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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921214013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892121401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892121401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-14
- Monat1892-12
- Jahr1892
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A-o««emerrtspreiS k H-;npt»rp«dittoa oder dm t» Stadt« bezirk und dm Bororlen errichteten Au»« gabestellea abgeholt: vierteljährlich ILO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteflährlich 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandseavung in« Ausland: monatlich >4 9.— Tie Morgen-Au?gabe erscheint täglich'/.? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Ühr. Redartion und Lrpeditiou: Johanne»,affe 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Ltt« « Lortim. «Alsrrh Hahn), Uoiversitätsktraß, 1, . Louis Lösche, Katharinmstr. 14, part. und König-Platz 2. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedoction-strich (4ge« spalten) bO^j, vor den gamiltennachrtchteo (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verjeichuiß. Tabellarischer und Ziffernjatz »ach höherem Tarif. »xtra-Beilagen (gefalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschlnß für Inserate: Abead-AuSgabe: Bormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Lei dm Filialen und Annahmestellen je eia» halbe Stund« früher. Inserat« sind stet» au di» Expedition za richten. Druck and Verlag von E. Pol» in Leipzig. 637. Mittwoch den 14. December 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nachdem zufolge unserer Bekanntmachung le. 6265 vom 5. Oktober dieses Jahres der Plan D. V. 5630 R. X. 5926, betr. die Feststellung der Fluchtlinie der Gartenstraße in Leipzig-Angcr- Crottendorf auf deren Ausdehnung von dem Areale der Eilenburger Bahn bis zur Kreuzung mit der Karlstraße und der Straße IX in einem Abstande von 23 Metern, vorschriftsmäßig und zwar vom 12. Oktober bi» mit 8. November öffentlich ausgelegcn hat, nachdem auch die hiergegen erhobenen Widerspruche von uns unter entsprechender Begründung abgelehnt worden sind, hiergegen aber von keiner Seite das Rechtsmittel des Rekurses fristgemäß erhoben worden ist, so hat der oben erwähnte Plan nunmehr i» Gemäßheit 8. 23 des Regulatives, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straßen betr., vom 15. November 1867 als rechtskräftig sestgcstcUt zu gelten. Leipzig, den 7. December 1892. le. 638o. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.Vr. Rd. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Verlegung des vom Kuhthurme noch dem Reuen Schüycnhause führenden Fahrweges, sowie des Fußweges vom Leutzschcr Wege nach dem bliebenen Leipzig, den 9. December 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 6196. vr. Georgi. Rüling. Luppenftege vergeben sind, werden die unberücksichtigt ge- -men Bewerber hierdurch aus ihren bez. Angeboten entlassen. Auctions-Bekanntmachung. Donnerstag, de» IS. ds Mts., Nachmittags '/,4 Nhr, soll im Grundstück Querstraße 23 in Letpzig-Lonnrwitz 1 Baugerüst, bestehend auS 400 Stück Pfosten, 200 Stück Karrenhölzer, 200 Stück Schoßriegel und 150 Streckhölzer, an den Meistbietenden gegen sofortige haare veiahlnng öffeut- lich versteigert werden. Leipzig, am 9. December 1892. Der Rath der Stadt Leipzig, lä. 2. 