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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.01.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940119025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894011902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894011902
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- LDP: Zeitungen
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
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Vezug-Preis »I tz« d«pt»rv«dttikm od« p»n im Stadt, dqtri m»d den Vororte» «richtete Au>- -ebeirklle» abgrhalr vterlrlMrlxt,.>64.50, bei »weim« 6.—. Direkte tägliche Kreuzdcmdlenbung int Ausland: monatlich 7.50. DieMorgen-AuSgade erscheint täglich ' ,7 Ubr, die Adend-AuSgad« Wochentag» b Uhr. Ledactioa »ad Expedition: Z,»«uine»,aG« 8. Di» Lrpedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: ktt« Klemm « Larti«. iAlsre* Hahn), UniversitatSstrahe 1, L«ui» Lösche. patharinenstr. 11, Part, und Königßplatz 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgkschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. .V» 8i. Freitag den 19. Januar 1894. Anzeige«.Preis die 6 gespaltene Petitzeile Ll> Pfq. !Neclamen unter demRedactsoa-möch <1g» svolten) .°>0^, vor de» FamiUennachlichtr» (Sgeivaltens 10^ Nlrogere Schrisle» laut unterem Preis. verzeichnt«. Tabellarischer and ZMerasatz nach höherem Tarif. t«rtra-Beilagen lgeialzt), nur mit de« Morgen-Auöaabc, od»c Postbeschrderung -6 60.—, mit Postbesorderung .6! 70.—. Annatfmelchluß für Änzeigen: Abend-Ausgabe: BormiUag» 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn, und Festtag» früh ' ,0 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen >c ein« kalbe Stund« früher. Anzeigen sind stets an die Sifpetzittan zu richten. Truck und Lerlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. Aus dem preußischen Landtage. k8. Berlin, 18. Januar. Reich, wie selten, hat fick heute der Segen des Parlamen tär,»muS über Berlin ergossen. Alle drei Häuser dielten Sitzungen mit wichtiger Tagesordnung. Der Bedeutung wie der Feil nach — die preußischen Landbotcu batten sich zu ungewöhn lich früher Stunde versammelt — gebührt der Vortritt dem Ab - zeordnetenhause, wo der Finauzministcr den Etat und der Minister sür Landwirthschast die Borlagc über die Landwirthschaftskammern mit Reden überreichten, welche die großen Fragen des Tages zum Inhalt hatten. Herr vr. Miguel sprach, wie gar nicht anders erwartet wurde, zum Fenster hinaus, aber nicht um auf der (Hasse, sondern in der Nationalvertretung am anderen Ende der Leipziger Straße gehört zu werden. Er begann mit den Reichs nnanzen, kam immer wieder auf sie zurück und schloß, indem er sie als die Stelle bezcichnele, an der das Schicksal der preußischen Staatsfinanzen besiegelt werben wird. Dabei verschmähte der Minister durchaus daS Pluömachcrinittcl der Schwarzmalerei, dessen Anwendung ihm der seine ganze Politik seit zwanzig Jahren mit einem und demselben halbe» Dutzend von Schlagwörter» besorgende Herr Richter sehr mit Unrecht zum Borwurs macht. Der Redner forderte sogar den Protest der Rechten heraus, als er die Grundlagen der preußischen Finanzen gesunde, ja im Vergleich mit ankeren großen Staaten geradezu glänzende nannte. Dunklere Farben