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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.11.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921110028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892111002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892111002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-10
- Monat1892-11
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7800 VolkswirUchastliches. All« für dies« L-tll bestimmten Sendungen find ,» richte» an den verantwortliche» Redakteur desselben E. G. Lau» in Leipzig. — Sprechzeit: aur von 10—11 Uhr vorm, und von 4—5 Uhr Nachm. Telegramme. LD8. Berlin, 10. November Western Abend fand eia« von über 200 Personen besuchte Gläubigerversammliing in der Angelegen- heit de« Ronachrr-TyeaterS statt. Den Barsch sührte Rechts anwalt Mankiewch, der die zwischen dem Lindenbauverein, den Brüdern und der Wittwe Ronacher'S abgeschlossenen Verträge erläuterte und dieselben i» vielen Punkten für ansechtbor erklärte. Di« Passiven betragen etwa 1 Million, die Aktiven ergeben im Eoncursfall etwa 200 000 XL, so daß laum etwas sür die Gläubiger bliebe. Bi« jetzt seien täglich etwa 0000 XL eingenommen worden. Bankier Arendt vom Lindenbauverein schildert« die unpraktischen Manipulationen der Gebrüder Ronacher, wodurch der Verein ge zwungen worden sei, di« Sache in die Hand zu nehmen. ES wurde et» Gläubigerausschuß eingesetzt, der ein ausjergerichtlicheS Arraiige- »reut aastrebeu soll. Falls die« di« 1. Tecemder nicht erreicht sein sollt«, wird der Coucurs über das Vermögen dec Frau und Brüder Ronacher'S eröffnet werden. LDL. Frankfurt a. M., 10. November. Die Franks. Ztg." meldrt: Die Bergbaugejellschaft „Phönix" und die Dill inner Werk« erwarben von einem Engländer «in Patent für ein Ver fahren, Schmiedeeisen durch Zusetzung von Kohle u. A. einen belie- bigen Grad von Härte oder Weichheit zu geben. Ueber die Er werbung und Beuutzungslicenz haben mehrfache Verhandlungen stattgesunden. Mit einige» Werken sollen bereits feste Abmachungen getroffen sein. LDL. Elbing, 10. November. Die Firma Schichao betheiligt sich an der Weltausstellung in Chicago durch eine Lokomo tive. Line dreicylindrige Dampfmaschine der Firma wird bei dem Betrieb der Ausstellung Verwendung finden. llDL. Wien. 10. November. Da» Gerücht, die Localbahu» arsellschaft werde ihre Dividende geringer bemessen als im Vorjahr, und die Negierung habe erklärt, derzeit aus eine Verstaat lichung zu verzichten, ist völlig unbegründet. — Tie Verwaltung der Brüxer ttohlengewerkschait läßt erklären, die Dividende sei nicht Höher als mit 8 fl. beabsichtigt, La eine Stärkung der Re- jerve uöthia sei. 8DU. Petersburg, 10. November. Da die in Südrußland angeftcllten versuche mit dem Anbau von Baumwolle sehr günstig, Resultate ergaben, soll die Baumwollcultur in weiterem Umfang betrieben werden. Besonder- geeignet hierzu scheint das Gouvernement Cherson. Zur Frage der Tabakbeileueumg find einige Kundgebungen aus Süddeutschland zu verzeichnen. Am Sonntag hiellen die badischen Tabakpslanzer in Heidelberg eine vom landwirthjchastlichen Verein angeregte Haupt- Versammlung ab. an der auch der Reichstagsabgeordnete Menzer, sonne der Geh. Hosrath vr Neßler-KarlSruhe Theil nahmen. Diese Interessenten beschlossen einstimmig: 1) Der inländische Tigarrentabak kommt bei Berücksichtigung aller ans demselben lastenden NebenanSgaben im Berhältnlß seiner Ausgiebigkeit bei der Cigarrenfadrikation nach den heutigen Steuer- und Zollsätzen höher zu stehen als viele ausländische Tabake. Wir halten daher eine Erhöhung de« Zolls von 30 XL für 100 kg ausländischer Tabake für durchaus nöthig. 2) In besonders trocknen und warmen Jahrgängen nimmt der inländische Tabak trotz aller Sorgfalt und Pflege von Seiten des Landwirths Eigenschaften an. welche seine Verwendbarkeit weient- lich beschränken. Je höher die Steuer ist, um so größer ist die Gefahr, daß in solchen Jahren der inländische Tabak unverkäus- lich wird. Eine Erhöhung der Steuer aus inländischen Tabak «achten wir daher für durchaus unzulässig. 3) Die in Folge ungünstiger WitterungSverhältnisse ent stehenden sogenannten schweren Tabake sind vielfach nur nach dem Auslallgen zu verwenden; die hierdurch entstehende Gewichts verminderung beträgt etwa 20 Proc. Durch da« Besteuern auch dieser durch AuSlaugen zu entjernenden Stoff« wirb die Ver- käuilichkeil der schweren Tabake vermindert, oft auch aufgehoben. Wir halten eS deshalb für eine durchaus gerechte Forderung, daß der Tabak, so, wie er verarbeitet wird, also nörhlgenfalls auch in auSgelaugtem Zustande, zur Versteuerung zugelassen wird. Di« öffentliche Gesundheitspflege verlangt übrigens auch, baß da- NuS- laugen der zu starken Tabake gefördert und nicht erschwert weide. S) Die Rippen werden jetzt zum erheblichen Theil dem Rauch tabak beigemischt. Wenn dieselbe» steuerfrei vernichtet werden dürfen, so werden an deren Stelle Blätter venvendet; eS trägt dies zur Verbesserung des Rauchtabaks wesentlich bei, und unsere schweren, Lurch Wind oder Hagel beschädigten, der Menge »ach an Rippen verhältnißmäßig reichen Tabake können dadurch ver käuflicher gemacht werden. Wir halten es deshalb sür geboten, daß die Tabake vor dem Besteuern entrippt und die Rippe» steuerfrei vernichtet werden dürfen. Am Montag fand in Mannheim ein« stark besuchte Ver sammlung der Abtheilung V deS Deutschen Tabak vereins statt, um zu der ichwebenden Tabakzoll- und -Steuersragk Stellung zu nehmen. Es wurde nach längerer TiScussion einstimmig folgend« von dem Vorstände vorgeschlagene Erklärung zum Beschluß Jahren muß eia größerer beschafft werden, und nun zeigt sich-, daß die erste Sparsamkeit Geldvergeudung war. 3) Statt sich an einen reellen Fabrikanten zu wenden und dort unter Garantieleistung desselben zu kauten, sucht mau im Alt händlerladen einen billigen Schrank zu kausen. Ja eS sind Fälle vorgekommen, daß eine auS 6 Personen bestehende Commission gewählt wurde, die 45 km weit zur Stadt suhr und die betreffenden Laden aussuchte. Natürlich ist der Ankauf dadurch erst recht theuer zu stehen gekommen. Es ließe sich noch »ine Reihe Mißgriffe ansühreu, eS möge indeß genug sein; wir wollen versuchen, statt dessen die Grundsätze bei Anschaffung eine« Schrankes klarrulegen. a. Man lasse sich nicht durch den hübschen Anstrich, die blanke Vernickelung täuschen; daS ist blos äußerlich und sürS Auge, gehört zwar auch mit dazu, ist aber Nebensache. Der Werth des Schrankes liegt haiivtsächlich in der Füllung, der Panzerung und der Sicherheit des Schlosse«. Das sind Sachen, die mau vom bloßen „Besehen" nicht hcrauSfinde» und entscheiden kann. Geid- chrank-Kauf ist genau solche Bertrauensjache wie di« Anschaffung einer Uhr, bei beide» Gegenständen liegt da« Hauptwerk „innerlich" und ist nur durch den Fachmann zu erkennen und zu beurtheilen. d. Ein Schrank, der nicht die weitgehendste Sicherheit l skgen Feuer und Einbruch gewährt, einer von jener Sorte, den ein rüstiger Schlosser mit der Blechicheere auseinander schneidet oder der im Feuer zuiammenschmilzt, ist geradezu eine viel schlimmere Gefahr sür die Genossenschaft, al« wenn überhaupt kein Schrank da wäre; denn dann würde mau Bücher und Geld beim AuSdruch eines Feuer« zu retten suchen, während man im vertrauen aus den Schrank die Bücher dort ließe. Tie Genossenschaft verwaltet fremdes Vermögen und muß daher doppelt vorsichtig sein. kainit. Während man ehemals den Culturstandpunrt eine- Volke- nach dem Verbrauche irgend eines Genußmittels oder der Seife oder eines sonstigen unentbehrlichen Gegenstandes zu beurtheilen liebte, könnte man beute mit viel größerem Rechte die Art de- landwirth- ichastlichen Betriebes und die Verwendung künstlicher Düngemittel dafür als Gradmesser ansehen. ES ist bekannt, daß zur gehörigen Ausnutzung des Bodens sür landwirthschaitliche Zwecke heute bi« verschiedensten künstlichen Hilfsmittel Anwendung finden. Di« wich tigsten sind hierbei die künstlichen Düngemittel, unter denen der Kainit so, wie er gesunden wird, ohne ,ede weitere Berarbeitung, im Berhältniß zum Preise das Wirksamste ist. Es qiebt in Europa zwei Hauptlundstättc» deS Kaimts; die eine liegt bei KaluSz ui Galizien, leidet aber an schwerer Zugänglichkeit und wird deshalb nur in geringem Maße ausgebeulet; anders ist dies mit der zweiten Fundilälte im Herzen von Norddentjchland der Fall. Versorgt hier die Steinsalzproduction zu Staßsurl schon eit mehr denn 20 Jahren nicht nur ganz Deutschland, sondern auch Las Ausland weil und breit mit dem unentbehrlichen Gewürz aller möglichen Speisen, so dienen die daneben gewonnenen Kalisalze einerseits den zahlreichen chemischen Fabriken zur Herstellung von Lhlorkalium, Potasche und sonstigen wichtigen Chemikalien, anderir- jeits aber der Landwirthschaft als Düngemittel, unter denen der Kainit wegen seiner vortrefflichen Eigenjchasien besonders hervorragt. Der Kainit leistet besonders sür die Urbarmachung des Moor- und deS leichten Sandbodens unersetzliche Dienste und hat deshalb im Jnlande wie im AuSlande schnell weite Verbreitung gesunden. Tie rapide Annahme seiner Förderung giebt hierfür einen deutlichen Beleg. Zu Anfang der 70er Jahre wurden jährlich erst rund 25 000 t gewonnen; dieses Quantum stieg 1877 auf 31742 t im Werthe von 450 841 >4 und nahm später wie solgt zu: 1880 . . . 137 425 Tonne» zu l 765 676 >882 1884 1886 1888 1800 1801 141 272 203 120 240 421 818 576 361 82? 472 256 2 032 038 2 880 606 3 523 014 4 666 663 5 100 750 6 807 000 Während die Menge sich also seit 1880 um das Drciundeinhalb- ache steigerte, nahm der Werth auf das Bicriachc zu, ein Zeichen, daß die Gewinnung deS Kainit- neuerdings lohnender geworden ist. Bei dem Verbrauche unserer Staßfurt« Düngesalze seitens LeS Auslandes stehen die Bereinigten Staaten von Nordamerika an der Spitze; Großbritannien nimmt die zweite Stelle ein, Schweden die dritte, dann folgen Frankreich, Belgien, die Niederlande. Rußland, Lesterreich-Ungarn rc. Die AuSsuhr der Staßsurter Abraumjalze teilte sich in den letzten drei Jahren folgendermaßen: 1889 .. . 1428 257 D.-Ctr. ' 1890 ... 1 121 227 - 1891 . . . 1560 002 Im letzten Jahre gingen allein 775 505 D -Ctr. nach den Ver- einigten Staaten, 374 794 D.-Ctr. nach Großbritannien; ferner er hielt Schweden 185 437, Frankreich 53 427, Belgien 40 458D-Ctr. rc. Unzweifelhaft stellen die Kalijalzlagen in der Umgebung von Staßfurt einen Schatz von hoher naiionaler Bedeutung dar, der vor Allem aber der heimischen Landwirthichast nutzbar gemacht und dann erst an daS Ausland abgegeben werden sollte. (D. BolkSw. Lorr.) «hoben: „Namens der Cigarren-, Cigaretten-, Rauch-, Kau- und Schnupstabakiabrikeu und Rodtabakhandlungen der Abtheilung V deS Deutschen TabakvereinS, umsafsend die Gebiete von Bagern, einichließ- Uch Rheinpsalz, Württemberg, Sigmaringen, Elsaß-Lothringen und Baden, spricht sich die heutige General-Versammlung gegen jede Aeudernng der jetzt bestehenden Tabaksteuer- und Zollsätze aus. Die deatsche Tabakindustrie, in erster Linie di« Rauchtabak- fabrikation, hat die schädlichen Folgen der letzten Zoll- und Steuererhöhung noch nicht überwunden, ist aber gleichwohl fort- gesetzt durch Zoll- und Steueradänderungsprojecte beunruhigt und u» ihrer gedeihlichen Entwickelung geschädigt worden. „Auch die gegenwärtigen Zoll- und Steuerprojecte wirken bereits in hohem Maße störend aus die Geschäftslage ein. Falls die verbündeten Regierungen unter Zustimmung LeS Reichstages «tue Erhöhung der Tavakzoll- und -Steuersätze eintreten lasten sollten, würde entweder eine Steigerung der Fabnkatpreise oder «i»e Verschlechterung der Qualitäten und damit zugleich zweifel los ein erheblicher Rückgang des LonsumS unausbleiblich lein. Dadurch würde die Tabakbranche in eine schwere Krisis ge- rathen, welche zahlreiche weniger capltalkräftige Geschälte ruiniren, die vielen Hilfsgewerbe der Tabak- und Ligarren-Jndustric arg beeinträchtigen und Arbeiter - Massenentlafsungen herbcisühren würde." — Schon einige Tag« früh« fand in Lahr eine von der dortigen Handelskammer geladene Versammlung von Tabakindu seriellen statt, welche in 30 Haupt- und 62 Filialbeirieben gegen 7000 Arbeiter beschäftigen. Diese beschloß, sich „aus daS Entschiedenste gegen jede Aenderung der Tabak-Zoll- und -Steueriätze, wie überhaupt gegen jede Mehrbelastung des Tabaks zu erklären. Jede steuerlechniiche Erleichterung dagegen <B«läng«ung der Zollcreditirist, Steuerfreiheit der Rippe») wird die Berfammlung mit Freuden begrüßen, sie spricht ab« auch hierbei die Erwartung auS, daß der Industrie bei allen einschlägigen Fragen von Seiten d« Reichtreginung Gelegenheit zur Meinungsäußerung und zur Mitarbeit gegeben werde." Geldschränke. Zar Gesäft-eiarichtunq der M olkeret - Sen offen- schäften schreibt BerbandSrevijor Herr Fr icke in der „Hann. Landw. Ztg ": Für die Genossenschaften ist der Besitz eine- seuer« und diebeS- sicheren Geldfchrankcs von außerordentlicher Wichtigkeit, nicht allein wegrn Ausdewahruseg der Bnorbesloiide, sondern auch zur Sicherheit d« Bücher uud GeichästSpopiere. Im Allgemeinen ist denn auch da- Bestreben, thnnlichst bald einen ff Geldjchrank anzuschassen, bei den meisten Genoffenichasten vorhanden. Beim Ankauf werden tadeß gewöhnlich Fehler gemacht, von denen hier die schlimmsten gezeigt werden mögen. 