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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921209014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892120901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892120901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-09
- Monat1892-12
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RlboNNememtöpreiA 4» der tzauptervedttiou oder dru t» Stadt» bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen «bgrhott: vierteljährlich^! 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau- » 5.50. Durch die Post bezogen für Deutfchland und Oesterreich: vierteljährlich ^i 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandjenduag in« Ausland: monaUtch 9.— Morgen-Ausgabe. LI« Morgen-AuSgabe «r'cheint täglich'/,? Uhr, di« Abeud-Äu»gabe Wochentag- 5 Uhr. Nr-arlion und LrpeLitiou: Aohaiuiesgassr 8. Dir Erpedition ist Wochentag- ununterbrochen geblsutt von früh 8 bl- AbeuLS 7 Uhr. Filialen: vtt» «e»«'s Lortim. «Alfre» Hadnl. Uuiversitätistrab« 1. Louis Lösche, Sotharineastr. 14, part. und König-Platz 7. elMM TlMlilalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg.' Reklame» unter dem RedacttonSstrich (4 ge« spalte») 504. vor den zamiliennachrichte» lSgrjpaltea) 404- «rSßere Schriften laut »»Irr« Preis» verzeichn^. TabeNarilcher »nd Ztffrrnsa» »ach höherem Loris. «?rtra-Beilagen lgefalzt), »»r mit de» Liorgen-Aue^abe, ohne PostbefSrdernng SO.—, mit Postbesörderung ^l 70.—. Ifnnahmeschluß für Inserate: Abeud-Auögab«: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gab«: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestelle» je et»« halb« Stund« früher. Alserat» sind stet« a» di« Expeditis» zu richte». Druck »»d Verlag von L. Pol» t» Leipzig« .H 6 e^reitastz den 9. Deccmder 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Leklilllllillachllitg. DaS 18. Stück de- diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für das Königreich Sachsen ist bei uns eingcgangcn und wird bis zum 24. Tcrcmbcr i>. I. aus dem Rathhaussaale zur Einsicht nahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: 9K. 91. Bekanntmachung, eine Anleihe der Aktiengesellschaft der Maschinenbauanstalt Aolzern vormals Gotlschald L Nötzli zu Golzern betreffend; von, 15. Lciober 1892. Nr. 92. Verordnung, die Enteignung von Grundeigcnthum zur Herstellung einer Straßenunterführung bei Station Nr. 252 -s- 80 der Eisenbahnlinie Nossen-Moldau betreffend; vom 1. November 1892. Nr. 93. Bekanntmachung, die Eröffnung dcS Betriebes der normal- spurigen Verbindungsbahn Falkenstein-Muldeuberg be treffend; vom 9, November 1892. Nr. 94. Verordnung, das Eisenbahnwesen Deutschlands betreffend; vom 16. November 1892. Nr. 95. Bekanntmachung, die Eröffnung des Betriebes der normal- spurigeu Eisenbahnstreckt Gera-Pforten-Wolssgesärlh be treffend; vom 23. November 1892. Nr. 96. Bekanntmachung, die Einberufung einer außerordentlichen Landesiynode betreffend; vom 23. November 1892. Nr. 97. Verordnung, die weitere Ausführung des Einkommen steuergesetzes vom 2. Juli 1878 betreffend; vom 21. No vember 1892. Nr. 98. Verordnung, die Ermittelung der Lruteerträge betreffend; vom 22. November 1892. Nr. 99. Verordnung, die Enteignung von Grundeigenthum für Erweiterung des Bahnhofs Waldheim betreffend; vom 25. November 1892. Leipzig, den 7. December 1892. Ler Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Krumbtegel. Lekanutmachung. Die Einlösung der am »1. diese» Monat« fälligen ZinSconpouS und Scheine der Leipziger Stadtanlethen er folgt bereit- vom 15. diese» Monat» ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von 9 Uhr Vormittag« bi« 1 Uhr Mittags. Leipzig, am 7. December 1692. Lcr Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. E. Schulze. Nutzholz-Auclion. Donnerstag, den 15. Drcembr», d Js. sollen von Vor mittags 9 Uhr an auf dem Mittelschlogwalde in Abth. In des Burgauer Forstrevier», zwischen den Bütztitz-Ehrenbergcr Wiesen und der Flulbrinne 77 Etchen-lttotze von 38—127 cm Mitteustärk« und 2— 9 m Länge, 39 Buchen- - » 25— 55 - - - 2— 7 - - 41 Rüstern- - . 