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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189211272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18921127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18921127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-27
- Monat1892-11
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.11.1892
- Autor
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Abom»e«e«t-prei- L» ttr Hauptexpedttto» oder dev in> Stadt» deitrk und de» Vororte» errichtete» Bus» padestelleii »bgrholt: vierteljährlich>l4ch(^ bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Ha»< kckck Durch di« Post bezöge» für Deutschlaud u»d Oesterreich: vtertrljLdrltch ck—. Direkte täglich« Kreu-bandjeadmitz dS Ausland: moaatlich 9.—- Re-arNou an- Lrpe-itioa: Aabaunetgasse 8. Di« Expedition ist Wochentag« »»unterbrochen geöffuel vo, früh 8 bi« Abeud« 7 Uhr. Filialen: vtt» »«»«'« s.rti«. (Alfred »atnlb ll»iversitLt«straß« 1, La««» Lösche. Sachartxustr. 1«, part. »»» -ö»ig«platz ^ kWiMFWMM Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeschiHte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. J«fertto«-prei- Die 6 gespaltene Petitzeile LO Psg. Neclame» uuter demRedoction-strich («ge» spalte») 50^, vor den gamllienaachrichte» (ögejpalte») 40 »L- Größere Schriften laut unser«, Prei«- derzeichllib. Tabellarischer und Zifferasatz »ach höherem Tarif. chrtra-vetlagra (gesalzt), ,»r mit de, Mvrqen-Ausgabe, ohne Postbeförderuaz ^i 60.—, »it Postbejörderuug ul 7ck—- ^nnahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge».A»«gabe: Nachmittag« «Uhr. Go»n- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Lei de» Filiale» und Annahmestelle» je ei»« halbe Stund« früher. Inserat» Pud stet« a» die Srprvitioa zu richten. Lr»ck and Verlag von L. Pol» tu Leipzig. 806. Sonntag den 27. November 1892. 88. Jahrgang Bestellungen für den Monat Deeeurber auf das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von Ä Mk. bei täglich zweimaliger- freier Zustellung ins Haus nehmen entgegen sämmtliche Zeitungöspediteure, sowie die Harrptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filialen: Katharrnenstratze 14, Könrgsplatz V und Universitiitsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 1 Mk. 65 Pfg. für Monat Dccember — abgeholt werden: ArndtstraHe 35 Herr L. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung. Pclerskirchhof 5 Herr Zlax AlertN, Nilchbindcrei. Beethovenstraste 1 Herr llievil. keter, Colonialwaarenhandlung. Pfastendorfer Ttraste 1 Herr I'iitL N'ebev, Colonialwaarenhandlung. (Ecke Goethestraße) Herr Uerm. L1e88ke, Colonialwaarenhandlung. Ranftfches (Kästchen 6 Herr krledr. k'l86l»er, Colonialwaarenhandlung. ^ Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. knxelmann, Colonialwaarenhandlung. Schütrenstraste 5 Herr dul. 8elulnl1clieil, Colonialwaarenhandlung. Westplatz 3Ä Herr 1l. INttrle!», Cigarrcnhandlung. Nürnberger Straße 45 Herr LI. L. ^Idreellt, Colonialwaarenhandlung. Äorkftraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 6. danke, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr Robert Vreiner, Zweinaundorser Straße 19. in Plagwitz Herr Ll. OrütLinann, Zschochersche Straße 7». Brühl 80 Connewitz Frau Lieber, Hermannstraße 23. 