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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921012017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892101201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892101201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-12
- Monat1892-10
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E» her Hauptexyedlllou oder de» t« Stadt» betztrs »»d de» Vororten errichtet»» SlnS» «chepell»,»,,h,lt: vterteljLyrlich^IS^ bet zwetmaltaer täglicher Zostellua- wS Ha»« ul 5 50. Durch dt» Post bezogen für Dentfchlaud »»d vestrrrrich: viertel,ibrltch >ch 8.—. Dirrctr täglich« Kreujbandsendnng t>» A»tlalld: monatlich ul S.— Morgen-Ausgabe. DKMorgnvchlul-ab« «schAnt täglich '/,7Uhr, dir Adead-AuSgab« Wochentag» 5 Uhr. LrLactiou and Lr-edUi-a: LntznnneSsnße 8. Die Expedition istWocheatag« naunterbrochr» geöffaet voa früh 8 bis «bald« 7 Uhr. Filiale«: Vit» «km»'» Sorttm. <«lsre» -ah«)» Uriverfitätlktrad« 1« . .. «,«»» Lös»«. Katharineostr. lg, pari, »ad KSuigSplatz D cipMtr.Tageblatl Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschi-le, Handels- «nd Geschüstsverkehr. JusertionSPreis Die 6 gespaltene Petitzeile SO Reklamen uuter dem RedactionSstrich (4ge« spaltea) 50^, vor den Familieanachrichte» (6 gespalten) 40 »j. Größere Schriften lau» unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Ztssernsatz »ach höherem Tarif. Ertra-Vtilasr» (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung Ul 60.—, mit Postbesärderung 70.—. Jinnalimtschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe, Nachnntlag» 4 Uhr. Soun- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bet dea Filialen und Annahmestellen ;e eia« halbe Stunde früher. Inserat» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. ^- 522. Mittwoch den 12. October 1892. 86. Jahrgang sss Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di» Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom S. October bi« 9. October 1898 lm Argandbrrnner bei 150 Litern stündlichem Tonsum da- 18,6 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhühe. Da« spectfische Gewicht stellt sich tm Mittel auf 0,443. Leipzig, am 10. Oktober 1898. De» Raths Deputation ,« Pen Gasanstalten. Zwangsversteigerung. Auf Antrag de« ToncurSverwaller» soll der zur ToncurSmass« de« Aasthof-besitzerS Michael Nltzsche in Altenburg gehörige. Ernst strade Nr. 1 hier gelegene Gebäude- bezw. BrundstückScomplex, be stehend au« 1) dem Fol. 1289 de» Grund- und Hypothekenbuchs für die Stadt Altenburg eingetragenen Wohnhaus mit Zubehör, Nr. 1167 X I de« Brandkataster«, Nr. o 1401 und k 1508 der Uebersichtskarte, 31,7 ur Gebäude und Garten hallend, mit 1735,9 Steuereinheiten belegt, inländisch mit 64 800 gegen Brandschaden versichert und ort-gerichtlich aus S4 100 taxirt; 8) dem Fol. 2816 eit. eingetragenen Gebäude mit Garten, Nr. 1167 X ll de« vrandkataster«, Nr. 1401 der lieber- sichtSkart«, 14,4 ar haltend, mit I862F Steuereinheiten be- legt, taländisch mit 48 500 versichert und auf 78 900 -X taxirt, — in demselben ist zrither die Gast- und Schank- wirthschast „der Fllrstenkeller" betrieben worden — S) dem Fol. 1288 vir. eingetragenen Gebäude mit Garten, Nr. » 1400 der UebrrsichtSkarte, mit verzeichnet unter Nr. 1167 X ll de« Brandkataster«, 0,8 ar haltend, mit 7,7 Steueretnheitra belegt, »it 1700 verstchert und auf 2500 taxirt, voa dem unterzeichnet»» >mt«g»rlcht a» G»rtcht<st,llr — Burg- straße 11, ll. Stockwerk, Zimmer 7 — «antaw »ea k. Lecember p. I., öffentlich versteigert werden. Gebot« sind voe vder tn diesem Bormittag» 10 Uhr beginnenden Termin« bi« Mittags 12 Uhr anzubrtnaen. Bo« dem Meistbietenden ist ver zehnte Lheil der Erstehung»« summ« sofort baar zu erlegen oder genügend sicher zu stellen. Dt» näher» Beschreibung de« Besitzthum» und die Versteigerung», bedtngungen liege« aus der Berichttschreiberri Nbrh. lld — Ü. Stock werk, Zimmer 6 — »or Einsicht auS. «ttenburg, de» LS. Teptember 1892. Herzogliche« Amtsgericht «pttz. lld. Krause. Osü'sntlieks ttanäsIsIekranZtatt. Xumoläuogvn rum kliutritto in äis 1«hrllog»»btliellunx M«rä«u vlsoetNU, S,n 11., »vä NlUreood, Sen IS. votoder, ron 11—IS lidr Voruiltt»^» outgexsugeuommoo. XnünnhmoprEkNn», vouuarntug, cken lg. October, krtlb 7 vbr V«»r1 IG »irrm». Oirsowr Der deutsche Laiser in Wien. Di« Innigkeit de» Verhältnisse« zwischen den beiden Der kündeten Deutschland und Oesterreich-Ungarn wird am besten durch die alljährlichen Begegnungen der beiden Kaiser bei den Manövern bezeugt. Auch da» Eholerajahr 1892 hat darin keine Ausnahme gemacht, obwohl r» der vollen Entfaltung der sonst üblichen mrlitairischea Hebungen Schranken gesetzt yat. Trotz dieser Ausnahme - Zustände hat e» sich Kaiser Wilhelm doch nicht nehmen lassen, wenigsten» als Privatmann nach Wien zu gehen, um d>e persönlichen Freundschafts-Beziehungen zu seinem erlauchten Verbündeten Kaiser Franz Josef zu pflege«. Kaiser Wilhelm hatte schon vor seiner Ankunft zwri Quartiermacher vorauSaesandt, den Prinzen Friedrich Leopold von Preußen und den Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein, beide als Tbeilnehmer am Distanzritt von Berlin nach Wien. Dieser Distanzritt bildet überhaupt den Mittel punkt, um welchen sich da» militairische Interesse der beiden Verbündeten gegenwärtig grupvirt. Die Form, in welcher sich der Wettkampf abgespielt hat, die freudige Zu stimmung, di» den Siegern auf beiden Seiten «atgegengebracht worden lst, der Empfang, der ihnen in Berlin und in Wien bereitet wurde, find die schlagenden Beweist für die herz lichen Empfindungen, welche dir Verbündeten gegenseitig hegen Die Wiener „Avendpost", da» amtliche Organ der öster reichischen Regierung, erwähnt in ihrem Begrüßuog«artikrl auch Italien» und bemerkt, daß der Dreibund den daran brtheiligten Völkern in Fleisch und Blut übergegangen sei. Da» ist eine viel richt ,u günstige Auffassung der thalsäcdlichrn Verhältnisse, denn die neuesten Erfahrungen ,n Pest und Mailand lassen erkennen, daß e» sowohl in Oesterreich, al» in Italien zahlreiche Wider» acher de» Dreibundes giebt, die ihn je eher desto lieber auf- ösen möchten. Die Ausführungen des jnngczechischen Ab geordneten Ehm in der österreichischen Delegation waren zwar in der Hauptsache Monolog, aber daß hinter Ehm eine Partei steht, haben die Ereignisse während der Landes ausstellung in Prag, bei den Festen in Nancy und auch dir Aufnahme bewiesen, welche da» Auftreten Eym'S bei seinen Parteigenossen gefunden bat. Daß