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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.01.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940117018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-17
- Monat1894-01
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Rrclanien unter dem RedactionSsreich l«g»> spalten) 50»z. vor den Fomiliennachrichten <0 gespalten I 40 Olrüßere Schrillen laut unterem Preis verzeichnis, Tabellarischer und Zisiernsatz nach höherem Tarij. i-rtrn-Beilage» (gesalzt', nur mit der Morgen - Ausgabe , ob » e Posihesördenrng -st 60-, mit Poslvejörderung ^l 70.—. AnnaltMkschluk für Anzeigen: Adend-AuSgabe: BorinittagS 10 llhr. Morge a-Autgab». Nachmittag» «Uhr. Sonn- und Festtags früh ' ,9 llhr. Bei den Filialen und Annahinestellen je eine halb« Stunde sniher. AnreigtU sind stet« an die Erpetzttton za richtea. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Mittwoch den 17. Januar 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. De» bevorstehenden Bücherabschlüsse» wegen werden alle Gewerken, Firme» und ander» Personen, welche a»S drm Fahre 1863 Forderungen a» städtische Tassen haben, ersucht, ihre bezüg liche» Rechnungen längstens bis (Luve dieses Monat» bei den betreffenden Verwaltungsstellen eiazureichcn. Lepztg, am 2. Januar 1894. Ter Rath der Stadt Leipzig. De. Georgi. Müller. Holzauktion. Donnerstag, de« 18. Januar 18S4, sollen von Bor- «inagS 6 Uhr an im Tonnewltzer Forftrediere aas dem Mtttr1»atdschlaar in Abtheilung 9 140 bansen Abraumhol; and 20« oansen Langholz, sowie 16 Bund Dornen lnrter den im Termine aushängrnben Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft au, obengenanntem Schlage, in unmittel barer Nähe von JamOS Dampfhammer. Leipzig, am 12. Januar 18S4. — Tr» Rath» Forstdrputation. Holz-Äurlion. Dienstag, den 2S. Januar 1864, sollen von Vormittag» 9 llhr an im Tannewitzer Forstrevier aus dem Mtttelwatd- schl,^ ia Adth. 9 7 w Eichrn-Nutzschette, 110 . Eichen- > 12 I Rüster"«- «"""scheite nnd 4 - Ellern- 1 unter den im Termine „»»hängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammcnknnst: aus dem obengenannten Schlage in unmittcl barer Nähe von Jauck's Dampfhammer. Leipzig, am 15. Januar >894. — De» Rath» Aarftdeputatipu. RutzhoH-Änrlion. Donnerstag, den 25. Januar 1864, sollen von Vor mittag» st Uhr an im Sonncwitzer Farftreteter aas den «tttrlwaidschiage in «bth. v 78 Eichen- Nutzklötzc von 20—115 cm Mittenstärke «lynchen- - - 20—50 - 65 Rüstern- - » 19—52 » - 99 Eschen- - - 18—5« - » und) 16 Ahorn- - . 20—36 » - '2—11 u 27 Erlen- - . 18-32 . - Länge, »Linden- » - 20—48 - » 20 Birken- >> - 17—26 » » o. 2 Aspen- » - 20 . . sowie 220 Eichen-, Eschen-, Rüstern- und Virken-Lchirrhülzer unter den im Termin» au-bäilgeudeii Bedingungen und der übliche! Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend vertäust werden. Zusammenkunft: aus drm obengenannten Schlage, in unmittel barer Nähe von Jauck's Dampshammer. Leipzig, am 15. Jaauar 1894. De» Rath» Forstdeputattan. Realgymnasium. Di» Anmeldungen zur Oster Ausnahme (mit persönlicher Bor stell««, de« Lchnlrr») erbitte ich inir Montag den 15. bi« Sonn- abend den 20. d. M täglich zwischen 11 und 12 Uhr tu «einer Wohnung, Zeitzer Straße 10, 1. Mitzubringen sind Geburtsurkunde, Taus- oder ConfirmationSschein, Impfschein und letzte Schulcensiir; die Oster-Censur ist spätesten» bi» zum 31. März nachzuliesern. Die Aufnadme-Prüsnng findet Montag, den 5. März, früh von 8 Udr an, statt; Feder und Papier sind mitzubringen. Leipzig, den 5. Januar 1894. l>r. I. E. Böttcher, Rector. II. städtische Realschule. (Lripzly-Rrndnttz, Sohlgartenstraszc 46» ) Anmeldungen tür die Lsterausnahme erbittet der ergebenst Unter- zeichnete am 17., 18. und 19. Januar in de» Stunden von 10—12 Vormittag« and von 3- 5 Uhr Nachmittag» in seinem Amtszimmer. Geburt», und Impfschein, wie die MichaeliSeeasur sind bei der Anmeldung vorzulegen. Die Ausnahmepriifnng findet am Mittwoch, den 7. Februar, Vormittag» 8 Uhr (am sogenannten AschermittwochI) statt. Leipzig-Reudnitz, den 4. Jannar 1894 A. ^ä. rva strnnnk. II l. Realschule. Anmeldungen für die Osteraufnahme erbitte ich mir am 15. bi» 26. Januar Vormittag« zwischen III und II oder Nachmittag» zwischen 3 und 4 llhr. Hei der Anmeldung sind vorzulegen: der Geburt»- oder Taufschein, der Impfschein und da» letzte Schuizeugniß. Leipzig, am 5. Jaauar 1894. r. kl,eil er. Höhere Schule für Mädchen Albertstraste 22. Die Ausuahmrprüfnng der ,ür Etass« IX—I ougcmeldel Schüstrinnen findet Montag, »rn 5. Februar. Vormittag» 9 u statt. Feder und Papier sind mitzubringen. Anmrlvungrn von Schülerinnen erbitte ich mir bis En Januar während meiner Sprechstunde ltäglich 11 -1r Nhr'. Al genommen werden Schülerinnen vom 6. bi» zum >6. LebenSjah Leipzig. 1k Januar 1894. 1>r. Vsodararo. Irremoesen und Rechtspflege. *«,* * Die Angriffe gegen die Unvollkommenbeit der brntigen Psychiatrie und die Mangelbastigkeit der deutschen Irren- gefttzardung beschäftigen immer wieder von Neuem die Oefsent- lichkeit, nnd auch der Reichstag wird, nach einer durch die konservative und antisemitische Presse gebende» Mitibeilung, durch eine Interpellation an die oberste ReichSbedörde noch in dieser Session Gelegenheit erkalten, die Meinung der Nsgirrmiß i» dieser Krage zu hören. Selten ist ein« ernste gesetzgeberische Krage durch Parteileidenschaft und die ge- bässigslen persönlichen Momente ähnlich von dem gerade» Wege der wissenschaftlichen DiScussion abgedrängt und demagogisch getrübt worden, wie die sogenannte Reform dcS JrrenwcscnS in Deutschland. Warum zerrt gerade die anti» enntische und ertrem-cviiscrvative Partei diese Frage in lärmende Volksversammlungen, die doch da- vornehmste Grundrecht, die Freiheit jede» Uiiterthanen, in gleicher Weise angeht? Im preußischen Herrenhaus sind bekanntlich wiederholt Fälle zur Sprache gebracht worden, in denen angeblich gesunde Personen, die sich lästig gemacht, widerrechtlich ent- münkigt und ihrer Freiheit beraubt worden sind. Es hat ich eine Agitation gebildet aus Laien, Juristen und Aerzten, welche in erster Neiße eine vollkommen selbstständige, mit den denkbar möglichsten Vorsichtsmaßregeln auSgcstatictc Irren- proceß-Ordnung verlangt, um auf idrcr Grundlage die>enigc Gesetzgebung, welche da» allererste und vornehmste Grundrecht des Menschen zu sichern hat, aus eine höhere, dem Rechts- und Sittlichkcii«»csükl entsprechende Stufe zu bringen, vor Allem den Ausspruch de» geistigen TodcSurtheil« auS der Hand dcS Arztes und des Richters in die einer srei- ewäblten Laicncommission zu legen. Die erhobenen Angriffe ind von schwerstwiegender Natur. Es ist ernste Pflicht, sich darüber klar zu werben, ob unsere Rechtsordnung in Wahr beit nickt mit de» nöthigen Garantien umgeben ist, um »ns vor verhängnißvollen Irrthümern zu wahren und zu schützen. Denn das geistige TodeSurtdril nimmt dem Menschen die heiligsten Rechte der Persönlichkeit. Die entscheidende Antwort auf die Frage: Wer ist geistes krank? Und welcher Geisteskranke ist gemeingefährlich? bat zunächst der Arzt zu geben, und erst aus Grund seines Gut achten- fällt dir staatliche Behörde ihre Entscheidung. Der Arzt bat sein Gutachten zu geben nicht nach vorgeschriebe»«» Regeln, sondern nach den Grundsätzen seiner Wissenschaft. Und da werden einsichtsvolle Psychiater nicht leugnen können, daß der heutige Slandpunct der Wissenschaft über die Geistes krankheiten keinesfalls ein hervorragender genannt werden kann und io seiner Entwickelung mit den übrigen Zweigen der Wissenschaft nicht gleichen Schritt gchallrn hat. Während der Eine in jeder verbrecherischen Handlung zugleich einen geistigen Defect erblickt, siebt der Andere wirkliche Geistes kranke nur für Verbrecher an. Man erinnere sich nur an die Streitfrage, ob eine .„Kleptomanie" cpistirt oder nicht. Soweit bier ein Mangel an Vorbildung vorlicgt, hat der Staat Abhilfe bereit- zngesagt. Die Einzelstaalcn werde», wie jüngst gemeldet wurde, Hand in Hand mit der Reform de- Medicinalwcscnö durch obligatorische Vorschriften dafür Sorge tragen, daß die Ausbildung namentlich der meislen- tbeils allein Ansschlag gebenden KreiSpbysici nach der psychia trischen Richtung bin eine Vervollkommnung erfahre. Daß auch Mängel in unserer heutigen sogenannten Irren- gcsetzgednng, namentlich im Entmündigungsverfahren, vor handen sind, soll keineswegs verkannt werden, und dankenswertbc gesetzgeberische Neuerungen sind im Gange. In richtiger Erlcnntniß eines HauplfrhlciS soll insbesondere der H. 598 der Civilproccß-Ordnung. wonach die persönliche Vernehmung de- zu Enimündtgenden in gewissen Fällen unterbleiben tan», eine Umänderung dahin erfahren, daß aus jeden Fall eine Vernehmung des angeblich Geisteskranken unter Zuziehung mehrerer Sachverständiger zu erfolgen hat. Auch die Ei» füdrung der Revision als RechlSmillcl im Entmündigungs verfahren wird geplant. Wir würden kein Bedenken tragen, noch darüber binan-zugeben »nd auch die Hinzuziehung dcS LaienelementS im Entmündigungsverfahren wie bei der Unterbringung in eine Anstalt ernster Erwägung empfehlen. Wir wollen den Arzt keineswegs au- seiner Stellung verdrängen, er ist als Sachverständiger unentbehrlich; wir wollen ihn nur in dir ihm gebührenden Schranken znrückwciscn; er soll den Richter unterstützen, nicht ibn ver treten. Wir wollen auch dem Richter keineswegs seine Befugnisse verkümmern, ihm soll die alleinige Leitung des Verfahren» nach seinem Ermessen zustebrn. Aber neben diesen beiden Factoren verlangt in allen Fällen, in denen es sich »m taS höchste Gut dcS Menschen, seine Freiheit, und um die Vernichtung seine« moralischen Daseins bandelt, auch das allgemeine Recht Sgesühl nach einem Anwalt, den Geschworenen aus dem Volke. Die Oefsentlickkeit bedarf dieses Anwalt- zu ihrer eigene» Beruhigung. Besonrere Beachtung verdient nach dieser Richtung der Vorschlag von Professor Medem in Greifswald, welcher empstehlt, a»S höheren Beamten de- Kirchen», Schul-, Mcdicriial-, VcrwaltungS- und IustizkicnsteS Fllrso, geäm ter zu bilden, denen über jede Unterbringung einer Person in ErziebungSbaft, Zwangs hast oder SichcrungShaft sofort und demnächst periodisch Bericht zu erstatten ist. Diese Fürsorgcänttcr sollen über Art, Fortdauer und Aufhebung der Unterbringung jederzeit Beschluß fasten, sowohl auf Antrag Betkeiligter, als auch von Amts wegen. Die Forderung, der Polizei vollständig das Recht zu benehmen, durch einen Arzt die gemcingesähr- licke Kraulheit constatircn zu lasten und den Kranken als dann ans Grund des Gutachtens einer Irrenanstalt zn über weisen, erscheint in dieser Form zu radical und wurde ge fährliche Unziiträglickkeiten im Gefolge haben, da die sofortige Uebersübrung in rin Irrenhaus oft eine Nothwendigkrit isl, um die menschliche Gesellschaft vor de» Irren unk diesen vor sich selbst zu schützen. Dagegen dürsten hier wobl ähn liche Vorschriften am Platze sein, wie sie in der Strasproceß- Ordnung für die Fälle vorläufiger polizeilicher Festnahme vorgesehen sind, in welchen bekanntlich binnen 2t Vtunden von dem zuständigen Gericht die Haftnahme durch Beschluß bestätigt werken muß. Mit diesen Neuerungen werden wir ohne gewaltsame Umwälzungen eine Vervollkommnung der heutigen Zustände erreichen. Indessen gieb» auch bis zur Beendigung dieser Reformen der heutige rechtliche Zustand keinen Griiiiv z» so ernster Beunruhigung, wie sie infolge der maßlosen Agitation weite Kreise ergriffen bat. Ein Beweis für irgend ein irriges oder falsche« Gutachten, sür die Annahme der Geistes krankheit bei einem gesunden Menschen ist bisher nicht erbracht, und man wird nicht »mbin können, dir angebliche» Fälle widerrechtlicher Einspcrrung mebr oder minder aus ein seitige Ueberlreibungen, die Folgen einer überreichen Phantasie unv haltlos« Bermuthungeo zurückzusühren. Deutsches Reich. /».Leipzig, 16. Januar. In Sachen deS Verdun- Preise» schreibt die „Voss Ztg ": „Wie wir erfahren, Hai die königliche Entscheidung sich nicht gegen das Sybel'iche Werk als solches gerichtet, der Monarch hat bei der Nmiloßung de» Verbiet» der Verdun-Preiseommiision lediglich der Aniicht Ausdruck verleihen wollen, daß Werke über die ne neste Geschichte, die zum Theii noch gar nicht abgeschlossen ist und vielfach »och kein rndgittigc» Unheil gestattet, von derartige» Prcimiirnngen grundsätzlich a»Szu schließen sind. Wenn die Commission also »»fällig baS Werk eine» andern Autors, das ehen- tailS die neueste Geichichte behandelte, vorgcichicigcn hätte, so würde dieses gerade!« vom König libgciehnt worden sein." Wir halten die Mitthcilung der „Bost. Ztg." sür weiter nicht- als sür einen — verfehlten — Versuch, die öffentliche Meinung in einer bestimmten Richtung zu beeinflussen, und wundern nnS nur, in der „Voss. Ztg." zu lesen, waS in die „Nordd. Allg. Ztg." oder in irgend ein anderes offieiöfcS Organ gehört. Von unserem Standpnnclc ans ist eine Kritik besten, WaS da» Berliner Organ vorbringt, übe,flüssig. Dock sei bemerkt, daß eö jedenfalls nicht statutenmäßig ist. wenn Werke über die neueste deutsche Geschickte sür den Verdun-PreiS „grundsätzlich" nicht in Betracht kommen. Auch ist bisher i» praxi im entgegengesetzten Sinne verfahren Worten. 1878 erhielt den Verdun-PreiS die geschichtliche Ifb- Ihcilung des preußischen GeneralstabeS sür die Geschichte dcS den «sch - französischen Krieges von 1870/71, fünf Jahre daraus fiel der Preis aus Trcitschke'S „Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert", Band I und 2. lü Berlin, 16. Januar. Der auf die Beschränkung des Colportage-BucbbandelS gerichtete Antrag Gröber kommt an dem morgigen Schwerinstag im Reichstage aber mals nicht zur Vcrbandlung. GewohnbeitSgemäß wird den Antragstellern daS Reckt emgeräumt, die Beratbung ihrer Initiativ - Anträge zurückzustellc». Hieran wurde auch durch die gestrige säst halbstündige GeschäflSordnnngS- Debatte über die Tagesordnung deS Mittwochs nickt- geändert. Ter Präsident von Levctzow fand eS aber dock angczeigt, seine „Verwunderung" darüber auozu- spreckcn, daß oaS Ecntrum bei Beginn der Session sich beeile, eine Menge von Initiativ-Antragcn zn stellen, »m sie dann im letzten Augenblicke vor der Beratbung regelmäßig znrückznstcllen. Die» verursache für solche Abgeordnete, die sich auf diese Beratbung eingerichtet batten, ebensolche lln- bcguemlichkcitcn wie sür die Gesammlbeit, die auf die Beratbung anderer Iniliativ-Anträge nicht vorbereitet sei. In der Tbat war z B. der Abgeordnete sür Lcip;i g-S t ad t trotz seines ungenügenden GesundbeitSznstandcS im Hanse erschiene», um bei den Vorberatbungrn für die Behandlung dcS fraglichen Antrages nicht zu fehlen. Ter Abgeordnete Bachem (Ecntr.) wollte sür die Haltung de» Eentrnmö nur „sachliche" Gründe geltend macken. Als solche führte er an die zur Zeit im Reiche betriebene, noch nickt abgeschlossene Agitation sür und gegen den Antrag, deren Ergebnisse abac- wartet werden müßteii.um übcrvollständige Acten zu verfügen. In verständliches Deutsch überkragen beißl daS: DicAgilalion gegen den CentrumSanIrag istiiii Reiche so groß und erfolgreich gewesen, daß daS Ecnlrum zur Herstellung des Gleichgewichtes auch eine Agitation sür de» Antrag in Scene setzen muß, wenn eS mit einiger Aussicht ans Erfolg in die Bcrathung dcS Antrages eintreken will. Wir werken deshalb in der nächsten Zeit die Eapläne an der Arbeit sehen, um Maffenunter- schristcn sür den EentrumSantrag zu gewinnen. Möge also auch fernerhin daS Buchgewerbe ans der Hut sein, und möge auch daS Publicum immer mehr begreifen lernen, daß seine geistigen Interessen auf dem Spiele stehen. Berlin, l« Januar. DaS im Reichstag aii-gcsielltr DegaS'scke Projekt sür daS Kai ser-Wilkelm-Denk mal findet nirgend- Beifall; man vermißt durchaus Vornehmheit, Würde, Geschmack und Gedanken. Eine Fülle allegorischer Figuren ist an dem Denkmal angebracht, während die Büste» der Männer, die mitgewirkt haben an der Aufrichtung deS Reichs, in Winkel» dcS HallenbancS versteckt sind, der den Hintergrnnd dcS Denkmals bildet. Daß daS Pferd den spanischen Tritt deS EircnS geht, erscheint als eine Eigenlhümlickkeit» die sich an zu vielen Reilerslatucn findet, als daß sie noch besonders beachtet zu werden brauchte. Vier Viclorien umgeben das Postament und eine fünfte sübrt daS Roß de» Reiter». Wie Hobe Kunst sich auch in diesen anmulbSvollcn, schwebenden nnd schreitenden Figuren offenbaren mag. i» weiteren Kreisen des Volts bat diesrDarstellung bcsrcmdet. Siewird noch bcsremd- licker sür die großen Massen erscheinen, denen der scktichle,fromme Kaiser in der Erinnerung lcbl, der nach dem größten Siege so bescheidene Worte schrieb. Auch verspricht man sick von der AnSwabl de» Platzes und der niomimentalen Säulenhalle als Hiniergrund keine günstige Wirkung. Tie ohnehin nicht glückliche» neueren Tcntmale der ReichSbaupIstadt (wir er innern nur an den Schloßbrnnnen mit der „Mutter" Rhein), würden dadurch schwerlich eine Bereicherung von großem lünstlerischen Werth erfahren. Dieser Eindruck ist auch in Abgeordnetenkreisen ganz überwiegcnv und kani (wie an anderer Stelle gemeldet wurde. D. Red.) in der Budgct- com Mission znm Ausdruck, wo die erste Rate für dieses Denkmal zur Beraklning stand. Hier beantragte der Referent, Gras Limburg Sliruin, die Position abznlcbncn nnd den ReickSlanzlcr zu ersticken, einen andern Ent Wurf au-arbeiien zu lasten, in welchem die Architektur »nr eine dem Umfange unk der Umgebung des Platze» ent sprechende AnSgeslaltiing findet. Ob der Widerspruch im Reichstage gegen die Ausführung des Modells noch fruchten kann, erscheint sraalich. Aber schon der Umstand, daß die Möglichkeit eine» Streites und der Verstimmung verbanden, ist bedauerlich, wenn man sich erinnert, daß eS sich »m ein Denkmal bandelt, daS aus freiem, einniülbigem Beschlüsse des ReickStagS bervorging, aus dem Gefühl der Dankbarkeit sür den Herrscher, der bescheidenen Sinnes das Höchste voll brachte. 