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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921021017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892102101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892102101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-21
- Monat1892-10
- Jahr1892
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AboimemenlSpreiS kl der Hauptexpedition oder den tm Stadt bezirk und den Bororten errichteten AuS- aavestellen abgeholt: vierteljährlich ^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins -aus 5.50. Durch dte Post bezogen für Teutschland und Oesterreich: viertel jährlich a» 6.—. Directe tägliche Kreuzdondienbuag in» Ausland: monatlich ,/l> 8.— LleMorgen-An-gake erscheint täglich'/,7 klhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. NrLarlion und Erpedition: Johanuesgaffe 8. Tie Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: ktt« klemm« Lortim. tRlsreH Hahn). UaiversitätSstraste 1, LouiS Lösche, Katharinenstr. 14, part. und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Legan für Politik, Localgeschlchte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. JnsertionspreiS Die 6 gespaltene Pctitzeile 20 Psg. Neclamen unter demRedactionsstrich (4ge« spalten) 50^j, vor den Fainilienuachrichteo (6 gespalten) 40^. Groß're Schriften laut unserem PrelS- Verzelchaiß. Tabellarischer und Ziffernfatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit be« Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesürderung ^t 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Znserale: Abend-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. vei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Inserat« sind stets an die Erpr-itisa za richten. Druck und Verlag von E. Polz ta Leipzig. 53A. Kreitag de» 2t. October 1892. 86. ZdhMNg Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Zur Versteigerung der zur Badeanstalt in Lripzig-ttohliS gehangen, am Pleißenmühlgraben gelegenen Banllchtcilcn auf Sc» Abbruch wird anderweit Termin aus Donnerstag, de» 27. Oktober 1802, Vormittags 11 Uhr, im Saale der Alte» Waage, Kaiharinensiraße 1, 1. bestimmt. Di« Versteigerungsbedingungen werde» im Termine bekannt ge geben und können schon vorher bei unserem Bauamte ringesehen werden. Die Auswahl unter Len Bietern, sowie jede sonstige Entschließung behalten wir uns vor. Die Besichtigung der Baulichkeiten ist am 25. Lctober l. I-, Vormittags von 10—12 Uhr gestattet. Leipzig, den 18. Oktober 1892. Der Math der Stadt Leipzig. Id. 4641. vr. Georgt. vr. R. Lekaimtmachullg. die Anmeldnng zur AirchenvorstandSwahl in der Luthrrktrchc betreffend. Nach Z. 17 der Kirchenvorstands- und Eynodalordnung scheiden mit Ablauf des Kirchenjahres aus dem Kirchenvorstand« der Luther- kirche folgende Herren aus: Tischlermeister Karl Förster, Handelskammersecretärvr. Gensel, Kaufmann Lg. Ernst Heydenreich, Otto Keil (I. G. Salesskh), Schuldircctor vr. Sachse, Gustav Thieme (Thieme L Fuchs). Dieselben sind jedoch wieder wählbar. Demnach hat die Wahl von sechs Kirchenvorstehern stattzufindcn. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen, in dem Lutkerkirchsviel wohnhaften Hausväter(Hau»haitu»gsvorstände)evangcIijch-iulherischcn Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, verhcirathct oder nicht, mit Ausnahme Wickler, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öjsentiiches, durck, nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Acrgcrniß gegeben haben oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der politischen Gcmcinde aus- geichlossen sind, sowie Derer, welchen durch Beschluß der Kircbeii- liipectton die kirchlichen Ehrenrechte entzogen worden sind. Alle, weiche ihr Stimmrecht ausübca wollen, haben sich entweder mündlich oder schriftlich anzumelden. Mündliche Anmeldungen werden io der Sacristei der Luthrrkirche Freitag, de« 21., und Sonnabend, den 22. Oktober d. I., ununterbrochen von Vormittag« 10 Uhr bi» Nachmittags 5 Uhr eni- gegengenommen. Schriftlich« Anmeldungen könne» im Pfarrhaus« der Lulhcr- lirchr, Hauptmannstraße 3, Part., mit genauer Angabe bes 1) Vor- und Zunamens, 2) Standes oder Gewerbes, 8) Geburtstags uud -Jahre- und 4) der Wohnung von heute ab bis 22. October, an diesem Tage aber nur bIS Nach- mittags 5 Uhr, abgegeben werden. Zum Lutherkirchspiel gehören nachstehend« Straßen und Plätze: Aiexanderstraße, Bismarckstraßc, Coionnadenstraße, Davidstraßc, Torolhecnplatz Nr. 2 und 3, Eisterstraße Nr. I—65, Erdmannstraße Nr. 2—18. Frankfurter Straße Nr. 25—35, Hauvtlnannslraße, Hitler, straße, ausgenommen Nr. 6—10, Marschnerstraße, Mendelssohn- straße, MoscheicSstraße, Piagwitzcr Straße, Promenadenstraße Nr. 23 bis 43, 26—44, Quaistraße, Schrebergäßchca, Schreberstraße, aus genommen Nr. 9, Sebastian Bachstraße, Seitenstraße, Wcststraße Nr. 17—95, 12—88, Wiesenstraße. Die stimmberechtigten Mitglieder der Lutherkirchengemeinde werden ersucht, sich an der bevorstehenden Wahl recht zahlreich zu betheiligcn und sich deshalb rechtzeitig aiizumelden. Leipzig, den 15. October 1892. In Vertretung des Pfarrer» al» Vorsitzenden: vr. Grafel. Gefunden oder als herrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bis 15. October 1892 folgende, zum Theil auch schon srüder gefunden» oder von verübten Diebstählen herrühreade Gegen stände: zwei Geldbeträge von je 2V.«, ein Geldbetrag von 3 Portemonnaies mit 12 82 0 80 ^ uud mit geringeren Beträgen, ein Portemonnaie mit einem Leihhaus- schein, einige dergl. ohne Inhalt, kine silberne Tamenuhr, 7 Stück verschiedene golörne Ringe» darunter einige init Gravirung u. bezw. mit Amethyst, 2Granalbroscheo, ein silbernes Armband, ein vergoldeter Armreif, ein Klemmer, eine vreußijche Denkmünze v. 1.1818/49, ein Taichenmesser, 24 verschied. Hefte (Lieferungen zu Andree'SAtlas, Meyer's Lexikon rc.), eine Musicr- karte, eine Hutfeder, ein Cylinderhut mit Schachtel, ei» blauer Damenibawl, ein Rerzmuff mit Schachtel, ei» Paar MMtair-Handschuhe, ein Lamcn-Jackct von schwarzem geriesten Stoff mit Stehkragen, ein Stück biaßrolbc Seide, ein« Kindrrwogendeckr, mehrere Schirme, ein Cpazierslock, ein Packet Uhrenbestandtheile und Werkzeugstücke, eine Anzahl Schlüssel, 2 Stücke Löthztnn, ein Sock mit Korken, eine Pferdedecke, eine Wagenplane, ein Schurzfell, »in Fedcr-Hand- waaen, »in sogenannter Berliner und ein Schirm, ei» 4radriger grüngcftrichener Handwagen, «in Hundefell und ein geschossener Hase. Zur Ermittelung der Eigenttziuner wird die« hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welch« im lll. Quartale 1891 Fundgegenstäad« bei uns abgegeben haben, aus, dieselben zuruckzusordern, andernfalls hierüber de» Rechten gemäß verfügt verden wird. Leipzig, den 18. October 1692. Las Poltzeiawt der Stadt Leipzig. Beetschurider. Ml. iSekauntmachung. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleibt unser« Poltzeicasfe Sonnabend, den rr. diese» Monat», »eschloffr«. Leipzig, am IS. October 1892. La« Poltzeiamt der Stadt Leipzig. Bretfchueider. Uuger. Sau-Areal, s> nächster Näh« des vadntzof» »ad »er Harthwaldnn, sch»« ze^gea. hat billig z» «ert-afi» Lar StaldaatH p, Swanla». Die Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine 'Nr. 7375, Vit. 0 Nr. 69513, 69806, 80362, 80765, 81200, 8501 l. 87479, 91055, 92060, 93920, 93923, 94600, Vit. V Nr. 60, 16602, 16605, 30191, 35864, 37523. 40!«66, 41273. 4345:). 43451, 55827, 61658, Mlll. 65:157, 6.3183, 71232. 72696, 74513, 78t!36, 80730, 90049, 91691, 92857, 95405 98092, 98093, 99123, Vit k dir. 1514, 3932, 8429, 11555, 13477, U!497. 20885, 28453, 30795, 31003, 35186, 40674, 42583, 44701, 4575.1, 49382, 49631. 52660. 52li6I, 52668, 52747, 52748, 52939. 52942, 53084, 55442, 5573.5, 56838, 59I7I, 61849, 625'Nl, 62662, 63546, 64:i66, 65347, 6709!», 67485. 68937. 70764, 72247, 72371, 72439, 72956, 73386, 73522, 73891, 76I3I, 76736, 76760, 79572, 79586, 807:10, 8I0I8, 85980, 87278, 89725, 89759, 91401, 91959, 93687 werde» hierdurch aufgesorderl, sich damit nnverzügOcli und längstens bis znm Abiaus von 30 Tage» nach der ans jedem der Scheine bcincrklen Versallzeit bei Unterzeichneter 'Anstalt zu »leiden, um ihr Neckst daran zu beweisen oder diejelbe» gegen Belohnung ziirückzugebcii, widrigenfalls der Leihhaus Ordnung gemäß de» An zeiger» die Pfänder ausgclicfcrt und die Inhaber der Scheine hrer etwaigen 'Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leimig, den 19. Lctober 1892. Tir Verwaltung des Leihhauses nnd der Sparkasse. pliroltfie Ltiprig-UtlistM'NtlMöncfcl-. Ter tzonsirmandennnterricht in hiesiger Parochie beginnt Montag. Sen 24. October «. e. Sonntag, den 23. Lctober, Nachmittags 3 llbr, wird der Erüfs- nuiigsgoltesliciisl gehauen, a» weichem alle Eonsirmanden lhcii- zunchnicn haben. Tie Ellern nnd Angehörigen derselben sind eben- all« zu Liesen, Gotlesdiensl herzlich eingeiade». In demselben wird den Kindern auch alles Nähere über den Unterricht mikgclheilt werden. Leipzig-Ncustadr-Neuschoueseld, am 20. Oclobcr 1892. TaS Piairamt. M. Pa che. Einfuhrverbot und Ueiscverlrehr nach Nniniiilitn betreffend. TaS Verbot der Einfuhr von Nauchwaaren wird auch serncrhin aufrecht erhalte», dagegen ist die Einfuhr von conscclioilirtc», mit Pelzgarnirnng versehene» Kleidern, nachdem solche 8 Tage lang der frischen Luft ausgcsetzt worden sind, gestattet. Zur Elnsuhr werden ferner zugclasscn: Gereinigte uud gefärbte Federn und neue Walte; dagegen wird das Verbot, weiche« sich bisher nur auf Olivenöl erstreckte, ans allr Oele ausgevchnt uud grüne Ge müse, sowie Kartoffeln ebenfalls von der Einfuhr ausgcjckloße». Für den Personeu-Verkehr ist aus den rumänischcn Grenzstationen Predeal und Bcrciorova eine 8tägige Ouaraniainc angcordnet worden bis aus Weiteres. Königl. Rumänisches General Eonsnlat zu Leipzig. Die L'age in Afrika. Unsere Colonicn in Afrika, iin Osten wie im Westen, im