er von den Altczeckcn ab- gelehnt worden ist, wird der von ihm vertretenen Sache eher nützen als schaden» denn die Altczcchcn sind die Väter der Iungczechen, die heute ihre Söhne verleugnen, weil st« sich in der Form zu wenig Mäßigung aufcrlcgen; in der Sache stimmen Alt- und Iungczechen überein. Mit der Opposition der Czechcn hat e» nicht allzuviel auf sich, weil ihnen die Deutschen und Polen geschloffen gegenüber stehen, um so bedenklicher erscheint die Haltung der Gegner de» Dreibünde» in Italien. Wenn ein ehemaliger Minister, der besondere» Verständnis; für die inneren ita lienischen Verhältnisse zeigt, Italien de» Rath erthcilt, sein« Großmachtspolitik aufzugeben und sich dafür mit der Ordnung seiner Finanzen zu beschäftigen, so muß man sich die Frage vorlegcn, wie erst weniger einsichtsvolle Wähler in Italien über den Dreibund urtheilrn mögen. In Italien kämpfen zwei Grundanschauungen mit einander. Die eine beruft sich auf den Anfang der Einheitsbewegung, die mit dem Kriege Frankreich» gegen Oesterreich begann und Sardinien als Ergebniß die Lombardei und die österreichischen Kleinstaaten in Norditalirn «intrug, ihm aber Savoyen und Nizza kostete. Der Napoteonische Einstuß war auch im Jahre 1866 noch so stark, daß Oesterreich in diesem Jahre Venedig an Frankreich cedirte, damit Italien diese Provinz au» der Hand Napoleon'» lll. empfangen konnte. Endlich lebte dieser Einfluß noch einmal aus «ach dem Sturze de- Kaiser» der Franzosen, als Garibaldi seine Schaarrn zur Bekämpfung der Deutschen an die Ostgreuz« Frankreichs entsandte. Die andere Grundanschauung wir» durch die Erwägung bedingt, daß Italien ebne da» Ein greifen Preußen« im Jahre 1886 und Deutschlands im Jahre 1870 niemals zur Einheit gelangt, daß e» weder in den Besitz Venedig», noch in den Rom» gekommen wäre, wenn nicht die Schlachten bei Königgrätz, bei Metz und bei Sedan geschlagen worden wären. Der Mensch ist von Natur rin undankbare« Geschövf, er empfängt bereitwillig Wohlthatcn, aber er vergilt sic selten, besonder» für die Handlungsweise von Völkern und Staaten sind nur seine Interessen maßgebend. DaS ist aber die Nemesis, daß diese Interessen häufig mißverstanden werden, daß Pläne, die >um Heile einer Nation ersonnen wurden, off zu ihrem verderben auSschlageu. Man spricht deshalb auch von nationalen Instincten, da» heißt von unklare» Vorstellungen, dir lediglich auf Trieben, aber nicht auf ver staube« - Thätigkeit beruhen. An solchen Instinkten leidet augenblicklich ein großer Theil der Italiener, und es besteht vor läufig wenig Aussicht, daß sie davon bi» zu den bevorstehcn den Wahlen geheilt sein werden. DaS Verhältniß, in welchem Kaiser Wilhelm zum Kaiser Franz Josef steht, unterscheidet sich an Herzlichkeit und Innig keit kaum von dem, welche» jener zu König Umberto unter' hält, aber da« Bündniß zwischen dem deutschen Reiche und Oesterreich-Ungarn muß doch als bei Weitem fester angesehen werden, als da» zu Italien, und zwar aus dem Grunde, weil der König von Italien der Italiener keineswegs im Punctc de» Bündnisse- mit Oesterreich-Ungar» und Deutschland so sicher ist wir der Kaiser Franz Josef der Oesterreicher und der Ungarn. Der eigentliche Miltclpunct de- Dreibünde» ist und bleib! Deutschland. Diese