1) Man glaubt am billigsten zu kaufen, wenn „ein ge brauchter oder alter Schrank" erstandcn werden kann Es wird dabei übersehen, daß der eigentliche Zweck, Sicherheit gegen Feuer und Einbruch, dabei nicht erreicht wird, wenn man nicht mit dem alten Schranke zugleich die Garantie des Fabrikanten erhält. Be zeichnend ist. daß eS bereits im üeutichen Reiche Firmen geben soll, die „gebrauchte Geldschränke" Herst eilen, und wenn man die viele» Anpreisungen wegen „gebrauchter" Geldjchranle liest, muß man unwillkürlich aus den Gedanken kommen, daß sie entstehen wie die „Menge Rester" zu Anzügen und Kleidern in gewissen Tuch- Handlungen 2) Ja den meisten Fällen kausen unsere Genossenschaften den Schrank zu klein und zu unpraktisch eingerichtet. Nach rin Paar Vermischtes. Leipzig. 10 November. *— Deutsche Reichsbank. Nach dem nns heute zugegangenen Ausweise der Deutschen Reichsbank hat in der ersten Woche des lausenden Monats ein beträchtlicher und größerer Rückfluß als in der gleichen Zeit im Vorfahre in die Lassen des Institutes dadurch siattgefunden, daß der Bestand an Wechseln sich um 33 544 000 Xl <1891 28 247 000 Xi) verringerte und gleichzeitig dir Lombardsorderungen um 2 542 000./« (1891 2 315 OM Xl) zurückgegangeu sind. Dagegen hat freilich der Mclallbesland eine weitere Abnahme um 12 602 000-X — gegen 1 863 000 X Zunahme im Boriahre — erfahren. Derselbe beträgt augenblicklich 852 352000 .X gegen 904 076 000 .X zur gleichen Zeit im Jahre 1891. Der Betrag der in Umlauf befind- lictien Nolen ermäßigte sich um 12 618 OM X (1891 19 903 OM XL), während die Giroverbiudlichleilen gleichfalls um 30 629000 -Si (1891 112700MXL) geringer geworden sind. Die steuerfreie Noten- reserve, die sich am 31. Oktober auf 112,09 Millionen Mark stellte, hat sich aus 118,88 Millionen Mark erhöht. Am 7. November 1891 betrug dieselbe 213,39 Millionen Mark. *— Actien-Malzsabrik Lübau. Die Bilanz pro 1891/92 schließt nach Abschreibungen in Höhe von 11 388,44 XL mit einem Verlust von 50 041,30 -Si bei einem Aciiencapita! von 350 000 X ab. *— Die Altenburger Spietiartensabrik beruft eine General-Versammlung zum 6. December d. I-, um über Liquida tion der Gesellschaft beschließen zu lassen. -s- Berlin, 9. November. Unter den Linden Banvercin. Schon in der vorjährigen General-Bersammlung erregte daS Auitreten des ActionairS Lindner allgemeine Unzufriedenheit, indein die Versamm- lung dadurch trotz 4',stilnLig« Dauer vollständig gehindert war, die Bilanzvosten-Zukunst des Unternehmens und alle die wichtigen Fragen, welche ieriüje Actionaire intereffiren, zu besprechen. In der bevorstclienden General-Bersammlung wird Herr L. seine frühere Rolle iortjeye» und dabei von dem Schwiegervater des Alois Ronacher secundirt werden, dem Mitgliedc des Auisichtsrathes Herrn Solinger. Letzterem wird Niemand einen heftigen Groll gegen die Verwaltung des Ver eins verdenken, hat sie doch den RonacherS die gejammten Sachen mit Arrest belegt und ihnen schließlich die selbstständige Wirthschast abgenommen. Dies war zwar zum Schutze der Actionaire unumgänglich »othwendig, indessen keineswegs nach dem Geichmncke des Ronacher und seines Schwiegervaters, so daß die Antipathie dieser Herren gegen die Direktion de« Bauvereins vom menichlichcn Ltandounct begreiflich. Unbegreiflich ist dagegen, daß Actionaire sich diese» Bestrebungen an- schließen und Oppontion machen, wo die Direktion nur im besten Interesse der Actionaire handelte. Tos Unternehmen ist freilich bis jetzt herzlich schlecht gegangen; Dividenden sind nicht «zielt, die Actien enorm gciollen, so daß jeder Actionair dabei viel Geld verliert. Daß unter solchen Umstanden keine sonderliche Zniriedenheit mit d« Verwaltung besteht, ist natürlich und eine Opposition auch berechtigt. Diele darf sich aber nicht zum Werkzeuge von Personen machen, welch« nicht sachlich da» Beste der Gesellschaft, sondern lediglich ihre besonderen persönlichen Bortheile ans Kosten der Actionaire erstreben. Große Schreier reißen zuweilen in de» General-Veriommlungen Lurch geschickt gedrehte Reden die Uneingeweihten mit sich und stiflen dadurch großes Unheil. Tie Actionaire werde» gut thun, die General-Versammlung vom 15. November persönlich zu besuchen und nicht sich durch Leute vertreten zu lassen, welche eine verkehrte Opposition treiben. *— Actien-Bauverein Unter den Linden. Ueb« die Ronacher-Krisis macht der „Lons." folgende Mittheilungen: Die Gebr. R. hatten zu viel Verpflichtungen aus einmal übernommen, unter Anderem waren dem Möbellieferanten in Prag bis zur Deckung ieiner Forderung tägliche Zahlungen von 2000 -öl zugesagt worden, die noch vor Kurzem aus 1000./» ermäßigt wurden. Wenn der Linden-Bauverein nicht zu verschiedenen Male» die Gagen vor- geschossen, hätte nicht weiter gespielt werden können. Die größten Gläubiger sind: Röhes in Prag, der 600000 -öl sür Möbel zu