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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940104022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894010402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894010402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-04
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100M ioiJv »8«, u»« V8LH lm.«o 103.10 VS- 4b »v 43.LO loo.so 40- 67L6 «0- ^e.— S2.- 7«.— 348 - 150 — t88.S0 tOS- 173.- 210.— 147.— 78.- 1IS.- 82,— 301.— 287,— 1S1.— 43.— 188 — SV- «3.— VL.7Ü «UdO so.- S3.7S 807 1L1.20 188.80 108,40 82 LO 80-. 2S7-, 4S 128,60 INS - 17V,20 181.70 «3 .-O 287>> 1S3. - 136.70 V6.V0 140,50 118,80 11b,80 180,— ÜricUea 131,— 183,80 180 — 11V.S0 14S.V0 I41.7S 126,00 183,75 V8.- «1.— 104.— 127.VO 18V — 114^75 84„>0 1t>4,10 317,80 120,VO »7.— SV.— 60,»5 8.88 S6.7V S8.— »3,80 4L».— 308,35 302,- 107, LO 3I7.LO 1VL.KO 48,10 1V7.7L 108, — »O.SL 1343V - 1,40 »88^. VdS 1,82', 100.— 114.S0 »U,S5 »b.32>, 0«-u>l- bpoov. «1 »ut 183 »72 508 l»4 171-, 114-, rnps«-, mpter Ir«»- «»nl- i.i»»r l di»» o. 1,1 >e In - von »: »r» - von " von ÄL VezugSPreiS A h« -»upteppedttion vde» den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten AuS- pabesirüen ab geholt: V>erteliähr!ich>l4^>0, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« HanS >1 LchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Lesirrreich: viertel ährlich >l 6.—. Direct» tägliche Kreuzbanbiendung i»< Anslaud: monatlich ^4 7L0. Die Morgen-An-gab« erscheint täglich'/,7 Uhr, di, Ldrnd-Auagad« Wochentag» b Uhr. Nrdartiou und Erveditioa: 2»tzanneS«asjr 8. Di»En»edition ist Wochentag« ununtrrbroche» gibst«» »«m früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Dil» Ale»« « Earti«. tAlfre» Hat»), Universitätsstrab» 1, Loui« Lösch,. Uathartnevstt. 14. van. und KünigSvlatz 7. Abend-Ausgabe. tipmer. TlUtblaü Anzeiger. Drgan für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPrei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten) -0^, vor den Aainiliraiiachrichlen (6gespalten) «0>^. Größere Schriften laut unserem VkeiS- Verzeichnis, Tabellarischer und Ztfferniatz nach höherem Tarif. Optra»vrilagen (gesalzt), aur mit d« Morgen - Ausgabe, ohne Postb-s-rdeNwg ^4 «)—, mit Postbeförderuog 7V -. Tianahmkschlnk für Aiyrizrn: Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- and Festtags früh '/>-9 Uhr. Bei den Filialen und Aniiahinestellra j» eins halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Oppetttta» zu richten. Druck und Verlag von §. Polz in Leipzig. F7. Donnerstag den 4. Januar 1894. 88. Jahrgang. An das evangelische Deutschland I Bedingungen den Köniz-mord als ein Natnrrecht der Böller I verthcitigl, sollte eine Sckutzwebr der Tbrone gegen die dcS Umsturzes bilden? Priester, Lehrer. Erzieher, I^?Mah/una I erste Grundlage aller wahren Frömmigkeit und ^ ^ I Sittlichkeit, die Selbstverantwortung de« Gewissens, zu ^ ^ - . .! Gunsten eine« ihren Obern zu leistenden Eadavergeh orsamS Der Reichstag bat den Antrag der EentrumSpartel auf I grundsätzlich verleugnen, »ärcn die berufenen Letter einer Wikderzulass ung des Jesu it enort enS in zweiter Lesung I rurck Atheismus und Sccialdemolratie gefährdeten Gesell- angenommen, und eö steht zu erwarten, daß derselbe m bei > schzs,? ^cuin man auch Trauben lesen von den Dornen dritten auch rndgttlig angenommen werden wird. DaS ist Feigen von den Disteln?- bat rer Mund der ewigen ein für unser Batrrland tief beschämendes Ereigniß, über welches ! Wahrheit gesagt. wir uns gedrungen fühlen, ein offenes Wort an unsere Volks- I Der üdeieinstimmeiid- Abscheu deS christlichen Abend- und Glaubensgenossen zu richten. I landeS, durch die furchtbarsten Erfahrungen hcrangcwacksen. Daß eine aus Ultramontanen, Welsen, Polen und Social- I jm »origen Jabrl'inirert die Aushebung des Jesuitcn- demvkraten zusammengesetzte Majorität in, Stande ist, m erteil« gesordcrl und erreicht. Der in'unserem Jabr- einer solchen daS evangelische Deutschland im Innersten I ändert wiederbergesiellte hat keinen seiner alte» Grundsätze bewegenden Sache gegen daS evangelische Interesse zu I „nv Endzwecke aufgegebcn, wenn rr auch in den Mitteln vor- cnl,cheid«n. daS ist eine Anklage wider jeden deutsche» I sicher geworden -st. Soeben bat u»S ein Mann, der Protestanten, brr durch Thun oder Unterlassen eine I ,g Z^re'Mitglied deS Ordens war,*) aus eigenster Er- solche ReichStagsmajoritäl bat ermöglichen Helsen. Aber I Nr»e bezeugt, daß die Vernichtung der freien wir müssen auch aussprechen, daß diejenigen NcichStagSab-1 sittliche» Persönlichkeit heute wie vor Zeilen daS Grunkprincip geordneten, welche durch Fernbleiben von der dtlreffe»r-n I Pc- Jesuitt-SimiS ist. Er bat aus den Schifften der Abstimmung den Sieg der Jesuitrnpartri mit veranlaßt oder I Jesuiten dcS l!>. Jahrhunderts dieselben staatsfeindlichen dock daS Slimmenveidältniß zu Ungiin,ten der guten Kachel Dheoiien, dieselben nichtswürdige» Moralgruiivsätze nach- kerabgrdrückl haben, ohne daß zwingende Umstände ihnen die I ^wiesen, wie die dcS >7. sie vertrugen; er hat die eigenen Fernhallung auserlcgten, e>ne schwere Verantwortung, und I (>itt',ä„dnffsr hervorragender deutscher Jesuiten knndgegeben, zwar nicht vor dem evangelischen Deutschland allein, aus I trnen der eine bekannte, daß er lieber mit einem sich genommen haben. Wer in der Jesuilensragc nicht I ,^,5,, Frankreich als mit einem protestantischen Farbe zu bekennen wagt, ist des Namens eines deutsche» l Preußen zu tknn habe: und der andcie, daß er eS nicht über ReichSboten nicht Werth. Und ist cs zu loben, daß die I si^, ^wjmttri könne, für den brutschen Kaiser zu b eleu. reichssreundlichen Parteien, welche dem Antrag widersprachen, I scheint undcnlbai, daß unseic deutschen Fürsten unk Obrig- sich auf kurze Erklärungen beschränkt haben, anstatt die Ge-1 knien einem Orden, der solche Gesinnungen hegt unk pflegt, fahren, welche unserem Vaterlante von der Rückkehr des I rsi Tlwre des Vaterlandes wieder aufthun konnten. Und JesuNenorben» drohen, gründlich zu beleuchten und d>e Un-> poch — unser Vaterland ist in diesem Augenblick der Ve- Wahrheiten seiner Fürsprrchcr gründlich zu iiiderlezen? Diese I sorgniß voll, daß auch daS Unglaubliche schließlich n.cht Angelegenheit ist für Deutschland wichtiger und tteserzreisend I unmöglich sei. unk mancher, der bis dalnn dem Unheil wider- al« Handelsverträge und Sleuergesctze