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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921011015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-11
- Monat1892-10
- Jahr1892
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Morgen-Ausgabe. nno a-eirerreuh: vierkeiiaorua» ^l S.—. Direct» täglich, Kreuzbands«»» »»» i»s >u»la»L: moaatiich 0.-^ Dir MortzNi-U^gaLe erscheint täglich V,7Uhr. di» Ubeud-Ausgab« Woche» tag» 5 Uhr. Lr^lrti«» «»tz Lr-eLUiou: L»tz«i»r»««ffr 8. Di. I« krp»ditio» ist Wochentag» »»»»trrbroche, »»»««» von früh 8 btt «beud« 7 Uhr. Filiale«: vtt» ««»«'» e-rti«. <«lfre» Var«), Uaiverfitüttür-b» ^ L««it» LSkche. Kathariurustr. 14. Part, und KSak-tplatz 7. WMer.TilMalt Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeMte, Handels- und Geschäftsverkehr. 52«. Amtliche Bekanntmachungen. iöelunmtmachung. Ersucht wird die am 5. Mai 1855 in Aolkenburg geborene Anna Marie veno, vodnr, welche zur Fürsorge jür ihren Sohn anznhaUe» ist. Leipzig, am 7. Oktober 1892. Der Nattz »er Stadt Leipzig, Armeu-Amt. «bth. Uli,. Md. 966. Hentschel. WSNer. JtisertionspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem RedaetionSstrich <4 ge« spalte») 50-H. vor den Familiennachrlchl«» (6 gespalten) 40-H. Gröbere Schrillen laut unserem Preis- verzeichnib. Tabellarischer und Ziffernsap nach höherem Tarij. Srtra-Beilage« (gesalzt,, nur mit de» Morgen-Äuegade, ohne Posibeiörderung 60.—, mit Postdesorderung 7V.—. Iinnahmrschluß für Inserate: Abead-Au-gabe: Vormittag- 10 Ubr. Morgen«Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Sonn- und Festtag» srüh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annabmestelleu ;e ein. halbe Stunde früher. Luserat« sind stet» an di« Erprdttiaa zu richten. Druck ond Verlag von E. Pol» in Leipzig. Dieuötag den 11. Oktober 18S2. 8V. Jahrgang Diebstahls-Lekamltlliachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine sUbrrne Vylinder-Memontoiruhr mit Secunde und Goldrand, kranzähn ltch« Verzierung auf der Rückseite, mit den ein- gekritzelten Buchstaben „3. X. , Fobriknummer 1994-1 und anbangen- der seiugliedriger gelber MktaUtctte mit Larabincr, ein Rcgrn- schtr« mit Ichwarzhalbseideiiem Bezug, gelbe,» Slock. gebogenem Horngriff mit Pcrlmuitereinlage und weiden MctaUspitzen an de» Stabenden, am 2. d. M.; 2) ein »oidener Tamrnring mit Türkis und 2 weiden Perlen, Anfang v. M.; 3) eine sildrrne Ctzlindrr-Mrmontoiruhr mit Goldrand, Secunde und verzierter Rückseite, rin tklrbrtlstuch, Krankcn- caffriidoch und dtv. Zeugnisse, ans ,sodann korunohvle' lautend, am K. d. M.: 4) rin tüinterüderjiever von dunkelblauem Stoff, mit schwarzem Sammetkragen, rothearrirtem Futter, Bordeuclnsasjung und tkettcheu- Henkel, am 15. vor. Mt».; 5) ein Sommcrübcrzteher von gestreislem, silbergrauem Stoff, mit schwarzem Schoob-Futter, bunlcarrirtem Acniiettutler, Stein- nubknöpfen mit verdeckter Batterie und ikeUchenhcukel, am 24. vor. Monat»; 6) ein schwnrzrS Aackct mit 8 Reihen Steinniikknüpsen, schwarzem Schoost- u»d grauem Aermelfutter, am 6. d. M.; 7) ein »rauner Winterüderzirber, neu, sür größere Knaben passend, mit schwarzem Sammetkragen und baumwollenem Fntler, Anfang August d. I.: 8) ein Sominernderzichrr von hellbraunem, gestreiftem Stoff, mit einer Reihe Hornknöpse, braiinlcidcnem, carrirlem Futter und Settcheiiheukel, und eia steifer brauner Ailzhut mit der Brzrichuuug „O. tlolmmvu" im Futter, am 8. d. M.; 9) ei« Regrumii Ittel. ziemlich neu, non schivarzem Cheviot, mit Tailleuband, hohen Aermeln, Stehkragen n»d grostca Hornkuöpsru, vom 2. bis 5. d. M.: 10) ein Kübel Margarine, 50 Pfund schwer, mit dem Signum „ö. 0. dl. 8911. ttrittc-nhuluioheu", vom 29. bis 30. v. M.; 11) eine Zug-Harmonika, ziemlich neu. am 1. d. M.; 12) ein Packet von braunem Papier, enthaltend lOOO Stück Cigarren in 10 Packele» 4100 Stück, mit der Bezeichnung „Onbilist", am 1. d. M.: 13) ca. 4—500 Stück Cigarren, in grüne» Papier »in- geschlagen, vom V. bis 7. d. M.; 14) 4 auSgeschlachlete dalbe Schweine, drei derselben mit dem Zeichen 83 bezw. 711 und bezw. 85V, am 29. und 30. v. bezw. am 6. d. M.; 15) et» Cisenbohrmaschtne — sogenannte «narre, englische« Fabrikat —, am 20. v. M.; 16) ei« Handwagen, 2rLdrig, dunkelblau gestrichen, mit der Finna „6. 3. Otto, Toivrlz-', am 29. v. M. ; 17) ca. 10 Schock Scer. am 6. d. M.; 18) ein Handwagen, 4rädrig, mit Lallet, belegt, die Firma „k. ü. Ililllor" tragend, an, 5. d. M. Stivaiae Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Lhäler stnd ungesäumt bei unserer Criunual- Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 10. October 1892. Da» Psttzetamt »er Stadt Leipzig. Brrtschneidcr. W- produclknbörse )n Leipzig. Die den Vörseiibcsttcher» (Inhabern von HalbjahrSkarten) zu- stehend» Wahl »an 3 Mitgliedern de» Schät;»ngS-rtu»schusstS — behus» Umlegung der Iahre-beiträge sür 1892 — findet Dienstag, den 11. Oktober ». I., unmittelbar nach Börsenichluß bezw. Beendigung der PreiSnolirungen im BorstandSzimmcr statt. Falls die erforderliche absolute Majorität nicht schon beim ersten Male erzielt worden sein sollte, wird sich sosort ein zweiter Wnhlaang anschlicsten. Näheres besagt der Börscnauschlag. Leipzig, den 1. Lclober 1892. Die Abgeordneten der 1. Abtheilung he» VörseiivorstandcS: F. Schmidt. Georg Schroedre. Louis Steindrecht. BleyI, Börseuseeremr. Lekauutmachuu-. Der C«nstrn»audcn-Uuterricht beginnt in hiesiger Parochie am 17. Ortober. Tie Geifilichen werden di« «inder nach Seel. sorger-Bezirken unterrichlrn und confirmiren. Der Seeljorger-Bezirk de» Paslor Rausch umfaßt die Borvitz-, Chaussee-, Genieinde-, Kapellen-, Kohlgarten-, Kronprinz-, Lilien-, Marschall-, Rathhau-., Schul- und LSurzener Straße. De» Herrn Diakonu» Müller die Augusten-, Charlotten-, Tichoriu»-, Feld«, Grcnzslraßc, Gerichtsweg, Heinrich-, Louisen-, untere Münster-, Nosiitzslrahe, Täubcheuweg, Liese-, Wallwitz, und Zweinaundorfer Straste.' De« Herrn Diakon,l« Nt. Ahner die Albert-, Dromme-, Carola-, Eilenburger-, Friedrich August-, FricctuS-, Gulenberg-, Hohenzollern-, HoSpikalstrabr, JohanniS-Allee, Josephlneu-, Mühi-, obere Münster-, Ost-, Reitzenhainer-, Riebeck-, Schwarzenberg-, Llistl-, Stötlerttzer-, Victoria- und Wilhelnistkaße. De» HilfSgeistlichcn dir Constanlin-, Eisenbahn-, Elsa-, Kuchen- garten-, Leipziger», Luther^. Margarethen-, Meianchthon-, Rabeth-, Seiten-, Senesrider- und Tauchaer Slraße. Gymnasiasten und Realschüler wetten in besonderer Abtheilung unterrichtet werden. 