Macht giebt durch ihre militairiscbc» Leistungen ihren beiden Verbündeten ein leuchtendes Beispiel, was auch auf der einen Seite ausdrücklich, aus der anderen stillschweigend anerkannt wird, ohne daß daraus die ent sprechenden Schlußfolgerungen gezogen würden. Oester reich-Ungarn ist sich wohl bewußt, daß e» weit hinter den deutschen Anstrengungen zur vcrtheidigung gegen äußere Angriffe zurücksteht» aber andererseits darf auch nickt außer Acht gelassen werden, daß Oesterreich-Ungarn nur Nußland als Fcind in Betracht ziehen kann, während ein Angriff Frankreich» zunächst nur Deutschland oder Italien lelten könnte. In Bezug auf die beiden Bündnisse mit Italien sind wir lrider in der Lage deS Blinden, der von der )ardc redet, und eS ist auch keine Aussicht vorhanden, daß dieser Mangel beseitigt werden könnte, bevor cS zur Aclion kommt. Die drei Regierungen, welche den Dreibund abge- chlossen haben, vertrauen seiner Festigkeit und Wirksamkeit, «nd daran müssen wir cS uns genügen lassen unter Berück sichtigung der Thalsache, daß der Dreibund sich bisher als Frieden erhaltende Kraft bewährt hat. DaS kann uns aber nicht hindern, die Wabltaktik de» Ministerium» Giotitti als eine sehr bedenkliche zu bezeichnen, und deshalb erachten wir cS für unsere Pflicht, unsere Stimme gegen daö bisher geübte Verfahren ru erheben. Der Ausfall der italienischen Wahlen ist nicht eine interne Angelegenheit Italien«, sonder» er wirkt zurück auf die internationalen Verhältnisse. Schon unterErisp» und Rudini hatleItalicn mchr al» vorher mit dreibuiidfcindlichen Einflüssen zu kämpfen, unter Giolitki scheint aber diese Strömung den Höbepunct erreichen zu sollen. Es kann nicht fehlen, daß die Kaiser Wilhelm und Franz Joses bei ihren Gesprächen diese für die Sicherheit Europas so wichtige Frage berühren und wohl auch Mittel und Wege finden werden, um den Dritten im Bunde aus die Gefahren aufmerksam zu machen, welche die italienische Wa',lbeweaung, wenn sic in der bisherigen Weise weiter vertäust, dem Drei bund bringen muß. * Deutsches Reich. >n. Berlin, n. October. Wen» wir die neueste ofsicivse Mittheilung über den Inhalt der Steurrresormgcsetzc, die der Landtag beschließen soll, richtig verstehen, so wäre die Quotisirung der Vermögenssteuer grundsätzlich ein- geräuml. Fal>ch ist e» jedenfalls, wenn die »Frers. Ztg." eine Eontingcntirung auS jenem osficiösen Bericht folgert. ES kann sich unmöglich darum handeln, ein für allemal eine bestimmte Summe gesetzlich sestzulegen, die aus der Ver mögenssteuer gewonnrn werden soll Vielmehr deutet die ausdrückliche Betonung deS EharaklerS der ErgänzunaSstcuer auf die Ouotisirung hin, d. h. eS wird gesetzlich zum Ausdruck «bracht werden, daß au» der Vermögenssteuer jährlich nur so viele Quoten erhoben werden dürfen, als erforderlich sind, um die Beträge der Lex Huene und de» verwend baren UeberschusscS der Einkommensteuer soweit zu er aänzrn, daß die ganze Höhe der veranlagten staatlichen Rcalsteuern erreicht wird und überwiesen werden kann Jedenfalls wird die Ergänzungssteuer nicht mehr als eine halbe Mark von Tausend Mark betragen dürfen. Dies muß, al» selbstverständliche Voraussetzung, gesetzlich festgrstellt sein. Mso wird immer nur von Theilen (Quoten) dieses