Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921017027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892101702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892101702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-17
- Monat1892-10
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
H» H« -«ptqpedtttim oder de» im Stad» detirk «ad de« Vorort«» errichtete» Lu» vllbestrllea abgeholt: vtrrteljLhrItch^I4.5<h bei zweimaliger täglicher Zustellung w< Haas » S SL Lurch die Post bezogen für Deutschland uud Oesterreich: vierteljährlich 8.—. Direkt» tägliche Dreuzbandsenduag in« Au-lnnd: monatlich ^4 8.— Die Morgen-Ausgabe erschnni täglich'/,? Uhr, die Lbeub-LuSgabt Wochentags 5 Uhr. Nedactio« »»> Lkpeditioa: - I»ha»«r«,asse 8. Die ikrveditioa ist Wochentags unanterbrocheq geäffnet von früh 8 bis Abend« ? Uhr. Filiale»: ttt« Me»«'» Tarti«. (Alfred Hahulz UniversitatS'trabe 1, Laut» Lösche. »atharinrnpr. 14, pari. »nd »öaigSpla» 7. Abend-Ausgabe. ttMerMMM Anzeiger. Organ für Politik, LocalgesWte, Handels- «nd GeschMverkehr. J«fertioAspreiS Die 6gespaltene Petitzeile 20 Nee tarnen unter dem RedactionSstrich (4gt« spalte») 30 »j, vor den AamiiieaaachrichteH (6 gespalten) 40^. Größere Cchrislen laut uujerem Preis verzeichnis Ladcllarnchcr und Ztssernsatz nach höherem Tarif. Brtra-Beilage«, (gesalzt», nar mit de« Morgen-ÄuSgade, odne Poslbesördernag 60.—, mit Posilesorderuag >4 70.—, Annahmeschluß für Inserate: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,ö Uhr. Lei den Filialen und Aunahmestellea i» etn« halbe Stund« früher. Inserate siad stets an die Ertzetzttts» zu richten. Druck »nd Verlag von E- Pol» in Leipzi-, !k 532. Montag den 17. Oktober 1892. 8«. Jahrgang Vas Lrgebuiß -er neuen Einkommensteuer in Preußen. SS. Berlin» 16. October. Fast eine Milliarde Einkommen — ruft das „Berliner Tagcbl." befriedigt aus — bat sich bi-ber in Preußen in den Stcuerstusen von mebr als 3000 >4 der Sleuerpflicht ent zogen. In der Thal kann diese« Ergedniß der verbesserten Einkommensteuer mit Befriedigung fcstgchaltcn werden. Denn damit gewinnt Preußen endlich wieder den Anspruch, im Puncte der Gerechtigkeit bei der Erfassung seiner Steucr- kräste im Lande mit den Mittel- unk Kleinstaaten im deutschen Bunde, die hierin seit einem Iabrzebnt und länger schon mit gutem Beispiel vorangcgangcn sind, sich wieder auf denselben Rang zu stelle». ES war die höchste Zeit. Wenn die Deutsch- sreisinniacn an dem Gefühl der Genugthuuna theilnehmcn wollen, so sei ihnen das insoweit gerne erlaubt, als sie in ibrer Eigenschaft als Preußen auch den jedem Staatsbürger gebührenden Antbeil an den Errungenschaften teS Staates haben Nur wird nian ihnen auch bei dieser Gelegenheit Vorhalten dürfen, daß sie im Abgeordnetcnbause gegen daS Einkommensteuergesetz von I89l gestimmt und nichts ver säumt haben, den Urheber des Gesetze» als den „Minister für neue Steuern" in der Ocffentlichkeil herabzusetzen. Aber auck die Würdigung der neuen Bcranlagungs- ergebniffe im Einzelnen kann befriedigen. ES zeigt sich, daß die Einschätzung der untersten Elasscn (900—3000^1), denen die Declaration nicht zugemuthet wird, so weit an Genauigkeit und Richtigkeit gewonnen hat, daß