1. Etage. Goklts Herr Hi. LrllEllv, Mittelstraße 5. Lindenau Herr L. vntberlet, Cigarren-Handlung. Markt 22. Neustadt Herr b. lieber, Lisenbahnstraße 5. Plagwitz ^ Reudnitz Herr >V. Luxiuann, Marschallstraße 1. - Herr Lernl». IVebvr, Mützengeschäst, Leipziger Straße 6. Thonberg Herr R. Mntseb, Neitzenhainer Straße 58. Volkmarsdorf Herr 6. Laumann, Conradstr. 65 (Ecke ElisaLethstr.). Amtliche Bekanntmachungen. Dt» Sitzung dcrLta»t»eror»ueten säNt t» dieser Woche aus. Leipzig, de« 27. Rodemder 18-2. Der Sladtverordaeteu-Vorftetzer. vr. Schill. Lrkanntmachung. Durch 8. 1 de« KrankenversicheruugSgesetzeS vom IS. Juni 1883 ia der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 sind der Kranke»« i'krsicherullgäpflicht — abgesehen von de» hier schon früher durch OrtSstatut pflichtig gewordenen Gehilsen und Lehrlingen tm Handel — neu »»terworseu worden: Personen, welche gegen Geholt oder Lohn 1» dem Geschäftsbetrieb« der Anwälte, Notar« und Gerichtsvollzieher, der Kr«»k»»c»ss»n, Beruf«genossr»schastra und VersicherungSaustatlen beschastigt sind, wenn ihr Arbeitsverdienst an Lohn od« Gehalt sechsjwechrittrl Mart für de» Arbeitstag vder, sofern Loh» oder Gehalt »ach gröberen Zeitabschnitte» bemessen ist, »weitausend Mart für da« Jahr gerechnet, nicht übersteigt. 8« ist von uns beschlossen worden, dir bezeichnet«« Personen, in soweit sie vom 1. Januar >803 ab ia deu örtliche» Bezirke» der »ateu genannten demkrankenversicherunasverbaud sür Leipzig und Umgegend aiigehöreuüeu Gemeinde» und seibstjläadigea Güter beschäftigt werden, der Ortskraakencajse sür Leipzig und Umgegend zuzuweise», und es wird dies gemätz tz. IS letzt« Absatz des erwähnte» Gesetzes mit dem Bemale» bekannt gemacht, dag etwaige Aeutzrruugen hittübrr bis zu» 2-. diesr« Monat« bei dem »ntazrichneten Rath«, al» da »ach dem Vertrage vom 18. November 1884 sür den gemeinsame» Krankenversicherung«- verbond auf dem Gebiete des OrtSkcaulencassemvesen« bestellten Aufsichtsbehörde, anzubriage» find. Leipzig, am 25. Novemd« 1832. Der Rath der Statt Leipzig. Kr»ukrn»erfichrr»u«»»«k. vr. Echmtd. Herzog. Lanpgemrinde«: Abtnaundorf- Paunsdorf. Probstheida. Schönau. Schönefrid. Stötteritz. Stünz. Thekla. Dölitz mit MeuSdorf. Gautzsch. Gloßjschochrr. Leutzsch mit Burgau«. Möcker». Mölka». Mockau. Oetzsch mit Raschwitz. Wahren. W.udorf. Zweinaundorf. SutSbcrtrte: Ltcusdors. Möcker». Pau»«bors. Schöna«. Abtnaundorf mit heiterem Blick. Barneck. Dölitz. Gautzsch. Grotzzschoch« mit Wstckorf. Kleinzschocher. Lauer. Leutzsch. Lindenau. L»«,ig. Hierüber: di« Siadtgemetud« Leipzig. SchS»esrld. Stötteritz ober», ( Stötteritz unteren 1 »h«»-- Wahren. Zwtina»»dorf. Levmutmachusß. Hierdurch machen wir bekannt, dab wir di» La»tfe»-Etratze in Letpzig-Gohli« ans deren Strecbe zwischen der Neuster«» Haltesche, Straße und der Lanaenftraße, sowie di« BrrUj-TtraKe daselbst, soweit diese ans der Parzelle Nr. 277 de» Flurbuch« snr Gohits und Aftiich der Lonisen-Straße lieg«, in das Ligeucha» «»d di« verwalwug d« Stadtgemeind« übernommen hoben. Leipzig, a» 23. November 1832. Der «aitz Per Stadt Leipzig, vr. Seor^ vr. Io. 5894. Rd. Die Aparcsffe M Lie-ertvolkwih blekbi wegen de» »orzuuehmenden Rechnung».Lbichlufie« v. Tcccmder 18-2 tt» »tt 1. Ja»»«r 18-2 für de, «2- gemeinen Lertehr gefchlaße«. Der letzt« Lasst>U»g » diesem Iah« wird am S. Derrmd« »nd der erst« Lafstntag im nächste» Iah« am 2. Javuar abgehalte». Während de» Spar c» Le» schlosse« II,»«» Li »lag«» aus bereit« ausgestellt« Büch« »icht vAvtrV, «uh »ngetündigt« Li»lag», »icht jurückerhobe» werde». Dagegen wird zur vegnemlichteit »»strer Jntereslenie» i» der obengcdachtea Zeit Mo»tag« »nd Don»»«««-« vormittag« vo» S bi« 12 llhr «nd RachuuUag« »o» 2 bi« b Uhr dst «»»ahme der Hypothestn-Lapitalziostn pro 4. Quartal >892 sowie dst «H- »ahme vo» Li»lage» gegen Ldi»»g neu« Bücher «rsolae». Dir Thätigleü dm t» SiöUeritz» Oelzschau und P»»»«dorf bestehe»-»» ZwetageschStzttsttle» bleckt wähmad de« Spar««He»» schlusst« »ns Hst «mmhm, m» «»luge» für »MW «lch« bescheöntt. Ach^tgM^a M» Ick ^ hck. Dtrrctor. Lekanntmachung. Eine edle Freundin unserer Anstalirn hat uns am heutigen Tage Neuotausrnd Mark in Königlich Sächsischer Rente mit der Be stimmung überreicht, daß die Zinsen dieser Schenkung alljährlich am 12. Decembcr, dem Geburtstage weiland Sr. Majestät des Königs Jobann von Sachjen, zu »iuer Speisung würdiger Armeu verwendet werden. Wir spreche» der hochherzigen Gebrria dafür unseren tief gefühltesten Dank auS. Leipzig, den LS. November 1892. Der Vorstand der städtische» Speise-Anstalten. Hehler, Vorsitzender. Nutz- nnd LremcholMiction. Mittwoch, den 7. Dccember d. I«, : «s sollen von Vormittags «nne und Probstet des s Uhr au tm SitttcrwcrScr, tu der ikonncwitzer Forstreviere»: 13 Eichen-Klötze von 19—50 ew Mitteuftärke 25 - - - 51—110 - 4 Weißbuchen- - 23—39 - - »nd 7 Esche» - - 21—33 - - ) 2,0—8,5 m Länge, 2 Rüstern- » - 23u.27 - - sowie 5 Ellern- - - 18—29 - - 1 Pappel-Klotz - 29 « « 10 Eschen- und Eichen-Schirrhölzer unter Leu im Termine össeutlich aushängenden Bedingungen und ge^cn die üblich« Anzahlung, ferner: gegen sofortige vaarzahluug an deu Meistbietende» verkauft werden. Rmtr. Eicheu-Nutzscheite. 102 - - Brenuscheite, 3 « Erlen- u. Ahorn- dgl., 35 Hnufen Abraum- und 12 - Lchlagrrihig Ausammeukuust: Plagwitzer Straße, zwischen der Elster- und Fluthgrabeubrücke, i« Ritterwerder. Leipzig, am 23. November 1892. Tr» Rath« Korstdeputatto». Die Reichslagswahl in Ärnsrvaide - Friedeberg. L Wie der Telegraph meldet, sind bis jetzt im NeichstagS- wahlkreife ArnSwalke-Fricdebcrg für Ahlwardt 69ül, sür Drawe (dfrs.) 29l8, für den conservativcn Kandidaten v. Waldvw 28t5, für den Socialdemokratcn Millarq 941 »ud für Hobreckt (nat.-lib.) 400 Stimmen gezahlt. Nur aus einem Bezirke frdlte bei dieser Zahlung noch bas Ncsullat; eine wesentliche Verschiebung der Zablenverhältnisse ist also bei der definitiven Feststellung nicht zu erwarte». ÜS wird voraussichtlich zwischen Adlwartt und Drawe z» einer Stichwahl kommen, bei der die Conservativcn den Ver fasser der „Judcnflintcn" als da« kleinere Uebel betrachten und mit der Vertretung de« Kreisel im Reichstage betrauen helfe» werden. E« bandelt sich um einen Wahlkreis, i» dem bei den Hauptwahlen von 1890 Stichwahl zwischen einem Conservativcn uud einen, Deulschfreisiuuigeu uothwcnvig gcwordru war. Als der siegreiche Deutschfrrifiumge tragen Doppelwabl ablebntc, wurde i» der Nachwahl rin Conservaliver gewählt. Daraus ßeht hervor, daß die Antisemiten in ArnS- wald« -Friedcberg keine» jungfräulichen Bode» zur Be arbeitung versande», sondern vielmehr einen Wahlkreis, dem eine rvcksicht«lose politische Agitation nicht- Neues ist. Ahlwardt ist der erste Anlisemit, den der preußische Osten in de» Reichstag sendet; feint Gesinnungsgenossen werde» daher nicht verfehle,^ vo» einem elrmcnlaren Durch bruch de« „unverfälschten" deutschen Gedankens zu reden. Die Extremen von der andern Seite werden vermutbkich die asiatische Pest zum Vergleiche