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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921019013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-19
- Monat1892-10
- Jahr1892
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<> »« HopteMdttto» oder den t« Stadt bezirk und de» Vororten errichtete» Ao<» »»besulln, odgeholt: vt»rt»lj(ldrltch^I4ch<^ dei jweimaliger täglicher Zustell»»- in« Leu« » 5ck0>. Dnrch dt« Post bezöge» für reatfchlaad uad Oesterreich: viertel,L-rltch >-ll 6.—. Direct» tägliche kdreuzbandsenduug t»1 Auslaud: monatlich S.—- Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich'/,7 Uhr, di« Abrud-Lutgade Wocheatogt 5 Uhr. LrLactioa and Lrpeditioa: A»da»»r«-askc 8. Die Erpedittoa ist Wochentag« anunterbrvchen geäslnet von früh S bt« Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt» Me«« « Sortim. (Alfred Haha). Uaiversltät«>trabe z, Laui« Lösche, Mtharsaenstr. 1«. pari, und »0»k-«platz 7. Morgen-Ausgabe. ttpIAtk.Tageblatt Anzeiger. L>M« für Politik, Localgeschichte, Handels - «nd GeWstSverkehr. JnsertlouSPrelS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg) Reclamen unter dem RedactionSstrich («ge» spalte») 50-4. vor den Familieaaachrlchte« (6 gespalten) 40-4. Größere Schriften laut unierem Prei-- verzelchniß. Tabellarischer und Zlsscrnfatz nach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Poslbesörderung 60—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Iinnahmeschlnß für Inserate: Ab»»d-Aa«gabe: Bormitlags 10 Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh ' ,0 Uhr Bei de» Filialen uad Annadinesielleo je eia« halb« Stunde früher. Inserat» sind stet« an die «rtzeditian -u richten. Druck n»d Verlag von E. Polz ia Leipzig. ^« 535. Mittwoch) den 19. Oktober 1892. 8«. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachnn-. Durch da« allabendliche Aufstellen mehrerer BiNethälldler in unmittelbarer Nähe de« kryskallpalnsteS vor Beginn der CircuS- Vorstellungen wird der zu dieser Zeit in der Winlergarlensirabe smllsiiidende außerordentlich starke Fuß» und Wagenverkehr in er- deblichrr Weise behindert. Es wird deshalb da« Ausstrllen von villrthändler« und der Handel mit Viren«-BilletS in der Wintergartenstraßc, und zwar auf der Strecke vom Bahnhosraäßchen bis zur Bartenstraße in der Zeit von 6 bis 8 Uhr Abends hiermit untersagt. Zuwiderhandelnde gegen dies« Vorschriften werden mit Meld- strase bi« zu SV Mart oder Haft bi« zu 14 Tagen bestraft. Ueberdie« haben Zuwiderhandelnde, welche der Wegweisung Lurch die Schutzmannjchast nicht sofort Folge leisten, zu gewärtigen, daß sie nach der Polizeiwache sislirt und dort bi« zum Beginn der llircuevorstellung zurückgehaltcn werden. Leipzig, den 17. October 1892. Ter Rath und da» Paltzria«t der Stadt Leipzig. H 18625. Dr. Georgs. Bretschneidrr. Stahl. Ausschreibung, Renda« de« Grassi-Museum« betreffend. Die Ausführung I. der Erd- und Maurerarbeiten, II. der Steinmetz»!» beiten am Neubau de« Grassi-Museum« soll vergeben werden und zwar die Maurerarbeiten ungetrennt, die Sleinmetzarbeiien je nach Sr- messen getheilt. Di» Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse können bei unserer Hochbauverwaltung, Rathhau«, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, gegen Porto- und bestellgeldsreie Einsendung und zwar »ck l von 8 »<l II von 4 Vl bezogen oder daselbst kostenlos eingesehen werden. Die Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Grafsl-Museu«. Maurer- de». Ltctnmetzarbeiten bi« zum Dienstag, 1. November, Bormiltag« 10 Uhr im Rathhaus«, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, portofrei «inzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl »utrr den Bewerbern oder die Abl«h«»ng sämmtticher Angebote vor. Leipzig, Leu 17. October 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. I». 