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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-13
- Monat1894-01
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VezugS.Prei» M d« Hauvtexvedttion ode» de» i« Stadt« H«trk und de» Vororte» errichtete» Au«. «Aesiell« abgeholt: vierteljidctich^tll.öO. bA zweimaliger täglicher Kunellung in« Hau« >l LäO. Durch Li« Post bezogen für Levtschload und Oesterreich: vierieliädrlicd «.—. Direkte tägliche Kreuzbanbiendung i»t Luliaud: monatlich 7.30. Die Mvrgen-Au«gabe erscheint täglich -,',7Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag« 3 Uhr. Nrdarlioa und Lrveditioa: I,danue«,asse 8. Die Srvedttion ist Wochentag» ununterbroche» geöstaet von ftüh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott, «e»« » e-r„m. lAlsrr» Hat». UniversttalSsirage 1. «oui« Lisch«. Katharine»str. 1«. pari, und SönigSplah 7. ^?2Z. Abend-Ausgabe. Tmtblall Anzeiger. Drgan für Politik. Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Sonnabend den 13. Januar 189^. Anzergen-Prei- die ffgespaltme Petitzeile Zl> Wg. Reklamen unter dem Redactioatstrich (4 g«. lvaUen) ü0 ,j. vor den Familiennachrkchtr, (6 gespalten) 40^. Sröserr Schrillen laut nuserem Preir« verzelchnitz. Tabellarischer und Zifs«r»s«V nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (geialzt), nur mit Lar Morgen.Ausgabe. ob ne Posidesörderuig -St M—, mit Poslbesorderung ?0.—. ^nna!,meschluk für Anzeige«: Abend-Ausgabe: BorimUag« 10 Uhr Margen-AuSgaö«: Nachmittag» 4IL)r. S„i,a- und Festtags früh ' '..3 Uhr. Vei den Filialen und AnnadmesieNea je eins halbe Stund« früher. Anzeige« sind stets an die Gxxditr«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 14. Januar, Vormittags nur bis Vs9 Uhr geöffnet. LxpeMlon des I^lpLlxor ^a^lilrltt08. Die neueren öffentlichen Erklärungen und Schreiben des Grafen ^rnim Schlaqenthin. (Lchluß.) Ist rn den Erklärungen dcS Grasen Arnim-Schlagen- lhin und deS Baron Hirsch eine direkte Widerlegung der von mir behaupteten brzw. an der Hand unbestreitbarer vffciit- lichcr Urkunden zum größten Tbeile bereits voll bewiesenen Thalsachen bis jetzt nicht zu snidcn, so muß »ock auf einen sehr wichtigen Widerspruch in den verschiedenen Erklärungen de« GrafenArnim-Schlagentbin bingewicscn werden. In seiner ersten Erklärung nämlich balle der Graf bedauptel. mein Werk spreche zum allerersten Mal die „elende Verleumdung" au», daß sein Vater mit dem Baron Hirsch speculirt babc. In seiner zweiten Erklärung — der zweiten, welche öffentlich bekannt wurde — datirl Berlin, den 9. Tecember >893, ab gedruckt in der „Frankfurter Zeitung" vom ll. December, muß dagegen der Herr Graf zugeben, daß diese „elende Verleumdung" sich bereits — wenn auch nur „in einer vagen Andeutung" — in den Anklagen der König lichen Staatsanwaltschaften von 187t und l876 rorfindet. Angesichts dieser schon 1874 und 1870 in Acten der Staatsanwaltschaft uno insbesondere in der Anklage dcS Herrn von Tesscndorf vorkommcndcn „An deutung, daß Graf Arnim in Gesellschaft dcS Baron Hirsch speculirt habe", tritt das Verfahren dcS Grasen Arnim-Schlageutbin in eigentbümlickc Beleuchtung, wenn er dir etwa» genauere Schattirung dieser „Andeutung" dem Fürsten Bismarck zuschiebt nnd von diesem binnen acht Tagen ein -fili peoeavi!" erwartet! Freilich, Herr Gras von Arnim-Schlagcnthin bat dieser unliebsamen Tbatsache, ebenso wie den von mir angesübrtcn Tbatsachen gegenüber, anck einen sogenannten Jndicicn- bcweiS für die Nichtvcrbindung seines Vaters mit dem Baron