17— 70 - - - 3— 9 - - 18 Lindest- » » 55— 69 » « - 3—10 - - 2 Ahorn» » » 18— 25 - « » 5— 6 - - 36 Eschen» » » 17--- 46 » » » 2— 9 » » 5 MaSholder» » 23— 38 » » » 4— 7 » - 2 Pappel- - - 21— 23- . -4—5-- 36 Lcknrr Hölzer unter den tm Termine öffentlich auskängenden Bedingungen und gegen di« übliche Anzahlung an den Meistbietenden vertäust werden Zusammenkunft: am früheren alte» Forsthause bet Böhlitz. Ehrenberg. Leipzig, am L. December 1892. De» Rath» Forstdeputation. Holzauktion. Freitag, den 16. December d. I., sollen von Vormittags 9 Uhr an auf dem Mtttelwaldjchlage in Abth. 1 a des Burgauer Forstrevier», zwischen den Böhlitz-Ehrenberger Wiesen und der Fluthrtnue 49 Rmtr. Stcheu-Rutzscheite I. und II. El., 269 - Eichen« 11 » Buchen- 2 - Eschen. vrennfcheite, 22 « Rüstern- und 25 - Linden unter den im Termine öffcnillch aushängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: Am frühereu alteo Forsthause bei Böhlitz- Ehrenberg. Leipzig, am 5. December 1892. Te» Raths Forstdcputalio». Gesucht wird der am iS. Januar 1858 zu Zöschen geborene Drahtarbeiter Friedrich Ferdinand Fromniaii», welcher zur Fürsorge sür seine der öffentlichen Unterstützung anhrimgefalleae Familie an- znhalten ist. Leipzig, den 17. November 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Armcnamt, Abth. II. L. L. Abth. II. 16726. Hentschel.Röber Im Erdgeschoß de« onterzeichneten Polizeiamts solle» Dienstag, den IL. December 1892, Nachmittag» L Uhr verschiedene Gegenstände, u. A.: dtv. Lchmucksachen, einige Wäsche - und Kleidungsstücke, Schirme und Stöcke, eine silberne i6hl»ider»hr re., öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver- steigert werden. Leipzig, den 7. December 1892. Da« Poltzriamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml Leschluß. Im Jahre 1893 fallen für den Bezirk de« Unterzeichneten Amts gericht« die im Artikel 18 de« Handelsgesetzbuchs vorgeschiiebenen Bekanntmachungen der Eintragungen in da« Handelsregister im Deutschen Reichsanzeiger, in der Magdeburgijchen Zeitung und im Leipziger Tageblatt, die Bekanntmachungen der Eintragungen in da« Zetchenregister und da« Musterregisier im Deutschen Reichs- Anzeiger und der Eintragungen in da« Genossenschastsregister im Deutschen ReichSanzeiger, im Torgauer tkreiSblalt und in, Witten- berger Tageblatt, sür kleinere Genossenschaften nur tm Deutschen ReichSanzeiger und tm Torgauer KretSblatt erfolgen. Tommt-sch, d«a 8. D««mbrr 1892. königliche« Amtsgericht. Sch Zur socialen -frage. v. Von den patriarchalischen Bestehungen in der Groß industrie handelt der einleitende Brief an einen Arbeitgeber in dem Bucke*), mit dem ein 1889 erschienene« Werk jetzt einen Abschluß gesunden bat. Diese Bezeichnung ist charakte ristisch für die Eigenart des Werke«, das sich die Aufgabe teilt, einen Beitrag zur Lösung der socialen Frage zu geben. Diese Lösung, die wohl »och hinauSgeschvbcn, aber »>chl umgangen werden kann, kann auf friedliche und dauernde Weise nach der Ansicht des Verfassers nur eintreten, wenn es gelingt, Arbeitgeber und Arbeiter, die sich aus verschiedenen Grünten enlsremvet baden, wieder einander nabe zu bringen. Zunächst muß die Enrfremduug auf die Schwierigkeit zurück- gcführl werden, innerbalb der Massen