trug er nur aus. wo er sich der zntnnsligcn iSntwickelunA zuwanvte» welche durch die 1'iSher im Reichstag bekundete ^Sorglosigkeit allerdings schwer bedroht erscheint. Wenn in vier Jahren die Bezüge vom Reich i» der Höhe von 80 Millionen in Zuschüsse an das Reich in der Höbe von 82 Millionen sich verwandelt baden, das Bcrhältuiß also mit lt2 Millionen zu Ungunsten des Einzelstaatö sich ver schlechtert bat, dann ist cs wobl die „verdammte Pflicht und Schuldigkeit" dcS Finanzministers, mit unerschütterlicher Festigkeit auf Reform zu dringen. Muß man Dr. Miguel in diesem Punct volles Bcrständniß cnlgcgenbringen, so kann man ikm ebenso wenig die Zu stimmung, ja Sympathie versagen, wenn er sein Schicksal beklagt, daS ihn zwingt, woblbegründetcn Forderungen der anderen Ressorts da« Rem de» Harpagon cntgegcnzusetzc». Ä liegt in der Thal etwas Tragisches darin, da»; dieser rwn fiScalischer Engherzigkeit völlig freie, von einer großen Auffassung der StaatSaufgabcn durchdrungene Staatsmann die Leitung der Finanzen unter Verhältnissen üderkam. welche Kargheit zum obersten Gesetz machen. „Die Kunst, die Aus gaben zu vermehren und die Einnahmen zu vermindern, verstehe ich nicht" — eine mit Bitterkeit vorgebrachte Be merkung, welche die Gesichter aus den volkSparteilichcn Sitzen betroffen darein schauen machte und vielleicht auch an anderer Stelle ein wohlverdientes Mißbehagen Hervorrufen wird. Wenn nach Lage der Dinge der Finanz minister mit dem Wenigen zufrieden ist, daü er sür „Melo- riationen" (Diäten für Assessoren, Wittwcn- und Waisen- pcnsionen, Vermehrung der Fabrikinspcctorcn, Bildungözwecke u> a. m.) herauSzuwirtbschaftcn hofft, so ist das zu begreifen; aber wenn er sich berühmt, daß Preußen finanziell verhältniß- mäßig mehr sür die Justizverwaltung leiste, als andere kcutsche Staaten, so wird ihm vorgehalten werden müssen, baß die Ziffern, mit denen dieses günstige Berhältniß heraus gerechnet ist, nicht diejenigen sind, die sür daS rcchtsuchcnde kublicum ein Interesse haben. Herr Miguel hat cö unter lassen, neben dem 70 Millionenfehlbetrag für das künftige SlatSjabr die Erhöhung der direclcn Stenern ausdrücklich auf ker Bildfläche erscheinen zu lassen, weil er noch auf den Reichs tag hofft. Die preußischen Landbolen, die zugleich RcichStags- abgcordnctc sind, werden im Studium des Etats den Anreiz finden, diese Hoffnung nicht zu Schanden werden zu taffen. Die Erträge der Forst- unv BergwerkSvcrwaltung, die niedriger angesctzt sind, bleiben schon im laufenden Jahre gegen den Boranschlag zurück, und die Einstellung von Mindereinnahmen bei den Domänen und direclcn Stenern entspricht zweifellos der wirthschastlichen Lage. Doppelt erfreulich ist die Hebung der Einnahmen von de» Eisenbahnen, bie im laufenden Iabr jedenfalls mehr als Millionen über den Boranschlaz ergeben Nachdem Or. Miguel geendet, erhob sich der Landwirth- schaflSminislcr v. Hcnden-EaLow, um Migucl'schc Ideen über die Agrarierschulb vorzutragen und — im Wesentlichen — die Interpellation zu beantworten, die eine Stnntc später Frhr. v. Manteusfel im Hcrrcnkause begründen sollte. Sind, wie nicht zu bezweifeln, die Auslassungen des Minister« ans „allen im StaatSministcrium wirkenden Kräften dcstillirt", so wird mau von einem Zurückweichcn der Regierung vor der cptrem agrarischen Agitation nicht sprechen könne». Der couservativc Großgrundbesitzer v. Heyden verhielt sich seinen StandcSgenoffen gegen über recht reservirt, er stellte daS staatliche Interesse an der Erhaltung des kleinen GrnndbesitzerstandcS in den Vordergrund, ja er untersing sich unter Anerkennung der Verlegenheiten aller Elasten der Grundbesitzer der Ketzerei, den Ausdruck „schwierige Lage mancher Landwirthe" zu treffender zu finden, als die Feststellung der „Nothlage der Landwirthschast", und er schreckte nicht einmal vor der Ber- mutbung zurück, daß verschwenderische Lebensweise manchmal zur Verschuldung beitragen möge. Das Schwergewicht der Kund gebung dcS Ministers aber liegt in der Erklärung, daß die Regierung nicht hoffen könne, durch die vorgcfchlagcnen und noch in Aussicht genommenen Maßnahmen die augenblick liche Nothlage der Landwirthschast zu beseitigen, daß cS sich vielmehr nur darum handeln könne, einer künftigen vorzubeugc». Mil anderen Worten: die Regierung lehnt cS ab, nach den Receptcn der Berliner Leitung des Bundes der Landwirtbe ans die Symptome hin zu guactsatbcrn. Die allmäligc Gesundung soll durch Aushebung des gleichen Erb rechts an Grundbesitz und Ersetzung eines TbcilcS der künd baren Hyxothekcnschulbcn durch unkündbare Renlcnschuldcn herbeigcführl werten. Herr von Heyden macht un- lcnzyar eine zutreffende Bemerkung, wenn er sagt, daß die Zahl Derjenigen, welche eine Acndcruug bei der Vererbung und Belastung von Grundbesitz als geboten betrachten, im Wachsen begriffen sei. Auf »nbcficg- licheu prineipicllcn Widerstand wird die Regierung nicht stoßen, wenn sie mit Vorschlägen in diesem Sinne an die Volksvertretung hcrantritl. Ucber die Frage der Durch sübrung, insbesondere über die Art und Weise, wie bei bereits gegebenen Darlehen der versprochene Zins derart in der AmorlisaliouSguote mitbezahlt wird, daß keine Vermehrung der Lasten cintritt, hat sich der Minister nicht geäußert. Eö scheint die Hauptaufgabe der i»S Leben zu rusendcn Laiid- wirthschaftskammern zu sein, die Regierung in dieser Frage zu bcrathcn. Nach seinem gemessenen Austreten in der zweiten Kammer durste der Minister sich nicht wundern, als ibn im.Herrcn- hausc ein sckr kühle Temperatur erwartete. Freiherr v. Manteusfel fand Alles schön und gut, was die Regie rung lbnii wolle, aber nebensächlich. Sein veterum von.-co,, ist die „Regelung dcr WährungSfragc". Herrn v. .Hcydcn'S Anlwort war eine llmschrcibuug der die Währung betreffenden Stelle in dem Schreiben des Kanzlers an den ostprcußischcn conservativcn Verein. Politische Lagesschau. * Leipzig, 10. Januar. DaS Ucdermaf? parlamentarischen LtoOes, das gegen wärtig erzeugt wird, droht einen die Aufnahmefähigkeit ker am politischen Leben theilnehinenden Voltskreisc übersteigenden Umfang anzunebmen und damit die nützliche belehrende Wirkung der Verhandlungen in den gesetzgebenden Körper schäften zu beeinträchtigen Tie öffentlichen Blätter können den übermäßigen Stoff kaum mehr verarbeiten, und im Publieum wird das Interesse abgestumpft. Tie Zahl der gcwisscuhaslcn Zcitungslescr, bie sich durch die langen Spalten der ParlamcntSbcrichtc sorgfältig hindnrcharbcilen, dürste in stetem Abiiehmcii begriffen sein. Ter Niedergang in der