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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921029015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892102901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892102901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-29
- Monat1892-10
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t» brr d«ptrrp«d!ttlm od« den i» SUldt. dezirk u»d d«a Borort»» errichtete» Au«- «abenellr» »»geholt: vtrrtrliLhrtich^«4.»<1 oei »weiaurliaer täglicher Zustellung in< Hau« ^l 5.K0. Durch dir Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: virrreljährlich -St 6.—. Directe täglich« Krrnjdandseadulltz t>» Ausland: rnonatlich 9.— Li« BrorgnuAu-gabe «richeint täglich'/,? Uhr, dt« Abend-Auogab« Wochentag« ü Uhr. Lelartitm v»d Expedition: 2oba«nr»,asse 8. Die iknxdttioa ist Wochentag« ununterbrochen ,«off»«t vo» früh 8 bi« «brüh« ? Uhr. Filialen: vtt» «««« » e.rtim. tM're» Ha»»), Universität-strah» I, ^ ^ L.oi« Lische, t-tharinenpr. 1«. pari, »nd «S»ig«platz 7. Morgen-Ausgabe. Legan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JasertioaSprei- Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Neclamen unter dem Redoction-sirich läge» fpalteu) bO^, vor den Familieaaachrichle» s6gespalteal 40-H. Gröbere Schrillen laut unser«» Preis verzeichnis,, Tabellarischer und Zifferajatz »ach höherem Tarif. Gtztra-Beilagen (geialztt, nur mit de» Ntorgen - Ausgabe, ohne Poslbefvrderung 60.—» mit Poslbesorderung ^l «0.—. Iilnalimrschlulr für Inserate: Abend-AuSgabe: Bo.mitlag« 10 Udr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn« und Festtag« früh V,9 Uhr. Bet Heu Filialen und Annabiiiestelleu ze ela« Halde Stunde früher. Jasrrat« sind stet» au di« Erpeditisa zu richten. Druck oud Verlag von E. Potz in Leipzig. 55t. Sonnabenb den 29. October 1892. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 3V. October, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. kxpvüMon 6«8 I^ip/^er ^aKobtlittL8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachullg. Die Räume der Rechuuog«- und Lassenvrrwaltnng der GaS- onstaiteu üurprtuzstrade 14,1. (Markthalleu-Eckgebäudr) bleibe» wegen vorzunehmeuder Reinigung Gaauabe»», de« 2S. Octvter 18SS, geschlofsea. Le» Math» her Stabt Leipzig Deputation zu tze« Gasanstalte». Gesucht wirb der am IS. Septbr. 1858 in Frcyburg a/U. geborene frühere Lolportagebuchhändler und jetzige Zicgeleiarbeiter Ltzrabor Gustav Trckrrt, welcher zur Fürsorge für seine von ihm vertajjeue, hier wohnhafte Familie anzuhalten ist. Leipzig, am LS. October 1892. »er «ath der Stadt Leipzig. («rmen-Amt, «bth. II ) L. L. IV, 1148». Hentjchel. Dolg«. Lekauntmachung. Da« «vanaelisch-lntherifche Landescousistortum Hot im Interesse der Mlttairpfltchltgen und ihrer «agehSrtgen wi« der Gemeind« in Anregung gebracht, dt« t» verschiedenen Parochien de« Laude« üblich« Sitte, Last di« Rekruten, kurz vor dem Eintritt« in den Mtlitatr« dienst, mit ihren Angehörigen gemeinsam da« heilige Abendmahl ge« niesten, auch in den übrigen Gemeinden der Landeskirche ctnzusllhreu. Dementsprechend soll im Be»icke der Superintrndentnr Leipzig I eine Abendmahlsfeier, iabdesattbere «tt de« eindrrufeue» Rekruten «ab ihre« Angehörige», an