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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189212119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18921211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18921211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-11
- Monat1892-12
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1892
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Abounem entspreiS K der hauptexpedition oder den tm Stadt» beiirk und den Vororten errichteten Aus- gabestelleu abgeholt: v irrtet,ährlich4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in- Hans >l ü.üO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ährlich S.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung tu» Ausland: monatlich 9.— TleMorgen-Ausgabe erscheint »glich '/e?Uhr, die Abead-Ausgab« Wochentags b Ühr. Nrdaclion und ErveLitiou: JahaaneSgaffe 8. Di» Expedition ist Wochentags ununterbrochen geSsfnet von früh 8 bis AbeudS 7 Udr. Filialen: Vtt» «e»»'s eortim. («lfre» Hat»). Universitätsitrab« 1, Leut» Lösche »athariuenstr. 1«. pari, und »önigspla» 7. JnsertiouSpreiS Die 6gejpaltme Petitzeilk 20 Psg^ Neri amen unter dem Redacttoatstrich <4 ge» spalten) 50^. vor den gamilieuuachrichte» . (6 gespalten) «o-j. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Zisserajatz nach höherem Tarif. Srtra-Beilage» (gesalzt), nar mit bei Morgen-Ausgabe, ohne PvstdesSrderung LU.—, m»t Postbesürdernna 70.—. Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeMte, Handels- und Geschäftsverkehr. Änuatsmelchluß fir Inserate: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Soun- und Festtags früh '/»9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserat« find stets an dt« TrZedttte» zn richten. Druck und Verlag von E. P olz tu Lelpzkg. .^r 832 Sonntag den 11. December 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. OeffkllMche Zihung der Stadtverordneten Mittwoch, de» 14- Tecember 18N2. Abends 6', Uhr, tm Sitzungssaale am Nasch,»artte. Tagesordnung: I. Bericht des StiftungS- und bez. FinanzauSschusieS über vcr- schieden» Stiftungsrechnungen. II. Bericht des StiftungS- und BauauSschusses über Nach- verwilligungen zu Pos. 49 und 87 im Svecialbudget „Städtisches Krankenhaus zu St. Jakob" aus das Jahr 1892. NI. Bericht deS OekonomieausschusscS über a de» HauShaltplan sür eine aus der Parcelle Nr. 681 des Flurbuchs sür Leipzig. Lindenou neu anzuleaende Sandgrube aus daS Jahr 1893, t>. die Borlage, betr. Ueberwölbiing der Rietzschke aus deren Strecke in Leipzig-Sellerhausen. IV. Bericht de- BauauoschusseS über: a. Nachverwilligung für Beschaffung und Einsetzung einer Kessels zu Pos. 82 „außer- ordentlich'^ des diesjährigen ThomaSschul.Budgets, d. Umbau der Abtritte der Mädchcnabtheilungen der VI. Bürger- und VI. Bezirksschule. V. Bericht deS Bau- und Lekonomieausschusses über: Feststellung der Straßen- und Baufluchtlinien der Salomonstraße aus dem Tratte zwischen Karl- und Marienstraße. VI. Bericht des Bau- und SchulauSschusseS über: Herstellung einer DestnsectionSanlagc an der Aborlgrube der 23. Bezirksschule zu Letpzig-LiuLcuau. VII. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: u. Verkauf deS an dem Täubchenwege zwischen Nostitz-Slraße und Straße und k gelegenen Baublocks und Ankauf der Parcelle Nr. 322 für Eutritzsch; d. Verkauf des Billcnbau- platzeS Nr. 23 an der Schwägrichen-Straße; v. Verkauf der Bauplätze Nr. III und IV des zwischen der Karl Lanchvitz-, Ferdinand Rhode-, Wächter- und Grassi-Straße gelegenen Baublocks und die Eingaben des Herrn Hermann Winkler, btr. «in Nachgebot aus diese beiden Plätze. Bekanntmachung. DaS 46. Stück des diesjährige» Rcichogesktzblatte» ist bei uns eingegangen und wird dt» zuin :t. Januar lünstige» Jahre» au, dem Rathhaussaal« zur Einsichtnahme öffentlich aushängc». Dasselbe enthält: Nr. 2059. Verordnung, betreffend daS Schürfen im Schutz- gebiet von Kamerun. Vom 28. »November 1892. Leipzig, den 7. December >892. Ter Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegrl. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom IS. vor. M., Las neue Regulativ über die Erhebung einer Hundesteuer in der Stadt Leipzig bcircssend, bringen wir hiermit zur allgemeinen Kennl- niß, daß Truckeyemplare VrS erwähnten Regulativs zum Preise von je 10 in unserem Stadtsteueramte (Stadthaus, 2 Treppen, Zimmer 113o), sowie rn den Filialen des Stadtsteueramts abgegeben werden. An denselben Stellen werden auch TruckformtUare zu An trägen aus rteuer-tfrmätztgung für Zug- und Wachhunde unentgeltlich verabfolgt. Leipzig, am 6. December 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Frenzel. In Gemäßheit des §. 1 der Vorschriften sür die Ausführung von Aniagen zur Benutzung der städt. Wasserwerke vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Schlosser Herr Robert Trautmann» Gerberstraße Nr. 48, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen uachgewicsen hat. Leipzig, den 9. December 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. X. 101S8. vr. Georgi. Wolfram. In Gemäßheit des H. 1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 6. Februar 1888 und der h«i. 2 und 7 de« Regulativ» für Gasrohr leilungen und GaSbeleuchtungS-Anlagen in Privatgrundstiickca vom 2. März 1863 machen wir hierdurch belannt, daß der Schlojjermeister Herr «uftav Robert Wilhelm Friedrich, in Fa.: C. Wilh. Friedrich, Emilienstraße Sir. 38, ur Uebernahme solcher Arbeiten bei »NS sich angemeldet und den 'csitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen uachgewicsen hat. Leipzig« den 9. Deceinber 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. X. 10277. Vr. Georgi. Wolfram. L' Bekanntmachung. AIS Abladeplätze sür Schnee und ViS sind für den gegen wärtigen Winter die nachverzeichncten Plätze bestimmt worden und ist deren Benutzung jederzeit allen Leipziger Einwohnern gestaltet. 1) Parzelle Nr. 2786 der Stadlflur, gelegen recht- vom Fahr weg« nach dem Berliner Gütcrbahnhofe; 2) die zu dem Gute Thonberg gehörige Parzelle Nr. der Flur Thonberg, gelegen am Windmühlenwege; S) die Abiheilunae» 1, 2, 3, 4, 6 des Lilenburger Rodelandes, gelegen zu beiden Seilen des Weges von der Heiligen Brücke nach der ehemaligen Ratbsziegelei; 4) Abtheiluna 2 und 3b der Ranstädter Viehweide, gelegen rechts ain Lcutzscher Wege, hinter dem Peelitz'sche» Zimmerplntz' 5) Parzelle Nr. 388 von Reudnitz, gelegen an dem von Anger- Crottendorf nach Stötteritz führenden Lommunicationstvege vor der