Die Schule und der Schulmeister 43 das Schulhaus weder den Bedürfnissen des Unterrichts, noch denen der Lehrerwohnung. Es wurde deshalb 1861 aufgegeben, der Betsaal aber nach wie vor zu gottesdienstlichen Zwecken benutzt, bis in den Jahren 1871—73 die jetzige Kirche mit einem Aufwand von 174000 Mark erbaut und am 31. Oktober 1873 eingeweiht wurde. Die früheren Schul räume wurden als Kinderbewahranstalt (Theresienstift) benutzt, bis das alte Gebäude 1887 völlig niedergelegt und die Baustelle nebst Gärtchen in öffentliche freie Anlagen ver wandelt wurde. Für die Bedürfnisse der Schule hatten die Bauern im allgemeinen wenig Ver ständnis, ja, sie kamen ihren Verpflichtungen nur mit Widerwillen nach. Dies zeigte sich bei der Herstellung einer menschenwürdigen Wohnung für den Lehrer des Ortes. Der Lehrer erzählt darüber: „Die Vermehrung meiner Familie machte mir die Herstellung einer Schlafkammer zum dringenden Bedürfnis. Von der Gemeinde abgewiesen, wandte ich mich an Land gerichtsdirektor Stockmann. Dieser bewilligte mir 100 Taler, wenn ich den Mehrbedarf auf mein Risiko übernehmen wollte. Die Gemeinde wurde verpflichtet, die nötigen Bau steine unentgeltlich anfahren zu lassen. Mitte Oktober begann der Bau. Die Maurer brauchten Steine, die, weil hier und in der Nähe keine Ziegelei war, von Lützschena ab geholt werden mutzten. Der Richter, den ich um einige Fuhren bat, erklärte, das; jetzt die Bauern keine Zeit dazu hätten und datz ich bis gegen Weihnachten warten müsse, wenn ich die Fuhren nicht von: Ziegler selbst — natürlich auf meine Kosten —besorgen lassen wolle. Da die Nähe des Winters keinen Aufschub gestattete, mutzte ich die Fuhren selbst bezahlen. Kaum hatten die Arbeiten begonnen, so erkannte man auch, datz dieser Umbau weit schwieriger auszuführen war und teurer werden würde, als man sich vor gestellt hatte. Besonders machte die Entfernung mehrerer ungeheuer grotzer Granitblöcke im Grunde der Mauer, die noch weit in die Wohnstube hineinragten und sie verun stalteten, grotze Schwierigkeiten. Nachdem ich alle Rechnungen bezahlt, fand sich, datz der Bau statt 100 Taler 170 Taler kostete, Trinkgelder, Bier, Branntwein und Kaffee für die Arbeiter nicht mitgerechnet. Doch war ich froh, nun eine Wohnung zu besitzen, die für einen genügsamen Sinn hinlänglichen Raum gewährte." Die Geschichte der Schule spiegelt treulich die Entwicklung unseres Heimatortes wieder, eine Entwicklung, die anfänglich, nur langsam fortschreitend, kaum bemerkbar ist, von der Mitte des vorigen Jahrhunderts an ein schnelleres Tempo einschlägt, bis sie zuletzt in Riesenschritten erfolgt. (Vgl. hierzu die späteren Ausführungen über das Eohliser Schulwesen!)