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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921019024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892101902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-19
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7246 Deutsches Reich. * <Kr«,te»hain. lO. Lctobcr. Ter eonscrvalive Reich»- tagsabgeordnelc Freiherr von priesen hat nunmehr auj da« von dein hiesigen conservativea Verein an ihn ge stellte Ansinnen, im Reichstage gegen eine erneute Ver mehrung de- deutschen Heeres eintrelen und stimmen wollen, eine Antwort ertheilt. Es heißt darin, daß er eine bindende Zusage nicht gebe» könne, zumal der Inhalt der betreffenden Vorlage noch nicht bekannt sei. Im klebrigen verbreitet sich daö Antwortschreiben über die Notbwendiakeit de« Militarismus und schließt mit der Bemerkung des Ver fasser-, baß er gern bereit sei, sein Mandat niederru- legen, wenn seine Wähler dasselbe einer Persönlichkeit über tragen wollten, die ihren Anschauungen und ihrem Vertrauen mehr zu entsprechen scheine. * Berlin, 18. Oclober. Die „Berk. Polit. Nackir." schreiben heute: „Tie neueste Sensationsnachricht, millelst welcher im Reichstage von vornherein Stimmung gegen die Miiilair- voriage gemacht werden soll, geht dahin, daß der Reichs kanzler bereits die Ermächtigung habe, den Reichstag aus- rutvsen, falls derselbe die Militairvorlage ablehnen sollte. Wir zweifeln nicht einen Augenblick, daß, falls der Reichskanzler Angesicht- einer ablehnenden Haltung de« Parlaments die Auslösung für notbwentig erachten sollte, die Allerhöchste Erniächtigung hierzu nicht versagt werten würde. Zur Zeit liegt aber sicherlich kein Grund vor, diese äußerste Maßregel in Erwägung zu ziehen. Die maßgebenden Factoren des Reichs sind von der lleber- zeugungskraft der sür die Militairvorlage ins Feld zu sührendcn Gründe ties durchdrungen und haben zu dem Patriotismus der ausschlaggebenden Parteien das volle Vertrauen, daß dieselben diese Gründe würdigen werte». Ein innerer Grund, im jetzigen Stadium der Angelegenheit eine RcickStagSauslösung schon ins Auge zu fassen, liegt sonach nicht vor; kies würde auch allen bis herigen Gepflogenheiten widersprechen." — Wie die „National liberale Corr." hört, sollen die Aufgabe» des Reichstags auf daö Nötlngste beschränkt werden. Tic in der vorigen Session bereits vorgclegten Gesetzentwürfe über den Checkvcrkehr und über Bekämpfung der Trunksucht werden jetzt nicht wieder eingebracht werden, dagegen werden die Gesetz entwürfe über de» Verrath militairischer Geheimnisse und über Bekämpfung der Unsittlichkeit aufs Neue erscheinen, wahrscheinlich wird auch das Reich-seuchen- gcsetz vorgclegt werten. Eine Vorlage über Verschärfung des Preßge setze-, von der in einigen Zeitungen die Rede gewesen ist, befindet sich »och in den ersten Stadien der Vor bereitung. ss. Berlin, 18. Oclober. Ter Verbrauch an Trink branntwein im deutschen Reiche ist für die Zeit vor dem neuen Brannlwcinstcuergesctz aus über 1 Mill. Hektoliter reinen Alkohols geschätzt worden. Allerdings war diese Schätzung stets nur eine überschlägliche, sie ist aber von allen volks- wirthschastlicken Schriftstellern als zutreffend anerkannt worden. Wenn sie richtig ist, wie wir ebenfalls an- nchmcn mochten, so hat das Sleucrgcsetz von 1887 un verkennbar gute Dienste getban, kenn der Alkohol- gcnnß in Gestalt von Trinkbranntwei» ist seither stetig zurückgegangen. Er beziffert sich für 1880 00 (daö Jahr vom I. Octcber bis .10. September gerechnet) aus 2,2.'», sür 18!«o 01 aus 2,l4 Millionen, sür 1801 02 auf genau 2 107 221 und im Durchschnitt dieser drei Iabrc aus 2 1.2 l l l Heltolilcr. Das würde eine» Rückgang des AllvholgcnuffcS nm 27 Proc. bedeuten. Daß der Gejuut- beit-zustand der Bevölkerung nainentlich dort, wo der Schnaps ein vorzugsweise gebrauwleö Aurcizmittel bei der Arbeit im Freien ist, nicht weiter zurückgczangcn sei, wird freilich erst eine spätere Beobachtung beweisen könne», w«»u nämlich die vergleichende Bevölkerungsstatistik sür 1887—1802 vorlicgt. Aber behaupte» läßt es sich mit Fug und Recht, denn Einzelerscheinungen sprechen schon deutln» tajür. Wenn nun die Branntwcinverbrauch-abgabe bei 2,l.'< Millionen Hektoliter rund 110 Millionen Mark brutto erträgt, so kommt ans den Hektoliter ein Steuersatz von etwa 5,.', .« auf loo Liter. Ist es aber richtig, daß die Preis bildung sich mehr »ach dem Satze des 7oer Spiritus richtet cdcr gar diesen Satz erreicht, so würde sich allerdings eine Erhöhung de- 5,0er Satze- für contingcntirlen Spiritus be fürworten 'asscu, weil eine irgend »cnnenswertke Verthcuerung des Branntweins damit nicht verbunden zu sein brauchte. — Am Sonnabend, de» 22. Oclober, dein Geburtstage der Kaiserin, wird aus allerhöchsten Befehl Wildcnbrnch's Drama „Tie Luitzows" als FeslvorsieUnng sur die Töchterschulen Berlins im töniglichk» Schauspielhause in Scene gehen — Die Taufe der kaiserlichen Prinzessin wird am 22. d. M. im Neuen Palais siattsinden. — Tie Vcrtheilung der Struervorlagen an die Mit glieder des Landtags wird entweder am Eröffnungstage oder sosort nach Eonstituirung de- Abgeordnetenhauses erfolgen Eine besondere begründende Rede des Finanzministers hängt von dessen Befinden ab. — Der Ausschuß der Sachverständigen zur Erörterung allgemeiner pharmaceutischer Angelegenheiten, welcher vom. EultnSminiftcrium berufen ist, beginnt im November seine Berathungen. — Wie verlautet, zeigt der Finanzminister den Wünschen der Eisen bahn Verwaltung betreff« Vermehrung rollenden Materials weites Entgegenkommen; er hat dagegen eine größere Zahl von Anträgen auf Neubauten von Bahnhöfen abgelehnt. — Tie Nachricht eine» bayerischen Blatte», daß der Plan einer Erhöhung der Brausteuer auf den Widerspruch BavernS hin fallen gelassen sei, wird al» nicht zu treffend bezeichnet. — Tie Gerüchte von der AmtSmüdigkeit de» Schah- secrctairS von Maltzahn hatten durch den Besuch de- Freibcrrn von H u ene im Reichskanzlerpalais neue Nahrung erkalten, sollen aber nach der „Nordd. Allg. Ztg." unbe gründet sein. — In die neue Landtagssession treten die Parteien in folgender Mitgliederzakl ein: Eonservative 121, Frci- conservative 01, Nationalliberale 82, Eentrum 06, Frei sinnige 20, Polen 11, Wilde 12; 11 Mandate sind erledigt. — Die „Köln. Ztg." findet eS bemerkenswertb, daß die Leitung der Fortschrittspartei ten augenblicklichen Zeitpunct, wo die wichtigsten Vorlagen gleichzeitig den Reichstag und den Land tag beschäftigen werten, wo also die Ausübung von Doppel- niandaten schwer zu ermöglichen ist, für geeignet hält, einzelne freisinnige Reichstags» bgeorbncte als Eandidaten für Landtagswahlen äufzuslellen. Ta» gilt für die Reichs- tag-abgeordneten Alex. Meyer, den Humoristen, Rechts anwalt Träger, den Dameutischredncr der Fraction, für Herrn Funck und jetzt auch für ten Gcnossenichaft-anwalt Schenk, der i»euert»izS in Wiesbaden anfgesrellt worden ist. Ta man nicht annebmen kann, daß die Rücksicht aus die Diäten der LandtagSabgeortnelcn dabei maßgebend ist, so darf man wobt daraus schließe», wie arm an tüchtigen und opferwilligen Elementen zur Zeit die freisinnige Partei und wie weit verbreitet die Abneigung ist. sich dem Parlei- terrori-muS und der rücksichtslosen Wahlpolitik Eugen Richters zu unterwerfen. — Bei der gestrigen Ersatzwahl eines Abgeordneten für den ersten Berliner Landlags-Wahlbezirk wurde der Reichstags- Abgeordnete Rechtsanwalt Albert Traeger gewählt. — Tie Berliner bekommen also doch ihre Ausstellung, zwar keine Weltausstellung, aber eine Gewerbe-AuS- stellung großen Stil«. Die „National-Zcitung" be richtet hierüber authentisch: „Als die Hoffnungen aus das Zustandekommen einer Weltaus stellung in Berlin vollständig zerschlagen waren, blieben die meisten Bereinigungen, welche die Angelegenheit betrieben, noch in einem Ausschuss vereinigt, der die gejammle Ausstellungssrage im Auge behalten sollte. Daß an eine Weltausstellung unter den ob waltenden Umstünden zunächst nicht zu denken sei. war allen Nrtheilssähigen ebenso klar, wie sich eine starke Ab neigung gegen den Gedanken einer nationalen Aus stellung gellend inachle, da sür und wider dieselbe seitens der Großindustriellen dieselben Gründe geltend gemacht werden konnten, wie gegen eine internationale Ausliellnng. Die »osten sür den Einzelnen waren dieselben geblieben, die Aussichten aus Nutzen sür unsere Industrie hätten sich sehr verringert. So wäre den» vermuthtich von einer Ausstellung irgend welcher Art aus lange Zeit hinaus überhaupt keine Rede gewesen, wenn nicht mit großer Freudigkeit »in anderer Gedanke Aufnahme gesunden hätte, der, wie es scheint, nunmehr bereits definitive Form gewonnen hat. Im Jahre 1805 soll in Berlin eine im allergroßartigsten Maß- stabe angelegte Berliner Gewerbe-Ausstellung ver- anstaltet werden. Wenn heute berichtet wird, daß in diesem Sinne der Verein der 70er sich schlüssig gemacht hat, so liegt darin bereit« die Gewähr des Erfolges des Planes, denn dieser Bercin, an dessen Spitze Commerzicnralh »ühnemann und Commerzienrath Lörsscl stehen, uiusaßt den ganzen Generalstab der so epvchcinachenden Berliner GewerbeaussleUung von 1870. Es sind die Männer, die über alles Erwarten hinaus einen sür damaiigc Berhaltnisse kühn enlworsene» Pta» zu gutem Gelingen führte» Aber sie haben inzwischen auch bereits starke Hilfe erhalten. Ter Verein Berliner »ausleute und Industrieller ist, obwohl er sich ossiciell noch nicht hat vernehmen lassen, sür den Plan, und seine thalkrästige Beihciligung außer allem Zweifel. Sondirunge», die bei den Aeltesten der »aufinan »schast slattgesundcn haben, führten ebensalls zu der Neberzeuguna. daß die>e wichtige Behörde das Unternehmen ln jeder Welse fördern wird, und was die Stadtgeineinde Berlin betrifft — nun, sie hat aus dem Ueberschusse der Ausstellung von l870 eine halbe Million Mark angenommen und wird zweiicllos einer von denselben Leitern geplanten Ausstellung mit Rath und Thal zur Seite stehen. lieber die ersten Schritte hinaus sind die Borarbeiten, die Voranschläge schon gediehen. Für Grund stück- sveculanten wird sich keine Gelegenheit bieten, uiiqesnnde Zustände herbeizusühren Der uns seit einem Monalc bekannte Plan ist gerade aus diesem Grunde sehr geheim gehalten worden. Tie Ausdehnung der Ausstellnng wird etwa >cchs- bis achtmal so groß sei», wie die von 1870. Sie wird deshalb auch nicht in dem Park am Lehrter Bahnhos siattfinden. Eine ossicietle Beschluß- sassnng de» Vereins Berliner »ausleute und Industrieller ist nahe bevorstehend." — Die Königin-Regentin von Spanien wird sich bei der Tause der Tochter des »asterpaareS wie verlautet durch eine deutsche Prinzessin verireten lassen. — Das „MiUIairwocheiibl." veröffentlicht di« Ernennung des Prinzen Friedrich Leopold zum Lberstlieulenant. — Tas Befinden des Finanzministers hat sich, wie wir telegrapdisch ersahren, soweit gebessert, daß er das Bett ver- lasse» tan». — Der Minister sür Landwirthschast, Domänen und Forsten, von Hepden, ist »ach Lberschiesien abgerrist. — Es scheint, als ob sich bei den Reise» der preußischen Herren Minister dasselbe Spiet wiederholt, das wir bei den Besuchen der russischen Zaren seit Jahren gewöhnt sind. Wie bei letzteren in anmuhigcni Wechsel di« Frage erörtert wird: er kommt, er kommt nicht .. er kommt... so mußte die Presse in letzter Zeit in Bezug auf die „geplanten" Reisen der Herren von Hetiden und l)r. Bosse abwechselnd berichten: er reist .. er reist nicht. Gottlob, Herr von Heyden i st jetzt endlich gereist. Aber lllx. Bosse?! — Gegen den Bankier Hugo Löwy wird voraussichtlich ein neues Strafverfahren eingeleitet werden. Während und nach der Verhandlung gegen Löwy sollen der Staats anwaltschaft so viele ueue Anzeigen und Strafanträge zu- gcgangen sein, daß die Behörde ein neues, umfangreiche» Versabren gegen Löwy eiuleiten wird, wenn sich die Anzeigen als begrüntet erweisen. * MaritnwerSer» 18. Oktober. Da der Polizridirector Wessel auch daS Lanttag-mandat für Mariemverder-Studm nietergelegt hat, muß dafür bekanntlich ebenfalls eine Ersatz wahl siattsinden; in einer VcrirauenSmänncr-Bersammiung der Eonservative» wurde die vom Dirsckauer Hauptverein empfohlene ReichStagScandidatur des Majors von Dieskau abgelehnt und Polizeidirector Wessel wiederum als ReichStagScandidat proclamirt. Für die Landtagswahl wurde Rittergutsbesitzer Baron von Buddenbrock-Klein-Ottlau als Eandidat ausgestellt. * Neu-Ttrelitz, 19. Oktober. Der Grobherzog und die Groß herzogin haben die Einladung des Kaisers und der »aiserin zur Paihenichaft bei der jüngstgeboreuen kaiserlichen Prinzessin an genommen und werden sich zur Lheilnahme au den Feieriichkeiten nach Berlin begeben. * Toduri, 10. October. (Telegramm.) Der Herzog und die Herzogin sind Nachts auS Tyrol hierher zurückgekehrt. Der GrvßsUrst und die Großfürstin Wladimir sind gestern nach Wien abgereist. * Bünde (Westfalen), 18. Oclober. Eine zahlreiche Ver ammlunz von westfälischen und hannoverschen Tabak- Industriellen, 211 Betriebe mit 12 840 Arbeitern ver tretend, nahm, der „F Z." zufolge, einstimmig eine Resolution gegen jede Erhöhung des Tabakzollc» an. * Tiegen, 18. Oktober. Heute wurde hier in Gegenwart des Obcrpräsidentcn Studt, des Regierungs-Präsidenten Winzer, sowie des Schöpfers des Denkmals, Bildhauers Reu,ch, das Reiterstandbild Kaiser Wilhelm's l. feierlich enthüllt. * l-lbrrfeltz» 18. Oclober. Herr Professor vr. Nippold auS Jena trat gestern Abend als Redner in dem Elbcrfelder wcigverein des Evangelischen Bundes aus. Auch diese crsammlung war sehr zahlreich besucht. Nachdem Herr Pastor emer. vr. Kraffl dieselbe durch eine Ansprache er öffnet hatte, kennzeickneie Herr Professor Nippold an der Hand einer größeren Menge von Thalsachen die gegenwärtige Taktik der Jesuiten und ihrer Freunde. Ter sehr bei fällig ausgenommcnc Bortrag hatte mit den Ausführungen in Barmen viele BcrübrungSpuncte. Herr Consul Döring sprach dem Redner den Dank sür dessen inbaltreichen Vortrag aus und unterbreitete der Versammlung folgende Resolution, die angenommen wurde: „Aus der Mainzer »aiholikenversammlung hat Herr Or. Lieber die Erklärung abgegeben, daß der Antrag Windrhorst aus Aus hebung desJesultengesetzesinder nächsten Sitzung deS Reichs, tags als Antrag Balleslreni wieder eingereicht werden würde. Diese Ankündigung nülhlgt die deute in Elberfeld versammelten Mitglieder und Freunde des evangel,,chen Bundes zu folgender Erklärung: Bereits haben über eine Million evangelischer Christen aus alle» Theilen des deutschen Reiches in Petitionen an den Reichstag keinen Zweifel darüber gelassen, daß sie eine derartige Rückberusung des Jesuitenordens sür ei» großes nationales Unglück Hallen wulden. Deshalb werden wir unsererseits eine Petitionsbewegung, hinter welcher wichtige staailiche Ausgaben zurücktreten würden, nicht wieder ausnehmen. Sollte aber jene Ankündigung zur Thai sache werden, so ersuchen wir das Barmer ComilS, unverzüglich die »öihigen Schritte zu lhu», um auch in der neuen Reichstags- jitzung die Ueberzeugung aller Evangelischen und zahlreicher Katholiken zu energischem Ausdruck zu dringen." (Rh.