Norden wie im Süden, lassen sehr viel zu wünschen übrig, und daS kommt daher, weil es an dein aufwärts strebenden Geiste fehlt, der früher die Eolonialbeweguiig belebte. Die Haupt schuld an dem gegenwärtigen Niedergang tragen Diejenige», welche die Bewilligung auch nur geringer Mittel für diesen Zweck als eine unnütze Ausgabe erklärten, und da« seltsame Verlangen stellten, daß die Colonicn sich von Anfang an selbst erhallen solllen. Wenn wir sichere Karawancnstraßeii habe» wollen, dann dürfen wir Angriffe seintlichcr Stämme, be sonder« wenn sie Ersolg halten, nickst unbestraft lassen, son dern wir musste» dafür Sorge nagen, daß sowohl dcr Häuptling Sikki bei Tabora al« Mandara's Sohn Meli entweder mit ihren Truppen vernichtet oder untcrwor'c» wurden. Ein Verhältnis;, wie c« jetzt besteht, wo unsere Schutztruppcn stet« den hinterlistigen Angriffcn dieser gesäbr- lichcn Feinde auögesctzt sind, untergräbt die deutsche Aulorilät. Wie können wir hoffen, vvrthcilhaste HauLelsverhinduugeii anzuknüpsen und zu unterhalten, wenn die Handels- und Perkehrsstraßen unsicher sind? E« ist jetzt eine ganze Reihe von Expeditionen nach dem Pictoria-Nyanzasee unterwegs, um den Sec mik Dampfern zu versehen; am 25. August sind die Expeditione» unter Graf Schweinitz, Lieutenant Mcycr und Eapitain Spring von Tabora nach dem Bicloriasee auszebrochen. Bald nach ihrer Entfernung haben aber die Wabckc den Lieutenant Brüning bei Kilossa auf der Straße von Mpwapwa nach Kcndoa überfallen und ihn sainntt vier Soldaten getödlcv Tie Station Kilossa selbst ,st nickst angegriffen worden. Das sind Zustände, die sich herauSgebildct haben, nachdem Freiherr v. Soden den Grundsatz ausgestellt balle, daß alle Streitig keilen mit den Eingeborenen womöglich aus friedlichem Wege beglichen werden sollten. Aus einen so wichtigen Posten wie Tabora wurde ein Arzt. Vr. Schwesinger, als CtalionSchcs gesetzt und bewährte Kräfte der Schutzlrnppe wurden ent lassen — au« welchem Grunde, bat man bisber nicht erfahren. Nun ist vor einiger Zeit der Ebrf der Eolonialablbciluug im Auswärtigen Anit, Gcbcimralh Vr. Kayser, persönlich a» der Küste von Dculsch-Lstasrika gewesen und hat den Stand der Tinge von Tanga bi« Liuti und Milindani untersucht. TaS mag ihm eine ungefähre Vorstellung von den Verbalt- nissen an der Küste verschafft haben, die eigentliche» Brenn punkte der Eolonialbcwcgung, da« Kilimandscharogebick und dir Straße von Bagamoyo bi« zum Bicloriasee, hat er nicht kennen gelernt und konnte sie unter Leu obwaltenden Verhält nissen nicht kennen lernen. Uebcr da« Ergebniß der Beobachtungen de« Gcheimrath Kayser auch aus dem beschränkten Gebiet, wo sie angeslclll werden konnten, ist so gut wie nichts in die Leffenllickkeit gedrungen. Tie Mittbeilungen beschränken sich aus den Stand der Pflanzungen und die Einrichtung der Kranken Käufer, nebenher wird die Unbrauchbarkeit der Küsten fahrzeuge erwähnt. Wenn also Herr vr. Kayser trotzdem eine Denkschrift ausarbeitet über seine Erfahrungen in Ost- afrika, so muß diese wesentlich auf Hörensagen beruhen, »nd dazu wird sich allerdings vielfach Gelegrnbeit geboten baden. Der Haiiptfebler, an welchem der gegenwärtige Zustand in Deutsch-Ostafrika leidet, ist die dort überall verbreitete Meinung, daß die Regierung in Dar e« Salaam