svröcrn und bi- jetzt ca. «kl 000 Xi erhalten hat, ferner die große Möbelfabrik von Thonet in Wien, dann Krumme, Berlin, dec die Erleuchtungs anlagen gemacht hat. Von Weinliesernnten ist «. A. Matthäus Müller betheiligt. Indirect sind Böhmische Bankinstitute bethciligl, und zwar mit größeren Summen. Kleinere Summen von 5000 vis 10000 X haben viele hiesige Firmen und Künstler zu fordern. Um die kleinen Gläubiger besriedlgcn zu können, hat der Linden- Bauverein von Neuem 50000 ^ vorgeschosiea. Die Gesammt- schulden der Gebr. Ronacher betragen 1200 OM Xi *— Differenz - Einwand und Borsen-Enquöte. Der bereits erwähnte Artikel der „Köln. Ztg." erkennt an, daß sich eine jcharse jurisl»che Trennung der Kennzeichen zwischen berechtigtem und unberechtigtem Zeitgeschäft nicht vornebmen lasse. Insbesondere sei die Lösung durch Tisicrenzzcihlung als Merkmal ungeeignet, da diese bei fast allen, auch den reellsten Geschäften vorkommt und nur »ach der Fädigkeit hierzu sich die Zahlungsfähigkeit bestimmen kann, die bloße, dem anderen Theile bekannte Unfähigkeit zu wirklicher Er- üllung auch keineswegs mit Sicherheit aus bloße Spiclabsicht schließen qßt. Tie Beschränkung aus den Grundsaß von Spiel und Welte chließe überdies die Berücksichtigung der gemachten und cndgiltig ge regelten Gewinne und ihre Rückforderung aus. Dann fährt das Blatt fort: Gegenüber allen diesen Wahrnehmungen ist nun die Lommiisio» zu der Ueberzeugung gelangt, daß der bisher ein- geschlagene Weg der Anwendung des Grundsatzes von Spiel und Wette verfehlt ist, daß vielmehr verjucht werde» muß, den bisherigen Ausschreitungen und Auswüchsen in umfassenderer, zugleich da- Zeit- und das Lasiageschäfl sowie das Prämiengeichüft berücksichtigender Weise entgegenzutreten und dafür daS wirthschastlich gerechtfertigte Zeitgeschäft vor Rechtsunsicherheit zu bewahre». Diesen Versuch will man aus doppeltem Wege unlernehmcn. Zunächst soll im Strafgesetzbuch ein neuer Thatbesland ausgestellt werden, wonach mit strenger Strafe belegt werden soll, wer den Leichtsinn und die Unersabrenheit eines Tritten in einem Uinfange, die dessen wirthschaftlichen Verderb zur Folge haben kann, zum Abschluß von Speculationsgeschäften durch Verleitung, Ver- Mittelung oder Abschluß ausbeutet. Daneben aber soll, »nd zwar unabhängig von einer solchen Bestraiung, jede civilrcchtliche Wirkung aus Geschäften, die aus Grund eines solchen Thal bestandes abgeschlossen worden sind, ausgeschlossen, vor Allem also euch das aus Grund solcher Geschäfte Bezahlte zurückgesordert werden." Die „Frkf. Ztg." bemerkt sehr richtig dazu: Tie Absicht, der Verleitung zum Bürienspiel Schranken zu setzen und dabei doch de» Mißbrauch iernzuhallen, den gewissenlose Spieler im Verlust- falle mit dem Disserenzeinwand meide» können, verdient gewiß Bei- soll und Förderung. Offene Frage scheint uns aber vorerst, ob eS gelingen wird, sür den obigen Vorschlag eine Fassung zu finden, welche verhütet, Laß auch diele Bcutinmung wiederum und vielleicht noch wirksamer in ähnlicher Weise mißbraucht werden könnte wie jetzt der Differenzeinwand. *— Zum Verbot der Lombardirung russischer Papiere schreibt oer „B. B-C": „Naiv ist, was die „Hamburger Nach, richten" von dem Verbot der Lombardiruag der ruisiichen Werthe bei der Reichsbank sagen, ebenso naiv und ebenio thaljächlich unrichtig. Tie deutschen Capitalisten hatte» seiner Zeit durchaus nicht das Bestreben, sich von den russischen Werthpaviercn „srci- zudalten", sondern es wurde durch einen wohlorganisirten vfficiöscn Feverkrieg der deutsche Capitalist so tauge geängiligt, bis er seinen Besitz an ruisijchen Werthen unter schwerem Verlust abgab. Es wurde Angstpolitik getrieben, und der Ersolg war der, daß das deutsche Capital Hunderte von Millionen «inbüßte, die das französische Capital durch Ausnahme der russischen Werthe gewann. Jenes Verbot war durchaus nicht von der Für- lorgc sür die eigenen Unterthanen und den Schutz vor Geld verlusten eingegeben, sondern cs war eine rein politische Maß- reget, die den Zweck hatte, Rußland so schwer als möglich zu ver stimmen. Damit man die- deutlich erkenne erinnern wir daran daß da- erwähnte Verbot von dem Reichskanzler erlassen worden ist, ohne daß er auch nur bei den zuständige» Finanzbehürdcn, bei dem Reichsbank - Direktorium deswegen angesragt oder mit diesem sich ins Vernehmen gesetzt hätte. Das Verbot kam dem Direc- torium der Reichsbank genau so überraschend wie jedem Privaten. Dadurch kennzeichnet es sich als eine politische, nicht als eine Ainanzmaßregel. Außerdem kam dieses Verbot gerade in dem Augenblick, in welchem Zar Alexander III. von Rußland zum Be- suche Kaiser Wilhelm's l. hier ungclangt war. Man hat dies in Rußland als eine beabsichtigte Beleidigung, zum Mindeste» als eine beabsichtigte Kränkung Le» Zaren auigejaßl, und wir wüßten in der Thal nicht, wie »in» eine andere Auffassung hätte haben sollen." 