und hätte ohne, klein-1 stunde», läßt bereits, entmuthigl durch die neueste Erfahrung, liche» Opportunismus mit tiefstem sittlichen Ernste behandelt > pjp Hände sinken! werden sollen. I Tcu'.schc Männer und Brüder, bannen wir solche pessimisti- AllerdingS kann deutsche Männer ein Ucberdruß an-1 sche„ Anwandlungen weit von u»S weg. Nicht für unsere kommen, fo bodenlose Verhöhnungen aller gcschichllicher. I erungelischr Kirche fürchtet irgend eiu überzeugter Protestant: Erfahrung, wir sie auch hier wieder zu Gunsten der Jesuiten > six ,,at eine ewige Verheißuna, weil sie die Sacke Gcltes verlautdarl worden sind, immer von Neuem zu wider-1 und der Wahrheit vertritt. "Aber unser deutsches Volt legen. Wir haben die Jesuiten wieder einmal als die I und sein Wollt lief zu schädige», ff, der JcsniliSiuus unschuldigen Lämmer, die Niemanden gefährden, als die I allerdings im Staute. Darum, ballen wir unser Ge- Männrr des Friedens und der Frömmigkeit, al» die beste» I wißen wenigstens von dem Vorwurf rein. daß Trägheit. Mitkämpfer zur Ueberwinkung der sociale» Gefahr lob-1 Unmuth, Verzagtheit miscrerseils dem Unheil die Wege habe preisen hören. Die Geschichte aber zeigt, daß überall, wo I bahnen Helsen! Erheben wir noch einmal, wie wir bereits dem Jesuitenorden freie Wirksamkeit einzeräumt worden ist. I wiederholt getban haben, »iffcre Sliiniiic» ,» einem große» fei e» im christlichen Abendland oder in de» fernen Reichen I Protest gegen die Wiekerzulassung der alten Todfeinde unseres Ostasiens. Zerrüttung der Staaten und blutiger Bürgcr-1 PatcrlanteS und unseres Glaubens; antworten w,r der trwg, religiöse Entartung und sittliche Eorruption die Frucht > ReichStagSmehrbcit, lallS sic auch in der cndgilligcn Ent- seiner Aussaat gewesen ist. und daß insonderheit unser I fcheidung für den Jesuilenanlrag ein Ja haben solllc, »n deutsches Vaterland die Arbeit und Kämpfe zweier Jadr I Namen der Mehrheit L-S deutschen Volkes mit e-.ncm hundert- Hunderte gebraucht hat, um sich aus den Ruinen wieder I kauseudstimmigrn Rein! aufznrichten, in welche die von Jesuiten geleitete Gegen-1 resormalion unsere nationale Eultur und Existenz ver wandelt hatte. Wie Wahnsinn muthet eS den Geschichis- kundigen an, die Jesuiten zurückzurusen. Glieder eines Ordens, der auf seine Fahne geschrieben hat: Ausrottung der Ketzerei, d. h. vor Allem der Kirche der Reformation, sind daS die Männer des konfessionellen Friedens für Deutsch land? Leute, welche in idrem OrdenSgelübde alle Familien- und VaterlandSlitbe um der internationalen OrdenS- iweckc willen verleugnen, können die rechte Deutsche sein? Ein Gesellschaft, welche dem Papst das Recht zuerkcnnt, die Unterthanen vom Treueid zu entbinden, ja, die unter gewissen *) Gras HoenSbroech. politische Tagesschau. * Leipff»' « Januar. Bei den bevorstehenden Verhandlungen des Reichstags über ten Reick,Sllansbalt werke» die r«li»nialkn Angelegen beiten eine wickiligc Stelle ciiinehmen. Es weiden betanntiick, nicht unerhebliche Vermcbrungcn der Neick'Sznsckiüsse für Ost und Südwest-Afrika verlangt, hauptsächlich für die Ver stärkung der Sckiiihtruppen. Diese Forderungen werden nun sckiwerlich ernstlich bestritte» werden können; ibreNctt'wendigkcff ist turck, Vortoinmnisse auö jüngster Zeit überzeugend genug dargethan worden. Daß auch in dem neuen Reichstag eine sichere colonialfrcundlichc Mehrheit vorhanden ist, kann, obwohl diese Fragen noch nickt an ihn beran- gclreicn sind, nickt bezweifelt werten. Conservatioe, Nationalliberale und Centrum bilden daS feste Rückgial einer in den biöberigen Grenzen sich haltenden Eolonial Politik; die Aliswenduiigkn, welche zum Schutz, zur Bchaup liing und Entwickelung unseres colonialen Besitzes nothwcntig sind, können also nicht verweigert werden. Die verschiedenen, dem Reichstag vorliegende» Denkschriften über die Zustände in unseren Schutzgebiete» geben auch im Allgemeinen das Bild einer trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse stetig fortschreitenden aussichlsvcllen WirtbschaftS und Eultur entwickclung. Man wird aus einem so neuen und schwierigen Boten auck die Hindernisse und .Hemmungen, die von Zeit zu Zeit eintrete», nickt gar zu ernst nehmen dürfen. Das ist nun einmal mit der Besitzergreifung so un bekannter und uiicullivirlcr Landschaften unverineidlich ver bunden, und andere Völker, die größere Erfolge link Leistlingen aus diesem Gebiet ausweisen könne», haben auch n»c»dlichc Arbeit daransctzcn und viel Mißgeschick erdulden müsse». Es ist allerdings in neuester Zeit viel zusammen- gekommc», was die Befriedigung über unsere colonialen Erfolge trüben mußte. Es bat sich turck unerfreuliche Vorkommnisse gezeigt, daß die Sicherheit und Ordnung in unseren Schutzgebieten, selbst m Kamerun, das immer für die bestgeorkneie unserer Eolonicn galt, keineswegs so scstbogrüntet sind, wie man angenommen, und mau kann sich der Besorgniß nicht erwckrcn, daß daran mannigfache Fehler und Mißgriffe der deutschen Verwaltung, insbesondere die nicht immer glückliche Auswahl der mit wichtigen Ausgahc» betrauten Personen schuld sind. Oh die geiammle Leitung und Organisation unseres EolonialwcsenS geschickt, glücklich und erfolgreich vorgcdt, muß »ach so manchen Erscheinungen der neuesten Zeit bezweifelt werden. Es wird darüber im Reichstag zu gründlichen Erörterungen tcmmen. In den politischen Kreisen Unaarns findet man a» der Nenjahisrede des Ministerpräsidenten Wckerlc vor Allem die Entschiedenheit hciiicrkenSwcrth, womit der leitende Staats mann die im Eadiiicl sowohl hinsichtlich der Kirchcnpolilik als der Vc rwaltungSreforni herrschende rolle Einmülhig lest hervortwb. Es ergiebt sich daraus ganz von selbst die Folgerung, daß die Negierung fest eiilichlcsscn ist, aus ibrcn, Programm zu beharren »nt weder nach rechts, noch »ach l>uls davon abzuweickeu. Ucbrigens darf man in de» Erklärungen Wekerle's keine Kundgebungen bloS allgemeiner Natur er kennen, wie solche in GclegenbcitSrcdcn eingeschaltet zu werten pflege»; vielmehr beweist die streng sachliche Argumentation des Redners zur Genüge, daß er dabei ganz bestimmte politische Ziele im Auge batte. So betonte Herr Weierle ausdrücklich, daß seine Rcsormpoiitik während des ab- aelatffeiien Jal-reö ohne Unterlaß »nk sysleiiiaiffck den vcr- schledciist n, mitunter auch offenbar böswilligen Ver dächtigung«: 1 und Verunglimpfungen prcisgegcben war. Schon ebc die Einbringung aller lirchenpolnischcii Vorlagen in den RriLslag vollzogen war, stichle man Zweifel zu erwecken, daß c- der Regierung mit ihrer Kirchenpolink überhaupt ernst sei. Die Widerlegung dieser Zweifel durch die rbatsäck'liche Entwicklung der Dinge ließ zwar nicht lange ans sich warten, dafür wurden allerlei neue Gerüchte über Meinungsverschiedenheiten im Eabinel auSgestrenl, »m ja nickt den Glauben an daS Zustandekommen der kircken- polilisckcn Reformen aufkommen zu kaffen. Die NeujabrSrede Wekeile's bürgt nun dafür, daß die Regierung für ihre kirckriipolitischen Gesetze der nachdruckSvollflen Unterstützung nicht nur durch die Regierungspartei, sondern auch durch zahlreiche Elemente aus dem oppositionellen Lager sicher ist. Insofern erscheint die Rede auch als rin in hohem Maße wertlwolleS Unterpfand für den endgiltigen Erfolg der von dem jetzigen ungarischen Ministerium vor Jahresfrist begonnene» und seither unentwegt fortgesetzten reformatoriscken RegieruiigStt'ätigkrit. In Frankreich macht die bürgerliche Presse kein Hebt ans der Befriedigung darüber, daß diesmal die Gesetzes hcstimmungcn gegen die Anarchisten nickt nur Buchstabe bleiben und sick gleich bei ihrer ersten Anwcndnng als recht praktisch bewährt haben. Tie Anarchisten »Razzia in der NeujabrSnackt fand nickt ans Grund von Haftbefehlen statt, fordern dort, wo die Polizei aus Grund des Vorgefundenen Stoffes Veibasliliigeii notbwendig erachtete, stutzte sie sich aus die letzte Gesetzesbestimmung, die Prävenlivverdaftunzen ge stattet Der ofsleiösc „Tcinps" kennzeichnet die Anschauung der Regierung, der man bis jetzt das Zcugniß der Thaikraft nickt adivrecke» kann, solgriikermaßen: „Zum ersten Male ist es ans die gesamiiite anarchistische Secte als solche abgrsebrn. DaS Gesetz vom 18. December v. I. macht in der Thal Jeden verdächtig, der sich offen zum Anarchismus bekennt, unk fortan ist eS nickt nur daS Reckt, sondern die Pflicht der Polizei, sick zu vergewissern» ob ein solcher Anarchist nickt einem der Artikel dieses Gesetzes verfallen ist. Die An archisten stellen mit anderen Worten von jetzt ab ipso tsoto eben durch ihr Bckenntniß z»m Anarchi-ninö unter Polizei-Aufsicht. Anders konnte die Geiellschasl sich vor ihren meuchlerisck'cil Anschlägen nicht mell» schützen. DaS Gesetz mag hart er scheinen, aber die Schüler und Nackeiserer der Ravachol, Eodina und Vaillant haben nickt daS Reckt, darüber zu Nage», kenn sic selbst sind seine Urbcbcr: sie erklären der civilisirtcii Gesellschaft den Krieg biö enffs Messer, können daher nickt heanfprucken, daß man sic ihre KrirgStbalen »ntcr dem Schutze des Friedens und der Freiheit ruhig planen lasse." Ucber die Urlbeile, welche die italienische Presse über den Wabrspruck der Geschworenen von Angonlöme fällt, bat der Telegraph bereits eine Reibe von Mittheilungen gemacht. Von dein Sturme der Entrüstung, der ganz Italien durck- tobt, gebe» die e Depeschen aber nur eine» schwachen Begriff. Einen reinlicheren erhalt man ans der Sprache, die zwei der rubigsten Blätter, die „Niforma" und die .Opionr", führen. Die trltere sckneibt, nachdem sie teu Gang der Verhand lungen geschildert, Folgendes: „DaS Unheil ist eine Lebre sür Diejenige», welcke fick in der Hoffnung wiegten, mit dem Wechsel der RegierungSmänncr würde sick die Haltung unserer Nachbarn ändern. Und diese Lehre sollte nickt ohne Nutzen sür Jene bleibe», welche, freiwillig oder nicht, tie Gereiztheit gegen unser Land erhöhten, indem sic alle Be leidigungen dcmütlffg und unterwürfig hinnabmen und jene Staatsmänner schändlich verleumdeten, tie unser Reick ge achtel wissen wollten. Ein Dheil der Verantworttichleit für daS Urtbeil, welches in der ganzen cioilisirten Welt »in Ecko des Tadels Hervorrufen wird, fällt auf unsere neu modischen Patrioten, welche, um die politischen Gegner zu treffen, ihnen kriegerische Absichten angcdichtet haben." Unk die „Opinionc", die allzeit eine»« gute» Verbältniß zu Frank reich da- Wort geredet, schreibt heute: „Wir wundern uns nickt über daS Urtbeil. Wer darob erstaunte, würde nur zeigen, daß er vorübergehenden, von Politikastern, welche die offenliindigcn Thatsachcn leugnen, veranstalteten Kundgebungen Feirilletsii. Auf und nieder. Roman von Edwin tz r i » z. i«ie Rechte »erdehoitcnO (Fortsetzung.) N. Beim Bankdirectcr Karl Trübe war das Heim bebaalicher al- beim Duchdruckereibesitzer. In einci» großen nach Süden gelegenen dreifenstrizen Zimmer war der Kaffcetisch gedeckt. Die vebruarsonne sandle ihre bellen Strahlen durch tie weil- geöffneten Fenster und die frische Tbaulust strömte von dem schönen freien Platze, an welchem Trübe s HauS lag, herein. Im Berliner Ofen brannte ein lustige« Feuer, aber eS bätte desselben nicht bedurft, so mild war da« Wetter. Drei Kode Stühle umstanden den Kaffertisch. In einen einfachen Eackrmire-Schlasrock gehüllt trat Frau Trübe ein. Sst war eine schlanke Frau. Da« volle dunkle Haar war in einem ariechffchen Knoten am Hintrrkops zusammengesaßt, der «Lcheitel in der Mitte de« Kopse« war nur angedeutrt. Man merkte, daß sie noch nicht srisirt war. Ta« Gesicht war sein geschnitten. Tie Augenwimpern und Brauen waren noch dunkler wie die Haare. Die Gesichtsfarbe blükend, nur um den rothen Mund, unter der scharf ausgeprägten griechischen Nase zog sich rin herber Zug, der bitter wurde, wen» sich der Mund aufibat und die schönen echten Zäbne zeigte. Frau Trübe war nicht mehr jung. Sie zählte 42 Jahre, doch Niemand hätte sie so bock geschätzt, rin Unbekannter hätte ihr höchstens dreißig gegeben. Ihre schlanke, weitze Hand trug dir »»verwischten Spuren der Arbeit in der inneren dornigen Handfläche, ans dem Taumcn und der diesem zugekehrten Seite de« rechten Zeigefinger-, wo man sehr deutlich die Wirkung de« Falzbein« verfolgen konnte. Sie subr mit der -Hand über da- Tischtuch, als ob sie einige Krümeln de« Frühstücke- wegfeqen wollte, ordnete noch «inige« an den Taffen und legte da- Buttermeffer zurecht. Auf dem Tisch vor >br lag die Zeitung. Sir würdigte sie kaum eine« Blicke« Etwa» müde blickte sie über den Tisch hinweg. So saß sie eine Weile da. Da trat Herr Karl Trübe ein. »Guten Morgen Mama", sagte rr und küßte sie aus dir Stirne. ,.Ei, T» hast daS Fenster auf, wie wobl da« tlmt. Frische Lust! Man merkt, der Frübling ist nickt mehr weit, s wird wieder zu ttnin geben. Es wäre ein Glück, wenn die Maurer wieder anfangen könnten." Ja, ick meine auch, cs wirk Zeit, daß Arbeit geschafft wird; das Betlelvolk läßt einem schon keine Rübe mcbr." So haben sie Dick wieder einmal geärgert. Ick glaube Dir, es ist schlimm jetzt. ES ist ibnen auch ganz gleich, ob man Mitglied dcS Vereins gegen Bettelei ist, jede« Jahr schwere- Geld dazu zahlt, ja sie haben sogar keine Angst mehr vor der Polizei und kiese läßt sic auch rubig gewähren —" .Es giebr zu viele. Wo soll die Polizei aiffangen und wo soll sie aiifbörcn?" „Na ein bischen mebr könnte sic ans Ordnung sehen. Aber freilich, sie hat ja alle Hände voll zu tbun . ." „Tie muß ja jede Milchfrau, die ihren Wagen verläßt um Milch zu bringen, aufschreiben" . . .So schlimm ist eS wohl nicht . .Ja so schlimm ist e« und ich ruhe nicht eber, bis eS ander« wird. DaS nächste Mal mußt Du Dick zum Stadt verordneten wäblen lassen. E« muß einmal ein Ton gegen diese Willkür gesagt werden " „Du meinst doch nicht etwa, daß ich blo« der Milckffrau zur Liebe mir eine so große Arbeit aufbalse. Du bast ja srüber selbst immer gegen solche Ebrenstellungen geeifert." „Früher ja. jetzt wo wir im Stande sind, auch den Ehren posten z>« rcpräsenlire», ist tie Sache anders. Jetzt kannst Du schon einmal oder zweinial Abends Sitzung haben." „Frau, ick habe schon an dein Armciipflegcrgeschäfte genug " „Da mache ich doch wirklich die Hauptsache!" Die Worte klangen ein wenig spöttisch. Trübe merkte eS. Er balle gerade die Taffe znm Munde geführt, jetzt hielt er innc. „Na ja", sagte er jovial, „ick gebe Dir recht, Du nimmst mir viel von den Schultern. ES ist auch ein Glück so, wo sollte ick denn auch binkommen mit der Arbeit." Sie antwortete nickt«. Schweigend saßen die Gatten eine Zeit lang sich gegenüber. „Wo nur Willy bleibt?" begann rr endlich wieder. „Der Herr Sodn?" sagte sie spitz. „N»n ja Willy " „Er bat Lock gestern wieder gekneipt, daß er heute seinen Rausch auSschlafen muß." „So, hat er wieder waS gehabt? Die vielen Eommerse sind nicht gut." „Ja wahrhaftig" siel sie il,m bitter inS Wort, „sie sind nickt gut. Ick weiß nicht was das werten soll. Seit einem Jabr hat sich der Junge ganz verändert. Wie gut war er früher, wir fleißig und wie ansnierksam. Jetzt ist von dem Allem nickt- zu spüren. Kneipen, kneipen und wieder kneipen AnS Arbeiten denkt er gar nicht." „Aber liebe Auguste, daS ist nun einmal so. Wenn jemand vierzehn Jahre die Schulbank gedrückt hat, dann muß er doch einmal auStobcn. Er mutz doch auch einmal anfangcn zu leben." „Leben? leben nennst Du daS? Sckon ein ganze- Jabr hat rr n»n gebummelt, ick dächte, jetzt wäre eS Zeit, endlich etwas zu tbun. Ack. wenn ich daran denke, wie ich mir die Zukunft auSgrmalt babe. Ich glaube meine Träume vcr wirkliche» sich nicht." „Wir haben eS schon zu etwas gebracht." „Gewiß, ich s-.ge auch nichls gegen Tick» — obgleich — ich weiß nicht — was ich sagen soll. Aber der Willy — welche Hoffnungen haben wir auf ibn gesetzt und wie hat der Junge uns in der Schule Freute gemacht und nun jetzt . . ." „Wird an» ander- werten, Frau D» siebst zu schwarz. Hast Du vielleicht nickt gut geschlafen, daß Dick beute so schwere Gedanken quälen? Laß die Grillen, Mama. Sei wieder lustig wie sonst . . . LieS mal. was in der Zeitung steht und sage eS mir. Ick komme