-Weslph. Ztg.) * Düsseldorf, 18. Oclober. Unter dem Vorsitz des ReickiS- tagSabgeordneten Eommerzicnratb Möller hielt heute hier der Hastpflichtschutzverband deutscher Industriellen eine Sitzung ab. Es wurden die Normalbedingnngcn sür Haftpflichtversicherungen festgesetzt und Abschnitt 3 deS Ent wurfs des Bürgerlichen Gesetzbuches besprochen. * Aachen, l7. Oktober. Das EultuSministcrium bat den Antrag der Ursulerinnen aus llebertragung der städtischen Lebreriiineu-BilkungSanstall bei St. Leonhard an den genannten Orden abgelehnt. * Ttutigart, 18. Octobcr. Die Aerzte sind mit dem Befinden der König in Olga zufrieden. * München, 18. Octobcr. Dix nationalliberale Partei nimmt nächste Woche ihre regelmäßigen Mittwoch- Versammlungen wieder aus, wobei Herr Abgeordneter vr. v. Schauß den ersten Vortrag über die politische Lage und die Wahlvorbereitungen übernommen hat. — Die Liberalen stellen, wie die „F. Z" mittheilt, im RcichS- tagswahtkreise Kausbcuren den LanvtagSabzeordnetcn Joses Wagner in Memmingen auf. Oefterreich-Ungar«. * Wien, 10. Octobcr. (Telegramm.) Der Prager „Bobemia" wird aus Wien folgender für die politische Haltung deS Finanzministers Steinbach charakteristische Vorfall gemeldet: Ter Iunaczcche Eym traf während einer Delegation-Pause mit dem Finanzminister zusammen. Dieser benutzte die Gelegenheit, um den jungczcchisckcn Delegieren dringend vor einer Wiederholung der heftigen Angriffe gegen die gemeinsame Regierung und die auswärtige Politik der Monarchie zu warnen. Der Finanzminister fügte hinzu: „Durch solche- Vorgehen wird gar nicht- Andere- erreicht, als Plener in den Sattel zu helfen". * Pest, 18. Oclober. Plenarsitzung der österreichisch«, Delegation. Bei der fortgesetzten Beratbung des Heeresbudgki» erklärte der Kriegsminister v. Bauer gegenüber dem jungczea.nch,n Delegieren Parat, er kenne eine ungarische, aber nicht eine dohmiich« Staatssprache, «r achte daraus, daß die Dienstsprache ausrecbl er- halten bleibe und die Muttersprache gepflegt werbe. Eiiua angeblichen Reservatbesehl, der den Gebrauch der bühmüchea Sprache verbiete, möge man ihm vorlegen. (Heiterkeit und Beifall.) Die Verhandlung wurde sodann aus eine Clunde unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Berathung wurde da» Ordinarium und dos Extraordinarium des Heeresbudaet« angenommen und die Berathung des Occupationscredits be- gönnen. Ter Iungczeche Maiaryk unterzog dabei die Zustände im Occupations-Gebiete einer äußerst obsprechcndea Kritik; derselbe wird morgen sein» Ausführung sortsetzen. — Das Abgeordnetenhaus der eth heute die Anfrage, be treffend die sür den 2. November geplante Enthüllung des Landwehr-Denkmals. Abgeordneter Eötvös proteslirte da- gegen, daß Honveds aus den Jahren 1848 40 das Denkmal de- Generals Hentzi bekränzen sollten. Ter Ministerpräsident Gras Szapary erklärte, es bleibe der Ueberzeugung eines Jeden über lassen, an der Bekränzung theilzunehmen oder nicht. Gras Apponyi beantragle eine nachträgliche Ueberprüfung des Pro- grainms. Die Verhandlungen wurden sodann abgebrochen. Tie nächste Sitzung findet morgen statt. Frankreich. * Paris, 19. Octobcr. Tas gestrige Börsengerücht, nack welchem Dahomcy durch die Franzosen eingenommen und Bekanzin getödtet worden sein sollte, wird seitens des Marine Ministeriums dcmentirt. Man erwartet in diesem mit größter Spannung Nachrichten. — Die Regierung ließ das Iesuilen- klostcr in Lyon schließen und wies 17 fremde Jesuiten aus. * Varinany, 19. Octobcr. (Telegramm.) Wenn der Vertreter der Ausständigen in der Kammer unterliegen sollte, so werte» Ausschreitungen befürchtet. Der Abgeordnete Vaud in, welcher augenblicklich sich in Paris befindet, wäre nur allein im Stande, die Arbeiter zu beruhigen. Die Streikenden, denen vielfach die Berathungen der Carmaux betreffenden Interpellation in der Teputirtcnkammer noch nicht bekannt war, votirlen