2ä««ntlichk Canfiruiandcn werden andurch aufgcsordert, Mttt« Wach, den 13. vctober, Nachmittag» 3 Uhr. zu einer C, unug»a»dacht in dem Schiffe der Kirche sich rinzufiiiden. Eltern und Angehörige, die etwa an der Andacht Iheilnehmen vollen, werden gebeten, aus den Empore» Platz zu nehmen. Letpzig^ieuhuttz. am 9. Lclober 1892. Pkarramt St. Markus. Sd. Rausch, Pastor. Die Wahlbewegung in Italien. Der Rede, welch» drr italienische Arbeit-minister Genala bei einem Festmahl in EreMoiia am 73. September hielt, folgt» a» 7. Oktober dir Wahlrede de» früheren Finanz uat«r dkudini, Tolombo, in Mailand Der Gegensatz h«id«» -nndgrbunzr» ist scharf, dr», Genala hält «inistrr» Misch« den Militair-Etat in der Höhe, daß Italien dadurch nicht wcbrioS wird, für uncnlbehrlich, während Colombo von drr Negierung nicht mehr und nicht weniger verlangt, als daß sie die „große Politik" ansgicbl und am KriegSbudgel 25 dr» 30 Millionen ersparen solle durch eine organische Reform der Armee, wie er sich au-drückt. Was taninler z» verstehen, ist das Gehcimniß des NctiicrS, denn wenn eine solche Revrgani- ation möglich wäre, wie sie Colombo empsicblt, daun miißte >ie HeercSorganisalion aus Aanz falscher Grundlage ruhen. Die Lösung dcö GcbciinnisseS ilt aber ganz einfach, sie besieht in der Berniindcrung des HeercS um" zwei ArmcccorpS — das nennt ein Tdcii rer Itaiiencr organische Resorni. Daß sich hier an Stelle des fehlenden Begriffs zur rechten ^jcil ein Wort gesunden hat, gebt schon daran» hervor, das; Zlolombo gleichzeitig da» Aufgeben der Großmachtspoiitik Italiens ver langt. AIS ob ci» Land, das erst vor 22 Jahren seine Ein heit gewonnen bat. in der Lage wäre, ein Sonderdascin zu "ähren, wenn ein europäischer Ärieg ansbricht, und sich vem Kampfe fern zu kalten unter dem Hinweise auf die mangel- bafre Beschaffenheit seiner Finanzen, die eS »dm nicht gestatten, ich an einem kostspieligen Kriege zu bethciligcn. Wir niüsscn gestehen, daß wir bisher von Herrn Colombo eine andere Meinung hatten, nnd diese war ciMtanden, nach dem er die Schäden der inneren Lcrwalttiiig dloßgelcgt hakte. In durchaus einleuchtender Weise halte Colombo kurz vor seinen! Rücktritt auSciuandcrgesctzt, daß Italien viel zu theucr verwaltet werde, weil die Unterschiede auS der Zeit de« PartcculariSmnS noch nicht ausgeglichen wären, weil der ganze BerwallungSapparat, wie er vor 33 Jahren bestanden hatte, noch in Kraft geblieben war mit seinen vielen kleinen Unterabtbeilungrn, den weit über den Bedarf hinan- bestehenden Universitäten (22), dem zum großen Theil überflüssigen Beamteiipersoiial, und dabei ohne den cr- sordcrlichen Grad von Ccntralisation, ohne den ein große» Staatswescn überhaupt auf die Dauer nicht regiert werden kann Daß die Verwaltung im Argen liegt, seben wir an den Zuständen in der Romagna und aus Sicilien, wo das Räuber unwesen in erschreckender Weise zuniinmt. Da ist allerdings die organische Umwandlung am Platze, aber nickt in der Arme«, die schon in ihrer fetzigen Stärk» völlig unzurelckend ist im Bcrglrich mit den Heeren, welche andere Großmächte unterhalten. Der Minister Ge»mla hat sehr zeitgemäß ins die Rüstungen der neutralen Schweiz ansmcrksam gemacht, hinter denen die Italiens noch zuriickbliebc», aber er bat damit leider im Lande nicht den Eindruck erzielt, de» man davon hätte erwarten solle». Der Italiener stellt sich im Durchschnitt nickt auf den Standpunkt, daß er die seit dem Iabre 1859 errungenen Güter der nationalen Ein heit und Unabhängigkeit gegen jeden Angriff vcrtheidigc» müsse, sondern er glaubt, daß er jetzt aus seinen Lor beeren ruhen könne. Der Gedanke, was werden soll, wenn etwa französische Colonnen die italienische Grenze überschreiten, ohne daß Italien über entsprechende Streit krafte verfügte, um sie abzuweisen, wird gar nickt in Betracht gezogen. Herr Colombo sagt einfach: „Wenn Italien die seinen Interessen fern liegende große Politik aus- gicbl, wird sich daS Land der Wiederherstellung seiner Finanz tage widmen können." Das ist ein großer und verbängniß- vollcr Irrlhum, denn nur ein auf den Krieg wohl vorbereitetes Italien ist überhaupt in brr Lage, seine Einheit und Unab hängigkcit aufrecht zu erhalten. Ist eS etwa die Schuld der gegenwärtige» Negierung, daß Mancilii sich i» kostspielige Coloniat-Unternchmuiigcn eingelassen und Italiens Kräsie iilAcihiopie» nutzlos vergeudet bat? Oker kann inan daS Ministerium Givlitti dafür verantwortlich mache», daß alle früheren Regierungen versäumt habe», d>e reformbedürftige Verwaltung zu reorganisier» und zu vcr einfachen? Ist etwa die politische Lage in Italien durch teil Beitritt Deutschlands nnd Oesterreich Ungarns verschlechte, I worden, sind ihm dadurch nne:schwiiiglichc Ausgaben erwachsen? Wozu denn ei» Bautcii-Etat von vier Milliarden, wenn di: Aushebung des ZwangScourscS der italienische» Banknoten erst vor einigen Jahren mit Nvth und Mühe erreicht werden konnte? Wir hätten von Herr» Colombo nach seinem früheren Auftreten erwartet, daß er die Negierung bei der Lösung ihrer schwere» Aufgabe, Italien zu revrganisiren uns ans eine feste Grundlage zu stelle», unterstützen, aber nickt, das; er seine unzweifelhaft bedeutende» Fähigkeiten dafür einsetze» würde, um >l>r Verlegenheiten z» bereue» und das ohnehin fehlende politische Gleichgewicht »eck weiter zu stören. Colombo sagt: »Dir einzige große Frage für Italien ist die Finanzsrage." DaS iit aber grunr- falsch; d»e erste und einzige Frage für Italien ist die rer Ausrechlcrhaltunz seiner kauni erlangten Einheit und Unabhängigkeit. Ein solches Schlaraffenleben führe» die europäischen Großmächte nicht, daß sie sage» könnte»: Wir wollen uns auf die Besorgung unserer eigenen Angelegenheiten beschränken, das Ausland oder, um mit Colombo zu rede», die große Politik gebt uns nicht» a» Jeder Bürger hat Pflichten gegen tcn Staat zu erfülle» und ein» große Nation als Ganze« sollte keine Pflichlcn haben, deren Erfüllung ihr den Genuß ihrer Epistenz in der Reibe der europäische» Mächte gewährleistet? Die gegenwärtige Wahlbeweguiig in Italien bat unter keineswegs günstigen Zeichen begoniicn.dc»» die RcdeColoniho'S, die im Beisein oon Senatoren und Abgeordneten, von Ver tretern der Behörde» und sonstige» hervorragenden Personen gehalten wurde, ist sehr beifällig ausgenommen worden. Tie Lombarvei ist freilich nicht Italien, aber Sirenensiininlen wie di« Colombo'S, welche so gefährliche Sätze ausstellcn wie de», daß Oesterreich-Ungarn nach Verbäliniß seiner Be rölkeruiiz auf mititairischem Gebiet weniger leistet als Italien verfehlen ihre Wirkung nicht. Colombo gehört un/weiiel hast zu den politisch hervorragenden Personen in Italic», und er setzt sei»» Autorität dafür ein, daß Leute wie FortiS und Ferrari, di», obwobl radikal, gegen die Ver minderung der Ausgaben sür HeereSzwccke sich erklärt haben mit ihren Bestrebungen, die Regierung zu unterstützen, auf Hindernisse stoßen müssen. Plan ersieht auch aus diesem Vorkommniß wieder, daß die selbstlos» Vaterlandsliebe in Italien eine sehr selten anzutrrffcnbe Tugend ist. Sobald die Minister zum Rücktritt aezwungen sind, treten sie zur Opposition über ond bereiten ihren Nachfolgern di« schlimmsten Stunden. So war eS nach dem Sturz CriSpi'S. äbnlickc Erfahrungen bat man mit Rudini gemacht, und jetzt tritt auch Colombo auf die politische Tribüne, um de» Regierende» zu zeigen, daß er Einfluß genug besitze, »m jede Parleibiltung zu ihren Gunsten zu stören. Man kann auS dem erfolgreichen Austrete» Colombo'S in Mailand noch nicht daraus schließen, daß die Wirkung davon ick auf ganz Italien erstrecken werde, aber Mühe wird cü kosten, »in den Eindruck seiner Rede zu verwischen. Die Wähler Italien» sind der große» Mehrzahl nach politisch wenig reif nnd von den Filbrer» abhängig, öS kommt schließ lich daraus an, welcher Führer den durchschlagendsten Erfolg hat: der bleibt Sieger in der Wahlschlacht. * Deutsches Reich. ID Berlin, 10. October. In kiesigen socialdcmokra- tischc» Kreisen wird da« Verhalten verschiedener Führcr in religiöser Hinsicht vielfach abfällig kritisirt. So wird dem Parteisecrelair Fischer vorgeworsen, er lasse seine Kinder in einem katholischen Stift erziehen; dem Stadtverordneten Zubcil. er habe seine Kinder taufe» und firmeln lassen; dem Slattocrordnetcii-Caiitiraten Gründel, er bade sich, um eine vermögende Frau zu gewinnen, kirchlich einscgnc» lasse», und riiiein svcialdcinokiatiichcn Stadtverordneten in Luckenwalde, er habe zur EinweihungSscicr einer Kirche lOOO gespendet, Letztere Behauptung befindet sich auch im „Socialist". Es ist zweifellos, daß der nur zum Zwecke der Agitation an- genoinnicilc Programmsatz „Religio» ist Privatsache", noch viel Stroit in der Partei Hervorrufen wird. Die in den Großstädten lebenden Cocialdcuiokrateii verlangen unicr allen Umständen von ihren Führern eine antireligiöse Haltung »nd Lebensweise und zwar in Consegnc»; der Schreibweise ihrer Parteipresse, die kam» einen Tag vergeben läßt, an dem sie nicht über die christliche Religio» herriebt und auf die Geistlichkeit, die „Pfaffen" schimpst. — Ende September kielt die „marxistische Fraktion" der fran zösischen Arbeiterpartei in Marseille eine» Gong res; ab, sür dessen „hochwichtige" Bedeutung die Leitung der soeialdemokratischen Partei in Deutschland mächtigen Tamtam geschlagen hat. Warum? Weil es sich ui* ibre marxistische Schule bandelte. Daß die französischen Sscialistcn noch sehr zersplittert sind, beweist gerade dieser Specialcongreß, und darüber vermag selbst die verbal«,,iß mäßig bobe Zabl von 13» Delegieren nickt binweg zu täuschen, denn jeder Verein und jedes Vcrcinchen sandte Vertreter ans de» Cöngreß. Der „Vorwärts" bemerkt zu bei» Con- grcssc: „Eine bcrvorragcnbe Bedeutung verlieb dein Congresse die glänzende Kundgebung internationaler Soli darität, die in der Person des Genossen Liebknecht ibren Mittelpunkt fand." Nu», die Anwcsenbcit dieses einen Repräsentanten tcS marxistischen SocialiSiiiuS be weist gar nichts. Liebknecht, der von seiner Partei gar kein Mandat zum Congresse erhalte», batte einfach eine Vergnügungsreise nach Marseille gemacht. Daß die Arbeiter selbst nur der europäischen Länder noch lange nicht unter einem Hute stecken, batte der internationale Congreß zu Brüssel bewiesen. Uni die französischen Possibilistcii und die englischen TradoS Unionistc» ciiizusangcn. warf man die Vertreter von Arbeitergnippen anarchistischer Tendenz zu», Saale binauS. Trotzten! geben jetzt die Engländer ihre» eigenen Weg. indem sie, den »ach Zürich ciiibernfeiie» inler