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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921024013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892102401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892102401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-24
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Uhr, werden tm Post gebäude am Augustusplah lEingang Poststraße, 3 Tr., links) ver- jchiedene in unbestellbaren Postsendungen enthalten gewesene oder in Postwagen o. s. w. aufgefundene Gegenstände, u. A. l goldener 'iing, Glückwunschkarlen, Regenschirme, Spazierstöcke u. s. w. gegen iosortige Bezahlung öffentlich versteigert. Auch kommen 2 goldene itcmontotruhrc», 1 goldener Stemmer, 1 Paletot, 2 Herren- «nzüge u. s. w. mit zum Verkauf. Leipzig, 20. October 1892 Der Kaiserliche Ober-PostStrretor. Walter. «. Lriegsgeschichtiiche Distanzritte. Die Meinungen über die Nützlichkeit de» jüngst veran stalteten Distanzritt« Wien—Berlin gehen selbst in fach männischen Kreisen weit auseinander, wir die» durch die Äeußerungen zweier der bervorragcndsteu Rcitersührer der Jetztzeit, de- kgl. preußischen Generals von Rosenberg und de- k. k. österreichischen General« der Cavallerie von EdelSbeim, erbrüt, die nur in dem einen Puncte übereinstimnien, daß da» Unternehmen wesentlich zur Förderung der kameradschaftlichen Beziehungen zwischen denArmeecorp» beiderArmeen beigetragen bade. Daß ähnliche Leistungen im Kriegsfälle nicht nur von einzelnen Officiere», sondern sogar von ganzen Ablheilungen zesordert werden müssen, beweist die Geschichte der neueren Kriege. Eine sich häufig ergebende Aufgabe für einzelne Harallerie-Officiere wie für Reiter-Abtbeilungen wird die sei», die Verbindung mit Armeetheilen aufzusuchen, mit denen man bereit« cooperirt oder in Cooperation treten soll, und zwar oft über einen breiten, möglicher Weile - durch die LandeSbevölkcrung, Freischaaren oder gar feindliche Truppen unsicher gemachten Landstrich hinweg. Als im Loire-Feldzug 1870 General von Wittich am 8. November von lrbartre- au» mit seiner Infanterie-Division südwärts eilte, um dem Eorp« von der Tann, da« an diesem Tage un- weit von Orleans bei CoulmierS sich geschlagen hatte. Unter- stiltzung zu bringen, schickte er den Lieutenant von Hagenow mit nur einer Drdounanz au« dem ersten Nachtquartiere, Lillar«, in da» Hauptquartier von der Tann'«, welches etwa bei Peravh zu suchen war, um die Brrbindung mit dem baye rischen Generale unter allen Umständen herzustellen. Lieute nant von Hagenow ritt auf demselben Pferde, welche» ihn von Chartres nach Billar« getragen hatte, bei heftigem Regen auf unbekannten Wegen in die Nacht hinein. Während Lieutenant von Hagenow untcrwrg« ist, gebt bei General von Wittich durch eine von General von der Tann geschickte bayerische Berbindung«patrouille die Mittheilung ein, daß in Folge de« stattgehabten Gefechte- bei CoulmierS er sich nach Saint Peravy zurückgezogen habe und über Nacht noch weiter bis Toury auSwrichen werde, wohin eine Dereiaigung mit Wittich'« Truppen erwünscht wäre. In Folge dessen brach General von Wittich am nächsten Morgen tortbin auf. .Unterwegs", berichtet da« Tagebuch de« General«, .in Viabon, stieß Lieutenant von Hagenow wieder zu mir; er war zuerst nach Artrnay geritten, fand dort den General ron der Tann nicht, mußte durch die zurückgebeoden bayerischen Fuhren - Colonnrn (wir mühselig, weiß Jeder, der je in gleicher Lage gewesen) sich durchfragen und gelangte so in da- momentane Hauptquartier nach Saint Peravy. In 25 Stunden batte er auf demselben Pferde ca. 23» km zurückgclegt. Am 21. Januar 187t legte die E-cadron Orlwang de« 20. Dragoner-Regiment«, um zwischen dem Corp« Werder und dem VII. Corps auf der Linie Belfort-Dijon die Ver bindung herzustellen, in sehr bergiger Gegend in 12>/, Stunden 103 km zurück, ohne zu füttern, und hatte, mit Depeschen für General Werder zurückaekehrt, nicht ohne durch die Begegnung mit kleinen feindlichen Trupp« etwa- ausgehalten zu sein, die Hin- und Rücktour von zusammen 206 nm in 36 Stunden geritten. Wir könnten sowohl au- dem Feldzüge 1866, wie au« dem russisch-türkischen Kriege 1877/78 noch eine Reihe histo rischer Thatsachen anführen, zum Beweise, daß da« Wort Friedrich- de- Großen: „Im Kriege macht Euch eine gute Reiterei zum Meister de« Feldzuge«" auch m der Gegenwart nocb volle Geltung hat. Ein Distanz-Rennen, wie da- zwischen Wien «nd Berlin» batte von allem Anfang an nur «in rein sportliche» Interesse. Man erkannte au- den Ergebnissen desselben nur die Grenzen der LeistunqSsähigkeit von Roß und Reiter. Nur ein zielbrwußte-, solide« Distanz-Reiten hat einen wahrhaften Krieg-werth. Eine rein sportliche Distanz Hetze bringt, von völlig falschen Voraussetzungen an gehend, den Theilnehmern auch nur falsche Anschauungen und Begriffe von den Krieg-ansorderungen und Krieg«- leistungen bei, denn da- Hauptersorderoiß ist» daß der Reiter am Ort der Bestimmung so ankomme, daß er, wie sein Pferd, sich noch in vollständig leistung-fähigem Zustand« befinde, da er fast au-nahm-lo< nach Erledigung seine« Aufträge« wird wieder zurückreisen müssen. In einem solchen Zustande haben sich von den zurrst eingekommenen Siegern, so weit e« sich letzt übersehen läßt, aber nur die Pferde de« österreichischen Rittmeister« Haller vom 2. Train-Regiment, welcher die Entfernung auf einer elfjährigen Bollblutstut« in 82 Stunden 43 Minuten zurücklrgtr, und die der beiden deutschen Ossi- eiere Lieutenant von Kronrnsels und Lieutenant Iobann'en. welch erstrrrr 7» Stunde» 6 Minuten, letzterer 80 Stunden 45 Minute, hierzu gebraucht hatten bekund«. ErwähnenS- Xrth noch, weil den kriegerisch« Verhältnisse» am meist« gleichkommend, ist die hervorragende Rcitleistung de- Haupt- iiiannS von der königlich preußischen Luftschifferablhcilung von Förster, welcher auf seinem vollständig »nlrainirtcn Dienst pferde als zwölfter Sieger in 7!) Stunden 44 Minuten an- kam, ohne infolge eines leichten Unfalles, welchen sein Pserd kurz vor Wien erlitten, um den CondilionSprcis concurriren ,u können; doch wäre das Pserd desselben wobl im Stande gewesen, nach Ankunft am Ziel und kurzer Rast weiter ge ritten zu werden. Lilien politische Tagesschau. * Lei»»«,. 23. October. Eine amtliche Veröffentlichung der Militair- orlage wird nicht erfolgen, bevor die letztere dem Reichs tage zugebt; dafür sind die Osficiösen angewiesen, der Dresse aller möglichen Parteien Zuschriften zugeben zu lassen, in denen behauptet wird, die Annahme der Vorlage sei bereit- gesichert. Der Zweck dieser Ausstreuungen »st klar; die Art und Weise aber, wie diese StimniunqSmacherci ins Werk gesetzt wird, ist reckt bedenklich. So wird den dentscksreisinnigcn „Münch, dienest. Nachr." „ans sehr wohlinformirten politischen Kreisen" in Berlin geschrieben: „ . . . In Wahrheit stehen die Aussichten der Militairvorlage ehr gut. Die Reichstagsabgeordnete», welche die Hand dazu bieten möchten, den Kanzler v. Cavrivi zu stürzen, um den Grafen Watdersee als Kanzler und den Grafen Herbert Bismarck als auswärtigen Staatsjecretair einzutauschen, dürsten mit der Laterne zu suchen sein. Bis jetzt steht joviet fest, daß ungefähr 140 Stimmen der atten Cartelparteien die Bortage annehinen werden, nachdem sie sich von der Rothwendigkrit überzeugt haben. Zu ihnen werde.» etwa 50 Stiminen de- Zentrums hinzutrete» unter derselben Voraussetzung, und dann noch die Stimmen der Polen. Tenn es ist einmal so: den zuverlässigsten Jnslinct in Deutschlands anSwärtigei, Angelegenheiten besitze» heute die Polen ... Was daS Centrum betrifft, so ist ei» großer Theil von Mitgliedern dieser Partei einsichtig und weitsichtig »einig, um de» Borkheil zu begreifen, den die Partei gewinnt, wenn ie an der Spitze d«S Patriotismus steht. Wo« hätte aber andererseits di« Partei von dem Grasen Walderie« und sein« Schildträgern zu hossen, die jetzt Taprtvi verdächtige»!, er wolle ein Nerikal^onservativeS Regiment Herstellen?" .... Die zur Einsaugung de- EentrumS und der Polen ausgestellt« äst unglaubliche Behauptung, daß dir Pol« den zuverlässigsten )nstinct in den deutschen auswärtigen Angelegenheiten haben und daß da« Centrum an der Spitze de» Patriotismus steht, st ein förmlicher Schlag in da« Gesicht der anderen Parteien, besonder» der alten Cartelparteien, von denen so zuversicht lich behauptet wird, sie würden 140 Stimmen für die Vorlage stellen. Aber freilich enthält jene Behauptung die Quintessenz der osficiösen Weisheit von heutzutage, lud eben da» ist e-, wa» da- Vertrauen in da- Icegiment Caprivi untergräbt. Geht der Instinct diese- Regiments in den deutschen auswärtigen Angclegen- jeiteu nicht weiter, al« der der Polen, und glaubt diese- Regiment da- Eentrum au die Spitze der Civilisation tellen zu können, so fordert e« zur Opposition geradezu »eraus und nährt die schon stark vorhandene Besorgniß, daß e- selbst der Beurtheilung der deutschen auswärtigen Ange- egenhriten nicht gewachsen sei. Nach einer Meldung au- Negen-burg hat in dem baye rischen Reichstags-Wahlkreise Krlheim der osflcielle Ccn- trum-candidal Rauchrnecker den Sieg über seinen Gegner I)r. Sigl davongelragen. Stark ist die Majorität, die er erlangt bat, sicherlich nicht; e- kann sich mir um eine kleine Anzahl von Stimmen handeln. Es bleibt mithin die Frage offen, wa- seinem Gegner zu einer so großen Minorität ver- holfen hat. Jedenfalls ist man berechtigt, die Antwort auf diese Frage in dem Organ Sigl'S, dem »Bayer. Vaterland", zu suchen, da- dem Herausgeber die Sympathien seiner Wähler erworben hat. Und diese« Blatt hat in der letzten Zeit fast nicht- gethan, als da- Mißtrauen gegen daS Centrum und seine gegenwärtige aristokratisch- conservative Leitung zu erregen. Ans alle Fälle ist daher in der starken Stimmabgabe für Sigl auch ein Protest gegen die Militairvorlage enthalten, gegen welche von dem Redakteur de« „Bayr. Vaterlandes" ein festerer Widerstand erwartet wird, al- von den unter der diplomatisirenden Füh rung der Herren von Huenr und Graf Ballestrem stehenden correcten Ccntrumsmännern. Auch au- Baden ist eine ent- schiedeue ultramontane Verwahrung gegen die Militair vorlage zu verzeichnen. Auf die süddeutschen Ultramon tanen wird bei dieser Stimmung für da« Militairgesey wenig zu rechnen sein. Die Centrum-blätter sind maßlos verblüfft. In einem der festesten Wahlkreise der Partei, wo e« sich sonst kaum verlohnte, auch nur die geringsten An