Hirsch zur Hand. Er sagt nämlich, nachdem er bat zugestehen müssen, daß doch schon 1874 und 1876 Herr v. Tesscndors diese SpeculationSvcrbinVung „anaekeutet" babe: „Es wird doch wobl Niemand so naiv sein zu glauben, daß, als >cne Anklagen erhoben wurde», der Wunsch, meinen Vater zu schonen» zur Unterdrückung eines für die Verworfenheit des Angeklagten so beweiskräftigen Argument« hätte Anlaß geben können." Er folgert daraus, daß „Fürst BiSmarck von der in Gesellschaft de« Baron Hirsch unternommenen Specu- lation selbst im Jahre 1876 »ock keine Abnung hatte." teilte, die einer natürlicheren Logik zu folgen gewöhnt sind, würden wobl eher das Gegentheil aus der Tbatsache folgern, daß 1874 und 1876 schon der Staatsanwalt „von der in Gesellschaft des Baron Hirsch unternommenen Spekulation" des Botschafters Arnim Kenntniß batte. Sie würden nämlich hieraus folgern, daß der Staatsanwalt diese Kenntniß vcrmuthlich aus den Acten dcS Auswärtigen Amtes, d. h. aus der denkbar zuverlässigsten Quelle, erhalten babe. Leute von normalerer Logik, denen äußerten« einige Kenntniß des Inhaltes und Zweckes der Anklagen von I>7t unt l876 gegen den Grasen Arnim Vater eigen ist, würben ferner auch aus der Tbatsache. baß ter Staalöanwalt tamals nur „eine vage Andeutung" über die Verbindungen des Grasen Arnim mit Baron Hirsch machte, keineswegs so erfreuliche Schlüsse für die Unschuld dcS ErbolschastcrS gewinnen können. Denn wer jene Proccssc kennt, der weiß, daß die gesammte Thätigkcit dcS Grasen Arnim während seiner Pariser Bolschaflerzeil überhaupt nickt zur An klage stand, und zwar cinsacb deshalb, weil sic, wie sonst nach jeder Richtung bin, auch strafrechtlich „uusajfbar" war, da eS damals (l872—1874) an dem „Arnim-Paragraphen" noch fehlte. DaS Verhalten de« Botschafters Grasen Arnim in Paris während der Jahre l872—1871 konnte daher nach der Proceßlage nur in „vagen Andeutungen" und nur zur Charakteristik deS Angeklagten in den damaligen Anklageakten und PlaidchcrS erwähnt werden. Aus demselben Grunde ist anck der weitere Indizien beweis, den Graf Arnim-Schlagcntdin sckon in seiner ersten Erklärung gegen meine Darstellung versuchte, als vollkommen mißlungen zu betrachten. Graf Arnim Sohn sagte dort »äm- lick: Die Unwabrscheinlichkeil meiner Erzählung, daß Gras Arnim Vater 1872 mit Baron Hirsch speculirt und Fürst Bismarck das damals schon erfahren habe, ergebe sich daraus, „daß Gras Arnim-Vater bis zum 2. Mär; I87t kaiserlicher Botschafter in Paris blieb nnd erst am 29. März, alio ein volles Jahr nach jener angeblichen Enthüllung zum Botschafter in Konstanliiiopel ernannt wurde." Ick habe in meiner bc kannten Erklärung vom kk. Tecember darauf bereits geant wortet: „Den .Kennern der Sache muß dieser Schluß sofort verrathen, daß die Logik nicht die starke Seite dcS Herrn Grasen ist. Denn sie wissen, welche Fülle von Pflichtwidrig- keite» lmd Dienstvergehen erst zusammentommcn mußte, um diesem Botschafter die kaiserliche Gunst soweit zu entziehen, daß dem Fürsten BiSmarck endlick gelang, ihn in Pari» unsckävluh zu machen." Dieser Einwand war auch sckon vor meiner Erklärung dcni Grafen Sohn i» einem Frantsnrlcr Blatte cntgegen- gehalten worden. Daraus erklärt dieser in der „Frankfurter Zeitung" vom ll. Tecember: Der Botschafter Arnim würde durch das von Blnm behauptete SpeeulationSgcschäst desselben mit Hirsch „ein schweres Verbrechen" begangen baden, und deshalb würde „die Entlassung eines so pflichtvergessenen Beamten dock mühelos haben erwirkt werden können. Wer nur