welcher fedach auch bi« Ae«ri»be iheilnehmen kann, theil« in Verbindung mit dem regelmäßigen Golletdienste, theil« in Gestalt »tue« Abendmahlsaottesdiensle«, abaehallen werden: a« Sonntag, »en rS. Oktober, Adrnb« 6 Uhr, t» der Kirche zu Leipzig-Nleiiizschochrr; «» Sonntag, den »0. Ortover. Abend» v Udr, in den Kirchen zu St. Thamae, Ricolat, Matthäi, Andrea», Letpztg^Katztt», -Plagwitz und marSdorf; «» Resor«ati»n«fefte, de» 81. Vctader. Var«. V Uhr. tu den Kirchen zu Leipzig-irutritzsch und -Thonberg; Abenh» 6 Uhr in der Lntherkirche und in den Kirchen zu St. Johanni», Letpzig-iLonnewttz und -Reudnitz. Da» Nähere ist an» de» amtlichen kirchlichen Nachrichten ersehe». Die im Stadtbezirke wohnenden jungen Männer evangelisch« lutherischen Bekenntnisse«, welche in diesen Tagen zum Dienst« der Waffe» berufen werden, ihr« Angehörigen wir die Gemeind« werden hiermit zu dieser Abeudmahltsetrr, di« «in« Frucht de« Segen» schaffen möge, herzlschst geladen. ' zig, den 18. October 1892. Der Superintendent. v. Pank. etri, alt zu Submission. Die Glaser-, Maler- nad Anstreicherarbettrn sür den Neu bau der U. kathol. Kirche und de« viuerntiusstiltes in L.- Rrudnttz sollen im Wege der Submission vergeben werden. AostenanschlaaSsormnlor sowie die Bedingungen sind im Bureau der Architekten Kratz L Meurer, Bayerische «tröste 43d, 1. Lt., gegen Hinterlegung von 2 zu entnehmen. Die Offerten sind mit diesbezüglicher Russchrist bi« zum 10, No vember 1892 an da« kathol. Psarrawt t» Leipzig abzugebeu. Leipzig, den 27. October 1602. Hubert Schmtttman», Superior u. Pfarrer. Die Zustande in Frankreich. Al» Grundsatz gilt in Frankreich, daß Arbeiter für Gesetze-verleyungen während eine« Au«standes Straflosigkeit »u beanspruchen haben und daß man sie in den verband« lungcn mit den Arbeitgebern nur im äußersten Notbsall stören darf. Dieser Auffassung gaben die Anträge Terrier « aus Amnestie für die verurthrillen von Carmaux und Tumay'S aus Zurückziehung der Truppe» au» dem Orte Ausdruck. Beide Anlräge wurden abgclrbnt, der erste mit 324 gegen l»8, der zweite mit ZSS gegen 90 Stimmen, und damit scheint der Sturm gegen Louvet vorläufig seinen Ab schluß erreicht zu haben. Aber der AuSstand dauert fort, und die Delegirten de» von den streikenden Arbeitern in Carmaur eingesetzten Schiedsgericht» Clömenceau, Pellctan und Milleraud haben ihren Austraggebern geschrieben, daß die Arbeiter keine Genugtbuuna erhalten batten, sie würden desbalb auch ferner den Streikenden bei vertheidigung ihrer Rechte zur Seite stehen. Da» heißt eine zur Beilegung reife Sache mit aller Gewalt in der Schwebe erhalte», um daraus Capital für Parteizweckt zu schlagen. Landet hat den Ereignissen in Carmaux gegenüber von Anfang an eine an Schwache grenzende Nachgiebigkeit bewiesen, er hat den Präfekten de» Tarn-DeparlcmcntS im Stich gelassen, als dieser eine sebr zweckmäßige Maßregel anwendete, nämlich eine durch Anschlag verbreitete Warnung vor Gewalttbätig- keiten, er hat halb Strenge, bald Milte gezeigt, aber nicht die zirlbewußtr Festigkeit, welche ihm allein angestanden hätle. Man erwartet» allgemein, daß schon unmittelbar nach der Kammerrröffnnng am 48. October teia Sturz unvermeidlich sein wwd«, ^e, tzi« Sache »ah« durch den