die Zahl der Steuerpflichtigen von l,7 aus 2,1 Millionen, also um 400,000 gewachsen ist. Tic Demagogen versäumen natürlich nicht, sich jetzt an die Mißstimmung dieser 400 000 bcranzumachen, die bisher ihre Steuerpftichl nicht erfüllten. Es ist daS eben auch wieder ein Zeichen der Zeit. Die Ehr lichkeit, der Staatsgedanke und da« finanzielle Interesse de« Staates ersorderten zwar übereinstimmend, daß nicht nur 73 °/o in jenen EinkommenSctasscn ihre Steuerpsticht erfüllten, sondern daß jeder daS Seine leiste, wie auchIedcm das Seine vom Staate geleistet wird. Aber waS thutS? Mil jenen 400 000 Wählern, die jetzt ihre K-—2l dem «Staate jährlich steuern müsse», läßt sich ein gutes Wahlgeschäft machen, wenn man sie unzu frieden macht. Wie könnte der Demagsg an dieser Ver lockung vorbeikommen? Ebenso versäbrt er mit den Steuer» zablern in den Mittelklassen. Auch dort ist jetzt Gleich zu Gleich gesellt. Der Demagog aber drängt sich an jene Minder heit heran, die bisher um so und soviel Stcuerstusen niedriger stand, als die gleich leist»»gSsähigen Mitbürger. Wir meinen doch, daß der Anspruch der tetzteren auf gleiche Behandlung jener Minderheit mit ihnen der staatS- und volkswirlhschaftiich beachtenSwertbere war. Im Uebrigen muß jetzt, angesichts der Veröffentlichung de« „ReichsanzeigcrS", die Statistik wieder einmal als Mädchen für Alles bcrhalten und der „RcichSanzeizer" selbst hat nicht wenig zu der Begriffsverwirrung beigetragen dadurch, daß er in der Bezifferung der früheren Lalle» die thatsächlich er lassenen Steuerquoten der Elassensteucr und der untersten beiden Stufen der Einkommensteuer niit anrechnrle. Für uns sind die folgenden, auf eigener sorgfältiger Berechnung be ruhenden wenigen Ziffern die entscheidenden, und diese mögen in Preußen und außerhalb für die Bedeutung und den Werth der Reform sprechen: Die Einkommen von 900—3000 -e waren bisher im Durchschnitt mit t6,75 ^ belastet und leisten jetzt im Durchschnitt nur noch 15,35 .«!, also rund 7 Procent weniger. Die Einkommen von 3000—4200 ^ waren bisher mit durchschnittlich 83 und sind jctzt mit 7l belastet, also um rund 14,5 Procrnt niedriger. Tie Einkommen von 4200—9000 sind um etwa 6 Procent entlastet. Von 10 000 ab steigt der absolute Erlrag der Steuer. Bon den neu ermittelten 400 000 Steuerpflichtigen in den untersten Stufen genießt die Staatskasse eine Mcbr- einnahme von rund 5 Millionen. Bon den höher heraa- gezozenen Declaration-pflichtigen in den Stufen über 10 000 Mark bat die Staatskasse cm Mckrauslommcn von rund 40 Millionen. Mit diesem Ergedniß zufrieden zu sein, haben allerdings die Gesetzgeber uud der Füianzminister alle Ursache. Politische Tagesschau. * Leitzstg, 17. October. ES war nichts Ungewöhnliches, baß die Reise teS deutschen Kaisers nach Wien mit der Versicherung begleitet wurde, sie habe gar keine politische Bedeutung, sic sei vielmehr nur durchaus persönlich freundschaftlicher Natur. Man pflegt in dessen solche Versicherungen fast niemals buchstäblich zu nedmen, auch wenn ein Monarch bei dem Besuche, den er einem andern Herrscher abstattct, wie i» diesem Falle, von keinem Minister begleitet ist. So zweifelt man denn auch i» Frankreich keine» Augenblick daran, daß