Wirksamkeit unserer conflililtioncUen Einrichtungen, über den jetzt so oft nicht ohne Grund ge klagt wird, ist zum Tbcil aus diese Ueberprotuelion znrück- zufllbrcii. Ganz zu beseitigen sind diese Schwierigkeiten bei ker so vielfach zersplitterten Belhätigung unseres politischen Lebens freilich nicht. Allein cS kann doch nicht bestritten werden, daß unendlich viel und mil stets wiedcrtchrcndcn nutzlose» Wiederholungen in unser» Parlamenten erörtert wird, was ohne Schaden für die Sache unterbleiben oder erheblich abgekürzt werden könnte. So hätte die vic» tägige Generaldebatte über die Tab akstc nervo rlagc, die so gut wie gar nichts Neues zu Tage gefördert bat, ohne jeden Schaden abgekürzt werden können. Tic Commission, der endlich die Vorlage überwiesen worden ist und in der die Hauptcnlscheidung über den ganzen Entwurf und feine einzelnen Bestimmungen fallen wird, wäre gerade so klug gewesen, wie sie jetzt ist, wenn die General debatte im Plenum nur zwei Tage gedauert Härte. Und gerade so wird cs voraussichtlich mit der gestern begonnenen Gcneraldcbatte über den Weinst euer- Entwurj. Was gestern über ibn im Reichstage gesprochen worden ist, bat man in den Blättern der verschiedensten Parteien schon zum Ucbcrdruß lesen löniicn. Trotzdem wird diese Generaldebatte schwerlich vor Sonnabend beendet werden, ohne die Arbeiten der Eommission nur im Geringsten zu fördern. Das ist ein Rcdeluxu-, den man sich bei einem solchen Ileberfluß an parlamentarischer Thätigkrit nicht ge statten sollte. Man kann sich kaum darüber Wundern, wenn selbst die Parlamentarier dieser Redcsinlbcn überdrüssig werde» und lieber daheim bleibe», als an überflüssigen Debatten sich beteiligen. Tic Thronrede, mit welcher tcrKaiscr den preußischen Lanbta g eröffnet bat, erregt auch im Au Stande berechtigtes Aussehen wegen der Stelle, in der von der Schnrung der Unzufriedenheit und von der zunehmenden Schärfe des Kampfes der Meinungen und Interessen die Rede ist. Es ist begreiflich, daß in Frankreich diese Stelle höchst angenehm berührt hat, weil sic unseren getreuen westliche» Nachbarn und guten Freunden eine wohltknendc Aussicht aus innere Eonflicle in Deutschland zu eröffnen scheint. Ebenso begreiflich ist eö. daß sie unsere wirklichen Freunde mit Besorgnis; erfüllt und zu bebcrzigcnSwcrlhc» Mahnungen a» die kämpfenden Parteien und Gruppen ver anlaßt. Eine solche Mahnung finden wir auch im Londoner „Standard", welcher schreibt: „Wenn der Kaiser in der Thronrede die Bitterkeit der polnischen Gegensätze beklagt, so bat er tamit aus eine der traurigsten Erscheinungen unserer Zeit lüngcwicscn. Jede Elassc, jedes Interesse, jeder Glaube scheint die allgemeine' Wohlfahrt gänzlich außer Augen zu lasten und mit blinder und hartnäckiger Selbstsucht seinem eigenen Borlbeilc nachzujagcn. Es ist klar, daß, wenn dieses System bis zu seiner logischen Boll- Feirillrtsn. Auf und nieder. ILs Roman von Edwin Heinz. (Alle Rrchtr «crbeh-»e>i> (Fortsetzung.) vm. Seit anderthalb Monaten war Bankdireetor Karl Trübe nn Stadtverordnetencollegium, aber so sebr er sich auch in die Arbeit gestürzt hatte, so sehr er deS Abend« und de- Nacht« zu Hause i, den Akten studirt hatte, so daß seine Frau oft beforgt ibn zum Verlassen de« Schreibtisches ausfordern mußte, so