Verbindungsbahn; 6) die Schaastvicie in der Flur Lindenou, gelegen am Schutt abladeplatz daselbst; 7) Abtheilung X der Gohliser Mühlwiese, gelegen am Gohlijer Wehr im Rosenthai, gegenüber dem Kaiserparke. Di« vorgedachten Plätze sind durch Placattafeln bezeichnet. Da» Abwersen von Schnee und Eis aus den Grundstücken au! Straßen und öffentliche Platze ist ebenso, wie dir Ablagerung des- selben aus Prtvoloreal, welches unmittelbar an den öffentlichen Vrr> kebrsranm angrenzt, bei 15 Strase für jeden Zuwidcrhandlungs sall verboten. Leipzig, am 8. December 1892. Der Rath der »tadt Letp»«,. L «857. vr. Georgi. «techl. Bekanntmachung. Bei der am heutigen Tage erfolgten planmäßigen AuSIoosutig leipziger Ltadtschnldschetne sind gezogen worden: von der Anleihe des Jahre» 1865 (Theater-Anleihe) je 300 Mart Nr. 222 239 283 327 339 404 510 ölü S93 603 692 848 1007 1040 11IS 1255 1286 1384 1579 1596 1615 1649 1732 2028 2053 2201 2207 2410 2482 2508 2833 2852 2884 2895 2921 2984 2997 3257 3330 3347 3829 3917 4034 4090; je 150 Mark Nr. 4179 I. 4179 s. 4198 .4. 4198 L.; von Ver Anleihe Srs Jahres 1876 je 5000 Mark Vit. I. Nr. 261 316; je 1000 Mark Vit. ö. Nr. 15 54 64 742 807 915 1123 1538 1613 1979; je 500 Mark vir. 6. Nr. 98 216 255 285 434 454 566 71? 760 1283 1285 1494 1841 1910 1929 2329 2575 3024 3844 3895 4494 4874 4938 4993 5100 5486 5639 5784 6164 6242 7232 7257 7295 7390 7588 7686 7697 7879; je 100 Mark Vit. v. Nr. 74 188 236 347 475 553 656 1040 1188 1239 1277 1588 1613 1640 1705 1816 20t7 2043 2191 2226 2438 2476 2547 2622 3198 MI8 3405 4100 4188 4475 530l 5370 5922 5927 6680 6699 7008 7956 8383 8403 8434 8512 8620 8662 8938 8941 9163 9552; von der Anleihe des Jahres 1884 je '»000 Mark vir. X. Sir. 298 379; je 1000 Mark Vit. v. Nr. 86 116 194 2IS 247 29? 574 797 893 1229 1715 2402 2508 2629 2907 3232 3932 4779; je 500 Mark vir. 6. Nr. 326 528 1680 1693 2113 2895 3419 3529 3570 3683 3694 3889 4119 4410 4411 4562 4731 4954 5318 5420 6164 6413 6712 6949 7528 7734 8445 8697 8778 8835 8951 8998 9041 9142 9721; je 100 Mart Vit. v Nr. 64 279 389 487 645 735 1028 1796 2417 3l9l 3517 4138 4227 5159 5887 6007 6230 6232 6582 6584 7056 8574 8802 8927 9223 9326 9406 10206 10388 10807 10836 10933 11032 11242 11935 12427 12446 12601 13027 13107 1323? 13535 18570 13768 13792 13799 14028 14029 14318 14326 14505 14582; von der Anleihe des Jahres 1887 Serie I je 5000 Mark Vit. X Nr. 69 349; je 1000 Mark Vit. S Nr. 144 150 263 283 425 532 1175 1196 1242 2743 3163 3418 3842 3962 4604 4831 5144; je 500 Mart Vit 6 Nr. 32 268 40l 425 1517 2738 2785 2813 2837 2844 2871, 3349 3775 3865 4309 4501 4894 5740 5840 5876 5646 6150 6606 8348 8686 8755 9218 9393 9997 10270 10315 10362; je 100 Mark Vit. v. Str. 284 319 347 370 439 79t» 945 1139 1174 1180 1432 2542 2568 2832 2853 3490 3599 3797 4520 5041 5134 5679 6030 6054 6845 7450 7835 7890 7951 7962 8600 8107 8275 8753 8914 10077 12376 >24!»l 12729 12895 12983 I2S91 13305 13441 13758 14389 14866 15503 15650 15846. Der Nominalbetrag dieser Schuidscheine gelangt gegen Rückgabe derselben nebst den dazu gehörenden Zinsleisien und Zinsscheiue» vom 30. Juni 1803 ab. init welchem Tage die Verzinsung der Capital« aushört, bei unserer Stadtcasse zur Auszahlung. Hicrnächst