in einer gestern Abend abge haltenen Versammlung die Fortsetzung des Streiks. Belgien. * Brüssel, 18. Octobcr. Die Senatscommission für die Revision der Verfassung sprach sich in ihrer heutigeu Sitzung gegen das System der Interessenvertretung, sowie gegen taS zweiclassige Wablsystem aus und nahm den Vor- fchlaa an, wonach die Senatoren von denselben Wählern, wie die Mitglieder der Deputirtenkammer gewählt werken sollen. — Der Bund dervlä misch en Geselsch asten ließ an den Mauern in Brüssel einen Anschla g anbringen, reffen in äußerst heftigen! Tone abgcfaßler Text llberschrieden ist: „Die Jagd auf die Belgier in Frankreich". Tie Bevölkerung wird durch den Anschlag zum Besuch einer sür Sonntag geplanten Protestversammlung eingeladen. — Der Congostaat rüstet einen Asrikazug von 1000 Bewaffneten aus, um die Er mordling Hod, st er' szu rächen. Major Ponthier übernimmt den Oberdefehl. Schweiz. "" Zürich, 18. Octobcr. Die schweizerischen Hoteliers und Industriellen haben beute beschlossen, sich an der Weltausstellung in Chicago nicht zu bctbeiligen. Ebenso wurde der Antrag auf Ausnahme ausländischer Hoteliers in den Schweizer Verband abgelehnt. Italien. * Asm, 19. Oktober. (Telegramm.) Einer Aeußerung der „Italia" nach verdankt Europa seine gegenwärtige Lage dem ungeheuren Militairbudget Frankreichs. Die Creditforderunaen des Dreibünde- sind nur eine Folge der französischen Forderungen für Militairzwecke. — Alle Minister werden Wahlreden halten, der Kriegsminister Pelloux nächsten Donnerstag in Livorno, Giolilti am 10. Octobcr in Rom, Brin nächste Woche über die äußere Politik in Turin, die übrigen Minister Anfang November in ihren Wahlkreisen. Großbritannien. * Lontzon, lO. Octobcr. Die Königin hat dem Minister des Auswärtigen Earl Rosebery an Stelle des ver storbenen Herzogs von Sutherland zum Ritter des Hosen bandorden« ernannt. — Tie unbeschäftigten Arbeiter dielten gestern eine große Versammlung ab, in welcher be schlossen wurde, sich in großen Masse» zum Lordmavor zu begeben und ihm das Elend und die trostlose Lage der Arbeiter zu schildern. Spanien. * MatzriS, IS. Oktober. (Telegramm.) Da» amtliche Bulletin über den Gesundheitszustand des Königs lautet: Nach dem vollständigen Nachlassen der daS Unwohl sein begleitenden Fiebererschcinungen zeigte sich gestern ei» kleiner Rückfall, der sehr rasch wieder zu schwinden begann. Ter Ansall nahm, ohne andere Störungen hervorzurusen, einen normalen Verlauf. * Sevilla. lO. Oktober. (Telegramm.) Der König batte gestern einen leichten Rückfall, so daß seine Abreise von hier verschoben werden mußte. Doch begiebt sich der Ministerpräsident am Donnerstag nach Granada, woraus hcrvorgeht, daß der Zustand deS König« nicht besorgniß- erregcnd ist. Besseres tbun, als Blaubeeren essen, wenn sie so gelangweilt mit ansehcn mußte, wie andere sich vortrefflich unterhielten Die gute Seele! Sic kann nichts sür sich behalten und muß de» Deckel aufiuachcu, wenn'« in der Schachtel von Geheim nissen schwirrt." „Ich mußte erst der Liebe Marien - sicher sein, gnädige Frau! Daher jener Spaziergang . . war dies ein kleiner Frevel, so mache ich >kn gut durch meine heutige Werbung." „Ja, ja, Marie hat einen Geschmack, den ich billigen muß. Sie sind ein liebenswürdiger junger Mann . . und ging' eS danach allein, so könnte ich die Wahl meiner Tochter nur billigen. Sie haben etwa- Distinguirte» in Ihrem Wese», obsckion . nun ja, objchon Sie nicht von den alten Fanilien diese- Landes abstammen. Ich batte kiel vom Abcl, er giebt da» Gesicht eines schönen Zusammenhang- mit früheren Zeiten unk auch mit den Gleichgestellten n, der Gegenwart; doch wenn auch dieser Zusammenhang einmal unterbrochen wird . man kann sich ja das gcsallcn lasten, wenn eS gilt, eine Tochter glücklich zu machen." ,O wie erfreuen