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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921020028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892102002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892102002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-20
- Monat1892-10
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Wiederholt haben wir darauf bingewiesen, daß die Er regung, die in allen Bevölkerungslreisen des Reiches durch die Ankündigung einer neuen Militairvorlage herror- gerufen werten mußte, noch ganz erheblich gesteigert worden ist einerseits durch die Halden und uncvntrolirdaren ofsi- ciöscn Angaben über den Inhalt dieser Borlage und andererseits durch das undurchdringliche Schweigen, das der „ReichSanzeigcr" allen Ausstreuungen und Vermuthungen über die geschäftliche Bebandlung des Entwurfes gegen über beobachtete. Jetzt, da man erfährt, daß der Ent wurf, bevor er am 15. dieses MonatS die Unterschrift des Kaisers erlangte, nicht unwesentlich modificirt worden ist, und zwar wahrscheinlich in Folge der Berathungen des preu ßische» Staatsministeriums, jetzt stellt sich sonnenklar heraus, wie verkehrt jenes AuSschwätzen der ursprünglichen höheren Forderungen und wie verfehlt das Schweigen des „RcichS- anzeigcrs" über die geschäftliche Bebandlung des Entwurfes gewesen ist. Wie viel Aufregung und Sorge wäre dem deutschen Bolke erspart worden, wie viel Borwürfe hätten die berufenen Stellen sich selbst erspart, wenn sie de» vfsiciöscn Klatschbasen Stillschweigen über die Höhe der Forderungen auferlegcii und dafür im „ReichSanzeigcr" Aufklärung über die ordnungs gemäße, eine (gewähr für die Berücksichtigung der wirtbschaft- iichen Interessen bietende GcschäftSbcbandlung der Vorlage ballen geben wollen! Und leider wählt man, nachdem man ohne ersichtlichen Grund durch unzeitigcö Ausplaudern und unzeitigcS Schweigen die Gemüther aufs Aeußcrste erhitzt hat, zur Beruhigung und Aufklärung noch imnier nicht den rechten Weg. Statt im „ReichSanzeiger" eine klare und un anfechtbare Darlegung zu geben, wählt man die „Bert. Polit. Nachr." als Sprachrohr. Da wird uns gesagt: „Noch bis zum 15. dieses Monats hatte man von einer eigentlichen Vorlage zu sprechen keine Berechtigung, weil an diesem Tage erst die kaiserliche Unterschrift für die Einbringung im Bundcsrathe crtheiit worden ist. Bis dahin hatte der Reichs- lanzler selbst jeden Posten controiirt und Alles aus dem Entwurf entfernt, was ihm in Rücksicht aus den beabsichtigten militairischen Zweck nicht unbedingt »othwendig erschien, um bei dem bestehenden Plane «il den finanziell niedrigsten Ansätzen vor den Reichstag kete» zu können. Die vrincipiellen Grundlagen, aus welchen der Gesetzentwurf sich ausbaut, sind allerdings hierbei «»verändert geblieben, einzig und allein die finanziellen Wirkungen haben durch Eiiminirung von Forderungen, welche zwar langgehegten Wünschen der Militairverwaltung ent sprechen, mit der Militairvorlage als solcher aber nicht im u» „uNelbaren Zusammenhänge stehen, in der Richtung einer Herab Minderung des Bedarfs Abänderungen erfahren, und morgen, Donnerstag, wird der Entwurf beim Bundesralhe durch den Reichs kanzlcr eingebracht werden." Wir würden uns sehr irren, wenn diese Darlegung nicht einige Mitglieder des preußischen StaatSministeriums recht sonderbar berührte. Denn bekanntlich bat dieses Ministerium sich mit dem Entwürfe beschäftigt, und eS wäre mindestens ausfällig, wenn nicht in dieser Instanz aus finanziellen Rücksichten den Vätern des Entwurfs eine Herabminderung des Bedarfs als wünschenSwerth bezeichnet worccn wäre. Im „ReichSanzeigcr" würde die Dar legung wahrscheinlich etwas anders gelautet haben; doch daS ist zunächst Sache des preußischen StaatSministeriums. Der gewöhnliche NeichSbürger kann sich einstweilen, bis im Reichstage volle Klaroeit geschaffen wird, mit der nunmehr wohl unzweifelhaft feststehenden Thatsachc beruhigen, daß vor der Einbringung der Vorlage im BundcSrathe die militai- rischen Autoritäten genöthigt worden sind, ihre Forderungen mit Rücksicht auf die Steuerzahler zu ermäßigen. Was die „Berk. Polit. Nackr." dann weiter über die Vor lage und ihre Motive zu melden wissen, ist im Wesentlichen Folgendes: „Tie heutige Vorlage stellt sich als ein organisches Ganzes dar, auS welchem kein Glied, ohne das Gcsaimnlgebaude wesentlich zu schädige», entfernt werden kann; und von dem Augenblick a», da die Borlage die nunmehrige Gestalt angenommen, ist die Regierung entschlossen, selbstredend von nicht sundainentalen Fragen abgesehen, aui der Annahme derselbe» zu beharren. Tic Regierung ist sich völlig bewußt, daß dadurch dem Reiche neue Ausgaben auserlegt werden, allein sie glaubt bei der politischen Lage Europas auf die patriotische Einsicht der Parteien und jedes Staatsbürgers zählen zu müssen, und welche Partei wollte wohl ernstlich der Re gierung ihre Unterstützung versagen, nachdem der Reichskanzler sich als Mann vom Fach überzeugt hat, daß bei den vom Generaistabe geforderten Ziffern keine Abstriche möglich sind, ohne die politische Stellung des Reiches im Dreibünde und die Zukunft Deutschlands zu gefährde»? Tie Frage steht bei der organischen Borlagc nicht so: zwei- oder dreijährige Dienstzeit, sondern aus welche Weise ist es möglich, zeitig den bei unfern Nachbarn im Osten und Westen steigenden Heercsziffern ein Paroli zu bieten, um einen Angriff derselben abwcbren, die politische Stellung des Reiches erhalten und dabei die Qualität der Armee verbessern zu können, unter gleichzeitiger Schonung der volkswirth- schastlichen Interessen, gerechterer Bertheilung der Lasten und einer Verminderung aller nicht dazu nöthigen finanziellen Ausgaben. Ein Plan dieser Art mußte die zur Ausstellung einer Gejctzes- vorlage weitverzweigte Berathung mit den einzelnen Ressort» notlnvendig mache», und damit werden denn am nach- halligsten die Gerüchte widerlegt, welche über das Zustandekommen der Vorlage in Umlauf gesetzt wurden. Es hat denn auch thatsächlich bei dieser Vorlage volles Einvernehmen zwischen dem Reichs, kanzler, de», Kriegsminister und Generaislabschef einer seits und dem Finanzminister, sowie dem Reichsschatzamt andererseits bestanden. Wenn nun die Regierung die fertige Bor- iagc den, Reichstage unterbreitet, so werden sich die die Vorlage prüfenden Parteien vor die Frage gestellt seben, welchen Eindruck es aus unsere aufinerksamen Gegner mache» wird, falls über eine Vorlage gefeilscht würde, für deren Nothwcndigkeit die höchste» militai- rischen Autoritäten cingctretcn sind und deren Filiidaincnt—die zwei jährige Dienstzeit — selbst um den Preis gelegt wird, dadurch nicht nur ans den Widerspruch der bisherigen, der Regierung Irene» politischen Parteien zu geraihc», sondern auch militairische Personen, welche meinen, sich mit der zweijährigen Dienstzeit nicht zufrieden geben können, sich zu Widersachern zu machen. Im Auslände würde nian das als daS Z-ich-n der politische» Sriakmnng und mililotrijcheu Schwäche auffassen, und bei dem jetzt bestehenden europäischen Zu stande würbe vielleicht dadurch allein eine Gefahr heransbeschworen, weicher durch die Annahme der Vorlage voranssichtiich auf lange Zeit hinaus der Boden entzogen werden kan». Ten Anstoß zu der heutigen Vorlage gab der Kriegsministcr Verdq; denn als der Gras Eaprivi Reichskanzler wurde, fand er einen Entwurs vor, welcher damals i»i Einverständnis; mit dem Fürsten Bismarck, Berdy, Waldcrsee ausgcarbcilet worden war. Derselbe saßle die Vermehrung der Armee aus der Grund lage der dreijährigen Dienstzeit ins Auge, stellte sich aber finanziell so ihcucr, nämlich genau aus die doppelte Höhe der heutigen Forderung, daß Graf Eaprivi ihn nicht empfehlen und vertreten zu können meinte. Im Jahre 1889 90 wurde nicht ganz die erste Rate der damals auf 5 Jahre verlheiltcn progressiven Armeevcrmehrung mit 1800» Mann bewilligt. Ter Reichskanzler wollte sich damit bis zum Ablaus des Scptennats beschränken, und bald darauf begann eine sundamentale Umarbeitung des Vcrdli'f'chc» Entwurss, der am 15. d. Mts. die Gestalt einer Gesetzvorlage ge sunden hat. Die Grundlage dieses Enlwurss ist die zweijährige Dienstzeit. Wenn die Regierung damals mit ihren Forderungen Halt machte, so geschah es, weil sie Alles thnn wollte, »in einen Eonslict in dieser Angelegenheit zu vermeiden, an deren ersprießlicher Lösung Regierung und Volksvertretung gleich sehr intercssirt sein mußlcn. Wen» sich daher heute bereits Stimmen gegen die Höhe der Vorlage erheben, deren Kosten im ersten Jahre sich auf 57 Millionen de- lausen und im Höhepunkt 05 Millionen dauernder Ausgabe» de- tragen sollen, so gebührt dein Grafen Eaprivi doch wahrlich Anerkennung, daß er in Zukunft dasselbe inilitairische Ergebniß mit der Hülste der Ausgabe» erzielen will, wie sie im Vcrdli'schen Ent- Wurf vorgesehen waren, wobei dann noch große voilswirttiichastliche Vvrlheiic erzielt werden können und die Tüchtigkeit der Armee zu steigern, statt zu gefährden möglich ist." Wie die „Nat.-Lib. Eorr." erfährt, ist eS jetzt als fest stehend zu betrachten, daß zur Deckung der Kosten der neuen Militairvorlage nicht ein einzelner Gegenstand, sondern ein ganzes Bündel von Steuerprojectcn, durchgängig Erhöhungen von bestehenden Steuern, herhalten soll. ES sind die bekannten Objecte, Tabak, Bier, Branntwein, Börsenstcmpet und als neue Steuer eine Abgabe vom inländischen Schaumwein. Die Vorbereitungen »ur Aus arbeitung dieser sämmtlicheu Vorschläge sind lebhaft im Gang, und eö ist eine unrichtige Behauptung, daß die Negierung bereits von einem oder dem ankern dieser Projecte, namciitlich von der Erhöhung der Bierstcuer, zurückgckommcn sei. Im BundcSrath glaubt man dabei nicht aus Schwierigkeiten zu stoßen. WaS den Reichstag betrifft, so werten dessen Entschließungen von der Entscheidung über dic Militairvorlage abhängig sein. Zur Bertheilung der »othwendigcn Mebrcinnahmcn aus eine ganze Reibe von EleucrqiicUcn kann man gellend macken, daß aus diese Weise kein Erwerbs- und ProductionSzweig derart über lastet wird, daß er ernstlich in seinem Fortbestand gefährdet wäre, und daß es ohne ganz gewaltsame wirthsckaftliche Umwälzungc» gar nicht möglich ist, aus einer einzigen Steuerquclle die erforderlichen große» Mehreinnahmen zu schöpfen. Es werden auch schwerlich aus der Mitte des RcichSlagS andere gangbare Wege gezeigt werden. Es wird sich für den Reichstag vorzugsweise darum handeln, die Höhe des Bedürfnisses zu crmäßigcu, dann werden auch die Ansprüche an neue Einnahmequellen sich mindern. Ob jenes gelingen wird, ist freilich eine andere Frage. So geschickt und energisch die auswärtige Politik in Oesterreich während der letzten Jahre geleitet worden ist, um so mehr gicbt die innere Politik des Grafen Taafse Anlaß zu scharfer und berechtigter Kritik. Es ist ein fort währendes Schaukclshstcm, welches dieser Minister zur