werden die Inhaber der bereit» srüher auSgrloosten Schntbschrme der Anleihe des Jahres 1864 zu 300 Mark Nr. 16845, der Anleihe deü Jahre» 1865 (Theater-Bnleihe) zu 300 Mark Nr. 190 46l 462 2109 2543 2959 3365 3476 3928, der Anleihe des Jahres 1876 zu 100 Mark Vir. v Nr. 623l, der Anleihe des JabrrS 1884 zu 1000 Mark vir. 8 Nr. 55 202 695 952 1151 1961 2924, zu 500 Mark Vit. 6 Nr. 1085 1130 1399 1460 2293 3921 4541 6540 6838 7320, zu 100 Mark Vit. V Nr. 1325 1423 1433 2038 2437 3866 4126 4167 4813 4916 5112 5116 5926 605? 6071 6369 6475 6511 6543 6979 7033 7324 7994 8014 8346 9312 9592 10132 10607 11006 11008 wiederholt ausgesordert.dcn Betrag dieser seit ihrem RückzahlungS- terminc von der Brrziusung ausgeschlossenen Schuldscheine zu erheben. Der noch nicht getilgte und nicht convcrtirtc Betrag der 4" « Leipziger Ltadtanieihc» von den Jahren 1850, 1856 und 1864 ist nach den Bekaiintinachungen vom II. Juni und 13. Lctober 1887 für 31. Tcrcmber 1887 gekündigt und wiederholen wir unsere Ausforderung zur Abhebung der betreffenden Capitaibcträge. da eine weitere Verzinsung derselben über Le» 31. December 1887 hinaus nicht staüsindet. Dir Inhaber der Leipziger Ltadtschnldschcinc Rr. I4VL5 und 16927 des Jahres 1864, welche zi»n Umtausch I» 3'„ Leipziger Stadtantcive des Jahres 1887 Serie 1 angemeldet und mit bczügt. Stempel vericnr» wurden, werde» hiermit wiederholt ansgesordert, diesen Umtausch bet unserer Ltadtcassi baldigst zn bewirken. Leipzig, den 9. December 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. C. Schulze. Bekanntmachung. Aus Ersuchen der hheiutschen Fabrik zn Letpzig-t-nt»fftzsch bringcn wir dierdurch zur öffentlichen Kenntniß, Laß die genannte Fabrik thtertsche Vabaver lind tzadavertheile z» jeder Zeit zur Beseitigung und Unschädlichmachung übernimmt und von den Besitzern aus Verlangen abholt. Leipzig, den 8. Deccmber 1892. Ter Rath Ser Stadt Leipzig. VIII. 7581. Vr. Georgi. Dietrich. Bekanntmachung. Hierdurch machen wir bekannt, daß wir die Turner-Straße in Leipzig-Lindenau von der Kreuzung mit der Albert-T trotze bis zur Kreuzung mit der Lützner-Straße ausschließlich der Fußwege In das Eigenthum und die Unterhaltung der Siadlgemrinde übernommen haben. Leipzig, den k. December 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. Iv. 6374. Vr. Georgi. Vr. Rd. Freisinn und Uadicalismus. 42. Im deutsckfreisinnigen Lager macht sich eine gesunde Reaction gegen den Radikalismus bemerkbar, den man so manche- liebe lange Jabr bindurch als den alleinigen Ausdruck de- „entschiedenen" Liberalismus gewähren ließ. Wenn man sich auch nicht überall ganz im Einverskändnih damit befand, so schreckte man dock davor zurück, dir be sonnenere Auffassung zur Geltung zu bringen. Jetzt treten Erscheinungen zu Tage, dir unverkennbar nack dem Aus gangspunkte zurückstreben, den die deutschfreisinnige Partei als solche genommen hat. Vor acht Jahren, als Secession und Fortschritt sich vereinigten, glaubte die erstere inner halb des neuen, größere» Parreiverbandes noch besser als bis dabin in der losen Fügung einer „Gruppe" der Secessionisten im Stande zu sein, der weiteren gegenseitigen Entfremdung der Liberalen Einhalt zu gebieten und die Brücke zu künftig erleichterten Verständigungen