die Auf rechtbaltung des Frieden« um jeden Preis al- ersten Programm- punct ausgestellt bat. Dieser Grundsatz läßt sich in einem Lande nicht durchführen, wo so viele kriegerische Stämme lebe» wi« di« Wayrhe, dir Wagogo, di« Mafiti, die Massai ,c. Außerdem darf man nicht vergessen, daß die Araber i» ihrem bisherigen Hauptcrwerb, dein Sklavenhandel, gestört sind und daß die i» Zanzibar und an der gegenüber liegenden Küste angcsiedellcn Indier seit langer Zeit mit den Araber» in lebhafter Geschäslsvcrbmduug standen. Durch die kräftigen Schläge, welche Wisstuann an die Führer der Araber Buschiri und Bjaua Hcri ausgetkcill hat uud durch die siet« erfolgreiche Unter drückung jeder Ausstaiidsbcwcgnng, gleichviel ob im Kilima Ntscharogcbiet.auf de» Karawaucnskraßeii nach dciuVictoriascc oder bei den am Nvassasec wohnenden Slämmen, balle der frühere Reichscominissar den Arabern und den Eingeborenen eine so hohe Meinung von der lleberlegenheit der deutschen Eolvnisten eingeflößl, daß Dculsch-Ostafnka nahezu al« unlcr- jochk angesehen werden konnte. Die Lage verwandelte sich aber sofort in ihr Gegeittbeil, al« Herr v. Soden die Leitung übernahm nnd glaubte, daß mau mit Schreibwerk »ud mit einem Heer von Eivilbcamtcn die Arbeit Weiler fuhren tönne, die ein geschickter und tapferer Kämpfer glücklich begonnen batte. Major von Wissmann, mit der Anwerbung von Sudanese» zum Zweck eine« DampfcrtransporlS beschäftigt, während die Lage einen tüchtige», schneidige» Ossicicr aus dem Kampsplatz in Ostafrika erheischt, war eine so überaus traurige Erscheinung, daß man keine Worte finden konnte, um sie hinreichend zu kennzeichnen. Auch l>r. Peter« süblle sich aus seinem Posten im Kilimandscharogebict nicht an der rechten Stelle, weil ihm durch die Verfügungen de« Gouverneur« die Hände gebunden waren. Seine Berichte eittballen ganz köstliche ironische Bemerkungen über Da«, wa« sein könnte im Vergleich mit Dem, wa« ist. Tie Hoffnung, welche u»S beseelt, ist darauf gerichtet, daß an maßgebender Stelle die Iliihallbarkeil der Lage erkannt ist, und daß infolge dessen bereit« alle Vorbereitungen getroffen sind, um möglichst geräuschlos in einen anderen bessere» Zustand hin- überzulcitc». Tic Ergebnisse der Sodcn'sche» Verwaltung liegen klar zu Tage, sie bestehen in der immer weitere Kreise be herrschenden Uebcr;e»g»iig, dasi jetzt ein anderer Geist die Ver waltung uud Entwickelung dcr Eolonie burchdringt al« früher, und daß dieser Geist keineswegs de» Erwartungen entspricht, welche die Wissmann scheu Erfolge erregt Hallen. Mancher bewährte Kämpfer ist gefallen, wie der Hanplmann v. Gravcn- rrnth und der Lieutenant v. Bülow, andere sind durch Krankhcit einer ferneren gedeihliche» Tbatigkeit in Ostasrika entzogen worden, wie Hanplmann Kling. Ramsay fand, daß er in Kamerun nickt an seinem Platze war, und ist nach Ostasrika zuriickgckehrt. Da« sind Wandlungen, denen jede« neue klnlernchmen ausgesctzl ist, wenn c« so weit angelegt und mit so große» Gefahren sür Leben nnd Gcjundhcit verbunden ist, wie die Eolonisation in Ost afrika. Aber den Mulh brauchen wir darum nicht sinke» zu lassen, cs sind noch viele tüchtige Kräfte im Dienste der deutschen Eolonisalicn i» Ostasrika lkätig, ans die wir unter allen Umständen zählen können. Hanplmann Sigl ist bereits