4421. vr. Georgi. Lindner. Bekanntmachung, die sagen. Rrservrdroschken betreffend. Die Revision und polizeiliche Abstempelung der »um Droschken dienst zu verwendenden sogenannten Reservewagk» soll in der Zeit vom 1. bis «tt 1k. Rovemder diese« Jahre« vorgenommcn werden. Die Besitzer derartiger Wage» werden daher hiermit aufgefordert, letztere während de« gedachten Zeiträume« an de» Wochentagen vormittag« von 9—11 Uhr vor dem Polizciaebäudc Wächterstraße Nr. 5 vorzusahren. Wenn bezüglich dieser Reservewagen auch nicht die gewöhnlichen Ansprüche wie bet den regelrecht im Betriebe befindliche» Droschken gemacht werden, so müssen doch auch diese Wage» mit unversehrten, rein» lichea Ausschlägen versehen sein und sich in gut lackirtem Zustande befinden. Nach dem 15. November diese« Jahre- find andere Reservewagen al« Li« mit vorschriftsmäßigem neuen Stempel versehene», im Drolchkcnbetriebe nicht weiter zu verwenden und haben diejenigen Droschkenbesitzer, welche dieser Bestimmung zuwiderhandcln, ouger der sofortigen Außerbetriebsetzung der betreuenden Geschirre ihre Bestrafung mit Geld bl« zu 30 ^l, «vent. Hast zu gewärtigen. Leipzig, am 15. October 1892. Ta« Polizei»«« der Stadt Leipzig, v. L. 3751. Bretschnridee. Mühlnrr. Bekanntmachung, die Rameldung zur UtrchenvorftandSwahl in der Luttzertirchr betreffen». Nach tz. 17 der ttircheuvorsiands- und Synodalordnung scheiden mit Ablauf de« -irchen,ahre« au« dem Kirchevvorstande der Luther kirche folgende Herren au«: Tischlermeister Karl Förster, Handelskammersecretärvr.Genfel, Kaufmann Lg. Ernst Heydenreich. Otto Keil (I. G. Salet'sky), Schuldirector vr. Sachs«, Gustav Thie me (Thieme L Fuchs). Dieselben sind jedoch wieder wählbar. Demnach hat die Wahl von sechs Kirchenvorstehern stattzufinden. Stimmberechtigt sind all« selbstständigen, in dem Lutherkirchspiel wotmbosten HauSväicrlHaushalIu»g«vorsländ«>evangelijch»lulhcriichcn Bekenntnisse«, welche da- 25. Lebensjahr erfüllt haben, verheirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung de» Worte« Gottes oder »»ehrbaren Leben«wandel öffentliche«, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobene« Aergerniß gegeben haben oder von der Etimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinde aus» geschlossen sind, sowie Derer, welchen durch Beschluß der Kirchen» inwection die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden find. Alle, welche ihr Stimmrecht autüben wollen, Haber» sich entweder mündlich oder schriftlich anzumelden. Mündliche Anmeldungen werden ia der Sacristei der Lutherkirche Freitag, den 21., und Lanuadend, den 22. October d. I. ununterbrochen von Vormittag« 10 Uhr bi- Nachmittag« 5 Uhr ent- gegengenommcn. Schriftlich« Anmeldungen können im Pfarrhaus« der Luther kirche, Hauptmannstraße 3. vart., mit genauer Angabe he ll Bor- und Zunamen«, 2) Stande» oder Gewerbe«, 