zu schlage». In den folgenden Jahren wuchs freilich nur die Verbitterung, wiewohl zweifellos in weilen Kreisen der ehemals secessionistischen Wählerschaft gerade das Gegentheil gewünscht unv erwartet wurde. Die Heilen sind andere ge worden, der Wunsch nach größerem Einstuß des liberalen Gedankens ist wieder erstarkt und findet naturgemäß in jenen secessionistischen Kreisen weithin neue, kräftigere Unterstützung. Er hat beule auch größeren Anspruch auf Beachtung, denn wenn es jetzt zu einer völlig unbeeinflußten, plebiScilarischen Kundgebung innerhalb des Deutschfreisinns kommen sollte, so würde sich wohl Herausstellen, daß die ehemaligen Secessionisten im Reiche die gewaltige Ucbcrmacht verstellen. Was der Fortschritt seiner Zeit an Wählerstinimen mit in die Ebe cinbrachte, ist ja seither zur guten Hälfte auf der schiefen Ebene zur Socialdcmokratie hinabgeglitten, und die andere Hälfte lst „Denen um Rickert" heute nur sehr wenig wohl gesinnt. Die Erkeiintniß dieser Sachlage brauchte nur endlich turckzubrccken, um im Reiche den Antrieb zu geben, daß man sich wieder mebr nach den eigenen Wünschen und Ideen be wegen, die radikalen Directiven dagegen als minder belang reiche unter den Tisch lallen lassen sollte. AuS der heutigen „Freisinnigen Ztg." kann man ersehen, wie gesunde Folgen diese Erkenntniß schon gezeitigt hat. In ein und derselben Nuinmer muß Herr Richter drei Mal seinen Verdruß darüber verrathen. Da war der Abg. vr. Alex. Meyer in Buttstädt und hat — was man lange nicht mehr von jener Seile her gewöhnt war — ganz ungenirt von hoben Bewilligungen gesprochen, zn denen die Deutschfreisinnigen bereit seien, um die zweijährige Dienstzeit zu erhalten. Der Abg. Hinze hatte sich vorher schon in Gotha ähnlich geäußert. Darob ein mürrischer Brummton in der „Frcis. Ztg.". Von 25 Millionen könne vr. Meyer nicht gesprochen haben, höchstens von l9l Also doch 19! Und wenn 19 nicht auS- reicben, wird wohl der Liberalismus auch bei 20 noch nicht aufhören. Das ist freilick, ei» hartes Zuzeständniß, zu dem sich selbst der radicalc Flügel bequemen muß. Aber ck kommt noch besser. In der Pfalz scheinen die Landtagswahlen nach so verständiger Richtschnur vorbereitet zu werben, daß man dort einen Streit unter Liberalen nicht erleben wirb; wie ja auch im rechtsrheinischen Bayern gemeinsam gegen die Ullramontancn Front gemacht wirb. Aber die Pfalz liegt gar zu nabe an Baden, wo das srei- sinnig-demokratisch-ultramontane Cartel, von den Führern wenigstens, mit aller Zähigkeit sestgchalten wird; es droht an dem Unmuth des Centrums zu scheitern, wenn die Bundes genossen diesseits deS Rheines unmittelbar am anderen Ufer mit dem allerschlimmstrn Feinde, den Nationalliberalen, sich gegen daS Eentrum verbünden. Da muß denn die „Freis. .Ztg." den „wirklich" Liberalen in der Pfalz über die NalionaUiberalen folgenden Wink zuerthcilen: „Schlimmer als eS jetzt in der Pfalz in Bezug auf freiheitliche Be strebungen bestellt ist, kann eS nicht werden"; (soll heißen: auch dann nicht, wenn der Freisinn sein eines Mandat in Kaiserslautern sich mit ultramonlaner Hilfe erhält, die l9 nationalliberalen Mandate dagegen in der Hauptsache dem Eentrum in die Hände spielt.) „AuS der früher so liberalen Provinz ist die Hochburg der politischen Hcucbelei ge worden!" fügt die „Frcis.Zlg." hinzu; womit sie ihrem gepreßten Herzen zwar Luft gemacht yat, aber sicherlich nichts erreicht, als daß sie Herrn von Stauffenberg, den Vertreter für Kaiserslautern im bayerischen Landtag, eine Empfindling des AergcrS bereitet, des Aergerö über dieses Dreinreden in Dinge, die ikrcn eigenen Weg geben wollen Zum dritten: Stuhm-Marienwerder! Meldet da gestern die „Voss. Ztg ", daß zur Stichwahl alle Deutschen sich wieder vereinige» werden, daß die Liberalen in Marien- wcrder und dir freisinnigen in Stuhm die Wahl Wessel's ebenso enipfeblen, wie die Hochconservaliven. DaS bringt nun den Man» i» der „Freis. Ztg." vollends in verdrießliche Stimmung. Vom Empfehlen will er nichts wissen, wo der eine Eandidat „freisinnigen Bestrebungen ebenso feindlich gcgenüberstebt, als der andere". Ten Richtcr'schen partei- freisinnigen Bestrebungen ist Herr Wessel natürlich abhold, dafür ist er eben sreiconscrvativ. Aber er hat doch im Januar die allererste Rede gegen den Grafen Zedlitz und das Schulgesetz gehalten, kann also kein so schwarzer Reactionair sein wie der Pole. Und selbst wenn er es wäre, so ist er doch ein Deutscher und Tausende von freisinnigen Männern weit und breit ii» Reick:, zumal aber an der Weichsel, werden diesen EinpseblilligSbrics heute um so höber auschlagen, als mit dem Polenthum zugleich eine gewisse Portio» Negierungöpolitik ihre verdienstliche Abfuhr erleioet, wenn Herr Wessel gewählt ist. Für Herrn Richter mag daS gegenstandslos sein. Der Eifer jedoch, mit dem er gegen alle diese — secessionistischen Anwandlungen seiner Anhänger im Reiche loSfährt, verräth deutlich, wie stark dieselben sind. Deutsches Reich. * Leipzig, lv. December. Mit dem Verlauf des conser- vative» Parteitages ist die sächsische conservalive Presse augenscheinlich und begreiflicher Weise nicht recht zufrieden. Die „Leipz. Ztg." meint zwar, den LuxuS^ zwei Seelen in ihrem Buse» zu hegen, gönne sich jede Parket, aber sie spricht auch unziveidentig aus, daß ihr die Seele, welche auf dem Parteitage die Herrschaft über die andere gewonnen hat, keineswegs sympathisch ist. Wörtlich sagt das Blatt: „Wenn die große Mehrheit der Partei es jetzt sür die Summe aller volftlschen Weiehrit hält, den Radau-Antlsemi- tismuS zu übertrumpfen und eine kleine Minderheit sich bei dieser Ueschästlgung nickt zu beldeiligen gedenkt, so fällt darüber die Partei noch lange nicht auseinander. Der Rausch, der sich setzt der conservativen Wahlermassen bemächtigt hat, wird ver- fliegen, wie jeder Rausch und wieder der nüchternere» Denkart Derer weichen, die im Kampf« geacn die schädlichen Einflüsse des Judenlyum» schon bisher die positive Arbeit zu verrichten hatten, während die jetzt sieghaften „Jüngsten" nur Lärm machen und daher von dem wirklich gefährlichen Tbeil der jüdischen Bevölkerung schon längst als ungcsährlich erkannt sind." Schmeichelhaft für die große Mehrheit der Partei ist der Vorwurf, daß sic eS für die Lumme aller politischen Weis heit halte, den „Radau-Antisemitismus zu über trumpfen", jedenfalls nicht; unter Freunden sagt man sich olche Artigkeiten sonst nicht. DaS „Vaterland" fällt ein Irtheil über den Parteitag noch nicht; in