von Arbeitern, die oft in einem Fabrikvctricbe vereinigt sind, mit dem Ein zelnen Beziehungen zu unterhalten. Es kommt binzu, daß, wenn cimiial von irgend einer Seite Unzusriedenbeil erregt und geschürt wird, diese kein günstigeres Operationsfeld sinken kann, als in den großen Fabriken, während wiederum der stetig wachsende Maschinenbetrieb den Arbeiter dem Arbeit geber entfremdet und dadurch in ihm das Empfinden erweckt, er werde selbst wie ein Maschinenlheil angesehen und bebanvelt. Wer genau znfirbl, wird erteniien, daß cs äußerst schwierig ist, hier Wandel zu schaffen, und verstehen, warum vie Verständigung trotz vieler Versuche noch nicht eingetreten ist. Die Wichtigkeit der Sacke jedoch recht fertigt eine Prüfung der in dem vorliegenden Buche nieder- gelcglen Ansichten, zumal sie von einem Manne herrübren, dessen Name sich unter unseren Socialpolilikern des besten Mange« erfreut. Der Verfasser ist der Ansicht, daß die unleugbare Ent fremdung zu beseitigen schwierig, aber nicht unmöglich ist, dock nur, wenn man sie nicht allein auf materielle Ursachen zurückfübrt, sondern zu dem Zwiespalt in Beziehung bringt, der unsere Gesellschaftsklassen durchzieht. Darum kann die Wiederherstellung des socialen Friedens in unserer Großindustrie dauernd nur von einem Erzicbungsprocessc auf Grund de- PatriarchaliSmuS erwartet werden, als eines Bandes, das den Arbeiter an den Arbeitgeber fesselt, wie den erwachsenen Sohn an den Vater. Dann werden beide einander wieder menschlich naher treten und sich wieder verstehen lernen. Wie dies Zcscheben kann und muß, will er an dem Verhalten seiner „Fabrikpatriarchen" zeigen, deren Wirken in der zweiten, 740 Seiten umfassenden Abthcilung de» stattlichen Bandes geschildert wird. Da hierbei der per sönliche Tact im letzten Grunde die Entscheidung giebt, so will der Verfasser mit Reckt nur Beispiele geben, keine Regeln aufstellcn. Wir meinen aber, daß der Werth des Gebrachten dadurch keinerlei Herabminderung crfälirl; denn alle der artigen WohlfahrtSeinricklungen müssen sich, wenn sie Erfolg haben sollen, localen Verhältnissen anpasscn und dieser wieder entkleidet werden, ehe man sie anderswo mit Nutzen ver wenden kann. DaS beste Mittel zur Wiederanknüpfung patriarchalischer Beziehungen ist die gemeinsame Arbeit und das Interesse an ihr. Darum kann man die Errichtung von Arbeiterausschüssen mit Recht als eines der wichtigsten Mittel dazu ansehen. Denn in ihnen vereinigen sich Bertrcter de» Arbeitgeber» mit den von dem Vertrauen der Arbeiter Gewählten, um die Fabrik ordnung und die Maßnahmen z» bcrathen, die das Gedeihen der Fabrik erheischen. Daß dadurch auch den Interessen des Ganzen gedient wird, ist eine Tbatsache, die durch die im Buche angeführten Berichte zahlreicher Arbeitgeber erhärtet wird. Insofern müssen wir dem Verfasser zusliinmen, wenn er sagt, die Bedeutung der ArbeiterauSschüsie liege wesent lich darin, daß die unter einem klaren Wasserspiegel tobende Unzufriedenheit an die Oberfläche gelange und sichtbar geworden sei, und daß die Opposition in dem Augenblick ver stumme, wo sie zur Regierung gelange. „Die befähigteren Elemente haben ein natürliches Felo des Schaffens und der Befriedigung berechtigten Ehrgeizes gefunden." Und so kommt auch das persönliche Interesse des Einzelnen an dem Gedeihen de» Etablissements in ganz anderer Weise zur Geltung, als wenn es sich sür ibn lediglich darum handelt, von oben herab dictirtc Anweisungen zu befolgen. Be schäftigen sich nun auch die Ausschüsse, wie es vielerorts gc- sckicbt, mit den Woblfahrtöeinrichlungen der Fabrik »nd den persönlichen Interessen der Arbeiter, so ist in diesen Ei» richtungen daS beste