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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921124014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892112401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892112401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-24
- Monat1892-11
- Jahr1892
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8122 Vermehrung dem Land« auferlegt. Daß der Hange Mann mehr Werth ist alt der alt», wird Jeder anerkennen. Es ist in der letzten Zeit in der Presse eia Streit entbrannt über die Leistungen und den Werth der Landwehr. Derselbe hat sich aus ganz falscher Grundlage zugespitzt. Es kommt nicht daraus an, was die Land wehr lemct, sonder» wa« dars man ihr zumuttzeu? Unser« Vorlage arP ou» daraus hinaus, der Landwehr mehr Schonung zu bieten. Wir haben die junge» Kräfte dazu, und deshalb kann mau uu« nicht zum Vorwurs machen, daß wir diese unberechttgl heraaziehen. Eine weilere Frage ist, mit welchen Mittel» wollen wir das Ziel erreichen. Sie wissen es bereits, durch eine stärker« Hera», ziehung des Bier», des Branntweins und der Börse. ES ilt un« zum Vorwurs gemacht worden, bah wir mit der Vorlage zur zwei- löhrigen Dienstzeit übergehen, wir wollen dieselbe sestie-e» sür all« Hubtruppen, nicht aber sür die Kavallerie und sür die rettend« Artillerie. Wir hätten gewiß die dreijährige Dienstzeit lieber gehabt, ober wir haben sie ja in Wahrheit niemals streng burchgesühr«, und deshalb glaubte» wir den wirthschostlichen Verhältnisse» des Lande« nach, kommen zu können. Wir glauben auch die zweijährige Dienstzeit ohne Schaden sür unser« Wehrkraft durchführen zu können, voraus- gesetzt, daß wir die erforderlichen Coucessionen bekommen. Die NeichSversassung wollen wir nicht ändern, ein Rachdienen soll nur insofern stattfiaden, als ei durch das Militairstrafgesetzbuch vor- geschrieben ist. Statt der Maximalzisser wollen wir eine Durchschnitt», zisfer. Wir wollen nicht starr an dem Septennat sefthalten, sondern bi« zum Quinquennat herabgehen. Damit glauben wir im großen Ganzen den Wmdthorst'schen Resolutionen zu entsprechen, ohne die militairischen Interessen zu verletzen. Die gegen die Vorlage entfesselte Agitation wird, wie ich hoffe, nicht von tiefgreifender Wirkung sein. Daß eine Niederlage schlimmer ist, al« der Krieg, dessen wird sich da» Volk bewußt sein, und auch dir Armee so erhalten wolle», wie sie die große» Männer geschaffen haben, dt« das deutsche Reich begründet. Man soll nicht sagen, jene haben ihr Blut gelaffen, unsere Generation aber wolle nicht einmal ihr Geld hergebcu. Auch für die kommenden Geschlechter müssen wir die Armee in dem Staude erhalten, daß sie mit dem Vertrauen aus sie blicken, der an dem endlichen Siege niemals zweifelt und in dem Gedanken aulklingt: Lieb Baterlsnd magst ruhig sein! (Beifall.) Abg. Richter erklärt sür heule, obwohl da» Recht dazu nach der Geschäftsordnung zweifellos ist, aus ein« Erwiderung zu »er« richten. Er behalte sich die- vor sür die aus die Tagesordnung zu setzende Generaldebatte zur Militairvorlaae und beim Etat. Nächste Sitzung Donnerstag 2 Uhr (Interpellation Petri betr. Erschießung eines Livilisten durch «inen Wachtposten und kleinere Vorlagen). Schluß 4 Uhr. * Der Etat de« fächfischeu Milttair-ContiugentS verzeichnet an fortdauernden Ausgaben: Krieg-Ministerium 163120 ^l, Militair-Cassenwesen 30565 X, Militair-Jutendantur >63 550 >l, Militair-Geistlichkeit 42 280 Militair-Justizverwaltung 60 265 höhere Truppenbesehlshaber 188 700 Gouverneure, Eommandanten und Platzmajore 18 312 >t, Adjuiantur-Osficiere und Ossiciere in besonderen Stellungen 101 700 ^4, Generolsiab 156 270 ^l, Ingenieur- und Ptonier-LorpS 05 558Geldverpflegung der Truppen 3 334 l 13^l, Naturalverpslegung 7 254 134 .4, Bekleidung und Ausrüstung der Truppen 2 034 748 GarnisonverwallungS- und ServtSwese» 3 450 056 X, Garnison-Bauwesen 28 800 Militair-Medicinalwesen 548 723 Verwaltung de- Traindepols und Instandhaltung der Feld- geräthe 75 553 Verpflegung der Ersatz- und Reservemannschaften rc. 178 573^1, Ankauj der Remonlepserde 843 380 ^t, Verwaltung de» RemontedepotS 107 478 .4, Reisekosten und Tagegelder, Vorspann- und Transportkosten 370 782 .Al, Militair - Erziehung«, und Bilduiia-wejen 417 230 -4, Militair-Gesängnißwesen 102 056 ^!, Artillerie- und Waffenwesen 2007 737 .Al, technische Institute der Artillerie 57 020 .Al, Bau und Unterhaltung der Festungen 33 940 Mark, Aohnungsgeldzuschüsse 720 330 ^l, Unterstützungen für active Militairs und Beamte, für welche an anderen Stellen Unter stütz ungssonds nicht ausgeworsen sind 8120 ^l, Zuschuß zur Militair- Willweucasse 230 000^4, verschiedene Ausgaben 34 658 ^l, Summ« der fortdauernden Ausgabe» 28057720 », gegen das Vor>ahr 306 520 .Al mehr. An einmaligen Ausgaben im ordentlichen Etat werden ver langt Schienengleisanlage ain Fouragehose in Dresden 63 000>l, Neubau eines Rauhsnticrimigazins in Dresden 107 OVO ^l, Neubau von Mogazinanlagen in Leipzig(sür Grunderwerb und erst« Baurate 200000>l, Neubau und GeräiheanSswttung eines Gebäude« sür da« Kriegsärchiv i» Dresden (sür den Entwurf) 4000^4 Die annähern den Gesamnttkosten werden >20000 .Al betragen. Dieungesähr 120 000 Aclensiücke und 12000 Bände Drucksachen umfassende» Dokumente, Schrislsiücke und Drucksache», welche sich auf die sächsische Armee bezw. daü sächsische Militair-Conlingeut beziehe» und zum große» Lheile werthvvll« und unersetzliche Unterlagen bis zum Jahr« 1681 zurück enthalten, werden gegenwärtig in einem Wagenschupven und einem Thurme des Arsenals in Dresden ausbewahrt ober befinden sich noch zerstrent in Räume» dcS Krieg-Ministeriums, deS Generatstabes, der Commondanture» zu Dresden und Festung Künigstein, des EvrpS-Be- kietdungsanttes, sowie bei den Truppeittheilen. Neue Anbauten und Ausbauten von Easerncn und Magazinen erfordern noch in Dresden 118500 .Al, Ehemnitz 40000 ^l. Zeitdai» 121000 .Al, Oichatz 128 OM.4. Zittau 30 000 .Al. Riesa 43 000 .Al. Grimma 38 000 X Borna 38000 >4, Reniontedepot in Kalkreuth 201 500 >4, Marienberg 216000^4, firner Garnisonkirche in Dresden (Entwurf) 30000 X, Erweiterung deS Schießplatzes in Zeithain 293000 -4, Zelte sür Verwundete 20000 Mannschastsbibliothek 1800-Ai; im außer- ordentlichen Etat Ergänzung der Eonservenvorräthe (letzte Rat«) ' 263000 >l, Ergänzung dcS Kriegsbedarfs von Bekleidung«- rc. Stücke» 250 000 .Al, Beschafiung sür artilleristische Zwecke (2. Rate) 2 221 000 -A4, von Handwaffen (2. Rate) 562 000 -Al, inSgejammt einmalige Ausgabe» 5 381350 gegen das Vorsahr 322 020 Mark weniger, die Einnahmen betragen inSgesammt 214152 » An besonders bemerkensiverthen Miltheilungen finden wir im Etat: Ein Theil der von den Mannschaften beim Gottesdienst der Civilgemeinden in Gebrauch zu nehmenden Gesangbücher ist durch langjährige Benutzung unbrauchbar gcwordrn. Auch haben sich in Folge Hebung des kirchenbesuchs die jetzt vor- handenen Bestände an dergleichen Gesangbüchern als unzureichend erwiesen. Es müssen daher in den nächsten Jahren umfangreiche Reubeschaffungen vorgenommen werden. Außerdem sind ober auch die Ausgaben sür Beschaffung heiliger Schrtsten in Folge «» hühter Nachfrage von Seiten der M iinschastea erheblich ge stiegen. Hierdurch wird di« Erhöhung des EialSaniatzes nolhwendig. Er beträgt 3160 ^l — Da- namentlich in den Großstädten und deren Umgebung »ingetretenr Anwachsen der BevMernngszlffer »nd im Besonderen öle Vermehrung derZahl der Mannschaften des Beurlaubtenstandes haben bei einigen Bezirkscomniando» Brrhältniffe hervorgrrusen, unter welchen bei der gegenwärtigen Organisation die geregelte Coutrote nicht inehr gewährleistet wird und die Durchführung einer Mobilmachung erschwert werde» muß. Die livihwendtge Abhilfe läßt sich unter Berücksichtigung der örtllchrn Verhältnisse am zweckmäßigsten m folgender Weise schaffen: ». Es wird ein neues Bezirksconimondo mit dem Sitze in Großendain gebildet >,. Da« Beztrkscommando 11 Dresden erkält »nr Verstärkung seines Perional» und zur Bildung einer zweiten Ersatzcoinmission »ine» Stabsofficier zugrwiesen. v. Ti« der örtlichen Verhältnisse wegen aus einen gemeinsame» Eonlrolbezirk angewiesenen Bezirksco,»andos I und 11 Leipzig werde» unter eiueni neu onzusetzeuden Lom- mandeur mit Regiinentseominaiideur-Nang zu einem Bezirks- commando vereinigt. Dafür kan» infolge günstigerer Ardellsverihci- lung »in StabSossfiier in Leipzig weglallen und aus den Mehrbedarf von 2 Stodsosficierrn sür die BeztrtscomiiianLos II Dresden und Großenhain in Anrechnung kommen. Die weitere Eeutralisirung de« Meldewesen- erfordert zu ihrer Durchführung die Anstellung von weiteren 8 pensionirten Oslieieren als Vorstände von Meldeämtern. Die im Jahre 1802 ausgefallene Cavallerie-Divisioiisüdung soll im Jahre 1803 abgedalten werben. Die Kosten für «in« solche Hebung lind daher mit 160 615 in Ansatz verblieben. Dt« ou« Anlaß der Sicherstellung und Beschaffung der Biwoksbedürfnisse, so wie au« der Abschätzung von Flurbeschädigungen entstehenden Reise- kosten und Tagegelder werden aus diesem Betrag mitbestritten. * Irr Etat des Reichsgerichts fordert an Besoldungen 1268 600 .Al, 7600 4! mehr als voriges Jahr. Die Erhöhung setz! sich aus dem Gehalt sür einen Bibliotheks-Assistenten und einen Kanzleisecretair zusammen. Di« Wohaungsgeldzuschüsse de- tragen 105 768 ^4, Remunerttungen 41800 >l, Miethzins 34 4M 4>. Geschästsbedürsnisse, Reisekosten, Auslagen 75 700 -Al, inSgesammt 1526 348 -4 Ferner wird gefordert die 7. Baurate für den Bau des Dieaftgebäudrs 1200 000 Bon der gesammten Aaschtaassumme von 5 902 750 sind bisher in Ansatz gebracht 4 750 000 ^l, so daß noch künftig 1 152 750 Vorbehalten bleiben. * Der Etat der Retchspost- >md Telrgraphen-Perwaltung ist in den Einnahmen aus 255 713 050 >t, d. tz. um 8 256 OM ^4 inehr und in den sortdauernden Ausgaben aus 234 420 773 ^4, d. h. »in 8 186 601 .Al mehr ats im lausenden Jahre veranschlaat. Der Ueberjchuß würde sich demnach aus 2l 202 277 belaufen. Bei den Einnahmen sind die Porto- und Telegraphengebühren aus 234 600 000 .Ai angesetzl, obgleich die sonst zu Grund gelegte Durchjchniltsberechnung «ine um 4 Millionen höher« Einnahme ergeben würde. Diesen Mehrbetrag einzustellen, ist jedoch mit Rückstchl auf die Stockungen, welchen die Steigerung der Einnahmen an Porto und Telegraphengebühren seit 1888 80 mehrfach ausaesetzt gewesen ist und im Hinblick aus die nicht durchweg günstige» Einnahmeergebnisse der ersten Monate des lausende» EtatsiahreS nicht zweckmäßig erschiene». — Dagegen zeigt sich auch ln diesem Jahre ein Rückgang in den Einnahmen aus dein Personengeld, weil der Postresseverkehr infolge Eröffnung neuer Bahnen abnehnien wir. — Die übrigen Einnahmezunohmen entfallen auf Gebühren, Erlös von Grundstücken, Absatz der Zeitungen u. s. w. und betragen etwa 21 Millionen. Die fortdauernden Ausgaben belaufen sich aus 234,4 Millionen; davon entfallen aus die Lentralverwal- tung 2,4 Millionen. Im Etat der letzteren sind keine wesentlicheren Aendernngen beabsichtigt. Di« gejammte darin vorgesehene Mehr- ausgabe beläuft sich auf 310000 -4, wovon 30000t) aus den Beitrag zur Post-Unterstützuiigscass« entfällt. — Dagegen weist die Betriebsverwaltung mit einer Gesammtausgabe von 232 Millionen ein Mehr gegen da« lausende Eiatsjadr von 8,t Millionen aus. Eine Erhöhung der Bezüge der Assistenten, Briestrüger oder Land- briefträaer ist nicht beabsichtigt. Durch Schaffung von Assistenten- stellen soll ein« Anstellung von Tagearbeiter» ermöglicht werden. Der Haupttheil davon entfällt aus die in Aussicht genommene Stellenvermehruag. Es wird nämlich beabsichtigt, neu zu schaffen: 4 Stellen für Posträthr, 3 Stellen für Postinspectoren und Tele- grapheninjpectoren, 1 Stelle sür Postbau-Jnspectorrn, 20 Stellen für Bureau- und Rechnungsbeamte 1. Ctasse und Ober-Postcaffen- Buchhalter, 24 Stellen sür Bureau- und Rechnungsbeainte 2. Lloffe und 24 Stellen sür Kanzlisten, 12 Stellen für Vorsteher von Post- ämtern und Lelearaphenämtera 1. Etats«, 17 Stellen sür Lassirer, 20 Stellen sür Obersecretaire. 10 Stellen sür Borsteber an Post- ämtern 2. Llasse. Für 4 Postsecretaire im ostafrtkanischen Schutz gebiet und sür einen im Togogebiet sollen Ortszulagen neu gewährt werden: 370 Stellen sür Oberasfistenten, in welche die Assistenten von älterer Dienstzeit «inrücken sollen, 550 Stellen für Assistenten, um die durch das Bednrfntß gebotene Anstellung der ältesten gegen Tagegelder beschäftigte» Assistenten zu ermöglichen; 2 Stellen für Mechaniker; für den im Schutzgebiet der Neu-Guinea- Compagnie beschäftigten Postassistenten soll eine Ortszulage gewährt werdrn: 10 Stellen sür Postverwalter, um die bedeutendsten Post- ogenturen in Postämter 3. Llasse zu verwandeln; 1000 Stellen sür Unterbeamte tm inneren Dienst, 7 Stellen sür Postschaffner im Post- zeitung-amt, 300 Stellen für Packetträger und Stadtpostdoten und 4M Stellen für Landbriesträger. Es sind ferner Mehrausgaben in Aus sicht genommen u. B. von 300000^l sür Hilfsleistungen im Beamten dienst bei de» Aemtrrn, 710 MO sür Postyilssstellen und sür Hilf«- leistungen im Unterbeamiendienst, 150 OM.Al zu Löhnen für Per sonen rm Arbettrrverhältniß, 350 OM -4 SteUvertrelungskosten für Beamte und Unterbeamt«, LIOMO ^ zu Wtttwen- und Waisen geldern, 250 OM -4 zu Ruhegehältern. Was die Betriebskosten betrifft, so sind «. a. 4M OM ^4 mehr eingestellt für Bau und Unterhaltung der Bahnpostwagen, 200000 ^4 sür Beförderung der Posten, 550000 ^4 zu «ml«bedürfnissen. 150 000 ^4 zu Mtethe sür Geschäftsräume. — Die einmaligen Ausgaben belaufen sich aus 10 Ibl 203 ^4 Es handelt sich dabei wesentlich um Neubauten, meist um die Bewilligung weiterer Raten für schon genedmtgtr Bauten. WaS speciell Sachsen anbetrifft so wird für Dresden ein Post, und Telegrapbentnspector mit 3150 -4 Gehalt neu angejeyt, gefordert werden 130 MO al- zweit: Rat« für rin Dtensigedüude in Glauchau, das inSgesammt 260000^! kosten wird, sür den Um- und Erweiterungsbau aus dem Postgrundsiücke am Posiplatz in Dresden erste Rate 120 OM X Die Forderung wird wie folgt begründet: „Auch in Dresden drängt die rasch fortschreitende Entwickelung des Fernsprechverkehrs »u einer Erweiterung der Betriebseinrichlungen, namentlich zur Einführung des Liel'achbetriebes bei den Be» mittelungsanslalten. Dies« Erweiterung erfordert jedoch die vorherige Herstellung größerer und den Anforderungen d«S veränderten Be» triebe« angepaßier Dienffrüume für die Haupwermlttelungianstalt. welche neben dem Delegraphenamt «ob einzelnen Dienststellen des Hauvt-PvslamtS, sowie der Tienslwohiiung de-Poslamtsvorliehers aus dem relchseigenen Grundstücke ain Postplatze »nlergebrocht ist. Ferner liegt es im Bedürfnisse, die Tienslkäum« de» Tetegraphenamts, dem wachsenden Gejchäsisumfange deffelben entsprechend, zu erweitern, insbe sondere aber den nicht unbegründete» Klagen des PudltcumS über die unzweckmäßige Lage und mangelhafte Zugüngllchkeit der Telegramm- Annahmestelle und der öffentlichen Fernsprechstell« lhuillichst bald abzuhelsen. Um für den Telegraph«»- und den Fernsprechbetrieb zweckmäßige und auf länger« Zeit ausreichende Dlensträume zu gewinnen, wird beabsichtigt, unier Einziehung der Tieustmohnung des Postauttsvorsleher» aus dem Grundstücke einen Um- und Er- wtilerungSbau ouSzusühren. Tie Losten des Baue» sind elnschl. der Plan- und Mvbellarbeiten auf 415 OM .4 veranschlagt, wovon sür das EtatSjahr 1803 04 120 OM .4 erforderlich sein werden." vermischte« --- Halle, 22. November. Der „alte Saatz ist tobt", der „Hallenser Pseisen-Saatz", da- stadtbekannte, vor Allem bei den akademischen Bürgern Halle» beliebte Original. Jeder Studio, der sich zu einer Dedicalion „gedrungen" sühltr, wandte sich vertrauensvoll au „Vater Saatz". ES gab wirklich seiner Zeit — so schreibt man der „Post" — kaum einen Hallenser Studenten, der nicht mit ihm in „geschäftlicher Verbindung" stand, oder der nicht wenigsten« „der Wissenschaft halber" einmal einen Freund, der seine Schrille vertrauensvoll zu Saatz lenkte, begleitet hatte. Pfeifen und „Deckelschoppen" die Hülle und Fülle bekam man dort in seinem Atelier zu seben, lauter Prachtexemplare, die daS Herz eine« Bruder Studio schneller schlagen machten. Kriner verstand aber auch seine Herrlichkeiten so gut an den Mann zu bringen, wie Saatz. Er gewährte fast grenzenlosen „Eredit". Manchmal jedoch wurde ihm dessen allzu große Ausnutzung doch zu bunt. Dann machte er sich zu einein großen „Trelzange" aus, und nur zu gut wufite rr srinen Mann zu siuben. Groß waren dann die UeberredungS- künste des Alten, um au« seinen „Schuldnern" wenigstens elwas herauszuschlage», um nicht bloS mit verheißungsvoll«» Aussichten abzuziehen. Wo Baler Saatz „guten Willen" sab, da ließ er sich oft schon mit der kleinsten Abschlags zahlung genügen, getreu dem famosen Wahlspruch von dem „Sperling in der Hand", der sicherer ist, als die „Taube auf dem Dache!" Allzu hart gesottenen Schuldnern gegenüber pflegte er öslerS drastische Gründe, weshalb er aus augen blicklicher Zahlung bestehen müsse, vorzubringe». Mit beweg lichen Bildern, wohin ihn und seine Familie seine Gut- müthigkeit und Nachsicht gebracht hätte oder sicherlich einmal bringen würde, war rr dann nicht sparsam ... „sonst müsse er verhungern", hieß eS da mehr als einmal. Und welches Ltudeittenherz, das, wenn es nicht die Gefahr dieses UebelS, so doch die deS Bervurstens schaudernd empfand, wäre nicht dadurch zu einem heroischen Entschluss« angetrieben worden. Einmal aber, so wurde erzählt, soll Baler Saatz, wie er diesen Trumps ausspieltt, doch au den Unrichtige» gekommen sein. Ein alter „Corpsbursche" ging, anscheinend lies gerührt von Saatz' „Jammerbildern" auf die Sache rin, bat den Allen einen Angenblick zu warten .... und kehrte nach einigen Minuten mit einem Stück Brod unter dem Arm zu dem erwartungsvoll Harrenden zurück, ihm dieses in die Hand drückend mit den Worten: „Mein Herr Saatz, verhungern sollen Sie nicht: ich habe zwar selbst Nichts, aber für ein Stück Brod Hab' ich doch gesorgt." ----- Schmicdkberg in Echteste», 20. November. Folgende geharnischte Erklärung erlassen mehrere hiesige Damen in der letzten Nummer des hiesigen „Sprechers": „Die Bor träge der letzten Liedertafel sind am Sonnabend bei ziem licher Betheiligung sehr aul auSaejaUen, dagegen wurden wir nach den Vorträgen sehr enttäuscht. Anstatt daß beim Tanzen die Herren sich den hiesigen Damen widmen, nein, da wurde da« Fräulein K mit als Hauptperson betrachtet, welche gar nicht den Berlin in Vorträgen unterstützt, sondern sich nur bei dem Vergnügen betheiligl. Wir wollen ganz von den Ruadlänren abscben, aber bei der Polonaise (l) müßten doch die hiesigen Damen zuerst den Vorzug haben. Gewundert haben wir uns sehr, daß sich auch dieses Jahr wieder eine Großstädlerin an unserem kleinstädtischen Ver gnügen betheiligl. Sollte auch im nächsten Concerl das be treffende Fräulein ihre N. . . wieder dabei haben, was uns nicht gerade scbr erwünscht wäre, dann hoffen wir iiiit- wirkenden Damen doch, daß die Herren die Auswärtigen links liegen lassen; denn es sind nicht nur Großstädter, welche gut tanzen. Mehrere Damen der Liedertafel." — Die Haben s aber gut gegeben. ---- Blücher's Gebnrtszimmer in Rostock ist noch vorhanden. Das Gemach, in dem der große Held der Be sreiungSkricge am 16. December 1742 daS Licht der Welt erblickte, befindet sich in dem dortigen Lügengebäude. Das Zimmer, welches nach der Straße zu liegt, scheint erst später mit zur Loge hinzugezogcu zu sein. An einer Wand deS Zimmer- hängt zwischen Bildnissen von Logeninitalicdern ei» Porlrnit deS Fürsten von Walstatt. DaS anstoßende Haus Nr. 23 in der Blücherstraße ist vor einiger Zeit von einem Rostocker Hotclinhaber angekauft worden, um früher oder später einem Umbau unterzogen zu werden. Obwohl VaS Blücherzimmer zum Logenhause gehört, so liegt dasselbe doch mit dem Hause Nr. 23 unter einem Dacbe. Bei einem etwaigen Umbau diese» Hauses müßte das Geburtszimmer Blücher « überbaut werden, wenn es der Nachwelt erhalten bleiben sollte. — Rürnter«» 21. November. Wegen Nachahmung studen tischer Knripgebräuche rc. wurden heute am alte« Gymnasium 15 und am neuen 7 Schüler der Oberclasse entlassen. Literatur. Bnuffir, Rulkttuili» zu« Modeffireu. Mit4l Jllustr-monen. gr. 8. Preis gebeftet 8 .4, gebunden 2 ^l 50 Ter in der kunsliveU durch seine verschiedenen kunsltechuischen Werke rühmlichst bekaiiul gewordene Auior erschließt in dem Werkchen zum erste» Male einer der schönsten unserer Kunstweisen, der Plastik, ein weiteres Gebiet und will ibr denjenigen Platz, namentlich bei unfi-rer kunftliedrnden Damenwelt, sichern, der ihr mit vollem Rechte gebührt. Vach Schluß Ler Vedattiou etugegauge». * Meu, 23. November. lAbgrordnrtenhaus.) Im wetteren Sitzuugsverlaufe erklärte auf eine Anfrage Schwarzen bergs der Ministerpräsident, daß die Neubesetzung de« Ministerpostens Prazak'S durch Einstellung deS Posten« in das Budget bereit- beantragt sei und bat, di« Wahrnehmung dev richtigen ZeitpuncteS der Regierung zu überlassen. Die Aufgaben der Regierung seien durch die Thronrede klar vor- zezeichiiel. nämlich die Losung der wirtbschastlicheu Fragen. Er empfehle dringend die möglichst rasche Lösung derselben. Daß keine Partei recht befriedigt werde, rühre daher, daß dem Hause kein Parteiministerium gegcnüberstehe, aber die Parleiregierungen befriedigten selbst die eigene Partei nur vorübergehend. Die Nationalitäten gestatteten in Oesterreich keine bestimmte Parteischeidungen und die Sprachensrage sei hochwichtig und bedürfe der Lösung. Die angeregt« außer parlamentarische Lösung kalte er für verfrüht. Die Inter pellationen, betreffend Reichenberg, werde er zusammenfaffend bald beantworten. Die Verhältnisse Oesterreich» gestatteten dem Kaiser, jederzeit jeden Ort ruhig aufzusuchen. (Leb hafter Beifall.) * Pest, 23. November. (Abgeordnetenhaus.) Minister präsident Wekerle wieS die Bemerkung zurück, daß mit dem Dienstantritt des neuen Ministeriums der Kampf zwischen Aristokratie und Demokratie beginne. Er lege ein viel zu großes Gewicht auf da« Zusammenwirken aller Kräfte der Nation, als daß er zu einem solchen Kampse die Hand bieten würde, obwobl er bestrebt sein würde, grundsätzlich die Postulate der Demokratie auf allen Gebieten zu verwirklichen Bezüglich der Ebegesctzgebung sei die Regierung bemüht, ihr Versprechen durch Vorlegung eine- Gesetzentwurfes bald möglichst einzulösen. (Lebhafter Beifall.) * Parts. 23. November. (Kammer ) Die Wahl der Pananiacommissivn wurde heute beendigt. Alle in den gestrigen Versainnilungen der republikanischen Deputirteii designirten Kandidaten wurden nunmehr gcwäkll. Die Sitzung wurde geschlossen. Di« gewählten Deputirten der Rechten nahmen die Wahl an. * Paris, 23. November. (Senat.) Blavier inter- pellirte über die Thätigkeit des Credit Foncier. Rouvier wies die Angriffe zurück und hob hervor, daß die Anleihen unter normalen Bedingungen ausgenommen seien. ES sei keine fiiigirle Dividende vertheill und regelrechte Bilanzen seien ausgestellt worden. Der Redner schloß, die Angriffe Blavier'S seien durch nichts begründet. Die Abstimmung des Senates werde beweisen, daß der Credit Foncier noch immer de« großen Vertrauen- würdig sei, das ihm mit vollem Recht enlgegengebracht werde. Die von Rouvier ver langte einfache Tagesordnung wurde mit großer Majorität angenommen. Die Sitzung wurde aufgehoben. * Paris, 23. November. In Deputirtenkrcisen herrscht die Ansicht, daß sich die Panama-Commission ausschließlich mit Thatsachen, welche die Ehre de« Parlamentes berühren, beschäftige», die übrigen jedoch außer Betracht lassen werde, da diese zum Ressort deS Justizministers ge hörte» und sür den bevorstehenden Panamaproceß in« Auge gefaßt würden. * Parts, 23. November. Um eine Wiederholung von UnglückssäUen, wie solche durch die letzte Dynamirexploston bervorgerusen wurde, möglichst zu vermeiden, verhandelt der Polizciprcisect mit der Militairbebörde behufs Ncbcrlassung von Oertlichkeileu in den Fortificcttionen, wohin die auf- gesundenen Sprengbomben gebracht werden solle». Die Privatmcldungen von der Einnahme AbcmrhS wurden bisher amtlich nicht bestätigt. * Brnsscl, 23. November. Der König empfing heute die Abordnung der Kammer, welche die Antwort- adresse auf die Thronrede überreichte. Der König erwiderte aus die Ansprache, er kenne die patriotischen Gesinnungen der Kammer unv hoffe, daß dieselbe in diesem Sinne das große Werk der Verfassungsrevisio», welche- ein Werk der Weis heit und des Fortschritts sei, zu Ende führen werde. * Eatartta, 23. November. In Biancavilla herrschte um 4 Uhr 50 Min. früh ein sehr starke- Erdbeben. * Crtinje, 23 November. Die montenegrinische Regierung setzte den Kreischef Podgorizas ab und ernannte sür die Grenzangelcgenheiten einen Spccialcommifsar. Meteorologische Leobachtungen » kttzi-neenrl« I« I.oliM?. kslik» NO Ilster Udee <k«m Äser. oer tttt.ro!Q„ Tut I ttermo- w«r«r. v»L»..<Sr. u»tz. ! *u,a- U»ii»»or u. 22.Kov.^bä.8l). 