A» Wendung bringt. Bald sucht er der einen Nationalität zu schmeicheln, bald der anderen, um sic im Handumdrehen wieder zu verletzen. In der letzten Zeit schien es, als ob Gras Taaffe es wieder mit den Deutschen halten und deren Reckile zur Anerkennung bringen wollte, dock, die Freude darüber hat nicht lange gedauert. In Rcichcnberg in Böhmen und in Troppau sind die deutschen Ge meindevertretungen aufgelöst und an ihrer Stelle RcgiernngScommissare ernannt worden. Die Begründung dieser einschneidenden Maßregel klingt nach dem, was das ofsiciöse „Prager Abendblatt" meldet, recht schwach und unzureichend. Was den Reichenbergcr Fall a»- laiigt, so war der böhmische Statthalter von jeher nickt besonders deutschfreundlich gesinnt. Wir können uns auch nicht vorstcllc», daß die Reick,cnbergcr Gemeindevertretung, die noch jüngst bei der Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph demselben einen so glänzenden und ff,nipalkisck,cn Empfang bereitete, hoch- unk lanbcsverrätberischc Gesinnungen a» den Tag gelegt haben soll. Allerdings hat die Statt Reickenbcrg zu jeder Zeit eine wahrhaft deutsche Gesinnung bekundet, und taS wird eS wohl sein, was ihr de» Groll dcS nach de» Ezechcn hinncigendcn Statthalters von Bödme» zugezoge» hat. Kein Wunder, daß die Auflösung der Reick,cnbergcr Statt Vertretung in allen deutschen Kreisen in Oesterreich unlieb samcs Aufscbcn erregt. Man kan» nur wünschen, daß der sofort cingercichle Protest von Erfolg begleitet sein möge. Tie beute auS Paris vorliegenden Nachrichten lassen den Stand der Dinge i» Bezug auf die Verhältnisse in Earmaux immer noch als einen unsicheren erscheinen. Es halte de» Anschein, als ob durch die llebernabnic des Schicdsrichtcranites durch den Ministerpräsidenten Loubct und durch daS Entgegenkommen der Earmauxer Berg Fenilletsn. Dämmerungen. Roman in drei Büchern von Rudolf von Gottschall. 17! Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Da huschte aus dets Büschen Susette hervor; sie batte Enrico nickt aus den Augen verloren und ihn aufgelaucrt, um eS nickt zu versäumen, wenn er zu seinem Wagen nach dem Hose geben würde. Während er oben bei der gnädigen Frau war, Halle sic die Stachel- und Johannisbeersträucher geplündert, bei diesen köstlichen Naturgenüssen aber stets den Hes im Auge behalten. „Es ist alles verloren!" rief sic Enrico entgegen, als er in den Garten trat: „Alles! Sie gehorcht, sie muß gehorchen ; sonst bat sie zeitlebens Gewissensbisse . . niemals kann sie dann vergessen, was sie ihren Ellern angetban." „Sie liebt ja den Grafen nicht." „Gewiß nickt, sonst wär'S ja kein Opfer, keine That kind licher hiebe", versetzte Susette, indem sie eine von einem nahestehenden Strauch freundlich anzcbotene Stachelbeere pflückte und rerzckrte. „Sic bat mir übrigens Alles gesagt... unter Tbränen natürlich; denn wenn man vom Liebsten lassen mnß, was man bat. so ist das zum Verzweifeln. Mir selbst ist'S freilich noch nicht passirt. Ter Vater bat ihr alle Karten ausgedeckt. Tie überraschenden Ersolge seiner kunstfreundlichen Be strebungen, ich glaube, ibm gekört kein Ziegel auf dem Dach medr und ans >etcr Göttin hier im Park rubt rinc Hvpolbek; er hat ihr die großartigen Anerbietungen des Grasen mit- gelbeilt und sie beschworen, ihn zu retten! WaS sollte taS arme Kind thnn?" »Ich bitte, ick, beschwöre Sie, rufen Sic Marie hierher. TaS wird mir doch noch vcrstattet sein, von ihr für »inner Abschied zu nehmen." „Nun. es verträgt sick, zwar nickt mit den Pflichten meines Ami«- und entspricht nicht meine» Empsindungen sür daS Paffende, aber einem so reizenden junge» Herrn wie Sic, Herr von RiSpori, bringt man aua, einmal seine lieber Zeugungen zum Opfer. ES kann mich meine Slcllc kosten; jetzt hat »och Jemand mitzuspreckcn . . der Gras! und der ist ein Ungeheuer! Ick, werde sehen, WaS sich thnn läßt." Und Susette hüpfte mit kecker Jugendlichkeit von dannen. Enrico stürmte inzwischen in den Gängen deS Parks hin und her; daS Alles erlebte er und dock, erschien eS ibm so unglaub würdig wie ein sckircckbastcs Traumbild. Susette kam alhemloS zurück. „Sic wird komme» . . doch nur ans einen Augenblick. Länger kann ich die Verantwortung nickt übernehmen . . man wird sic suche»! Im Vorbeigehen Hörle ick, die Ge spräche der die Treppe beruiiterkviiimciiden Gläubiger: sic sind sehr zufrieden und glücklich! Nickt »nr ihre Forderungen werden bezahlt . . Herr von Senden hat auck bei allen wieder neue und großartige Bestellungen ge macht. Sie sübrc» dieselben ohne Zagen auS, denn jetzt steht der reiche Gras hinter ihm." Ta erschien schon Marie an der Gartenpforte, verweint, tcdtenblaß, unsicheren Ganges — sie winkle ibm in den Schatlengang. „Ich bi» nichts mehr, Enrico . . ick atbme noch, bock, ick, habe kein Herz, keine Seele melir: eine Stunde bat mich zum Schatten gemacht. Dir aber sag' ich bcrzlichcn Dank für Deine Liebe . . die Erinnerung daran wird niick bisweilen gemahnen, daß ick, einmal zu den Lebenden gehörte!" „Und Deine Gestäntniffc . . Deine Liebe?" „AUcS ein Traum, ein Nichts, ein Schalten wie ich selbst." Unk iiiit stürmisch aiiSbreckcntcin Gefühl unter beißen Thränc» sank sie il»n an'S Herz. „Lebe wohl . . für immer!" Mit ansgeliobcnen Händen, die ibm abwekrten, ihr zn folge», schritt sie durch die Gartentbür, bald auf Snselte gelehnt. Enrico aber, »ack, dem Hofe eilend, begegnete noch an der Gartcnlliür dem Baron „Rh, Herr RiSpori, willkommen, willkommen! Sie sind dock, auch befriedigt . . doch nein, Sie gehörten ja nickt zu meinen Gläubiger»! Jetzt wird der Park sckö» werde» . . ick, bade mir die drei Grazien und die neu» Musen bestellt, und die seltensten Rosen. Ick freue mick, jetzt Sckloß unk Park wieder vcrsckönern zu können. Deck Sic wollen fort . . ein kleines Dejeuner, Herr Risvcri . . Sie baden Eile, wie I ick sehe. Nun kenn, ei» anderes Mal! Dann kann ich Ihnen Alles zeigen . . aus Wiedersehen!" Werksgesellschaft eine Ausgleichung der Gegensätze ermöglicht ei» werde, indessen die streikenden Arbeiter in Earmaux ver harren »och, ohne Zweifel von Agitatoren aufgcheyt, in höchst unkluger Zurückhaltung; nach der neuesten Meldung wollen ic erst die Vorschläge der Gesellschaft abwarten, ehe sic auf ;aö SckicdSgerickt cingchen, und inzwischen den Streik fort- etzcn. In Betreff dieser Vorschläge verlautet, daß der Ver- waltuiigSratb der Bergwerksgcsellschast in Earmaux die Wiederaufnahme aller entlassenen Arbeiter beschlossen bat. Ter Bürgermeister Ealvignac soll während seiner AmtSdaiier Urlaub erhalle». Baron Reille theilte diese Vorschläge dem Ministcrpräsideiilcn mit, der sie billigte. Das ist dock, jedenfalls ein sehr bedeutende- Entgegenkommen. Es scheint jedoch, als ob man von ent- zcgengcsctzlcr Seite keinen Friede» will, denn nach einer oeben eintreffendcn Meldung deS „Figaro" soll in der heutigen Kammersitzung der Streik von Earmaux wieder zur Sprache gebracht werten. Ein Dcputirtcr werde die Er klärnng abgeben, er habe das SchickSgerickt nicht dahin ver landen, daß eS sich nicht um einen Schiedsrichter handele, sondern um mehrere Schiedsrichter unter dem Vorsitz deS Minister- Loubet. Man wird nun abzuwarten baden, wie sich die Dinge weiter entwickeln werde». Zündstoff ist durch die Ver hetzung der Arbeiter genug aufgebäuft, wie