XIII. Weiterer Ausbau der öffentlichen Einrichtungen 1. Gohlis erhält eigenen Friedhof und eigene Kirche Gemeinde erhielt im Jahre 1851 einen eigenen Friedhof. Es war dies für die WMM Gohliser eine große Wohltat. Bis dahin hatten die Nachbarn die Pflicht, den Toten nach dem Eutritzscher Friedhof zu tragen. Bei Wind und Wetter mußten sie den immerhin beschwerlichen Weg nach Eutritzsch gehen. Die Benutzung des Leichen wagens war mit Geldkosten verbunden und wurde daher in seltenen Fällen in Anspruch genommen. Der erste Gohliser Friedhof, der zwischen der Möckernschen und der Breiten felder Straße lag, war Eigentum der Gemeinde. Bei dem schnellen Wachsen des Ortes erwies sich der Friedhof, der kaum 2500 gm groß war, bald als viel zu klein. 1868 mußte schon die neue Friedhofsanlage am Viertelsweg benutzt werden. Geweiht wurde sie von dem Eutritzscher Pfarrer Kunad. Die Gutsbesitzer erhoben damals gegen die Mitbenutzung des ihnen gehörigen Wirtschaftsweges für den Zugang zun: Friedhof Einspruch, mich meinten sie, daß Platanen und Linden einen Sammelplatz für Vögel bilden würden zum Schadeil ihrer Getreidefelder. 1871 kamen die Friedhöfe in den Besitz der Kirche; der „alte Friedhof" wurde säkularisiert, nachdem auf ihm 1881 die letzte Beerdigung statt gefunden hatte, und in eine öffentliche Anlage umgewandelt. Der Friedhof am Viertels weg wurde durch Ankauf von neun sächsischen Ackern 1888 vergrößert, und der neue große Friedhof wurde am 2. Dezember desselben Jahres durch Pfarrer 11r. Sepdel eingeweiht; er erhielt den Namen Kapellenfriedhof. Der Gedanke, eine eigene Kirche zu bauen, mußte die Gemeinde mit der immer höher steigenden Bevölkerungszahl je länger, desto ernstlicher bewegen. Denn wenn zur Zeit des Hofrats Böhme die Gemeinde nicht mehr als drei- bis vierhundert Einwohner gezählt haben mag, so brachten doch die Jahrzehnte nach 1850 eine stetige Vergrößerung des Ortes. So wurden denn auch in den Jahren 1853 und 1854 über den Bau einer Kirche, und zwar für Möckern und Gohlis gemeinschaftlich, ernstliche Verhandlungen ge pflogen. Dieser Plan zerschlug sich, weil Möckern nicht geneigt war, noch lange im Pfarr- verbande mit dem ziemlich entfernten Eutritzsch zu bleiben. Nachdem Möckern von Eutritzsch ausgepfarrt war, wurde von dem Pfarrer Kunad in Eutritzsch 1857 der Bau einer Kirche für Gohlis allein beantragt. Da aber der Eemeinderat von Gohlis gegenüber dem Antrag der Kircheninspektion und den Vorstellungen des Rates der Stadt Leipzig die Er klärung abgab, daß er den Bail der Kirche so lange hinausgeschoben zu sehen wünsche, bis das Kapital der Böhmeschen Stiftung so hoch angewachsen wäre, daß zugleich die Grün dung eines selbständigen Pfarrsystems in Ausführung gebracht werden könnte, so wurden im Verlauf der folgenden Jahre seitens der Behörden die zu einer Auspfarrung er forderlichen Verhandlungen und Vorlagen vorbereitet.