7635 — 3.8 98 0X0 tritt,«') 23. Kov. »ss8 - 761.4 — 6.0 06 8 1 trilbe') - >»ck.2- 760.0 — 45 08 8 I trübe') UtzLtmum äer TeiiiponUur — - - 3°.0. tttoimuw — -S'L *—') bcedel, Kaubstost. gezwungen, eine ihrer Natur eigentlich widersprechende Lebens weise zu führen. Im harten Kampf uni« Dasein, unter der unablässigen Verfolgung seilen« der Menschen haben sie sich zum versteckten Leben gewöhnen müssen, und da fühlen sie sich erklärlicherweise in dem Halbdunkel der Abend- und Morgen dämmerung am sichersten, während in voller Finsterniß. also in der wirkliche» Nackt, auch sie ihrer Nahrung nicht nach- gehcn können. Diese in voller Leben-Wahrheit beruhende Thatsachc können wir allenthalben beobachten, dort, wo die einen oder anderen der nicht eigentliche» Nachtthiere, wenig oder gar nicht ver folgt, sich ihre« Dasein« erfreuen. Wie rasch gewöhnen sie sich dann wieder zum Lebe» bei Tage! Auf einem grvßen Gut in der Nähe von Köslin konnte man zu einer Tageszeit, wann man wollte, durch de» Walo fahren oder geben, und man traf immerfort Rehe, welche ohne Scheu dicht am Wege äsend dabinzogen. In einer anderen Forst beobachtcle ich, daß die Damhirsche — die doch sonst am wenigsten scheu zu sein pflegen — durchaus nur io der Dämmerung regsam wurden »nd auch dann schon aus mehrere Hundert Schritt Entfernung hin vor dem Menschen flohen. Wenn wir dann aber diese beiden Thier- arten bei ziemlich naturgemäßer Haltung im zoologischen Garten vor uns sehe», so können wir un« unschwer davon überzeugen, daß weder die eine noch die andere thatsächlich rin Dämmerung«- oder Nachtthier ist, sondern daß sie viel mehr entschieden mit Vorliebe am Hellen lichten Tage ihrer Nahrung bezw. ihrer Beschäftigung nackgehen. Dies Letztere können wir dann ganz ebenso auck beim Hasen und beim Fuch« und allen unseren übrigen frei lebenden Thieren, sowohl dem Federwild als auch dem Haarwild, srststeUen. Und die Ur sache. weshalb alle diese frei lebenden Thierr ring« um un« her in solcher auffallenden Weise ibr ganze« Leben und Wesen verändert haben, erklärt sich un« au« dem Vogelwort: „Drum bleib' er lieber bllbsch allein, Herr Mensch, ich mag nicht brk ihm sein." Lla-tnebel. stachdruS »erdet,». —v. Wie alljährlich, so hat sich auch Heuer im November der düstere unangenehme Gast, der Nebel, bei un« «ingestellt. Die Sonne muß schon hock am Himmel stehen, aber e« will nicht Tag werden; wir müssen bei Lampenlicht arbeiten und schaue» von Zeit zu Zeit mißmuthig zum Fenster hinaus aus dir graue undurchdringliche Masse, die bereits gelbliche Töne zeiat, wie der berühmte» „Erbsensuppe" genannte Londoner Neoel. Nun so schlimm, wir in England» Hauptstadt, ist e« bei un» »och lange nicht, aber unser Leipziger Nebel kann auch keineswegs mit dem silbernen weißen Landnebel ver glichen werden, der, Uber Wiesen und Wäldern zu phantasti schen Gestalten zusammengeballt, Dichter zu poetischen Schöpfungen begeistern kann — er ist einmal rin Stadtnebel. Die Wetterkundigen haben in letzter Zeit der Nebelbilduna eine erhöhte Aufmerksamkeit zugewandt und gesunden, daß der Nebel, der sich in und Uber den Großstädten bildet, eine besondere meteorologische Specialität bildet. Schon der Laie, der in Fragen von Wind und Wetter gar nicht bewandrrk ist, merkt den Unterschied auf den ersten Blick. Der Stadt- nebel ist grau, gelb, selbst schwarz, der Landnebel weiß. Aber r« steckt noch viel Unsichtbare« in dem Stadtnebel und leider nicht- Gute«, müssen wir rund heran« sagen. Durch statistische Zusammenstellungen ist erwiesen worden, daß der Nebel in de« Städten häufiger al« aus dem Lande austritt, vorausgesetzt, daß Stadt und Land gleichen klimatischen Bedingungen »»«gesetzt sind. Die Ursache dieser Erscheinung ist nicht schwer zu finden. Der Nebel bildet sich dann, wenn die Luft eine bestimmte Feuchtigkeit besitzt und sich abküblt, al«dann verdichtet sich da« bi« dadin in ihr in GaSform schwebende Wasser zu kleinen Wasiertröpsche». Man hat an verschiedenen Orten diese Wasserkügelchen mit Hilf« de« Mikroskop« beobachtet und ge sunden, daß ihr Durchmrfser 0,125 mm bi« 0,006 mm beträgt. Nebelblä-cken, von welchen ältere Forscher brricbtetrn, kommrn in der '""nr bei Nrbelbildung nickt vor. Die winzigen Wasserte»,»ia,e» bilde» sich aber nur an der Oberfläche fester Gegenstände, und in der Luft sind die schwebenden Staub- tbeilcken Mittelpunct«, um die sich der Wasserdampf zu Tröpfchen verdicktet. Jede« Gtaubkörnchen ist ein Kern, um den bei überschüssiger Luftfeuchtigkeit ein Nebeltröpfchen ent stehen kann. Wir ersehen daraus, daß der Staubgehalt der Luft eine wesentliche Vorbedingung der Nebclbildung ist; und Staub schwebt überall auf Erden in der Luft, selbst in anscheinend reinster Waldlnft Schottlands bat Aitken in einem Kubik- centimeter Luft noch 200 Staubtheilchen entdeckt. In der Nähr menschlicher Ansiedelungen ist die Luft besonder« reich an Staub, und in Großstädten zählt man in einem Cnbik- centimeter Lust selbst Tausende von Staubtheilchen; denn außer dem feinsten, dem bloßen Auge unsichtbaren Staub, der durch den Verkehr erzeugt wird, sind die Großstädte mit ihren vielen Fabrikessen und Schornsteinen gewaltige Rauch- und Rußerzruger. Namentlich die Feuerung in den Winter monaten erfüllt die Lust mit feinsten Rußtheilchen und giebt so Anlaß ui einer häufigeren und stärkeren Nebelbildung in den Großstädten. In England, wo wegen de- feuchten Klima» die Nebel- calamität sich besonders fühlbar macht, wurde der Nebel von London, Manchester, Birmingham u. s. w. chemisch unter sucht. Der Nebel liegt wie eine schwere Hülle über den Städten und verhindert die Lufterneuerling; wäkrrnd die Londoner Luft an klaren Tagen aus 10 000 Raunttheile etwa 4 Raunttheile Kohlensäure enthält, steiak ihr Gehalt an diesem Gase bei starkem Nebel aus 14 Raunttheile. Außer dem hält der Nebel die Verbrennungsproducke der Braun- und Stemkoblc in der Stadt fest Bor Allem kommen dabei die schweflige Säure, die sich allmälig in Schwefelsäure um- wandelt, und die Salzsäure in Betracht. Wie viel von diesen scharfen Stoffen im Stadtnebel enthalten ist, kann man am besten durch dir Untersuchung de« Niederschlag«, den der Nebel auf Glasdächern bildet, ermitteln In dieser braunen Masse fand man bi« 1'/, «/<, Salzsäure und bi« 4»/o Schwefelsäure. Daraus kann man leicht folgern, daß der Stadtnebel nicht gesund ist und die Athmunzsorgane reizen muß. Die Gärtner, die in Gla-Häusern im Winter Pflanzen treiben, fürchten auch den Stadtnebel al« ihren ärgsten Feind. In der Nähe von London liegen die berühmten Gärten von Kew. Werden dieselben von dem Londoner Nebel erreicht, so müssen die gelehrten Gärtner über schwere Verluste klagen. Der Nebel dringt in die Glashäuser ein, und in kürzester Zeit richtet er unter den zarteren Pflanzen die größten Ver heerungen an. Tie Blütben werden schwarz, die Knospe» fallen ab und die Blätter welken, als ob man sie in kochendes Wasser gesteckt hätte. Auch ans die im Freien wachsenden abgehärteten Pflanzen, namentlich die immergrünen Nadel- bäume, wirkt der städtische Nebel höchst ungünstig, und auf den säurehaltigen Nebelniekerschlag und den gleichfalls säure haltigen städtischen Schnee ist daS so häufige Eingehen der Nadelhölzer in Großstädten zurückzufübren. Vor Allem wird un- aber der Stadtnebel dadurch lästig, weil er u»S daS himmlische Licht raubt, dessen Werth sür die Gesundheit allgemein anerkannt ist An der Küste England- scheint die Sonne im Jahre 1500 Stunden; in London scheint sie wegen der häufigen Nebel nur 1100 Stunden im Jahre; also raubt der Nebel mehr al« den vierten Theil de- Sonnen schein« dem Großstädter. Wir haben aber gesehen, daß wir da« „großstädtische Nebelklima" zum Theil durch unsere ruß- und rauckstarke Feuerung selbst erzeugen. Wir könnten darum die Nrbel- calamität wobl mildern, wenn wir unsere Koblen besser, voll ständiger verbrennen wollten. Daß auch in Leipzig »» dieser Beziehung Manche« zu bessern ist, wird Jeder zugeben, der an einem klaren Tage und bei günstiger Beleuchtung den Rauchmantel der Lipsia etwa vom Napoleonsteine au« beobachtet hat. Wesentlich besser wird c« allerdings erst dann werden, wenn an Stelle unserer gewöbnlichen Oesen auch in Privathäusern die GaSbriuing einaesührt sein wird; nickt die Heizung mit dem theueren Leuchtgase, sondern mit dem billigen Wassergasse. Dann wird au« unseren Städten die Ruß- calamität schwinden und dann werdrn auch dir düstrren Stadtnebel srltener werden
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