Mittel gefunden, auch über den materiellen Vorthc'll hinaus daS Gefühl der Zusammengehörigkeit zu er wecken und zu erhalten. Der Lohnform wird in dem Buche in ausführlichster Weise gedacht. Auch hier zeigt sich vielerorts eine große Regsamkeit, die Gewinne der Arbeitgeber mit den gerechten Löhnen der Arbeiter zu versöhnen, den materiellen Bedürf nissen der Arbeiter auch über den Wockenlobn hinaus in irgend einer Weise entgegen zu kommen und ihnen zugleich Mittel und Grlegcnbeit zu gewähren, in besseren Jahren für die Zeit der Arbeit«- und Erwerbslosigkeit zu sparen oder für den Todesfall den Interessen der Hinterbliebenen Rech nung zu tragen. Noch sind die Acten über die beste Art der Lohnsorni nicht geschlossen; aus der einen Seile sieht man in Productiv - Genossenschaften daS Ideal, Andere erwarten von der Gewinnbetheiligung Erfolg, wieder Andere neigen zu Prämien und Accordlöbnc» Verfasser neigt der Gewinnbetheiligung zu, unter der er nur diejenige Form versteht, bei welcher den einzelnen Arbeitern eines Geschäfts ein bestimmter Änlheil am Jahres gewinn vertragsmäßig gewährleistet ist. Unter der Voraus setzung nun, daß der Wochenlobn für die laufenden Bedürs nisse der Familie ausreicht, wird von vielen Arbeitgebern die Gewinnbetbeiligung mit dem Sparwesen in Verbindung gebracht, und das mit vollem Rechte, weil nur dann allein dauernder Nutzen aus ihr gezogen wird. In den meisten Fällen ist die Neigung zum Sparen nicht groß und mit den erhöbten Einnahmen wachsen in der Regel dir Bedürf nisse, wenn auch oft nur die vermeintlichen. Darum benutzen *) Muslerslätten persönlicher Fürsorge von Arbeit gebern sür lbre Geschüfrsaiigehörie ea. Band II: Die erwachsenen Arbeiter. Von vr. Jul. Post, Ged Reg.- «nd vor». Ralh im Ministerium sür Handel und Gewerbe in Berlin, und vr. H. Al brecht in Gr.-Lichterfelde. Mit 145 Abbildungen Berlin. Robert Oppenheim (Gustav Schmidt). 1892. die „Patriarchen" deö Verfassers ihren persönlichen Einfluß dazu, den Sparsinn in ihren Arbeitern zu wecken und zu erbalten, erleichtern ihnen auf jede nur mögliche Weise die Cpargclcgcnbcit und scheuen auch vor wesentlichen materiellen Opfern und, wenn nökhig, vor dem Sparzwange nicht zurück, nicht bloS dem moralischen, sondern auch vor dem gelinden lbatsäcklichen. Wenn hier der Arbcitcrausschuß den wohlmeinenden Absichten dcS Arbeitgeber« fördernd zur Seite tritt, rann wird schwerlich ein Arbeiter sich auch dieser Aeußerung des Palriarchalismus entziehen. Auch daS Unlcr- stiitzungSwescn spielt in dem Post'schen Buche eine wichtige Rolle und ist durch die staatliche Fürsorge durchaus nicht nnnölhig geworden. Auch hier kann eine in der rechten Weise angebrachte Wohllbat erfreuliche Wirkungen erzielen, und man muß dem < crsasser beistimmc», wenn er derjenigen Form daS Wort redet, bei der die Arbeiter mittbalcn und durch ibre Ausschüsse milralben, denn dadurch wird der kameradschaftlich: Sinn außerordentlich samml dem Gemein- gefübl gefördert. Ein richtiger „Fabrikpatriarch" nach dem Herzen dcS Ver fassers weiß aber noch ganz andere Fäden persönlicher Be- ziehungen mit seinen Arbeiter» anzuknüpsen, und daß dies auch bei einem großen Betriebe geschehen kann, zeigen die Beispiele, die der Verfasser erbringt. Denn hier treten wieder die Ausschüsse belsend ein und die „WohlsahrtSadjutanlen", wie der Verfasser bezeichnend die Beamten neiinl, vie dem Arbeitgeber zur Seile stehen. Diese gemüthlichen Be ziehungen über die Thäligkeit in der Fabrik hinaus sind in dem neunten Schlußabschnitie übersichtlich unter „Er holung" zusammengestelll und umfassen die Fürsorge für die körperliche und geistige Erholung und Unterhaltung der Arbeiter und