wenig Befriedigung batte er in dem Amte gesunden. Er sab. daß Alle« seinen ruhigen und richtigen Gang ging, daß der Magistrat zwar etwa« langsam, aber desto sicherer und fester arbeitete, daß, eke große Tbaten geschehen konnten, so manches kleine Hinderniß zu beseitigen war, LaS seine wirklichen ober vermeintlichen Rechte in die gerade Bahn einschob, Laß sich au der Spitze der Verwaltung so viele und, er konnte es nicht leugnen, berechtigte Interessen geltend machten, kurz, daß er seinem Thatcndraug Zügel anlcgen mnßle. Unk er wollte so gern elwaS thii». Er glaubte, baß er persönlich etwa« gnl zu machen bätte, baß er für seine Person der großen Allgemeinheit besondere Opfer bringe» miißle. ,-ju rednerischen Großthaten war der Gemeinderakhsfaal lein Platz. Nur einmal halte er z» einer größer» Rete das Wort ergriffen, als die Kasernenfragc ans der Tagesordnung stand. Das war die Rede, die Wiltenhain'S M»;fallcn er regt hatte. Aber auch Ludwig und Runge, die ganz besonders sür die Wahl Karl Trübe s thätig gewesen waren, waren darüber sehr erbost. Trübe batte »ach genauer Einsicht in die Dinge sür die Verlegung brr Kaserne »am der Karlvorstadt gestimmt. Vielleicht wäre er nicht so energisch dafür ein- ictrrtrn, wenn er nicht das Areal an der Mumpcntorser Straße besessen hätte und man il»n sonst kessen bessere Ver wendung vorgewvrsen hätte. Den Geschäfte» der Bank lag er mit gleichem Eifer wie früher ob, nur fühlte er sich gerade Lurch seine Stellung i»> Geuieinderatbe oft in der Disposition beengt und er überwies daher gern Külme die Beardsjtupg von Prvjicren, .welchem,di« „Sphäre der Stadt verwaltung eingriffen. Er war so objectiv und peinlich, daß er, als der Durckbruck der Sandstraße zur Verhandlung gekommen war, der Sitzung gar nicht beigcwobnt batte. Gerade das war ihm übel vermerkt worden. Die Aclionairc der Bank sahen, trotz des glücklichen AuSgangeS für sic, darin eine arge Vernachlässigung seiner Pflichte» der Gesellschaft gegenüber und die unbetbeiligtcn Bürger wiederum bättcn gern von ikm gelegentlich der Debatten weitere Pro- iccte vernommen. Das war auSgeblicbcn. Darüber ärgerten sich Biele. Es gab auch noch einen Tbcil Bürger, der von Trübe womöglich gleich eine Reform der Steuern verlangte, weil sie ihm zu Koch waren, ein anderer, der für eine elektrische Straßenbahn schwärmte, ein dritter, der noch am Schlüsse deS Sommer- eine freie Flußbadeansialt ans der Erde gestampft wissen wollte, obgleich die Stadt sonst überhaupt ani Wasser Mangel litt. Einige batten ihre Hoffnungen aus bessere Sprengung der Straßen aus Trübe gesetzt, andere meinten, er sei der Mann, eine Verbilligung dcS Gases hcrbeizufükren. Kurz, Trübe befand sich in der wenig beneidenswertben Lage eine- heiligen Christ, von dem die große» Kinder Crsüllnng aller ihrer Wünsche hoffen. DaS war natürlich nicht möglich und deshalb wurde liier und da schon ein Wort des Mißfallens laut, das jetzt »och heimlich am Bierlisch geslüsterl, balr sein Echo in weilen Kreisen fand. Man batte von Karl Trübe alles erwartet »nt nun genügte nicht, daß er sein Mögliches that. Man fand sogar, daß er eigentlich nur ein Glückpil; sei, baß auch seine Leitung der Bank manches zu wünschen übrig laste. Gerade in letzter Beziehung war in der PrariS der Bank