5283. vr. Georgi. Hübschmanu. Nutzholz-Äurtion Donnerstag, den 15. December, d. I». sollen von Bor- mittag» 9 Uhr an auf dem Mittelschlagwalde in Abth. In des Burganer Forstreviers» zwischen den Böhlttz-Ehrenberger Wiesen und der Fluthrinne 39 Buchen- - - 25- 55 - 2— 7 - 41 Rüstern- » - 17— 70 - - - S- 9 » - 18 Linden- » - 55— 69 - - 3—10 - - 2 Ahorn« « - 18— 25 - - - 5- 6 - 36 Eschen. - - 17— 46 - - - 2- 9 - - 5 Masholdev- - 23— 38 - - - 4— 7 - - 2 Pappel- - - 21— 23 - - - 4— 5 - - u. 36 Schirrhölzer unter den im Termine öffentlich aushängenden Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft. am früheren alten Forsthause bei Böhlitz- Ehrenberg. Leipzig, am 2. December 1892. Des RathS Forftdeputation, Bekanntmachung. Dir Leuchtkraft des städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom 5. bis II. December 1892 im Argondbrenner bei 150 Litern stündlichem Lonsum das 18,5 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,446. Leipzig, am 12. December 1892. Des Raths Deputation zu den Gasanstalten. Sparkasse in der Parochie Schönefeld zu Leipzig-Reudnttz. Grenzftraße Rr. 2. Wegen Zinsenberechnung und Abschluß der Couren werden Sparbücher in der Zeit vom IS. bi» 31. Leeember 18V2 nicht expedirt. Für Ein- und Rückzahlungen ist der 17. December der letzte Expeditionstag in diesem Jahre. Vom 2. Januar 1893 ab werden wieder täglich früh von 8 bis 1 Uhr Spareinlagen angenommen und Rückzahlungen geleistet. Leipzig-Reudnttz, 22. November 1892 Lodert vledert, Director. General von BoguslawSki und die deutsche Heeresreform. Unser militairischer Herr Mitarbeiter schreibt uns: Ms. General von BoguslawSki, der im vorigen Jahre durch seine Schrift über die Nothwendigkeit einer Einführung der zweijährigen Dienstzeit im deutschen Heere seinen bis dahin nur in Fachkreisen bekannten militairscbrift- slellerischen Rus auch in den weitesten Kreisen verbreitete, indem er ein Thema anschlug, das, sozusagen in der Luft liegend, nur der präcisen Fassung noch bedurfte, hat kürzlich sich der Tagessrage der deutschen Heeresreform in einer neuen Schrift „die Parteien und die Heeresreform" zugewendet. In derselben zieht General von BoguslawSki die Folgerungen au« seinem, die zweijährige Dienstzeit be handelten Aufsatze. Sie bildet demnach eine Fortsetzung desselben und verdient, namentlich in einzelnen Abschnitten, um so mehr die allgemeine Aufmerksamkeit, weil sie einer Reibe militairischer Einrichtungen gegenüber einen Stand punkt einnimmt, der zwar anfangs manchem Widerspruche begegnen, sich aber voraussichtlich ebenso wie seine Ideen über die zweijährige Dienstzeit zum Erfolge durchringen wird. Den ersten, politischen Theil der Schrift, welcher die Hal tung der Parteien gegenüber der Vorlage bespricht, lassen wir hier unberührt, nur möchten wir uns der Warnung de» Generals vor jeder agitatorischen Behandlung der Vorlage und dem Herumspringen mit den hohen Zahlen derselben, ehne die zu gleichen Zwecken von andern Landern gemachten Ausgaben zu würdigen, anschließen. Der zweite Theil der Schrift wendet sich gegen dir Nach - theile der jetzigen dreijährigen verstümmelten Dienst zeit und das schädliche System der Diposition» - Urlauber. Auch diesem Theile brauchen wir nicht näher zu treten, da in letzter Zeit gerade genug über diese» Thema geschrieben worden ist. Unserer Ansicht nach ist die Frage, ob die Ausbildung der Fußtruppen in zwei Jahren zu ermöglichen sei, im bejahenden Sinne durch die Erfahrungen entschieden, welche wir im letzten Zeldzuge gemacht haben; die Wirkung der wenigen im Dienst behaltenen Mannschaften des dritten Jahrganges ist kaum eine ersprießliche, eher eine schädliche zu nennen, weil dieselben, durch ihr Verbleiben im Dienste verstimmt, kaum je ein gutes Beispiel für die jüngeren Leute geben werden. Es bleibt in ihnen das Gefühl der Zurücksetzung rege, und die ausbleib- liche Folge davon sind unverhaltmßmaßige Ausschreitungen des dritten Jahrganges. Der Einjährig Freiwillige erregt nie den Neid deö Mannes, weil dieser bei den Frei willigen zugleich größeres Wissen und Geldopfer sieht; unter Uncs Gleichen fühlt er jede Zurücksetzung schwer. Die zweijährige Dienstzeit, thatsachlich durchgeführt, würde ein großer Fortschritt und erheblicher Kräftezuwachs sein. Gesteigerte Frische und Lust zum Dienst wären die Folge des Bewußtseins, daß alle nach gleichem Maß gemessen würden. Kehren wir nach dieser Abschweifung zu der Schrift deö Generals von BoguslawSki zurück, so finden wir in dem von der Erhöhung der Zahl der Officiere und Unterofficiere bandelnden fünften Capitel u. A. folgende effelnde Ausführung: „Die Entwickelung unseres Officier-Cor PS ist auf aristokratischem Grundlage erfolgt. Wenn als diese Grundlage im l8. Jahrhundert hauptsächlich die Geburt als Edelmann betrachtet wurde, so ist seit Mitte dieses Jahr hunderts das gleichfalls aristokratische Princip der Ueber lieferung, der gesellschaftlichen und wissenschaft lichen Bildung endgiltig zur Geltung gekommen. Der Werth der Ueberlieferung kann gar nicht bestritten werden. Er wird auch nickt bestritten in anderen Ständen. Man findet es ganz natürlich, daß das Kind an dem Berus des Vaters frühzeitig Geschmack findet, daß sich seine Gedanken auf ihn richten, seine Begriffe nach ihm bilden, aber in Bezug auf das Heer ist der demokratischen Partei solche Ueberlieferung ein Greuel. Schon Scharnhorst erklärte Tapferkeit im Kriege und Bildung im Frieden für die Bedingung zur OsficierS- Beförderung. Das Uebergewicht der wissenschaftlichen und gesellschaft lichen Bildung, welches der Officierftand über die Masse der Soldaten ausübcn soll, ist bei einem Volksheer von äußerster Wichtigkeit. Dies haben alle Nationen anerkannt und die Beförderung der Unterofficiere im Frieden zum Officier, durch welche zwei Sorten Officiere geschaffen und eine Spaltung im OfficiercorpS erzeugt wurde, abgeschafft, bezüglich ein geschränkt, wie z. B. in Frankreich. Von einem Verlassen des PrincipS, auf welchem unser OfficiercorpS steht, kann keine Rede sein, wohl aber von einer Erweiterung desselben. Diese Erweiterung hat sich schon zum Theil vollzogen; wenn aber die Gesellschasts-Classen, aus denen das OfficiercorpS sick bisher hauptsächlich ergänzte, wirklich für die Vermehrung nicht auSlangen sollten, so muß man eben in weitere Kreise greisen, sich für die Auswahl des Ersatzes weitere Grenzen stecken." Vor Allem will General von BoguslawSki den auf Be förderung dienenden jungen Mann mit einem guten Maße wissenschaftlicher Bildung ausgerüstet wissen und zwar einem solchen, daß der Durchschnitt der Officiere dem Durchschnitt der „studirten Leute" gleichfteht. Dies wäre zu erreichen durch Festsetzung einer Prüfung, welche dem Abiturientcn-Examcn eines Gymnasiums oder einer Realschule erster Ordnung gleichstehen müßte, mit Fort- lassung des Griechischen, aber mit erhöhten Ansprüchen im Französischen, Englische» oder Russischen; General von Vvgus- lawSki tritt dann sehr warm dafür ein, das Alter, in welchem der junge Mann durchschnittlich zum Officier befördert wird, weiter hinauSzuschieben, damit das an der Er ziehung Fehlende während der Dienstzeit selbst mit Sicher heit nachgeholt werden kann. Da es in Rücksicht auf die erreichte Stellung immer schwieriger sein wird, einen Officier wie einen Fähnrich zu erziehen, wünscht v. B. durch eine aus 2ff, Jahre verlängerte Dienstzeit des auf Beförderung-Dienenden, die in den unteren Charge» bei der Truppe und znm Theil auf der Kriegsschule zuruck- zulegen wäre und dieMöglichkeit einer intensiveren Fachbildung für Diejenigen bieten würde, welche nicht auS den Cadcttenhäusern hcrvorgcgangcn sind. Auch die aus dem Cadetlencorps mit dem Zeugniß als Fähnrich entlassenen jungen Leute sollten nach Ansicht des Generals einIahr als Gemeine und Unter- ossicicre, die mit dem Zeugniß als Officier