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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921203010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892120301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892120301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-03
- Monat1892-12
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A-oR»eme»tspreiS I» der Hauptexpeditioa oder den tm Stabb» dezirk und den Bororlen errichteten Aus« p-ibestell,» abgeholt: vierteljährlich >l 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« » 5.50. Durch di« Post bezogen für Deoljchland und Oesterreich: vierteljährlich k.—. Direct« täglich« Kreuzbandjendung tu« Ausland: monatlich >4 S.— DleMorgen-Ausgabe erscheint täglich'/,7 llhr, di« Abead-Aurgab» Wochentag« 5 Uhr. Nrdariion und Lrpeditio«: JohanneSgaffe 8. Die Trpedition ist Wochentag« ununterbroche» g»dS»U vo, früh 8 bi« Lbeud« 7 Uhr. Filialen: vtt» «e»»'s E.rNm. («lfre» Hahn). lluiversitStästrah« 1, . . . Louis Lösch». Katharine,str. 14, pari, «d KSoigshla» A. Morgen-Ausgabe. J«sertio»SpreiS Die S gespaltene Petitzeile 80 »,rla««» uater de» WItr.TllMatt Anzeiger. Organ filr Politik. LocalgesMe, Kandels, «nd GeschWverkehr. i«sch»-U«.) 40^. Größe« Schriften laut uuser»« Preis« verzeichnst. rabellarisch«r »nd Zsssmlsa» »ach höherem Tarts. tzctr».veil««e» (gesalzt), ,»r «1t de, Morg«u«Ausgabe, ahne PosibeförLcrung SO—, «tt Postbesör-eruu, ^ 70.—. Annahnuschlnß fnr Znsernte: Ab»»d-An«gabe: vormittag« 10 Uhr. Morgeu-Autgabe: Nachmittag» «Uhr. Soun« »ad Festtags früh '/^ Uhr. vel de» Malen uud Annahmestellen je «in» halb« Stund« früher. -nfentt» stnd stet« a, dt» Srtzeöttla« t» richte». Druck uud Verlag von E. Pol» in Leipzig. 817. Sonnabend den 3. December 1892. 86. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 4. December, Bormittags nur bis V2S Uhr geöffnet. LxptzilMon (1«8 r.tz!p2l?er 'Inxelrlattes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, Vte Anbringung von vrandcatafternummern betretend. An vielen Häusern der angeschlossenen Vororte fehlen die Brand catasternummern entweder ganz oder sind nicht in der vorschrist- mäßigen Weise angebracht. Nach 8. 34 der Ausführungsverordnung zu dem Gesetze, die LaadesbrandversicherungsLnstalt betreffend, sind diese Nummern an dem Haupteingange des GcbäudecomplexeS in sichtbarer Weise und gemäß unserer srüher deshalb erlassenen Bekanntmachungen zum Unterschied« von den Hausnummern, welch« über dem Eingänge zu desestigen sind, zur ltnkcn Leite de« Einganges beziehentlich des Hauslhüreinganges anzubringen. Alle di« Hausbesitzer der angeschlossenen Bororte, an deren Grundstücken dir Branbcatasternummern sich nicht in Ordnung be finden sollten, erhalten daher hierdurch Auslage, bis längsten« zum 31. Trcrmbcr diese» Jahre» diese Nummern tn schwarzer Schrift auf weißem Grunde bei Vermeidung einer Strafe von 10 für den Fall der Zuwider handlung in die vorgeschrieben« Ordnung zu bringen. Wir bemerken hierzu, daß unsere Brandt,iengelder-hebestelle (Stadthaus. Obstmarkt 3, II.) angewiesen ist, aus Anfrage Auskunft über die aus die Schilder zu bringende Nummer beziehentlich Be- zeichnung zu «rtheilen, damit nicht an« Jrrthum falsche Nummern oder Bezeichnungen angebracht werden, und weiter, daß Herr Böhlitz loiitterstraße 14, hier), welcher schon srüher derartige Schilder gefertigt hat, dieselbrn zu dem Preise von 55 da« Stück zu liefern bereit ist. Leipzig, de» S. October 1892. Der Rath der Stabt Leipzig Frenzel. Vtr-Reg. 4 «r. 70. vr. Georg!. Bekanntmachung. verloren gegangen sind die Arbeitsbücher de« Arbeitsburschen Ernst Otto Linke, ged. 2. Februar 187S in Podelwitz (Leipzig 