kalben vom Tausend die Rede sein können, niemals von einer höheren Inanspruchnahme der ErgänzungSsteucr. Trifft dicö so wären damit die Aussichten de« Miquel'schen NesorniplancS sehr wesentlich bessere geworden. DaS verlangen der Quoli- sirung gerade einer so bedenklichen Besteuerung, wie der deS Vermögens, gegenüber ist nicht nur aus liberaler Seite sehr lebendig vorhanden, sondern dürfte auch im freiconscrvatioen Kreise bereits geltend gemacht und auch von dorther dem Minister bekannt geworden sein. Wenn die Gewähr der Quolisirung, die al>o dem Landtag da» EinnahmebewilligungS- rccht an dieser Steuer dauernd aufrecht erhält, von vorn herein im Gesetzentwurf enthalten ist, wird die Brrathung erheblich sich vereinfachen, dSnn es ist wohl anzunebmcn, daß die Vereinbarung der Fori» für jene- zugcslandene Recht kaum Schwierigkeiten verursachen wird. Q Verlt«, ll. October. Liebknecht hat bekanntlich in einer Versammlung in Mannheim erklärt, er habe sich auf dem Congreß in Marseille folgendermaßen geäußert: ,,L« giebt blo« eine Möglichkeil, die sogenannte etsaß-lothringlsche Frage zu löst», und diese Möglichkeit besteht darin, daß Frankreich sowohl wir Deutschland sich socialistisch und demvkralilch entwickeln. Dann wird »ine elsab-lothringische Frage nicht mehr existircn. Tann ist eS vollständig gleichgiltig, wohin Eliah-Lothringen gehört. Tenn dann wird Niemand einen Itamps ausnehmen. Dann leben alle Völker friedlich nebeneinander. Diese Möglichkeit ist bei dem SocialtsmuS auch gegeben, weil Keiner den Andern beherrscht, weil volle Autonomie besteht für die Ge- fammthrit, und dann sind wir all« Brüder, dann giebt e» keine Herren und keine Knecht« mehr, sondern nur Freie und Gleiche." Herr Liebknecht ist doch rin alter Spaßvogel. Er, der grimmigste Aiiarchistenfeinv, spricht von „voller Autonomie für die Gesammtheit" im socialistischcn Staat! >ivii»ut -erbei, Ihr Anarchisten alle, und drückt Eurem ncncn Ge nossen Liebknecht die Bruderhand! Und „keine Herren und keine Knechte, sonder» nur Freie und Gleiche" wird cS >»> ocialdemokratischen Staate geben! Was sagt Ihr dazu, Ihr Alle, die Ihr wegen einer Kritik über die Parteibaupt- lingc durch die „Eiserne MaSke" al- Polizeispione gebrant- markt wurdet, Ihr, die Ihr auf dem Parteitage zu Halle binausstogt, und Ihr endlich, denen die „Freiheit »uv Gleichbcff" durch Änmmischläuche und Ochsenziemer eingebläut wurden'?!— Der Vorstand der „Freien Volksbühne", vder genauer gesagt, der Vorsitzende vr. Wille und der Schriftführer Kampfmcyer, haben auf morgen Abend eine außcrordcntticke Generalversammlung nach dcm „Böhmischen Brauhause" in der Landsberger Allee rinberufcn, in der die in der vorigrn Generalversammlung gcpflogenen Debatten fortgesetzt werden sollen. In der bctr. Bekanntmachung wird unsere jüngste Mittheilung bestätigt, daß der Eassircr Türk unbefugter Weise, d. h. völlig eigenmächtig rine Gcncralversaiiimtnlig nach dem ConccrthauS Sanssouci auf denselben Tag ci»- berufe» hatte. Türk hat nun „seine" Generalversammlung abbrstcllt, „um der Oeffentlichkeit daö traurige Schauspiel zu ersparen, daß zur selben Zeit zwei Gcneratvcrsainmluiigcn der „Freien Volksbühne" tagen". Der Vorsitzende Witte hat dadurch bereit- eine» Sieg errungen. Der alte Eassircr Wildbcrgcr verwahrt übrigens noch einen vom letzten Wald- feste herrührcnden Fonds in Höbe von 1700 der bei einer rintretendcn Trennung schwerlich den Gegnern ausgehändigt werden dürfte. * Verltn, 11. October. (Telegramm.) Der „Post", zufolge richtete der Kaiser a» den coinmandirendcn Gcncral deS 9. ArmeecorpS Grasen Waldersee rine EabinetSordre, worin der Kaiser die vollste Anerkennung für dir Umsicht und Energie auSdrücktc, womit der General die Truppen durch die Gefahren der Ebolcracpidemie geleitet habe. — Wir die „Vossische Zeitung" hört, betragen die Kosten der Mi litair» Vorlage an dauernden Ausgaben 66>/, Millionen, an einmaligen Ausgaben 80 — 90 Millionen Mark.— Innerhalb de» deutschen ThierschutzoerbandeS, wie auch in bochconservativen und kirchlichen Kreisen macht sich gegen wärtig rine starke Bewegung gegen den Distanzritt- Sport geltend. Wie man Hort, besteht die Absicht, diese Angelegenheit in Form einer Interpellation vor den Reichs tag zu bringen. — Di« „Köln. Ztg." schreibt: „Der „New-Aork Hrrald" läßt sich von Berlin auö die Ente zuslattern, der Kaiser bab« vor der Abreise von Berlin eine» Ohrenarzt ins Schloß kommen lasse». Angesicht- deS bedenklichen EharaklerS derartiger Ausstreuungen, deren Ziel offenlundig ist, haben wir nochmals an maßgebendster Stelle zuverlässige Er kundigungen eingezoacn. Wir sind darnach in der Lage, die Nachricht, der Kaiser habe vor seiner Abreise a»S Berlin einen Ohrenarzt oder Spccialarzt in» Schloß koninien lassen oder überhaupt zugezogen, al« böswillige Erfindung zu kennzeichnen." — Nach der „Freisinnigen Ztg." stammt die vielbemerkte Aufforderung der „Germania" an de» Reichskanzler, von der Mili t aivo rlagc abzulassen, von einem parlamentarischen Führer de» rechten Ecntrumsflügels. Ter Artikel sei offen- bar von persönlich freundschaftlichen Gesinnungen für Eaprivi ringcgcben. Die ErntrumSpartei möchte die Vorlage fallen sehen, ohne daß Eaprivi darunter begraben würde. — Der Enthusiasmus für den großen Distanzritt hat sich im Publicum, seitdem bekannt geworben ist, wie eS einem großen Thrile der Reiter und ihren Tbiercn — die übrigen» zumeist Privatrigenthum waren und auf die LeistungSfäbigkeit der Dienstpscrkc gar keinen Schluß gestatten — bedeutend abaekühlt. Allen Blättern gehen Proteste gegen eine Wieder holung diese- Experiment» zu. Die Münchener „Allgcm. Zeitung" begleitet einen solchen Protest mit folgender Be merkung: „An den trefflichen Siriter- und Rittergeist unserer und der österreichisch-ungarische» Lssiciere hat sicherlich Niemand in beide» ver bündeten Reiche» auch vor dieser harten, stellenweise furchtbaren Probe aezweisrl». Tie äußersten Grenzen der Leistungsfähigkeit uniererPserde für den Ernstfall de« Kriege« scstzustellen, wo dem Vaterland« auch et» grausames Thieropser ohne Bedenken dorgebracht werden muh, mag von hohem Praktischen Werth« sein und bleiben. Ein solches Experiment ober wünscht der humaoe Süra der Gegenwart nur Feerilletsn. Christoph Columbus. Et» Ert»«eru»»»»lat1 »»» 1t. vetster von Willy DSage«. »Dein beste» Denkmal ist Dein Werl..." Wenn wir da» Leben eine« Manne» beschreiben wollen, der sich durch Genialität eine hervorragend« Stelle in der Geschichte erworben bat, so