entlassenen zum Mindesten ein halbes Jahr als Fähnriche wirklichen Dienst in Reih und Glied tbnn müssen, bevor sie znm Officier befördert würden. Die Beförderung in zu jugend lichem Alter entspricht nicht mehr den jetzigen Verhältnissen, da die allgemeine Wehrpflicht Recrutcn liefert, die manchmal drei, manchmal bis zu sechs Jahre» älter sind, als die Recruten-Officiere. Die allgemeine Wehrpflicht liefert häufig auch Rccrulen, die dem jungen Officier. welcher als Erzieher vor sie hintreten soll, an Wissen überlegen sind. „Eine Erweiterung der Kreise in dem oben berührten Sinne würde eine engere Verbindung des OfficiercorpS mit dem gebildeten Bürgerstande zur Folge haben. Die Männer, deren Söhne und Brüder als Officiere in der Armee stehen, werden den Geist des Ofsicicrscorps und die Einrichtungen in der Armee besser verstehen lernen, die Bedeutung und Wichtigkeit desselben wird in höherem Grade geschätzt werden. ES wird eine durchaus vortheilhafte Annäherung deS Officierstandes, wie sie bisher hauptsächlich zwischen diesem, dem Grundbesitz und dem Beamtenthum bestand, dann auch mit weiteren Kreisen stattsinden." In dieser Weise glaubt General v. B. den uns nöthigen Ersatz zu finden, ohne der bewährten Stellung de« Officier- corp» Abbruch zu thun. Der BoguSiawSki'schen Schrift ist das hohe Verdienst zu zuerkennen, die Gedanken eines vaterländisch fühlenden, praktisch erfahrenen Soldaten zum Ausdruck zu bringen, der wohl weiß, worauf cs in der HeereSreformsrage ankommt, und der von ihm gezeigte Weg, aus welckem für das OfficiercorpS dauernd genügender Ersatz zu beschaffen wäre, dürfte dem von der freisinnigen Partei wiederholt gemachten Vorschläge, daß die Unterofficiere auch im Frieden ohne Prüfung zum Officier befördert werden müßten, weitaus vorzuzichen sein. Dieser Vorschlag müßte den Bestand unseres jetzigen OfficiercorpS und seine Eigenheiten erschüttern, und gerade in diesen Eigenheiten — alle Auswüchse außer Be tracht gelaffen —, liegt die Kraft unseres Heeres. Das Wort des Alt-ReichSkanzlerS: „Alles können sie uns nachmachen, nur unser» Secondelieutenant nicht", enthält eine große Wahrheit. Deutsches Reich. * Leipzig, l3. December. Die von dem Vorsitzenden deS konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen, Freiberrn von Friesen, in der „Krenzzeitung" gegen di: „Leipziger Zeitung" veröffentlichte Erklärung wird von diesem Platte ganz so beantwortet, wie vorauszusetzcn War. Es hehält sich über den Borwurf, „bewußte Unwahrheit" gesagt zu haben, „das Weitere" vor, und erinnert einstweilen Herrn v. Friesen an das, was auf dem conservativen Parteitage geschehen und nicht geschehen ist. Dieser Theil der Antwort lautet: „Für heute ersuchen wir Herrn v. Friesen blos, etwas ruhigeren Blutes, als er bei Abgabe dieser Erklärung gewesen zu sein scheint, nochmals den Bericht über den Parteitag durchzulesen, den Bericht mit allen darin vcrzeichncten Zwischenrusen, dein fünfmaligen Schlußruf, mit dem Herr v. Blumenthal niedcrgeschrieen wurde, das ..Raus", mit dem inan den Namen Helldorf — bekanntlich Michails nicht unser Mann — begrüßte, den „minutenlangen Bei- nll", der auf die Tiraden des Herrn Ullrich ertönte rc. Ist das etwas Anderes als Radau? Macht das der Antisemitismus der Straße schlimmer? Die „Kreuzztg", die doch wohl NamenS der jetzigen Mehrheit zu sprechen berechtigt ist, findet diesen Eindruck freilich „erfrischend und belebend." Die Haltung eines bekannten Dresdner Hetzblattes, dessen Leitartikel durchgängig auf denselben Ton, den Ton „Raus l", gestimmt sind, wird von dem führende» Organ der preußischen Conservativen dafür höchlichst gelobt. Wir haben bisher geglaubt, in der Berurtheilung diese» Tones, der den Beifall der Mehrheit fand, mit