de» nicht ercritfesten Knuden gegenüber durch da- Eingreifen Küknc's eine andere Behandlung eingcschlagcn worden, die sehr von der liberalen Trübe s abstach »nb die viele gelt suchende Gewerblreibente unangenehm berührte Was hier Kübnc lbat, das schob man Trübe in die Schuhe und so vei- Lichtetc sich ker biStier io sonnige Himmel über Trübe, lang sam thürntten sich Wollen ans, von denen er vorläufig noch keine Ahnung hatte. Aber zu Hanse war eö bei Karl Trübe and er« geworden. Da war nichts mehr von einer Verstimmung zu fpüren. Frau Auguste sorgte mil einer Zärtlichkeit für ihren Mann, wie eS sonst niemals der Fall gewesen war. Alle ihre Worte zeigte» eine HerzenSwärme, die sie trüber verleugnet batte. Wie trüber uilcressirle sic sich wieder sür die Tbätigkeit ihre« Gatten in allen Zweigen, aber nicht, um wie früher, diesen zu beeinflussen oder ihn anzujeuun. sondern au» wirtlicher.! Aniheilnahme und auS Besorgnis!, daß er sich zu Grunde arbeite. Nur selten ging Trübe dcS Abends aus. Er blieb in seinem Garten und fand da immer eine Stunde, um sich mit seiner Frau zu unterhalten. Dieses schöne Verhältnis! der beide» Gatten wirkte auch ans Willy ein. Er vcruach lässiglc die Kneipe und widmete sich der Arbeit. Es übcltam ibn ein gewisser Ernst, der von dem früheren leichten Sinne sehr abslach, der aber seiner Eltern größte Freude war. Ter Vater lächelte zwar über seinen fleißige» Sohn und meinte, „das hätte ja noch Zeit gehabt", schließlich gefiel ihm das gesetztere Wesen Willys, das freilich sür de» Schalk immer noch genug Platz ließ. Der einzige Besuch, der in diesen Familienkreis eintrat, war Frieda. Sie ließ recht sehr daS Köpfchen hänge», denn ein Versuch, ihren Vater in Bezug aus Eckart umznstiinmen. war ihr mißlungen. Kühne war fest geblieben und Halle ihr ein sür alle Mal den Verkehr mit dem Musikanten unter sagt. Ta hals nicht-, lind weil ihre mütterliche Freundin von dem Verbot wußte, batte sie Fritz einen Wink gegeben, daß er nicht ebne Einladung ihr HauS besuchen sollte, damit er nicht mit Frieda zusammenträse. DaS war wobl bitter für Fritz gewesen, er fügte fick aber dem Wunsche, weil er nur zu begrüntet war »nk weil er die Hoffnung, seine Frieda zu erringen, dnrck>auS nicht auigegebe» batte. Er lieferte »ach wie vor Arbeiten für Külme, die tiefer sogar besser als früher bonorirle, aber als er einmal von Frieda zu reden ansing, da siel ihm Külme mit seiner schiieitenteii Stimme ins Wort, daß er wobl geschäftlich mit ikm zu Ibn» baden wolle, dagegen lem Wort weiter zu kören wünsche. Er batte weiter keinen Versuch gemacht, sonder» überließ alles der Zcil. Auch ohne sich mit Frieda ausgesprochen zu haben, war er ihrer sicher. Seine Verhältnisse batten fick bedeutend gebessert. Seine Slnbc war hübsch möblirt, sogar ein geliehenes Inslrnmenl fand üch jetzt kann vor, einige Büsten von Beelbovon, Mozart unk Wagner schmückten die Wände und ein Schreibtisch, ras Iteal jedes Cbambregarnisten. stand am Fenster. Aus dem Schreibtisch lag eine Fülle von Mamiscriptcn »nb wenn man genauer hinsab, so fand man, daß diese Violin-, Cello , »Föten n. s. w. Stimmen zusammen gehörten, daß sie der Tbcil eine- Ganzen waren. In sauberster Schrift, wie ker Mendelssohns, prangten die Nolenköpfe und bie Partitur, von