beranzichen, die hausig, weite Länderstreckt» überspringend, plötzlich an einem Orte auftaucht, um eben so plötzlich wieder zu verschwinden. Zwischen beiden Laaer» Stehend«, denen e« wirklich um di« Erklärung de- beNageNSwerlheu Wahlergebnisse« zn thun ist, werden zn der Erkenntlich gelangen, daß dieser Erscheinung, wie allen Er- schein»»gen im politischen Leben, nicht «,n«, sondern eine Reihe von Ursachen zu Grunde liegt. Der neue CurS ist phantastisch und schwach. Kein Wunder, daß di« PhantaSmen auch außerhalb de« Kreises seiner Träger üppig gedeihen und daß die mit ungrkeuerlichen Vorstellungen Erfüllten di« reale» Schranken, dir der Verwirklichung ihrer ungeheuerlichen Pläne entaegenstehen, immer mehr zu unter schätzen sich arwöhnen. Wenn der neue CurS eine große Zu- knvft ohne nähere Bestimmung ihre« politischen und soeialeu Eharatter« verbeißt, warum sollen Leut«, di« zufällig Anti- srmitr» find, nicht boffc» u»d glauben, daß da« goldene Zeit alter nach ihrer Anweisung, mit der Austreibung sämmt- licher Juten und der Iudenabkömmlinge noch im dritten und vierten Gliede, zubereilct werden wird ? Sodann: der neue Curs arbeitrl erklärtermaßen auf die Zersetzung der bestehenden Parteien hi». Das Wahlergebnis in Arnswalke zeigt, daß er in dieser Richtung nicht ohne Erfolg gewirkt hat. Die Deutschsreisinnigcn haben ebenso wie die Conservativen — andere Parteien kommen wenig in Betracht — zu Gunsten der im Wahlkreise neuen Richtung große Verluste erlitten. Und den Conservativcn ist die« widerfahren, nicht obschvn, sondern weil sie neuerdings selbst den Antisemilismus stärker hervorkehren. Sehr be greiflich, daß die ländlichen Wähler in Arnswaldr - Fricde- berz, nachdem sie einmal dir Juden als das Uebel an sich anzusehen vermocht worden sind, an einem verbrannten Juden mehr Wohlgefallen finden, als an einem gezwickten. AIS eine weitere Ursache des antisemitischen Erfolges darf die ii» Wahlkreise seit längerer Zeit und nicht ganz wirkungs los betriebene socialdeinokratische Agitation betrachtet werden. Zahlreiche Elemente im Reiche haben sich von der svcialistischen Demagogie mil Unzufriedenheit erfüllen lassen, müssen sich aber ihrer Ueberzeiiguiig und ihren äußeren Ver hältnissen nach von den rcstgions-, staats» und eigenlbumS- seindlichen Tendenzen der Socialdemokralie abgcstoßen fühlen. Diesen Elementen weiß der Antisemilismus ein Allheilmittel zu empfehlen, das ihnen gestattet, gute Christen, trepe Unter- thanen und angesehene Männer zu bleiben, und das ihnen außerdem »och Spaß zu machen verspricht. DaS sind einige Momente, die zum Verständniß dcS neuesten Wahlergebnisses beitragen. Nun wäre e« aber sehr verkehrt, mit dem Tcutschsrcisinu und dem Berliner Professor Förster behaupten zu wollen, auf jüdischer Seite sei man ganz unschuldig an der Entstehung und Verbreitung des Antisemitismus. Dian darf nur nicht ausschließlich an die Ahlwardt und die Licbermann v. Sonncnberg deuten. Wenn es dahin gekommen ist, daß gebildete, wirlhschastlich durchaus uuabhängigc Ehrenmänner zu der ehrlichen Meinung gelangt sind, es sei derZeitcnWeb »nd Ach auS einem Puncte zu curiren, so muß dieser Punct doch ein sehr hervorstechender sein. Auf wirtbschastlichem Gebiete bedarf dies keines Beweises, in geistiger und nationaler Hinsicht besteht die Tbatsache, daß viele Wortführer der Juden — zumeist vielleicht unberujen, aber niemals verleugnet — die Gesammthcit der Juden Tag für Tag aus« Aergste compromiltiren. Nun haben wir es hier mir mil dem Wahlkreise ArnSwalde zu thun, wo die ange sessene jüdische Bevölkerung sehr wenig zahlreich ist nnd eine locale wirthschastlicbe Schädigung durch dieselbe im Wahl kampfe keine große Rolle spiele» konnte. Ferner werden die dortigen Landwirthc in ibrer großen Mehrzahl als ia recht erträglichen Verhältnissen lebend geschildert. Wenn die antisemitischen Wahlmacher unter diesen Verhältnisse» große Erfolge zu erzielen vermochten, so werden sic dies vor allen Dingen ihren Lügen zu danken haben. Indessen, wa« dem Bauern nickt sinnfällig ist, erregt ihn nickt leicht. Und da ist cS den Agitatoren sehr zu Statten gekommen, daß sie auf die Opfer Hinweisen konnte», welche die Löwy, Sommerfeld und zahlreiche andere, aber glücklichere Gleichstrebendc in dem Wahlkreise gesucht und gesunde» haben. Auch hier brauchte man de» Antisemiten nicht einznräumen, daß eS sich um specisisch jüdische Unsolidität bandele, aber man war auch nicht in der Lage, de» Widerspruch durch Beispiele zu er härten. ES haben sodann Pastoren für Ahlwardt gewirkt, die früher der conservativen Sache dienten. Es ist das sehr be- NagcnSwerth, aber nicht unbegreiflich, wenn diese Pastoren die folgende Stelle aus dem Artikel eines jüdischen DlattcS über die Wahl dcS Fürstbischofs Kobn gekannt haben: „Wir wissen nickt- von den Verdiensten und der Gelehrsamkeit Kohn's. Wenn er aber in der Thal, wie berichtet wird, jüdischer Abkunft ist, dann wissen wir, daß er zu den Würdigsten gehört, die jemals einen bischöflichen Stuhl bestiegen haben." Diese Worte sind jüdisch-national, also undeutsch, sie sind zugleich eine Herausforderung an dir Deutschen und Christen und trotzdem ist von jüdischer Seite keine Rcmcdur eiiigetrctcn. Hätten die deutschen Juden nur einen kleinen Thcil der Energie, die sie der Bekämpfung Slöckcr'S, Böckel s re. zuivanbten, auf die DiSciplinirnug und. wo nötbig, Einschüchterung der schleckten Elemente ,n Len eigenen Reihen aufgcwendet — dem deutschen Reichstag« wäre e- erspar« geblieben, den Verfasser der »Judenslintcu" aus- nehmen zu muffen. Deutsche- Reich. ä Berit», 2K. November. Die Nachrichten über da« Ergebniß der NeichStagSwahl in LrnSwalde-Friedr- berg sind Wasser auf die Mühle der Soeialdemokratie. Ahlwardt und seine Anhänger «eben sich allerdings für die energischsten Gegner aller Schattirungen der Social- dcmvkratie auS und werden von de» letzteren wieder be kämpft; aber Herr Liebknecht siebt die Wahl eine« Antisemiten von der Art Ahlwardt'« Loch lieber, als die des Candidateg einer anderen Partei, denn er sagt sich, daß keine Agi tation sür die Socialdemokralie so günstig ist wie die Ahlwardt'«. Der „Vorwärts" begrüßt daher den Verfasser der „Judenflinten" ganz offen als Bundesgenossen, indem er sagt: „Ob Ablwardt bereits gesiegt hat vder erst zur Stich wahl kommt, «ft gleichgiltig. Jedenfall« hat er Conserva- live und Freisinnige mit großer Mehrheit geschlagen und es ist höchsten» zweifelhaft, mit welchem voy beiden er in die Stichwahl kommt. Aber der Ahl wardt, und mit ihm der Antisemitismus, sitzt mitten >m Fleisch der conservativen Partei und ist nicht aus ihn, herauSzureißen. Daß er sich conservativ oder erzmonarchistisch gebärdet, macht ihn für die Conservativen nicht weniger ge fährlich. Der kleine Bürger und Bauer, der die wirthschast- lichen Zusammenhänge nicht begreift, wird den Antisemiten um so eher Zuströmen, je monarchischer er gesinnt ist. Um gegen die Juden zu kämpfen, muß der Antisemitismus gegen die Ausbeuter, gegen die Besitzenden, »nd gegen die Beamten und Behörden Hetzen. Wenn der Antisemit die Behörden, den I u st i rm i n i st e r und die Gerichte als an die Juden „verkauft" hinstellt, dann mag da» großen Anklang finden, und schließlich bleibt der Gedanke der Käuflichkeit basten. Der Beamte, der sich dem reichen Juden angeblich „verkauft", sollte der unnahbar sein dem reichen Christen, dem großen Rittergutsbesitzer? Und wäre er nicht noch entschuld barer, wenn er sich von diesem Hetze» ließe? Und die Empörung gegen die jüdische Ausbeutung, wie bald wird sie sich gegen die Ausbeulung selbst kehren? Ein Verdienst erkennen wir sogar den Antisemiten an, »hren Kamps gegen daS alte Testa ment, auf dem das ganze consesjionelle Christcnthum und unser BolkSschill'Unterricht beruht. Mit ihm wirb auch eine Säule des PfaffenthumS zerstört. Uns ist nicht bange vor den Fortschritten deS Antisemitismus. Er untergräbt den Conservatismuö wie das Pfassenthum und diese Arbeit überlassen wir ihm gern." V. Lerliu, 2t»^Noveinber. (Telegramm ) Der Kaiser hat heute einen Spaziergang im Garten gemacht und reist am Montag früh nack Ptcß. — Eine bestimmte Zeit für de» Empfang dcS Präsidiums deSReichStages beim Kaiser ist bisher noch nickt anbcrauml. — Der BundrSratb stimmte in seiner heutigen Plenarsitzung der Vorlage betr. die weitere Vereinbarung provisorischer Zeitbestim mungen mit Spanien und Rumänien zu. — Heute fand hier eine Delegirtea-Versammlung de« deutschen B rauerb undcs statt, um Maßnahmen gegen die geplante Brausteuererhöhung zn beschließen. An den Reichstag soll eine Petition gerichtet werden und am 3. Decembcr eine Protestversammlang aller Brauereien Norddeutsch land- stattfinden. ------ Berit», 26. November. (Telegramm.) Der „Reicks- Anzeiger" veröffentlicht da- Gesetz, betreffend die Anwendung der sür die Einfuhr nach Deutschland bestehenden Zoll befreiungen und Zollermäßigungrn gegenüber den nicht meistbegünstigten Staaten — Da« amtliche Blatt ver öffentlicht ferner eine Bekanntmachung, wonach von dem Prinz rezenten von Bayern der Kriegsminister General adjutant und General der Infanterie von Saifserling zum Bevollmächtigten beim BunveSrath ernannt worden ist. c^: Berti», 2K November. (Telegramm.) Die „Post" schreibt: Die Zurückstellung der Generaldebatte Über di« Militairvortagr bi« nach der ersten Lesung de« Etat« mag den Wünschen der Regierung nicht entsprechen, e« wäre aber falsch, daraus mit der Opposition«presse auf eine besonder« ungünstige Disposition de« Reichstag» schließ n zu wollen. Wenigsten« ist für diese Disposition de« Beratyung«- stofss besonder« eifrig auck von solchen Elementen gewirkt lvvroen, welche ernstlich auch eine Einigung mit der Regierung erstreden. Man gebt raöei von der Ueberzeugung au«, daß nur bei ruhigster und sachlichster Behandlung ein auch sür di« Regierung annebmbarc« Ergebniß der Beratbung zu er zielen ist. Wir halte» dir «irculirenden Gerüchte, al« ob in den leitenden Kreisen der Regierung die Ansicht bestehe, daß durch eine Auslösung de« Reichstag« die Annabme der un- vrränderten Militairvorlage zu erreiche« sei, für jeder that« sächlichen Unterlage entbehrend. — Der bisberige Stellvertreter de« Gouverneur« von Lstasrika, Capitainlieutenant Rüdiger, hat uun.
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