die Besprechungen zwischen dem deutschen und dem österreichlschenKaiser sich spccicll aus mi 1 itairische Dinge bezogen bade» und daß in diesem Sinne vertrauliche Verabredungen getroffen seien. Ob dies wirklich der Fall gewesen ist, wissen wir unsererseits nicht, batten eS aber jedenfalls für selbstverständlich, daß die beiten Herrscher sich über die allgemeine politische Lage unlerhalten haben. Von politischer Bedeutung aber ist schon allein die einfache Thatsache eines solchen sreundsckasllichcn Besuche«, denn sie ist immerhin ein nicht ganz überflüssiger Beweis von de» vortrefflichen Bestellungen, die zwischen den beide» verbündeten Mächten ganz ungeschmälert bestehen. Hat man cS doch gerade wieder in der letzten Zeit von St. Petersburg auS versucht, Zwietracht zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutsch land zu säen, und irgend eine Absicht wird man auch mit der Ausstreuung LeS Gerücktes von einer Zu sammenkunft de- Kaiser- Franz Josef mit dem Zaren in Skicrniewice verbunden haben. Der Zar hat in- b'sscn sein polnisches Jagdschloß schon wieder verlassen und ist nach Gatschina zuruckgekchrt, während sich die dis jetzt ganz unbestätigt gebliebene Nachricht verbreitete, daß wieder einmal ein nihilistische« Attentat gegen ihn versucht sei. Auch ist soeben ber Großfürst-Thronfolger auf der Reise nach Athen, wo da« KvnigSpaar seine silberne Hochzeit feiert, "durch Wien gekommen, vbne den Waggon zu verlassen. DaS beutet dock auf rin ebenso kühle- Verhältniß, wie die freund schaftliche Wärme zwischen den Höfen von Berlin und Wien nichts zu wünschen übrig laßt. Für keineswegs politisch be deutungslos wird man auch den sehr bemerkten »nd viel besprochenen Umstand kalten »lüssen, daß Kaiser Wilhelm bei seiner diesmaligen Anivcsenheil in Wien dem österreichischen Ministerpräsidenten Grasen Taasse unter den schuieichelhaste- stcn Formen den hohen Orden vom Schwarzen Adler verlieben bat. Eine noch erfreulichere Meldung war es jedenfalls, daß der Kaiser Franz Josef in nickt zu langer Zeit den Besuch des deutschen Kaisers zu erwidern gedenke und daß er sogar rugesagt bade, eine Palbenstelle bei der jüngstgeborcncn Prinzessin dcS HobcnzollernhauseS zu übernehme». Außer i» den Ländern de« Dreibünde« cmpsintet man i» England die meiste Gcnugthuliiiz über diese in so hohem Maße freund schaftliche Begegnung der beiden Kaiser. Tenn darin bat sich seit dem Rücktritt Salisburys kaum etwas geändert, daß man nach wie vor jenseits deö EanalS in dem Ein- vcrnebmcn Deutschlands und Oesterreichs die bauptsächlichste Bürgschaft für die Ausrrchtcrhaltung des europäischen Friedens erblickt. Mit dem inneren Frieden sicht es bei uns traurig genug auS. Gleichwohl braucht die „Freisinnige Ztg." zur Bezeichnung der gegenwärtigen Situation Lausig de» Aus druck, sie sei die Stille vor dem Sturm. ES soll damit die Erwartung ausgesprochen werden, daß etwa mit dem Zu sammentritt de» Reichstag« oder jedenfalls mit der Ein bringung der neuen Militairvorlagc der Waffenstillstand, Feuilleton. Dämmerungen. Roma» i» drei Büchern von Rudolf von Lottschall. tzs iiiachdruck »erdoten. (Fortsetzung.) „Willkommen", rief Käthe Blau, die in ihrem Himmel- farbigen Gewände ihrem