Vorschlag de« Baron« UMtz Awckat >»» EchAhhAcht«, z, «mm«»»««« str dies« günstige Wendung, und hätle Loubct als Schiedsrichter wirder gut gemacht, was er als Minister verschuldet balle, so würde die Wirkung nicht auSgebliebcu sein und seine Stellung sich wieder befestigt baben. Eine natürliche Folge seiner Schwäche ist die Rolle, welche die socialistiscken Abgeordneten Bankin und Fcrrvnl und die von den Au«ständige» in Carmaux erwählten Delegirten in dem Streitfälle spielen. Durch ibre den Arbeiter» günstige Haltung, die nach Lage der Sache gänzlich unverdient ist, haben die »vch vor Kurzem ganz friedlichen Bergleute in ihrer Selbstschätzung eine Höhe erreicht, die sic zu immer weilergchcnbcn Forderungen crinulkigl bat. Der Maire und Bergmann Ealvignac ist jetzt eine in ganz Frank reich genannte Persönlichkeit, und seine Genosse» halten cü sür bequemer, zu feiern statt zn arbeiten. Um Lohnerhöhung oder Verkürzung der Arbeitszeit bandelt eS sich dei der ganze» Angclegeiibeil nicht, sondern nur um rein persönliche Angelegenheiten und die Verurthrilten von Aldi, die sich wäkrcnd de« AuSstante« Ansschreikungen erlaubte». Diese Uebermütkigen iiebmcn jetzt die Miene der unschuldigen Kinder an, denen man ibrcn Mangel an Zu rechnungsfähigkeit zu Gute ballen muß. Ja, wenn Ruhe und Ordnung in Frankreich so leichtsinnig ausS Spiel gesetzt werden, wenn wegen einer solchen Lappalie daS ganze Land in Aufruhr versetzt wird und diese Wirkung anch im Aus laute sich fühlbar macht, da»» kann man sich nicht wundern, daß weile Kreise mit ernster Bcsorgniß erfüllt werden. Frankreich hat vor wenigen Monaten sehr eindringliche Beweise sür die Thalsachc erhalten, daß die Anarchisten dort viele Mitglieder zählen und daß man in ihren Kreise» den Tag des Umstürze» aller bestehenden Ver- bältnisse für nahe devorstebend anstebt. Mit Navachol'S Hinrichtung ist da» anarchistische Schrecken-drama, unter dessen Einfluß Frankreich vor einigen Monaten Ult, nur vorläufig unlerbrochcn, die Nachforschungen nach dem Urheber der Explosion im Restaurant Very dauern fort und der Schuldige scheint noch nicht gesunden zu sei». Neuerdings haben wieder mehrere anarchistische Versammlungen in Paris stattaefunden, in welchen dir Redewogen sebr hoch gingen; die Anarchisten sind also keineSivcg« eingeschüchtert, sie warten nur auf einen günstigen Zeitpuncl für die Aussübrung ihrer Pläne. In solcher Lage bedarf Frankreich eines ttiatkraftigcn Minister» de» Innern, und dessen sind sich auch die An archisten sehr wohl bewußt, denn sie haben in ihren letzten Ver sammlungen Constan» mit Tod und Verderben bedroht. Die Abstimmungen in der Kammerfitzling vom 27. October sind bald vergessen, aber die schwächliche Haltung, dir Loubct während des AnSsrande« von Carmaux gezeigt hat, ist ihm unvergessen, und wenn sein wohlverdienter Sturz eintritt, so ist er hauptsächlich auf diese Ursache zurückzusührcn. In der Frage deS Abkommen» mit der Schweiz scheint die Regierung entschlossen, die von Roche mit den Bevoll mächtigten der Schweiz getroffenen Verabredungen aufrecht zu erhalten. Ribot erklärte e» sür notbwendig, mit der Schweiz zum Abschluß über einen ZcUvcrtrag zu gelangen, und die Commission schien die Wichtigkeit der Sache