Sic mich . so darf ich auf Ihre Zu stimmung rechnen, gnädige Frau?" „Aus meine Zuftimmnng? Nun ja. aber die fällt nichr allzu schwer in» Gewicht. Doch da fällt mir ein, « cs ,st ja aufregend . ' Sie machte vergebliche Versuche, sich auszurichten und -ne fitzende Slcllung einzuncdmen: ihre bilseslehcntcn Blicke " - Geberden ließen Enrico keine Wahl . er mußte sie davr. unterstützen, -r faßte sie unter die Arme and sir lehnt, w>» hingcqcbcn einen Augenblick in den stiniaen. „Ich bade fa ganz vergessen", fuhr sie fort als sie ein» bequem sitzende Stellung eingenommen, „ach armer Enrico auch Mariechen ibui mir leid . . eS ist ,u aufregend es gebt ja nick't, wirklich nickt! Sie kommen i»chr zu, guten Stunde . . wenn m,ck da- Alle- nur nickt so ingriffe sinken Sie nick», daß ick blaß auSsehe. Enrico » Dieser aus- Acußerstc bestürzt über die ploplicke Wendung in den Ansichten der «Frau von Senkel,, deanlivortete >bc» letzte Frage nickt. „Aber »m'S Himmel» willen, wa» ist kenn oorgesallen?" „Also Sie sinken wobl nickt? Nun. wäre kein Wunder! Nichts aogreffmder al- Aerger und Angst . . denken Sir sich . mein Mann ist in Verlegenheit gerathen in arg« Verlegenheit . . eine unglückliche Mitgift, dieser Kunstsinn' DaS Schöne ist thcuer, er konnte nie wieverstehcn, wcnr «r irgendwo etwas Schönes fand Kümmern sich edle, vornehme Geister um da- Alltägliche? Ein Edelmann ist kein Bankier, kein Händler, der fortwährend seine Lasse zählt Kurz, wir haben viel Geld ausgenommen, viel lausende Schulden . lieber Gott, das ist bei», Adel so hergebracht, wenn er nicht von Hause auS über Millionen gebietet. Ter Zweck heiligt die Mittel, aber leider, er schafft sie nicht herbei. Man muß sich an da» gemeine Volk wenden, für welche- die Mittel rer letzte Zweck sind . . doch mit der Gemeinheit darf man sich nicht bestecken .. da» straft sich. Die Herren Gläubiger haben sich ziisamiiicngcrcttel und gerade beut« einen «türm aus unser Schloß unternommen Zwei batten sich ursprünglich dazu verabredet; doch eS sprach sich herum und die Andern wollten nicht zurückstcbrn. So machen sie meinem armen Mann da- eben schwer! Gruselige Dinge fckwcdcn in der Lust, Pfändungen, Exccutionen. Sudhasiationen, wa- weiß ich. Unser Rechtsanwalt bat uns da» ganze Register ausgcrollt — er meint, cs stehe schlimm. Wir haben ihn freilich auck zu spät befragt." Diese Mittbcilungen überraschten Enrico, dock er glaubt« nur an augenblicklicke Verlegenheiten, nicht an dringliche Gefahr- die VcrmögenSverdaltniffe de» Baron» schienen ihm über jede- derartige Bedenken erhaben „Wenn Sie mich nur ermutbigcn, gnädige Frau! Mag ich auck eine ungünstige Zeit gewählt haben so bin ich doch nicht vergeblich dierhcrgekouimcn " „Ermulhigen . . oder, lieber Enrico, wie könnt ich da»? Ich schildere Ihnen >a unser« traurige Lag« . vielleicht ist st« nock «rauriger al» ich glaube ... ick habe mich biSdr» gar nickt darum gekümmert Senden meint. .» bandle sich »in unsere Ebre und da dort der Spaß au» -ab >'>ck vi« Liebe muß sich bescheiden. Sir köaurn un» nicht yelser.. Enrico, unk wir brauchen Hilfe" Li« iroftlose Lage, die auf einmal durch diese Bekennl- niffe wie durch einen plötzlichen Blisttrahl rdrllt wurde »» weckte bei Enrico die peinlichsten «Hefiiyi« Unbegreiflich war «dm die verschwenderische und großartige LebenSwcis« de« Baron« de, so erschöpften Hilfsmitteln, sein erster Gedanke war, wir schwer e» ihm jetzt sein würde, seine» Vater» Ein willigung zu -rballen Bald aber bewältigte ihn ein andere« Gcsühl: die vollkommene Hilflosigkeit des verarmten Mädchens, du» in so glänzenden Verhältnissen aufgewachseu, rief de, ihm den wärmsten Antbeil, das tiefste Bedauern hervor Ietzl fühlte «r sich vrrpflicktet. bei seiner Werbung z» beharren, »r wollte der Geliebten die Hand reich«» um »e