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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940103021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894010302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894010302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-03
- Monat1894-01
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Die Königin von England erhält jährlich 7 7VO OVO ./?; dies ist der genaue Betrag, den das liberale Ministerium Melbourne im Jahre 1887 als Civilliste sest- setzte und zwar unter Bezeichnung der nominellen Unlcr- abtheilung mir 1) Privatsckatuile 1 200 000 -e?, 2) Gehälter deS königlichen HauSballeS 2 625 200 -/?, 3) Kosten des könig lichen HauShalteS 3 150 000 -1) Unterstützungen und Almosen 264 000 und 5) Diverses 160 800-/?, zusammen 7 700 000 -s? Ais Lord Melbourne diese Civilliste sestsetzic und zu gleicher Zeit eine Anzabl von Ausgabe», die vorher der königlichen Schatulle abgelegen hatten, auf Skaatsrcchiiung übernahm, war man der Meinung, daß die Frage einer Er höhung der Civilliste nicht wieder auftauchen würde; man war zu dieser Aiinabuie um so berechtigter, als die jugendliche, unverhciralhete Königin aus diese» 7 700 00» Mark jährlich 1 Million und mehr ersparen konnte, daß sie ferner alö Fideicvmmißhcrrin deS HerzoglbumS La» castcr hieraus ein Einkommen von 580 000 bis l 600 000.«?, durchschnittlich 900 000 -/? zu ziehen hatte, auch als Nutz- nießcrin der königlichen Schlösser Buckingham Palace, St. JameS und Kcnjiiigton in London, Windsor Eastlc Kcw, Hamplon Court rc. i» der Provinz einen Staatszuschuß vo» rund 700 000 ./? erhielt, so daß au« diesen Quellen inSgc- sammt 9 300 000 ^r? flössen. Es kam aber doch anders. AIS die Königin heiralhete, beantragte wiederum das liberale Ministerium die Gewährung einer Civilliste von t Million Mark an den Prinz-Gemahl, und nur der Opposition der Conservakivcn war eS zu verdanken, daß diese Summe aus 600 000 -/? herabgesetzt wurde. Diese Summe wurde bis zum Tode des Prinzen Albert (186t) alljährlich bezahlt. Mil der Berhciralhuug, resp. Bolljäbrigkeitserklärung der königliche» Kinder begannen neue Civillisten-Bewilligungen. Die jetzige Kaiserin Frievrich erhielt, abgesehen von einer einmaligen Summe von 800 000 -/?, seit 1858 jährlich 160 000 .^?, die zweite Tochter, Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein, abgesehen von einer einmaligen Summe von 600 000 .< seit 1866 jährlich 120 000./?: ebenso erhielt die dritte Tochter, die Marchioneß of Lorne, einmal 600 000 und jährlich 120 000 ./? und zwar seit 187l. Die leider früh verstorbene Prinzessin Alice von Hessen erhielt ebenfalls eine staatliche Mitgift vo» 600 000 -/? und eine Civitliste von 120 000 -/?, die sie aber nur von 1862—1878 genoß. Die jüngste Tochter, die Prinzessin Battenberg, erhält seil ibrer Vcrheiralhunz gleichfalls 120 000 ,3k Die königlichen Prinzen sind folgendermaßen bedach,: Der Prinz von Wales erhält seit 1863 jährlich 800 000 -/?, die Prinzessin von Wales jährlich 200 000 -/?; der Prinz ist außerdem im Genuß deS KronsibeicommisicS Herzoglhums Corn-WalliS das ihm jährlich l 300 000 .«? Revenuen ab- wirft und zur Zeit seiner Bolljährigkeitserklärung 12 Mil lionen Mark ersparte Revenuen brachte. Die Kinder des Prinzen von Wales erhallen eine jährliche Civilliste von 720 000 -<?, milbin die gesammten WaleS'schcn Herrschaften 1 720 000 -/? jährlich. Der zweite Solm, der Herzog von Edinburgh, der jetzige Herzog von Sachsen-Coburg-Golba, erhielt bekanntlich seil 1866 300 000 -/?, seit seiner Ver- heirathung weitere 200 000 zusammen 500 000 .vt?; die Frau Herzogin brachte in die Ehe: ein Privatvermögen von 1 800 000 ^?, eine Mitgift von 6 Millionen Mark und eine von Rußland zu zahlende Annuität von 225 000 -«r? Tie Abänderungen der letzten Worben sind »och nicht Gesetz ge worden und daher in dieser Aufstellung nock unberücksichtigt gelassen Der dritte Sobn, der Herzog von Coniianght, bat ebenfalls im Jahre l87l eine Civitliste von 300000 -e/ und bei seiner l879 erfolgten Heiratb eine Erböbung aus 50o ooo erhalten. Der vierte Sohn, der Herzog re» Äldany, erhielt von 1871—1882 ebenfalls 300 ooo .<?, von da ab bis zu seinem 1884 erfolgten Tode auch 500 OOO.»?; seine Wittwe empfängt derzeit >20 000 jährlich Eine Eivil liste empfangen ferner die Prinzessin August.,. Greßbcrzvgin von Mccklciiburg-Slrclitz, in jährlicher Höhe von 60 000 der Herzog von Cambridge in Höbe vo» 210 000 /', abgesehen von seinem 133 OOO.«r betragenden Gcbalt als Gene»a!-Feld- marschall, und schließlich die Prinzessin von Teck i» Höbe von 100 000./? jährlich. JnSgcsaninit beträgt die jährliche dirccte Civilliste I I 460 000 -/?, ungerechnet die sircieoiiiiuissariicheu Eintommc», die Bezüge als «taalö- und Militairbcamte und selbstverständlich ebne Nücksicht»al»»e aus die Eiiiküuste aus den Privatvermöge» der einzelnen Mitglieder dev königlich englische» HauscS. Summirt man die Bezüge der Königin Victoria, des Prinzen Albert und ihrer Tcscciidcuz vom Beginn der jeweiligen parlamentarischen Bewilligung bis zum heutigen Tag, so erhält man die Summe von rund 500 Millionen Mark. Angesichts dieser Summe kann »i.i» sich gewiß nicht darüber wundern, wen» in England die Frage aufgeworfen wird, ob die Weiterbczahlung desjenigen ThcileS der dem Herzoge von Eoburg-Golka zustchcndcu Apanage, aus den er »och nicht verzichtet bat, nölbig und wüiischcttSwerlh sei. Tic „Köln Ztg." meint Zwar, die Engländer seien frei vo» „SpariaiiileilSdusel-, aber diese Schmeichelei wird wobt keiiieu der praktischen Briten abhattcn, sich mit der Apauagenfragc weiter zu befassen. Politische Lagesschau. " Leipzig. 3. Januar. Die parlamentarischen Ferien naben ihrem Ende, hoffentlich findet nunmehr auch die nächste wichtige Aufgabe, die Ftiianz- rrssrm. eine dem vollen Ernste der Sache entsprechende Behandlung. Daß dies in de» letzten Wochen der Fall gewesen wäre, kan» man nickt bcbauptcii. Denn wie hätten sonst alle jene Gerüchte i» Umlauf gesetzt werden können, als ob die verbündeten Regierungen ihre Stencrvorlagcn bereits abznändern oder gar auszugeben beschlossen balle», bevor dieselben auch nur die erste Lesung im Reichstage durchgcinacht haben? ES liegt ja auf der Hand, daß Die jenige», welche a» dem Scheitern der Borlagcn ein »»mittel bares subjecliveS Interesse habe», diese Ausstreuungen mit Befriedigung begrüßen; wie aber Jemand, der sich von der zwingenden Nolbwendigkeit, auö welcher die Borlagen hcrvor- gcgange» sind, ei» objceliveS Bild gemacht hat. im Ernst an eine derartige Wasscnstrcckunz der Regierungen vor der Schlackt glauben könnte, wäre schwer zu begreifen. Leicht viel besser steht cS um eie Behauptung von der bereits vollständig anSgcuiachten Aussichtslosigkeit der Vorlage» im Reichstage Wenn mau in den letzten Tagen aus vereinzelte»Lleußenoigen in der Presse bat schließe» wollen, daß sogar die Ratioiiallibcialcn die RcgierungSent > ürsc mit Ausnahme der Böiscnstciier bereits verworfen hätten, so ist dein einfach die Thatsacke entgegenzusetzen, daß die nationalliberale Fraktion zu der Tabak- und der Weinstcucr überhaupt noch nickt Stellung genommen hat, und cS liegt auch in der Natur der Sacke, daß diejenigen Parteien, welche nickt von vornherein und principieU zur Ablehnung entschlossen sind, sich ein abschließendes Urtlicil bis für die spätere» Stadien der parlamentarische» Beratbung Vorbehalten werte». Ta? kan» »nS indrsi nicht hintern, immer von Ncncm tie auS tcr vorbantciien Lage sich unerbittlich ergcbente Noth Wendigkeit rückhaltlos zum Bewußtsein zu bringen. Ob die Einzelstaalen eine Dotation seitens de? RcickcS entbehre» können, erscheint uns zum Mindesten zweifelhaft; jedenfalls aber ist zu vermeide», daß die Einzelstaaleii auS ibren Mitteln Aufwendungen zur Befriedigung der Bcdürf nifse deS Reicks "machen müsse». Will mau auch nur dies Letztere durchführen, so müssen im Reiche neue eigene Eiliiiahnicii m Höhe von 60 biS 70 Millionen besckasfl ,verteil. Zn diesem Zwecke steh, zunächst die Erböbung der sogenannte» Börsensleiicr zur Verfügung. Da intest tcr Ouittungs und tcr Frachtbriefstempel wenig Ans fickt aus Annahme baden, so kan» von dieser Seite aus »ickt mebr als 21 bis 22 Millionen gerechnet werden. Der Ge danke, tie übrigen io bis 50 Millionen durch eine Reich? ciiikcniiiicnsteucr oder eine Reich? Erbschaftssteuer aufzu- brittgc», mag verlockend sei», ist aber praktisch »»auS fübrbar. Bleiben somit nur die Berbraiichsstcucrii dcö Reich?, so ist für Icke», der sich »ich! selbst täuschen will, kein Zweifel, daß um eine stärkere Besteuerung de? Tabatgeniisscs nicht bciuinzutoniiiic» ist. Tic Rücksicht auf den Co ns» mente», welche bei der Bemessung der incislc» andere» Steuer» das ausschlaggebende Moment ;» sein pflegt, darf bicr mebr zuriicklretcn, weil lein anderes der besteuerte» Gennstniille! so leicht entbehrt werben kau» und so wenig für de» menschlichen Körper ei» Bcdürfniß ist, wie der gäbest. Ganz anrer? fällt die Rücksicht aus die weitverzweigten Intel essen rer Production in? Gewicht. Hier wird eS ui rer parlamentarischen Beraihung gellen, wir! f ame M aßregc t» zur Sicherung tcr Ledciissähigkeit unserer eigen artigen Tabatfabrikatio» sewobl wie imicreS Tabak baues scsrznfctzen. Durch die Bebaiiptung. daß selche Maß regel» überbaupt nicht zu sinken feien, wird man sich »ich! beirren lassen. Wenn >c, so gilt hier daö Wort: „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg." Tie Stellung des Herzogs von EobiirgGlotha zu seine», GcbnrlSlantc hal das englische Unterhaus gestern abermals beschäftigt. Tcr Telegraph berichtet darüber: Byte? fragte an, ob der Verzog von Eoburg-Äolho, obschv» er ein fremder Souverän» fei, ein loyales Recht beyalie, ats Mitglied de? Odrrhnufes Vorlagen, die vom Uniertuuie an genommen sind, zil erörtern oder abzulchnrn. Sir I. Rigdy erwiderte, der Preiiiierinüimer chiadsivne bade bcreüs ertläri, es fei Sache des OberyaiijcS, hierüber zu entscheide». Bytes verlangte hieraus z» wissen, welche? die e o n sl i l u t i o » c l l e Stell»»» feneS fremden SouverainS sei »nd ob dersclbe ciii coiisiiliiiioiikUes Recht habe, vom lliilerhanse angenommene Gesetze zu invatldiren. G.adsione erwiderte: „Das isi r? gerade, worauf meine frühere Aniworl sich bezog. Tie consiiluuoiiellk Stellung ist genau diese lde, die sie sei» wurde, solle- die Frage ei» Mitglied des Unterhauses hetrase. Ter einzige Unterschied ist, Lust im letzteren Falle das Unterhaus das Tribunal ist, wahrend das Lberyau» das zuständige Tridunat ist, wenn es sich um ein Mitglied deS Oberhauses haudell, und daß ich, nenn wir »nS ctiizuiusicheu wünichten, nicht wüßte, wie wir das lh»n tonnte». Sir E. Grell erklärte, der Wortlaut des (kides, den der Herzog von Coburg-Gotha vor den Miniflern >» Gotha geleistet und Len der SiaatSininister Strenge dein gemeiniaincn Landtage beider Hcrzoglhümer mitgelt,eilt habe, werde dciii Parlamente vorgetegl werde». ES ergicbt sich hieraus, daß die „Köln. .Zlg." i» großem Irrthinne sich hesiiikei, wenn sic auniiiimt, in England vcr folge ina» nur mit „Heiterteil" die Erörterung der Frage, welche Liechte der Herzog in Folge des WeilcrbezugS eines ThcileS seiner englischen Apanage noch im Oberhausc habe unk welche Pflichte» ihm aus diesem Weiterbezuge erwachsen Wen» daS Unterhaus sich sogar mit dem von deni Herzog in Gokba abgelcisleten Eide befassen will, um klar zu scben, wa? dem Herzog von englischer Seite eventuell zugeinulbet okcr aberkannt werden dürfe, so heißt da? wahrlich alles Lindere, als eine „heitere" Betrachtung ror Sache Ai» wenigste» aber ist die Behandlung der Sacke i»i englische» Parlamente erheiternd für nuS Deutsche. Mit vollem Recht schreibt beute die „Nat.-Lib. Corr.": „Ein schöner Anblick ist eS nicht, wie jetzt fortwährend dir eng- lisckie Apanage des Herzogs von Eoburg im Parlameni und der Presse Englands beruingezeirl wird, und e? fallen dabei biliere, und leider kann man ntchl kinmal sagen unberechtigte Be- nierlunge» über clncii deutschen Bnndesjürsie», der ein englisches StaalSgehalt bezieht. Tieirs Perhalinisi erinneri nn trübe Zeilen unserer nationalen Vergangenheit »nd ist zum mindesten mit dem Geist unserer M-ichsveriassuiig nicht zu vereinbaren. Als der Herzog sich entschloß, teil oculschen Furslendut anzniiehinen, umerzog er fich damit auch oer Psiickli, ein Deutscher in fedem Sinne deS Wortes zu werden. Tamil ist eine vecnuiärc Unterstützung aus fremde» Llaalsuullel» nicht vereinbar." Tie Rückblicke auf die innere Entwickelung Oefterrrich» im adgclansene» Jabre athincu insgesamlilt Vcirletigung über die vollzogene Wendung und frohe Hosfnung für die znkiinstige 0>st'statillng. Eine AilSnahinc inachcn nakur geinätz ne Organe der slawisckf«» Eoalition, insbesondere die ezecklschen und antisemitischen. Die czechischc» Blätter ,n Vöbuicn und Mähren suche» in ihre» Neujahrs Betrachtungen Trost in tcr Erwartung, daß sich diese Vereinigung allmälig Uäsiigen werde. „Nacoriii Z'iilu" hcionen lushesonderc, daß cS unmöglich fei, der Entwicklung der Nationen ei» „Hall!" ziizuruseii. Tie ezechstchc Frage sei nicht aus der Welt zu schaffe» und das SlaatSrechk müsse zu Lösung gelangen. Tic Wiener (öoalilivu bereute nur ein zu saiumciigelciniteS Nolbprovisoniim. während die slawische Eoalition eine Erstattung des staatsrechtlichen Gedankens ui Böhmen »nt Mähren zur Erscheinung bringe. Die „Moravsta Orliec" vertritt in äbnlichcr Weise den Gedanken tcr slawische» Solitariläk nur sordcil zur Feier deS tausend jährigen Todestages reS König? Swaloziuk aus, die am I > Februar k. I. für den Einiger Böhmens und Mährens, für ke» Verbreiter christlicher Enllur, in ,iUcu ^zcchischen Gemciiiden abgehalten werden fcll. Dagegen sinder die „Politik", rast cs »ist tcr slawischen Eoalition nickt reckt vorwärts Witt, weil viele slawische Abgeortneic des Hcbcn- wart-Clubo sich z»u, Lluschlusse a» jene Coalilion nicht cul scheite» töiiiieii, in tcr Besorguiß, die slawische Eoalition würde nur ein versiäillcr juiigezechischcr Etud scin Man tan» nur wünsche!,, daß diese Besorguiß tie besoiinciiercu slawischen Elcineiite a»ck> seiner vo» einer Eoalilic» abbält, in der die J»»gczechc» ohne Zweifel tie Führung an sich reißen und die Genossen ebenso lyiannisiren ivürten, wie sic die Aliczcchen tyraumsirt haben. In dem Prvceß von Angvulöiiic muß man das VerbaUcii der sraiiziisische» Negierung vo» dem Verhalfei, der Geschworenen trenne». Tie Regierung bat ihre Schuldigkeit in einer Weise getl-an, die volle Anerkennung verdient. Sic Hai de» Proceß einem von« Schauplatz der Ereignisse enticriit liegenden Gerichte überwiesen, damit die Jury nickt von der Stiininung tcr nächstbetheiligten Bevölterung beeinflußt ivcrde. Sic hat eine energische und unparlciische Untersuchung führen lasse». Der Staats- ainvalt bat fünfzehn Franzosen ans die Anklagebank ge wiesen und nur eine» Italiener, was daraus hinteuleic Fr«rillet»n. Auf und nieder. Ls Roman von Edwin Heinz. (Lite Rcchle «vrbebaltkN., (Fortsetzung.) „Es ist kalt hier", sagte er. Seine Frau schloß einen reich geschnitzten Kleiderschrank aus und entnahm diesem einen schönen Rock und einen ele- > ganten Winterüberziebcr „Hier sind Deine Sachen JuliuS. Zick Dick lieber draußen an, hier ist eS frostig." Während Trübe tie Sachen nahm, zupfte die Frau noch etwas an den weiß-bauniwolliie» Ueberzügen, die über die Polstermöbel gezogen waren, zurecht und leuchtete dann ihrem Mann aus den Bvrsaal. Trübe strich sich noch einige Mal durch den ergrauenten spärlichen Vollbart und das schon ebenso graue gelichlele Haar, zog den Nock an, den er nicht zuknöpfte, und dann de» Ueber- zieher, der nun oben den Kragen deS Rocke? weit verstehen ließ, knöpfte den oberste» Knopf deS WinterrockcS zu, steckte seine Hände in die Taschen »nd schritt mit einem sehr leise gemurmelten „Gute Nackt" die Treppe hinunter. Fra» Trübe verschloß die Tküre, ging wieder in die Küche, nabm dort einen Strickstruinpf und fing an zu stricken, während Milli ohne ein Work zu sagen, gähnend das Spiel mit de», Pantoffel wieder aufnabi». Die Brauerei lag nickt weit. Ein paar Stufen sübrlen in daS Gastzimmer, das ziemlich gut besetzt war. Trübe steuerte, die Hände in den Taschen, auf einen großen runden Tisch zu, an dem sich einige Herren i» lebhaftem Gespräch unter dielten. Anstalt eines GrußeS schlug Trübe mit der Faust kur; aus den Tisch, woraus die anderen, ohne sich stören zu lassen, ebenfalls auf den Tisch klopften Der Kellner war ibm bei Ablegung deS UeberrockcS bebilslick »nd als Trübe Platz genommen balle, setzte er ein GlaS Bier vor ihn hin. Mit beiden Händen umfaßte Trübe sein GlaS, »m eS zu er wärmen, trank dann einen kleinen Schluck und sab sich im Local uni, obnc seine Ausmerksamkeil dem Gespräch der Andern ganz zu verschließen. Das Gespräch der drei anderen Tischnachdarn wurde immer lebhafter und endlich waiidle sich einer von ihnen, rin kleiner untersetzter Mann mit kahlem Schädel und listig blinkenden Aeuglrin unmittelbar an den Neuangekommenen, um sein lltthttl hrrbrczuführeo. »Nicht wahr Trübe", sagte er, „Sir meinen dock auch, daß die Gegend hinter den Scheune», da wo der Weg »ach Mumpen- dorf gel t, eine Zukunft hat? Haben Eie nickt da draußen ein größeres Grundstück gekauft oder wie war es dock gleich?" „Nack Mumpendorf zu? Nein da habe ick nichts", ent- gcgnete Trübe, „ich habe am Santbrrg eine» GraSgartc» gekauft, aber da? Zeug bringt mir nichts ei» Was soll denn hinter den Scheunen gemacht werden, daß Sie so vrcl Vertrauen zu der Gegend haben'?" „Die neue Caserne soll hiukoniine»", mischte sich ein Dritter ins Gespräch, „und da »itink unser Nachbar Wilden Hain, daß dort noch was mit Bauplätzen zu verdienen sei " »So, so die Kaserne, wer hat denn Wilrcuhain daS er zählt Weiß der denn daS besser als der Major, den ick erst gestern danach sragte?" »Gewiß weiß ich eS besser", nabm Wildeiibain da» Wort, »denn ich habe einen gute» Bekannte» im Ministerium, der mir öfter mal was »littbcilt und der bat niir gestern, so obne jede Absicht, zu verstehe» gegeben, daß hoiler den Scheunen etwas lo? lei. Was soll denn nun loS scin als die Kaserne. Die Spinnerei kommt ins Sütviertel z» sieben und für die Kaserne ist einzig und allein bei den Cckcnnc» der beste Plag Ihr Major kann es a»ck> nickt wissen Hier spielen andere Mächte mit Und wenn Sie sich erst überlegen, wem die Scheunen gehören u»v daß der Mann die Scheunen erst vor zwei Jahren gekauft bat, und daß der Mann nie mals eine Dummheit gemacht ha», sondern immer das GraS wachsen Hörle, so . . „Da bat der Dildenbain Rcckl", unlerbrach ihn der vierte Tischgenosse. Zimmernieister Ludwig, „Ihr Bruder ist ein verteusellcr Kerl und man hätte eS den« kleine» Burschen Nicki angesehen, daß er einmal einen so pfiffigen Kops hätte" »Ja es ist wahr" meinte auch Glasermcister Runge, »der Karl hat cS noch weiter gebracht als Du, Julius, »nd Tu bist dock schon hübsch auS dem Korn gewachsen Ich sebc den Karl immer »eck, wie er in seinem dürftige» Röckcken in die Kirche fubr, um sich mit seiner Angnste trauen zu lassen »nd wie diese eS vorgezogeu batte zu Fuße zu geben, weil Karl keine Eguipage. sonder» nur eine Drosckte spendiren konnte. Trug die die Nase hock unv war dock nichts als ein gewöhn liches Falzmättk bei Deinem Principal, batte nickt ein Hemd ans dem Leibe und keinen Strumpf zum Anziehen „Hast Du so genau in ihre Sachen geguckt, Wilhelm?" fragte Ludwig trocken dazwischen. „DaS nickt, aber meine Mutter bat eS oft genug erzählt, und die mußte es wissen. Bei der wohnt« sie ja da mals. Aber in der Kirche hatte sie einen großen Schleier und ein schwarzseikeneS Kleid, taß Alle? trackte Ick weiß nock, Julius, w c Deine Lina sich darüber ärgerte und wie sie die neue Schwägerin von oben bis unten besah. Karl, daS kleine Kärtchen, wurde puterrolh im Gesicht, den» ihm hatte sie gar nichts von dem Kleire gesagt, aber er wa« stolz aus seine Auguste »nd sagte »och einmal so fest ja." „Er hat cs auch nicht zu bereuen gehabt." „Ganz^ Reckt. Juli»?, »nd ich wäre der letzte, der ibi» nickt dir Frau gönnte, im Gcgentbeil, ich wollte meine Frau wäre so wie die Die Frau bat ibren Man» erst zu dem gemacht, was er ist. AIS er beiralbete, batte er gerade seine Neine Buchbinderei ausgemacht und kleisterte mit rem Lekr- burschen in aller Gemütblichkeit darauf loS Sobald aber seine Frau in« Hau? kam, wurde die Sache anders. Da mußte Katt früh seinen SonntagSreck aiiziehen und niußte aufs Nathhau«, zur Kirche, zu den Sä'nldirecioren, zu den Buchhändlern »int mußte nach Arbeit fragen, lind er bekam welche, erst wenig, dann, als man sab. taß die Blicker gut gebunden Ware», mehr, bis er in kurzer Zeit sich eine Maschine nach tcr andern ansckaffen konnte. Und die schöne Auguste, wie wir sie nannte», stand in der Werkstatt »nd paßte auf und spornte an »nd arbeilelc mit. Sie gönnfe sich keinen Sonntag, sie wusch und plättete, wen» andere spazieren gingen und Karl saß über scinen Blickern und ochste, lernte, sindirte, bi« ec auf einmal »ickt nur ei» großer Geschäftsmann, sonder» auch ein gelehrter Mann war ..." »Er bal etwas gelernt. daS muß man ibm lassen", warf' hier Ludwig ein. „Erst als der Willy zehn Jabr war, habe ich sie beide zusammen anSgeben seben. Aber wie gingen sie. Arm in Arm und binlerber das Dienstmädchen mit dem Jungen T er große Junge war so verhätschelt, daß er geführt werte» mußte. Sie, so elegant, daß meine Alte sie von der Zeit an nur noch die Gnädige nannte, er so patent, als ob er ein Baron wäre. Sie konnte» sich auch alle beide etwa- ein bilden, ibre Arbeit batte sich belobnl gemacht. Eine Buch binderei niit Dampf und feckszig Arbeitern, ein schulden freies Geschäft und mit nichts angefangen — ja Wilkenhain, soweit batten wir eS damals noch nicht gebracht und jetzt auch nickt" „Er batte Glück", sagte Ludwig, „aber er «st auch ei» tüchtiger Kerl. Wie er sich damals des Vorschiißverein- und de« Consumverein» angenommen bat! Es sind auch zehn Jahre her. Trübe hat damals den ganzen Kram gerettet »nd u»S alle vcr großen Verluste» bewahrt. Es ist ganz Reckt, daß sie ibi« zun« Dircclor der Volksbank gemacht haben. Er weiß ja am besten, wo uns Handwerker der Schuh drückt —". „Freilich", nah», Runge seine Rede Wirker auf, „bat er sich scbr geändert. WaS ist auö dem guten, sanstmütkigen Karl für ein energischer zielbewußtcr Mann geworden. Der gebt jetzt durch dick und dünn und ob er noch ein Herz hat, das ist tie Frage". »So schlimm ist eö «nit meiiiem Bruder nickt, Wilhelm. Es hat zwar reckt schlimme Seilen zuwkile», aber auch noch seine gute». Seme Frau freilich bat ibn wie »ingrwandelt n»k «tu Ebrgciz ist immer »och nicht gestillt. Karl soll noch höher hinaus. Banldircetor ist ibr »och nicht genug. Weiß de« Himmel, was de« noch werde» soll". „Wenn es ihr Man» nickt erreicht, dann muß es der Will», ibr Sob». Der ist ganz nach ihr geschlagen und wenn man den Herrn Studenten ans der Straße sieht, wie er geschniegelt »nd gebügelt einberstotzirt, da»» fällt mir immer wieder die Auguste ein, wie sie lieber drei Stunden Abends länger arbrilele, um sich ein Paar Zwirnbandschube kaufen zu können". »Das inackt »ui« der Herr Sohn nickt, der arbeitet nickt zu lange", bemerkte Ludwig, „aber »»» aus unsere Scheunen z» sprechen zu kommen Wiltcnhaoi mein«, daß sich dahinten was anbäiidelt und da dort nock billig Land zu kaufen ist, so hätte ick wirklich Lust, dort WaS zu inachcn". „Ist denn wirklich noch wa- zu kaufe» dahinten'?" fragte Trübe „Gewiß, Wildcnbai» bat ja tie Geschichte in der Hand. Nick« wahr Wildenbain. Sic haben dort noch vier Acker." „Vier Acker nickt, Herr Ludwig", entgeguele dieser, „aber l8 2oo Ouadratiiielcr." „Es ist aber dock dasselbe." „Nein, durchaus nicht. Nack Acker verkauft ick dort nickt mehr oder vielmebr iiieiiie Schwägerin, der kaSLand gehört. Vor drei Tagen hätte ick ruhig den Acker mit 20000 .4? los- geschlage», heute verlange ich für den Ouadratnirter neun Mark." „Ibr seid ja ein lbenrer Patron, Wildenbain, das sind hundert Proceiit in drei Tagen!" „Ganz Reckt. Herr Ludwig, aber in den drei Tagen habe ick aus dem Ministerium die Nachricht bekomme», und diese Nachricht ist rund 80 000 -/? tvertb." „KreuHdonnerwelter", platzte Runge bcraus, und klopfte aus reu Tisch, „das ist ja der reiuc Wucher"
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