3) Geburt«tag« und -Jahre« uad 4) der Wohnung von heute ob bi« 22. October, an diesem Loge aber nur bi« Nach» mittag« 5 Uhr, abgegeben werden. Zum Lutherkirchspiel gehören nachstehend« Straßen und Plätze Alexanderstraß«, Bi-marckstrohe, Eolonnadenslraßc, Davidstrabe. Torotheenplatz Nr. 2 und 3, Elslerstraße Nr. 1—65, Erdmannstraße Nr. 2—18, Frankfurter Straße Nr. 25—35, Hauvtinaansiraße, Hiller» straße, au-aenoinmtn Nr. 6—10, Marschnersiraße, Mendelrsohn- straße, Moschele-slraße. Plagwiver Straß», Promenadcnstrohe Nr. 23 bi« 43, 26—44. Quoiftraße, Schrebergißchen, Schreberstrahe, au», genommen Nr. S, Sebastian Bachstraße, Seitenstraße, Weslstroße Nr. 17 12-88. Wielenstrahe. Di e fttmmberechttgten Mitglieder der Lutherkirchengemeinde werden «sicht, sich an der bevorstehenden Wohl recht zahlreich zu betheiligea »nd sich deshalb rechizeittg «»»umelbe». Leipzig, den 15 Octvbrr 18V2. S» Vortrit«, das Pfarrer« al« Garfttzevdear vr. «„f,l> Nack einem in der amtlichen „Gazeta" veröffentlichten Bulletin de« Leibarztes de« König« AlsonS XIII. von Spanien heißt e«, daß der König an Uebermlldung und astrischer Störung leide, die wahrscheinlich aus die ver änderte Lebensweise zurückzusührcn sei. Der König bedürfe der Ruhe. Diese« Bulletin spricht eine sehr verständliche Sprache, und e« wäre im Interesse Spanien« wünschcn«- werth, daß sein Inhalt aucb bei den Spaniern volle« Per» ländlich fände. Ter König ist am >7. Mai 1886 geboren, also gegenwärtig sechs Jahre und fünf Mcnale alt. Für einen schwächlichen Knaben in diesem Aller ist e« offenbar eine viel zu große Anstrengung, in wenigen Tagen Spanien von einem linde bi« zum ander» zu tnrchfabren, vo» San Sebastian bi« nach Cadip, und dann mit seiner Mutter allen An- vrderungen bei der ColumbuSseier z» genügen, welche die panische Etiguette an de» König stellt, sobald er nur irgend wenigsten« äußerlich repräsentationssahia ist. Wenn er beim Einfang der fremden Admirale der im Hasen vo» Cadip ver- ainmcltcn (Geschwader gegenwärtig sei», wenn er an den :ci diesem Anlaß statlfindenten Festmählern und sonstigen cstliche» Beraiistaltungc», wie der Fcstzug und da« Nackttest m Huelva, thtiliiehmcil soll, so stellt das an seine körper liche LeistungSsäliigkeil übermäßige Ansprüche, denen er nicht ohne Gefahr für seine Gesundheit genügen kann. Die natür liche Folge sind Ucbermüdung und Bcitalluiigsstörmigen, die in so zartem Aller leicht schlimme Folge» haben könne». Die Köiiigin-Regenlin ist diesen Dingen gegenüber macht- lo«, sie würde den König von seine» verfrühten Repräsen- lalion-pslichten nur dadurch befreien können, daß sic ihn für krank erklärte, und damit würden Besorgnisse und Miß- timmung erzeugt, die, wenn irgend möglich, vermieden werden müssen. Die Sache liegt demgemäß so, daß der König den Gefahren, welche seine Stellung für seine Gesundheit und ein Leben »>il sich bringt, schutzlos prriSaegeben ist und baß höchste»« äußerste Sorgfalt und Pflege Da« wieder gut zu »lachen suchen, wa« die herrschende» Vorurlheile an ibin ver brochen haben. Man kann n»r wünschen, daß Spanien nicht oft in die Lage kommen möge, Feste zu feiern, für welche die Anwesenheit de« König« al« unumgänglich nöthig erachtet wird, sonst würde die Kunst de« Arzte« und di« sorgsam« Pflege der Mutter kaum hinreicheu, um da« KvnigSkind un gefährdet bi« zum ManneSaller zu bringe». Bom Leben de« sechsjährige» König« AlsonS XIH. bängt die Zukunft der spanische» Monarchie ab, ftirbl der König, dann tritt sofort Don Earlo« mit seinen Ansprüchen an de» spanischen Thron bervor, und glciclneilig werten Republikaner und Socialistcn auf dem Plane erscheine», um die erledigte Herrschaft anzutretcn. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß Spanien vor diesem Schicksal bewahrt bleiben möge, aber jede neue Erkrankung de« König« rückt die Gefabr einer solchen Wendung näher. Die Feinde der Königin- Regentin sind natürlich bestrebt, jede« Unwoblsein ibre« Sohne« als eine TodeSkrankheit aufzubauschcii. Als der König vor etwa einem Jahre den Schnupfen Halle, wurden Alarm - Nachrichten über eine gefährliche Er krankung de« KvnigSkiiabcn verbreitet. Die Sache ist ebne weitere Folgen vorüber gegangen, aber c« läßt sich nickt leugnen, daß die diesmalige Erkrankung doch nicht ganz leickl zu nehmen ist. weil ihre Ursachen leicht wiedcrkebrcn »nd dann einen ernsteren Cdarakler annehmen können. Spanien hat seit dem Jahre 1868 so viel Traurige« erleb«, daß ihm nun endlich Ruhe und eine Epoche regelmäßiger Enl- wickelung zu gönnen wäre. Die RegierungSzeil Alson«' Xll. hat immerhin die Keime für eine bessere Zukunft ge legt, wenn auch die Wirkungen seiner Regierung viel fach überschätzt worden sind. Denn die Justiz und die Ver waltung in Spanien lassen auch heule noch, sieben Jabre nach dem Tode Also»«' Xll., so viel zu wünschen übrig, daß von Recht und Ordnung im Sinne der europäischen Cullur- staaicn in Spanien ebensowenig dir Rede sein kann, wie in Serbien und Montenegro. Spanien hat seit der Regierung Also»«' Xll. die äußeren Kennzeichen de« Berfassungsnaalcs angenommen, die Finanzen haben sich gebessert, Handel und Industrie haben sich gehoben, Spanien bat sogar den Rang al« Großmacht, wenn auch bisher vergeblich, beansprucht, aber die Zustände entbehren der Festigkeit, ein plötzlicher Wirbelsturm kann da« ganze, seit 18 fahren mühsam aus- gerichlele StaatSgebäude nieverwersen und Spanien wieder auf die Stufe hinadstoßen, auf der e« im Jahre l868 stand. Lehrreich sind in dieser Beziehung dir politischen Kämpfe, welche dem Sturze Sagasta'S lind der Uebernabme de« Ministerium« durch Eanova« del Castillo vorangegange» sink. Aus da« Ausland mußten diese Kämpfe den Eindruck macken, daß die große Mehrzahl der Spanier da« allgemeine Stimmrecht al« die Grundbedingung für das Fortbestehen der Monarchie verlangte, und al« sie e« erreicht halten, da machten sie keinen Gebrauch davon» wie die letzten Junta wahlen gezeigt haben. Es ist überhaupt ein Ergebniß der Beobachtungen de« spanischen BolkScharakter», daß er plötz lich bei einem geringfügigen Anlaß leidenschaftlich ausbraust, um dann plötzlich ebenso schnell wieder in gänzliche politische Tbeilnabmiosigkeit zu versinke». Ter hervorstechendste Zug de« spanischen Wesen« ist die Bigotterie, die bedingungslose Unterwerfung uuker die Herrschaft de« Papsttbum«, und des halb kann in Spanien keine Regierung auf Bestand rechnen, die sich vom Einsluß de« BalicanS glaubt frrimachen zu können. Deshalb yat Spanien so lange unter dem von den Earlisten erregten Bürgerkriege geblutet, weil sich die Earlisten der Zustimmung de« BalicanS rühmen konnten. Die Zustände in Spanien sind der Art, daß nur estie lange