Namen Ebre machte; sie büpfte dem Gast entgegen und zog ihn neben sich auf einen Stubl, der zwischen ihr unk Teresa stand und schon für Lothar be stimmt war Bei diesem herausfordernd freundlichen Benehmen verlor sich inteß tm-ckauS nicht der griesgrämige Zug um ihre Mundwinkel. Der Dichter reichte Teresa die Hand ; sie er- wiederte die Begrüßung: dock sie sab ihn dabei mit ängstlich fragenden Blicken an. Wie kam er hierher? Sie ging ihm au« dem Wege; sie aabm ihn nicht an, wenn er an ihre Tbür klopfte . . und hier drängte er sich rin .. wie er sich in ihre Träume drängt«, bald unheimlich gespenstig mit einem lod'.cnaesicht, bald mit lockcnvcni Feuerauge» ein blumen- «eschmückler Geniu«'. Als wollte sic vor ihm flüchten, barg sie sich in der SopbaeÄe. „Denken Sie sich, Herr Lotbar", sagte der Kobold Leontine, „ich babr Ihren letzte« Roman gelesen „Verkaufte Unschuld". Sie wissen gar nickt, »vaS da- heißt, wenn wir Künstlerinnen irgend etwa« lesen, anißer unseren Noten und Rollen; denn wir lesen nicht einmal die Stücke, in denen wir mitspieleu." Käthe Blau protestirtc: „Da- ist übertrieben! Ich habe mir erst neulich da« Sousslirbach geborgt, «m zu sehen, wo die Handlung eigent lich spielt, schon der Eestüme wegen." .Morgen und leson ist zweierlei" versetzte Lrontine; „gleichviel, cS ist ebe« etwa» Außerordentliche« geschehen; ich bade einen Roman gelesen von der ersten bi« zur letzten Seite . . eS war zufällig brr Ihrige, Herr Lothar! Der Dialog ist gut, er erinnerte mich bi-weilen an unsere Operetten . . von den Charakteren ist di« Uusch»1d langweilig; da hatten Sie, glaub' ich, tri» Modell in Ihrer Bekanntschaft, nur der Held gefällt mir. Der hat so brutale Gedanken und Empfindungen und dabei einen schwärmerischen Augenaufschlag. Da« ist offenbar ein Genie . . da haben Sie viel von sich selbst abgcschricbcn, hoffentlich nickt Alle-, denn sonst müßte ich auch fürchten, von Ihnen verkauft zu werden." „Dazu fehlen eben dir Voraussetzungen de- Titelblattes", versetzte Käthe Blau bo-haft. „Stoßen wir lieber an aus das Wohl unseres gefrierten Gastes, des Herrn Lothar Bingen." Tie Gläser klangen fröhlich zusammen und eS erweckte Lothar besonderes Behagen, von diesem Kreise junger Schönen gefeiert zu werden. Auch Teresa batte mit ihm angestoßen, doch mit einer gewissen Sckcu und Zurückhaltung; sie empfand indcß ein peinliches Gefühl, als sich Käthe Blau ihre- Tischnachbars mit ausfallender Zudringlichkeit be mächtigte; sie sprach mit ikm von de» trüben Stunde» »nd Tagen im Leben einer Künstlerin und schwrrmllthig senkten sich ibrc Mundwinkel Dabei aber drückte sic ihm zärtlich die Hände und sah ihn mit so abgrundtiefen Blicken an, daß er im Iniiersteu ihrer Seele lesen mußte. Teresa beobachtete ängstlich, ob er diese» Entgegenkommen mit gleicher Zärtlich keit rrwiederte» und cS beruhigte sic, als sie brme>ckte, daß Käthe Blau die auSgrstrecklen Füblsätcn bald wieder zurückziehen mußte, ohne etwa« Tröstliches für ihre Ge fühlt einzukrimsen. Doch war Teresa ruhiger geworden, so war dir- nickt von langer Dauer; denn r« fiel alsbald wieder von einer andern Seite rin kleiner Schalten auf ihr Em pfinden. Lothar nämlich erinnerte sich plötzlich daran, daß, wir ja auch die Sträuße und die Torte verkündeten, beute ein Geburl-tag-sest gefeiert wurde, und erhob sich, um als galanter Eavalier drm Geburtstagskind eine Kränzclrcde zu halten. „Wieder ei« Jahr dahin . . wieder rin neuer Ring bat sich angesetzt um den Kern im Stamme, welcher die reizendr Drvate. Lcontine Eckerdt, verbirgt . . . doch noch blübt sie in schönster Jugend und bisher hat sie noch kein Ring gcnirt." „Bravo", flüsterte Käthe, die eS nicht abwartcn konnte, drm Redner den Lorbeer zu winden. der seit der Entfernung des Fürsten Bismarck zwischen der Regierung und der allen Opposition bestanden hat, sein Ente finden und der außerhalb des Parlamentes wogende Kamps im Reichstage entbrennen werde. Und verschwindet nicht die Militairvorlagc in einer „Versenkung", um später in moti- sicirter Form wieder auszuerstebe», so siebt allerdings ein Kampf bevor, dessen AuSgang und Tragweite nicht zu über- seden ist. Vorläufig hält allerdings unser Berliner ss-Eorrespondent trotz aller vfficiösen DemcntlS seine Ansicht, daß ein solches Verschwinden stattsinten werde, aufrecht. Er schreibt uns beute: „Sei im Besitze und du bist im Recht! TaS Wort des Dichters bewahrheitet sich wieder an der vsficiöse» Belheurrung, daß gar leine Versenkung, darin die Militairvorlaae verschwinden könne, in der Rahe wäre Das Regiment Caprivi ist noch gegebene Thatsache. Tie Lfficiüsen empfangen ihre Weisungen vom zeweilS thalsächUchen Regimenlsches. Daß dieser das jähe Ende eine- von ihm eigenst tiilworfenen große» Planes nicht zugeben wird, ehe das Ende nicht geichichilich unbestreitbar ist, versieht sich von selbst. Es lohnt sich also in keiner Weise, hier aus eine Unterhaltung sich einzulasse». Wir bleiben dabei, daß di» gefährlichsten Gegner der „Dreimänner-Borlage", wie daS Organ des schlesische» EenlrumssührerS sich geschmackvoll auS- drückt, in nicht-gesetzgeberischen Kreise» sich befinden und daß die zuversichtlich oppositionelle Sprache der „Krcuzztg." ebenso aus I»nen Kreisen ihre Kräfte schöpft, wie Freiherr von Huciie vermöge und infolge seiner Fühlung mit jenen hei Hos nnd i» der Armee sehr „maßgebenden" Persönlichkeiten daS Eentrum mit dem neuen Kot «l'onlro versorgt hat. Wir bleibe» auch dabei, daß alle diese Einflüsse schon slark genug waren, die Militairvorlagc bis hart an den Rand der Versenkung zu schieben, und daß eS nach unserem Vcrständniß sür derartige Entwickelungen nur »ine Frage der Zeit ist, wann die Vorlage in jener Versenkung ver schwindet. Wir gebe» aber willig zu, daß man osficiöS diesen Stand der Dinge bestreiten mnß, bis eben die Macht und der Besitz- titel erloschen ist, kraft dessen man osficiöje Dementis zu erlassen in der Lage war." In Ungarn sollen die Meinungsverschiedenheiten im Schooße des EabinetS, die sehr nahe daran waren, zu einer MinislcrkrisiS zu führen, nach den Versicherungen der Ofsieiösc» wenn auch nicht schon beigelcgt, jo doch der Beilegung nabe sein. Nach dieser Quelle sollen die kirchenpolitischen Fragen durch Borlegung eines Gesetzentwurfes über EwilstaiidSrcgiftcr ihre Schärfe verlieren und nebenbei soll ei» vor den l-tzten Wablen scbr bringend ausgetretener Wunsch der israelitischen Bevölkerung, die Ausnabme ihrer