21295/1892); de« Steinmetzgesellen Friedrich Hermann Reinhäckel, ged. - 19. März 1874 in Grotz-Daizig (Rückmarsdorf 1888); de« Arbeiters Friedrich Gustav Jacob, ged. 1. April 187» in Ltndenau (Leipzig 14071/1892); Le» Arbeiters Mar Plesie, .geb. 24. December 1872 in Eonnewlh (Leipzig 937/1887); de« Stetnmevlehrling« Johann Metzner, geb. 14. October 1878 in Mutzschenbach (Sellerhausen 8/1888); der Arbeiterin Lina Alma Dtttmann. geb. 17. December 187» in Leipzig (Leipzig 21261/1892), und der Arbeiterin Auguste Hedwig Schul,, geb. IS. März 1873 in Schmiedeberg (Leipzig 22165/1892). Wir bitten, diese Arbeitsbücher im Auffiudung»fall« Naschmarkt 2, Erdgeschoß, abzuliesern. Leipzig, am 1. December 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Petzoldt. ! Ausschreibung. Für da» zur Förderung und Hebung der hiesigen Messen >u errichtende Amt, welche« insbesondere auch als Auskunslsstelle ,ür die Meßbesucher zu dienen hat, wird ein Vorsteher gesucht, der momüglich mit akademischer Bildung die erforderliche Kenntniß der Handel«- und Jndustrie-Verhältnisse tm Allgemeinen, insbesondere aber der Leipziger Berhältnisse, Erfahrung in der Erledigung und Leitung der Geschäfte und Gewandtheit im schriftlichen wie im persönlichen Verkehr verbindet. Die Höhe des Gehalt» und die sonstigen Bedingungen bleibe» der Bereiubaruug Vorbehalten. Bewerbungen sind bi« zum 18. December d. I. schriftlich bei unserer Kanzlei, Neue Börse, Dr. X, I., rinzureichrn Leipzig, Ende November 1892. Die Handel»ka«mer. A. Thieme, Borst,ender. vr. «ensel, T Italien und Deutschland. Man schreibt un» au« Rom: In einigen deutschen Blättern findet sich die Meldung, Italien sei seiner Steilung im Dreibunde müde und trachte, sein Berhältniß zu Deutschland und Oesterreich zu lösen. Ich weiß nicht, woher diese Meldung stammt, vermuthe aber, weil niedrere dieser Blätter hinzufügen, sie mache die neue deutsche Militairvorlage erklärlich, daß sie in dem Trcibhause eine« jener seltsamen Officiösen entstanden ist, dir der Reichsregierung mit recht bedenklichen Mitteln zu Hilfe kommen zu dürfen glauben. Bismarck pflegte seiner Zeit diesen Herren scharf auf die Federn zu sehen. Da« aber ist, wir so manches Andere, in Deutschland anders und nicht bester ge worden. In diesem Faste würde die Duldung eine« solche, Gerüchte« ein schwerer Fehler de« leitenden deutschen Staats mannes sein und nur befördern Helsen, wa« kommen kann und muß, wen» zu den Fehlern der inneren und äußeren deutschen Politik noch neue hinzugesügt werden sollten. Noch denkt kein vernünftiger italienischer Politiker daran, da« Ausscheiden Italiens auS dem Dreibünde zu befürworten Daß Italien bei den Handelsverträgen zu schlecht weg gekommen sei, widerlegt sich trotz der .Autorität" EriSpi« durch die eindringlichen Klagen großer deutscher Interestenten- gruppen, daß sie die Kosten jener Verträge hätten bezahlen müssen. Daß der Dreibund un« zu schwere nulitairische Lasten auferleae, wird durch Zahlen und durch den Umstand widerlegt, daß der Dreibund un« moralisch zu geringeren Ausgaben für Militairzwecke nöthigt. al« unsere eigene Vorliebe für militairischeS Schaugrpränge. Und wen» wirklich unsere Stellung im Dreibund» un« schwer» materielle Opfer aufrrlegtr, so würden Regierung und der besonnene und zum Glück auch noch größere Thcil deS Volkes diese Opfer gern bringen, wenn uns dadurch die sichere Garantie für die Erkaltung unserer so schwer errungenen nationalen Selbstständigkeit auch erner gegeben würde. Gerade daran aber beginnt das Vertrauende! uns schwankend zu werden, und gerade in Ihren Kreisen wird man die Gründe begreifen und zuwürbigcnwissen. Sind Sie und Ihre Gesinnungs genossen e« doch gewesen, die wiederholt mit ernster Mahnung daraus hingewiese» haben, daß das Liebäugeln de« jetzigen deutschen Reichskanzlers mit dem Cent rum auf das Berhältniß Deutschlands zu Italien nicht ohne Rück wirkung bleiben könne. Schon Bismarck'S Concessionrn an diese Partei erweckten anfangs bei uns Besorgnisse, bis wir erkannten, daß dieser unvergleichliche Staatsmann bei seinen TranSactioneii mit dem Eentrum und dem Papste nie über eine gewisse Linie hinausging, stets den Papst durch das Eentrum und dieses durch den Papst in Schach zu halten wußte, Heide sich verpflichtete und keinem einen Einfluß ge- latlete, der irgend welche nachtheilige Wirkung aus unser Berhältniß zur Eurie und unsere Sicherheit ausüben konnte. Seine innere Politik berührte die äußere nicht und befestigte in uns mehr und mehr das Vertrauen, daß der Leilcr dieser Politik trotz seines päpstlichen Ordens der treueste Freund Italiens sei. Daß die Freude der deutschen CentrumSpartei über seinen Sturz noch vermehrt wurde durch die Wahl des jetzigen Grasen Eaprivi zum Reichskanzler, erregte bei uns Be klemmung. Sie wuchs, als wir hörten, der neue Reichs kanzler zeige als preußischer Ministerpräsident daS eifrige Bestreben, vaö Eentrum zu .versöhnen", lasse sich von diesem trotz der Versicherung eines seiner Eollegen, daß sein Ehr gefühl gegen eine solche Zumulhung sich sträube, eine neue Vorlage über die Verwendung der Sperrgelder abzwingen und taffe ein den Miltelparleien genehmes Lolksschulgesetz fallen, um ein neues vorzulegcn, das dem Klerus den weitesten Einfluß aus die Heranbildung der neuen Generation ein räume. Die tiefe Bewegung, die damals nicht nur Preußen, andern ganz Deutschland ersaßle, setzte sich weit über die Alpen ort. Man kennt bei uns aus den Zeiten des preußischen ulturkampseS diesen Klerus und weiß, wessen man sich von ihm zu versehen hat. Er hat seines Gleichen nicht in anderen Ländern, vielleicht Spanien und Irland ausgenommen; am wenigsten in Italien, wo nicht nur unter dem niederen KleruS zahlreiche Männer sich finden, die e« für vollständig vereinbar mit ihrem kirchlichen Glauben halten, die An sprüche de« Papstes auf weltliche Herrschaft nicht zu unter stützen. Der preußische und der übrige deutsche Klerus ist der fanatischste Bcrlheidiger der weltlichen Herrschaft des pstes, der bitterste Feind de« „räuberischen" Königthums m Italien, und darf er die deutsche Jugend nach seinem Willen lenken, so wird bald genug kein deutscher Katholik ein aufrichtiger Freund de« Dreibundes sein, weil diesem das räuberische" Italien angebört. Daß der Zedlitz'sche VolkSschulgesetzentwurf, der in so eigenlhümlichem Eontrasle zu der deutschen auswärtigen Politik stand, von der Bildfläche verschwand, verdanken wir nicht dem Grafen Eaprivi, sondern einem Höheren, der wahrscheinlich durch Herrn v. Schlözer erfahren hat, wie man in Italien über diesen Enlwurs dachte. Bei uns neigen Viele der Ansicht zu, daß gerade deshalb Herr v. Schlözer in einem Augenblicke seinen Abschied nehmen mußte, in dem die Hinneigung der Eurie zu Frankreich das Verbleiben diese« geschickten Staatsmanne« aus seinem Posten wünschenswertst machte. Jedenfalls glauben wir keinen Anlaß zu der tröst lichen Ansicht zu haben, durch da- Fallenlaffen des Zedlitz'- schen Entwurfes, der uns so tief berührte, sei das Vcrstäiib- niß deS Grasen Eaprivi für die tiefsten Interessen Italiens und sür einen KatholiciSuiuö, der staatserhaltender ist, als der deutsche KlerikaliSinuS, gewachsen. Derselbe Gras Eaprivi, der rS dem .Kladderadatsch" sehr übel nimmt, Wenn dieser an dem Zaren sich vergreist, der doch ein Freund de« Dreibundes nicht ist