strengungen zu machen, konnte rin Mann» der in schroffstem Gegensatz zu dem Centrum auftrat, in einem kecken Husaren- übcrsall solche Erfolge erzielen! Die .Germania" wendet sich in höchst entrüsteten Worten gegen die Wählerschaft, die einen persönlich so anrüchigen und politisch durch seine maß losen Angriffe gegen die CentrumSpartei höchst verderblichen Mann so bade au-zeichnen können: sie klagt bitter über die Gleichgiltigkeit, Nachlässigkeit, Beschränktheit und Un zuverlässigkeit so vieler katholischer Wähler, selbst geistlicher Herren, und behauptet, Liberale und Socialdeniokrateu batten stark für Or. Sigl gewirkt. Tie Liberalen werken auf diese Behauptung antworten und die erfolgreiche Wirksamkeit der Socialdemotraten steht mit der stets gehörten Behauptung, auf katholischem Boden habe die Socialkemokratie keine Aus sicht, in Widerspruch. Iedenfall« erscheint die vielgerühmte Einigkeit und Festigkeit im Centrum, welche die Bewunderung der „Nordd. Allg. Ztg." hervorzurusen pflegt, nach diesem Vorgang in einem seltsamen Lichte. E« sind unheimliche Blasen, die au- dem ultramontanen Kessel gerade zu der Zeit aufstrigen. wo die Caprivi-Officiösen Sem Centruin den Platz an der Spitze de« Patriotismus zuwrisen! In Reich enberg ist die Erregung über die Auflösung der Stadtvertretung beständig im Wachsen, und die Ein- mütbiakeit, mit der di« Deutschen, Liberale wie Nationale, in diesem Falle zusammenflehrn, so bitter sie sich sonst be kämpfen, verdient höchstes Lob. Allgemein ervlicken die Deutschen in dem so mangelhaft begründeten Schritte der Regierung «in« Schlag gegen da« Deutschthum überbanpt. Während die Regierung czcchischcn Gemeinden gegenüber, welche sebr häufig die ärgsten Uebcrgrifff sich zu Schulden kemmen lassen, eine beispiellose Lang- muth belundct, ist sie der Stadt Ncichenberg mit eiserner Faust cntgcgengctreten. Die Früchte diese- Verhaltens werden nicht ausbleiben. Die Maßregel muß »nauSdleidlich eine Entfremdung zwischen den Deutschen und der Regierung nach sich ziehen. Zn Reickcnbcrg selbst werden obne Zweifel die bisbcrigcn Vertreter der Stadt wiedergcwäblt werden. ES verlautet zwar, der frühere Bürgermeister Schlicker werde eine auf ihn fallende Wahl nicht anncbmcn, die auch kaum -> z . . . „ -. woran man »t und warum die Negierung zu einem so schroffen Eingreifen sich entschlossen hat. Mil dem Beschlüsse des Ceiitral-AuSschusscs de» unga rische» Honvcd-VereinS ist die peinliche Angelegenheit des Offner Honvcd-Denkma ls beseitigt und die viertägige erregte Debatte des Abgeordnetenhauses zum Abschlüsse ge bracht. Der Beschluß des Honvcd Central-AilSsckmsffö geht dahin, daß die auf den 2. November anberaiimle EnthüllungS- frier vertagt wird, und der Präsident de« Denkmal ComitöS yat sich demgemäß beeilt, die an das Abgeordnetenhaus ge richtete Einladung, um welche sich eben die DiSeussion drehte, zuriickzuzi'ehen. Damit ist selbstverständlich die weitere Verhandlung gegenstand-loS geworden, lind die zur Sache gestellten Bcschlußanträgr wurden i» der gestrigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses, wie schon telegraphisch ge meldet, zurückgezogen. Es läßt sich aber nicht verkennen, daß die Denkmal-Affaire und die Vorgänge, die sich an sie knüpften, die innere Situation Ungarns, welche bereits in Folge der kirckeiipolitischen Frage eine überaus schwierige war, wcfcntlch complicirt haben und die Abwickelung der Krise beschleunigen dürsten. Ministerpräsident Graf Szapary hat in dieser Frage keine glückliche Hand bewiesen, und man gewinnt den Ein druck, al- Kälte er den parlamentarischen Apparat durchaus nicht mehr in seiner Gewalt. DaS Ende, welche« die Denkmal- Affaire genommen hat, gleicht stark einer Niederlage der Regierung, und da- dürfte auch in den Kreisen der liberalen Partei verstimmend wirken. In dem kleinen Belgien ist man in der Ausstellung- Frage ungleich entschlossener und unternehmender, al« in dem großen deutschen Reiche. Au« Brüssel wird darüber be richtet: Der Plan für die im Jahre 1894 zu veranstaltende internationale Doppcl-AuSstellung Brüssel-Ant werpen ist von der Regierung genehmigt worden; da« Zn- 'tandekommen dieses Unternehmens scheint nach jeder Richtung -in gesichert zu sein. Die Capitalicn für die Antwerpener Aus teilung waren schon seit längerer Zeit vorhanden, diejenigen llr die Brüsseler Ausstellung sind nun auch beschafft durch ein Uebereinkommcn zwischen dem AuSflcllnngSauSschuß und dein Crsdit gsnöral de Belgiqne, welch letzterer eine Anleibe von I 500 000 FrcS. gewährt und als Deckung den Ertrag der Eintrittsgelder und der übrigen Gewinne der Ausstellung bis zur Höhe seiner Forderung zuaestchert er kält. Für den Fall, daß die Ausstellung mit Verlust ab- schließen sollte, erhält der Crtdit gsn-ral außerdem eine Garantie von 800 000 FrcS., von welcher Summe die Stadt Brüssel 250 000 FrcS. und eine Anzahl von Industriellen und Großhändlern den Rest zeichnen werden. Ter Plan der Doppelausslellnng Brüssel-Antwerpen beruht hauplsäcklich auf dem Projectr der Errichtung einer elektrischen Eisen bahnverbindung, mittelst welcher die Entfernung zwischen den beiden Städten, in der Luftlinie etwa 7'/, bi- ß geographische Meilen, in zehn bi- vierzehn Minuten zurückgelegt werden soll. Auch diese- Project ist von der Regierung genebmigt und sowohl in technischer als in finanzieller Hinsicht gesichert. Es handelt sich dabe» um eine breitspurige elektrische Balm, die erste, welche Europa besitzen wird. Die Endpunkte dieser Bahn sollen in die Mittelpunkte der beiden Au-stcllungen verlegt werden, so daß dem Besucher die Möglichkeit geboten »st, imierbalb zehn Minuten in größter Bequemlichkeit von einer Ausstellung in die andere »u gelangen. Die Züge werden von beiden-Seiten alle 5 Minuten abgehen. lieber die Art der Thcilung der Ali«stell»ng ist man noch nicht vollständig im Klaren, dock» scheint so viel schon scstzuslchen, daß die Al- theilungen sür Marine »nd Militairwesen, für Flußschifffahrt und Hygieine, sowie die Colonialabtheilung nach Antwerpen verlegt werden, während die Handels- und Industrieausstellung in Brüssel stattstnden wird. Wie die „Allg. Engl. Correspondciiz" aus Madrid er fährt. grht dort in unterrichteten Kreisen von Neuem daS Gerücht, daß es der Wunsch de- Papstes sei, eine Heiratd zwischen dem Sohn des Don Carlo» und der ältesten Tochter der Königin Regentin von Spanien zu Stande zu bringen. Von verschiedenen Seiten ist dieser Plan schon lange besprochen worden, al« ein Mittel, die Monarchie in Spanien zu befestigen und die Carlisten frage aus immer aus der Well zu schaffen. Der jetzige spanische Botschafter in Rom Kat längst darauf bingearbcitct. Er hat sich bemüht, die Bischöfe, welche letzter Tage auf dem Conareß in Sevilla verfaiiilnelt waren, dahin zu bringen, eine Botschaft unmittelbar an die Königin Regent,» zu verfassen in welcher sie die Sache der Carlisten endgiltig aufgeben Der Sohn de- Don Carlo« ist von englischen Jesuiten er zogen worden. Die älteste Tochter der Königin Regentin ist eine hübsche Erscheinung. Ter Sohn deS König- Alfons» Xkll. kränkelt bekanntlich beständig. Deshalb mag, so meint die „A. E. C ", die berührte Möglichkeit näher sein, al» man vcrmuthet. Tie hier in Frage stehende Infantin Maria de la« Merced«- ist am kl. September 1880 geboren, stebt also jetzt im 13., der Sobn de« Do» Carlo-, Iayme, geb. am 27. Juni I87V, im 23. Leben-jahre. Ein recht bezeichnender Beleg für die über alle Be schreibung erhabene Intimität der französisch.russische, Beziehungen ist bei dem gegenwärtigen Abbruch diplomatischen Beziehungen zwifchen Griechenland Rumäniea zu Tage getreten. Griechenland hat den diplomatischen Schutz seiner in Rumänien wohnenden Unter- thanen, wie nicht ander« zu erwarten war, Rußland übertragen Natürlich ist da- bereitwilligst acccptirt worden und Rumänien wird nunmebr sich über etwaige Ansprüche griechischer Unterthanen aus seinem Gebiete mit den russischen Ver treter», die ja in Rumänien bekanntlich immer „sehr heil sam" gewirkt haben, auseinander zu setzen haben. Da nun aber in der rumäiiischcn Stadl Braila kein russischer Consul ist, so hat man, bei der vollkommenen Identität der Russen mit den Franzosen, und weil jeder Russe der „Bruder" jedes Franzosen ist und vicv versa, die Ver tretung der griechischen Unterthanen dem französischen Agenten übertragen. Die Griechen in Rumänien wie die rumänische Regierung selbst werden sich dabei sicherlich ebenso glücklich befinden. Ter serbische Regent Nistitsch sucht augenscheinlich ein Einverständniß mit den Radikalen zu erzielen. Wie aus Belgrad gemeldet wird, erklärte derselbe in einer Unterredung mit hervorragenden radicalen Partrimännern, er beabsichtigt keinerlei extreme oder verfassungswidrige Maßregeln. Erlangen die Radicalen bei den Neuwahlen die Mehrheit, so werde da- Ministerium Paschitscd zurück- kebren. Die Lage werde dann genau dieselbe sein wie vor dem 2l. August n»d Paschitsch werde dort anknüpfen müssen, wo er durch seine Entlassung den Faden abgerissen. Gegen die Ernennung eine- Redikalen zum dritten Regenten hat Nistitsch aus einmal auch nichts „im Principe" einru- wenden. Er sei bereit, General Sava Gruitsch. Dokitsch, !>aschitsch oder Vclimirowitsch als College» in die Regentschaft aufzuiiebme». Wie viel auf diese überraschende Geiinnungv- änderung die Stimmung im Lande, wie viel da- Verhalten des SlaatSralbcS eingewirkt bat, der sämmtlicbe in liberalem Sinne ausgefallene Gcmciudewahlen «US ungesetzlich cassirte, muß dahingestellt bleiben. Deutsches Reich. * Berlin, 23. October. Tie „Berl. Polit. Nachr." fahren ort, Stimmung sür die neue Militairvorlage zu machen; ie schreiben heute: „Ein Ueberblick über den Fortgang unserer Hrrre-cnlwickelung seil 187t läßt so aroße Gesicht-puncte, wie sie z. B. in Frankreich uud auch in Ruß- and »u verzeichnen sind, nicht erkennen. Man hielt am alten System fest und besserte von Zeit zu Zeit au«, wenn Deutschland bereit» von anderer Seite üoerholt war. Go erhielten wir die Einreihung der Landwehr in die Feldarmee, wodurch eigentlich die Unterscheidung zwischen Reserve und Landwehr hinfällig wurde, während große jährliche Ueberschüsff an jungen dienstbrauchbaren Männcru nicht berührt wurden; dann die Ersatzrrserve, dann die bekannten Steigerungen der Fricdenspräsenz bis zur heutigen Ziffer von rund 487 000 Mann, dann daS Gesetz vom l l. Februar 1888 mit der Wiederbelebung der Landwehr 