Eonsesston in die Reihe der gesetzlich rrcipirtcn, erfüllt werden, nachdem die Emancipatio» im Jahre 1868 den Jude» wohl vollkommene bürgerliche Gleichberechtigung gcwäbrt, aber nicht die Reciprocität mit den christlichen Eonscssionen au« gesprochen hatte. Jene Minister, welche eine radlealc AuSeiiianker setznng mit der Kirche nur durch Einsübrung der obligatorische» Eivilchc für möglich kalte», können sich aber schwerlich der Er- kenntniß verschließen, daß nicht bloS dieZustimmuiigdcrKroncz» einem daraus abziclendrn Gesitzeutwnrfe schwer zu erlangen sein wird, sondern daß auch daS Magnalciibaus einem solchen entschiedene Opposition machen würde. Ein ähnlicher Wider stand ist auch von de» geborenen Gesetzgebern gegen ein Ge setz über allgemeine Religionsfreiheit zu erwarten und würde auch von den Protestanten organisirt werde», wenn durch dieses Gesetz die vou katholischer Seile, beziehungsweise vom Episkopat ans Veranlassung der römische» Eurie gewünschte Beseitigung de« 33. Gcsetzartikclü vom Jahre 1868 über die Reciprocität ber recipirlcii Eoiiscssionen bezweckt werden sollte. Sollte »un also auch wirllich eine vollständige Einigung der Mitglieder des EabinetS erzielt worden sein, so wird der Regierung und der liberale» Partei ein harter Kampf mit de» stark i» die Halme geschossenen, »ltraiiwiitanen Aspirationen keinesfalls erspart bleiben. Nach Ansicht Vieler ist übrigens die latente Krise »nr bis zum Schluß der DeleaativiiSsessioii vertagt, deren Verlegung nach Wien von den österreichischen Delegirtcn vergeben« gewünscht worden ist. „Wir feiern beute", fuhr Lothar fort, „die liebens würdige Künstlerin, welche die stolzen Heldinnen der Operette ebenso erfolgreich darstellt, wie die kleine» Kobolde derselben, beule eine Rosalinde, morgen eine Adele! Freilich sic gekört nicht z» den Opcrcttciisäiigcriniicii, welche so schreck lich hohcitSvoll sind, welche die Muskcln der Tragödinnen haben und auf dem verschleppte» Eotburn der Melpomcnc einbcrstvlzirrn; solche weibliche Krastslücke geboren nicht in die Operette' Leontine ist eine liebreizende schöne Helena, rin feuriger Boccaccio, mit ihrem kecke» Strudel uud Sprudel kölschen nnd den Lippen, aus denen die Küsse sich uiedcrlasseu wie die Bienen auf die Lindcublütbcii, als wären sie dort zu Hause . . sie ist die Operette selbst, diese leichtfüßige, flatter hafte, schelmisch lächelnde, bacchantisch jubelnde Operette . . sie lebe koch!" Teresa stieß mit an. doch »iißmutbigen Sinn« . . was blieb ihr übrig, wenn Lcontine Alle« für sich in Anspruch »abm. Spielte sic doch meistens dieselben Rollen. Und wenn sie auch da« Lob der Freundin gegönnt hätte . . sie gönnte ihr nicht ei» Lob aus diesem Munde! WaS war denn mit ihr vorgcgangcn, daß sic sich »m daS Alles kümmerte, da- sic soizst gar nickt berührte, über da« sie so gleichgiltig binwezsan! War sic aus einmal ehrgeizig geworden? O nein, die Kunst, besonders diese Kunst, die mit den Lumpen von Poesie und Musik haufirrn ging, war ibr nur rin Handwerk, und sie trieb« gewisscnbaft, w,e der Onkel seine Brode in de» Ofen schob; es bandelte sich ja hier wie dort nur um das tägliche Brob. Nein, eS war nickt der Ehrgeiz; e» war etwa« Andere«, ganz Andere«! Sir