einem Artikel über den Ahlwardt-Proceß läßt es jedoch erkennen, daß es die von der großen Mcbrhcil der Partei bekannte Vorliebe für das jüngste Mitglied des Reichstags nicht theilt. Es heißt in diesem Artikel: „Der Patriotismus, der ihn (Ahlwardt) beseelt, ist denn doch eine ganz seltsame Abart, deren weitere Ver breitung wir kaum wünschen möchten, und sein Juden haß ist, wie bei Paasch, derart entwickelt, daß er das klare, normale Denke» beeinflußt. Wir würden noch mehr an die bann ückos Ahlwardt's glauben, wenn nicht seine und seines Ver- theidigers immer neue Beweisanträge gar zu sehr den Eindruck von Verschlepp ungsversuchen machten. Im Ganzen gewährt der Proeeß ein recht unschönes Bild. Vor einigen Jahren wäre ci» Sieg Ahlwardt'S unmöglich gewesen. Für unsere Parteigenossen ist der Sieg ein Mahnruf zu ernster ent- schtedener Arbeit, sür alle aber ein Ansporn, sich doch noch einmal die Frage vorzulcgen, ob unser Volk zum allgemeinen Wahlrecht reis sei oder je reis werden könne. Man macht dem conservativen WahlcomilS des KreiseS den Vorwurf, daß eS die conservative» Wähler ansgesordert habe, für Ahlwardt zu stimmen. Wir würden vielleicht Wahlenthaltung empfohlen haben, da der Sieg des Freisinnigen außerhalb deS Bereiche« der Möglichkeit lag. Daß der Landrath des Kreises sür Ahl wardt eintrat, hat uns gewundert. In Sachsen wäre so etwa« nicht möglich. Der Minister hat ihm seine Mißbilligung ausgesprochen und mit Recht." 6. ll. Berlin, lO. December. Auf dem internationalen Socialistencongreß in Paris wurde der internationalen Gewerkschaftsbewegung wenig Aufmerksamkeit geschenkt; die Herren Agitatoren hatten genug zu thun, sich in schwül stigen Phrasen zu Überbielen. Anders war eS schon in Brüssel; hier waren mit dem internationalen Socialisten- congretz eine Anzahl GewerkschastScongresse verbunden, auf denen sich, wie sich spater bei zahlreichen Streiken gezeigt — wir erinnern in dieser Hinsicht nur an den der Buchdrucker — di« internationalen Faden enger gesponnen wurden, so daß die Beschaffung von Geldmitteln für den Streik aus dem AuSstande sich in viel größerem Umfange vollzog als sonst. In Verbindung mit dem interiiationalcil Soeialistencongressc in Zürich soll nun diesmal eine verbältnißmäßig große Anzahl internationaler GcwcrkschaftScongrcfse veranstaltet und auf denselben hauptsächlich die Frage beralhen werden: Wie können sich die Arbeiter bei Streiks die wirksamste Hilfe bringen? Man denkt in dieser Hinsicht nicht allein an die Ausbringung von Geldmitteln in den ver schiedensten Ländern, sondern in erster Linie an das Fern- haltcn deS Zuzuges von Arbeitern aus anderen Länder», in denen die Lobnvcrbältnisse ungünstiger sind. Die zwischen deutschen, dänischen und schwedischen Arbeitern getroffenen Verabredungen wegen des Zuzuges bei Streiks sind sehr streng gehalten worden, bei den Streiks in Hamburg gelang eS nicht, Arbeiter aus Kopenhagen in nur »enlieuswerther Anzahl zu erhalten und umgekehrt. Die deutschen Arbeiter beklagen sich aber über den massenhaften Zuzug von Italienern und Oesterreichern, und hier will man auf den internationalen Gewerkschaslseongrcfsen in Zürick Wandel zu schassen versuchen; speciell dürste daS aus dem Textilarbciter-Congreß, zu dem die