einigermaßen die Verhältnisse kennt, muß sich das sagen." Ich bedauere sehr, festsiellen zu müssen, daß der Herr Graf Arnim Sohn seinerseits von Verhältnissen redet, die er nickt kennt. Denn nach den l873 bestehenden Rechts verhältnissen war eben selbst eine derartige Handlungsweise, wie sie in meinem Werte, Seile 189, dem Grafen Arnim Vater beigemcsscn wird, durchaus kein „schweres Verbrechen", sondern strafrechtlich unfaßbar, und zwar einfach deSbalb, weil selbst „ein Diplomat, ter vorsätzlich den ihm ertheilteu Anweisungen zuwiderhandelt", damals — wie der erste Arnim Proceß bewies, sich keiner strafbaren Handlung, tcincS Amtsvergehens, schuldig machte. Diese Lücke wurde erst durch den „Arnim Paragraphen" in der Strafgesetz buch-Novelle von 1876 auSgcsii Ir. Der Botschafter Gras Arnim konnte daher aus dem iz. 322 des ReichSftrasgefetz- bucheS, an welchen sein Sohn zn denke» scheint, wenn er von einem „schweren Verbrechen" seines Vaters spricht (wegen Bestechlichkeit im Amt), nach dem im Jahre >873 geltenden Strafrecht nicht verfolgt werden, weil auch die absichtliche Verzögerung des ibm von BiSmarck befohlenen Abschlusses nach damaligem Recht keine „Verletzung einer Amis- oder Dienstpflicht" enthielt, welche der §. 222 zu seiner Anwend barkeit erfordert. Da nun aber Gras Arnim Soli», soweit er tbatsäch- liche Mittheilungen den meinigen gegenübirstellt. diese nur aus den Ueberliescrungen seines Vaters haben kann. so macht sich allerdings nolbwcndig, anck die Glaubt,asligkeit dieses Vaters zu untersuchen. Der Sohn sagt, sei» Vater habe „nie etwa« Unehrenhaftes getkan". Dem gegenüber äekl nun aber die Tbatsache, „daß dieser Vater am 5. Oktober 1876 von dem preußischen StaatS- gerichtSbose wegen Landesvcrratbeü und unter ausdrücklicher Feststellung „ehrloser Gesinnung" zu sünfIabre»Zuchthaus rechtskräftig verurtbeilt worden i st." Diesem Urtkcil gegenüber ist die Behauptung dcö SolmcS, sein Vater habe „nie etwas Unehrenhaftes" gctban, eine schwere — der Herr Graf würde von Anderen stärkere A uSdrücke gebrauchen — Bcrdäcbligungdcut >' cherRichterl Viel weitere« nrknndliches Material zur Beurtheilung des Grasen Arnim Vater enthält mein Wert ans S. >82—>94 und S 236—2ll. Wie wenig ick dabei von irgend welcher Feindseligteit gegen den Grasen Arnim Vater geleitet war, beweist zur Genüge, daß ick dort da« vernichtendste amtliche Zeugiiiß gegen seine Wahrhaftigkeit gar nicht ansührte. Hier aber kann cS nickt übergangen werden. Als die Schrift „pro niliilo" ins Englische übersetzt worden war, um in England Stimmung für den von BiSmarck angeblich unschuldig Verfolgten zu machen, wurden nämlich aus Bescbl des Kaisers Wilhelm I im Januar >876 im „ReickSanzeiger" zwei Immekiatberichlc BiSmarck'S aus früheren Haaren über den Grasen Arnim Vater veröffentlicht, in denen BiSmarck diesen einen „Lügner" nannte und zugleich nackwie«, daß das Eabinet von St. James ibn ebenso bezeichne. Leipzig, den ll. Januar >89l. vr. Ha»S Blum. politische Tagesschau. " Leipzig. 13. Januar. Anck die gestrige Fortsetzung der ersten Beratbung der Tabaksteucrvorlage im Rrich»tagc Kat neue Ausschlüsse über die Stellung der Parteien zu der Vorlage nnd zur Frag- der erhöhten Bffinierung dcS Tabak« überhaupt nickt gebracht. Daß die Freisinnigen ebenso abgesagte Gegner der Vorlage sind, wie die Socialdemokratcn, war ebenso bekannt, wie die Bedenken der Deutschconservativcu gegen die vorgeschlagene Form der Höherbcstcuerung und ikre prm- cipiclle Zustimmung zu einer ausgiebigere» Besteuerung dcS Tabaks überhaupt. Trotzdem glaubt die „Rat.-Lib. E " ans dem Verlauf der gestrige» Debatte sebr ungünstige Schlüsse au da« Schicksal der Vorlage nickt nur, sondern de« ganze» Steuerresormproicctcs ziclic» zn sollen. Sie schreibt beute: „I» parlainenlarifchen rtrenc» werden dem Tabaksteuergesey nur noch sehr trübe Aussichten eröffnet. Günstigsten Falls rechnet man nur noch mit der Ausrechterhallnnq einiger wenig belangreicher Trümmer. Ein ansehnlicher Theil des Reichstags will »ich» eininal eine Commijironsberarbung zulasten, indesien »bcrwieqt doch die auch im Seniorenconvent dnrü> gedrungene Neigung, eine Coinmistionsberalliung zwar zu de- schließen, aber keine eigene Eommiision einzuietzcn, sondern die Vorlage der bereit« bestehenden und beule ihre Arbeiten be ginnende» Lteiiwelsteiiercoministion z» überweisen. Es ist di» Rede davon, alSdann die Beratbung der Tabaksteuer voranzustclle», um möglichst bald eine Entscheidung herbeizusühren. Da es mit der Weinstcucr auch nickt viel besser auSsiebt und ebensowenig mit eineni beträchtliche» Bestandtbeile der Stempelsteuer, so wird ma» sich schon daraus gefaßt mache» müsse», daß durch die Mehreinnahmen nicht eininal die neuen tzecreskoste» gedeckt werden. Tie Regierungen der Einzelstaatcu werden gut thu», bald Vorsorge für die Deckung ihrer durch die steigende» Mat ricularbeiträg« entstehenden Fehl beträge zu tressen." Weniger pessimistisch urlhcilt unser Berliner ss-Eorrespon- dent, der »ns heute schreibt: „Tie Tabatsiciiclfrage wird nach Schluß der ersten Lesung im ststciittin de« Reichstags der Enticheidiing kaum einen Schritt näher gerückt sei». Berliner Organe der freisinnigenBoikSportri nnd der gleichen solche der ..Bereinigung" gaben schon noch dem ersten Verbaudlungslage Siegesbulletms mit der Aufschrift au«: „Die Tabalfleuer ist gefalle»!" So sieben die Tinge denn doch nicht. Der Eeiitriiiiisrcdncr bat zwar gleich dem Nationalliberalen Bassrr- iilaiin n»r eine Erbobung des Jolle« an» ausländischen Tobak an- gebolcn, aber gewiß nicht zufällig dreimal betont, die Vorlage sei „in dieser Form" für das ganzeCentnim uiiannedmbar. DaS Priu- cip der Fabiikatstcurr ist damit noch nicht als ges allen anzu- fcheii und wird auch nickt so angesehen. Eine sehr bedeutende Einschränkung der Vorlage ist allerdings zweifellos. Es ist möglich, daß die Sätze so gestaltet werde». Laß die 3 «Pfennig - Eigarrc ganz von der Medrliesteuerung ausgeschlosse» bleibt. Der Mlndererliag gegenüber den aus dem Regieruiigsenlwurse sich er- gebenden ReichsciiiküiM«» wurde dadurch »in gewaltiger, ober dock, nicht io groß, daß er nicht durch das von dem nalionalliberale» Redner vom Donnerstag und schau vor Weihnachten durch vr Osann besürworlele Heran-ieden von LuxuSgegenständ«» und der er werbsfähige» Militairdieastuntailgticheii wenigstens so weit ausgeglichen werde» könnte, daß di« Deckung der Ztosteu der .Peeresvt!Härtung aus eigenen Einnahmen des Reiches gesichert erscheine." 'Wclcke dieser beiten Ansichten die richtige ist, muß mau in Geduld abwarten. In RegicrungSkieisen bat man auf die cnt.zczeiitouimeud« Halliing des Reichskanzlers in der Frage der Aushebung des Fdriititätsuachweijks Hoffnungen aus eine günstigere Stimiuuilg der Eonservativen gegenübea: dem russische» Handelsvertrag gesetzt, die allem Anscheine nach eine wesentliche Abschwächung erfahren werden. Die Stimmung ilnlcr den oirprclißischcn eonscrvativen RcichStagc- ahgcordnctc» läßt, wie aus mannigfachen mündlichen und Prcßäußernilgc» zu entnehmen ist, kaum