ENTWURF VON KARL QUACK, HAMBURG und (nur für unfre Belange) der neuen Typographie zu fuchen. Es gilt alfo nun, eine Vergleichs möglichkeit zu fchaffen, in welchem Punkte gerade bei der Typographie die »feelenlofe Arbeit« in der rationalifierlen, faß jeder manuellen Tätigkeit entkleideten Wirtfchaftsweife dodi eine »Seele«, etwas Inhaltvolles, aufweiß. Der Geßaltungswille in der Typographie iß unfchwer zu erkennen; in jeder Zeitepoche hat die Typographie ihr eignes Gepräge gefchaffen; davon geben die verfchiedenen Stilarten Zeugnis. Warum foll und muß alfo nicht die rationalifierte Wirtfchaft dahin führen, daß dieTypographicfich daraufeinßellt, (ich diefer Wirtfchaftsweife ebenfalls anzu paffen? Und es iß ja nicht nur die Wirtfchaftsweife, die Anpaffung fordert, nein, die ganze Lebens form hat eine Wandlung durchgemacht, die, wenn wir deutlich fein wollen, in ihrer typographifchen Ausdrucksform nicht mehr fo trefflicher mit den alten Mitteln zu erreichen iß. Hüllenlos, ent kleidet von allem fchmückenden Beiwerk, fo gibt lieh die Zeit. Mit faß brutaler Nüchternheit offenbart fich dem Menfchen alles, was fonß erß gefucht werden mußte. In Kunß und Kultur (mit und ohne Anführungszeichen) finden wir fchon die Beßätigung hierfür (ohne dabei nur an die Nackttänzerinnen und -revuen zu denken). Der Menfch ßrebt zu freierem Tun, zu dem fchon ge nannten beiwerklofen Sich-fchauen-Laffen. Wenn alles dies fich auswirkt in der Lebensgeftaltung desMenfchen, dann nimmt es alfo auch nicht wunder, daß in der Wirtfchaft fich dies in gleichem Sinne vollziehen muß. Das äußert fich natürlich in vielerlei Beziehung. Wir brauchen nur zu denken an die Serienarbeit, an die fogenannte Typifierung der Produkte. Z. B. iß alles darauf zugefchnitten, fo qualitativ einfach und möglich!! fchnell das Produkt zu geßalten, erßens einmal in der Art der Herßellung, zweitens im Ausfehen des Erzeugnil'les. Die reine Zweckmäßigkeit unter Berück- fichtigungeinesmöglichßniedrigenHerßellungs-undVerkaufspreifesißausfchlaggebender Faktor. Ob wir denken an die Form der Möbel, wie fich hier die Zeit eine faft typißerte Kunftrichtung fchafft, oder an die Kleinprodukte einzelner Indußrien, fei es die der Glaswaren oder der Fuß bekleidung, die der Konfektion oder der Metallerzeugniffe, überall finden wir das Charakte- rißikum des Normalen, d. h. der Einheitsware. Daß unter folchen Umßänden auch alles, was mit der Produktion zufammenhängt, unter diefem Gefichtspunkt geßaltet werden muß, iß fehr gut denkbar. Es fängt tatfächlich fehr oft fchon mit der Verpackung an, die durch die neue Form oder den qualitativen Wert des Produktes eine andre Reglung erfahren mußte. Da wurde mir z. B. be richtet, daß die erßen Rafierapparate nur in kleinen mit Samt oder Stoff ausgefchlagenen Käßchen zum Verkauf gebracht wurden. Der Umfatz und Preis diefes Produktes war fo, daß diefe etwas koßfpielige Verpackungsart tragbar war. Durch qualitative Vereinfachung und dadurch ermög lichte Umfatzerhöhung und Preisfenkung konnte natürlich auch die Verpackungsart nicht mehr I 331