Herrn von Friesen einig zu sein. Gleich unS, hat er bis dahin diese Art, Politik zu machen, conscquent und aufs Schärfste ver- urtheilt, conscquent ist er dafür von der Radau-Presse mit Schmutz beworien worden wie wir. Daß Herr v. Friesen es mit uns auss Schärfste verurtheile, wenn dieser Ton jetzt auch bei den Conier- vattven Einzug hält und auf dem conservativen Parteitag den Beifall der Mehrheit findet, haben wir daher für ganz selbstverständlich gehalten. Rach der vorstehenden Erklärung scheint e», daß wir uns darin geirrt haben". DaS „Weitere", auS dem man zugleich erfahren dürste, ob auch die hinter der „Leipz. Ztg." stehenden Kreise in Herrn v. Friesen sich geirrt zu haben glauben, wird Wohl nicht lange auf sich wart:» lassen. t. Chemnitz, 12. December. Am vorigen Sonntag fand hier eine auS allen Theilen deS Königreichs Sachsen stark besuchte Zusammenkunft der Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei Sachsens statt. Nach über vierstündiger Beratbung wurden die meist von Dresden ge stellten Anträge, die sich besonders auf eine straffe Organi sation der Partei und Bearbeitung einer systematischen Zu sammenfassung der verschiedenen älteren Parteiprogramme, auf die Aendcrung des sächsischen Vereinsgesetzes und auf innere Oraanisationsfragen bezogen, einstimmig ange nommen. Allseitig war man der Ansicht, daß bei stärkerer und systematischerer Agitation, die durch eine Reihe von der Versammlung beschlossener praktischer Maßnahmen gesichert werden soll, die Aussichten für die nationallibcrale Partei in Sachsen durchaus günstige seien. In manchen Gegenden bedarf es nur der Sammlung der zahlreich vorhandenen, aber nicht genügend organisirten gemäßigt liberalen Elemente, einer engeren Fühlung mit weiteren ebenso gesinnten Volks kreisen und des gehörigen Selbstvertrauens, um größere Er folge zu erzielen. * Navebrul, 13. December. Eine größere Anzahl national liberaler Gesinnungsgenossen von Radebcul und den Lößnitz ortschaften haben vor einiger Zeit einen nationalliberalen Wahlverein gegründet und zum Vorsitzenden desselben den Fabrikbesitzer Otto E. Weber in Radebeul, zum stellver tretenden Vorsitzenden den Fabrikbesitzer Vr. C- Kolbe in Radebcul und zum Schriftführer und Cassirer den Rentner B. Langkammer in Oberlößnitz gewählt. Der Verein hat den Zweck, das Interesse und die Theilnahme des Volkes an den öffentlichen Angelegenheiten im reichSlreuen und liberalen Sinne anzuregen und sortzubilden. * Brriin. l3. Juli. Wie schon telegraphisch gemeldet worden, erklärt die „Nordd. Allgem. Ztg.", ein Gesetzentwurf, betreffend Abänderung der gesetzlichen Bestimmungen über den U n t erstütz u n gs w o h n s i tz, sei in Vorbeiretung insofern begriffen, als seit geraumer Zeit Erhebungen stattsanden und das einschlägige Material gesammelt und gesichtet werde. Die Vorbereitungen der Materie seien aber noch nicht so weit gediehen, um erwarten zu lassen, daß ein solcher Gesetzent wurf noch im Lauf dieser Session an den Reichstag gelangen werde. Die „Berl. Polit. Nachr." dagegen behaupten, daß der Bundesrath schon vor längerer Zeit sich mit einem der artigen Gesetzentwürfe beschäftigt habe, und glaubt über die Grundzüge dieses Entwürfe« Folgende« mittheüen zu können: „Als hauptsächlichste Aenderung sab er die Verlegung deS Zeitpunctes, von welchen! ab nach Verlauf von zwei Jahren der Untcrstützungswohnsitz erworben wird, vom zurückgelegten vierundzwanzigstcn auf das achtzehnte Lebens,ahr vor. Des Weiteren wurde eine Verjährungsfrist von zwei Jahren sür den Anßpruch auf Erstattung derjenigen Kosten in Aussicht genommen, welche der Ortsarmenverband leistet, in dessen Bezirk sich der Hilfsbedürftige beim Eintritt der Hilssbedürftigkeit befindet. Auch sollten