einen Zweifel zn. daß diese »kreise die Aushebung des Idciitilärsnachweffek. die ,'ie allerdings wünschen, nur als einen Ersatz für die nach ihrer Ansicht der Landwirihschait bereits durch die kleinere» Handelsverträge zugesügten Nachtbeilc, nicht aber als Ersatz für die >j»slim«nn»g zu dem rufsischeu Vertrag mit der Herabsetzung der Grtreidezölle be trachten. Da nun aber die Regierung die Aushebung de« Identitätsnachweises nur unter der VorauSfeyuoa dcS Zu standekommens des russischen Handelsvertrags zugestcben wird und jene Maßregel aus bereits erörterten Gründen bei dem Fortbestehen von Differenzialzöllen im Gclreitevcrkehr über haupt nnkurchsührbar wäre. so ist aus dieser Verwickelung schwer noch ein Ausweg z» sinken. Auch die Erklärung des Reichskanzler« in der WäbrnngSfragc bat in diesen Kreisen wenig Eindruck gemacht und wird eine tiefere Wirkung nickt erziele». Inzwischen scheinen die Bc- mübungen. den laiidwirthschaftlichrn Wünschen durch Maßregeln der inneren Gesetzgebung rntgegenzulommen, seitens der Regierung fortgesetzt z» werden. In der vorgestrigen Sitzung dcö preußische» KronrathS wurden bekanntlich die Verhältnisse des ländlichen Grund besitze« und die Errichtung von LandwirthschaftStam- mern beratbc» nnd beschlossen. Seitens der cvnser vativcn Fraktion des Herrenhauses wird alsbald «ach Eröffnung de« Landtags eine Interpellation an die Staat« rcgierung über die in Aussicht zu nehmende Agrargesetz gebung angclündigl. Es wird anck auderweltig bestätigt, daß die Rcgierung sich mit allerlei Plänen zu wichtigen Reformen der Agrargefetzgebung trage. Ob. wie und wann diese Pläne greifbare Gestalt annchmen werden, läßt sich heule neck, nicht bcurtheilcii. Vielleicht werden die. brver- S Feuilletsn. Äuf und nieder. 1VZ Roman voa Edwin Heinz. iLll« Sic»ic rori-challcn ) (Fortsetzung.) Trübe war der Auseinandersetzung mit gespannter Auf merksamkeit gefolgt. Jetzt sagte er: „Was Sie da auSführcn, Herr Hager, das habe ick, mir schon vorder überlegt, es kommt nur darauf an, wieviel Sie Provision für die Baugelder beanspruchen." „Habe ich cS noch nicht gesagt", fragte Hager anscheinend verwundert. „Nein, also bitte." „Nun wie gewöhnlich 8 Proeeut, > - Procent Damno. 1 Proccnt Provision, denn ich kann eS doch nicht von mir geben, und Wildenbai» kriegt auch 1 Procent." „DaS sind ja 10>/r Procent", schrie Trübe. „Das macht ja das Hans um bald 6000 theurer!" „Nicht ganz so viel", wandte Hager trocken ein, „nur 4900 den» . „Denn, denn" unterbrach ihn Trübe bestig, „l0> g Proeent von 280 000 .->< sind 29 400 .6 und das könne» wir nickt geben." Auch Ludwig und Runge stimmten zu. „Meine Herren", fuhr Hager ruhig fort, „werken Sie nur nicht gleich heftig. „Wir sind bier um Geldgeschäfte zu besprechen und da dort alle Gcmütblichkeit auf, also auch die Heftigkeit, die ist nur eine stark ausgeprägte Gcmütblichkeit. Sie kaffen sich von der Summe schrecken, die ist in Wirklich keit gar nicht so bock, denn die 8 Procent bezicben sich doch aus ein Jahr, wir bauen dock kaum ein viertel Iabr und dann wollen Sie doch die Häuser anck schnell verkaufen. Do ander« kriegen Cie da« Geld nicht billiger, versuchen Sic e« einmal. Daß aber schnell gebaut werden muß. ta« werdrn Sie wobl begreifen, den» wenn Sie zum Vcrsall- tcrinin der Wechsel die Häuser unter Tack haben wollen, muß morgen schon angejangcn werden." Wildrnhain nickte versländnißvoll und sagte: ,M««e Schwägerin braucht zu dem Termin bestimmt da« Geld, denn sie bat sick ri» Gut gekauft und soll am k5. August die Summe abzablen, also aus eine Prolongation von meiner Seite ist nickt zu rechnen." Trübe, Ludwig und Runge sabcn sich seufzend a». WaS ihnen hier gesagt wurde, war vollständig richtig, sie wußten cS ganz genau, hatten cS auch schon vorher gewußt, aber nun. wo s»e sich vor die Entscheidung gestellt sabc», da graute ibne» doch etwas vor ihrem Unternehmen. Allein sie batten A gesagt, sie mußten auch B sagen. Es schien als ob sie kein billigere« Geld auftreiben könnten. Sie berietbcn unter sich einige Zeit, während Hager, sein Genosse und Wildcnbain angelegentlich die Güte des WeinoS besprachen. Ludwig nahm nachher für die drei das Wort nnd erklärte, daß man eS so machen wolle, daß Trübe die vier Bauplätze mit den entsprechenden .»osten, und sie die restliche» zwei Bauplätze übernehmen wollten. Trübe war cS mit den sechs Plätzen doch ein wenig Angst geworden. „Es gilt also", sagte Hager. Ick» bitte Sie morgen auf mein Eontor zu kommen, wo wir den Vertrag aufsetzen werden und dann können wir il»i gleich dein, Gericht beglaubigen lassen. Da- nehme ich natürlich als selbstverständlich an, baß Sie die Steine aus der Ziegelei meines Vetters nehmen, sie ist ja nahebei nnd ein bisckcn Unterstützung muß ich doch meinen Verwandten auch znkommen lassen. Und daö Holz, das wissen Sie ja Meister Ludwig, da babc ich noch einen Rest, den gebe ich ihnen zum Kostrnpreis ab." DaS waren zwar zwei Bedingungen, die nickt im Vertrag standen und die die drei ein wenig stutzig machten, aber La sic in der Zwickmühle saßen »,nd Hager ausdrücklich nur den Marktpreis verlangte, so gaben sie anck hierzu ikre Einwilligung. „Dann wäre also alles im Reinen, prost meine Herren!" Hager bob das Glas und alle stießen an. „Und nun noch eins", subr Hager fort, „sorgen Sie dafür, daß Director Trübe in» Stattverordnetencollegium kommt. Meine Herren, das muß für uuS die Hauptaufgabe sein. Denn wenn Trübe ins Eollegium kommt, dann ist un« die Kaserne am Mumpendorser Wege und kann ist auch der Durchbruch der Santstraßc, wo jetzt neck die Ruinen deS Berluch'ichen Hauke» sieben, sicher. Tann wird überdaupr eine größere Bautkätigkeit in der Stadt emlreteu. Aus Director Trübe seyen alle Bauhaodwcrker ihre Hoffnng und Sie, Herr Trübe. Sie babc» cS gewissermaßen auf sick, Ihren, Bruder zur Eandidatur zuzureke»." „Es ist wahr", meinte Ludwig, „cS muß mehr Wandel in ilnscre Stadt komme», cS muß ein schnelleres Tempo Platz greisen. Wir brauchen ein neues Krankcnbauö, eine neue Schule, eS müssen Baugründe, die der Statt gehören, er schlossen werden, damit gebaut wird und Geld unter die Leute kommt. Auch der Durchbruch nach der Forststraße ist uoth- wenkig nnd in den engen Straßen fehlt Lickt und Sonne, die Leute müsse» hinaus aus der Enge, in freie Straßen, ans luftige Plätze. Es ist Alles so ungesund." „Na nu", bemerkte Runge, „ungesund ? Ich wokne nun schon an die achtunbvierzig Jahre im Münsicrgäßche» und mein Vater wohnt dreimidfiebenzig Iakrc da. aber gefehlt bat uns wirklich noch nichts und i» der Vorstadt giebtö auch genug DipblhcritiS und Scharlach." „In dem einen Falle mögen Sic Recht baden, Herr Runge", erwiderte Hager, „aber unsere jetzige Generation ist nun einmal auS einem anderen Holze geschnitzt, die hält nickt so viel au« wie wir; dann m»ß man auch die Wissenschaft reden lassen und die verlangt Lust und Lickt, die weist Ihnen baarschars uack, daß der Mensch soviel Eubikmetcr Lust baden »mß und die Stadtverwaltung muß sich danach richten, klebrige»«", schloß er lächelnd, „wir haben ja jetzt selbst ein Interesse an der öffentlichen Hygirinc, denn am Mumpcn- dorser Wege da giebtö das, dort ist die rechte Hygieine. Es lebe die Hygieine!" Alle fließen lachend a». Man sprach noch über da« und jenes und erst als die Stunde >2 Ul» schlug, brach man aus. Die drei Baulnstigcn gingen ein Stück Wege« zusammen unk hatten sich neck Viele« zu erzählen und noch Mancherlei zu besprechen. Trübe war wieder bossnungssroh. der Wein batte ibn angeregt und ihn in Stimmung verseht. Als er nach Hause kam und sich in das Bett gelegt batte, wollte ibm seine Frau etwa« von der Verlobung erzählen. Er webrtc aber ab. indem er sagte: »Laß uur Lina, die Geschickte wird gut." Tann schlies er em. Am anderen Tag mußte er aber zubören. wa« ibm Mutter und Tochter zu erzädlc» batten, und er machte kein so freudiges Gesicht, al« sie erwartet batten. „Berger, Berger", sagte er, „ick weiß ja, daß c« eia gauz gelehrter Mensch ist und Laß er auch sebr gut angeschrieben steht, aber er hat nicht« und e« wird noch sehr lange dauern, bi« er Gcball bekommt. Ob bann das Gebalt zurcicht, da« ist eine andere Frage, renn Berger ist ein Lebemann, er hat viel gekneipt und wird es auch nicht lassen, wenn er ver- iieiratbct ist, denn wer einmal in seiner Jugend jahrelang durch Nackte nnt Tage Bier getruntcn hat. der kann sich da« nicht so leicht abgcwöhncn. Milli ist aber nickt von ihrem Vater bcr gewölml, daß die Mutter Nackte lang aus den Vater wartet Wenn daS Gcball n»u nickt zulangt, so muß ick Hilfe leisten, und cs ist wieder eine große Frage, ob ick» daS will Meine Druckerei ernährt uns ganz gut. aber ich muß Tag für Tag darin arbeiten, wenn ich cs einmal nickt tbuc, gebt mehr zu Grunde, als ich in acht Tagen schaffen kan», das HauS allein kann un« nickt er nähre». Nnn wird Berger dock auch eine Mitgift verlangen, wo soll ich die jetzt bernclimen. Ich brauche La« ganze Geld für meine Bauten und habe nickt einen Pscnnia übrig. Oder wollt Ikr vielleicht ei» paar Jahre warten ? DaS wäre das Dümmste, was gemacht werden könnte. Wenn man heirathen will nnd sich die Sacke überlegt bat, so muß man bciratkcn, schnell muß tic Sache an« der Welt geschasst werde», die Verlobung könnte einem ja sonst tvicdcr leid tliun. llnd dann noch ein« Ein Beamter paßt mir überbaupt nickt. Ick hätte gern Jemand gcbabk, der meine Druckerei weiter führt, der sic rergrößcrt, der meinen Namen in Ehren bält!" . . . „Da soll ich wobl gar einen Setzer bciralbc»'?" fragte Milli schnippisch. „Wer die Druckerei übernimmt, ist glcickgiltig, ob bas ein Kaufmann oder ein Fachmann ist," hier nahm der Ton eine sonst nngewobiilc Sckärse an, „der Buchdrucker ist sebr rcspcctabcl, vergiß nickt, daß dein Vater a»ck> Schrift sctzcr war »nd in seinem Berufe cS zu etwa« gebracht Kat?, Die Mutter wollte der Tochter zu Hilfe tommen, allein, wenn der Vater in einem solchen Tone svrach, dann war nichts zu machen. Sie winkle daher Milli zu schweige» und beite verließe», ohne auf die väterliche Rete etwas zn erwidern, tic Klick,e, denn in der Kucke war, wie alles, was bei Julius Trübe erledigt würbe, da« Gespräch geführt worden. Trübe trank bcn Rest feines Kaffee«, der untcrdeffe» kalt geworden war, an», kroch in seine Pantoffel» und ging »ach der Druckerei, wo sckon der HaiiSticncr wartete um das Eonlor zu »einigen. Später »in dem Glockenschlage I kamen auch die Sctzcr, die Drucker und die Mädchen und I bald hörte man da« einförmige Geräusch der Maschinen l im Saal.
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