dadurch anerkennen zu wollen, daß sie die Entscheidung bis zum 4. November vertagte. Daß ein Theil der Commission ge neigt ist, der Regierung zu Willen zu sein, geht auch aus der Anfrage Bonrgeoi»' hervor, ob die Annahme de» Abkommens mit der Schweiz die Negierung zur Gewährung gleicher Vor theile an andere Länder verpflichte. Ribot verneinte das, der Fragesteller scheint aber an Spanien und Belgien gedacht zu haben. Die Tarif- und HanoelSverlragS-Angelcgrnheitcn sind feit einiger 2^rit von der politischen Tagesordnung abgesetzt, aber sie werden bei der nächsten günstigen Gelegenheit wieder daraus erscheinen und die öffentliche Aufmerksamkcil in erster Linie beschäftigen. Frankreich beansprucht in dieser Frage eine hervorragende Stellung, weil seine Abschließnug gegen daS benachbarte Ausland durch hohe Schutzzölle die Gegcn- bewegnng erzeugt hat, welche in den iniltcleiiropäischen Handelsverträge» ibrcn Ausdruck gesunden hat. Möliiic, der Urheber des neuen französischen Zolltarifs, findet die Wir kungen dieser Einrichtung über alle Erwartung vorikeilbast, eine Wahrnehmung, die er bisher durch .-jahle» nicht belegt bat. Deutschland wird nicht umbin können, sich mit dieser Frage demnächst eingehend zu beschäftigen mit Rücksicht auf die neue Miiitairvorlage. In den Delegationen sind die Handelsverträge nur gestreift worden, u»d zwar durch die Iungczechen, welche natürlich finde», daß Oesterreich-Ungarn dabei zu kurz gekommen sei. Aber die Frage, welche Wirkung die Verträge aus den Weltmarkt gehabt haben, ist ganz außer Betracht geblieben. BiSber ist die Stimmung in der französischen Kammer versöhnlich gewesen, sie kann aber leicht in das Gegentbeil umschlagen, wenn etwa HiobSposten au- Dahomcn cinlrcsfe» sollten. Irgend etwas zu tbun, um die überseeischen Be sitzungen Frankreichs zu schützen, bat sich die Regierung schon letzt bewogen gesunden. Die Verhältnisse müssen in Tonkin sehr schlimm liegen, wenn der Kriegs- und der Marine- minister sich vereinigt baben, um bedeutende Verstärkungen dorthin zu schaffen und dem Viceadmiral Iaille da« Ober kommando über alle Strritkräfte zur See in den chinesischen Gewässern zu übertragen. In Dabome« ist auf einen schnellen und durchschlagenden Erfolg schon wegen der Regenzeit nicht zu hoffen, auch die nachgcsandten Ver stärkungen verlieren dadurch wesentlich an Werth, denn die französische Uebcrlegciihcit über die schwarzen Gegner kann unter solchen klimatischen Schwierigkeiten über haupt nicht zur Geltung kommen. Wenn nun, wie z» befürchten siebt, die Erwartungen, welch« die Franzosen aus die Expedition de» Oberst Dokd« fetten, nicht oesricdigt werden, dann pflegen die enttäuschten Romanen ihren Haß sogleich gegen daS ganze System zu richten und den be treffenden Minister für den Mißerfolg verantwortlich zu mach«n. Dem ist sür Tonkin durch die neuesten Maßregeln de« Kriegs- und de» Marincminisler» die Spitze abgebrochen, wenn auch Beiden der Vorwurf nicht ersvart bleibt, daß sie z» spät daS Nötbiae gcthan baben Sie können freilich daraus erwidern, daß in Tonkin doch nicht-Dauerhaftes zu erreichen ist und eS desbalb am besten wäre, die dort siebenden Truppen allmälig zurückzujiehen: aber da» leidet der französische Ehr geiz und der Rachedurst nicht, welch« zunächst di, ««strasung dn tr«ul«s«a Ehiu«sr» fordert. * Deutsches Reich. * Leipzig, 20. October, Die Dentscke Colonial- gcscttsckasl, deren Vorstand heute in unseren Mauern tagt, bar gegen 19000 Mitglieder, von denen l6o»0 >u 2.',-, Aölheiluiigen orgaiiisirt sind, wäbreud an 8.', anderen Orten init geringerer Milgliedcrzahl die GeseUschastSgcs.tiäsle durch Vertrauensmänner besorgt werden. Der Präsident der Gesellschaft seit deren Bestehen ist der Fürst zu Hohen lohe La u genburg (Württemberg), die Viecpräsidcutcn sind jetzt der Geb, Reg R a, D, Simon, M. d. A. Berti», der Gras von Arucm MuSka», M, d. R,. der StaalSiiiinistcr v o n Hosnl a»ii und Prinz vo n A re»cnberg. M. t, R, u, d, Preuß Landtags. Den Ausschuß des Vorstandes bilde» die Heere» Kainiuerg-R. Arnold, Geb. Iust,-R. von Cunv, Bezirls- geologe I>r Ebcrt, Oi. Ham »lackier, M. t. R,. Dir Kasclla, Wirkt. Geb. R, vonKusseroiv, Viceadmirala, D, von LivoninS, Joachim Gras Pfeil, Emil Richard, Cc'nsnl Ecknvabe, Contreadmirat z. D. Strancki, General licut, a. D. von Teichmann und Logische!. Hum Vor stand gehöre» außerdem 75 Herren ans alle» Ständen »nd Ländern deS deutsche» Reiches, An den VorstankSsitziinge» nehmen aber anch Vertreter der At'tbcililiige» Theil, so daß eS sich bei der hier »agenten Versai»»il>i»g um ein großes und illlisircS Collegium handelt. Wir rufe» ihm auch unsererseits ein herzliche« Willkommen in Leipzig zu. 8s Berlin, 28, October, Tic glücklicherweise uiibllitig vcrlausenc Straßburger Sch ießas faire li, Straßburg, D, Red ) setzt die Frage deS Schieße»- der Wachtposten wieder ans die Tagesordnung, Der betrunkene Himniermaler, der dem Posten entwischte, kann ebenso wenig ci>I'cb»ltigt werde», als zugegeben werten kann, daß ihm fein Recht ge- schcbc» wäre, wenn die ihm nachgefenerrc Kugel ihr Hicl erreicht hätte. Noch weniger kann mau sich über die Gefahr, der gänzlich nnhetkciligte Passanten auSgesctzt waren und in Folge der Handhabung der Schicßi»struelwn an vielen Orten auSgesctzt sind, mit der Vertröstung hiiiwcgsctzcn, daß in Straßburg .ja nicht- passirt sei". Die Militairverwaltung wird im eigenen Interesse Handel», wenn sie Vor kommnisse wie das in Straßburg unmöglich macht. Die Cchicsiinstruction der Posten, wie sic jetzt noch für alle Posten besteht, ist sür einzelne Posten unentbehrlich, deshalb sollte man die Agitation nicht gegen die Instruction im Allgemeinen, sondern nur im Besonderen, nur solche» Fällen gegenüber betreiben, wo die Instruction der Menschlichkeit und Vernunft Hohn spricht. Die Gegner der Schießinstructiv» an sich führen stets nur solche Fälle an, wo durch daS Feuern der Posten Menschen gctödtet oder verwundet worden sind, die entweder ganz unschuldig waren, oder sich doch nur eines geringen Vergehens schuldig gemacht haben. Man vergißt aber, diejenige» Fälle anzu- führcn, wo die Wachtposten in berechtigter Nothwchr einen ernsthaft sic bedrohenden Angriff zurückweise» mußten, oder wo ihr Schuß solgcnschwere Verbrechen verhütete. ES ist bekannt, daß in den letzten Iabren mehrere Posten ans ein samen Stelle» verwundet worden sind, und im Mai wurde ans Mainz gemeldet, daß sich in letzter Zeit ver dächtige Personen an den anßerhalb der Stadt liegende» Pulvermagazinen zu schaffen gemacht baben. Man wird^ den Posten an solche» gefährdete» Stellen gewißlich nicht die einzig wirksame Waffe — daS Sck'ießgewcbr — ent ziehen wollen, ganz abgescben davon, daß durch den Schuß zu gleicher Zeit die in der Näbe liegende Wache alarmirt wird und zur Hilfeleistung deS einzelnen Posten« berbeicilen kann. Diese Vorkommnisse zeigen aber auch den richtigen Weg, wie sich in der Folgezeit die unglückliche» Fälle, in denen Unschuldige getroffen werden, vermeiden taffen, wenn die Schießinstruction im Allgemeinen bcidebaltc» werde» und die Posten in belebten Straße» der Ortschaften nicht eingezogen werde» sollen. Bekanntlich ist diese Aufhebung vieler Posten a» dem Widerstreben der Civilbebörden gescheitert, die aus die mititairischc Bewachung der be treffenden Gegenstände, Gebäude. Cassen ,c. nicht verrichten wollen. Tie Bewachung derartiger Gegenstände ic. könnte ganz gut C ivilwächtern anvcrlrant werden So lange die- nicht geschieht, gebe man alle» jene» Posten, welche innerhalb der Strahen, Plätze, kurz an belebten Orten sieden, leine scharfe» Patronen, sondern nur Platzpatronen, mit denen nur ein Sigiialschuß abgegeben werden kann, Iin Uebrigc» sollen derartige Posten mit ausgcpflanzlcm Seitengewebr flehen, wie e« eine Zeit lang schon angeordnet gewesen ist. Nur an besonders gefährdeten Stellen, einsamen Punkten der FcstuiigöwäUe, Pulver- und MunitionSinagazincil, Zucht häusern rc. soll der Posten mit scharfer Munition ausgerüstet werden, um sich nicht nur selbst, sondern auch den ihm an- vertrauten Gegenstand wirksamer schützen und ei» folgen schweres Verbrechen verhüten zu können. U Berlin, 28. October. DaS NeichS-BersichcrungS- amt hatte vor einiger Zeit entschiede», daß die Schieds gerichte sür Invalidität« und AlterSversichcriing sich auch in anderer Weise als durch von Behörden oder Arbeitgebern au-gestellte Zeugnisse die Ucberzeugung davon verschaffe» können, daß der Versicherte in einem die Versicherungspflicht begründenden Arbeit-- und Dienstverbältniß gestanden bat. Ein solcher Nachweis ist sür die Erlangung der Rente unbedingt notbwendig. Eine Versicherungsanstalt batte »u» auf Grund dieser Entscheidung versucht, durch ein Protokoll über einen von einem Rentenempfänger bezüglich seiner Beschäftigung abgelegten Eid eine sür sic günstige Brrthcilung der Rente auf eine andere Anstalt zu erlangen. DaS NeichS-Vcrsichcr»ng«amt hat jedoch neuerlich entschiede», daß der für die Schiedsgerichte zuaclassenc Grund satz nicht ohne Weitere- anch ans da« Renten-Ver- thcilungSversahrcn Anwendung finden dürfe, denn beim schiedsgerichtlichen Verfahren könne man sich davon über zeugen , ob den ander- als durch Zeugnisse bcigcbrachtcn Nachweisen Uber frühere verstchcr»ingSrfIick,>ige Besthästigung Glauben beigemessen werden könnte, bei,,, Rentciiveribeilungs- virsabrrn sei die» jedoch ausgeschlossen, unk desbalb müsse darauf bestanden werden, daß die Bescheinigungen hier gemäß ss. 48 l deS Invalidität»- und Altersversicherungsgesetze» bei gebracht werde». * >«rlt«, 28. Oktober. AuswLrNae Preßstimmrn üb«r di« Milit«irv «rlag« sind erst spärlich »mgetroffea. Die .MoSk, Wjet." widerlegt die Ansicht, daß Ncißw.ud Denlichland nicht auf dem cingeschlagciicii Wege folgen tönne. mit solgcndcr Aussübrung: „R»j;Iaiid wird sebr wohl die Zahl der Einbcniiciic» mindestens verdoppeln können, da von de» 650—700 »00 Leuten, die jährlich sich zu stellen haben, iinr etwa der drille Theil cingerelht wird. Wenn Rußland Mittet findet — was wird dein gegenüber die jetzige Ver uichniiig der deutschen Armee bedeute»? Daher muß »ian die Volaussetziiiig der deutschen Regierung, daß sie ihre Armce stärker machen werte als die russische, a!