ertrug cö nicht, wenn Lothar einer ankern Schönen huldigte, wenn er wo ander« hin zu blicken, zu denken, zu süblen wagte . . . und sei « auch nur bei einer kurzen aoastrrd«, in der er au» Höflichkeit übertreiben »nd eine Br geistrrung heucheln mußte, von brr doch gewiß sein Herz nicht« wußte. Di« in der Punschbowle innig gesellten vier Elemente übten inbeß bald ihre Wirkung au«: die jungen Damen stanken aus, gingen umber, Lieder singend, gesticulirend. die beiden vom Chor fingen zu tänzeln, ja zu tanze» an; fit hatten sich in den seltenen Genuß der Puaschbowlc - ^ In Frankreich giebt sich die Regierung, die m.t Sorge der bevorstehenden parlamentarischen Eampagiic ruigegeusiebt, der Hoffnung hin, daß ihr weuigslciiS durch die Verhältnisse in Da ho men keine Schwierigkeiten werten bereitet werten. Und uni idre Position von vornherein zu verbessern, läßt sie folgende Darlegung verbreiten: „Der Feldzug in Tahomcy nähert sich seinem Ende. Innerhalb einer Woche wird derselbe ohne Zwecke« abgeschlossen sein und beim Wiedcrzusaminentrilte deS Parlaments am 18. October wird die Regierung die Einnahme AhomeyS verkünde» können. Gegen wärtig dürste Oberst DoddS einige Kilomclcr »o» Kana, de, Residenz Bchanzin's und dein Schauplatze so vieler Menschenopfer, entfernt still. Von Kana bis zur Hauptstadt führt ei» guter Weg von 12 Kilo metern. Tie Befestigungen von Abomey werbe» der Artillerie der Franzosen nicht Stand halte» tonnen. Schon beginnt ma» sich init der Frage zu beschäftige», was mit Dahoniey geschehe» soll. Tie allgemeine Meinung geht dalu», daß inan die Hauptstadt de» Flammen prcisgebcn und daS E-vcdiiio»seorps an die Küste zurück- inhren soll. Allein eS fragt sich, ob nicht eine Garnison zuruck- zulassen und ein Protektorat zu etahtirc» wäre. Es würbe sich lohne», daS Land, welches mancherlei Hilssgncllcn besitzt, wirth- ichastüch auSzubeute», vorausgesetzt, daß cs nicht ei» zweites Tonkin mit einem ewige» Kriege gegen immer geschlagene »nd nie besiegle Bonden würde. Und gerade die Takvmite» versieben/sich ans den kleinen Krieg. Vereinzelte Krieger verberge» sich in de» bohlen Bäumen des Dickichts, nehmen die Osstcicrc auss Kor» und ver schwinden da»» ii» Gehölz oder im Hoden Grase. Trotz der sehr empfindlichen Verluste a» Osficiercn wollen »och immer zahlreiche Freiwillige »ach Tahvmet, abgcbeii." Jedenfalls aber täuscht sich das französische Ministerium, wen» eS glaubt, die Frage, waö mit Dabomey geschehen soll, werde sich kurzer Hand erledigen lassen. Gerade die neueren Vorgänge in Tonki», die wir am >3. dS. besprochen baden, lasse» darauf schließe», daß ein heftiger Kampf um die Frage entbrennen wird, ob cö sich empfiehlt, ein zweites Tonlin zu schaffen. lieber de» telegraphisch signalisirtc» Zusammenstoß zwischen Krctcnseru und türkische» Truppen aus Kreta wird der „Polit. Eorr." auS Athen Folgendes gemeldet: Mehrere Notabel» des Bezirke« Spbakia hatte» sich kürzlich an einem historischen Puncte versammelt, um ein gemeinsames Vorgehen aller Bezirke bezüglich einer an den Sultan zu richtenden Adresse zu bcralhcn. Eine gegen sic auözesandtc Truppenabtheilung griff sie an und es entwickelte sich ein ^ mehrstündiges Feucrgesccht, nach