befchränktes und kurzes Dafein friftet. Diefe Erfcheinungen oder vielmehr Tatfachen haben wir in den letztvergangenen Jähren zur Genüge beobachten können. Es fei hier nur an das Heer der auf »ismus« endenden Kunftrichtungen ver- wiefen. Nicht immer ift aber nur der Künftler, der eine Akademie befucht hat. Nicht immer ift der Handwerker, der fein Gewerbe kennt und liebt, ein Pedant, der nun dem Künftler die Mit arbeit wehren möchte. Wenn ein Künftler feine Arbeit anerkannt wiffen will, fo dürfte er auch dem Fachmann einiges Verftändniszufprechen, wenn die akademifche Anficht gelten foll. Was ift als »Kunft« zu bewerten? Die Kunft ift eine Fähigkeit, Wirkliches oder Erdachtes dar- zuftellen, entweder gefällig zu gehalten oder auf äfthetifche Wirkung zu (teilen. Äfthetik bedeutet die Lehre von der Sinnlichkeit, die Wiffenfchaft vom Sdiönen. Schön ift, was durch bloße Er- fcheinung Gefallen er regt. Künfte bezwecken alfo die Darftellung des Schönen an fich. Die theoretifcheAfthetikbe- ftimmt das durch das Schöne erregte Gefühl und fomit die fubjek- tive Bedingung des Ge fallens und Mißfallens und unterfucht die ob jektive Eigenfchaft des Gefallenden. Die ange wandte Äfthetik leitet Regeln für äfthetifches Genießen und künftle- rifches Schaffen (Kunft- kritik) ab. Kunft ift alfo kein Handwerk, das ge lehrt wird, fondern eine freieEntfaltungmenfch- lichen Geiftes. Für uns Buchdrucker ift es nicht fofchwer,die Gedanken und Ideen des Künftlers zu entwirren und aus ihnen Brauchbares für dieTypographie heraus- zufchälen, ohne in ein gefchmacklofes Extrem dabei zu verfallen. Das Buchdruckerhand werk als Kunftgewerbe fordert von feinen Arbeitern nicht nur technifch gutes Können, fondern auch ein gewiffes Maß äfthetifchen Gefühls; aus diefem heraus ent- fpringtdann auch künftlerifches Schaffen. Sind wir fo weit, dann braucht uns nicht zu bangen, vom Künftler verdrängt zu werden, d. h. wenn wir die Gefetze der Kunft meiftern können. lOOO ENTWÜRFE VOM INTER? NATIONALEN WETTBEWERB INSERE AUSSTELLUNG DER ENTWÜRFE DES ZWEITEN INTERNATIONALEN WETTBEWERBES FINDET AM SONNTAG/DEM 7* FEBRUAR 1926/ VON 9 UHR VORMITTAGS BIS * UHR NACHMITTAGS IN DER AULA DER KUNSTGEWERBE* UND HANDWERKERSCHULE BRANDENBURGERSTRASSE 9 STATT + DIESER WETTBEWERB WAR MEHR ALS ALLE FRÜHEREN VON GANZ BESONDEREM ERFOLG BEGLEITET EIN BESUCH DER AUSSTELLUNG WIRD SICHER LOHNEN + HIERZU LADET EIN DER VORSTAND DER ORTSGRUPPE MAGDEBURG IM BILDUNGS* VERBAND DER DEUTSCHEN BUCHDRUCKER + Entwurf: W. Jänecke (Magdeburg)/Buchdruckerei W.Pfannkuch & Co. (Magdeburg) Faktor Walter Zahn (Hof in Bayern)