und das republikanische Frankreich mehr liebt, al« da« monarchische und rücksichtsvolle Deutsch land, — derselbe Gras Eaprivi hat den Rednern und Schreiern aus den deutschen Katholikentagen unseres Wissens ebenso wenig ein böse« Gesicht deshalb gemacht, daß sie ihm, dem Protestanten, .katholisch ist Trumpf!" zuriefen, wie des halb, daß sie den Freund und Verbündeten Deutschlands „Thronräuber" schimpften. Wir haben nur gehört, daß die preußischen und deutschen Osficiösen die Schimpfer streichel ten und zu entschuldigen suchten und ihnen trotz ihres HctzenS auf den itallenischen Verbündeten die Palme des Patriotismus reichten. Da kann es uns auch nicht über raschen, wenn in Preußen auf dem Verwaltungswege dem Kleru« jener Einfluß auf die Jugenderziehung eingcräumt wird, der ihm aus gesetzlichem Wege nicht gegeben werden konnte und der gleichbedeutend ist mit der systematischen Entfremdung zunächst des ganzen katholischen Deutschlands von dem beinahe ganz katholischen, aber zum Überwiegenden Theile der weltlichen Herrschaft des Papstes feindlichen Italien. Und weiter kann cS uns nicht überraschen, daß auch in denjenigen protestantischen Kreisen Preußens und Deutschlands, die nach dem irdischen Himmel zu blicken pflegen, cs vor nehme Mode wird, die ultramontanen Hetzer gegen den Drei bund als Männer zu betrachten, an denen lediglich die Blüthc des ConsessionaliSmuS zur Erscheinung kommt und denen man jenes Hetzen ebenso wenig verübeln darf, wie die Ver höhnung des angeblich aus dem Sterbebette liegenden Pro testanrismus. Auch darüber werden wir, nachdem in Eichstätt ein deutscher Gerichtshof aus das sachverständige Gutachten eines Dom Propste« über die römisch-katholische Lehre von der Besessen beit sich gestützt, uns nicht wundern, wenn demnächst rin eben solches Gutachten über die vaticanische Lehre von der Notb- wendigkeit der weltlichen Herrschaft de» Papste« maßgebend wird für die Brurtbeilung einer Beleidigung unseres Königs durch einen deutschen Ultramonranen. DaS Alles gehört eben zum neuen deutschen Eursr, der unsere Feinde und die Feinde de« Dreibünde» gerade so bevorzugt und hätschelt, wie Graf Taaffe die Gegner Deutschland- und de« Dreibünde«. Wir wundern un«, wie gesagt, darüber nicht und werden un« auch über weiter« Eonsequenzen der inueren deutschen Politik nicht wundern; aber daS sehen wir. ^euffchlantS ^ EurS doch mit voller Klarheit voraus daßDutchlanr^c. ^ sich weiter und weiter von der Bahn entfernt, auf Nebcneinandergehcn mit uns möglich ' - . An. raschesten aber und an, ,abrst-n mub-°'N v°^ innere Entfremdung c,»treten, wenn Gras^apr.v. tur-y nc^ Eoncessionc., an das Ecnlrum - dur^ Ausb-l Iesuitenqesctzes oder andere „Gefälligkeiten i ' Bewilligung der Militairvorlgge bewegen wollte ->c,,i» > L Patte? da« Gesetz au, s° 'du. si- es ffch-r m der Hoffnung. Italien sür D-u sch and mU. a ^,ch zu dräu ge n'" D-ulsthla.w '"von ^lederMcksicht^auf uns frei zu machen. Daß der Papst, der y. bundc baup,sächlich dcsbalb gram fft, weil diesem der „Krön räuber" -u.gehört/mit den Jesu,len all- Hebet ... B-wgung setze., würdet um die Bemühungen der ullramontan-n tcul,ch-n Hinter- und BorLettrepp^n-Poimker zu ^ lud ein Blinder mit dem Stocke. Und d-Sbalb suhlt be. un- auch em Blinder, daß ,n dem Momente wo d'- t-ul,che Ecutrumspartel gegen Markung 'hrcs E.nsl^ oraamjalion ihres pccres zami, ouv vv-v- >-.--7 ... gewordene Vertrauen Italiens vollständig veris, er; und in ein Mißtrauen verwandelt wird, dessen Fclgen «ich auSbleiben können. . c».