2. Aufgebot- und der Hinausschiebung der Dienstpflicht. E» kam noch hinzu, daß man damals nicht überall und immer über die Bedeutung der verschiedenen Waffengattungen im Klaren war, wodurw nun die Artillerie und die technischen Truppen in bedenk lichem Grade zurückgeblieben sind. Hatte da« Gesetz vom t l. Februar 1888 seine Berechtigung und hat r« von Deutsch land nicht zum Wenigsten wegen der patriotischen Einmüthig- kcit, durch welche sich der ReiqSlag ein Denkmal gesetzt, wahr scheinlich einen Krieg ferngehalten, so konnte der sachkundige Beurtheiler doch den schweren Bedenken sich nicht verschließen, welche in seine» Eonsequcnzen liegen; allein de« erwarteten und eingetrrtenen politischen Erfolge» halber wäre eS thöricht gewesen, mit diesen Bedenken unter den damaligen allgemeinen Verhältnissen hervorzutreten. Da- Ausbessern konnte indessen nicht bi- in- Endlose writergehen, e« ließ sich vorausseben, daß Deutschland bald zu einem ganzen Schritt gedrängt werde; und da steht e« heute. Wenn man fragt, wa- brauchen wir, so muß die Frage beantwortet werden, wa- fordern unsere Gegner'? Daran« sind denn die Forde rungen de- Generalstab« entstanden, welche vom Krieg»- »linisterium die technische Form und vom Reichskanzler die gesetzgeberische Gestalt erhalte» baden. Wir brauchen eben mehr, al- wir haben, und Bessere«, al- wir besitzen. DaS Gesetz vom ll. Februar 1888 giebt uns eine M,t>ge Mannsctiaslen, allein sie stehen iu einem Alter bis zu 39 Jahren, sind säst ausschließlich Familienväter, betreiben Gewerbe, zahlen Steuern u. s. w. So lange man nun nicht durch die gegnerischen Maßnahmen gezwungen war, bis auf die Landwehr 2. Aufgebotes zurückzugreifcn, machten sich die üblen Folgen diese- Zustande- auck> weniger oder nicht gellend. Allein da» goldene Zeitalter ist vorbei, wir können unter den heutigen Verhältnissen da- Be- dürfniß überhaupt nicht mehr decken und dann noch müssen wir gleich beim ersten Mobil- machungSlage selbst bis auf die ältesten Jahrgänge der Landwehr zurückgreisen. Die ganze Situation bat sich eben vollständig seit l888 durch die französischen Gesetze vom 15.Juli >889 und 15. Inli 1892 verschoben, die Vorlage drr Regierung gestaltet dagegen, wieder Herr der Situation zu Werken, was nicht nur für die Staats politik entscheidend sein muß, sondern auch sonstige große Vortheile bietet, welche das Gesetz vom 11. Februar 1888 nicht gewähren kann." — Die Au-sührunaen des osficiösen Organs machen aber sichtlich nur einen sehr geringen Ein druck, weil man sich zu lebhaft an di» Haltung erinnert, die Graf Caprivi noch vor einem Jahre solchen Plänen gegen über einnahm, die jeyt verwirkticht werden sollen. Lc verlt«, 23 October. Heute findet hier eine starken Besuch in Aussicht stellende Versammlung von Ver tretern der verschiedenen Zweige de- Tabak- gr werbe« statt, um die in Vorbereitung begriffenen Aenderungen auf diesem Zoll- und Steuergebiel zu berathen. Die Versammlung tritt au- eigener Anregung der Gewerbe treibenden, obne Mitwirkung der Regierung zusammen. Dir Stimmung scheint eine, jeder Abänderung der bestehenden Zoll- »nd Steuersätze abgeneigte zu sein und r« stehen positive Vorschläge zur Förderung einer Verständigung kaum zu erwarten. — Der Compagniesübrer der afrikanischen SLujftrupp«, vonSivrr«, der militairiscbe Bealriter de« Rr'ch«com- miffar« vr. Peter« in drr drutsch-englifchen Grenzregulirung»» commisflvn, ist in Mlalo gestorben.
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