11 Berlin, 16. Januar. Tic sür die Betriebe der Metallverarbeitung i» Aussicht genommenen A»S- nadmen von der Sonntagsruhe, über welche am 24. Januar in einer Eonserenz mit den Arbeitgebern und Arbeitnehmern dieses BerusSzwcigeS verhandelt wirk, geben dahin, daß unter bestimmten Bedingungen aus Grund deS tz. 105 cl der Gewerbeordnung zugelassen werden sollen: sür Eisengießereien die Wartung der Temper- und In vxvtcttionSvseii. sür Emaillirwerke der Betrieb der Schmclzösc» sür Emaillirmasse an drei nicht aus einander folgenden Sonntagen im Jahre, jedoch mit Ausschluß de» WeilinacktS-, Neujahrs-, Oster» und Pfingstfestes, sür Anlagen zur Metallgewinnung anS AbgangSprodueten (Krätzschm elzer eie»), der Betrieb der Schmetzösen mit mehr als scchstägigcr Brenndauer, sür Anlagen zur Gewinnung vo» Kalium, 'Natrium, Magnesium und Aluminium ans elclrriscbcm Wege der Betrieb der Tnnanio- lind elektrischen Maschinen, sowie der zugehörigen Ofen- nnd Kcsselanlagcn und der Betrieb der Eatciniröfril von «! llhr AbcntS bis o llbr Morgens und für Fabriken mit elektrische» Maschinen nnd Apparaten die Prüfung von Dynamomaschinen und Apparaten, jedoch mit Ausschluß de» WcihnachtS-, Neujahrs-, Oster-, Himmclfahrlö- und PsingslscstcS. V. Berlin, 16. Januar. (Telegramms Die Landtags eröffn»»« sank Vormittags I I llhr im Weiße» Saale des königlichen Schlosses in der üblichen feierlichen Weise statt, nachdem sür die katholischen Mitglieder in der HetwigSkirche, sür die evangelischen in der Schloßcapelle ein Gottesdienst ffattgehabt batte. An dem Letzteren »abm der Kaiser mit großem Gcsolge Tbeil. Nachdem der Kaiser unter den Klängen des Marsches „Wilhelm»« vo» Nassowe" die Eapellc verlassen und de» Weißen Saat durchschritten hatte, »ahme» die Mitglieder des Landtages, die äußerst zahlreich ver sammelt waren, im Saale Ausstellung; die Minister stellten sich, der Präsident voran, zurLinken dcS Tbroncs aus. Hivrauf betrat der Kaiser unter Vormarsch der Schloßgardccompagnie wieder den Saal, durch ein vom HerrenbauSpräsidenten Fürsten Stolberg auSgebrachtcS Hoch begrüßt; er nahm seinen Play vor dem Thron ein, bedeckte da» Haupt mit dem Helm und ließ sieb von dem Ministerpräsidenten die Thronrede reichen, welche er mit lauter Stimme verlas, den Schluß besonders betonend. Die Rede ward schweigend angcbört, nicht der geringste Beifall wurde laut. Der Ministerpräsident erklärte sodaon den Landtag sür eröffnet. AtSbald verlies der Kaiser unter dem Hock, vas von dem Alterspräsidenten des Abgeordneten hauses, Dicken (Centrum)» an-gebracht wurde, sremidlick grüßend den Saal. V. Berlin, >6. Januar. (Telegramm.l Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" melket: Auf der internationalen 2anttäts-6o»frrenz in Paris, die am 2 l Januar zusammen tritt, wirb Deutschland durch de» BotffhastSrath von Schön vertrete» sei». AIS Sachverständiger wird ihm Iw. Mot! man n, Mitglied des internationalen GcsilNdbcitSralhcS in Koiisiantinopcl, bcigcgcbcn. Berlin, 16. Januar. (Telegramm.) DaS „Militair- Wockenblalt" meldet amtlich: vo» Lossow, Grucralniajor, Eomniandant der Festung Kvnigsteiii, isl von dieser Stellung cntb linden; von Perron, Obcrstlicutcnank, bis her Bataillons Eoniiiiandcnr im l. Lcih-Grciiadierregrment Nr. lOO, ist zum Eominandaittcn vo» Königslcin ernannt. /r Berlin. 