« ganz fehler- hast bezeichnen." — Der Pariser .Figaro" schließt eine Betrachtung der Motive, bei denen die Nichtberückstchligung der Slreilkräjle Oesterreichs »nd Italiens ihm wniidcrdar erscheint, ,»it den Worten: „DaS ist aus alle Fälle gewiß, daß eS nniiiöglich ist, ans diesem Wege sorlzusthrcilen, »»möglich, auch nur in der gegenwärtigen Lage zu verharre», und daß dies ungeheuerliche deutsche Gesetz, sollte ma» eS in andern Ländern nachahinc» müsse», recht »vol l die äußerste Grenze testen bezeichnen könnte, was die Völker tbun können und wollen," Der Londoner .Stander rd" hält es sür unglaublich, daß der Kaiser, zninat im gegenwärtige» Augenblick, vergeben« a» den deutschen Patriotismus appcltircn sollte. Es sei doch in der ganzen Welt bekannt, daß die dculjche Armee gegenwärtig linnierisch schwächer sei als die französische und die russische, und daß »nr Furcht vor den Folge» diese beiden Mächte abbaltc, vereint über daö deutsche Reich berzufaUen. Der Berliner Eorrcsponteiit der .Daily News" i,i ebenfalls der Ansicht, daß der Reichstag die Vorlage genehmigen werde, deren Schicksal allerdings von vornherein scstsleticir würde, wenn Windlhorst »och lebte; dann würde sic wahrscheinlich . gar nicht eingebracht worden sein. Die Urthcilr der öster reichischen Presse lassen sich dahin zusainmeiifasjen, daß man in Wien eine Art Gruseln empfindet über die gewaltige FricdcnSpräscnz, welche das dculjche Heer künftig ausweisc,, soll, daß man aber gleich darauf sich sehr behaglich fühlt über die Riesenanstrengung de« deutsche» BundesbrnderS, der hier durch e« den Ocstcrreichcrn ermöglicht, bedeutend weniger an Geld und Menschen für die Armee zn leisten. lr. Berlin. 28. October. (Telegramm.) An der am Montag ftattsindender, Ernweihung der restaurirten Echloß- kircke zn Wittenberg nehmen der Kaiser und die Kaiserin Theil, welche sich früh von Potsdam in B - glritung des Kronprinzen von Schwede», de« Herzog« von 2)ork, de« GroßberzogS von Hesse» und a»der/r evan» elischcn Fürstlichkeiten dorthin begeben, — I„ cinci» längern eilartikcl greisl beute die „Nationat-Zcilling" die der Sout h- West Asrrcan Company von der deutschen RcichSregie- rung für da« Damaralcrno verlichciien Co»- ccsjionen Punct für Pnnct an. Da« Blatt findet cS nnbegreislich, wie man der Gesellschaft ein Gebiet, so groß wie da« Königreich, säst umsonst ablrcte» konnte. Die einer englische» Gesellschaft durch diese Concessie» gewährten gewaltigen Vortheilt würden nur zu Gunsten der Engländer ausgeniitzl werken. Gras Caprivi bat dadurch alle Rücksichten aus die deutschen RcichSangchörige», »in deren Unterstützung er die Colonialpolilik bisher belieibcn konnte, anßcr Acht gelassen. — Der Colon > atrath bcriell, in seiner heutigen Schlußsitzung