füllt sich oft unser Herz mit Wehmulh darüber, daß rin solcher Mann jahrelang von der Undankbarkeit und Ungerechtigkeit Derer verfolgt wurde, die ihm zu unauslöschlichem Danke vervflichtrt waren. Wohl keiner unter de» große, Männern aller Zeiten hat während seine» Lebe«« so sehr di« Wahrheit de« alten Spruche«: „Volke» Gunst rin blauer Dunst" erfahren wir Christoph Eolumbn«. von Volk und König verkannt und ver stoßen, all Bettler, so starb drr Mann, der den Spaniern eine Welt geschenkt, der der Welt ei» unermeßliche» Feld für Herrschaft «nd Handel erschlossen hatte Dir Nachwelt hat durch Verehrung und Lieb« den Undank der Zeitgenossen wieder gut gemacht, hat dem großen, kühnen Entdeckrr den Tribut der Dankbarkit gezollt, den ihm di« Mitwelt zu s«i»e» Lebzeiten in schnöder Verkennung seiner Verdienst« versagte. Di« ganzr cultivirl» Welt, allen voran Spanien, hat » diesen Tage» di, »irrhundrrtjährigr Wieder kehr de« glorreiche» Tage« seiner Entdeckung von Amerika sich begangen, und auch wir bmngeo ihm heut» «inen be- NnkmeSkranz dar und lege« ihn nieder an dea Stufen seine» geistigen Denkmals. Er ist gewunden aus den immergrünen, uoverwelklichen Blättern der Erinnerung. a * a Ueber daß Jahr seiner Geburt herrscht ein bi- heute nock ongelüftete» Dunkel; er selbst gab an, im Jahre 1456 geboren zu sein. Auch der Ort, wo er da» Licht der Welt erblickte, ist nicht zweifellos sicher bekannt; nicht weniger al- zebn italienische Städte nehmen für sich den Ruhm in Anspruch, EolumbuS' GeburtSstadt zu sein. Er selbst nannte sich der „Genuese", wie» auch in einer Urkunde, welche noch jetzt rxistiren soll, nach, daß er io Genua, und zwar al- Sobn eine» Tuch- toeberS geboren sei. Sckon al» Knabe zeigte er eine be- ondere Liebhaberei für Alle», wa» mit der Seefahrcrei zu- ämmenhina; tagelang trieb er sich mit seinen Gespielen in chwanken Booten an der hrimathlichen Meeresküste herum oder beschäftigte sich mit drr Lrctüre nautischer Werke, von seinem Vater 1470 auf die Universität nach Padua entsandt» um daselbst Mathematik zu studiren, hatte ihn seine Vor liebe für die See alsbald veranlaßt, den gelehrten Beruf an den Nagel zu hängen und mit dem de» Seefahrers zu ver tauschen. Freilich begann er diese Laufbahn unter etwa» ungewöhn lichen Umständen. Nach einer un» von seinem Sobne Fer nando überlieferten Erzählung, deren Thatsächlichkcit von manchen Seiten allerdings in Zweifel gezogen wird, eröffnet« er seine nautische Thätigkeit nämlich als — Pirat I Er ver einigte sich mit zwri seiner, al» Seeräuber bekannten und gefürchteten verwandten, Onkel und Neffen, und zog mit Viesen ans Raub gegen Kauffahrteischiffe au», welche die portugiesische Küste oefubrrn. Längere Zeit war ihm da» I Glück bei diesem gefährlichen Gewerbe hold, bi» sein Schiff I «in«» Tage» im Kampf« «it einem anderen in Brand geriety» und er, um sein Leben zu erhalten, sich in- Meer stürzen mußte, um sich durch Schwimmen an die benachbarte Küste zu retten. Völlig mittellos kam er so nach Lissabon. Aber wie den Muthigen da» Glück nimmer ff» Sticke läßt, so geschah es auch mit unserem jungen Helden. Schneller al- er eS selbst erhofft, fand er in drr allen portugiesischen KönigSstadt Gelegenheit, sich an kleinen Expeditionen »ach