der der erste Act vollständig, die ander» beiden zum Tbeil fertig Vorlagen, dnrchzuseben war eine Lust und selbst sür einen Nichtmusiker ei» Vergnügen, weil alles so hübsch und vrdcnUich au-sah. Je poetter sein Werk anwuch«, desto siändigkeit geführt wird, eine Regierung schwierig und eine Besteuerung zur Unmöglichkeit wird. Wir werten daS Schauspiel genießen, daß ein deutscher Reichstag die Ver mehrung der Armee beschließt und sich doch nicht einigen kann, wie das Geld dafür aufgebracht werten soll. Jeder Berns, jedes Interesse im Reiche wird kämpfen, sich zu saivircn auf Kosten anderer Berufsarten und Interessen. Gegen diese zerfasernde Kraft waren die höchst zeitgemäße» Worte de« .Kaisers gerichtet. In Deutschland bildet die Krone den Mittclpunct und Ausdruck der Einheit der Nation. TieicS rechtfertigt nickt nur die Ermahnung des Kaisers, sonder» leibt ihr besondere Bedeutung und be sonderen Werth." Tic Verhandlungen deS »ngartschc» Katholikentages sind jcdcnfaUs geeignet, der Regierung die Augen darüber zu öffne», daß der Widerstand dcS Klerus, der dort, wie überall, um die Macht lämpfl, gegen die Reform des Ehe rechtes nickt leicht zu nehmen ist. ES werden alle politischen und gesellschaftlichen Hebel in Bewegung gesetzt, um alle als schwanleub gellenden Mitglieder der „Ekereformpartei" zuni Austritt zu bestimmen, und ein immerhin in die Waagschale fallender Erfolg ist diesen Einflüssen, die namentlich in den Salons der Aristokratie eine Rolle spielen, nicht abzuspreche». ES find bis jetzt >8 Abgeordnete aus der liberalen Partei auSgeschiede»: rechnet man diejenigen hinzn, welche schon vor einigen Monaten die Partei verlassen haben, so beträgt der Gesamintverlnst in Folge der kirchenpolilischen Vorlagen vicr- undzwanzig Stimme». Wettere Austritte sind seit Montag nicht mcbr erfolgt, und man kann somit für jetzt einen Still stand in dcm CroduS constatiren. In den nächsten Tagen wird sict» zeige», ob der Proeeß bereits abgeschlossen ist oder »oll' weitere Fortschritte machen wird. An die Möglichkeit der Nicderstinimnug der Vorlage im Abgeordnetenhaus«: glauben die führenden Organe der Regierungspartei auch iür den Fall nicht, daß »och weitere Verluste cintrcten könnten, aber sie verbeblen sich auch nicht, daß es, um cS nicht zu einer liesergehcnren Verwirrung in den Reihen deS Liberalismus lummen zu lassen, nörbig sein wird. Gcgcn- oeiiionstralioncn zu veranstallen, damit die wirtliche Ge sinnung res Landes nicht verdunkelt wird. — Was die verhäng nißvctlcn. mehrfach erwähnten Reverse anlangt, die eine nicht unbclrächllichc Anzahl Vertreter ker Regierungspartei im Drange des Wahlkampscö unterschrieben hat, so enthalten die selben übereinstimmend folgende drei Pnnele: Ter Candidai N. R. verpflichtet sich für den Fall seiner Wahl: l) die katholischen Interessen zu vertreten, 2> gegen die Civilehc zu stimmen und :tt ans sein Ehrenwort, sobald 50 seiner Wähler feinen Rücktritt verlangen, sofort sein Mandat nicdcrzulcgcn. Hiernach haben die RcvcrSinänncr nickst nur denjenigen Tbeil ihrer Wähler, der von den in letzter Stunde ersolglen klerikalen Abmachnngcn keine Kcnntnisr hatte, betrogen, insofern sie sich sür unabhängige Männer auSgaben und in Wirtlichlcit doch nur die Drahtpuppen einer kleinen