Zeit de« Frieden« im Innern und nach außen im Stande ist, dort eine Aenderung herbeizusübren, wenn die an der Spitze siebenden Personen die Fähigkeit und den guten Willen besitzen, die bestehenden Mßstänke allmälig abzustellen Die Parteien sind unzuverlässig, sie folgen den Inhabern der Macht^ und ihre Namen haben wenig zu be deuten. E« hat sich im Lause der Bürgerkriege ein Prätorianerthum hrrauSgrbildet, welche- neben der könig lichen Macht seine Ansprüche behauptet. Dir Generalität hält sich zu einer Art von Nebenberrschaft, die auch ge legentlich in die Oberherrschaft Umschlagen kann, berechtigt und läßt sich in diesem Glauben weder durch die Regierung, »oty durch dir Verfassung beirren. Di« Königin Regentin hat also die schwierige Aufgabe, ihre Negierung tet« mit den Wünschen dcS PapstthumS in Einttang zu halten, der Generalität die gute Laune nicht zu verderben und außcrdciu den jungen König vor allen Fäbrlickkcitcn zu behüten, welche ibm seine cpponirte Stellung bereitet. Denn AlsonS XHI., der schwächliche, kränklicke Knabe, ist und bleibt die Grundlage, aus welcher gegenwärtig die Monarchie in Spanien ruht. Bleibt er am Leben, da»» ist Hoffnung vor handen, die Entwickelung in Spanien allniälig in gute Bahnen zu leiten, stirbt er, dann ist daü Ehoa« da, ari dem vorlausig kein Ausweg zu finden ist. * Deutsches Reich. »s. vortili, 18. October. Wenn der Dr. Eigl nächstens in Kelbeim turchgefallcn sein wird — und er fällt rcher durch! — so mag ihr» doch diese Eandrdalur eine „angenehme Erinnerung- bleiben, wie dem ersten Fürsten von Bulgarien seine siebenjährige Herrschaft in Sofia. Drr viel genannte Herausgeber des Blättchen«, da« sich „Bayer. Vaterland" betitelt, wird nicht vcrscblen, die llrtbcilc und Prophezeiungen der deutschen Zeitungen über seine Ean- didalnr zu sammeln und wird seine Helle Freude daran haben, wa« da Alle« möglich geworden. Die Blätter aller nickt - ullramomanen Parteien haben sich mit ibm beschäftigt und medr al« eine« bat seiner Eandikatur günstige Zeichen gestellt. Wie sich diese Propheten wohl die DiScipli» ui den pechschwarzen bayerische» Wahlkreise» verstellen? Der Ln. Sigl bringt c« nicht auf 1606. wahrscheinlich nicht mal auf 500 Stimmen, daraus kann man heule schon einen hohen Einsatz wagen. Die altbancriscken, obtrpsäljtschcn und untcr- ränkischc» Hochburgen de« UllramoiilaniSmu«, richtiger de« von Sigl so bitter gegeißelten Münchener „Kammcrpatriolen- thumö" wählen, wie der Kleru« e« räth. Im Spessart ereignete sich einmal, daß ein landeskundiger Tourist am Borabcnd einer Wahl die Bauern im WirlhShause fragte, wen sic morgen wählen würden. Die Antwort lautete: „Da« wissen wir noch nicht; der Herr Eaplan hat die Zettel »och nicht geschickt." Und so steht « überall in jenen Hochburg- bezirken. Nun kommt r« ja wohl vor, daß zwei Eandibatcn beide gleich schwarz — in einem solchen Wahlkreise sich aege«übertreten. Aber dann ist die höhere Ehre de- KammerpalriolenIhuniS in beiden Lagern. Dagegen würde sich dasselbe Patriotenlhum einfach selber den Hat« absckneiten, wenn e« dem Streite Sigl wider Rauchencckcr unbetheiligt zusckauen wollte, und deswegen und in Anbe tracht der Unlcrwürsigkeit der Wähler kann »nd wird Dr. Sigl nicht durchtommcn. Doch ist dieser Mißgriff vieler Blätter beim Prophezeien au« mangelnder Kcniilniß der Lantesverbältnisic »och zu entschuldigen, wie er auch politisch nicht« verschlägt. Bedenklicher aber will un« scheinen, daß nicht-ullramoiilanc Blätter die Candidaiur Sigl« mit einer gewissen erwartungsvollen Freute behandeln, als ob damit ein Schritt zui» Bessere» geschähe. Ja, wie i» aller Welt soll sich das ansdenken lassen? Ter l>r. Sigl ist doch überhaupt kein Vertreter politischer oder auch nur kirchlich - coiiscisioiicllcr Uebcrzeugungcn, sondern ein gerissener Geschäftsmann, der davon lebt und wohl auch ein Vermöge» damit erworben hat, daß er aus der Gasse mit beite» Händen Schmutz ui» sich wirst, und zwar mit Vorliebe Diejenigen besudelt, die außer dem „Bayerische» Vaterland" in Ganses,,siche» ein wirkliche« bayerische« Baler- lanv al« Glied de« großen Vaterlandes lcunc» und schätze». Ter 1>r. Sigl kitzelt damit wobt die niedrigste» Empfindlinge» einer am weitesten zurückgebliebenen Schicht der bayerische» Bevölkerung, und es paßt ihm in den Kram, daß er das immer im Scheine einer, wen» auch absonderliche», doch treuen Zugehörigkeit zur römischen Kirche thnt. Aber wer möchte wohl aus diesen Schein eine Hypothek von 5 Pfennigen riskircn? Und nun dcnke man sich, dasi ein solcher GeschästSvaudalist an Stelle eine« Uliramoiitanen von jener Sorte, wo zwölf immer rin Dutzend ausmachen, in den Reichstag käm:! Wer batte davon de» Prosit? Der Reichstag hätte gewiß nur den Schaden am — Ansebc» wenn überhaupt l)r. Sigl je nach Berlin käme. Da« Ganse süßche» Vaterland aber hätte den finanziellen Nutzen, de»» in dessen Spalten würde der neue Abgeordnete sein Mandat auSübcn. Wir meinen doch, daß in einem solchen Falle auch jedwedes Interesse Derjenigen geschädigt wäre, die im Reichstag eine kostbare Errungenschaft wertbbalten. Endlich mag eö unterhallend sein, in gewissen Blättern die Erwartung ausgesprochen zu hören, daß I>r. Sigl wenn er nur erst in Berlin wäre, über viele« Nord deutsche, Preußische und spcciell über Berlin sein Unheil gewiß modisiciren werde. AIS ob Sigl nicht genau wüßte, daß er alles, was er in dieser Hinsicht urlheilt, au« dem Blau de« Himmel« sich zusammen—liest! Aber wie kommt man nur dazu, ihn für einen Charakter zu nehme», der über Haupt eine Einsicht batte und besserer Einsicht zugänglich wäre? Das belusligt den Ur. Sigl vielleicht am aller meisten. Und damit mag denn seiner Eanbidatur genügend, wenn nicht schon zu viel Würdigung zu Thril geworden sein Der Rest ist »chweigcn. 6. H. Verttn, l8. Oktober. Einen betrübenden Einblick in da« großstädtische Leben gewäbrt drr soeben erschienene Jahresbericht der Verwaltung de« städtischen Obdaches. Diese« zerfällt in zwei große Abtheilungen und zwar: I. in da« Familien - Obdach und U. in da« Obdach für Nächtlich-Obdachlose. In dem Zeitraum vom l. April l89l bi« 3l. März t892 wurden im Familien Obdach durchschnittlich pro Tag 384 Personen verpflegt Die Zahl der VcrpslegungStag« betrug bei einer Kops zahl der Obdachlose» von 10 469 >39 529. Dieselben vertbrilen sich wie folgt: aus Gesunde: 70 670, .Kranke (inclusive Kinder unter 6 Jabren) 35 778. Schulkinder 24 854, Säuglinge 8227. Im Jahre l890,199l betrug die Zahl drr täglich verpflegten durchschnittlich >77 und dir Summe der verpfiegnngSlage 72 942 Die Gründe für die ganz bedeutende Steigerung der Inanspruchnahme de« Familien-Lbdach« im Berichtsjahre sind folgende: die zahl reichen Uebcrwrisungen russischer Au«wanderrr, der im Winter l89l,92 vielfach hervoraetretene Nolhstand und endlich die Vermehrung drr Bevölkerung und namentlich drr Zuzug ärmerer Leute bez. Familien au« den Provinzen, welche viel fach hoffen, in der Hauvtstadt lohnendere Beschäftigung zu -inten, und infolge ihrer Unkennlitts! der diesigen Verhäliiiose dann sehr leicht der öffentlichen Armenpflege zur Last fallen. Ente l89l traten bei den Kindern der polnisch-russischen Auswanderer die wahren Pocke» auf. Tic Tbalsachc ist unsere« Wissens bis jetzt noch nicht bekannt geworden. E« kamen l2 Erkrankungen vor, von denen 6 einen tödllichcn Verlauf »ahmen. Dir von der Krankheit Befallenen wurden »fort der königlichen CbaritS überwiesen, in der Anstalt selbst aber die strengsten sanitären Maßregeln getroffen, nm die kleine Epidemie zu localisire», was auch vollkommen gelang. Im städtischen Obdach ist auch eine Schule, in der während des Bericht-zahreS l89l/l892 020 Knaben und 975 Mädchen, im Ganzen also 1895 Kinder gegen 865 im Vorjahre unterrichtet wurden. Die tägliche Be- mchSHahl schwankte zwischen >0 und 86, während der der LageSdlirchschiiitt für da« ganze Jabr 48 ergicbl. — Die Ablbeilung de« städtischen Obdachs, für Näch t l ich-O b -' dach lose wurde i» der Zeit vom 1. April l89l bi« 3l. März >892 in Anspruch genommen von 318 5l2 Männer», >5 647 Weiber», l95 Knabe», 3l6 Mädchen, zusammen also 334 670 Personen. Die entspreche»^,, Zahlen de« Vorjahre« dagegen ergaben nur 26l U43 Männer, 14 405 Weiber, 329 Kinder, i» Summe 275 777 Personen. Im Jahre 1889 90 wurde dagegen da« Obdach sür llcächllich-Lbbachlose mir von 203 039 Personen besucht. Die Steigerung der Frequenz im Berichtsjahr gegen die de« Vorjahre« beträgt also 58 893 Köpfe oder 21,36 Proeent und gegen diejenige de« Jabre« l889.9t» l3l 63l Köpf« oder 64,83 Procenl. Diese Zablcn reden eine beredte Sprache, sie beweisen, wie gewaltig die Noth und da« Elend in Berlin in den letzten Jahren sich ver mehrt haben. * Berlin. 18. October. (Telegramm.) Heute Mittag and die programmmäßig verlaufene Grundsteiiilegung der Kaiser Friedrich« Gedächtnißkirche >m Thiergarten statt. Der Kaiser vollzog drei Hammcrschläge mit dem Bibel- prucb: Dieser Stein, der von den Bauleuten verworfen, werte zum Eckstein. In Vertretung der Kaiserin vollzog Prinzessin Leopold die Hammerschläge, hieraus die hier anwesenden Mitglieder des KöiiigSbausc«, der Reichskanzler, die Staat-minister, General Hüllesscm und andere Würden träger. — Der Kaiser empfing beule im hiesigen Schlöffe den Oberbürgermeister Zelle in Audienz. — Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" beiucrlt zu der Tbatsacht, daß der Justiz minister bei den hiesigen Gerichten ans weitere Strafverfolgung gewisser tendenziöser, aus seine Privatebre zielender Druckschriften verzichtete (gemeint sind die Schrisicn von Paasch — Red.), sie erfahre von unterrichteter Seite, der Justizminisicr babe die Strafanträge Ictiglich gestellt, »in Richtigstellung de« Sachverhalt« berbcizusnbren. Von tiefem Standpuiicte au« konnte der Justizmiiiisler die Sache al« erledigt betrachten, nachdem eingebentc Beweisaufnahmen die völlige Haltlosigkeit jener AuSstrcnuiigcn ergeben baten. Ob eine etwaige Wirderausnabme dieser Auöstrcnuugcn der gleiche» Schonung begegnen würde, erscheine