nationalen Congreß ignorirend, einen eigene» internationalen Congreß nach Glasgow ciiibenisci:. Der Marsciller Congreß hat hiergegen eine EntrüstungS Resolution angenommen und beschlossen, de» englische» Congreß nicht zu beschicken. — Gleich den Elbersclder Socialbemokrate» haben auch die zu Barme» sich dafür auSgesproche», >>» nächsten Jahre die Maifeier am ersten Maisoiintage zu begehen. Bezüg lich ibrcr Stellung zum Militarismus jedoch »ahmen sie nachstehende rcvol»lwiiaire Resolution an: „Die Versamni lu»g wünscht von de» deutschen Dclegirtcn auf dem „Inter nationalen Congreß z» Zürich", daß dieselben dem von Holland gestellten Antrag i» Bezug aus teil Militarismus zusiiiuiucu" Dieser Antrag gelangte mit ^ Majorität zur Aniiahinc. * Berlin, lo. October. (Telegramm.) Der „Staats- anzrigcr" Hieltet berichtigend, daß der Kaiser den Chef dcS MariiiecabiiiekS von Seiiden-Bibran ziii» Cvntre- Admiral ernannt bade. Weiler meldet der „StaatSanz", daß der Kaiser die Wabl des zweite» Bürgermeisters von Berlin, Zelle, zum Oberbürgermeister aus die gesetzliche AnitSdaucr von >2 Jahre» bestätigt bat. — Die „Nat Zig." schreibt: Die Meldung einiger Blätter, daß die Milit'air- Vorlage heute bereits den BundeSratb beschäftigen werde, ist nnrichtig Es findet beute überhaupt keine Bundc-ratbSsihuiig statt, auch ist die Militair-Vorlagc dem BundeSratb »och nicht z»gega»gen, wie wir aus zuverlässiger Olurlle erfabren. — Mil Bezug auf die schon dcmentirte Nachricht, welche die Reise de« Kaiser« nach Wien in Znsa»i»ie»ha»g mit der Sacke dcS Herzogs von Cnmberland setzte, wirk der „Post" von gut unterrichteter Seite Folgendes milaethcilt: I» der Augeleaeiiticit de» Herzog» von Cumberland find zwei hohe Frauen ain Werke, die Königin von Grofidritaniiien »nd die Wittwe König Georg'» von Hannover, beide in ent- gegengesetzter Richtung. Tie Königin Viclorla suchte den Herzog von C»i»herlai,d, de» sie immrr al» j» ihrer Familie gehörig he- trachtete, dahin zu beeinflussen, baß er seinen vollständige» Frieden mit der Krone Preußen macke. TieS kann aber »nr durch einen sormcllen Verzicht auf dessen Thron- oder Besitzrecht von Hannover geschehen Einem solchen ist aber seine Mutier, die Königin von Hannover, entgegen, die ihrem Sohn, dem Herzog von lluiiiberland, ivenn dieser sich auch geneigt zeigen sollte, den gegebene» Verhältnissen Rechnung z» trogen, immer mit der Erinnerung a» da» seinem verstorbenen Vater Georg V. gegebene Gelübde enlgegenlrilt, Preuße» gegenüber in derlelben Haliung verharren z» wollen, di» er — der König — bi» Ende leine» Leben» beobachtet batte. Nun aber kommt sllr dl» Welsenkamili» die RegierinigSnachtvlge in Bramiichiveia in Frage. Auk jener Seite Ist man sehr wohl verständigt, daß diese nur im Zusammenhang iuit'dei» Verzicht aus Hannover gelüst werden kann Ta aber der Herzog von Cnmberland sich durch seine ablehnende Haltung de» neuen Verhältnissen gegenüber, zu Welt »naagin hat, al» daß er jetzt mit einem Mm» leinen Widerspruch ausgebe» könnte, so will mo» neuerding» eine Lösung de» politischen Tüeinma» da- durch gesunden haben, daß der Herzog von Cumberland sür sich abdlctr« und sein« Rechte oder Ansprüche aus seinen kittest»« Sohn übertrage, dem dann, ohne daß er. wie sein Vater, sich durch Ge- wijsciiebeLenkcn gebunden fühlte, frei zu handeln gestanei iväre, d. h. de» Verzicht aus Hannover zu geben nnd dadurch ch di« Nachfolge in dem Weiscnjlaimiilailde Brauilschweig-Wolsenbuliel zu scher». — Von Zeit zu Zeit lunchen wieder Nachrichten über den angebliche» Stand der Frage eine« dcursch-russuchen Handelsvertrages auf, bisweilen von mehre»en Zeilen gleichzeitig, dabei aber i» entschiedenem Widerspruch zu ein ander. So auch jetzt wieder. Da heißt eS dieser Tage von der einen Seite, der Abschluß eines Handelsvertrages siebe vor der Thür, von der andere», Rußland habe Ancibu lniigcn gemacht, die an dem Ernst der russische» Absichten zwcffcln ließe», weil sie unaniichinbar seien. Beides ist nach der „A. Z." unrichtig; dem Münchener Blatte wird hierüber geschrieben: „Aus die von Rußland <iuSgege»gc»e Anfrage, ob Deutschland znni Abschluß eine» Handclsverlragcs geneigt sei, sind von deutscher «cuc b>e>cnigen Vorbedingungen der russischen Regierung „litgetbeilt worden, die inr die Aufnahme von Verhandlungen über eine., Ver- trag unerläßlich seien. Diese Vorbedingungen, die sich bisher der össenllicheil Kenntnis; entzogen haben, sind von der russischen Re gierung einer, wie bekannt, für diesen Zweck besonders Meter- gesetzle» Commission zur Begutachtung vorgelegt worden. Das war der Stand der Angelegenheit vor jetzt bereits mehreren Monalen »nd ist e» auch beul» noch. Die Commission ist i»il ihren Be- raihuilgcn noch nicht zu Ende, »nd Io lange kann selbstverständlich von cinciit weitere» osficiellen Schritte, der von Seilen Rußland» erfolge» müßte, nicht die Rete lei». Weiche» Ergebnis, die Commission - beraibunhkn haben werde», ist nicht zu sagen. Man erinhrt »nr so viel ans «t. Petersburg, daß e» bei de» Beralhnngeii der Comiiulsion oft sehr lebhaft vergehe» soll, da schroff entgegengesetzte An sichten zum Ausdruck gelangen. Tie Agrarier — wen» man hier Großgrundbesitzer, die in einem Handelsverträge die Rettung von dem drohende» Ruin lehr«, so »enneu darf, denn eine eigentliche agrarische Panel, wie in Denttchlcuid. giebt e» in Rußland nicht — ratlien tnischitde» zu», Abschluß eines Vertrage», die industrielle» Mit- glieber der Cc»ni»>on dagegen bekämpfe» die Absicht der Regle- riing abenso entschieden, weil sie in den bisherigen Schutzzölle» allem ihre» Bonheil sehen. Ob eine Einigung erzielt werden wild, ist nicht abzujchen; nur soviel scheint seihzuliehe», daß der neue russische Fiiianzniinlsler den ehrlichen Wunsch hat, einen HandrlS- veNrag mit Deutschland herbeizusiidren, und dies w ivdc auSttw»g- nebnid sei», wenn >hi, in dieser Absicht nicht wieder die mächiige Partei der KriegSfreunde be'änwsle. Genug, e» isl zur Zeit durchaus nicht z» sagen, wie die Frage sich gestatten wird C» bleibt »ich!» übrig al» nd,»warten, wa» wir ja gliletlicherweiie mit voller Gemüthörnhe «lmn Wunen, und sich nickt durch die Mitthei- lmigen der Piesle, die zumeist unlauteren Borjenzwecken zü diene» besliinml find, irre mache» zu lassen." — Herr v. Below, der bekanntlich vor Kurzem sein Laiittagsinandat »icdergclegt hat, erllärte, er wolle seinen politische» Freunden die'Wahl eines K le >narundbesttzerS zu seinem Nachfolger empsclilen. Diese Erlläriing bängt, wie die „M. Z." »iciiit, mit den Erfahrungen zusammen, welche die Großgrundbesitzer tcS Wahlkreise« Stolp - Laucnburg bei der Ersatzwahl zum Reichstage im vorigen Jahre gemacht haben. Damals wurde in dem Kreise, der vielleicht die meisten Großgrundbesitzer >», ganze» Staate zählt, der frei sinnige