ibrer Angehörigen. ES genügt, die einzelnen Rubriken aufzuzäble», um den Umfang dieser Fürsorge zu ermessen, so die Pflege des Gesanges, der Musik, die Be schaffung gediegener Bibliotheken für Unterhaltung und Belehrung, die Veranstaltung von populären Vorträgen, die Sorge für theatralische und dectamalorische Ausführungen rc. Ein besonders wcrtbvollcs Mittel, die Zwecke des Verfassers zu erreichen, sind die Fabritjestc. „Sie sind die beste Probe für den Geist, der die Fabrik beseelt. Heiteres, offenes Wesen sind sür den Fabrikberrn der beste Beweis des Ver traue,»« und der Zuneigung der Arbeiter. Nicht sofort und zum ersten Male wird das Fest vollkommen gelingen, erst allmälig werden die Arbener lernen, zwischen Zurückhaltung und Zuvringlichkeit, zwischen Frohsinn und Ausgelassenheit die rechte Mitte zu halten. Auch hier kommt Alles darauf an, die Arbeiter selbst zur vollen Mit wirkung für Arraiiaement und Ausführung, zur Erhaltung der Ordnung, zur Hebung der Fcsteüstiinmung heranzuziehcn. Auch bier wird sich allmälig eine bewährte Ordnung bcranö- bildcn, und bald kann der Fabrikherr dem Arbeitcrausschuß ober dem gewählten Festausschuß die ganze Ordnung über lassen. Die Selbstverwaltung wird daS Ehrgefühl wecken, uno Alle werden sich solivarisch fühlen, daß das Fest einen schönen Verlaus nehme." Noch erübrigt, wenigstens zu erwähnen, daß in dem Buche auch ausführlich der Fürsorge für Fabrikbygieine, sür gute und gesunde Wobnungen, für die Beschaffung guter und billiger Lebensmittel u. s. w. gedacht ist. Denn der Verfasser unterschätzt die Bedeutung dieser Fürsorge in keiner Weise, wenn er auch, wie oben angedeutct, die Förderung materieller Wohlfahrt nicht als alleiniges Mittel ansiebt, den socialen Frieden wicdcrherzustcllcn. So spielt, um nur dies Eine noch hcrvorzubcben, die Wohnungsfrage eine so wichtige Nolle, daß nach der Ansicht Vieler gerade sie mit der Löfung der socialen Frage im Allgemeinen auf das Engste verknüpft ist. Aus dem Gesagten erhellt, warum wir daS vorliegende Buch auS vollem Herzen empfehlen können. Deutsches Reich. kk. Berlin, 8. December. Das Gespenst einer neuen Partei gebt wieder um — jener Partei, die „in politischer Beziehung liberale, in wirthschaftlicher Beziehung conscrvative Grundsätze vertreten will". Tein Gedanten, daß eine solche Partei die „überlebten" Gebilde der Gegenwart ablvscn müsse, sind wir seit einigen Jahren des Ocstercn in der „Deutschen Volke-wirtbschastlichcii Eorrespondenz" begegnet, und er scheint aus de», von Hagen wegen der dortige» Stcuerverbältnisse verzogenen GroßinduslrieUe», Herrn Fnncke, ziiriickzusiikren. Außer iki» bat uiiscre« Wissens nur noch ein zweiter Groß industrieller de« Westens sich zu diesem Gedanken öffentlich bekannt. Jetzt ist aber auch ein praktischer Versuch damit unter nominell, und zwar i» dem badisch-plälzischcm Dorfe Großbocken- Heini. Die gute Meinung der dortigen Begründer einer neuen „deutsch-nationalen" Partei in Ehren! Aber was werden sie praktisch erreichen? Sie bekennen sich zu liberalen Grund säycn, — gut, damit ziehen sie einen scharfen Trennslrich zwischen sich und dem UltramonkaniSmuS; sie können also praktischer Weise nur in de» Reiben der Nationailiberalen, Freisinnigen und Demokraten nach Anhängern sich umtbun. Nun wollen sic aber in wirthschastticher Beziehung „conser- vativ", o. b. zu deutsch eben schutzzölliierisch sein. Für die Freisinnigen und Demokraten ist daS derart der Gegensatz von Liberalismus, daß alsbald wieder die Möglichkeit aus- schcidct, bei ihnen mir Erfolg um Anhänger sich zu beinübeii. Bleiben nur die Nationallibcralen, die bisher duldsam in wirth- schastspolitischcr Beziehung