Gohlis als Ausflugsort 47 Und itzt ist vor zweien Stunden, Als es noch war tiefe Nacht, Eh es jemand hat empfunden, Schon die Nachtigal erwacht, Welche dann verführet schon Manchen lieben, süßen Ton, Und die ausverschämten Frösche Haben Hochzeit schon gemacht, Treiben ihr Koargewäsche Von früh an bis in die Nacht, Von der Nacht bis wieder früh Höret man sie schweigen nie. — Heinrich Mühlpfort besingt in seinen 1698 erschienenen „Tentschen Gedichten" das Rosental: Du edler Rosenthal, Dil Wohnhaus; aller Freud, Du Sitz der Gratien, Du Schauplatz der Sirenen, Du süßer Auffenthalt der Leipzig scheu Lameuen, Dianens Eigenthum, wenn sie Key Sommers-Zeit Mit Jagen sich ergeht, der Venus Hofestätt, Ihr Pafos, ihr Cyther, der sie gefeyret hat. Auch Leibnitz hat ganze Tage im Rosental Angebracht und über die „Versöhnung des Plato und Aristoteles" nachgedacht. Der unglückselige Dichter Christian August Günther, der sich 1717—1719 in Leipzig aufhielt, erwähnt es oft. Bekannt ist auch die ausführliche Schilderung, die Zachariae 1744 in seinem „Renonüsten" vom Rosental und seinen Freuden gibt. Er verlegt das Duell, das in; 6. Gesäuge stattfindet, an das „Gerüst" auf der grotzen Wiese. Es heitzt dort: Da wo vor Ranstädts Tor der krummen Pleiße Wellen Mit stillem, sanften Lauf an grüne Küsten schwellen, Liegt ein berühmter Hain, den schon die graue Zeit In angenehmer Nacht den Liebenden geweiht. Man hat den heil'gen Wald das Rosental genennt. Und welches Mädchen ist, das diesen Ort nicht kennt? Hier sieht auf ihrer Flut die Pleiße Gondeln gehn, Die unter Spiel und Scherz und blasendem Getön Von dem beschilften Rand auf Gohlitz freudig eilen, Wo den Geschmack Musik und Tanz und Kuchen teilen, Hier türmet sich das Grün der Eichen in die Höh; Dort wird der Buchen Laub zur schattigen Allee; Und dort sucht hellgrün Gras durch seine lichte Flächen Des dunklen Lindengangs Schattierungen zu brechen. — Seume, der in Leipzig die Nikolaischule und die Universität besuchte und noch im hohen Alter bei seinen Spaziergängen durchs Rosental die Wasserschenke aufsuchte, zürnt in einem Gedicht gegen das Aushauen des Rosentales, dem sein täglicher Spaziergang galt: Herzlose Männer zerstören den Hain mit wütender Mordart Und der Schlag hallt von der Entheiligung weit in der Flur fort. Meine Eeliebtesten fallen, die Starken, die Holden des Tales, Denen das rauschende Laub noch gestern ums männliche Haupt klang. Haben die Männer des Lindenhains denn Seelen von Eisen?