unterwegs, um bas Eommando in Tabora zu übernehmen, Ebcs Johannes hat den Befehl über die Schuy- Iruppcn am Kilimandscharo, Lieutenant Hcrrman» besinket sich in Bukoba am Vieloria-Nvanza, uud k>r. Sluklmaun wird voraussichtlich nach Ablauf seine« Urlaube« auch wieder »ach Afrika zurückkehrcu. Wissmann uud Pcler« leben »och ebenso wie Baumaun, cs kommt also bloö darauf a», daß wieder frische« Blut in die Eolonialbcwcgung hinciukommt, dann wird sich auch der Erfolg, der uns nntcr Wissmann stet« lrcn war, wieder einfindcii. Soviel Kraft wie bisher für die deutsche Eolonisation in Afrika ciugesctzl, soviel Blnl wie dafür verspritzt worden ist, kann nicht vergeblich vergeudet sei» ; die Interessen, welche wir i» Ostasrika z» wahren haben, sind so groß und umfassend, daß sie mit Macht »ach Befriedigung verlangen. Andere, noch wichtigere Dinge haben die öffentliche Aiifmcrisamkcit von de» Mißständen in Afrika abgeienkt, aber letztere sind so groß, so empfindlich für die Wohlfahrt de« deutschen Reiches, daß ihre Abstellung früher oder später erfolgen muß. Wir sieben unmittelbar vor einer durchgreifenden Vcräudcrnng und wir hege» die Ucberzcngung, daß die konimciiden Erfolge uns vollauf für Das enlschatige» werde», wa« Mißgriffe seil längerer Zeit verschuldet haben. * Deutsches Reich. 8?. Berlin, 20. Lctober. Herr v. Volkmar hat ffch in seinem Proletarier Lanbhause in den Alpen von dem B nchl crstattcr eines amcrikainschc» Blatte« vernehnicn lasse», und da der Abhörcr ein Deutscher von Geburt ist, so wird er sein Gegenüber wohl richtig verstanden haben. E« spricht sür eine gewisse Ehrlichkeit de« Herrn v. Vollmar, daß er rund heran« erklärte, die Socialdemvkratic habe bei Wahlen vom Bauernstände nicht« zu hoffen. Diese Einsicht haben auch alle andere» socialtemolralischen Führer; bchiiss Erzeugung eine« unbegrenzten soeialdcmokrato'chen Machihewullljeiii« in den Reihen der Genossen werde» aber tic Ebance» aus dem Lande in der Regel al« vortreffliche dargcstcllt. klebrigens kommt e« nicht allein darauf an, daß der Bauer nicht socialdcmokratisch wählt, sondern wie und von wem dir politische Agitation gegen die Eocialdcniokratie nntcr der bäuerlichen Bevölkerung betrieben wird. Gelingt e« dcr demagogisch-klerikalen oder, wie vielfach im Jabrc 1590, den bürgerlich - radikalen Richtungen, den Bauer cinzusangcn, so braucht e« nur einen kleinen Schritt sür die Socialdemokratie, nm die ländlichen Arbeiter, die Klcin- bäuSler und da« Gesinde, sür sich zu gewinnen. Und ist der Ersclg erzielt, dann verliert die antisocialistischc Gesinnung der stärker begüterten Landbewobner sehr erheblich an Be deutung. Herr v. Vollmar bat den Wertb der „Nachbar- partcien" für die sccialdcmokratischcn Zwecke sebr wohl er kamtt. Er hofft, Laß seine Partei trotz der bäuerlichen Gegnerschaft .im Zusammenschluß mit irgend einer kleineren Fractiou" die Mehrheit besitzen und socialistische Gesetze im Reichstage durchbringen werde. TaS ist natürlich ebenso kühn als vom ortbotox-socialdemokratischen StandpuncI ketzerisch gehofft. Aber der Ausspruch beweist doch, daß man im socialistffcbrn Lager der Zuversicht lebt, die so überaus frivole sociale Vrrbetzung gegen Grundbesitz und Industrie — nicht gegen Handel und Börse — wir sie bei Len letzten NcichStagSwableii