7r. Tie Deizenaiissuhr und auch die MehlauSfuhr Deutsch lands nach Großbritannien sinkt immer mehr, wie folgendes Zablcnbild erkennen läßt. Cs sind zur Ausfuhr gekommen i» eng lischen Centn«»: 1878 Li!-,,en k117 995 Mehl 1 114 852 1885 Wei»eo 1 980 236 M-Hl 1415171 1879 3 613 878 915 133 1886 1316 646 811 737 1880 I 599 143 977 617 1887 1 551 728 588 276 1881 1 361 402 1387 939 1888 3 279 457 1 105 426 1882 3 080101 I 987 720 1889 2 537 990 1153 859 1883 2 871095 1928170 1890 1 100846 894 838 1884 1090188 1 746 514 1891 714 4M 364 476 Im Ganze» führte Großbritannien aus allen Ländern ein: 1878 49 906 484 7 828 079 1891 66 312962 16723003 Hiervon entfielen aui die nordamerikanft'che Union: 1878 29 060 809 3 621 881 1891 24 194 955 13703 035 Es wird sonach immer mehr Mehl als Körner eingesührt. *— Locomotivcn- und Wagenbedarf der preußischen Staatsbahnen. Der rechnungsmäßige Abgang an Betriebs mitteln der preußischen Staatsbahnen ist für das Etatsjahr 1893 94, wie der „Bert. Act." erfährt, aui 371 Locomoliven. 217 Perionen, wagen und 3083 Gepäck- und Güterwagen ermittelt. Bei der Neu- bejchaffung von Betriebsmittel» wird indeß, auch abgesehen von den größeren Ansprüchen an die Leistungssahigkeit Lerielben, stets auch aui eine Vermehrung des Materials gehalten. So sind in dem Eisenbahn-Elak für 1892 93 statt der rechnungsmäßig in Abgang kommenden 299 alten 404 neue Locomotivcn, 206 alten 414 neue Personenwagen, 2890 alten 3993 neue Gepäck- und Güter- wage», also 105 Locomoliven, 208 Perioncnwagen und 1103 Ge päck- und Guterwagen mehr, als voraussichtlich zur Ausmusterung gelangen, vorgesehen. Auch für das Etatsjahr 1893 94 dürste eine »amhaste Vermedrung der Betriebsmittel über den Abgang hinaus in Aussicht genommen werden. Die Beschnssnngen sür 1892 93 be ziffern sich anichlagmaßig auf 36 IN 000Xi und für 1893,94 dürsten dieselben 38M0oM XL überschreiten. *— Die Geschäftshäuser Herrmann Gerson und Gerson L Co. in Berlin sind nunmehr vereinigt worden und werden von heute an unter der Firma Herrmann Gerjon, Commandit- Gesellschast aus Aktien, fortqeiührl. Der Verlaus findet in den bisherigen Lokalitäten bis 1. Januar 1893 unverändert statt. -ff Actienbrauerei Friedrichshain in Berlin. Die Le- sitz« von industriellen Actien sind cs gewöhnt, daß die Dividenden derielben schwanken, und zwar in der letzten Zeit abncihmen. Wenige Gesellschaften machten durch die Gleichmäßigkeit ihrer Dividenden hiervon eine rühmliche Ausnahme, und muß man unter letztere» die Brauerei Fricdrichshai» als ein dervorragendcS Beispiel erwähnen. >869 gegründet, zahlte die Gcsellichaii in der ersten Zeit 5—8,25 und 6 Procent Dividende, dann 13 Jahre hindurch ununterbrochen gleichbleibcnd 9 Procent, so daß die Actionaire sich allmalig daran gewöhnt halten, wie bei einem StaatSpapiere strts dieselbe Ein- nähme zu beziehen. Unstreitig wäre eS in einzelnen Jahren möglich gewesen, etwas mehr zu vertbeiien, indrsicn hielt die Directioa die Gleichmäßigkeit oen Aclionairen viel «sprieß- lich«, als ab und zu rin Procent mehr, auf welches sie nicht dauernd rechnen konnten. Für dos Jadr 1886 trat dann eine Veränderung ein, indem der Direktor Siegmann diesmal die Actionaire mit dem Anträge, 10 Proc. Dividende zu verthcilen, überraschte. Herzlich gern wurde derielbe einstimmig angenommen, in der Er- Wartung, daß fortan regelmäßig 10 Proc. weiter gegeben werden würden, und daß die Direktion jene Erhöhung nur vorgeschlagen, weil sie inzwischen eine merkliche Steigerung dcS Ertrages dauernd gesichert habe. Diese Erwartung «stillte sich, indem wiederum 4 Iabrc dinier einander 10 Proc. gegeben wurden. Der Cours der Actien hob sich über 200 Proc. und ichwankte wenig. Das Ziel, welcher sich Siegmann gesteckt hatte, der Industrie - Actie den Charakter eines StaatsvaviereS zu geben, schien glänzend erreicht. Erst 1890 trat «ine Aenderung ein und zur tieiea Verstimmung aller Actionaire wurden jetzt nur 5 Proc. Dividende in Vorschlag gebracht. Die Gesellschaft hatte die damalige Mode mitgemacht und glänzende AuSschc. iklocale eingerichtet, ohne sich um die bewilligten Mieihspreise und die »osten der inneren Ausstattung sonderlich zu kümmern. Die Loosung