gewesen. Also auch bei ihnen kann nur ein Theil — im Süden allerdings der größere Theil — »»>- worbcn werden. Und wenn daS nun mit Erfolg geschähe? Dann würde nichts weiter erreicht sein, als die Auslosung der dortigen Nationallibcralen in eine liberal - schutzzöllnerische und eine liberal sreihäutlcrische Richtung. Damit märe aber auch cie Grenze der AuSdcbiiungSsähiakeit für die neue Partei erreicht. Nun vergegenwärtige man sich nur noch, daß leider schon beute die Nationalliberalen in Baden gar kein Reichs- tagSmanbal inebr besitzen und daß sie ihren Besitz in Bayern mir der Pfalz, in Württemberg und Hessen wabrlich nirgend« leicht behaupten. Eine Spaltung Ware gleichbedeutend mit dem Verlust fast aller Mandate, daS will sagen: die „deutsch-nationale" Partei batte niemals und nirgends Aussicht, auch nur ein einzige» RrichS- tagSmandat zu erwerben, es sei denn, daß sie mit den reactionairen Schuyzöllnern, da» sind im Südeu die Ultramontanen, sich in Wahlbündnisse einließe. Wie sich daS mit dem Festhalten an den liberalen Grund sätzen in politischer Hinsicht verträgt, vermag wohl Nie mand zu sagen, namentlich heute nicht, wo eine schutz zöllnerische Mehrheit im Reichstage ohnehin vorhanden ist, der Liberalismus aber eines stärkeren Einflusses recht dringend bcnörhigt. So leidet, bei aller Achtung vor den guten Absichten der Grcßbockenheimer, deren Plan doch der artig an inneren Widersprüchen, daß der neuen Gründung ein langes Leben unmöglich in Aussicht stehen kann. Es ist aber dankenSwerlh, daß der erste Versuch einer solchen Neu bildung gerade i»i Südwcsten des Reiches geschieht, wo die Illustration seiner Unmöglichkeit am nächsten liegt. — Mit dem Beschluß des BundeSratheS, die Branntweinsteuer- Differenz von 20 voll aufrecht zu erhalten, sind die Agrarier im Eentrum und die Cvnservativen höchlich zu frieden. Ob damit auch die Neigung beider Parteien den Nilitairforderungen gegenüber sich gebessert hat, bleibt ab zuwarten. Freiherr von Maltzahn soll nicht wenig betroffen fein über die im BundeSrath beschlossene Eorrectur seiner grundsätzlichen Auffassung von dem wirthschaftlichen Werthe der 20 ^-Differenz. sD Berlin, 8. December. Bebel hat sein Amt als Cassirer der socialdemokratischen Partei, das mit 1800 Gehalt dotirt war, nicdcrgelegt und seinem Nachfolger, de», Metallarbeiter Albin Gerisch, bier, übergeben. Der selbe bezieht als Cassirer und Archivar 3000 Gehalt. Bebel veröffentlicht noch im Ecntralorqan die November- Einnahmen der Hauptcasse, die sich auf 9048 belaufen. Davon brachte Hamburg den Löwcnantheil aus, nämlich der erste und der dritte Wahlkreis je 3000 Die Berliner Wahl kreise lieferten inSgesammt 2292 .L ab, und zwar der zweite 565 -4, der dritte 200 der vierte 1048 der fünfte 260 ^« und der sechste Wahlkreis 219 ein recht klägliches Resultat. Je 100 gingen noch ein von Essen, Itzehoe und den „nothlcidenden" Webern in Forst i. L-, 515 erhielt die Easse noch für Maisestzeichen. — Die Social- deinokraten begeiferten früher alle Einrichtungen und Ge bräuche der bürgerlichen Gesellschaft, so auch die Feste und Ausstellungen zu Gunsten Nothlridender und die WeihnachtSbescheerungen für die Kinder armer Eltern. Die Kinder, so meinten sie, würden dadurch an den Pranger gestellt. Nun, die WeihnachtSbescheerungen haben die Socialdemokraten schon seit einigen Jahren nach- gcahmt, und soeben sind von il>»cn an niedreren Orten Auf rufe zu Spenden erlassen worden. WohllhätigkeitS-Concerte und Bälle werden von socialdemokratischen Vereinen sehr oft arrangirt, »nd in Barmen batten am Sonntag die Social demokraten zwei große Eoncerte zu Gunsten der Arbeitslosen veranstaltet, die aber nur einen geringen Ueberschuß ab- geworfen haben. Es besteht allerdings ein principieller Unter schied zwischen WobltbätigkritS-Arrangement» der Bourgeoisie und solchen der Sociatdemokratie. Jene handelt um der EharitaS willen, sic will Nothlcidenden helfen, diese aber thut fast Alle» nur der Agitation wegen, der Agitation sucht sie nachgerade Alles dienstbar zu machen. Und so lange die bürger lichen Kreise etwa- in die Hand nehmen, taugt es nach eer Behauptung der Socialdemokraten nicht«; wenn eS aber von diesen selbst auSgefübrt wird, dann wird es sofort zu einer großen, edlen Handlung. In einer socialdemokratischen Partcivcrsaminluiig inMagdeburg kam auch der Partei tag zur Sprache. Die DiScussion drehte sich vorzugsweise uni da« Gehalt Liebknechts, dessen Höhe nur von den Redak teuren Lux und Beer und dem Stadtverordneten Klees ver- tbcidigt wurde. Elfterer meinte, aualificirte Arbeit könne thatsächlich ohne ein bessere Lebenshaltung nickt geleistet werden. Beer behauptete dagegen: eS sei zweifellos, daß in einer socialistischen Gesellschaft die Unterschiede zwischen Kopf- und Handarbeit ver schwinden würden. Jetzt lebten die Socialdemokraten freilich in der bürgerlichen Gesellschaft, die zwischen einfacher und qualiflcirter Arbeit unterscheide, und müßten sich den Gesetzen dieser Gesellschaft unterwerfen. )-( Berlin, 8. December. (Telegramm.) Dem heute Mittag rröfsneten konservativen Parteitage wohnten etwa 1200 Personen bei. Den Borsitz führte Freiherr von Manteufscl, der mit einem Hoch aus den Kaiser die Sitzung cröffnete. Es sprach zunächst Freiherr v.Minnigerode, der festes Zusammenhalten der Partei als Grundbedingung ihrer Erfolge und ihrer Führerschaft in der sociale» Gesetz gebung erklärte. Herr v. Diest-Daber betonte den christ lichen Standpunkt, auf den die Partei sich stellen müsse. Herr Ilrich-Ehcmnitz verlangte eine schärfere Haltung in der Iudenfragc. Klasing-Bielcfeld bezeichnet- e« als Nothwcndigkeit, daß durch die Eonservative» der Antisemi tismus in die richtigen Bahnen gelenkt werde. Er beantragte Streichung des Satzes in dem Programm-Entwurf: Wir verwerfen die Ausschreitungen des Anti semitismus", da dieS selbstverständlich sei. Blumenthal- DrcSden führte aus, er halte eS sür unerläßlich, daß die Eonservativen in der Frage des Antiseinitismus die Führung üb'rnähmcn. Dennoch seien die Begriffe „Eonservativ" und „2 ntiseinitisch" zu trennen. Man könne nicht eonservativ sein und gleichzeitig Ablwardt wählen. Es müsse eine Grenze gegen den Antisemitismus gezogen werden. E«, sprachen »och mehrere Redner, darunter von Waldow ^er ArnSwalder Gegenkandidat Ablwardt'S; er erklärte unter ccm brausenden Beifall der Versammlung, auch er habe für Ablwardt gestimmt. Frhr. v. Manteufscl verlas unter Widerspruch auS der Mitte der Versammlung den einstimmigen Beschluß der eonservativen Fraction deS Reichstage«, in welchen! die Fraction an dem Programm von 1876 sesthält und den Vorstand deS konservativen Wahlvereins ersucht, dem Purteitagc eine Erklärung vorzulegen, mit Stellungnahme zu den concrelen Fragen dcS öffentlichen Lebens. Etöcker erklärte, die Eonservativen würden die Socialdemo- kraten so lange mit Liebe bekämpfen, bi« sie besiegt zu Füßen deS Vaterlandes und deS Throne» liegen würden. (Entbusiastische Zustimmung.) Nach längerer Debatte wurde der Antrag Klasing, den Programmentwurf anznnehmen uud den oben erwähnten Satz daraus zu streichen, mit allen gegen eine Stimme angenommen und die Versammlung darauf geschlossen. — Wie verlautet, sollen fick 16 Mitglieder der eonservativen und der anlisemitischtn ReichSla-Sfractioa
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