von Dcutschfrcisinn und Demokraten betriebe» wurde — diese bürgerliche Elasscnverbctzuiig werde und müsse die Entwicklung dabin drängen, daß die Gewählten »n Reichstage endlich so stimmen, wie ihre Agitatoren im Lande geredet habe». Und das ist richtig gerechnet. Recht bcachtenswcrth ist, daß Herr v. Vollmar den kleinen Leut chen Miltclstaatc» nnd de» Duodezstaaten die Existenz berechtigung abgesprochcn hak. Tic größeren Mitlelstaaten will er sich also »ock^ gefallen lassen. Ties entspricht ganz dem opportunistischen Standpnnct des bayerischen Socialijlen- übrers. Herr v. Vollmar weiß übrigens mehr von höfischen Dinge», als er alsSocialdcmokrat wissen müßte,und darum hätte man an manchen Stellen Ursache, aufzuhorchen, wenn er ver üben, daß die süddeutschen Monarchen dem neuen EurS im Reiche nicht sympathischgcgenübcrstcheii und daß dieUnzufrieden- bcit mit der Berliner Leitung, die eigentlich noch gar nicht wisse, welchen Euro sic zu steuern beabsichtige, an den süd deutschen Höfen allgemein sei. Vielleicht glaubt man dem Socialdemokratcii, was man in seiner Selbstgefälligkeit nicht kehl und Andern nicht glaubt. 0. kl. Berlin, 20. October. Auf dcr Tagesordnung des ocialdemokratischeu Parteitages sicht diesmal be kanntlich auch dcr „Antisemitismus und die Social- dcniokralie" und ferner die „Maifeier 1893". Was die Frage dcr Maifeier 1893 anbclrifft, so befinden sich die Leiter der Socialdemokralie diesmal in größerer Verlegenheit; der Marseillcr Eongrcß, an dem der Genosse Liebknecht theil- nabm, sprach sich für die Feier des l. Mai an dem Tage selbst a»S; die Leiter dcr dentschen Socialtcmokratic könneir aber nach dem Resultat der ersten Maifeier von 1890 (Wochentag) nicht wagen, den „Genossen" zu empfeblcn, l893 die Arbeit ruhe» rn lassen, und sie werden daher aus dem Parteitag beschließen, baß angesichts dcr großen Notblagc und der winhschastlichc» Beträngniß die nächstjährige Maifeier wieder am Sonntag gefeiert werte Es soll die« aber kann da« letzte Mal sein. Die „Unabhängigen" wollen dagegen am t. Mai die Arbeit ruben lassen und nach Kräften dafür zu agiliren suchen, das; ihre Brüder in der „sractivnellen Socialdemokratie" dasselbe tbun. Von einer allgemeinen Maifeier de« Prole tariats, von dcr die Franzosen i» Marseille so geschwärmt, kann also keine Rede sein. — Die Frage des „Antisemitis mus und der Sociatbemokratic" ist auch nur auf Betreiben des Herrn Singer auf die Tagesordnung gesetzt. Der ganze Antisemitismus, dcr sich ui dcr Socialdcmokratic gezeigt hat, richtet sich gegen Herrn Singer selbst und gegen seinen getreuen Schildknappen Jakob Bamberger, angeblich Procurist und, wie es heißt, Mitbesitzer des „Vorwärts". Herr Jakob Bamberger hat als Social- dcmotrat ta« Kunststück fertig gekrackt, die antisemitische „Wahrheit" zu drucken und Herr Singer soll sich alle Tage eitler gegen die „Genossen" benehmen. Er hat sich'« eben mehr augewöhnt, von oho» herab Alle zn behandeln und das hat ihm Feinde gemacht. TaS ist der ganze Anti semitismus i» der Socialdemokralie; aber Herrn Singer ist das natürlich höchst unbcauem uud darum dieser Punct der Tagesordnung; cs sollen Diejenigen gclroffen werden, die, ohne c>ne Spur von Antisemitismus zu baden, sich über de» „Jude»" Singer gerade vorthcilhast nicht auSzelassen