zweifelhaft. — Die Ge schichte der afrikanischen Greuel, zu teilen Stanley so manchen Beitrag geliefert bat, ist durch einen französischen Ossicier um ein neue« traurige« Eapitel bereichert Worten. Wie Berliner Blättern au« Pari« tclegrapbirt Wirt, bringt ei» tortige« Blatt solgrnkc granciibastc Enthüllung. Da« Blatt erzählt, vor dem Kriegomiuisler Frcycinct werte angcn- blicktich eine Untersuchung gegen den Lieutenant Scgonzac, welcher auf einer Forschungsreise nach tem Senegal tcn Ebes der Colvnne Ouiqucr; ermordet habe» soll, geführt. Scgonzac hat seiner Zeit gemeldet, Ouiquerz sei am Sumpssicber ge storben. Der Körper sei aber auSgcgraben worden und man habe ein Kngclloch im Kopfe gefunden. Tic Untersuchung bat bereit« ergeben, daß Scgonzac« Meldungen über den Tod seine« Ebes« icdcnsaU« unwahr gewesen sind. Auch ist c« ailsfalleiit, daß sämmtliche Pasiiere Ouiquerz' vcrjchwuntcn sind. Die öffentliche Meinung in Pari« ist über den Vorfall hocherrcgl. — AuS Anlaß der am 27. October stattsindenden silbernen Hochzeit des griechischen KönigSpaareS wird der deutsche Gesandte in Athen, Gras WcSdehten, ein Glückwunschschreiben des Kaisers überreichen. — Drr Justizminist er bat der „Freis. Ztg." zufolge die Landgerichte beauslragt, zu ermitteln, wie viel an Arbeitskraft dadurch erspart oder zu anderer Verwendung frei werden kann, wenn tz. 23 Absatz 3 der Slrafproeeß- ordnung zur Aushebung gelangt. In dieser Bestimmung wird derjenige Richter, welcher in der bcralheiiten Strafkammer übrr Eröffnung de« Hauptverfabren« Bericht crslaliel bat, von der Theilnahme a» der Hauptverhandlung ausgeschlossen. Weitcrbin sind die Landgerichte befragt worden, wie viel Richter durch Lerminderung der Richlerzahl bei den Strafkam ni crn von fünf aus drei entbehrlich werden. — Kilossa, in dessen Nähe der bereit« gemeldete Zusammenstoß mit de» Wabe he staltgesniiteii bat, liegt aus einer Anhöhe am linken Ufer de« Mukondokwa und be herrscht die Straße von Konboa nach Mpwapwa; die Station daselbst ist im Herbst I89l angelegt und nach dem Bcr- lbtilungSplan vom Frübjabr dieses Jahre« mit l.',o Farbigen und 7 Europäern belegt; außerdem befinden sich auf der Station zwei Schncllseuergcschützc. — Ter Asrikareiscnde Dr. Zintgraff hat bekanntlich gegen den Gouverneur vo» Kamerun Zimm er mann Be schwerde erhoben, weil nach der Meinniig l>r. Zintgraff« die ibm in uiigcnügenber Weise zu Tbeil gewordene Unter stützung allein da« Mißlingen seiner Erpcdilion in da« »ört liche Hinterland von Kamerun verschuldet habe. Daß dieser von dem Reisende» gelbanc Schrill überhaupt »nt schon jetzt an die Oeffcntlichkeit gebracht wird, gilt der „N Pr. Ztg " al« ein deutliche« Zeichen dafür, daß der Rächst- betheiliglr die Angelegenheit für unheilbar ansicbt, wie er ja selbst schon öffentlich bal erklären lassen, er balle eS für auSaeschlossen, daß er regierungsseitig nach Kamerun ziirück- gtsmickl werden würde. — Da« Eapitel der Streitigkeiten unter den Afrikanern ist eia alte« und lange«, in allen unseren Eolonien unk in immerwährenden Wiederholungen fink solche in allen möglichen Formen zum Vorschein ge kommen Cie erhalten in dem Tropenklima nock» eine ganz andere Schärfe, al« bei un«. und wenn man den Afrikanern in ihren Erzählungen folgt, so könnte man »u der Ueber»
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