16. Januar. (Telegramm.) Die National liberalen präscntircn anstatt de» Abgeordneten v. Benda den Abgeordneten Gras-Elberfeld als zweiten Vicepräsidenlcii dcS Abgeordnetenhauses. Berlin, 16. Januar. (Telegramm.) Die eonscr- vative Fraktion de» Herrenhauses beschloß, eine Inter pellation an die Regierung einzndringcn, welche Schritte dieselbe anher den in der Thronrede angekündigten Maß nahmen zur Beseitigung deS stetig wachsenden Nol hstandeS der Landwirthscbaft z» tknin gedenke. V. Berlin, 16. Januar. (Telegramms Die von fficist- liche» vor oder nach der Ordination in einem öffentlichen Le beamte Preußen» als fest angestclllc Lcbrer ziigebrack!-' Zeit soll nach dem nächsten preußischen Etat der Dienstzeit im kirchlichen Amte gleickgeachtct werde». Berlin, 16 Januar. (Telegramm.) Die „Post" hört: Behufs Erleichterung der BolkSschullasten ist i» den nächsten preußischen Etat ein Mehrbetrag von 5,00 000 eingestellt. * Friedrichsrnb, 16. Januar. Wie der „Augvb. Abend zcitung" angeblich aus zuverlässiger Quelle mitgclbeilt wird, ist der Gesundheitszustand de« Fürste» Bismarck betaiierlichcrweise wieder lein günstiger z» nennen, da durck die Ungunst der Wiltcrungsvcrbälliiisse zu de» neuralgischen Schmerzen, die sich stet» von Zeit z» Zeit mit großer Heftig keil cinffellen, ein starker Katarrh hinzugctrckcn sei. * Posen, 5. Januar. Der russische HandelSvcrkrag wird in polnischen Kreisen lebhaft erörtert. Dabei nehmen die meisten Polen, wie auch die Acußcrungen in der Presse bekunden, gegt» den Vertrag Stellung. Selbst der „Kuryce PoznanSki", der esrigste Vertreter der polnischen „VenöbnungS Politik", wendet sich gegen den Handelsvertrag mit Rußland, der für die Polen so lange nnsnmpatlsisch sei, als diese »ickn die Sicherheit hätte», vaß die Ermäßigung der Zölle sür die Eristenz »nd die Lage der polnischen Landwirtbsckasl keinen Schaden bringe. DaS klerikale Blatt bezeichnet eS als find lick, wenn polnische Politiker den Ausgleich mit ter Regierung durck die gegnerische Haltung der polnischen Abgeordneten sür gefäbrdct balle». DaS Schicksal der weiteren Ausgleich» ^olitit sei völlig unabhängig von der Stellung der kölnischen Fraclion zn den Zollen und Handelsverträgen der Regierung. * lvfie», l.'.. Januar. Tie am I l. d«. MtS. unter dem Vorsitz oe» Eommcrzicnratl'S L»cg-Obcrbauscn abacbaltene Hanpiversanimliing tesBercinS dcutschcrEisenoilltrn leute ernannte den Geb. Eommerzienrath F. A. Krupp in Essen z»m Ebrcnmitgliede und nabm ferner mit Einstimmig kcit iind unter lebbastem Beifall »achsolgcntc Resolution an: „Ter Verein denljcher Eisenkilttenleiile iprich« nachdrücklich seine Mißbilligung über das Auftreten des Herrn Geh. Rc»k>5 Ülenleaux oui dem internationalen Eongresi in Chicago ans, da dessen dortige Aeußerungen in Folge der mit Noibwendtgkeit kure, sie bervorgeruienen Mißdeutungen die dentiche Industrie im AuS- lande bereits in erheblichen, Maß, geschüsigl habe» »nd noch weiter zu schädigen geeignet erscheinen. Jur Aufklärung der ösienllichen Meinung bemerkt der Verein nock, daß die Neuleani'ichen Au lasjunqen um io mehr der thatsnchlichen Unterlagen aus der veuttchen WertsiattciipraziS entbehren, als Herr Reuleaux ein Fachmann in dettelben nicht ist. Ti« heutige Versammlung jprtcht gleichzeitig der
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