folgende trle- grapbischc Meldung bekundet: (sarmaur, 19. October. Ter Ausschuß der Ausständigen tagt ununterbrochen. In der gestern Abend staltgchabte» Versammlung der Arbeiter erklärte Cticniviöre, die Revolution dränge sich aus, zahlreiche Ungerechtigkeiten machten dieselbe unvermeidlich. Er bcanlragt, eine Dankadresse an Baudin und Vaillant zu richten und dieselbe» auszusordern, 100000 Francs von dem Geineinderaltz« zu Paris und 200 000 Ares, von der Kammer sür die Ausständigen in Earmaux zu erbitten. Sowohl dieser Antrag, wie derjenige auf Fortsetzung des AuSsiaiidcs werden einstimmig angenommen. In Dabomey haben die Franzosen einen schweren Stand. In Paris war man ackt Tage lang wegen des Ausbleibens aller Nackrichten stark beunruhigt. Es sind inzwischen vom Obersten DoddS Nachrickten eingetroffcn, man kann adrrau- ibnen herauSlcscn, daß eS mit dem geträumten schnellen SiegeSzug nach der Residenz des Königs Bebanzin, wenn auch nicht ganz so» aber doch einigermaßen ähnlich wie mildem SiegeSzug scincrZeit st Iluili» sich verhält. Oberst DoddS hat tclcgraphirt, die französischen Truppen hätten am 15., 11. und 15. October ihre» Marsch fortgesetzt. Am 15. besetzte Oberst DoddS ein großes Lager der Tabomcvcr, nachdem er dieselben zurück- gelricbcii batte. Am ll. October wurden die Franzosen in ihrem befestigten Vivouac unser» dcS Eato von den Feinden angegriffcn, die jedoch zurückgeschlagen wurden; am l5. wurden zwei neue, anseinandcr folgende Angriffe der Dahomcyer abgewicscn, beim zweiten gericlhc» die Feinde in das Kreuzfeuer der Franzosen und erlitten beträchtliche Verluste. Von den Franzosen sind lO Mann tobt, darunter ein Ossicier und 85 verwundete, darunter 0 Osficiere. Oberst DoddS beabsickligl, nach einer Verproviaiitiruiig seiner Truppen den Feind in der Stellung am Eatoflnß, der die Streitkräste der Dakoinener, darunter die Leibgarde des Königs Vebanzin, deckt, aiizugrcisen. Die Hauplaufgabc ist also hiernach noch zn vollbringen. Tie sick, häufenden Fälle von Insubordination in der englischen Armee, von denen selbst Elitctruppcn, wie die Gardercgimc»ier, nickt vcrsckont bleibe», charakterisircn sick als Symptome eines einigermaßen bedenklichen GährungS zustandcS jener Volksschichten, aus denen daS englische Soldalcnmatcrial sich vorwiegend rccrutirt. Es sind infolge dcS bcrrschcndcil WerbesnstemS und des geringen AnsebeiiS, daS die Träger der Uniform bei alle» übrigen Stände» des englischen Volkes genieße», von Hause auS nickt die besten und brauchbarste» Elemente, welche Handgeld Zweites Buck. Erstes Eapitcl. ES gicbt eine Liebe, die dem sanften Abendster» gleicht.. man siebt ibn hinter Len Wipfeln dcS WaldcS, und wen» er kann mild und freundlich darüber cmporsteigt, so gießt er ein Gcsül,l heiterer Vcruhigiing in die Seele. Hin und wieder ein Blick nach seinem holden Lickte, daS genügt, um die dunkeln Pfade des Lebens zu verklären. So ist die Liebe oft bei vielbeschäftigten Männern . . und so war cs auch bei I>>. Oswald Bingcr. Liebe war'S, was ihn zu Teresa hinzog. obscko» er sich'S nickt gestand ; de»» so scharfsinnig, so schonungslos seine Untersuchungen dcS Seelenlebens und der Scclcnznstände der Menschen waren, so wollte er doch gerade diesem Gesicht nickt mit prüfende»! Verstände »aber trete»; er wollte cs gewähren lassen als etwas Unantastbares und sich freuen an seinem sauste» Zauber. TaS konnte er freilich nicht hindern, daß das lieblicke Bild jener Teresa als Vignette und Randzeichnung sich oft in seine Studienhefte cinscklich und hier und dort seine Ge dankcnarbcit unterbrach, wenn er an seinem große» Werke schrieb, welches zu vollenden die Ausgabe seines Lebens war. Und in eine unheimliche Gesellschaft wäre das Mädcken gerathe», wen» eS einen Schritt in daS Atelier deS Gelehrten aettian: da hätten sic hundert Sckädel angegrinst, deren Pkessnngcn ib» beschäftigten, werlboolle Schädel, den» die Körpcrrcste der Todtcii geben der Wissenschaft mehr Anhalt, als alles, waö sick darunter im Gehirn der Lebenden bewegt batte. Und da standen die Waagen, a»s denen ja auch das Gehirn gewogen wird »ack dem Tode. Maß und Gewicht, mit denen d!c tastenden Füblfäten der Menschen jetzt das anscheinend Unmeßbare nnd Unwägbare a»ü seinem Dunkel a»S Lickt zu ziehen sucken. Wahnsinn und Verbrechen . . wie oft so dunkel in ikrc» Ursachen, so gcbcunnißvoll in ihrem Zusammenhang! Dock wo sie offen anS Lickt treten, da gebören sic den Männer» der Heilkunst und der Rechtspflege an. da kalKi, sie eine greifbare Gestalt angciiommeii und sind den Paragraphen der Lehr- nnd Gesetzbücher verfallen. Dock zwischen dem Tag, m den die vollbrachte Tbat ge rückt ist und der Rack». a»S deren nnergrnnketc» Diese» sie emporgestiegen, liegt ci» weites Reick der Dämmerung, mit oc> schwimmenden Grenze» von Klarheit und Umnachtung . . und hier begegnen ton den lies ins Lebe» eingreifende» Irrungen, n»t manches Mcnschenschicksal wird bewegt und zerstört von jenen geheimen Gewalten, deiwn man nicht inS Auge zn seben 'vermag, weil die geistige Störung noch den Schein der Vernunft birgt. Das war das weite Gebiet, welchem Doctor Oswald sein großes Werk widmete. Licht tragen wollte er in diese ,.Dämmerungen", die Räthscl der Seele lösen helfen, dort wo »ock nickt Heilkunde »nd Justiz das Sckloß zn sprengen vermögen. Das freilich mußte er sick fast zu eigenem Sckrcck sage», daß das Gebiet der ZincckmnigSsähigkcit vor seinen 'Augen immer mehr zuf'ammciisckiiinipste, immer tiefere Schallen ans jene bisher von der Slrahlciiglorie des freien Willens erhellte» Licklsläckcn sielen, daß der Justiz ;war keine Opfer entzogen tviirdc», weil diese bei der Ab wehr des Verderbliche» nickt so ängstlich nach seiner Herkunft zn frage» brauckl, daß aber der GcricktSbes der Sittlichkeit sich oil für incompetent erklären muß. Besonders aber forschte I)> Bingcr rastlos aus einem Gebiete weiter, taS von den Meistern der Scelenbeilkunde erschlösse» worden, wenn auch die Männer des Rechtes sich »och gegen diese »cne Einsicht sträuben; sic geben zu, daß dnrck Slörunge» des Verstandes und anderer geistiger Ver möge» Tbaten vollbracht werden können, welche die Gerichte nickt vcrurlheilcii dürfen; aber sic leugnen, daß bei voll ständiger Geistesklarheit die Tbäter solcher Thaten nickt zur Reckensckast gezogen werden dürfe». Und dock gicbt eS nach weislich einen dunkeln »nwikcrsteblicken Trieb, der dazu sortzurcißen vermag, auck wenn sonst »icktS den Geist treiLt, keine Wabnidee ib» erfaßt bat. Unk wen» sonst die That aus eincr Ebc von InleUigcnz nnd Wille» bcrvorgebt, so gebt sie hier ans einer »«-m rnlio cre,>»iv«>es> hervor: sie ist eine Selbstzcugmig, an welcher »ur der Wille Antbeil bat ntzd zwar in seiner tnnkelste» Gestalt, als blinder gebieterischer Trieb. Sckopenbauer wem ja dem Intellect keine höhere Rolle a», als diejenige einer Laterne, um den« Willen zu leuchten. Erlöscht taS Lickt oder wird eS verdunkelt, so gerät!, der Wille aus 'Abwege, das gebe» alle zu! Jetzt aber bat die Wisiensckast entdeckt, daß auck beim hellsten Lickt dcS In- tcllcclS der Wille in wildem Aiistiirin über Steck nnd Stein renne» kann, nur der eigenen übermäckligen Gewalt ge» horchend. «Fortsetzung folgt.)
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