fernen Ländern zu betbeiligen, die ihm die Mittel zum Leben verschafften und zugleich Zeit gaben, sich eifrig mit dem Studium der Weltkunde zu beschäftigen, welche ihn, thcils auS Andeutungen, die er in den Schriften der Alten ge sunden, tbeilS au- Beobachtungen neuerer Seefahrer und Sü den Ergebnissen sämmtlichcr geographischer, nautischer und astronomischer Kenntnisse seiner Zeit, nach und nach immer mehr in der Annahme bestärkte, daß da« indische Land auch aus einer nach Westen gerichteten Fahrt zu erreichen sein müsse, und nicht nur um dir Cüdspitze Afrika« herum. Wie schon die Griechen, so dachte auch er sich dir Erde al- eine au« Wasser und Land bestehende Kugel, dir man von Osten nach Westen umschiffen könne. Seine Idee bot er zuerst dem unternehmungslustigen König Johann N. von Portugal an, denn er glaubte in ihm einen Förderer und Gönner derselben erkannt zu baden. Scheinbar ging dieser auch auf seine Idee ein, obgleich die Gelehrten, denen er EolumbuS Plan zur Prüfung vorgeleat hatte, von dessen UnauSsührbarkeit überzeugt waren und ihn in» Reich drr Fabel verwiesen Er forderte ihn auf, da» ibm mündlich Borgetragene schriftlich auSzuarbritrn. EolumbuS tbat die» sogleich und Überaab schon nach kurzer Zeit dem König einen ausführlichen Plan nebst den erforderlichen Karten, worauf dieser im Geheimen eine Expedition zur Auf suchung de» bezeichnet«, Wege» auSrüsten und in Ser stechen ließ. Aber schon nach wenigen Tagen kehrte sie unverrichteter Sache zurück. EolumbuS sah rin, daß seine Angelegenheit nach diesem ersten gescheiterten Versuche hier in Portugal keine Unter stützung mehr finden werde, und zog cS dabrr vor, sein zweites Vaterland zu verlassen, um sein Project den Italienern anzubictcn. Aber weder in Genua, noch in Venedig schenkte man seinen Plänen ernstliche Beachtung. Auch der König von Kastilien, welchen er hierauf um Unterstiivung derselben anging, rrtbrilte ihm nach manchem Hin- und Her- prüfen und nachdem er ibn lange Zeit mit der Antwort bin- gebalten hatte, einen absehläglichrn Bescheid. Entmuibigl be- tckloß er, sich an Frankreich zu wende». Aus der Reise dort bin lernte er einen für die Wrltkunde sich begeisternden und mit ihr ziemlich vertrauten Arzt kennen, welchem er seine Ideen und Pläne entwickelte. Dieser, entzückt von den kükncn Ecmbioationrn seine» idm auch sonst sebr sympatbischen Reisegenosien, versprach, sich bei der ibm wohlgesinnten Königin Isabella von Kastilien für die Ausrüstung einer En'ctition zu verwenden; — und in drr Tbat traf schon nach >4 Tagen ein Schreiben der Fürstin bei ihm rin, welche« ihn an den Hof derselben rief. Unklugerweise stellte EolumbuS für den Fall, daß sein Unternehmen von Erfolg gekrönt sei, so bohr, unberechtigte Forderungen an dir Königin, daß dasselbe wiederum zu scheitern drobtr. Schon batte er Santa FS, wo die Königin rrsidirte, wieder verlassen und sich auf die Wanderung nach England, von wo au» eine Einladung an ihn ergangen war, gemacht, als ibn Isabella durch einen Eilboten znruck- rufen ließ und die Vrrbandlungrn mit ihm wieder anfnahm und zum Abschluß brachte. Darnach machte sich die Königin verbindlich, EolumbuS für dea Fall de» Gelingen» seiner
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