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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921222011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892122201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892122201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-12
- Tag1892-12-22
- Monat1892-12
- Jahr1892
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Nbo«riemerrtSpreiS ff> der Hauptexpedittou oder de» Im Stadt» bezirk nnd den Bororten errichteten AuS- oabestellea abgeholt: vierteljährlich 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung »nS -aus SSO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^ll S.—. Direct« tägliche Kreuzbandsenduug t»S Ausland: monatlich 9.— Die Morgen-Ausgab« «scheint täglich'/,? Uhr. die Abeud-Autgabe Wochentags 5 Uhr. Nedariion und ErpeLitioa: ÄshanurSgaffe 8. Morgen-Ausgabe. 'eimWr. TiWblaü Die Expedition ist geöffnet von ununterbrochen 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: ktts Me««'« Tarttm. (Alfred Hahn). Universitättnraße 1, L-ni» Lösche. ttaiharineuste. 14, Part, nnd K-nig<platz A. Anzeiger. Organ für Politik, LocalgeWchte, Kandels- und CcMtsmkchr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Pelitzeile 20 Psg. Neclameu unter demRedacttonSftrich (4ge» spalten) 50-4, vor den Familiennachrichte» (6 gespalten) 40 >4- Größere Schriften laut oujerem Preis» derzeichniß. Tabellarischer und Ziffrrasatz nach hüherem Tarif- Ertr« »Beilage» (gesalzt), anr «it de» Morgen-Ausgabe, ohne Posidefgrderuug ^i 60.—, «it PostbesSrderun, 70.—^ Ännaffmeschluß str Inserate: Abend-SuSgabe: Bormittag« 10 Uhr. Margeu-AuSgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn» und Festtag» früh Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestelle» je et»« halbe Stunde früher. Ltffsrat» sind stet» an di» ErZeSitts« zu richten. Druck »ud Verlag von E. Polz in Leipzig. .^° «52. Donnerstag den 22. December 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Lauplah-Versteigerung. Die der Stadlgemeind« gehörigen 2 Bauplätze deS Parcellirungs- Plans für den zwischen der Varl Tauchuitz-. KerSinau» Ahnde-, Wächter- und Grassi-Stra«« gelegenen vaublock Bauplatz 111 an der licke der Wächte» und Grassistraße von 3463,7 qw, Bauplatz IV an der licke der letzteren und der Earl Lauchaitz- Straß« von 3487,7 qm Sa. 4951Z qw Flächengchalt sollen bethe zusammen mit dem Augrbot von 358.««« DannerStag, den SS. diese« Manat«, Bormittag» 11 Uhr im Saale der Alten Waage, ttatharinenstraße Nr. I, 2. Stock werl, ,um Verkauf versteigert werden. Der Versteigerungstcrmin wird pünktlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Bersteigerung geschlossen werden, wenn nach drei maligem Ausrufe kein weiteres Gebot inehr erfolgt. Die VersteigerungSbedingungen mit dem Parcellirungsplane liegen schon jetzt auf dem Rathhaussaale im 1. Stockwerk zur Ein- sichlnahme au« und e» werden davon Lxemp.arr aus Verlangen in unserer Uailjlei ebendaselbst, Zimmer Nr. 4, gegen Erlegung von 1 .4l 50 ^ abgegeben. Leipzig, den 17. December 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 6434.Ilr. Georgi.Eerutti. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft deS städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 13. bis 18. December 1892 im Argandbrenner bei 150 Litern stündlichem Lonsum das 18,5 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöh«. Da» spectfische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,433. Leipzig, am 20. December 1892. De« Aath« Deputation zu den Gasanstalte«. Bekanntmachung. vom Unterzeichneten Stadtgemeinderalhe ist beschlossen worden, «inen dritten Schutzmann mit einen, IahreSgehalt von 940 >4 — einschließlich BeklerdungSgeld — anznstellen. Geeignete Bewerber haben ihre selbstgeschriebenen Gesuche die eine kurze Schilderung de» bisherigen Leben- enthalten müssen, bis zum 27. diese« Monat» aus der Rathsexpedition einzureichen. Markranstädt, am 19. December 1893. Der Stadtgrmeinderath. Keil. Bürgermeister. Nochmals -er Fast Löwe. * von „besonderer Seite" geht UN- au« Berlin die folgende hektoaraphirte und zweifellos auch an andere Blatter versendete Zuschrift zu: „Der französische Abgeordnete Iumel hat auf Wunsch de- Kriegsminister- Freycinet darauf verrichtet, die Regierung wegen der Veröffentlichung de- Briefe- von Löwe an Boulanger zu interpelliren. Da- ist im In teresse der Firma Löwe sicherlich zu bedauern. Denn vermuthlich wäre Herr Freycinet in der Lage gewesen, au- den Acten mitzutheilen, daß Boulanger auf da- Anerbieten der Berliner Firma nicht eingehen wollte, weil er sich im Besitze von Beweisen glaubte, daß da- Anerbieten im Einverständnisse mit der deutschen Militair-Berwaltung erfolgt sei. Damit wäre die Firma Löwe allerdings allen neuerdings gegen sie erhobenen Beschuldigungen entrückt, andererseits jedoch die deutsche Regierung oder wenigsten- die Militair- verwaltung in diesen peinlichen Hader hineingezogen. Thatsächlich wird man nicht glauben, daß die Firma Löwe eine Lieferung auSzusühren gedachte, die der Mili- tairverwaltung unerwünscht sein konnte, zumal sie gerade in jener Zeit die lebhaftesten Beziehungen zu der Mili- tairverwaltung unterhielt und zwar gerade über die Frage der Herstellung kleinkalivriger Gewehre. Man erinnert sich, daß damals die Frage des Gewehrs sehr umstritten war. Noch am 11. Januar 1887 sprach Fürst Bismarck davon, ob die Franzosen wohl glaubten, daß ihr Gewehr oder ihr Pulver besser fei, „weil sie da« richtige Pulver zu eine», kleinkalibrigen, schnell chießenden Gewehr früher haben als wir." Es be täuben darüber ernste Zweifel, und Fürst Bismarck elbst begünstigte die Ausfuhr von Pikrinsäure und Schwcfeläther, die bestimmt waren, zu dem rauchlosen Pulver für die kleinkalibrigen Gewehre verwendet zu werden. Im Jahre 1886 wurden nach Frankreich 158 000 kg Sckweseläther gegen 3700 kg im Vorjahre, im Januar 1887 allein wurden 7800 leg ausgeführl, desgleichen an Pikrinsäure im Jahre 1886 53 300 leg — 20 600 kg mehr al« im Vorjahre — und im Monat Januar l887 7400 kg au-gcführt. Man war da malS an leitender Stelle noch der Ansicht, daß da« neue Pulver der Franzosen sich zersetze, und gerade damals wurden von der Löwe'schen Fabrik im Einverständnisse mit der Militärverwaltung allerlei chemische Experimente gemacht, die zur Entdeckung eine- neuen wichtigen Sprengstoffe- dienten, der damals Roburit genannt wurde. Da Boulanger seine Spione in Deutschland hatte, war er über diese Tinge wohl nicht ohne Kenntniß. Er konnte daher annehmen» daß die Ver gebung der Lieferung für di« französischen Gewehre im höchsten Interesse der deutschen Krieg-Verwaltung liege. Denn daß die Fabrik nur im Einvernehmen mit der Kriegsverwaltung handeln konnte, ergab schon die Thatsache, daß eine Lieferung von Maschinen im Auf trage von über drei Millionen nicht heimlich vor sich gehen kann. Aber durch die Vergebung der Lieferung nach Berlin konnte der deutschen Verwaltung ein großer Bortheil erwachsen. Einmal hatte str «inen gewissen Einfluß auf den Zeitpunkt der Lieferung Um Werkzeuge und Maschinen zur Herstellung de« klrin- kalibrigen Gewehr« bereit zu stellen und zu montiren, ist ein Zeitraum von mehr als neun Monaten erforderlich. Es wäre möglich gewesen, die Lieferung noch darüber hinausziehen; und wenn alles fertig war, hatte es die deuljche Militairverwaltuiig in der Hand, die Lieferung zu verhindern, die gejammten Werkzeuge und Maschinen selbst für die Herstellung des deutsch en Gewehrs zu verwenden und die beschleunigte Ausrüstung der französischen Armee zu verhindern. Im schlimmsten Falle hätte die deutsche Fabrik eine Con- ventivliaiftrase zu zahlen gehabt. Aber die französische Militairverwaltuiig hätte Zeit verlöre», denn eine neue Bestellung, die m Amerika erfolgt wäre, be durfte zu ihrer Ausführung wieder vieler Monate. Vielleicht tragen diese Erwägungen dazu bei, einige Ruhe in die bisher übertrieben teldcnjchastilche Erörterung des Anerbietens an Boulanger zu bringen Hätte der Kriegömmister Freycinet die Interpellation Iumel ein gehend beantwortet, so würde er wahrscheinlich gezeigt haben, daß man in Paris das Anerbieten Lowe's weit richtiger aufzufassen verstand, al« die antisemitische Presse in Deutschland es noch immer verstehen will." Wir kennen die „besondere Seile" nicht, die, um die Firma Löwe äs Co. weiß zu waschen, die deutsche Regierung oder wenigstens die Militairverwaltuiig in diesen „peinlichen Haber" hiiieinzuzieheu sucht. Aber wir irren wohl schwer lich in der Annahme, daß diese besondere Seite der deutschen Regierung ferner steht, als der Firma Löwe öe Co-, der das „patriotische Verdienst" zugeschrieben wird, im Einverständniß unk der deutschen KriegsverwaUung dem General Boulanger eine Offerte gemacht zu haben, die nicht ehrlich gemeint war, sondern un Falle der Annahme lediglich dazu bienen sollte, „die beschleunigte Ausrüstung der französischen Armee zu verhindern." Tue deutsche KriegSverwallung würbe, wenn sie wirklich im Einverständniß mit der Firma Löwe Co. einen solchen Coup gemacht hätte, deshalb nicht getadelt werben können. Aber sicherlich hätte sie in diesem Kalle sich beeilt, unmittelbar nach der Veröffentlichung de« Löwe'schen Brieses an Boulanger im „Reichs-Anzeiger" mitzuthellen, daß die Firma ein Vorwurf nicht treffe, da ihre Offerte an Von- langer der deutschen Militairverwattung bekannt gewesen fei und diese keine Gefahr dar», erblickt habe. Jeden falls aber halte sie nicht den Weg anonymer Zuschriften an Zeitungen gewählt und in diesen haarklein dargclegt, wie der Plan, Boulanger in Nachtheil zu setzen, angelegt war. S,e hätte sich damit begnügt, die Firma Löwe Co. gegen ^'en Verdacht einer unpatriotischen Handlung in Schutz zu nehmen, und die Firma hätte sich auch ihrerseits damit begnügen können. Hat also ein derartiger Plan wirklich bestanden, so ist es eine grobe Indiskretion, ihn bekannt zu machen; hat er nicht bestanden, so ist der Versuch, die deutsche Militair - Verwaltung in den „peinlichen Hader" hineinzuziehen, eine Niedertracht ersten Ranges, die nicht scharf genug gerügt und vernrtheilt