unter die Per sonen, denen im Falle der Erkrankung von dem OrtSarmen- verbande Cur und Verpflegung gewährt werden sollen, die land- und forstwirthschaftllchen Arbeiter ausgenommen werden. Schließlich sollte dem Unterstllyungewohnsitzgesetze noch ein: Bestimmung hinzugefügt werden, nach welcher mit Hast bestrast werden soll, wer, obschon er in der Lage ist, sich und seine Angehörigen zu unterhalten, die» de» gesetzlichen Verpflichtungen und der Aufforde rung der zuständigen Behörde zuwider derart unterläßt, daß zum Unterhalt seiner Familie oder eine- Mitgliedes der selben durch Vermittelung der Behörde fremde Hilfe in An spruch genommen werden muß." Die „B. P.-N." glauben annehmen zu dürfen, daß, wenn der Bundcsratb noch in der lausenden Tagung dem Reichstage .einen Entwurf zur Ab änderung deS llntcrstützungswvhnsitzgesetzeS unterbreiten dürste, die Bestimmungen des letzteren sich mit den oben angeführten im Wesentlichen decken würden. V. Brrltn, 13. December. (Telegramm.) Der „Nord deutschen Allgemeinen Zeitung" zufolge sind für den Ankauf rcsp. Umtausch eines neuen Gesandlschaflsg ebäudes in Washington 195 000 in den Etat eingestellt, da daS gegenwärtige Gebäude in keiner Weise mehr den An forderungen entspricht. Berlin, 13. December. (Telegramm.) Der Kaiser reist Donnerstag-Nachmittag zu der Hofjagd nach Letzlingen ab und kehrt Sonnabend Abend nach Wildpark zurück. — In einem Erlasse an die Polizei hat sich, wie verlautet, der Kaiser mit Anerkennung dahin ausgesprochen, daß sich die Beamten angesichts der riesigen Entwickelung der Reichs- Hauptstadt und der dadurch gestellten außergewöhnlichen An sprüche die volle Zufriedenheit und Anerkennung des Kaisers erworben hätten. — Sollten im Reichstage die Gerüchte von Meinungs verschiedenheiten unter den Bundesregierungen über die Militairvorlage wiederholt werden, so wird wohl der eine oder der andere der zugereisten KriegSminister — bekanntlich wohnten jüngst außer dem preußischen auch der sächsische, der bayerische und der württembergische KriegSminister den Verhandlungen bei — noch daS Wort ergreifen. — Die freiconscrvative „Post" fällt über den Proceß Ahlwardt folgendes Unheil: „Der Ablwardt.Proceß hat mit der Berurtheilung des Angeklagten und deren Begründung durch den Gerichtshof einen für denselben und seine Hintermänner überaus beschämenden Abschluß erhalten. Bon dem ganzen Arsenal der Verdächtigungen, welche in der Broschüre „Judenflinten" gegen die Kriegstüchtigkeit eines erheblichen Theile» der Gewehre unseres HcereS, gegen die Mtlitairverwaltung und gegen die Leiter der Löwe'schen Waffensabrik erhoben wurden, ist nach der Feststellung des Gerichtshoses nichts übrig geblieben als einige Unregelmäßigkeiten und Ordnungswidrigkeiten untergeord neter Personen, welche allerdings daraus schließen lassen, baß die Aus sicht nicht durchweg so streng und sorgsam war, wie dies hätte sein sollen, welche aber weder die Kriegstüchtigkeit der gelieferten Waffen, noch im Wesentlichen die Solidität und Zuverlässigkeit der Fabrik und ihrer Leitung beeinträchtigen. Insbesondere ist Herr Löwe, nebenbei der einzige Israelit unter den von den Ahl» wardt'jchen Verdächtigungen Betroffenen, ganz rein au« der Ver- Handlung hervorgegangen. Bezüglich seiner besteht nicht einmal, wie bezüglich des technischen GeschästsleiterS Lberstlieutenanl Kühne, der Zweifel, ob er von der einen oder anderen Unregel- Mäßigkeit Kenntniß gehabt habe. Vom spccisisch antisemitischen Standpnncte bedeutet der Proceß Ahlwardt daher einen vollen Fehl« scklag, und Herr Böckel hat nur zu Recht, wenn er Ahlwardt und seine Hinterniänncr von de» Rockschößen abzuschüttcln trachtet. Das Bild von dem ganzen Borgange würde aber eines seiner charakte ristischen