haben — und Las sind sehr Viele. — Bon der Kaiserin ist der Stadtgemcinbc Berlin aus dc» überickietzciide» Mitteln der Schlolstrelheit-Lotterie rin Betrag von 50 000 al« EapilaI mit der Besliininung lilierwiesen worden, daß die aiiskvniineiidcn Zinse» zum Besten dc» Vereins sür arme Wöchnerinnen dczw. bei Auslösung desselben sür arme Wöch nerinnen der Stadt Berlin verwendet werden sollen. — Ter Ccntralverein sür Fluß- und Canalschiff« fahrt hält im Neichstcigsgedliude am 26. October eine Sitzung ab. Ans der Tagesordnung stehen: Schissfahrtsabgabc» aus der märkischen Wajscrslrabe, Ausstellung de« Pariser Bi»»enschisssahrls- congresjcs. — Wie dcr „B. B.-Ztg." von unterrichteter Seite ge meldet wird, soll dem Landtage eine Vorlage wegen Be willigung außerortcutlichcr Mittel im Gcsammlbetrage von 7o Millionen Mark behufs Beschaffung rollenden Materials für die Staat« Eiscnhahncn zugchcn. — Ter zum Bezirksamt»»»!» in Victoria (Kamerun) ernannte Negierungs-Assessor v. Alven sieben vom Auswärtigen Amt, der schon i» Egyplcil sich mit afrikanische» Verhältnissen vertraut gemacht Halle, hat in diesen Tagen Berlin verlaßen und sich aus seinen Posten begebe». — Ter Lieutenant Heinrich Brüning, welcher in dem Kampfe mit den Wahcbe bei der Station Kilossa in Usagara gefallen ist, war am 25. Juni >861 zu Buxtehude in dcr Provinz Hannover geboren und am 10. Deccmbcr I89l in die Schutzlruvve ringetrete». Er stand früher beim hannoverfchc» Jnfnnlerie-'Negimenl Nr. 74. Er wurde bald nach feiner Ankunft in Ostasrika dem »ach Usagara im November abgerücklc» Lieulenant Prmce zugetbeitt. Lieutenant Brüning nahm a» dcr Strasexvedition gegen die Mafili theil, weiche Lieutenant Prince im Februar d. I. unternahm. — Aus einem Privalbriese gehe» der „N. Pr. Zig." noch folgende Mit- Iheilungen zu: Da vor mehreren Monate» die Nachrichten aus Tabora beunrnhigend lauteten, so wurde Lieulenant Prince von Kilossa »ach Tabora beordert. De» Befehl über die Station Kilossa übernahm Lieutenant Brüning. Von der Schutzlruppe sind nun jammiliche Zulu entlassen, deren dreijähriger AnwerdungSrertrag abgelausen war; sie wollte» sich durchaus nicht länger halten lassen. Durch ihren Abgang ist die Schuhtruppe in ungewöhnlicher Weise geschwächt. — Wie da- „B. T." erfahren haben will, wird der nächste preußische SlaalSbauühallscntwurf eine erhebliche Mchr- auswcndung für die Turchsübrnng dcr Mcticinatrcsorm auswcisen. Namentlich soll die bisherige unbaltbare Stellung dcr KreiSmedicinalbeaintcii, also in erster Reibe der KrriS- pbysici, eine gründliche Ausbesserung und Umgestaltung er- sahren. Die Mchrfvrtclung dürste etwa anderthalb Millionen Mark betragen und soll lediglich zur Erböhung der Gebälter der Kreispkisici, zur Deckung rer etwaigen Pension-ausgabrn und zur Bestreitung dcr »lannigsacken sachlichen Kosten dienen. — Tic „Nat.-Ztg." kann die Nachricht der „Franks. Ztg." bestätigen, wonach in bem neuen Eomniunalsteuerzrsctz dir Bevorzugung der Beamten und Officiere, wonach die erstcrc» nur zur Hälfte, dir letzteren überbanpt nickt mit ihrem diensttickcn Einkommen zu kommunalen Personalsteuenr herangezcgen werden, ausrecht erhalten werden soll, üs soll im Staat-Ministerium sür dir Beibehaltung der bisherig»
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