«,, Mag auch Graf Capriv,, wenn er eine ««odte Zabt verjüngter Truppen gegen einen erhöhten Einfluß de« Zentrums auoiauscbl, von freundschaftlichen Versicherungen gegen Italien übcrfließe»; wir geben aus Worte weniger al« auf Timten, auf das Können mehr als aus da- Wollen, auf klares Ver- ständniß mehr als auf unklare« Wünschen. Graf Eaprrv, hat versichert, der alle Cur« solle sortgesteuert werden ; wir sehen einen neuen, der sich Weiler und weiter von dem unsngen entsernt; Graf Eaprivi wollte die deutschen Katholiken be friedigen und hat sie mehr al« je in den Bann des me zu be- friedigenden Ultramonlanismusgebracht, Gras Eaprivi—daran zweifeln wir nicht — möchte gern unser Vertrauen und unsere Bundesgenossenschast erhallen, und nährt doch consequent bei mi die Besorgmß und im eigenen Lande den Geist, der Deutsch land uns entfremdet und immer mehr entfremden mug. Fugt «r in völliger Verkennung dessen, wa- un» nnl Deulschlaud einigt und uns von Deutschland scheidet, den schon begangenen Fehlern auch »och den neuen hinzu, von den Todfeinden deS italienischen Nationalstaates gleichzeitig eine Waffe zu nehmen, die unS nach ihrer Ansicht für den Dreibund entbehrlich macht, und ihnen neue Waffen gegen uns in die Hand zu geben, die in Deutschland der Idee der Wiederherstellung der welt lichen Papstmachl auf unsere Kosten allmälig zum Siege ver helfen müssen: dann zwingt er uns zu unserem Schmerze, nach anderen Verbündeten uns umzuseben, die mehr Verständniß sür unsere tiefsten LebciiSinterrsscn mit festerem Willen ver binden und überdies einsehen, daß unsere realen Machtmittel un« weuigstens einigen Anspruch aus Berücksichtigung ver leihen. Denkt Gras Eaprivi zuerst an seine Ullramontanen und an sein Berhältniß zu thnen, so wird e« auch un« erlaubt sein, zuerst an uns und an das nationale Ideal unserer Kalholiten zu denken. DaS italiemsche Hemd ist uns näher als der schwarze Rock der deutschen Ultramonlanen und ihrer gefälligen Freunde. Deutsches Reich. »8. Berlin, 2. December. Der von dem Vorstande deS Wahlvereins der Deutsches»servalive» auSgcarbeitcte und veröffentlichte Prograiiimentwurs spiegelt iu der Einleitung die ganze Verlegenheit der Partei wider. Gegen sätze in einer Partei pflegt man sonst dadurch zu versöhnen, Laß man die einander widerstreitenden Tendenzen aus einer mittleren Linie zu vereinige» sucht, bei de» Eonservativen scheint die« nicht mehr möglich zu sein, denn der Partei vorstand schlägt ein paralleles Nebeneinander der zwei Rich tuiigcn innerhalb der Partei und zu diesem Behrste die A» nähme zweier Programme vor. Es heißt in der Einleitung „Die deutsche conservative Partei, unter Aufrecht erHaltung ihre« Programms von 1876, hält es für geboten, m Anlehnung an diese bewährten Grundsätze zu den wesentlichen Ausgaben der Gegenwart in nach» stehendem Program m Stellung 'zu nehmen." Damit werden in der That zwei Programme angckündigt, nicht etwa eine Zusatzerklärung, wie sie nicht selten vorlommt. Hat man doch auch bei der neuen Willenskundgebung die Bezeichnung „Programm" beibehalten, und wenn auch den Herren rin anderes Wort eingefallen wäre, e« würde nichts daran geändert baden, daß zwei Programme vorliegen, denn was ist ein Programm ander« als „Stellungnahme zu den wesentlichen Ausgaben der Gegenwart"? Zwei Pro gramme aber für eine Partei nebmen sich aus wie zwei Verfassungen sür einen Staat und säst wie zwei Namen sür eine Person — welch Letzteres mir bei Individuen zu finden ist, die Grund haben, Zweifel über ibre Identität obwalten zu lassen. Ob der Zweck, die Partei zusammenzuhalten, erreicht wird, ist mindesten« zwcisclbaft. Tic (gemäßigten, die einem neuen Programm entgegen waren, werden durch die „Aufrecht- erhaltung des alten Programm-" wie Kinder bei,andelt, denen 'ine Uhr schenkt, die nicht mehr acht, und den