au« dem unerwarteten finanziellen sckiffdruch berauSzuretten jeyt ^ei^tt sich ja sein« warme, uneigennützige Lieb» >u. fchonsteu „Nichr ruf da» Vermögen Marien s kommt e» "nr an, gnädige Frau' Ich bin in der Lag« ihr ein, auskömmlich«, wrnn auch keine glänzende Existenz zu bieten und jeyt da die prunkvolle Fassung diese» Edelsteine» über Nackt ver blichen ist wiederhole ich meinen Antrag um sc trmgliche«: ich >>ebe Marie um ihrer selbst willen!" „Sehr schön, lieber Enrico . ich bitte, schieben Sie nne da» Kiffen unter . doch wie die Sachen einmal sieben wir brauchen einen reichen Schwiegersohn . er soll nicht» au» dem Schiffbrucht retten, er soll «hn verhindern Ta tst der Wunsch meine« Manne» . . «ud auch -ch selbst will meine Tochter »ich« geborgen seben, wie gerettete» Strandgut, sondern sic soll aus unzertrümmertew prächtiger. Fahrzeug uuter Segel geben." „Aber ihr Herz . . ' „Wird freudiger schlagen, wenn sie höchste KindeS- pflicht erfüllt und den Eltern ihren Dank abgestattet hat durch einen Gehorsam, der ihnen zum Segen gereicht.' „Doch Sie sprechen vo» Möglichkeiten, gnädige Frau, dn sich vielleicht nie verwirklichen werden.' „Ach. lieber Enrico, rücken Sie mir den Fußschemel etwa» nähe», e» »dut mir leid sehr leid, daß Sic auch hierin irren ew Kreier, der un« in großartiger Weise H,tfe schaffen kann, ist bereit dazu, und >n diesem Augenblicke vielleickt verhandelt mein Mann in,, ihm »ud "a- Mädchen ««7d wohl auch dazu gerufen werden " Ietzl spraag Enrice ,r stürmischer Erregtheit von seinem Sitz» auf. „Und dieser Freier?" „Unser lang,ädriger Haussreund, Gras Fehreothal." „Uamöglich." „Lieber Enrico, geben Me mir Ihre Handk Ich bin Ihre Freundin, doch wir müssen uns darein finden. Es ist auch für mich schmerzlich; Sie wären mir ein so lieber Schwiegersohn geworden. Denken Sie. mein Fuß schmerzt mich bisweilen jetzt noch — wie auch in diesem?kugenblickc" „Und Marie?" ries Enrico in Verzweiflung, „kann ich sic nicht sehen, nicht sprechen?" ,.E» würde sie noch mehr aufrcgen . sie muß sich eben fügen. Ick liebte auch einen Anderen, aber »ck mußte aus den Wunsch meiner Eltern den Herrn von Senden heirathcn .. er war sehr vermögend! Lieber Gott . . . e» war mir zuletzt glcichziltig gcworteu man bat eben einen Mann oder man ha» keinen . . . alle« Andere ist Nebensacke! Ansang» aber war mir» unangenehm, denn ich hatte mir Len Andern in den Kopf gesetzt. Die guten Eltern! Da» ist nun der vermögende Herr von Senden . . nickt» haben wir, gar nicht»! Wäre er doch schon damals bankrrolt geworden dann wäre mir jetzt diese Enttäuschung erspart geblieben. Die guten Eltern sind todt, sic seben nicht mehr, daß sie sich verrechnet haben Mau muß nickt bloS da» Geld ansehen, sondern auch den Mann. DaS Geld gebt dadin, doch der Mann bleibt, »nt Millionen haben t«inci, Werth wenn sie der glücklich» Besitzer durchbringt. Doch Sie hören mich >a gar nickt liebe: Enrico. " In der Thal, er hörte nichts. er sab nicht» . nicht di, sausten, von üppigem Lockengold übcrströmten Züge. . nicht da» kranke Füßchen, da- so ungeduldig hm und her wedelte, statt die gebotene Ruh« zu wahren, nicht die schlanke Gestalt, die so hingegossen in den Sopbakisscn lehnie Und wäre Frau von Senden eine Potiphar ge wesen , er hätte ihr nicht einmal den Mantel ge laffen Er enteilte noch flüchtigem Handküsse, stürmte wie >n> vaamel fort, körte beim Vorübe»gehen ein lauiee Bravo de. Gläubiger au» dem Wartezimmer ertönen und die mäcktiae Stimme de» Grasen Fehrcntbal. dessen Rede immer wieder von Beisall-bezrigumzen unterbrochen wurde. Er bestell!: da» Anspanner» im Schloßdos und stürzte in ten Park, in der Hoffnung, daß e« ibm noch möglich fein werde, Marie zu sprechen, ihr Lebewohl zu sagen. (Fortsetzung folgt.)
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