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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940103018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894010301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894010301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-03
- Monat1894-01
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Bezugs-PreiS A> dir -mwwppEim «d«» d«, t» Stad», bqir» «>d de» Vorort»» »richteten ?>»«. »»ballen ab geholt: vi»rt»I,ädrlich^l4.L0 bei »weimoliger täglicher Zoitellon, in» Hau» ^ LLO. Durch di» Post bezogen für Leullchlaad and L»ft»rr»ich: viertel,üdrlich ^l A»- Direcrr täglich» Kreuzbandiradmig (»« AuSlaiid: monatlich ?Lg. DKMorgni-AuSgab» rrlckeint täglich'/»? Uhr, dt» Adeud-Auagad» Wochentag» L Uhr. Redaktion und Erveditio«: Aotzannrspafi» 8. LieLyeditioa ist Wochentag« uaonwrbroch» S«»ö»e1 »oa früh 8 bi« »b«b« 7 Uhl. Morgen-Ausgabe. /Malen: Dtt» Le»«'« Larit». (Alfred Laiversitürtirr-b» U «am» VSlcke. KalharioenSr. 14. »an. u,» Känla-vla» V. MiWger JagMM Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Prtitzrüe SO Pf- R»clam»n unter dem Rer,ction»>rrich spattrn- k>0>J, vor den AainiUenncchrichteri (llgriyatten) 40^. Großer» Schritten laut on-erem Pr»i-- verzeichmß. Tadellor-.icher und Zis,«r»ja, »ach häderem Tarif. s bptra Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne PvslbesSrderung ^4 M.—, mit Postdesörderuog >0.—. 'Annatlmelchluk für Än;eigea: Abend »Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. kann- und Festtag- srüh '/,9 Uhr. lvei den Filialen und Anuabmesteklea je «i»e halb» Stunde Küher. Unhrtiea sind stet« an dt» GMehttte» zu eichten. Druck und Verlag von <k. Pol» i» Lelvii«- 4. Mittwoch den 3. Januar 189t. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lkkannlmakliung. Die im Jahre 1864 gelüsten Toppeigräber, ferner di« im Jahr« 1879 mit Ltwachl'enen und die im Jadre >884 mit Kindern beleglen Gräber aus dem neuen JohanniS-Frie-bosr de», aus dem Nordsried dos, oersallen im lausende» Jahre und zwar nicht erst am Jatzrrs- schlnsse — wir vietiach irrtdümlich ongenolnmen wird —. tonkern mit »kW Tage, an welchem dir Concesslonszeit ob ätist. Ihre Erneuerung «an», zedoch nur »ach veibringniig der tzonrrssioiio- scheinr, de, unserer Friedhojscasje, Lchtotzgajjc 22. U., ertolgeii. L»ip»tg, deu 2. Jauuar 1894. Der Rath her Stadt Leipzig. l»r. Georgi. L. Ltkannlmachllng. In der Zeit dom b. bi» mit 30. Tecember vorigen Jahre» gingen an freiwilligen Gaben bei uns ein: l ^1 bO überwiesene» Geschenk von Herrn Victor Lilienfeld: 10 » — - Sühne ln Sachen R. Dch 20 - — » » » » I. R. 14 » — » » » » S. L lö » — » - » » R. M 9 » — » « » » W '/. W. 3 » — <> » - » F. B- 1 - — - - » - B. /. H. ö » — » » » - Fr.'/.Sch 4 » -— » » » » Et. '/. T. 2 » — » » » - Sch.'/. S. 2 - — - von Frau Martini durch das Stadtsteueramt. durch Herr» Friedensrichter ThebuS tu Leipjtg-Gohli». 86 SO ^ Sa., worüber hierdurch dankead quittirl wird. Frruer ist hierzu zu bemerken, Last ein Ungenauaier dem 87. Armendlsrrictt 100 Herr Brauereid>reclor Rrinhard dein 48. Distrikt« bO ^ u»d die Firma Schnitze L So. üst Ailweijuugea über je dl Braunkohlen, sowie Herr W. W. LO dergleichen zur Vertheilung an Arme überwiesen habe», üb» welch» Baben ebenfalls Sssentticher Tank ausgeiprocheu wuü. Lelpzig, deu 8. Januar 1894. Da» «rme»a»t. Heolschei. Schicker. Lekanntmachnng. Für Unterlassung der Zuiendung von Neujahrskarten gingen ferner ein: >l 6.— von Frau Pauline verw. Schulze, worüber hierdurch dankend quittirl wird. Außerdem wild bemerkt, daß die in unserer Bekanntmachung vom 80. vorigen Monats am Schlüsse erwülinle» ./>L 6.— von Herrn Kausmann Florentin Wchner in L.-Gohi>s, Borsitzendein der Dar» Iehu«oniiatt für Bewerdlrelbende, gezahlt worden sind. Lelpzig, den 2. Januar 1894. Das Arwrnamt. Henljchel. Schicker. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 14. Juni er., den Zimmermann Hermann Ltto KianSörsjer belrefseud. Lerpzig, den 2V. Tecember >898. Der «a,h Ser Stahl Leipzig Armen»«». Abth. tVm U. IV». 6242. Si. U. 14. Heulschel. Diedkalsls-Lkkanntmachnng. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: I) rin golhrnrr Damrnttrmwrr mit ,chwarzscidcner Schnur, am 27. v. Ä.; Li ri» golvenrr schmalrr Armrris mit 3 weißen Perlen, aus der inneren Seite „l.. 1>." gravirt. vom 27. bis L8. v. M.; 3) eine ätterr galbrne Ankrruhr mit gerieiter S>ück,cite und Schildchen (englische» Fabrikat), am 81. v. M.; 4' eine silbrrne Chltnher-NrmantOir-Uhr mit Goldrand, geriester Rück eile mit Schildchen. Secuad« uav anhängender siliirruer VUtcdrrtrktr» am 1. d. M.; ü) rin schwarzer F»auen«antel mit Poiomentenbeiatz, rin schwarzr» ltaschmi»Nrih, et» Lischtnch und k Handtücher ..u. N." roth gez, eine hotdenr Vanzrruhrkrtte mit onhäugeudeiu Lchlüßchen und Bleistift ein galdener Ltrgrlrin« mit Platte, .,0'. 0." gravirt. rine aolSen» runde Brosche mit graoirtrm Stein, 2 »ranken« nnh S Lterberassrnhncher aus „Ourt uuck Luuli« (-rv!^>e" tautend, am 18. vor. M.; ti) 2 rotbcarrirte und 2 roidgeblumtr Vettüberznge. 3 roth- carririr und 3 re:hg»blumte »Ohsliffennberzüge nnd 4 weiß. )e>uene Betttücher, von Milte Nvveintxr bi» Mitte Tecember >898: 7) ein ruck-Batle«. 16 Kilo schwer, signirt „o. ret» Drück granbrauuivaUrnen Dtass entboltend. am 28. v. Mi».; S) eine elsernr Flügethnnehe oho« Schwengel und w Bleirohr, Anfang v. M. Stwaigr Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Tdäter sind ungesäumt bet unserer Srimiiiai-Abtheilting zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am L. Januar >884. Do» Baltzriantt her Ttaht Leipzig Vrrtschnetder. Ml. Lckantttmachuttg des Leipziger privallchnilehrervereins, Ausnahme vo» Schüler» «n» Schülerinnen detr. Im Austrog dc» vorgeiiaunien Verein« eriuchen die Unterzeichneten, die ihren Schule» Lstrru I8S4 zujuführrnve» DinVer batdtgst aniurlde» zn wolle». Dir im Verein verirelenen Knaben- und Mäbchenschnleu »nt- sprechen den städtische» Realschulen fbez. mit Progyiiinojialclasseri) und höheren Mädchenschulen und sind austerdem inil Elementar, classen verbunden, in welche »ach den ge,etzlichcn Bestimmungen Kinder ausgenommen werden, die vor dem l. Juli VaS 6. Jahr vollendet l oben. Tie Bilidchrnschnlkn heben Einrichtung und Lehrziel der Sffent« Ischen höheren Mädchenschule»; sie sind also, mit Einschluß der Elenicnlorclasse». zchnclassig. Tie bc»rchtigtc» Knabe»,'chulcii fübreit ihre Zöglinge vom Beginn des jchulpstichligen Alters bis zu der durch das Geley vom Ist. Februar I8dt4 siir di» ossrntlichen und privaten Realschulen vor- geschriebene» Reiseprütuug. sv daß ein Knabe bei normalen Anlagen bereits >m vollendeten Ist. Lebensjahr eine abgeschlossene Schulbildung und den Beiiß des Freiwilligenzeugnisles erlangen kann; zugleich bereiten sie für die entsprechend»» Elosjen der üjsenllichen Höheren Lehranstalten vor. Im Interest'» der Cmdeitlichkeil der Bildung, zur Erleichterung der Lern- und Lehrarbeit und zur schnelle» und sicheren Erreichung der Schulziel, ist es wünichenswertli, da» auch Srr Privatschulk hir kinver müglichs« mit Bcgin» des schulpflichtige» Aitcr» zu-rsahrt werücn. — Die U»lerzeichnc:e» sind zur Entgegen- i'abme von Aiiiiieldungtn und zur Eribtilung jeder geioüiilchl n A»skunsl täglich (ander Laniitags) zwischen 11 und '.1 Uhr bereit. Dir. Or. 8. Bartl», Derechligt« Realschule mit Elemenlarclassen lOuerslraß» >9). Dir. W. Metz sTeichmaiin'ichc Schule, Mädchenabth.), Höhere Mädchenschule mit Telecla- und Snninarclosseil <Bah kos- straße, Frege'scheS Grundstück). Fernsprecher Nr. 2". Dir. Vr. Vtsth (leichmann'iche Schule, Knabenabid l. Berechtigte Realschule rmi Progllmnasial- und Eienienlarclasseii Ecke der UniversiiLtr» und Lchillerstraße), Fernsprecher Nr. L0Ü9 Dir. vr. Wille» Smilt, Smilr'iche Höhere Tächierschule (An der Pleiße 4). Dir. I>r. Schustev, Progymnasinm mit Realschnlclafsen (Sidonien straße st9>. DK. D. Toller, Berechtigte Realschule (Tenlralstraße I). Königliches Lehrerseminar zu Lorna. Anmelvungr» für di» die-iohrige Ausiiahmeorüsang uinimt die unterzeichn,i, L»i»inard,rectton bi» zum Sk». Januar ds». I. ent- gegen. Brijubrlngen sind: da» Toutzeugniß, cer Wiederiinvischei», »i« Schulceujuren. ei» a»«sühr>iche« ärztl. «„uiiddeits-Zeugnis, und eia vom Angeinelketei, vrrsaßler Ledenslaus. Die Zeit der Prüfung wird briestich milgeideilt. Boraa, de» 2. Januar >894. Die Küutgliche Semiuarvirertion. irial. Königliches Gymnafium. Aiimelvungen für vte ksteranfnahmr werden am IS., 13., 14 und Ist. Januar N—l Uhr rnigegengenommen. Bei der An meldung ist da- letzte Unterrichl-zeugniß fdi» Mtchoeli-ceosur) de- Anzumeldenden voizulegen. Tie AnsnahmrPrüsun, stadet M-»ta», hen 2. April, von 8 Udr an statt. Die gesetzlich vorgeschriebe»»» Zeugnisse 1) ein Taus- oder Gedurt-zeugnlß, L) »in Jmpszengniß, 3) eia Zeugiiiß über Vorbildung und Führung (dir Ostrrcensur) sind vor der Prüjung und späteste»« dt» zum 31. März etnzu- reichen. Leipzig, am 23. Tecember 1893. vr. Kleliurck Klebter, Rector. Die Ursachen der „Kauzlerkrilis". ^ Wenn man au« den Neuja l>rSl>clrachtnngcn der auS dem Palais kr» Reichskanzler» inspirirteri Blätter auf die in diesem Palai« herrschende Stimmung schließen darf, so ist sie eine reckt elegische, so stellt Graf Gaprivi weh- mülhige Betrachtungen über den Undank der Welt im All gemeinen und über den der Gonservativen im Besonderen an und zerbricht sich den Kopf darüber, wodurch er den grimmen Zorn der in dieser Partei die Zügel führen den Herren sich zugezogen. Seine Getreuen erinnern daran, daß ein Thril dieser Herren als Nickllandwirtbe gar keine Ursache haben, wegen der sogcnannken kleinen Handelsverträge sich zu ereifern und gegen da« Zustande kommen eine« Vertrags mit Rußland zu würben. Cie erinnern daran, daß Graf Üaprivi ein durch und durch ccnservativer Mann sei, der sich durch seinen Antbeil an der Beteiligung de« Goßler'schen SchulgesetzeniwurfS und deS CulluSniinislrrS von Goßlcr selbst, durch die warme Bcsürworlung deS Zedlitz schen SckulgesetzentwursS, durch die küble Ab lehnung deS Bcnnigsen'schcn Antrags zur Militairvorlage und durch seine bei allen diesen Gelegenheiten bewiesene Vorliebe für ein klerikal-conservaliv-S Regiment eigentlich bei den extremen Conservativen ganz besonders hätte beliebt macken müssen. Wenn auch Graf Caprivi selbst in diesem Gedankengange sich bewegt, seine Verdienste um die von der „Kreuzzcitung* vertretene Sacke überdenkt und auS diesen Verdiensten ein Anrecht aus den Dank diese« Blatte« und seiner Hintermänner ableitet, so vergißt er nur, daß Herr v. Hammerstein und seine GesinuungSgeuoisen gerade durch die von dem Nachfolger deS Fürsten Bismarck an den Tag gelegte Gesinnung sich berechtigt fühlen, etwa« ganz Andere» von ihm zu verlangen, als Versuche und An läufe: rücksichtslos energische« Durchgreifen, um den klerikal-conservativen HerrschastSgelüsten zum Siege zu verbrlsco. Mit welchen Hoffnungen trugen sich die Freunde de« Herrn Stöcker, die in den bekannten Versammlungen beim Grasen Walkers» den damalige» Prinzen Wilhelm ganz in ihre Netze verstrickt zu staben glaubten, beim Tode Kaiser Friedrich'«! Wie siezeSgewiß erhob die „Krcuzzcitung" ibr Haupt und suchte eine Kundgebung Kaiser Wilhelm S II. gegen die verhaßte (Zartest Politik zu provociren. Diese Siege-gewißbeit machte aller lingS einer stersten Enttäuschung Play, als statt einer solchen Kundgebung der „ReichSanzeigcr" am 2. Lclostcr 1889 die schon oft von un- citirte scharfe Zurückweisung der An sprüche der „Ureuzzeitnng" auf da« Obr deS Kaiser« brachte Aber der Eindruck dieser Enttäuschung dauerte nicht lange. Man tröstete sich mit der Annabme, jene Zurückweisung sei unter dem Einflüsse de« Fürsten Di«marck erfolgt, und setzte seine Hoffnungen auf einen neuen Kanzler, der seinen Einfluß in der Richtung der klerikal-consrrvativen Wünsche auS üben werde. Man dals babcr, wie wir auS bester Lluellr wissen, die zwiicken dem Kaiser und seinem ersten Kanzler allmählich sich entwickelnde Entfremdung steigern, und war bock erfreut als bekannt wurde, daß Windtborst den neuen Kanzler al« besonder« geeigneten Eandidareo bezeichnet halte. Und al» nuu gar Herr v. Eaprivi dieser Empseblunz besondere Ebre durch die Beseitigung de« Goßlerschen Schutgcsetz- entwursS und die warme Befürwortung dc» Zedlitzschen "-achte, da stand eS bei der .Kreuzzeitung" und idrrn Gesinnungsgenossen scst, daß Herr v. Eapnvi per Mann sei, der den Kaiser völlig in klerikal - cvnservative Bahnen lenken, mit dem Besen alle liberalen Männer und Errungenschastcn auSkebrcn und alle einflußreichen Stellen der Regierung, der Verwaltung, der Kirchen und der Schulen mit stramm kterikal-cvnservarivrn Leuten besetzen könnte. Aber weste! Ter schöne Anlauf mit dem Zedlitz'sckcn Entwürfe blieb stecken; der so «löblich" gesinnte Kanzler ließ mit jenem Entwürfe auch die preußische Minislcr- präsidenischasl im Stichel Er batte nickt dir Eourage oder da« Zeug, den Ansturm der .gottlosen Wissenschaft" unk de- bösen Bennigsen abzuicklagen und wirkungslos beim Kaiser zu macken. Der .löblichen"Gcsiunung, dem küstnrnWoUrn frdlle tue rücksichts lose Tbalkrast. Die blickende Hoffnungssaat war abermals verhagelt! Aber noch blinkte wenigstens ein Stern! Der Antisemitismus, von Adlwardl und Stöcker gcpslegt- wurde zu einer Macht und konnte, mit der konservativen vereint nnd in die cxtrrm-conservativ-klcrikale Badn gelenkt, dem zaudernden und zögernden Kan ler einen festen Rückhalt geben. Die Tivoli-Vers amm lung machte die Bedenken der gemäßigt - conservativen Elemente mund- tedl; Alles ging nach Wunsch der „Krcuzzeitunz" — nur Gras Eaprivi konnte sich trotz seiner trefflichen Gesinnung nicht entschließen, energischen Gebrauch von dem Machtmittel zu macken, da- man ihm in die Hand gab. Er scheute .engherzig" vor dem Nadauantisemiti-mu- zurück! Eine neue Enttäuschung. Aber Herr von Hammrrstrin und seine Leute ließen de» Math nock nicht sinken. Sie versuchten e« mit dem Bunde der Landwirtbe, der unter nobler und unverfänglicher Flagge auflrat, den man aber doch zu einem williäbrigcn reactiouairen Werkzeug in der Hand eines entschlossenen coniervativ-klerikalrn Kanzler« machen zu können glaubte. Der von den.Kreu;zcitung«"-Lcuten organi ürte Ansturm gegen die kleinen Handelsverträge sollte die Probe daraus sein, ob Graf Eaprivi endlich zum Handeln entschlossen sei. Aber auch jetzt nahm er, trotz seiner .löb lichen Gesinnung" wieder das Gute, .wo er eS fand", und batte nickt den Mulst, daS „Beste" mit den „Besten" zu wagen Nack diesem teuren Versuche, ist» zu treiben. waS bleibt „un übrig? Au der Möglichkeit, den Kaiser und König von Preußen und durch ist» die verbündeten Fürsten zu leiten, verzweifelt man noch immer nickt. Nur au diesem Kanzler, der wohl möchte, aber nicht wagt, der nicht kalt, was seine Gesinnung verspricht, verzweifelt man. Nun soll er fort, fort um jede» Preis. Er bat die Begehrlichkeit geweckt und genäbrt und befriedigt sie nicht, obgleich man ihm Werk zeuge bietet und die Luftströmung in den obersten Schichten für günstig hält. S o liegen die Dinge. Daß Gras Eaprivi diese Sachlage nickt verstebt, ihr nicht ein rasche« Ende zu machen versucht, sondern iör durch Laviren entrinnen zn können glaubt, ist sein Verbängniß, unter dem leider LaS ganze Reich zu seufzen Anlaß hat. Deutsches Reich. " Leipzi», 2- Zanuar. Sämmtllche Reisende oder Eolvor teure der Buchhandlungen müsse» künftig, wenn der vekannte Eentrumsaulrag aus Abänderung der Gewerbe-Ordnung Gesetz würde, statt der bisstcrigcn, gegen eine geringe Schreibgcbiikr erhältlichen Legitimation«- karte eine» Wandergewerbeschein haben. Derselbe lautet aus den Inhaber und erscrocrt eine nicht uiideträchiticke Gebühr. Dieser Schein ist nickt wie stwber für da« Reick, sondern nur für den Regierungsbezirk giltig; überdies wirs die Erlstcilung von der Bcrürsiußsrage astkäugig gemacht. ES kann un» vielfach vorlommeu, daß ei» Reisender lo nur inebr Wandergewerbcsckki»e für da« von ihm stisbc, bereiste Gebiet gebraucht. Bo» welchen GcsichtSpuncle» die Bcdürsmß- srage bejabt oder verneint wird, ist im Entwurf nicht gesagt. Wer eine» Waukergewerbeschein brauckt, muß aber auch rm Druckschristenverzcichiiiß zur Gcucbiniaung eiureichcn. Da beule jede große Eolporlagebuckbantlung fast Altes sülirl, wa« im Duchbaudcl verlegt wird, so ist diese Vorlegung de« DruckichristenverzeichnisscS einfach unmöglich. Will eine Eol- porfagcbuchbandluugnur dicgangbarstenWcrkegeiiebmigcn taffen, so muß sic ein Verzeickmß von niiudesten« l3vo Titel» rinreicken; bei den »litllerru Handlungen würde sich diese Anzahl aus 8»0—1090, bei den kleineren und kleinsten Handlungen aus 200—300 »edueiren. Sollten alle weniger gangbaren We>ke ausgenommen werten, würden sich diese Z-rblen versüns sacken, also aus 7'.oo resp. 40oo—3000 reiv. looo—l.'«00 lauten. Wer soll nun diese Anträge auf Ertbeilung und Genehmigung der Druckschriften (so werken, wenn der An trag Gesetz wird, circa 23 000—30 000 verschiedene Ver zeichnisse zu genebmigcn sein) prüfe»? Wober soll die Behörde die Kenntniß von dem Inhalte der vielen Tausende von Druckschristen nehmen? Wie soll e« mit Werten werden, die neu erscheinen und im Druckschrislenverzeich nifse nickt enthalten sind? Jeder Tag, jede Woche bringt ja neue Erscheinungen! Wie soll e« mit Werken werken, die an den Eolportrur bestellt werten, ohne daß er sie im Verzeickmß jübrt? Eine große Gejadr liegt auch darin, daß die Scheine nicht aus die Firma, sondern aus den Inhaber lauten und diesem jederzeit eS ermöglichen, für eigene Rechnung Geschäfte zu macken. Jeder Wechsel te- Personal« bedingt «inen neuen Antrag aus Enhiitung eine« WandergewerbesckeineS und damit wieder die Frage, ob dieselbe wiedrr gewährt wird, oder nickt. Eine außerordentliche Vcr ckärfung liegt ferner darin, daß der Eolportagebuckbäntler auch i inerhalb seines Wohnortes eine- Waadergewcrbescheincs bedarf. ss Berit». 2. Januar. Die NeujabrSbetrachtungeu der Blätter erinnern a» da« Märchen vom Hemd des Glück licken. Der einzige Glückliche im ganze» Land besaß kein Hemd, und die einzigen, die fick im heutigen Deutschland zu frieren äußern, die Osfieiösen, habe» keine Meinung. Sonst spricht sich überall Mißmutb, Beklommenheit. Be sorgnis« au«. Wenn der neue EurS die Fädigkeit zur Selbst erkcniilniß besäße, könnte er sich in dem llrtbeile seiner Freunde bespiegeln. Unter Allen, sür die cm Wechsel in der Regierung da« Schrecklichste der Schrecke» bedeutet, ist auch »ichi ei» Einziger, der das Lob des Grasen Eaprivi ohne Einschränkung zu singe» unternähme. Mau rühmt ibm nach, dag er ein Ebrcnmanii sei, aber zugleich läßt man deutlich erkennen, daß man nicht begreift, warum er nickt im Dunkel» geblieben ist. Indessen, de» sck»v.r>ben Freund würde ein stärkerer Feind ersetze», und daran« erklärt sich daS Zittern für sein amtliche« Taiem. Tie neuerliche Rübe üdcr die „Beseitigung der Krisis" ist eine gebcuckelle — eine alute Krisis bat nicht besta iiden, die vorhandene chronische iu derWeiviiachrswoche, nach Aunabmc de« rumäulickien Haiirctsverirag«, zur Lösung zu bringen, war bei der maß.-,ebenden Sielte tem Anlag vordaiiden. Wa« man etwa eine acute Krisis neunen konnte, war ein nicht sowobl durch die Gegner des Reichskanzler« oder durch Zweifel an seiner Zuläuglickkeil, sondern tuick den Grasen Eaprivi selbst be»oeigesübrlcr vorübergehender Zustand: Vorstellungen an der höchsten Sielte, die- von 'Notablen ausgingen, fick aber nicht auf die Entfernung Le« Kanzler« au« dem Amte richtete», glauble dieser die Bitte um feine Entlassung folgen lassen zu sollen. DaS Er suche» wurde abgelehul und Mose Tb-ttfacke »r der ossieiösen Presse als Beseitigung gewisser .Uiiierströinungen" ver zeichnet. E« sollte damit angercutet werte», daß die er- fchüllert gewesene Stellung des Grafe» Eaprivi fick befestigt habe, während sie nur eine von iin» selbst unternommene, unter de» damaligen Umständen nickl slwicri.zc Kraftprob- bestanden batte. Tie Eiuichcieuug bestand nur darin, das; keine Entscheidung getroffen wurde. LI Berlin, l. Januar. Ter soeben vom socialdemokrati- sche» „Vorwärts" berausgegcbcue „historische" Kalender für das Jahr 1894 wcickl i»so>er» iubaltttch von leinen Vor gängern ab, al« auch einige nichr>orialnttsckc Parlamentarier der Neuzeit darin Ausnahme gefunden l,a> en. So ist ;. B. aufgefübrt Laster als „nattoiiatlibcraler Parlamentarier" uud R. Gneist a!« „der Alles bc>cist, »alwnalliberater Ebamäleou". Ganz beiontcre Beachluiig ickeukl der Kalender reu Attentaten undHiiinchiiinge» und eie anarchistische» Verbrecher sind niil Sorgfalt verzeichnet. Der Sprcng- vcrslick im Wiulerpalast zn Petersburg vom Jabre 1880 ist al« „veriebtlrs" Dtznamii.itteniai aufgefübrt. Von simplen „Genossen" ist nur der >» Halle verstorbene Former Umlauf, cm vormaliger Berliner Butiker, ausgcfübrl Raspail, der iiiSgesammt gegen 4" Jahre im Kerter gewesen und früher IN rer sveiatdeuiokralisckeu Preise sehr veibeirlickl wurde, ist als „rakiealcr Depulirlcr" uud Proudbm, als „auarckistiscker Tbeoreiiker" ausgeiüorl. Der letzic Bergarbeilerausilauv in Westfale» ist al« „Bergarbeiter-Stznipathie-Slreik" bezeichnet. * Berlin, 2. Januar. Nach der gestrigen Gratulation« conr im königlichen Schlosse empfing rer Kaiser reu zum Wirkt. Ged Ratd cruaniiic» Occrprändeule» von Westfalen, Sludl, und den Tlrector im Justizministerii»», Wirkt. Geb. Ralb I-r. Droop. Um 3 Ubr Nachmittag« unternahm der Kaiser in Begleilung de« Prinzen Heinrich eine ÄuSsahri und beehrte die in Bern» aiiwesonren vrmzlickcii Herrschaften, sowie die am hiesigen Hose beglaubigten Bot schafter, ferner de» Generaloberst von Pape, den Reick>S »»zlcr Grasen Eaprivi, den cviiimaudireiireii Admiral und die comman- direnten Generäle des Garte- und 3. Ariuee-Evrp« mir seiuenl Besuche. A» der Famstieitt.isc!, tie ui» 0 Ubr Abend« stailsant, nahmen außer den Majestäten Prinz uuv Prin zessi» Heinrich, Prinzessin Friedrich Leopold, fcrurr Prinz und Prinzessin Albert von Sachse» Attcilburg, der Erbprinz von Hobeuzollern, sowie Prinz uud Prinzessin Friedrich von Hobciizoller» Thcil. Abeue« besuchte da,' Kastei paar da« Opernhaus und kehrte dann nach dem Neuen Palais zurück. U Berlin, 2. Januar. (Privattclegraiiim.) Bei der gestrigen Dcsilir-Eour im königlichen Schlosse wurde sehr bemerkt, daß der ttaiscr uud d>. Kaiserin beim Vorüber schielte» des Rrichstanztera von der T bronest rate berabsticgen, lbm die Hand drückten und gnädige Worte a» >bn richteten. lV Berti», 2. Januar. (Privaltelegramni.) Dev „Nalionalzei tung" zufolge seil rer Kaiser bc»:> gestrigen Empfange der Geiieraliläl befricdigi über die Enlwickc lung deS deutschen Heerwesens im abgclauseuen Jahre sich geäußert baden. V. Brrlin, 2. Januar. (Telegramm) Ter Kaiser bat gestern, nacktem er de» Reichskanzler besucht balle, auch reni Mmisierpräsikentc» Grasen Eulenburg einen Besuch abgekartet. Wie von aut mittrrickteler Seite ver sichert wirk, bat fick der Kaiser beim gelinge» Neujahr» Empfang jeder osficiellen Ansprache enthalte». — Berlin, 2. Januar. lTclcgramni. < Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt zu den Nach- richte», daß in dein Gebirt«umsange der Ober-Post kirection-bczirkc (5rk»rt und Leipzig Äe»derringe » devorstänten, eS sei hiervon au matzgebcnker Stelle nicht- bekannt. « Brrlin, 2. Januar. (Telegramm.) Ta« Ttaal«- mtutsteri»in trat beule wieder unter Vorsitz de« Grasen Eulendurg zu einer Sitzung zusammen. Berlin, 2. Januar «Telegramm.) Da- zwischen der deutsche» und der spanischen Regierung siir den Monat Januar vereinbarte t»auSkI«prooisor>u« l» am 30. Deccmbev in Madrid iiuterzelchiiei worden. Tie Ratificationen zu dem deutsch-rumänischen Handelsverträge sind heute im AuSiväNlgra Amt» auSgrtauscht worden.
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