Wählcrgrnppe waren, sondern sic haben sich auch gegen die Veriassiuig vergangen, denn dieselbe vertieret den Eandidatcii für das Parlament direct die Uebcruahme eines imperativen Mandates. Leiter fehlt nach einmal erfolgter Vcrifieirung der Mandate hierzu die gesetzliche Haudhabc. Unbegreiflich aber bleibt cS, warum nicht in jedem der von RcverSmänucrn vertretenen Wahlbezirke sich je 5,0 liberale Wäblcr znsammenlbu» und den ans Ehrenwort garantirtcn Rücktritt ihres PseudoverlrcterS fordern. Auch Flckntroich fängt an mit sinanzicllen Schwierig keiten zu tämpseii. wcnigstcnS wird berichtet, daß cS große Müde losie, im nächsten Budget, das vorbereitet wird, das fleißiger wurde Eckart. Bon früh bis Abends saß er am Schreibtisch und eompruirle oder machte seine Brodarbcit. die Arrangements, Ucbcrtragnngc», Corrcclurcn. schrieb auch hin und wieder einen Artikel sür eine musikalische Zeilschrist, drei bis fünf Pfennig die Feile, wenn wirklich einmal Honorar bczabll wurde, lieber diese Arbeitsamkeit war Frau Kugler sehr erfreut, ihr Vertrauen aus ihren Micthcr rechtfertigte sich und deshalb gingen ihre Hoffnungen noch höher, sehr doch. Oftmals arbeitete ihr Eckart zu viel, allein auf den Vorwurf, daß er den schönen Sommer ungenützt verstreichen lasse, erwiderte er lachend, daß das Schlittschuhlaufen ,m Winter sehr gesund sei. Als eines Tage- Karl Trübe die Conlen durchsab, stieß er auch aus da« Eonlo seines Bruders. Er prüfte cS näher und sank, daß in der letzten Feit nur wenig Geschäfte mit ihm gemacht worden waren. TaS wunderte ikn und er nahm sich vor, bei erster Gelegenheit Kübnc darum zu fragen Sollte Julius eine andere Bankverbindung fick, eröffnet haben'? Tagcgcn fand er auf den, Eonto Hager, da« sich sonst immer in bescheidenen Grenzen hielt, einen großen lleberschnß aus der Debetseite, die meist Summen enthielt, wclcke die Bank dem Hager in Blaneo gegeben hatte. Trübe kannte Hager nicht näher, aber er wußte von ikm. daß er sogenannte „Eravattengeschästc" machte, daß er Geld gegen Wnchcrzinicn lieb und cs mußte ihm mcrlwürdig erscheinen, wie der sonst so geschästSttinrigc und geschäft-strenge Kühne soweit in der Cretilgabc geben tonnte, ohne ihm clw«s ;» sage». Er sab sich nun auch die Ercritscitc näher an und ließ sich daS Wechscleopiebuch und Wechselporleseuillc geben, um über die 'Natur der Geschäfte ins Klare zu lommcn. Da sänke» fick' alle möglichen Aeceplc vor und auch solck>e, denen man cS ansah, daß die Aeceptanten frisch draus los >fncr geschrieben hatten, ohne daß vorher die Summe unk der Verfalltag cingczeichnel worden waren. Die Wechsel waren alle bei einem kleinen Baiilgeschästc zahlbar gemacht, daS so wcnig bclannt und so neu war, daß e« eigens zu dem Fwccke gegründet erschien, bei sich die Hager scheu Wechsel zahlbar zu macken. Er ließ de» Buch Haller lommcii. einen Mann auf den er fick verlassen konnte und fragte ibn wegen dieser Geschäftsverbindung. Herr Wesipbal. so bieß er, zuckle mit den Achseln „Ich bade nur die Anordnungen tcsHerrnKiibiicauSgesührt. WaSteiiHagcranbelrifft.soi'lcSiiotcrisck'.daserVermögen besitz«, aber cS ist >» allerhand Uiilernchinungeu verzettelt, wa« sein Geschäft «mbetriffl, jo macht er jetzt außer semm Wucher^
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