war: gleichgültig ist, was es kostet, nur schön und großartig muß daS Local ieiu. Die Berliner Brauerei» juchie» sich damals unter einander, und ganz besonders ihre eben rindcingenden Münchener Concurrenten an Pracht zu überbieten. Sieglnann war dabei sehr stark ins Zeug gegangen und schuf namentlich aus dem Grundstücke der Brauerei selbst einen Pracht- bau, statt des bisherigen, freilich ziemlich unansehnlichen Ausschank- locales. Das Gcbäude-Conto wuchs dadurch von 1117 081 .X in 1888 aus 2 096 274 ^ in 1891, also um rund 1 Million. Des gleichen ließ er sich antheilig bei einer Ausschank-Socielät Belvedere mit 400 000 XL betheitigen und brachte es dadurch bald jo weit, daß die Hvpothekenichuld von 990 000./! in 1888 jetzt aus 2 390 000 Mark gewachien ist, den Gewinn ausfrißt, und die Actionaire sür 1890 91 4 Proc., jetzt gar keine Dividende bekommen. Der Aus- sichtSrath hält eS notbwendig, den kleinen Gewinn in ein Ausschank- Reserve-Üonto zu legen, zum Schutz gegen die bei Auslösung der Mielhscontracte später sich ergebenden Verluste. Am gleichen Tage, wie dies traurige Resultat bekannt wurde, erfuhr man, daß die Wies badener Kroneubrauerei, eine wenig renoiilinirteGesellschaft, die 1890/91 mit 123 296 ./l Fehlbetrag schloß, im vergangenen Jahre 57 744 Xl Gewinn erzielte. Wie die Wirthschast, so der Ertrag. *— BeriinerActiengesellschast sür Eisengießerei und Maschinenfabrikation in Charlottenburg. Der Bericht über das Geschäftsjahr 1891/92 äußert sich u. A. wie folgt: Die Production betrug 15 653 t Gußwaaren gegen 14 303t in >890 91, davon sacturirt: 13 873 t ini Werlhe von 2 221 903 XL gegen 14 213 t im Werthe von 2 599 578 XL in 1890.91. Das Mehr der Production gegen das abgesetzte Quantum geht als Bestand, theils als bestellt, theils als Vorrath, in das neue Geschäftsjahr über. Arbeite» der Maschinenbauabtheilung sind sacturirt worden sür: 624 520 Xi gegen 774 653 ./l in 1890 91. Der Bruttogewinn auS beiden Belriebsabtdefluiigen beläuft sich aus 580 067 XL, wovon zu kürzen sind: 105827 ,/L allgemeine Unkosten, als Gehälter, Steuern rc., 12 750 -X Hypothekcnzinsen, 3793 ./L Assccuranzprämien, 9854 Mark Gcbäudeunterhaltungen, 12(^5 Xi Fuhrwcrkbetrieb, bleiben 435 796 Xi gegen 482 985 XL in 1890,91. Bon diesem Betrage sind abzusetzen, nachdem die neu gefertigten Modelle im Betrage von 26149 XL und 3080 ./L sür Instandhaltung von Maschinen und Vermehrung der Werkzeuge auf Bctriebsunkosten verrechnet worden sind: 7324 Xl ----- 1 Proc. Abschreibung auf Fabrikgebäude, 3465 XL ---- 7'/, Proc. Abschreibung auf Maschinen, 22 850 Xl --- ca. 24 Proc. Abschreibung aus Utensilien, 1250 ./i den Zugang auf Fuhrpark, verbleiben 400905 XL, davon ist der Reservefonds mit 20 045 .X ---- 5 Proc. zu dotiren, und ferner sind zu zahlen: 17 942 Xl Tantiämen, Gratificationen und Beitrag zum Pensions- sonds 22000 X-, dazu der Vortrag von 5185 XL aus dem Vorjahre, «giebt 331161 XL vertheilbaren Reingewinn gegen 377185 XL im Vorjahre. *— Actiengesellschast für Bergbau und Tiefbohrung zu Goslar. Der Aussichtsrath hat eine weitere Einzahlung von 25 Proc. auf die JnterimSschcine der Actiengesellschast für Bergbau und Tiefbohrung zu Goslar per 25. d. M. beschlossen. *— Mühlenbauanstalt, Maschinenfabrik und Eisengießerei vormals Gebr. Seck in Darmstadt. AuS Bukarest berichtet der „Rum. Lloyd": Der Generalvertreter Herr Moritz Sohr, welcher gestern vom Ausland hier einlraf, wurde in seiner Wohnung im Hotel de France aus Anordnung der StaatsanwaUschaft verhaftet und zur Polizei gebracht. Sein Gepäck, sowie iämmtliche Vorgefundene Correspondenzen wurden mit Beschlag belegt. Es circuliren mehrsache Gerüchte über die Ursache dieser Verhaftung, und zwar auch dasjenige, wonach Sohr den Ver- such gemacht hätte, einen höheren Staatsbeamten zu bestechen. Auch der Ingenieur des Seck'schen Etablissements, Bohrmanu, wurde vor den Untersuchungsrichter citirt. *— Bictoriabrauerei Actiengesellschast zu Bochum. Nach Abschreibungen von 69 656,79 X! gelangt für daS Jahr 1891,92 eine Dividende von 4 Proc. zur Vcrtdeilung. *— Tie Zuckerfabrik Bennigsen erlitt 1891/92 im land- wirthschastlichen Betrieb einen Verlust von 3? 