52 Gohlis als Ausflugsort Abb. 19. Blaue Mütze im Aberfluß vorhanden, ich Frau Venus mit ihren schönen Grazien sah, durchduftet mit Zigarren und Pfeifen ringsum usw. (Siehe Beilage.) Gohliser wanderten gern nach der Stadt. Bei vielen ist das Ziel ihrer Sehnsucht die „Blaue Mühe", wo leidenschaftlich Karte gespielt wird. Sie lag in der Nähe der heutigen Lortzingstraße, unweit der alten Burg. „Stumm wie ein Grab ist die ganze Versammlung. Donner tonnten rollen, und sie hören sie nicht; Blitze konnten am Himmel sich schlängeln, sie achten sie kaum, denn mehr als alles dies ist ihnen Gewinn oder Verlust eines unseligen Spiels, die Weiber sitzen neben ihren bangfrohen Männern, und ihr Herz hüpft beim reichen Gewinn oder schlägt ängstlich bei der Gewißheit des erlittenen Verlustes." (Siehe auch Beilage.) 6. Die Wasserschenke Die Wasserschenke ist seit dem 18. Jahrhundert das Ziel des Leipzigers gewesen. Fand er doch hier seine Lieblingsgetränke und Lieblingsessen, für die er ja heute noch leiden schaftlich eingenommen ist, wie Schweinsknöchel, Speckkuchen und Allerlei, und für die er alles zu opfern vermag. Im 18. Jahrhundert war „der König der Biere", wie Klop- stock sagte, das Merseburger. Von der Mühle führte eine Brücke über die Pleiße nach der Wasserschenke. Dieselbe, ungefähr da gelegen, wo jetzt die Schokoladenfabrik von Felsche steht, war bekannt wegen ihres Erasgartens, wegen der vortrefflichen Küche und ihres schweren Bieres. Sie wurde in der Regel nur von den besseren Leipziger Kreisen an Winternachmittagen zum Kaffee und im Sommer zum Abendessen besucht. Sonntags herrschte reges Leben, die Gohliser „Musikbande" spielte hier ihre Weisen. In einem Gedicht von 1781 heißt es: