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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921216027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892121602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892121602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-16
- Monat1892-12
- Jahr1892
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»7V0 griff« «md Verleumdung« von englisch-amerikanischer Seite, der« Gegenstand er nicht minder gewesen ist al« der Municipium« > Präsident Herr von Senfst - Pilsach, hat Herr von Eederkrantz bi-her noch immer seinen natür liche» Rückhalt in der deutschen Regierung erblickt; um so weniger dürfte er sich jetzt Illusionen über die Folgen hin- aeben, welche da- Beharren auf seinem Standpuncte in dieser Hinsicht für ihn nach sich ziehen muß. Zwischen den Land- commrffaren und dem sog. natives aävvcats ist ebenfalls Streit auSgebrochen; die Sache, wegen welcher eine Unter suchung bereit- eingeleitet ist, soll in Apia viel Staub aus- wirbelu, ohne daß eS Fernerstehenden darum ganz klar wäre, waS den eigentlichen Gegenstand de- Zerwürfnisses bildet. In der gestrigen Sitzung de- österreichischen Ab geordnetenhauses wurde der Antrag auf Bewilligung eine» zweimonatigen Budget-Provisoriums gegen dir Stimmen der Jungczecheu angenommen. Wir baden schon in der Morgennummer die sehr entschieden lautende Erklärung mitgetheill, welche der Führer der vereinigte» deutschen Linken, Herr von Plener, in Bezug auf die Stellung seiner Partei zu der Regierung abgab. Danach bat die vereinigte Linke, nach dem Ausscheiden des Grasen Kuenburg, vollständig mit der Regierung gebrochen und ist ru wahrem Sinne des Wortes in ein Verhältniß der freien Hand getreten. Selbst der Schein einer Verantwort lichkeit für die Handlungen der Regierung sei dahin und die Linke werde auch die formellen Verpflichtungen, die bisher bestanden, nicht mehr auf sich nebmen. Das ist nur die Eonsequenz der Thatsachen und Graf Taaffe hat eS nach seiner brüsken Herausforderung der deutschen Linken nur sich selbst zuzuschreiven, wenn heute das Berhältniß zwischen dieser, die an Entgegenkommen das denkbar Größte geleistet hat, und der Regierung so ungemüthlich geworden ist. Unter solchen Umständen wird auch die Leunruthe, die der Justiz- minister Graf Schönborn in der letzten Sitzung des öster reichischen Budget-AuSschusscS für die Deutschliberalcn aus gelegt hat, indem er zum Beweise der Ausgleichstreue der Regierung die Fortführung der Bezirksabgrenzung in Böhmen zusagte und nach ihrer Beendigung die Durchsicht der sogenannten SprachenzwangSverordnung u> Aussicht stellte, ihre Wirkung versagen. DaS ist seit Monaten wieder die erste Erwähnung des böhmischen Ausgleichs durch da- Cabinet Taaffe. Wie erinnerlich, hat die czechisch- feudale Mehrheit de- Prager Landtags die Vertagung der Bczirksabgrenzung verlangt, obwohl gerade dieser Thcil deS Ausgleichswerkes der dringlichste, die unerläß liche Voraussetzung für die Verwirklichung des Ueber- einkommenS vom 30. Januar l890 ist. DaS Ministerium, das solidarisch für die Durchführung des Wiener Paktes haftet, thut — langsam und zögernd genug — lediglich seine Pflicht, die es nicht bloS den Deutschen in Böhme», sondern auch ganz unmittelbar der mithastbaren Krone schuldet, wenu eS das Abgrenzungswerk fortsetzt, das auf dem Vcrordiiuugs- wege zu vollenden in seine Hand gegeben ist. Ein „Zugestänt- »iß" haben die Deutschliberalen in der Erklärung des Grasen Schönborn durchaus nicht zu erblicken, am allerwenigsten ei» so weitreichendes, daß eS fie zu einem Einlenken zu Gunsten de» CabinetS bestimmen könnte. Sie wären thörichl und würden nur ihre eigene Sache unheilbar schädigen, wenn sie sich abermals zu einem Entgegenkommen gegenüber dem Grafen Taaffe verleiten ließen, dessen Früchte hinterher doch wieder nur Slawen und Klerikale einheimsen würden. Die Schwierigkeiten, welche Gladstone bei der Ein führung seiner Hom erule-Bill vorfindet, sind unermeßlich. Nicht nur droht ihm erbitterter Widerstand von seinen politischen Gegnern, sondern er ist seiner eigenen Gefolgschaft nicht ganz sicher. Der Londoner Berichterstarterder „Birmingham Post" schreibt: Die