werden könnte. Auf alle Falle muß man nunmehr erwarten und fordern, daß der Herr Reichskanzler entweder im „Reichs-Anzeiger" oder unmittelbar nach dem Wieder- zusammentrilte de« Reichstages in diesem das Wort ergreift, um klar zu stellen, wie die Reichsregierung über die Offerte der Firma Löwe ck Comp, denkt und ob der von den Freunden der Letzteren versuchte Rechtfertigungsversuch nur die Bezeichnung einer groben JnoiScrelion ober eine noch viel schärfere Verurtheilung verdient. Deutsches Reich. 83. Berlin, 21. December. Gegen die bürgerliche Presse wird von socialdemokratischcr und staatSsocialistischer Seite häufig der Vorwurf erhoben, sie beklage im Allgemeinen sociale Uebelstände und befürworte deren Verbesse rung, sei aber nicht zu haben, wenn es sich um greifbare, zur Durchführbarkeit herangereifte Vorschläge handelt. In den meisten Fällen sind derartige Vorwürfe auf die phantastischen Vorstellungen zurückzuführen. welche die extremen Socialpolitiker rechts und links von den. Er reichbaren haben oder zu haben sich den Anschein geben. Kann aber der Vorwurf mit Recht erhoben werden, so liegt auf der Hand, daß die- der bestehenden Staats- und Gesell schaftsordnung nicht zum Vortheil gereicht. In der deutsch sreisinnigen Presse und Agitation ist diese Inkonsequenz, welche die Gegner Heuchelei zu nennen sich für berechtigt halten, nichts Seltenes; tritt sie auch anderwärts zu Tage, so enthebt die Möglichkeit, sich Mißdeutungen auszu- setzen, nicht der Pflicht, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. ES sind zwei Berliner Angelegenheiten, die zu dieser Betrachtung Anlaß geben. Der letzte Sonntag vor dem WeihnachtSfeste ist der Haupttag für das Weihnachtsgeschäft. Für den diesjährigen nun stellen die Berliner Blätter über einstimmend fest, daß die soliden Geschäftsleute Grund zu klagen hatten, während in den fragwürdigen Bazaren, den „Ramschgeschäften", wie sich mehrere Zeitungen auSdrücken, ein kolossaler Andrang sich bemerkbar machte. Die Thatsache wird al« wirthschastlich überaus bedauer lich und bedenklich commentirt. Leider sind die Organe, die dieses thun, zumeist dieselben, welche die Freiheit in Gefahr erklären und den allgemeinen Bankerutt weissagen, wenn auch nur der bescheidendste Vorschlag auf Eindämmung des Ausverkaufs- und ähnlichen Schwindels gemacht wird. Dabei könnte gegenüber diesen gcmeinschädlichen Geschäfts betrieben durchaus nicht von einem Sprung ins Dunkel die Rede sein. Das französische Gesetz kennt Bestimmungen gegen den unredlichen Wettbewerb, die sich al« wirksam erwiesen haben, ohne den legitimen Handel zu beeinträchtigen. Die Forderung, für Deutschland Aehnlichc« zu schaffen, ist in letzter Zeit häufig und besonder- unter Hinweis auf die Berliner Verhältnisse erhoben, ist aber von den Blättern, die jetzt die soliden Verkäufer und die Kunden der unfolidcn beklagen, theils lodtgeschwiegen, theilS in der erwähnten Weise rurückgewiesen worden. Wir glaube», daß dies« Doppelzüngigkeit nur dazu dienen kann, der Social- demokrakie und jenen Geschäft-Politikern, die in dem soliden mittleren und kleineren KausmannSstande die berechtigte Mißstimmung zu näbren versiebe», den Boden zu ebnen. Aebnliche Gedanken erweckt die Stellung, welche rin großer Thril der Presse zu der eben erlassenen Bauordnung für die Berliner Borort- .-'"mmmt Dw «au°rdnn g Z ^ die Errichtung von gesunden ^ zu befördern unk den, Ban von M'e"'sca,cr..en c>, ä vorzusch.-b-n. Daß in manchen ^wrtendaS^ schlimm emporgewnchert ist, w>e in V^.-rlinS ist immer und darum am wenigsten gesunden Tbe'len Berlms. ,st .m»^ zngestanden worden, wenn nicht, w>e eben I V Miseren vorigen Jahre) die Behörden °-u-.^7^Vf?ch a.w !.nnn anzubabnen suchen. Es ist ia zweiseftoS, ß daraus er- Grniidstiicke mehr heraus,chlagen laßt. wenn ,„jr pem richte,- Ban den ganzen Raum Decken und a« '..t dnn babylonischen Tburm wette.,-rn darf. Aus der anderen stebt aber die Rücksicht auf d.e G-N'.'kktt«v-r^ viel weniger als zwei Millionen Menfcken taruntcr ,a»lwfe Kinder, deren besseres körperliches G-de.hen m rei^n großstädtisch bebaute» Vororten m V.e Augen 'pr>ü -wtt> schaftlich liegen die Verhältnisse der einzelne» ^rundle itz" aus dem ricsengroßenTcrrain, für welches Ne neue - uuor ^ in Kraft gesetzt worden rst. natürlich verschieden. ,- »ach t Art und Weise nnd den Beweggründen des Erwerbs J>. te allermeisten Fällen wird aber eine wirkliche Schadgugd« Besitzers in Folg- der Baubeschranknngen ^peculan en Nest i, die den Grund und Boden lediglich Erwartung mner erwerben haben. Üm Anrecht auf P ist aber in Deutschland noch keinem neue Bauordnung ist rechtlich Preissteigerung cnlations - Gewinne Menschen garanlirt und die ...... für diese Interessenten dasselbe, kvaS für den H- sl in Weizen eine unerwartet gute amerikanische Cr nie Bei der bisherigen Bauordnung mußten es sich die Besitzer kleiner Häuser mit Gärten ja auch gefallen laßen, daß ihnen durch ringsherum erbaute Häuserkotosse Licht und 6 ' raubt nnd dadurch der Verkaufs- und Gebrauchswcrlh ihre« Besitzes bcradgcmindcrt wurde. Die einseitige Vertretung kapitalistischer Interessen, wie sie sich in dieser A»geleae»bc> in ben Berliner Blättern findet, ist überaus bedauerlich, zu- mal. wenn sie, wie es geschehen, so weit geht, von den „Uebertreibungen der sogenannten Hygieme" zu reden- Wenn aus irgend einem Gebiete des Gesundbeitswesens nicht über- trieben worden, sondern zu wenig geschehen ist, so sind die« die WohnungSverhältniffe in großen Städten, und die Hamburger Erfahrungen sollten doch Jedermann be lehrt haben, daß die Geldinteressen der Grund- und Hausbesitzer durchaus nicht immer mit ihren sonstigen Interessen zusammcnfallcn. Ind was von der leiblichen Ge sundheit gilt, gilt noch mehr vom socialen Frieden, dem durck eine hartnäckige publiciftische Befehdung einer für die All gemeinheit wohlthätigen Maßregel wahrhaftig nicht ge dient wird. U Berlin, 2l. December. Die deutschen Schnell dampfer. welche in der transatlantischen Fahrt zwischen Europa und Amerika bereits den ersten Rang erobert haben und ihn, allen Anstrengungen der Concurrenz trotzend, be haupten, haben auch mit ihren in neuerer Zeit eröffneten Mittelmeerlinien einen gelungenen Wurf getban. Seit dem Tage, wo die Dampfer des Norddeutsche» Lloyd bezw. der Hamburg-Amerikanischen Packetsahrt daö Mittelmeer in den Bereich ihrer Thätigkeit gezogen, datiren die Klagen der eng lischen, auch der französischen Linien, welche bisher in den dortigen Gewässern dominirte», über zunehmende Abwendung der Passagier- und Eilfrachtbeförderung von ihren Schiffen. In Gibraltar, wo die englische Peninsular and Oriental Line eine Agentur unterhält, herrschte unlängst große Freude über die rasche Fahrt des neuerbauten Dampfers genannter Linie „Himalaya", von Bombay nach Gibraltar, in nur l5>/. Tagen. Dieselbe nahm aber ein rasches Ende, als eine fachmännische Feder in einem dortigen Blatte nachwicS, daß kein einziger der in der Mittelmeerjabrt verwendeten großen englischen Postdampfer eS an Schnelligkeit mit den Hamburger oder Bremer Dampfern aufnebmen könne. Jetzt, wo durch die neueröffnete Bahnlinie AlgesiraS-Gibraltar in direcle Schicnenverbindnng mit dem Hinlerlande gebracht ist, wollen nun die englische» Gesellschaften versuchen, durch vortbeilhast combinirte Eisenbahnanschlüsse wenigstens einen Theil des Verkehrs nach den Mittelmeerhäsen für ihre Rechnung fest zuhalten. C! Berlin, 2l. December. Die Führer der Buch druckergehilfenschaft sehen jetzt ein, daß sie mit dem Kopfe nicht durch die Wand rennen können, und um nicht das Heft schließlich aus den Händen zu verlieren, wollen sie den Vorschläge» der Principal- kein Hinderniß entgegensetzen. Ter Vorstand des Unterstüyungsvereins deutscher Buchdrucker erläßt im „Correspondent" folgende gewundene Bekannt machnng: „Der Vorstand und der Tarisansschuß de» Deutschen Buchdrucker- verein» staben sich mit einer Revision des seither giftigen Tarifs beschäftigt und demnächst die Princtpale DeutichlandS ausaesordert diesen revidirte» Tarif vom l. Januar 1893 ab zur Einführung zu bringen und einzuhaften. Der revidirte Tarif enthält in seinem ersten (materiellen) Theil keine Akndenmgen, während der zweite Theil betreffs des Minimums der Truckorte bis zu 6000 Einwohnern und der Bezahlung der Ausgeierntcn von dem bisherigen Taris abweicht. Wenn wir auch einseitige Abänderungen des Tarifs nach den zwilchen den beiderseitige» Vertretern getroffenen Abmachungen sur anfechtbar halten, so soll doch andererseits berücksichtigt werden, daß d;e gepianien Reduciriingeii zurückgezogen wurden, anßerdcm durch dle Amtsniederlegung der Tarifvertreler z. Z. beiderseitige Bereit, barungen »r,chwert ivaren. - ^ I". fernerer Berücksichtigung, daß e» der Gehilfenschaft freisteht lederzeit Abänderungen diese« Tarif« zu beantragen, glaubt der Vorstand zur herbei,»hrung geregelter Zustände die .Hand bieten und '.'ü.Presse des gewerblichen Frieden» mit den augenblicklichen Ver hältnissen rechnen zu sollen. Mitglieder, gleichfalls den gegebenen Thaßachen Rechnung zu trogen und dadurch da» Bestreben de« Bor- "-°?pi.« »u befestigen und Ordnung in tariflicher Beziehung herbeizusuhrcn. zu unterstützen. Jnwieweft die Organilalioii iitr Durchführung diese, Tarif- zu wlrlen in der ^age iß, das wird von der Haltung der Princiva e de» organisirten Gehilfen gegenüber abhängen" " ^ ' Es wäre auch in der ^That W-l>n,,nn. wenn die Vertreter wL,"" IM zur ilirb-lndlung lommtii wirv. ist Iir-ch inch! z» berechnen. Aber schon ,etzt läßt sich erkennen, daß dir 88. Jahrgang DiScussion Uber diesen Antrag eine ziemlich leidenschaftliche werden wird. Der „Hambg. Corr." führt zu der Angelegen heit a»S: „Wenn die klerikale Presse für die Aushebung des Jesuitengesetzes Antritt, Pflegt sie die Sache so darzuslellen, als ob durch dasselbe jcdeni einzelnen Mitglied dieses Ordens der Aufenthalt in Deutsch land verboten sei, während doch in der letzten Novelle zu den Mai- gesctzeu ausdrücklich bestimmt ist, daß auch Mitglieder dieses Ordens das Recht haben, stille Messen zu lesen. Wäre ihnen der Aufenthalt im deutschen Reiche verboten, so hätte es dessen nicht bedurft. Um- lekehrt aber zeigt sich die klerikale Presse tief entrüstet, wenn die Regierung in Ausführung dieses Gesetzes darauf sieht, daß Mit glieder deS Jesuitenordens in Deutschland keine OrdenStdätigkeit ausüben. Im Herbst haben bekanntlich holländische Jesuiten in einem Verein in Gladbach socialpolitische Vorträge halten können, und als liberale Blatter daran Anstoß nahmen, warf sich die „Germania" in die Brust und bezeichnete die Zulassung solcher Borirügc als selbstverständlich. Inzwischen scheint man aber im Ministerium des Innern und des Eultus aus diese ungesetzliche Praxi» ausmerksam geworden zu sein. Schon vorher war Jesuitcn- palern in Köln und demnächst auch in Dortmund das Halten von ocialpotitss'cheil Vorträgen untersagt worden, und auf eine an die Minister gerichtete Beschwerde ist die Antwort ergangen, der Be» chwcrde könne keine Folge gegeben worden, „da in den Borträgen >er in Red« stehenden Art, mögen solche in öffentlichen oder ge- chlossene» Räumen abgehalten werden, eine gesetzlich verbotene Aus übung der LrdenSthätigleit des betreffende» JejuitenpaterS zu er blicken sei." In der Diöcese Trier war sogar der Versuch geinacht worden, durch einen Redemptoristen eine Mission ab haften zu lassen, der natürlich scheiterte. Jetzt wird in der Eenlrumsprcsse angckündigt, bei der Berathung des Antrag» Vallestrem im Reichstage werde es Sache de» Ecntruin« sein, dem Minister eine andere Auffassung über die Bedeutung des Gesetzes von 1872 und des zur Ausführung desselben ergangenen Bunderraths- beschlusjes beizubringen, denn: so könnten die Dinge nicht weiter- gehen. Mit andern Worten: kann die Aufhebung des'Jcjuiten- geseveS nicht erreicht werden, so soll die Regierung zum Mindesten gezwungen werden, eine Umgehung des Gesetzes zuzulassen. Ter Erfolg wird schwerlich den Hoffnungen der klerikalen Heißsporne entsprechen. Ob man die Vorträge der Jesuiten oder der verwandten Orden als „kirchlich-religiöse" oder al» wissenschastlich apologetische »nd social« bezeichnet, ist in der Sache ganz gleichgiftiß. Die Haupt- iach« nicht nur für die Behörden, sondern auch für die Zuhörer ist die, daß die Vortragenden Jesuiten sind." V. Berlin, 2k. December. (Telegramm.) Mit Rück sicht auf den gegenwärtigen Stand dcrBertragSverhand- lungen mit Rumänien wird der BundeSrath von dem Reichskanzler ersucht, eine Verlängerung der am 26. No vember gemachten Zugeständnisse auf die Zeit vom 1. bi« zum 3l. Januar 1893 zu gewähren. Berlin, 2l. December. (Telegramm.) Wie die „Kreuzzeitung" meldet, ist der AuSsührunaScommission des deutschen AntisclavereicomitSs von ihrer Generalvertretung au« B agamoyo die telegraphische Nachricht zugegangen, daß I>r. Baumann am 6. November in Tabora angelangt ist. vr. Baumann verließ den Victoria Nyanja Anfang August, marschirte zunächst nach Westen bis Ruanda an der Grenze des Congostaates, wandte sich alsdann nach dem Süden durch das Land Urundi bis zum Tanganyika-See, von wo er den Rückzug angetreten hat und wohlbehalten in Tabora ein getroffen ist. L Berlin, 2l. December. (Telegramm.) Bei der Zurückziehung der wider Herrn Paasch schwebenden Beleidigungsklage bandelt es sich, wie verlautet, nicht um den Procep deS Herrn von Brandt, der noch schwebt, sondern um den Strafantrag deS Justizministers von Schilling, beziehungsweise de« Slaatsministeriums, wegen der beschlagnahmten, jetzt bis auf den Titel freigegebenen Broschüre: Eine Protesteingabe. — Der „Post" zufolge bat der Hosvrediger v. Hase an der Potsdamer Garnisonkirche seinen Abschied genommen. Der „Reichsb." bemerkt zu dieser Meldung: „Wir wissen nicht, ob diese Angelegenheit schon abgeschlossen ist; Thatsache ist, daß v. Hase seit der letzten Truppenvereidigung in Potsdam einen Urlaub auf unbestimmte Zeit erbeten hat. Zu diesem Act wurde damals am Abend vor dem BereidigungStage telegraphisch der DivtsionSpsarrer Rogge in Berlin an Stelle deS Hospredigers v. Hase, dem ordnungsgemäß die Predigt zufiel, beordert. Wie man auch über die Prediatgabe des Herrn v. Hase deuten mag, so wird man es begreiflich finden, daß er nach dieser Hintenansetzung Schritte unternahm, die jetzt möglicher Weise seine Entlassung abgeschlossen haben. ES sind erst wenige Jahr«, daß v. Hase aus Königsberg nach Potsdam in seiue derzeitige Stelle berusen wurde." — Der deutsche Veterinärrath wird, dem „Schw. M." zufolge, im Februar hier zusammentreten und u. a. die Fragen der Viehversicherung und der Thierseuchen- Bekämpfung bcrathen. — Ter „A. R.-K " zufolge hat sich Professor Nothnagel über da» Befinden des Herzogs vonRatibor dahin auSgeiprochen, daß er jede Lebensgesabr für beseitigt halte. Er rathe aber davon ab, daß der Herzog sich jemals wieder parlamentarisch beschäftige. Es dürste also demnächst eine Neuwahl für daS Präsidium de» Herrenhauses nölhig werden. — Unter welchen Verhältnissen die socialdemokratischen Broschüren hergeslellt werden, wurde in einer stark besuchten Beriammlung der in Buchbindereien und verwandten Betrieben beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen eingehend erörtert. Buch binder Pindisch hielt über diesen Punct ein kurzes Referat. Er erklärte, es sei ihm nicht angenebin, hierüber sprechen zu müssen. Die in der Buchdruckcrei des „BorwärtS" gedruckten Broschüren würden an zwei Firmen, Sillier L JaniczewSky, Weimann und an den Buchbinder Kohlhardt zur Fertigstellung vergeben. Seitens der Arbeiter wurde nun darüber geklagt, daß die Firma Weimann einen Stundeniohn von nur 3?'/, bl» 29", bezahle, auch Kinder beschäftige und diesen sogar nicht einmal die gesetz lich vorgeschriebe»« Ruhezeit gewähre. Die Arbeiter und Arbeiterin«» müßten doch aber verlangen, daß ihre Forderungen, wie 9'/,stündige Arbeitszeit, ein Minimallohn von 19 wöchentlich für Arbeiter und Löhne nach dem Leipziger Tarif für Arbeiterinnen, sowie Entnahme der Arbeitskräfte vom Nachweis deS Vereins, mindesten» in solchen Werkstätten bewilligt würden, die socialdemokratische Literatur onsertigen. Aus eine Beschwerde beim Parteivorstand sei von diesem zugesichert worden, daß Abhilfe geschossen werden solle. Die Arbeiter möchten solch« Firmen namhaft machen, denen die Arbeiten übertragen werden könnten. — Stadtverordneter Bruhns (Expedient beim „vor wärts") meinte, man hätte die Sach« nicht erst aus di« Tages ordnung setzen sollen. „Wir können Herrn Weimann doch nicht verschreiben, wie viel er bezahlen soll!" (Laute „LhoS I") können ihm höchsten- die Arbeit entziehen." (Rufe: „Lehr richtig!') Man müsse sich noch »ach den Bedingungen richten, welch« dl« kapitalistische VesellschaslSorduung vorschretd«. Bisher
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