vor lauter Arbeit nicht dazu, zu lesen, was vorgebt" Es war sonst Frau AugnstenS Amt, ihrem Manne früh die Ttadtneniakeiten vorznlescn. Sie nahm auch beule daö Blatt. Jbr Blick siel aus eine fett gedruckte Stelle. Neu gierig überflog sie diese „Karl, es ist diese Nackt großes Feuer gewesen!" „So. großes Feuer, wo denn?" „In der Sandstraße. Höre einmal: „Soeben als dieses Blatt in die Maschine geben soll, erschallt Feuerläsin. In der Sandstraße brennt eS. DaS Feuer ist in den, Laden des Eolonialwaarenbändler- Berluck berauSgekemnien und bat. aenäbrt durch den dort befindlichen Spiritus und Lack fckniell große Ver breitung gesunden, so daß daS ganze HauS in wenigen Minuten in Flammen stand »uv unsere brave Feuer wehr alle Hände roll zu tbun batte, um die Menschen zu retten Wie wir bören, ist die« anck geschehe». Es wohnten nur der Besitzer Brrtuch mit seiner Familie unk zwei alten Leuten in dem Hause. Bei Letzteren logirte «m iuugeS Mädchen, da« nickt zu Haus» war. Auch d«r Besitzer war abwesend. Jetzt ist die Feuerwebr noch mit dem Löschen beschäftigt. Es ist jedoch keine Gefahr sür die Nebenhäuser vorhanden. Morgen folgt ausführlicher Bericht." Trübe war offenbar über daS Unglück bestürzt. Er schien einige Augenblicke geistesabwesend zu sein. „So ein Unglück, so cm Unglück", mnrmelie er, „daS ist ja säst wir ei» Verbängniß." Mil kräftigen Schritten ging er einige Male bin »nd her. „Sagtest Du nicht, daß Jemand verbrannt sei?" „Nein, Karl, Niemand ist verbrannl." „Du lasest dock von einem jungen Mädchen?" „Ja. ja, aber eS war ja nicht zu Hause, eS steht ja da, daß alle gerettet sind." „Weiß den» die Zeitung so genau, daß da- junge Mädcken nicht zu Hause wäre" „Was sagst Du? Es ist Niemand verunglückt. Die Zeitung würde eS doch mittheilcn. DaS Mädchen war auS- gcgangcn." „So, dann ist eS gut. Ich war so erschrocken. Ick glaubte eS sei verbrannt." Frau Trübe hatte während der letzten Worte auf den Kaffcetisch geblickt, sonst wäre ihr vielleicht in dem Benehmen ibreö Mannes etwas ausgefallen. Er schien mit siv zu lämpsen und ihr etwa- sagen zu wollen. „Auguste," begann er. Da wurde sic gerate abgrrusen. Sie ging hinan« und als sic nach einem Weilchen wieder herein kam, vollendete ihr Gatte den Satz nicht, sondern erklärte ihr, daß er sich die Brandstätte anscken »volle. „Du wirst nichts mehr weiter entdecken können", sagte sie ruhig, „llnsere Feuerwehr ist in solchen Sacken sedr prompt und da das HanS verloren ist» so hat jedenfalls die Polizei die Brandstätte gesperrt " „Das ist schon richtig, allein der Besitzer Brrtuch war rin Geschäftsfreund von mir und so interessirt eS mich nicht wenig, einnial zu sehen, wa« von »einer Waarc gerettet werden konme. lind", unterbrach er fick, . . . „nein", fügte rr zu sich selbst binz», „sic könnte zu sehr erschrecken . . ." Dann laut: „Ich muß obnebin einniat in die Gegend, weil unsere Bank kork mit einigen Besitzern wegen eine« Durchbruch« verhandelt." „Geb nur Karl »nt erzäble mir zu Mittag, wie e« an«- sieht. Ick sehe schon, ich muß beute auch auf die Gesell schaft meine« Herrn Sohne« verzichten, der Herr wird wohl vor 12 Uhr nicht zu srbe» s«,a."
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