richtigen Gladstoneanischen Homernler kalten einige CabinetSmitglieder und mehr noch einen Thcil der liberalen Abgeordneten in der Homernle-Frage für ver dächtig. WaS man sich unter den Liberalen l885 zu- raunte, haben diese Gladstoneaner k tout piix noch nicht vergessen Es ist nicht nöthig, die Namen der Minister anzusühren, welche völlige Erlösung in den, neuen Gladstvne'schcn Programm gefunden haben. Aber man darf darüber nicht die Namen derjenigen vergessen, welche 1886 schwankten, als sie für Homerule stimmen sollten. Und diese mögen die Spaltung in der liberalen Partei ver ursachen. Das liberale Cabinet ist auf diese Weise von drei Gefahren bedroht: Spaltung innerhalb der liberalen Partei, bevor noch die Homerule-Bill an das Unterbau« gelangt, Abfall der Anli-Parnelliten, wenn dem NeichSparlament eine rentrolirende Suprematie Vorbehalten wird, und Widerstand derjenigen Liberalen, welche gegen Homerule sind, wenn das NeichSparlament nicht diese Eonlrole erhält. Die Stellung England» in Egypten lst bekanntlich keineswegs nach dem Geschmack gewisser Leute. Diese werden nicht müde, da« Londoner Cabiner daran zu erinnern, daß eS selbst sich gegen eine unbestimmte Verlängerung der Occupatio« des NillandeS erklärt habe, und leiten au« diesem Umstande anscheinend die Besugniß für sich selber ab, hin und wieder den Stand der egyptischen Dinge darauf hin zu untersuchen, ob er nicht binnen erkennbarer Frist die fernere Anwesenheit britischer Truppen im Nillande über flüssig niache. Es würde ihnen auch schon mit einer Ver ringerung des britischen BesatzungScorpS, als Abschlagszahlung auf die spätere gänzliche Zurückziehung desselben, gedient sein. Wenn englische Blätter von dergleichen Ausstreuungen der Festlandspresse Notiz nebnicn, geschieht cs in der Regel zu dem Zweck, eine bündige Verwahrung des Foreign Office zu erzielen So wird auch jetzt wieder da» Gerückt von einer angeblich bevorstehenden Verminderung der eng lische» BesayungStruppcn aus bestunterrichteter Quelle als durchaus unbegründet bezeichnet. Für de» Realpolitiker ist damit nichts Neues oder UcbcrraschendcS gesagt. England kann um der Erhaltung feiner Wcltmachtstellung willen gar nickt auf die militairische Beherr schung Egyptens und damit der Suezcanalvcrbinduiiavon unk nach Indien verzichten. Wer ihm das, sei cs im Ernste oder auch nur pro t'ormu, ansinnt, bekundet damit eine An schauung, welche in England eher allen anderen, denn freund schaftlichen Empfindungen begegnen wird; französische Poli tiker finden anscheinend ein boshaftes Vergnügen daran, daS egyvtische Problem nicht zur Rübe kommen zu lassen. So oft in Mittelasien oder am Bosporus Dinge Vorgehen, welche ansdas Kerbholz russischer Jntrigucn gesetzt werden iönnten, macht man inPariS alsbald einen publicistischcnPorstoß gegen die egyptiscke OccnpationSpolitik de« JnselrcicheS, gleich als ob inan zu verstehen geben wollte, daß es ganz von Frankreichs Belieben abhängc, ob England sich der Früchte seines jetzigen egyp- tiscken Alleinbesitzes in Ruhe erfreuen solle, und wie lange »och. Daß eben jetzt die französischen Preßangrisse auf England wegen feines Verbleibens im Nillaude mit erneuter Lebhaftigkeit sich hervorwagen, gestattet den Schluß aus das Bestreben der Pariser Rcgicrnngslreise, der russischen Örieurpolitik einen Gefallen zu erzeigen, vielleicht auch aus de» Wunsch, öffentlich zu beweisen, daß die inneren Schwierigkeiten, von denen die Republik eben jetzt umgeben ist, durchaus nickt von der Art sind, daß dadurch ihre Aetio-iSlust und ActionSsäkigkcit nach Außen irgendwie be einträchtigt würde. In London kümmert man sich aber herzlich wenig um daö Gebühren der mißvergnügten Pariser Krittler und hält den Fall niil der bündigen Zurückweisung aller Gerüchte über eine geplante Verringerung des egyptischen OccupationSeorpS für abgelhan. Deutsches Reich. §8 Berlin, 15. December. Der Reichstag ist heute in die Ferien gegangen, die sich bis zum 10. Januar 1893 erstrecken, an welchem Tage der heute verlassene Faden fort- gesponnen wird, da alsdann daß Braustcuergcsetz auf der Tagesordnung steht, daö die Kosten für die Militairvorlage zum Theil aufzubringen bestimmt ist. Auch heute handelte