Einladungen von der Gewerkschaft der Seidenarbciter in Zürich bereits ergangen sind, geschehen. * Berlin, 10.December. lieber den Ahlwardt-Proceß, speciell über die Episode desselben, in der geheime Acten- stücke unter Ausschluß der Oeffentlickkeit zur Prüfung gelangten, wird der osficiösen „Wiener Polit. Eorr." von hier geschrieben: „Das überaus peinlich« Aussehen, welches der Proceß Ahlwardt verursacht, war durch den tdeilweisen Ausschluß der Oeffentlichkeii, zu der man sich am letzien Sonnabend veranlaßt fand, nur in n:i- ersreulicher Weise liesleigcrt worden. Die Beriiiiithunaen über Das, was geheim gehalten wurde, kamen durckwegs dem Angeklagten zn Statten und wurden vielfach gegen die Nebenkläger ausgebeulel. ES ist deshalb als eine durchaus zweckmäßige und willkommene Maß- reget begrüßt worden, daß die Militairverwallung den Schleier deS Geheimnisses falle» ließ und sich zur Veröffentlichung der belrestcnden Actenstücke entschloß. Es war dadurch auch dem Treiben der fremden deutschseindllchen Presse eine Schranke gesetzt, nachdem man von dieser Seite die geheimen Acten- stücke vor ihrer Verlesung mit großer Genugthuung als einen Beweis gegen die Brauchbarkeit der deutsche» Handseucnvaffe aus- zunützen versucht hatte. Das Bckanntwerdcn der Actenstücke und der Eommenlare der Sachverständigen haben mit vollster Klarheit ergeben, daß eS sich lediglich um gewisse Ausstellungen handelte, wie sie bei jeder neuen Waffe Vorkommen, aber keineswegs geeignet sind, der KriegSliichtigteir der Waffe irgendwelchen Eintrag zu thun. Als besonders charakteristisch erscheint, daß der „New-Pork Herald" und der „Figaro", also zwei Blätter, über deren feindselige Gesinnung gegen Deutschland kein Zweifel herrschen kan», zuerst in der Lage waren, über die nachträglich im Processe verlesenen geheimen Actenstücke, so lange sie »och als geheime behandelt wurden, Mittheilungen zu machen; eS wirst diese Thatsache jedenfalls ein kigcnthüiiiltches Licht aus den Patriotismus de- An- geklagten, von dem bei dem Proceß so viel di« Rede war. Der Ncichlhetl, welche» der Proceß im Gefolge haben wird, dürfte vor Allein die deutsche Industrie treffen, indem die deutschseindliche Presse und die Toiicurrente der deutschen Industriellen mit Freuden die Gelegenheit nehmen werden, die Behauptungen Ahlwardt's mit der entlprechenten Gehässigkeit und Ueberlreibung zu verbreiten und ausziiiiützen. Bon schädlichen politische» Coniequenzen kann aller dings kaum die Rede sein; eS kann nicht wohl angenommen werden, daß sich bei den Feinden Deutschlands die Idee fcslsctzen sollte, daS deutsche Heer sei »linderwerihig bewaffnet. Im Uedrlgen hat sich Unterschätzung des Gegners noch immer gerächt. )-( Vcllin, 10. December. (Telegramm.) Zu dem Artikel der „Leipziger Zeitung", welcher vv» dem conservativen Parteiprogramm handelt und in welchem gesagt wird: Jetzt will Man au- diesem Tropfen antisemitischen Oeles, wir eS scheint, einen uferlosen Oeean macken, bemerkt die „Vossische Zeitung" heute: „Den con servativen Hexenmeistern beginnt vor den antisemitischen Geistern, die sie riesen, bereits bange zu werden. Di« osficiösen Ratten fangen schon an, das conservative Schiff
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