die D am ar a l an v e o» ee s s i o n und stellte eine Reihe von Puneten auf, wodurch bei der Ausführung der Concessiv» die Rechte der Deutschen zu wahren seien. Der Colonialrath beriett, ferner über die Erfolge der Expedition am Kilimandscharo, die Grenzexpedilivn des I>r. Peter«, sowie deS CaracvmasyndicatS in Wcstasrika, V. Berti», 28. October. (Telegramm,) Zur Wieder wahl de« Stadtverordneten - Vorstehers Stryck schreibt die .Vossische Zeitung" in ibrem Abendblatt«, Struck werde, wenn in einigen Monaten seine AmtSpcriode abgetanst», auf die Wiederwahl verzichten, da ihm die Weiterarbeit uiitcr den jetzigen Verhältnissen keine Freude bereiten könne. Die Kämpfe »n Rothen Hause hätten durch die Wahl noch nicht ihren Abschluß gesunde», sie würden in den nächsten Woche» und Monaten noch häufig die Bürgerschaft beschäftige» Daran« werde sich aber ein auf daS Beste des GeiiiciiiwcscnS gc richtcter Wettstreit entwickeln. — Die .Kreuz - Zeitung" gicbt ihrer Genugthiiiiiig über die Wiedcrwahl Slrnck« Ausdruck, da sie ihn sür seinen Posten al« den bcfäbigstc» Mann hält und glaubt, daß er bei der nächste» Wahl eine größere Majorität als diesmal erlange» werde, DaS Blatt bezeichnet die Agitation gegen ibn al« ein Werk Eugen Richter'« und der Radical-Freisimiigeii; c« fürchtet ei» llcber- wnchern der S oei aldc»,okra t ie in der Stadlverwallnng, wodurch man dann nicht mehr hinter Frankreich ziirückstehcn würbe, — Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erklärt, i»il ihrem iiculichcn Artikel, in welchem sie Stryck in Schutz nahm, nicht die Absicht gehabt zu haben, ihm zn nützen, sic bade nur ein sachliche« Interesse in der An gelegenheit bctbätigt. — Da« „Berliner Tageblatt" begrüßt den in Folge der Wakl vollzogene» Austritt der 18 Stadt verordneten au« der Fraction der Linke» »lif Freuden, weil cs hofft, daß durch diese Männer der Zusammenhang zwischen der Berliner Bevölkerung und ihren Vertretern wiedcrlicrgcstcllt werden wird Gleich zeitig greift da« Blatt de» bekannten freisinnige» Ab geordneten 1>r. Alex, Meyer an, der sich bei der Struck- Äffairc im höchsten Maße der Vernachlässigung der össeril- lickien Meinung schuldig gen,acht babc, — Die „Post" nennt de» ganze» Vorgang einen Entrüst ring« rum mcl, der unter dem Aushängeschild der Selbstverwaltung, in Wirklich keit aber, um die Berliner Stadtverwaltung ganz in da« radicale freisinnige Fabrwasser zu bringen, rinter- »viiimc» sei »nd mit einer glänzenden Blamage geendet habe, Tic Trennung einer radicalen freisinnigen Gruppe aus der Fraction werde zur Reinigung der städtischen Ver waltung beitragen. Jedenfalls biete das rothc Hau« jetzt ein ergötzliche- Schauspiel. — Ter am ü. October zum Oberslliciitenant beiürberle Prinz Friedrich Leopold dürft« demnächst mit Führung des Regim-ntS der Garde« d» Corps beauftragt werden, da der jetzige Kom mandeur de« Regiments, Oberst und Flüacladiiitant Freiherr v. Btfling, der bereit« den Rang eine« VrigateeouimaudeurS bat, da» Toinmando über eine Brigade libernetmien wird. Sobald der Prinz zum Obersten befördert wird, soll er zur Marde-Intanlrri« zurückversetz« wert»«» au» da« E«m«a»d« üd«r tza» 1. <P«ch» Ne-tm»nt rrhaltea.
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