961 XL, während die Fabrik einen Ueberjchuß von 92 309 ^ «zielte. Aus das Actien- Capital von 683100 XL werden 5 Proc. Dividende vertbeilt. Das neue Jadr stellt ein bedeutend besseres Erträgniß in Aussicht. *— National - Actien.Bierbrauerei Braunschweiy, vormals F. Jürgens. In der am 8. d. M. in Braunschwng abgekali/nen AuisichtSrathSsitzung gelangte die Bilanz sür das ver- floffene Geschäftsjahr zum Bortrage. Bei einer Verschrotung von 69 624 1,1 gegen 57 647 KI im Voriabre zeigt die Bilanz einen Ge- winn von 231 447,51 XL gegen 131 186,20 XL Die Abschreibungen, wie gewöhnlich reichlich bemessen, absorbier» 70313,41 XL, als Divi- dendc werden 132 OM-X --- 10 Proc., gegen 7 Proc. im Vorjahre, vertbeilt und 7201,60 -X werden aus neue Rechnung vvrgctragen. Die Reserven betragen 590000 X! --- 45 Proc. des Acticncapilals und bedürfen keiner Verstärkung. Die General-Bersammlung findet am 14. Januar nächsten Jahres statt. *— Woldegker Aclicn-Zuckerfabrik. Unter dies« Firmn bat sich eine Actien - Gesellschaft gebildet, deren Grundkapital 600000 Xi beträgt und in 600 Actien ä 1000 XL zerfällt. Gegen stand des Unternehmens ist die Errichtung und der Betrieb ein« Fabrik zur Fabrikation von Zucker auS Runkelrüben. Tie Zeitdauer der Gesellschaft ist unbestimmt. A Ter Breslauer Consumverein hat dieser Tage sein 52. Waarcnlager «öffnet, gedenkt es aber nunmehr bei dieser Zahl, welche der der Wochen im Jahre glcichkommt, bewenden zu lassen, wenigstens vorläufig. Er hat in diesem Jahre allein so viele neue Lager errichtet, als in de» 10 Jahren von 1882—1891 zusammen. C' Aus Bayer», 9. November. Tie bekannte Rede des Prinzen Ludwig in der RcichsrathSkamm« über die Hebung der Fluß- und Caiiaischisffahrt in Bayern bat schon eine Frucht ge- zeitigt. Tie Regierung hat Kostenanschläge sür die Legung der Mai »kette bis Bamberg ansertigen lassen. Darnach würde die Ausbaggerung, die Ablösung L« Fähren und die Kette 5 Mil lionen Mark kosten. Bei der letzten Legung der Kette bis Burg städt durch die Gesellschaft Mainkette ist bereits vereinbart worden, unter welche» Bedingungen sie der Staat übernehmen kann. — Ti« von den Gärtnern Bambergs veranstaltete Erntesest-AuS- stcllung ist Heuer sehr reichhaltig, zumal die Ernte sehr befriedigend ausgefallen ist. *— Die Cholera und der Waarenverkehr. Im Wege der deutschen Botschaft in Wie» hatte das deutsche Auswärtige Amt Beschwerde darüber geführt, daß zufoige ihm zugekommener zahl reicher Reclainaftonen deutsch« Versender von für Serbien, Ru mänien und Bulgarien bestimmten Waaren. deren Einfuhr in Liese Länder gestaltet ist, wie Coniectionen, Leinen- und Baumwollwaarcn, leonijäie Gespinnste, Cdocolote rc., init Berufung aus angebliche, in den gedachlcn Baikaulündern bestehende Einfuhrverbote, die Weiter- beiörderung versagt wird. Daraufhin hat das österreichische Handels ministerium an die Bahnen einen Erlaß gerichtet, in welchem die selbe» angewiesen werden, dieses Vorgehen abzustellen, nachdem die Bahnen nicht berufen sind, bei Handhabung der seitens fremd« Staaten erlassenen Einfuhrverbote, selbst in Fällen der sactischen lledertretung solcher Verbote durch in- oder ausländische Versender »Listig mitzuwirken »nd da weiter die Interessen der Bahnen ange sichts der Haftbarkeit des Versenders nicht gefährdet werden. *— Oesterreichischer Lloyd. Zur Erhöhung der Rentabilität des indo-chinessschen Dienstes beabsichtigt die Verwaltung des Oest«- reichischen Lloyds, die Fahrten aus der Zweiglinie Singopore- Soerabayo, welche sich als durchaus unrentadei herausgestellt haben, auszulassen und dafür zwei directe Fahrten Trien-Kalkulta ein- zunchren. Selbstverständlich gehört zu ein« solchen Aenderung die Genehmig,ing des österreichischen Handelsministeriums, welche jedoch nicht verweigert werden dürfte, weil die Unrentabilität lener Linie «wieiea ist und der Lloyd die Uebernahme der Sendungen nach Niederländisch-Indien ab Singa- pore durch eine niederländische SchiffiahrlS - Gesellschaft sich«- gestellt Hai. — Eine wichtigere Verfügung, welch« mit nächsten! Jahre in Wirksamkeit zu treten hatte, betrifft die Verlängerung der Linie Lriest-S bang Hai bis nach Japan. Vorläufig ist die Benutzung des HaicuS von Kobe auf vier solchen Fahrten vor- geiehkn. Mit diel« Erweiterung wäre Len vieliach kundgcgebenen Wünschen d« Ailsdetmung der österreichischen Schifffahrtslinien bis Japan Rechnung getragen und wird auch der Lloyd durch Heran- ziehung des ReiSlranSvortes eine größere Rentabilität seines indo- chinkiijch-iapanflchen Dtensles erhoffen können. *— Zur Minislerkrilis in Ungarn. Ans die wirth- schaftlichen Verhältnisse der beiden Reichsdülslen muß die Ministerkrisis in Ungarn und speciell aui den Fortgang der Valuta- angelege,iheit zurückwirken. Es ist selbstverständlich, daß die sonst sehr lebhaft« Thätigkeit vr. Wckerle'S durch die Existenzfrage, vor
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