Hofbesitzer Dan gewählt, da rer Kleinginiidbcsiy e»t- lich der Bevorninndnug durch den Kleinadcl überdrüssig ge worden war. Ob der Kleinadel sich jetzt dazu ver stehe» wird, ans da« Mandat, daS ibin bei der gegen wärtigen Zusammensetzung des Wabl»iä»»cr CollegimnS sicher ist, zu verzichten, muß man abwarle»; wahrscheinlich ist eS nicht. Die beiden anderen B»dtrctcr deS LandtagSwablbczirlS Stolp-Bütow-Laueiibuig sind ein Herr v. Baiidenicr »nd der „Kieuzzeitti»gS" - Rcdactrnr Frhr v. Hammerstcin. Der Letztere vertrat bis l890 die Kreise Stolp und Laucn- bnrg auch im Reichstage, lehnte aber bei de» letzten Wahlen eine neue Candidatur ab, Ivtil ihn seine Freunde — nicht wieder ausstcllen wollten. Hsrr v. Below ist der Führer der Agrarier in Pommern und wird als solcher auch ferner flingireii) Kat er doch soebeff »rst Petitionen gegen den Ab schluß eines HandclüvcrlragcS E Rußland in Anregung gebrach«. — Die unabhängigen Socialistcn beabsichtigen der «6- Z" zufolge eine kurz gefaßte Uebcrsicht über de» Stand ihrer Bewegung zu veröffentlichen. In erster Linie soll ein Bcrzeichniß der Vereine und Clubs, die auf dein Boden der unabhängigen Socialistcn stehen, gebracht werke». — In einer Betrachtung über die ofsiciösen Prcß- treibcreicn macht die „Schles. Ztg." folgende z»lreffc»den Bemerkungen: „Die osficiöse Presse »nsercS Batcrlandes bat sich leider niemals durch besonderes Geschick und durch bc sonkcren Tact ausgezeichnet. Auch zu Bismarck s Zeiten gab dieselbe zu berechtigte» Klagen Anlaß. Schon der To» »nd die Schreibart der damals streng biSmarck offieiösen „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" stack in recht wenig an- ninlhcntcr Weise von der Diction essiciöser Blätter in anderen Lander» ab. Man vergleiche z. B. da- russisck-osfic. ivse „Iournal de St. Pvteröbourg" mit der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". Mag gegen die nioralischc Oualiläl deö russische» Blattes noch so viel ringcwandt werden, den Don vornchincr Rnbc, welcher sich auch in de» erbittertsten Polcinilcn böckstenS zu seinen sarkastischen Benierkuiigen vcr- slcigt, wird man bei dem Ossiciöscn an der Newa anerkennen müssen. Mtt dieser Schreibweise konnte der bissige, immer wieder persönlich zngcspitzte Ton der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" selbst zur Zeit Bi-inarck - einen Vergleich nicht ausbalten. Man sann daher auch nickt bebaupten, daß fick das deutsche Kaiizlcrblatt jemals besonderer Achtung und Beliebtheit beim Publicum und in der Presse erfreut hätte. Viclmebr haben gerade die Leistungen dieses Blattes zu de» gehässigsten Angriffen aus den ehemaligen Reichkkanzlcr An laß gegeben." — Von den Schülern des orientalischen Seminars sind ilincrhalb der letzten Monate »ickrere nach Asien und Afrika hinauSgegangen, fünf Herren iin Neich-dienst: Neseren- dar Corde- a»S Bielefeld an die Botschaft »ach Peinig, die Referendare Padel au- Kunitz bei Frankfurt a. d. O. und Brinck an- Magdeburg an da- Gencralconsulat in Konsianlinvpel, Assessor Rönneiikamp aus Berlin als Be- »irkSrichter »nd Reserendar Neubau» an» Düsseldorf al- Dolmetschcr Eleve nach Dar-cS-Salaam. Ferner ist der Lehrer Barth an- Heilbronn, nachdem er im Seminar Snadcli studirt, im Dienste der Colonialgrsellschaft nach Dar e»-Salaa>u und der Sohn «ine» m Ostindien lebenden Missionar», nach- /
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