WERKSTATT FÜR NEUZEITLICHE DRUCKAUSSTATTUNG BUCHDRUCKEREI WILHELM ADAM INHABER: MAX ADAM, JEAN HOPPE / LEITUNG : JEAN HOPPE (DWB) TELEGRAMM-ADRESSE: BUCHDRUCKEREI ADAM CHEMNITZ POSTSCHECK-KONTO: AMT LEIPZIG NUMMER 1741 Die deutfche Werbegraphik Mit vollem Recht werden die Kollegen von Referenten fowohl als auch von Buchdruckfachlehrern immer wieder darauf hingewiefen, daß die Entwicklung im graphifchen Gewerbe mehr und mehr den Setzer zwingen wird, Geh nicht nur auf dem Gebiete der Photographie umzufchauen, fondern Geh auch mit dem Zeichenftift vertraut zu machen. Damit ift nicht gefagt, daß nunmehr der Setzer, der eigent liche Geftalter auf dem Gebiete der Typographie, feinen erlernten Beruf an den Nagel hängen foll, um Gebrauchs graphiker zu werden. Aber es werden Geh in den kommen den Jahren vielleicht für ihn Möglichkeiten erfchließen, die graphifches Zeichnen mehr denn je erfordern; wenn er nicht völlig zum mechanifchen Handarbeiter werden will, dann wird er zeichnen muffen. Schon heute macht es Geh oftmals fühlbar, daß zeichnerifch vorgebildete Nichtbuch drucker in das Gebiet des Typographen eindringen, ihm Satzvorfchriften machen oder gar gänzlich den Satz aus- fchalten und an feine Stelle mehr oder weniger fchön gezeichnete Satzgebilde auf die Mitwelt loslaffen. Die Anzeigenteile unfrer Tageszeitungen Gnd der belle Beweis. Es wird da manches geboten, das bei wirklichen Könnern auf dem Gebiete der Schrift Kopffchütteln und vielleicht manchmal Magenkrämpfe hervorruft. Es ift deshalb recht erfreulich, daß neben den vorbildlichen Fachzeitfchriften der Graphiker — »Die Reklame« und »Gebrauchsgraphik« — nun auch endlich einmal ein wirklich umfaffendesWerk für diefesGebietherausgebracht wurde, das Geh »Die deutfche Werbegraphik< nennt, von Dr.Walter F. Schubert bearbeitet,Verlag Francken & Lang, G.m.b.H., in Berlin W30, Preis 48 Mark. Verblüffend ift die reiche Auswahl der eingeklebten Arbeiten der Graphiker, aus denen man das Schaffen der einzelnen gut beobachten kann. Auch die andern Reproduktionen Gnd lobenswert, wie überhaupt die gefamte buchtechnifche Ausftattung Anerkennung verdient. Der Inhalt gliedert Geh nach einem Vorwort des Heraus gebers, in dem er die Armut des deutfehen Schrifttums auf demGebiete derW erbegraphik befonders betont, in» W efen und Erfcheinungsformen der Werbegraphik«; ferner: »Aus der Gefchichte der deutfehen Werbegraphik«, und anfchließend: »Einzelgebiet der deutfehen Werbegraphik« mit acht Unterabteilungen, die unfre befondere buch druckerliche Aufmerkfamkeit erheifchen. Wir greifen her aus: das Werbeblatt, von dem gefagt wird, daß es eine Kreuzung von GroßafGche und Kleininferat ift. »An den Klippen der Schwierigkeit diefer neuzeitlichen Aus drucksform Gnd Taufende von Entwürfen zerfchellt, die in den Konftruktionsbureaus der Fabriken oder unter den Händen von Durchfchnittslithographen entftanden, nicht freilich immer ohne Mitfchuld des Auftraggebers. Was da an Mißgeftalten und HoffnungsloGgkeiten ins Land zog, davon macht man Geh kaum eine Vorftellung. Die Schwierigkeiten liegen nur in der Wahl des Entwerfers. Denn weder ein Meifter des Stillebens oder der Land- fchaft noch eine Größe der jeweils herrfchenden Kunft- mode kommen für derartige zweckgebundene Arbeiten in 217