornebmer Herr, aber ein brutaler Selbst- Herrscher . . da« hatte Enrico schon immer über ihn gehört . wie peinlich war eS ibi», daß der Graf in HelmeSheim z» den HauSsreuiiben gehörte. Enrico machte sich bald auf den Weg, so ungern er a,S B.ttsteller an trrmdcn Tdüren anklopftr; er begab sich zunächst ,»m Rentier Faber, der in einer schönen Villa wohnte, vor welcher eine Vorhalle mit korinthischen Säulen mit berau«- sorderndem Prunk paradirte. Er saß aus einem Sopha in einem buntscheckigen Schlasrock und war mit einem, wie er selbst es nannte „opulenten" Frühstück beschäftigt. ,u welchem er den zunaen Herrn RiSpori herablassend mit einlud. „Reiche V-uIe tiininic Leute" — rin jedenfalls unhaltbarer Satz, aber be, Emporkömmlingen wie Faber fand er volle Ve,ta„gung. Ursprünglich rin besitzloser Agent, wurde er Bauunternehmer, al« er einen guten Freund gesunden, der seiner UnternebmungSlust mit dem nötbigen Vertrauen und dem notbigen Gelbe unter die Arme griff ' Man darf von der Freundschast nicht gering denken, zwar Orest und PylateS Earlo« und Pvsa dergleichen ist nicht mehr Mode aber werth, als der besonnene Lvlade« und der schwärmerische Pvsa . . . man kann mit anderer Leute Geld rin reicher Mann werden. Und viel sa)t »nr um seine Bürgermeisterei gekümmert und, aus seine Macht als Leiter des Arbeiterverdandes trotzend, seine übrigen- leichte Arbeit über der Erde einfach vernachlässigt. In zwei Monaten hat er 48 Tage nicht gearbeitet und die Dircelion der Grube» war in ibrcm vollsten Rechte, als sie ihn entließ. Die Folge dieses Schrittes war tan» der Aus- stand unk ein wüster Aufruhr, in welche», daS Hans de« Grubcndircctorö gestürmt und >bm mit Gewalt, in Gegen wart de« Bürger« Calvignac, seine eigene schriftliche Ent lassung abgcriingen wurde. Wegen ihres Vorgehens bei dieser Gelegenheit wurden vor der Strafkammer in Albi zwei von den Hauptthciluctmiern z» vier Monate», einer zu drei, drei zu einem Monat, einer zu t t Tage» und einer zu ackt Tagen Gefängnis; verurtheilt. Seit diesem Aufruhr sind Truppen nach Carmaup gelegt worden, die man jedoch im Hinter gründe hält, um die Arbeiter und ihre Führer nicht zu reizen. Die Werke liegen vollständig still. Von den Arbeitern — eS sind in gewöhnliche» Zeilen dort einige 5000 Mann be schäftigt — ist etwa die Hälfte in eigenen kleinen Anwesen seßhaft und treibt etwas Ackerbau, so daß die Leute eine Weile auch ohne Bcrujsarbeit ihr Leben fristen könne». Die andcre Hälfte besteht meist c,»S zilgewanderten Elementen »»d hält sich mit de» allenthalben gesammelten Spenden nolkdürftig am Leben; indessen die Noth ist nachgerade sekr fühlbar geworden, der AuSstand keineswegs volkSlhümlicl, und eine bedculcndc Zahl der Arbeiter, man spricht von üoo Mann, ist vollständig bereit, wieder ciiizusahrcn. Mehr und mehr wird es bekannt, daß die Ernte vieler russischen GvuvernenientS auch in diesem Jahre schlecht auSgcsatteu ist. Eine Art Noth- standS-Comitä, cniö dem Minister de- Innern und Ver Verstand ist dazu auch nicht nölbig: daS bewies Herr Faber, dem alle Unternehmungen glückten, so daß er zuletzt nicht mehr das Geld des Freundes brauchte, sondern mit seinem eigenen Capital noch erfolgreicher weiter wirthschaftete, Bau Plätze ankanfte, Straßen anlegte. Häuserviertel baute und zuletzt ein Man» wurde, der auf Andere mit Recht bcrab- ftben konnte. Und da- ist dock daS Hauptziel irdischen Streben«. Dabei batte er noch eine kleine Passion, die mit seiner Mciischensreundlichkcit zusammenbing: er lieh Geld a»S gegen sichere Bürgschaften und Hnpolbckcn und wurde so ein Mann des Segens sür die nothlcidende Menschheit. DaS schwammige, aufgedunsene Gesicht mit der hcrvor- springcndcn Unterlippe und der niedrige» Stirn, aus welche einzelne Haarbüschel inelaiicholisch hcrabhingen, war vom Genuß des starken FrühstilckwcinS geröthet; mit einem Behage», da- sich besonder- in einem breiten Lächeln zeigte, sprach er davon, daß er zu rechter Zeit seine Bauunteriiebmungen ein geschränkt habe, da die Cciijuncturen jetzt »ugiinstig würden, und daß er sich jetzt nur des gewonnenen Gute« erfreue. „Wer nicht etwas vom Laubsrosch in sich bat, der soll nicht speculiren. Ich bin der geborene Laubsrosch. baha, ich spür « in mir, ob Regen oder Sonnenschein kommt — und dciiinach hock' ich unten oder ganz oben auf der Leiter. Jetzt bin ich schon lange nicht medr in die Höbe geklettert. Ein Gläschen Malaga ... wie wär'S! Doch wa« verschafft mir eigentlich da« Vergnüge». Ein Geschäftchen . . . wie ?" Enrico zögerte jetzt nicht, mit seinem Anliegen hervor- zutretrn ; doch Faber machte ein sußsaureS Gesicht „Ihren Herrn Vater in Ebren — aber mit einem solchen Herrn kann man keine Geschäfte machen." „Ueberzrugen Tie sich doch. Diese Abschrift auS dem Grundbucke . . »Ich sebe mir nicht bloS die Güter und Häuser, sondern auch dir Menschen an. Und sind das unsichere Kunden . „Herr Faber . . ." „Ich spreche als Geschäftsmann! Ihr Herr Vater ist sonst ein sehr braver Mann: aber er hat eine Passiv», die alles in den Rauclssang bineinrustet. Oder seine Kessel explodirrn einmal, dann bricht alle« zusammen. Ich nehme
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