es sich »och sozusagen um eine Beilage zum Mililair- czesetz. Zur Verhandlung stand das Gesetz über die Bert Heilung des Ersatzbcdarfs. Das neue Princip der Vorlage, Vertheilung, statt nach dem bis herigen Maßstabe der Bevölkerung, nach der Zahl der Militairtauglichen, fand allseitig: Zustimmung. Im klebrigen wurden zwar Einzelheiten bemängelt, doch entwickelte sich in dem bereits wieder sehr schwach besetzten Hanse keine größere Debatte, und auch diese „kleine Militairvorlage", wie sie Abg. Richter taufte, ging gleich der größeren an die Militaircommission. Diese ist heute nach Schluß der Sitzung gewählt worden und wird gleich nach Len Ferien ihre Arbeiten beginnen. — Nach dem Militairgesetz wurde noch die Berathung der sogenannten lex Heinze fortgesetzt. In der Debatte wurden, wie neulich schon, die Mißnändc, welche durch die Vorlage bekämpft werten sollen, allseitig anerkannt, gleichwohl der Gesetzentwurf selbst von der äußersten Linken als «»zweckmäßig verworfen. Auch diese Vorlage wurde schließlich commifsarischer Beratbung überwiesen. — Nack Neujahr sollen die Commissionen möglichst des Abends arbeiten, damit am Tage die Berathung des Etats gefördert werden kann, soweit er nicht der Budgctcommission zugcwiesen ist. Im klebrigen sollen weitere Vorlagen nickt mehr eingchen. Doch zu den vielen Anträgen, die bereit« der Erledigung harren, ist beute ein neuer gekommen, welcher von Mit gliedern beider conservativcn, der nationalliberalcn und der Ccntrunispartci unterzeichnet ist und sich gewiß der Zustimmung weitester Kreise erfreuen wird. Es wird nämlich beantragt, dem tz. 09 des Strafgesetzbuchs folgenden Satz anzufügen: „Die Verjährung rubt während der Zeit, in welch er auf Grund des Gesetzes eine Straf verfolgung nicht begonnen oder nicht fortgesetzt werden kann." Es ist zu wünschen, daß diese Novelle recht schnell angenommen wird, denn eS kann, wenn man auch dem Volksvertreter die Immunität im weitesten Umfange zu gestehen will, doch nicht al- ein „RechtSzustand" anerkannt werden, wenn die Wahl zum Parlament eine Reihe von Ver gehen geradezu straflos machen soll. Da« Bewußtsein dieses unleidlichen Zustande« ist jedem ehrlichen Vertreter de« Recht- in der gestrigen „Ahlwardt-Verhandlung" wieder.recht lebendig geworden. ra Berlin, 15. December. Der in den letzten Tagen vom Reichskanzler im Reichstag und von andern Leuten in der sonstigen politischen Erörterung scharf genug erhobene Bor wurf gegen die confervativc Partei, daß sie mehr und mehr, ihrer ganzen natürlichen Stellung und Aufgabe im StaatSleben widersprechend, in da« Fahrwasser einer zucht- und ziellosen demagogischen Aufhetzung gerakhen sei, hat seine durch die neuesten Tagesereignisse handgreiflich gewordene Berechtigung. Solche conservativeKreise, die noch einigermaßen ihre Besonnen heit bewahrt haben, geben dies selbst zu. indem sie jetzt von Erscheinungen, wie sie in der ArnSwalder Wahl und der Berliner Tivolivcrsammlung zu Tage getreten sind, ab zurücken versuchen. Sie werken aber freilich, nachdem ein mal die Geister so weil entfesselt sind, damit nickt erreichen, bas reaclionaire Dcmagogenlhum von sich abzuschütteln, an dessen ungestörter Äufwucherung auch diejenigen ge mäßigteren Elemente, die sich jetzt diese- Treibens zu schämen beginne», die Mitschuld durch jahrelanges stillschweigendes Geschehenlasscn nicht von sich abweisen können. Indessen, wenn wir gerecht sein wollen, müssen wir zugeben. Laß gar viele von Denen, die jetzt am lautesten de» Conservativcn ihre demagogischen Sünden Vor halten, jenen in der politischen Verhetzung um kein Haar nachzustehc» pflegen, wenn sie sich auch auf die Bearbeitung anderer ungesunder und Läßlicher Regungen der Volksseele verlegen. Von den Socialdemokraten wollen wir gar nicht reden, aber auch der bürgerliche Radikalismus und ebenso der klltramontaniSmus sind nicht freizusprechen von der Schuld an der wachsenden Verrohung, Verwilderung und Ent sittlichung unserer politischen Agitation. Der Appell an niedrige Regungen der Massen, gewissenlose Aufstachelung der Leidenschaften, schnöde Verleumdung der Gegner, Rütteln an den werthvvllsten staatlichen und gesellschaftlichen Einrich tungen. Herunterreißen aller Autorität und aller Achtung vor Ordnung und Gesetz, Lügen und Hetzereien aller Art: diese häßlichenErscheinu ngen sind nicht erst durch die Conservativcn in unser öffentliches Leben hineingetragcn worden, wenn diese sich auch als sehr gelehrige Nachahmer gezeigt haben. DaS allgemeine gleiche Wahlrecht hat nun einmal den natürlichen Zug in sich, die Anwendung derber und roher Mittel, wie sie auf die großen Wählermassen am mächtigsten wirken, zu befördern. Aber gerade weil dieö in der Natur der Sache liegt, haben patriotische und ihrer Verantwortlich keit sich bewußte Parteien um so mehr die Pflicht, zügelnd und mäßigend gegen eine immer wcitcrgebende Entartung unserer politischen Sitten anzukämpfcn. Diese Pflicht ver säumt und zur Erlangung von „Bolksthümlichkcit" häufig die Grenzen einer anständigen und ehrlichen Agitation über schritten zu habe», müssen wir nicht allein den Eonservativen, sondern auch anderen Parteien zum Vorwurf machen. — Der Kaiser arbeitete heute Vormittag zunächst mit dem Krieg« minister und daran anschließend mit dem Cbes deS MilitaircabinetS. Gegen Mittag kamen beide Majestäten »ach Berlin, woselbst sic daS Frükstück bei dem crbprinzlich sacksen meiningischen Paare einnahmen. Abends besuchten die Majestäten die WohkthätigkeitSvorslellung im Berliner Theater. — Der Bundesratb trat heute zu einer Plenarsitzung zusammen. Vorder tagten die vereinigte» AuSschüfse für Handel und Verkehr und für Justizwesen. — Auch die „Germania" weiß aus parlamentarischen Kreisen zu berichten, Herr von Helldorf wolle mit einer Anzahl Genossen, die sich zum Programm von 1876 bekennen, im Reichstage eine besondere Fraclion der „Altconservativen" gründen. — Ein heute eingetroffencr Privatbrief deS ReichScom- missarS vr. Karl PelcrS stellt dem „Hamb. Corr." zufolge seine baldige Rückkehr in bestimmte Aussicht. Sein Be finden ist wieder befriedigend. — Tem einmaligen Reichscommlssar für Deutsch. Ostasrika, vr. Franz Stuhlmann, ist der «ronenorden 4. Llaffe mit Schwertern verstehen worden. — Dem Gouverneur von Ostasrika soll ein wirth- schaftlicker Bcirath zugctheilt werden. Nach der „Kreuz-Ztg." ist für diese Stellung vr. Karl Kärger, Privaldocenl an der laudwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, in Aussicht genommen, vr. Kärger, der von Haus aus Jurist ist, hat sich vor einigen Jahre» in Brasilien ausgehalten und üher seine Beobachtungen 1890 in der Gesellschaft für Erdkunde hier berichtet. Dann trat er in die Dienste der Perrot'schea Seengrsellschaft in Ostafrika und hielt sich namentlich in Tanga auf; doch blieb er nur einige Monate in dieser Stellung. Als Ergebniß seine« dortigen Aufenthaltes erschien daS Buw: Tangaland und die Colonisation Deutsch-OstasrikaS. In demselben beschäftigt er sich mit verschiedenen wirtbschast- licken Fragen und mit Vorschlägen zur Colonisation Deutsch- Ostafrika». — Seit Montag finden, nach der „N. A. Z", in der Medicinalabtheilung des CulluSministeriumS Sachverständigen- Beralhungen über die Frage einer Abänderung der Apo- theken-Ordnung statt. Den Vorsitz führt Geheimer Rath vr. Pi stör. — Die Mitteilungen der „Köln. Ztg." über die Gründung einer neuen „Nationalpartei" (vgl. das gestrige Abendblatt unter Tübingen. D. Red.) werden von der „Westd. Allg. Ztg" mit großer Gereiztheit aus die In diskretion eines Eingeweibten zurückgesührt, der „über die wesentlichen Puncte des neuen Programms" und über die handelnden Persönlichkeiten falsche Angaben gemacht babe. Ueber diese allgemeine Wendung geht die „Westd. Allg. Ztg." aber nicht hinaus Dagegen hört die „Voss. Ztg." aus zuverlässiger Quelle, daß die Herren vr. Arendt und v. Karbvrff in erster Linie nicht in Betracht kommen, wohl aber vr. S ch r o ed e r-P o g g e l o w und Karl v. d. H c y d t, die allerdings auf die Mitwirkung ihrer politischen Freunde v. Kardorff, Arendt re. rechnen mögen. Die „Post" ist von dieser, in sreiconservativcn Kreisen bestehenden Absicht, eine neue Partei zu gründen, sehr wenig erbaut und bemüht sich, den Eifer der genannten Herren ab- zulüblen, indem sie schreibt: „Aednliche Bestrebungen sind theilS mit mehr wirthschaftlicher theils niit mehr politischer Färbung in den letzten Jahren wieder bolt liervorgetreten, ohne zu einem positiven Ergebniß zu führen Es ist sehr wahrscheinlich, daß autb jetzt wieder Pläne ahn- licher Art bestehen. Wir halten sie auch jetzt wieder für ganz aussichtslos, zumal wenn das Programm, welches durch die Presse veröffentlicht wird, nicht apokryph ist. Die Pläne dieser Art können die bestehenden specisisch nationalen Parteien wodl schwächen und den radikalen Strömungen den Bode» ebnen, aber für eine fruchtbare positive Neubildung bildet eine wesentlich negative Tendenz keinen geeigneten Boden. Wenn in der Presse zugleich die Namen der Herren von Kardorff und Or. Arendt als der Autoren jener Bestrebungen genannt werden, so mag zunächst erwähnt werden, daß die sreiconservative Partei jenen Bestrebungen ganz fern steht. Soweit wir unterrichtet sind, dürste aber auch die jenen beiden Mitgliedern der sreiconservative» Partei zugcschriebene leitende Rolle nicht so wohl aus thatsächlichcr Unterlage, als aus naheliegender Bermuthung beruhen." — Zum Proceß Ahlwardt wird der „Voss. Ztg." mitgetbeilt, daß zur Zeit Erhebungen darüber stattfinden, auf welche Weise und durch wen Ahlwardt in den Besitz der Pulver und der Gebrauchsanweisung, die in seiner Rocktasche vorgesunden worden sind, gekommen sein kann. MariciiwrvVcr. 15. December. Bei der beute statt- gehabten Neichötagsstichwahl im Wahlkreise Stuhm- Marienwerder (l. Maricnwerder) ist bisher daS Resultat aus 5 Städten und 25 ländlichen Ortschaften bekannt. In diesen erhielt Wessel (Reichspartei) 3051 und DonimirSki (Pole) 2626 Stimmen. ^ Atvrydrn, 15. December. Amtliches Wablergebniß. Bei der heniige» Landtags-Ersatz wähl im Wahlbezirk Sensburg-Ortels- bürg (7. Reg.-Bez Gumbinnen) an Stelle des verstorbenen Land- rotys von Schwerin wurden für den eonservativen Candidaten, Rilter- gultbesiyer und Kreisdepulirten von Quasjow ski-Groß-Kamionken (Kreis Sensbura), 242 Stimmen abgegeben. Ein Gegencandidat war nicht ausgeiiellt. von Quassowski sti somit gewählt. * Hamburg, 15. December. Tie „Hamburger Nachr." schreiben: „Archibald ForbeS, der bekannte Kriegs berichterstatter, veröffentlicht in einem englischen Organe Erinnerungen an „Bismarck im deutsch-französischen Kriege". Es wird darin u. A. gesagt: „Seine (Bismarck'«) Hände waren rein, er verlangte nichts für seine Person, außer merkwürdigerweise das Einzige, was lein Herr streng genug war, ihm zu weigern, den Rang eines Feld- marschalls, die militairische Auszeichnung, die Moltke über- tragen wurde." Wo ForbeS diesen Unsinn aufgefischt hat, wissen wir nicht. Seine Behauptung ist uni so thörichter, als der Minister präsident als solcher den Rang eines Feldmarschalls schon seit 1862 unbestritten besaß. Nach dein preußischen Hos- Nangreglement gehören zur ersten Rangclasse außer dem Ministerpräsidenten der Oberstkäiumerer und alle Feld- marsckälle; letztere rangiren unter sich und mit den beiden Eivilistcn ibrcr Rangclasse nach dem Alter des Patente«. Ministerpräsident war Graf von Bismarck seit 1862 und besaß seil diesem Jahre den Rang eines Feldmarschalls, konnte ihn also unmöglich als Belohnung erbitten. Es ist ihm überhaupt nicht eingefallen, irgend eine Belohnung zu erbitten. ForbeS beschuldigt ferner den Fürsten Bismarck der Grausamkeit: „Bismarcks Motto war, besonders was die Franclireurs betras, „Wann haben Sie den Herrn Grafen, Ihren Bräutigam, zum letzten Male gesprochen?" „Gestern Abend . . . das ist eS ja eben . . . eS war ein schrecklicher Abend . . . unheimlich, gespenstig, stürmisch . . und er hat sich fortgesetzt in die Träume meiner Nacht! Doch wie kommen Sie darauf? WaS ist dem Grafen begegnet?" „Erschrecken Sie nicht! Er har in höchster Erregung eim That begangen, die für ihn verbänanißvoll werden muß." „Um Himmelswillen — welche That?" „Er hat seinen Revolver abgeseuerr und eine Person schwer verwundet." „Durch Zufall?" fragte Marie. „Nein, in einem ZorneSauSbruch." „Und wer ist diese Person?" „Eine alte Möbelhändlerin . . . eine gewisse Frau Abraham!" Da preßte Marie die Hand auf's Herz und brach mit einem Schmerzensschrei zusammen. Der Doctor war um sie bemüht, mit startenden Wassern und Essenzen, die er bei sich trug, sie au« ihrer Ohnmacht aufzuwecken. Er war aus in« deftige Wirkung gefaßt ... nur überraschte eS ihn daß die selbe sich erst rinstellte, als <r den Namen der Frau Abraham genannt — oder war eS zufällig, daß erst nachher der er schlitternde Eindruck sich zeigte? In der That konnte dieser glrichgiltige Name doch keine so große Erregung Hervorrufen. Marie aber wurde von dieser Kunde wie von einem plötzlich niedersahrenden Blitzstrahl getroffen: sie war die Schuldig, sie selbst... daS Gefühl überwältigte sic: es trieb ihr alles Blut zum Herzen. Da gab es keine Prüfung, keine Er wägung, keine Rechtfertigung ... es war die unfehlbare Ein- scheidung des Gewissens! (Fortsetzung folgt.) Literatur. Noch kurz vor TdoreSschluß erscheint der JugenLjchri'lei,.Verlag von A. Tbienenia nn (Anton Hoffman»), Stuttgart, miteiuer statt- lichen Reihe von WeihnachlSbüchern aus dein Plane, die des Löbens- werthen ungewöhnlich viel bietet. AIS ein ganz unvergleichliches Werk heben wir besonders hervor „Deutsches MüSchenbnch", ein Jahrbuch der Unterhaltung, Belehrung und Beschäiligung jür junge Mädchen. Herausgegeben von Frida Schanz. 400 Seite» mit mehr al» 300 Texlbtldern und 8 seinen Farbendrucken. Prächtig gebunden 6,50 .ckl — Hier ist das Schone mit dem Nützlichen in reizvollster Weise vereint Ernst und heitere Erzählungen von den be währtesten Schriftstellerinnen, wie PaulineSckanz, Bernhardine Schiilze- Einidt, Johanna Heilmann, Mariho Asm»« und anderen gleich bewährten noch, wechseln ab mit den sinnigsten Gedichten von Frida Schanz, Victor Blülbgen, Heinrich Seidel, Emil ROtersdau«. einem Schwank von Hcrmine Dillinger, »nd der Weiteren »ul anziehenden Schilderungen aus Geschichte, Lineatur »nd Kunslgeichichie. Ta- zwischen kommt aber auch das Pcakriiche zu seinem Rechte: allerlei Häusliche«, wie «ine vernünftige ArbeitSeintheilung für die Tages stunde», Winke, wie die Zimmer am vortheilhasiesten gereinigt werden, Fenster geputzt u. s. w., dann eine Anleitung zu kunstvollem Legen der Serviette». Auch Handarbcite» werden gelehrt; als eine reizvolle Arbeit ist das AiiSviitzcn der Maskenauzügc mit KürbiSkernen geschildert: Hoizmalcrei, Aetzarbcit und ähnliche Beschäftigungen, sie alle finden Erwähnung und Hunderic von trefflich gelungenen Illustrationen fördern das Berständniß. Kurz, es ist ein so reizendes und dabei praktisches Buch, Laß es durch kein anderes übcrtroffen werden kann. — AIS von demselben Standpunct redigirt. aber für Knaben bestimmt, nennen wir „DaS Buch der Jugend", ein Jahrbuch der Unterhaltung und Belehrung für unsere Knaben, 4M Seiten Text mit mehr als 300 Illustrationen und vielen Farbenbildern, 6,50 .sl. Auch für dieses Werk waren die besten Kräfte thätig, wie für die früheren Jahrgänge desselben. Es ist dies schon der 7. Band, der davon erscheint, in Tausenden von Familien hat es sich bereits eingebürgert und immer neue Wohnstätten schließen sich idm auf. Dieser Erfolg ist begreiflich, wenn man die Inhaltsangabe übersieht: die Reihe der Erzählungen von den rühmlichst bekannten Autoren; die physikalischen Abhandlungen »nd Experimente; die historischen Artikel; die Schilderungen auS dem Thier- und Pslanzenleben von berusenster Seite ausgrfübrt; dann die leicht verständlichen Anleitungen zu förderliche» Be schäftigungen »nd Spielen aller Art, Rälhjel, Denkübungen — dieser reiche Inhalt ist wohl geeignet, dem Besitzer des Buches kür Las ganze Jahr gute Kameradschaft zu leisten. — In ihrer Art außer- gewöhnlich Gelungenes bietet auch die „Jtlustrirtc Ratur- grschichtr für Sic Jnqend" von Hermann Wagner, 4., verb. und verm. Auslage 131. bis 40. Tausend), 360 Seiten mit 258 Holzschnitten und 306 Abbildungen aus 17 Farbentafeln nach Aquarellen von W. Hosfmann. Elegant geb. 6.« — Was dies« neue Auslage überraschend anszeichnet, daß sind die 17 in einer Naturlreue und Schönheit ausgeführten Farbentaseln, wie man selbst in theuren wissenschaftlichen Werken sie nicht leicht an trifft, auch der Text ist sorgfältig durchgeschen, so daß die wiß- begierige Jugend mit dieser Naturgeschichte ein ebenso wertbvolles wie interessantes Buck erbält, — Von der beliebten Schriftstellerin Emma Biller (E. Wuttke-Biller) sind drei Werke durch diesen Verlag veröffentlicht. Tas erste „HrlrnciiS Tagebuch", ein Jahr aus einem Mädchcnleben. mit 8 Tondrucküildern von Paul Hey. Pracht, geb. 4 .ck! — schildert die äußeren und inneren Erlebnisse eines 17 lährigen Mädchens von vornehmer socialer Stellung, daß dem Pater seiner zweiten Heirath wegen zürnt und sich ihm'wie seiner bochderzigen jungen Frau völlig entfremdet. Wie dann aber die bessere Natur in ihm schließlich den Sieg davon trägt und cs sich zu einem geistig und sittlich ausgezeichneten Mädchencharakter ent wickelt, daS bildet den gehaltvollen und fesselnden weiteren Inhalt diese- prächtige» Buches. — In „DaS HauStöchtcrchc»", eine Erzäblung für Mädchen von 10—15 Jahren, 4. Aust., mit 4 Farben- druckbildern nach Aquarellen von E. Osterdinger, eleg. geb. 4 ist die Heldin ei» sünftehnjäbriges Mädchen, das erst durch die lebens gefährliche Erkrankung der Mutter aus ihrer Gedankenlosigkeit, mit der sie in den Tag bincinlebte, ausgeschreckt wird »nd sich nun beeifert, ihre Stellung als „Actteste" würdig auszusüllen, de» Geschwistern ei» gules Vorbild, Sein Vater eine liebevolle Trösterin in seiner Sorge um die schwer leidende Gattin zu sei». Es ist Las Alles sehr hübsch und sinnig geschildert, und die Handiuug mit novellistischem Geschick anfgebaut. Die zahlreich eingestreuten Märchen und die „Puppen- koinödien" verleihen dem Ganzen noch besonderen Reiz. — In „Lida'S Puppe", Lebcnsqeschichte einer Puvpe, von ihr selbst aus. gezeichnet für alle kleine» Äiätchc», die gern mit Puppe» spielen; 4. Auslage, mit vier prächtigen Farbendruckbildern von C. Oster- dinger, elegant geb. 3 thut sich eine ganze Puppenwelt mit ihren Freuden und Leiden vor dem Kinde auf und bannt eS in den KreiS ihrer harmlosen Vorgänge. Die Billcr'jche ErzähluagSkunst gelangt in diesen drei reizenden Büchern zu schönster Geltung. — Dir Jagd des WeiszeuRosseS, nach Capital» Mayne-Reid von Otto Hosfmann, mit 6 prächtigen Farbendruckbildern von Alb. Richter, eleg. geb. 4,50 Jli In dieser Erzählung werben sehr überraschende Ergebnisse zu spannender Wirkung verwerthet. Im Miltelpuncte des Inter esses steht das weiße Roß, das dem Helden zu seinem Lebeusglücke verhilst. — Tic letzten Tage von Pompeji nach Bulwer, von Paul Moritz, mit 4 Farbendruckbildern von Fr. Stahl, eleg geb.3.eil Es ist dies eine sehr gute Bearbeitung des derübmte» Bulwer'schen Werke-, die ihren Zweck, der Heranwachsenden Jugend »in anschauliches Bild von derVerschüttungPompeji's zu geben, trefflich erfüllt, ohne aber die jugendlichePhantasie mit Dingen zu erregen, die ihr nicht tauglich sind. — LigiSMtttld Rüstig, oder „Der Schissbruch des Pacific", nach Marryat von Paul Moritz, mit 4 Farbendruckbildern von W. Hosfmann, eleg. geb. 2 — Das etwas weitschweifige Marryat'sche Original hat durch diese Bearbeitung eine dankens- werthe Kürzung erfahren und wird so dem Fassungsvermögen und auch dem Unterhaltungstriebe der Jugend näher gelegt. DaS Buch schildert wie der alte Seemann Rüstig eine schiffbrüchige Familie aus eine unbewohnte Koralleninset rettet, ihr dort eine Wohnstätte errichtet, zuletzt bei einem Kampfe mit den Wilden ums Leben kommt, während jene im Augenblicke höchster Bedrängnis von einem Schiffe aufgcsunden und in die Heimaih gebracht wird. — KindrrgrschichtkN, unseren Knaben und Mädchen erzählt von Eornetie Sauler, mit 4 Farbendruckbildern von M. Flashar, eleg. geb. 3 — Das Buch enthält eine stattliche Reihe von Er zählungen, die jo schlicht und gemüthvoll, so treu aus dem Leben geschöpft und jo mannigfaltig sind, daß sie sich den Kindern ties in« Herz einprägen müssen und auch aus den Geist von förderndem Ein flüsse sein. — HeimothloS, nach Malot's preisgekröntem Roman „kan» fainill«-.' für die Jugend bearbeitet, 3. Auflage, mit 50 Text- Illustrationen »nd 16 Tonbilder», eleg. geb. 6 .sl — Di« rührende Lebensgejchichte des elternlosen Nemi. der als Spielmann bald hier-, bald dorthin verschlagen wird, aber stets brav und voll guten Muthes dabei bletbt, ist hier sehr wirlungsvoll und dem jugendlichen Empfindungsvermögen angemessen erzählt. Das Buch regt die Phantasie an und senkt zugleich fruchtbare Keime in das Gemiith. Ehe wir die Besprechung der Werke aus dem Thienemann'schen Ber- läge schließen, wollen »vir hinzusügen, daß in denselben auch aus Reinheit des sprachlichen Ausdruckes Bedacht genommen ist — rin Vorzug, den wohl nicht jeder Verleger ins Auge faßt. Ll—e. -i- * »I» Unsere Tichkrr in Wort n»V Bild, Band 2, herausgegeben von Robert Elanßner. Dem kürzlich erst veröffentlichten ersten Baude dieser Gedichtsammlung ist letzt der zweite gefolgt, und wird dieser sicherlich die gleiche gute Aniuahme beim Publikum finde», wie sic jenem zu Thcil wurde. Neben den weniger bekannten Autoren, welche durch den Herausgeber erst die nöthige Förderung erhoffen, finden wir auch bekannte Namen vertreten, wie Uli Schanz, Felix Dahn, Luis« Otto-Peter«, Max Oberbreyer, Mathilde Clasen-Schmid. Die beigefügten Portrait- zeigen meist eine gute Ausführung. — Tie (Sciellschaftcrin, Novelle von C. Schott. Ein ansprechendes Werk, daS nicht nur oberflächlich wirken will, sondern a»ch einer ethischen Vertiefung nachstrebt. Die Verfasserin kämpft in anmuthiger Weise gegen religiöse Unduldsamkeit, auch gegen die Ueberhebung, mit dem der Dummstolz so oft aus die zum Dienen gezwungenen Classen berabsieht. Sie führt das Alles schlicht und verständig aus, zum Schluffe auch mit einem recht wirkungsvollen poetischen Auijchwung. — plciirrbtlder »nd Skizze» von Mathilde Schmid (C. v.Wilden- sels). II. Auslage. Wir haben schon bei ihrem erstmaligen Er scheinen aus diese frisch und theilweise mit gutem Humor ousaesührten Genrebilder hingewiescn und können sie jetzt unseren Lesern auss Neue empfehlen. — Alle diese Werke, die beiden ersten zierlich gebunden und darum zu Weihnachtsgaben sich trefflich eignend, erschiene» im Verlage von Robert Claußner, Leipzig, wie serner noch zwei Dramen „Saul und Jonathan" in fünf Auszügen von Amadeus Georgi und „Fürst und Bürger" historisch-romantisches Schau- spiel von Richard Weiland. Der Reinertrag des ersteren ist zum Theil für den Fonds des Lchrerinnenheiin's in Leipzig bestimmt. — Im Verlage der „Splitter" (vr. Bcrnard Lebet), Berlin, er- schien „Bilder de« Lebens", Novellen und Skizzen von Max Böttcher. Dem Verfasser geht noch völlig die künstlerische Reise ab. die seinem unzweiselhasl vorhandenen schriftstellerischen Talent erst die rechte Wirksamkeit sichern kann. bl-o. * * « Die Beclagshandluna von Carl Zieger Nachfolger (Ernst Rhode), Berlin und Wien, giebt eine Neuauflage von Charles DickenS' sämmtlichen Werken heraus. Den ersten Band bildet der Roman Lliver Twist, übersetzt von vr. Carl Kolb, auss Neue durchgeschen von Vr. L. Freytag (Preis 3 >i). Wenn je einem Autor Unsterblichkeit gesichert ward, so geschah dies bei Dickens. Generationen vergehen und Generationen entstehen, der Geschmack wechselt mit jeder einzelnen; beständig zeigt er sich nur in den aller- seltensten Ausnahmen. Zu diese» aber gehört das Wohlgefallen an den Werken des großen englischen Humorifien; und so geschieht es denn auch, daß wieder und wieder Neuauslagen davon nöthig werden und allen »miner wieder da« gleiche Interesse entgegenqebracht wird. Tie von der Zieger'schen Verlagshandlung herausgegebenc weist eine würdige Ausitattung aus; geschmackvoller und solider Einband, großer klarer Truck genügen ollen Ansprüchen »ach dieser Richtung bin. Vr. FreytagS sorgsältig»Durchsicht der Uebersetzung bietet Gewährdatiir, daß letztere ihre Aufgabe in der denkbar vollkommensten Weise löst. Ter erst» veröffentlichte Roma», Oliver Twist, enthält die Leidensgeschichte deS arinknWaisendausiprößlinges, der, i» grauiainster Weise vom Schicksal betroffen, nach langen, langen Irrfahrten erst sich der Aussicht aus eine glückliche Zukunst erfreuen kann. Die realistische Erzählungs- kunsl Dickens feiert bei der Schilderung dieser Leidensgäiiae, ins besondere der Verhältnisse in dem Brmcnarbeits- und Waifenhause ihre höchsten Triumphe. Mit schärsster Satire werden hier die Krebsschäden einer ungenügenden Stadtverwaltung bloßgelegt: der Eindruck ioll aus die betreffenden Kreise ein geradezu vernichtender geweien sei». — Dieser erste Band der gesammcite» Werke erscheint rechtzeitig gcuug, um ihn noch al« Wcihnachtsgabe empfehlen zu können. S1-«.
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