Züge entbehre», wenn man neben der Constatirung der Unrichtigkeit der erhobenen Verdächtigung und der frivolen Art, wie in jener Broschüre ein Körnchen Wahrheit zu einer großen Staatsaction aufgebauscht wurde, nicht die weitere Feststellung des Gerichtshoses in Betracht zöge, daß es Ahlwardt gar nicht ernstlich um eine Untersuchung der von ihm angeblich entdeckten Thatsachen vor der Veröffentlichung der Broschüre, sondern lediglich um die letztere zu thun war. Es genügt, aus diese Thatsachen hinzu- weisen; da- Urtheil bildet sich hiernach Jeder selbst." — Die Ergänzung der Damaraland-Concession, die am 14. November zwischen Mitgliedern des Auswärtigen Amts und Vertretern der beliehenen englischen Gesellschaft abgeschlossen worden ist, bat die südwest afrikanische Colonial-Gesellschaft noch nicht befriedigt; dieselbe hat nicht nur einen weiteren Protest bei der Aufsichtsbehörde eingereicht, sondern auch die Professoren Frhr. v. Stengel und GareiS aufgefordert, Gutachten über die RechtS- bestänvigkeit der Damaraland-Concession auszuarbeite». Daraus ist zu entnehmen, daß der Kampf dieser privilegirtcn Gesellschaft gegen die Concession nicht nur nicht beendet ist, sondern erst seinen Höhepunct erreichen wird. Der „National- Zeitung" zufolge ist es sicher, daß die Angelegenheit im Reichstage zur Erörterung gebracht werden und dort nicht geringe Bewegung Hervorbringen wird. * Aua Schleswig-Holstein, 12. December. Wie erinner lich sein wird, wurde der Chesrcdacteur von „Flcnsborg Avis", I. Jessen, wegen Beleidigung des Prinzregenten von Braunschweig, Prinzen Atbrechl, vom Landgericht zu Flens burg vom ll. April d. I. zu einer rebnmonatig en Ge- fängnißstrafe verurlheilt, welches Urtheil das Reichsgericht vom 16. September bestätigte. Nack einer Mittbeilung in „FlenSborg Avis" hatte der Vcrurlhcilte sofort an den Kaiser ein Gnadengesuch abaesandt, mit der Bitte, cs möge die Gefängnißstrase in Festungshaft nmgewandelt werden. Gestern sei aber eine abschlägige Antwort cingegangen. Man wisse auch, daß der beleidigte Prinzregent nicht eine Abänderung des Unheils wünsche. * Brombrrg, 12. December. Als eine bemerkcnSwerthe Stimme auS dem conservativen Osten geben wir einige Auslassungen des „Brombg. Tagebl." über daö neue con- servative Programm wieder. Das genannte Blatt schreibt: „Die Verquickung de- extremen ConservativismuS mit dem Anti semitismus wird die Folge haben, daß jene Conservativen von den Antisemiten ausaesogen, und daß die Gemäßigt- conservativen «ine eigene Partei bilden werden. Das deutschconservative Programm trägt also ein ausgesprochen anti semitisches und «xtrem-conservative- Gepräge, entspricht folglich so, wie es ist, der gemäßtgtconservativen Richtung in diesem grund sätzlichen Pnnct ebensowenig, wie in verschiedenen anderen Rich tungen. Wir haben in unserer Nr. 282 vom 1. December daS neue deutschconservative Programm obgedruckt und in einem besonderen daneben flehenden Leitartikel unsere davon abweichenden gcmäßigt- coniervativen Grundsätze sormulirt. Wir werden darnach da» ossi- ctelle Programm der Extremen nur insoweit berücksichtigen, als es unserer gemäßigten Richtung entspricht, im Uebrigen aber unsere eigenen Wege gehen, indem wir in der Hauptsache am Programm von 1876 scslhalten." Und an einer anderen Stelle beißt cS: „Daß die Extremen von der Kreuzzeitungsrichtung natürlich voller Jubel sind, ist natürlich. Sie werden die Folgen ihrer großen Unbesonnenheit noch früh genug tragen müssen, wenn das Ahlwardtthum, dem sie sich angeschlossen haben, ihnen erst über den Kopf wird gewachsen und sie selbst durch die Anti, semtten an» ihren parlamentarischen Sitzen werden verdrängt sein."
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