Extremen im Wejtrn und Pommern wird wahrscheinlich da« neue Pro stramm nicht deutlich genug sein. DaS letztere enthält in jeinem ersten Puncte die Forderung nach der praktischen Be tbatigung der christlichen LebenSanschauung in der Gesetz gebung. Greifbar ist in diesem Abschnitt das allerdings auch nicht de, seinem rechten Namen genannte Verlangen nach Aussiebung de« königlichen Summepiscopat« in der evan gelischen Landeskirche („selbstständige Regelung ihrer inneren Angelegenheiten") und die confessionelle Volksschule. Nun bildet aber schon jetzt dir confessionelle Schule in Preußen '?ne Ausdehnung de« EonsessionaliSmu« .Z'Uitz'sckie Schulgesetzentwur wollte, »st auch vou Eonservativen im Lande (nicht nur von al» überaus bedenklich bezeichn,, worden Wa« den Punct angeht, der b»l der Programmände-u-.g durch einen kleinen, aber fetten Antisem, einigermaßen entschädigt. „Wir verwerfet chreitungen de« Antisemitismus." De muS an sich wird also nicht mißbilligt, un die Hauptsache sein sollte, so lautet er: „Wir bekämpfen den vielfach sich vordränaenden und zersetzenden jüdischen Einfluß auf unser Volksleben. Wir verlangen sür da« christliche Volk eine christliche Obrigkeit und christliche Lehrer sür die christlichen Schüler." Also eine Redensart und ein Protest gegen die Anstellung jüdischer Staatsbeamten. Damit würde rer Zweck, die Getreuen de« Antisemitismus in« conservative ?agcr zu locken, nicht erreicht werden. Das ist viel zu wenig für die Entschiedenen und vielleicht zu viel für Diejenigen, die eine grundsätzliche Ausschließung der Juden vom Staatsdienste, die überdies verfassungswidrig wäre, als einen verhängnißvollen Fehler ansehe«. Die Extremen freilich werden für den mageren Iudenartikel einen kleinen, aber fetten Antisemitenparagraphcn en die Au s - er AntisemitiS- und da das Pro gramm doch keineswegs über Partei- und Fractionsgenoffen zu Gericht zu sitzen beabsichtigt, so sind die an Ahlwardt heranreichcnden Hetzreden, die Herr v. Wackerbarth und Stöcker in der vorigen Landtagssession gegen die Juden und die preußische Justiz loslirßen, nicht unter die Aus schreitungen gerechnet, und daS ist vielversprechend. Die übrigen t< Puncte deS zweiten Programms enthalten zumeist alte Forderungen, die sich zum Theil schon zu Ini tiativanträgen verdichtet haben: Bäuerliche Fideicommiffe, Heimstätte», Befähigungsnachweis, Einschränkung des Börsen- spielS, Äenderung des Gesetze« über den Unterstützungswohnsitz von der Freizügigkeit ist nicht die Rede), Beschränkung und Beaufsichtigung des Hausirhandels und der Abzahlungs geschäfte, Beseitigung der Wanderlager und Wander- auclioncn :c. Wenn mit dein „wirksamen Einschreiten gegen jede gemeinschädliche Erwerbsthätigkeit und gegen die undeutsche Verletzung von Treu und Glauben im Geschäftsverkehr" rin Gesetz gegen die unlautere Eoncurrenz, wie eS in Frankreich besteht, gefordert sein sollte, so könnten wir un« nur an schließen. Wie die „Beseitigung der Bevorzungen deS großen Geldcapitals" bewerkstelligt werden soll, wird nicht angcdculet, wie sich denn überhaupt die meisten Forderungen molluSken- bast anfühlen. Zum Schluffe fordert daS Programm ein Socialistengesrtz und die Beschränkung der Preß freiheit. I' Berlin, 2. December. (Telegramm.) Ter „ReichS- anzeiger" erklärt die Nachricht verschiedener Blätter, daß der Kaiser den Oberpräsidenten von Puttkamer empfangen habe, und alle daran geknüpften Bermuthungen für falsch. --- Berlin, 2. December. (Telegramm.) Eine gestern hier abgeballene Versammlung der Arbeitslosen ist aufgelost worden. Die Ruhe wurde nicht gestört. Die Versammlung war von 15 000 bis 18 000 Personen besucht, ^eute Vormittag fand abermals eine von socialdemokratischer eite veranlaßte Versammlung statt. Nach Beendigung der selben zogen die Theilnebmer in größeren Trupps nack dem Friedrichshain. Der Aufforderung der Schuymannschaft, sich u zerstreuen, wurde nicht Folge gegeben. Als einige Nädels- ührer zur Wache geführt werden sollten, begann ein regel rechter Angriff aus die Polizeibeamten, die schließlich von der blanken Waffe Gebrauch machten. Es wurde alsdann eine starke Abtheilung Eriminalpolizei herbeigerusen, welcher e« gelang, Verhaftungen vorzunehmea und die Ruhe störer zu zerstreuen. — Eine der „Pol. Eorr." von verläßlicher Seite aus Dresden zuachende Meldung bestätigt, daß die Er nennung de« KrieaSministerS General-Lieutenants von der Planitz zum Bevollmächtigten beim BundeSratbe auf Wunsch deS Reichskanzler- Grasen Eaprivi erfolgt ist, um den Beweis zu liefern, daß König Albert in keiner Weise gegen d,c Militairvorlage eingenommen sei. — Ein höchst interessantes Aktenstück soll durch ein Versehen des bayerischen Ministeriums des Innern in die ReichStagS-Wahlacten über Kelheim gelangt sein. Es ist der „Freis. Ztg." zufolge der angebliche Bericht de« Bezirks- amtmanns von Kelheim an den Minister de« Innern über die auffallende Stimmenzahl, welche vr. Sigl erhalten hatte. In dem Schriftstück heißt e«: „Stach den bisher laut gewordenen Aeußeruugen der Wähler des Bezirks Kelheim haben sich die Wähler aus zwei Gründen auf I>r. Sigl vereinigt. Ersten- ist fast jeder Wähler ein Gegner der beabsichtigten Milttairvorlog«. Bon dem Wahlcandidaten Rauchcnecker glaubt man, daß er al« Reservrofficicr unmöglich gegen die Militairvorlage stimmen könne, wie man auch allgemein der Ansicht ist, daß da« Centrum schließlich für dieselbe stimmen werde. Tann giebt man auch dem Eentrum Schuld an der Einsührung des Gesetze« über die Sonntagsruhe, welcher in allen Kreisen der Bevölkerung höchst unsympathisch ausgenommen worden ist. Bon I>r. Sigl glaubt man nicht nur, daß er entschieden gegen die Militairvorlage stimmen, sondern daß er auch als Reichstags abgeordneter dahin wirken werde, daß wenigstens die lästigsten Bestimmungen des Gesetzes über die Sonntagsruhe, nämlich Las Berbot der Offenhaltung der Lüden für die Ladenbesitzrr und deren Angehörige, beseitigt werde." Warum sollte Ehren-Sigl das auch nicht tbun? Wenn nur Abend« um sieben Uhr Alle- recht pünktlich beim Bier sitzt und die Sißl'scke „Bierzeitung" dazu liest — da« genügt diesem staatSmännischen Genie vollkommen! — Eine treffliche Erläuterung zu dem neuen eonservativen Prograiiimentwurs, der bekanntlich die „Ausschreitungen" de« Antisemitismus verwirft, geben die Eonservativen im ReichS- taqswablkreise ArnSwalde-Friedeberg. Im amtlichen „Wochenbl. d. Kr. ArnSw." fordert eine Reihe von Mit gliedern der conservative» Partei alle Parteigenoffen auf, bei der am nächsten Montag stattfindenden Stichwahl sich nicht der Wahl zu enthalten, sondern den Rector Ahlwardt zu wählen. Wenn in diesem Falle die Eonservativen aus drücklich für den Ehrenmann Ahlwardt eintreten, so muß man allerdings die Preisfrage stellen, wo diejenigen „Aus schreitungen deS Antisemitismus" anfangen, die von der conservative» Partei .verworfen" werden. — Die königliche Eisenbabndirrction zu Magde burg bat nachstehende Bekanntmachung erlaffen: „Vom l. December d. I. ab ist die Berabsolgung von Arbeiter- Wochenkarten und Arbiiter-Rückfahrkarte» an Personen, welch» außerhalb ihre« Wohnorte« in Arbeit stehen, vo» der Vor zeigung der Alter», und IvvaliditütS-BersicheruaaSkorte »der eine, ortSvolizelltche« Bescheinigung Über di« Akbettereigeuschast de« va,
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