welchem die Truppen daS Feld räumte». DaS Amtsblatt de« Generalgouverneur» be stätigt den Zusammenstoß, stellt ibn jedoch anders dar, indem es aussükrt, daß eine ans dem Marsche nach Sphakia befind liche Truppcnabtbcilung unterwegs auü einem Hinterhalte mit Schüssen überrascht worden sei und sodann das Feuer er widert, sich aber »ach antertbalbstündigcm Gcs-cht zurück gezogen habe. Drei angesehene Krelcuscr seien bierbci verwundet worden. — Nach den letzten in der griechischen Hauptstadt eingetrossene» Nacbricktc» Kälte dieser Zusammen stoß die Gcmütbcr lebhaft aufgeregt uud sei cs in Folge davon in Apokvrona zu einem Angrisse aus die dortigen Militairpostcn gekommen. Ta den türkische» Bcbördcn daran gelegen ist, Unruhe» zu vermeide», lud der Pascha von Spbakia die Notabel» seines Bezirke« ein, ikm ibrc Beschwerde» vor- zutragc». Letztere erwiderten jedoch, daß sie nur mit dem Generalgouverneur selbst unterhandeln wollte». Es ist also noch nicht abzuschen, wie der Eonflict soll beigelcgt werden können. Deutsches Reich. 0. II Berlin, !6. October. Die Anarchisten in Ber» lin, welche eine Zeit Terrain zu gewinne» schienen, sind jctzt stark im Niedergang begriffen ; die älteren Leute aus der Be wegung baden sich fast ganz zurückgezogen, beute sinken sich i» den anarchistische» ElubS mir blutjunge Bursche» zu sammen. Ein anarchistischer Elub soll in der Wcbcrstraßc bei einem ehemaligen socialtcmolratische» Stadtverordnete», der dort eine Budike hat, getagt haben; wie eS heißt, waren am meisten verliest. Plötzlich erschien Frau Abrabam und lud die jungen Damen ein, ihre Isolirzellc zu verlassen und sich unter die andere Gesellschaft zn mischen . . die Geburt« tagSseicr werde ja wohl beendet sein und sie dürfe den Herren die Unterhaltung mil so reizenden Dame» nicht länger vorcnthalten. „Die Herren sind ja beschäftigt", versetzte Lcontine mit schlauem Lächeln. „Nickt immer und auch nicht alle! Der kleine Kobold bat schon Angst, daß von seinem Dutzend Verehrer einige fehlen könnten." „Auch der Bankier Scitcr ist da." „Der zählt nicht mit sür Leontinc", versetzte Käthe Blau «isrig. „Ich erbebe gar keine Ansprüche aus diesen würdigen Greis", sagte Lcontine lachend", der ist nur geschaffen für da« blaue Wunder!" Geräuschvoll schob sich ber Schwarm der Künstlerinnen hinter Fra» Abrabam in bcu Nachbarsalon. Nur Teresa war sitzen geblieben und Lotbar neben ihr. „WaS führt Sic hierher?" „Die Liebe zu Ihnen. Teresa" „Daß Sic mich hier finden, mögen Sic denen danke».'die mich gelauscht bade». Ich wollte bicr im engsten Kreise mit den EvUczilinen zusammen sein, ich konnte mich nicht au»- schlicßcn, wenn das GeburtStagSsek eine« Mädchen« gefeiert wurde, da« noch dazu sür meine siegreiche Rrbenbuhterin beim Theater gilt. Doch ich hatte keine Ahnung davon, daß ich hier in einen Kreis gcralbcii würbe, über dem eine sehr zweifelhafte Beleuchtung schwebt, in einen Kreis, in welchem eS mich fass schmerzt, auch Idnea zu begegnen!" „Sie sind ja unnabbar sür mich. Sie lassen sich ver leugnen. wenn ,ch an Ihre Thür tlopfe." „Ick bin gewarnt und ick fürchte mich!" „Sie fürchten sich vor mir?" (Fortsetzung folgt.) ,i- ü
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite