EX LIBRIS 0 ERICH BÖHM AUFSATZ UND BEISPIELE. R.E.KUKOWKA, BAUHAUS DESSAU TYPOGRAPHISCHE EXLIBRIS Der Entwurf des Bucheignungszeichens war von jeher Sache des Graphikers. Dem Buchdrucker fiel dabei nur die Aufgabe zu, vom Druckflockdie Vervielfältigung vorzunehmen. Mitunter kam wohl auch ein Typograph auf den Gedanken, ein Exlibris — meift für den perfönlichen Gebrauch — herzuftellen, aber man verfchmähte die naheliegende Anwendung typographifchen Materials, um lieber dem freien Graphiker nachzuahmen. — Um die Jahrhundertwende maß man dem Ex libris befondere künftlerifche Bedeutung bei. Die Zeichnungen wurden in fehr großen Formaten ausgeführt, fo daß Ge in gar kein Buch mehr hineinpaßten, und das Ganze diente mehr als Taufch- mittel den Sammlerkreifen als dem praktifchen Gebrauche. Vom Zweck der Sache war kaum noch die Rede. Niemand dachte bei der Herftellung daran, daß diefe kleine Druckarbeit die Aufgabe hat, den Namen des Bucheigentümers zu nennen und die erfte leere Buchfeite zu fchmücken. So ent- ftand eineExlibris-Graphik — mitBlumentöpfchen und Weltkugeln —, in der das Symbol die voll kommene (unbegründete) Vorherrfchaft erlangte. Erft die neuere Zeit brachte hier wie überall den notwendigen Umfchwung. Man bemühte Geh wieder um reine Schriftlöfungen, zwar immer noch im dekorativen Sinne, aber doch fchon wefentlich klarer und nüchterner in der Auffaffung. Die Urfache lag wohl auch zum Teil darin, daß die Buchausftattung im allgemeinen ohne Schmuck auszukommen verfuchte. Unfre heutige Zeit, in der tatfächlich der größte Teil aller Buchfätze ohne oder nur mit ganz fparfam angewandtem Schmuck ausgeftattet wird, verlangt ein Exlibris, das Geh dem neuen Gewände anpaffe. Das Ideal: für jeden Buchfatz ein entfprechendes Exlibris zu fchaffen, bedarf — wie alle Ideale — einer großzügigen finanziellen Fundamentierung, was fich niemand leiften kann. Alfo fleht der Entwerfer vor der Aufgabe, mit demTypomaterial ein »Uni- verfal«-Exlibris zu fchaffen. Diefe Aufgabe aber ift ganz und gar nicht einfach, denn das Typo- material hat eine gewiffe Starre und präzife Schärfe, die fich wohl für alle Arten belehrender Bücher eignen mag, aber bei lyrifchen Werken ufw. oft genug unpaffend erfcheint. Hier hilft die An wendung warmer oder zurücktretender Farben, die Diagonalftellung von Satzteilen (dadurch ent lieht eine [erleichternde] »Bewegung«!) und die Verwendung von folchen Schriften, die fich dem